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?lag eines Mondlicht — In Golberode ivurde künlich der Hand arbeiter Müller verhaftet, der verdächtig ist, am 30. Dezember vor. IS. an dem Mühlführer Heine in der Hummelmühle einen Ranbanfall verübt zu haben. Müller hatte die Aufmerksamkeit der Polizei durch un gewöhnliche Geldausgaben auf sich gezogen. Pirna. Die hiesige kgl. Amtshauptmannschaft hat mit Einverständnis des Bezirks - Ausschusses zur Einschränkung der öffentlichen Tanzvergnügungen die Bestimmung getroffen, daß die Erlaubniß zu außer- regulativmäßigen Tanzmusiken an einen und denselben Tanzwirth höchstens sechsmal im Jahre ertheilt werden soll und bei Kirchweih-, Ernte- und anderen beweg lichen Festen die Tanzvergnügungen nur an den Tagen abzuhalten sind, an denen die kirchliche Feier, dieser Feste begangen wird. Chemnih. Mit dem Untergange der „Cimbria" sind von Chemnitz und Umgebung 270 Kisten Strumpf- waaren untergegangen; dieselben enthielten SO 000 bis 60000 Dutzend Strümpfe und Handschuhe und hatten einen Werth von 400 000 bis SOOOOO M. Leipzig. Sämmtliche Freimaurer-Logen Deutsch lands haben dem Kronprinzen anläßlich seiner silbernen Hochzeit den Ertrag einer Sammlung zu geeigneter Be nutzung überreicht. Dieselbe soll die Summe von 150000 Mark ergeben haben, welche dazu bestimmt ist, ein Schwesternhaus (für Wittwen und Waisen von Logenbrüdern) zu errichten und zwar in der Stadt Leipzig. Kirchliche Nachrichten von Dippoldiswalde. Am Sonntage Estomihi (4. Februar) früh '/»8 Uhr Kommunion Herr Dialonus sieilmsim. S Uhr predigt Herr Superintendent Opitz. Nachmittags 2 Uhr Gottesdienst Herr DiakonuS lleamim«. Für die überschwemmten Rheinländer gingen ferner noch ein: 3 Mark 76 Pfg. gesammelt unter den Stammgästen im Gasthof zu Wendischcars dorf ; 38 Mark SO Pfg. von der Gemeinde Hartmanns dorf bei Frauenstein. In Summa jetzt: 711 Mk. 44 Pf. Weitere Gaben nimmt entgegen die Expedition diese» Blatte». die Strafe, die Sie mir auferlegen, doch — sei es, ich muß es tragen, so beschämend es auch für mich ist; mein Bekenntniß sei zugleich meine Entschuldigung, meine Sühne." Sie ließ den Kopf sinken und ver harrte Minuten in starrem Schweigen. Wie eine reuige Magdalena lag sie zu Camillo'S Füßen, der fast gerührt wurde durch ihre sichtbare Verzweiflung. Schon wollte er ihr die Hand reichen, sie aufheben da besann er sich, wie furchtbar seine Heddy gelitten, und kalt zog er die Hand zurück. — „Durchlaucht," flüsterte Viktorine tonlos, „ich haßte Ihre Gemahlin, weil — sie — Ihr Weib —" „Halten Sie ein," rief Camillo entsetzt ahnend. „Weil ich Sie liebte," vollendete Viktorine schluchzend, ihr Antlitz in den Händen verbergend. „Unseliges Weib!" Fast schaudernd rief es der Fürst. War er denn blind gewesen, daß er dies nicht geahnt, ihr Spiel von damals nicht schon durchschaut? Jetzt erst verstand er ihre Krankheit, die Szene am Sopha; wußte aber auch jetzt erst, wie tief er seine Heddy liebte. Er hatte sich abgewendet, eine Pause entstand, nur durch Viktorinens Schluchzen unterbrochen. End lich hob sie den Kopf und sagte langsam und de- müthig: „Durchlaucht, Sie haben mein Bekenntniß, verdammen Sie mich, wenn Sie können." „Gräfin," erwiderte Camillo schneidend, „Sie haben meisterhaft gespielt, nur schade, daß Sie so un nütz Ihre Thronen, Ihre Ehre vergeudeten." „Die Liebe, Durchlaucht," antwortete sie mit ge senkten Augen, „ist ein Dämon, der uns wider Willen fortreißt." — „Die Liebe?" unterbrach sie Camillo ernst. „Freveln Sie nicht an dem heiligsten Gefühl der Menschen; die Liebe war es nicht, die Sie verleitete, einzig der Ehrgeiz, die Eitelkeit. Das Diadem auf Ihrem Haupt zu sehen, war wohl nur der allein rich tige Beweggrund, den Sie fälschlich für Liebe nahmen, die Sie nicht kennen; sonst wäre es Ihnen unmöglich gewesen, zwei Herzen trennen zu wollen, von denen Sie wußten, daß sie nur zusammen oder gar nicht leben konnten. Nie hätten Sie Ihr Ziel erreicht, das schwöre ich Ihnen, auch wenn Gott mich gestern nicht in meiner Verzweiflung zu meinem Weibe geführt. Nie hätte dieses Herz für eine Andere schlagen können. Sie konnten es brechen, aber nie gewinnen. — Daß ich Ihnen dies sage, sagen muß, sei Ihre Strafe. Gehen Sie, doch hüten Sie sich, jemals wieder meinen Lebensweg oder den meiner Gemahlin zu durchkreuzen." Er wies gebieterisch nach der Thür, und die stolze Gräfin, die von ihrer geträumten Höhe so tief herab geschmettert war, ging gebeugten Kopses, gehorsam wie ein Lamm. Doch an der Thür drehte sie sich noch einmal um: „Durchlaucht," sprach sie flehend, „es ist zwar kühn, nach den», was Sie mir gesagt, und ich verdient habe, noch eine Bitte zu wagen; dennoch beschwöre ich Sie, lassen Sie mich meine Sühne ganz vollenden, erlauben Sie mir zu bleiben, bis Ihre Gemahlin kommt und ich auf meinen Knien ihre Verzeihung erfleht; denn, Durchlaucht, Sie thun mir Unrecht, wenn Sie mich für so ganz unbarmherzig halten. Ich fühlte den Schmerz Ihrer Gemahlin." „Und dennoch konnten Sie so handeln?" fragte er finster. „Und dennoch!" gab sie kaum hörbar zur Antwort. Nach kurzer Pause sah sie noch einmal bittend auf. „Durchlaucht, darf ich die Verzeihung Ihrer Ge mahlin erflehen?" „Nein," sagte Camillo abgewandt, „diese Gunst haben Sie verwirkt; Ihr Anblick soll meiner Heddy Stirn nicht mehr umwölken." — Er klingelte und befahl dem alten Kammerdiener: „Jean, in einer Stunde den Wagen für die Frau Gräfin!" Dann wandte er sich zu dieser: „Leben Sie so glücklich, als Sie es vermögen, und danken Sie dem Himmel, der Ihren Plan vernichket, weil er nicht wollte, daß Sie zur Mörderin zweier Herzen werden sollten. Wir, denke ich, sehen uns niemals wieder." Kalt schritt er an ihr vorüber. (Schluß folgt.) Um Herz und Diadem. Novelle von M. Heimwald. (Fortsetzung statt Schluß.) Es rvar spät in der Nacht, als Camillo in Wol- kenau ankam. Viktorine war voller Unruhe gewesen, sie fürchtete für ihn und lauschte auf jeden Schritt im Schlöffe. Da endlich hörte sie den Pferdes; sie blickte dnrch'S Fenster, zeigte ihr den Fürsten und beruhigt legte sie sich nieder. „Er wird sich in das Unabänderliche schon finden," dachte sie, „und ich werde ihn schon zu trösten wissen." Es war noch früh am Tage, als der Fürst die Gräfin zu sich bitten ließ. Sie ließ ihn nicht lange warten. , In der reizendsten Morgentoilette kam sie ihm mit aller erdenklichen Liebenswürdigkeit entgegen. „Gott sei Dank, Durchlaucht, daß Sie wieder da sind," rief sie in Bewegung, „ich habe Angst, viel Angst um Sie ausgestanden, als Sie den ganzen Tag nicht wiederkehrten, und bin erst eingeschlafen, als ich Sie in den Schloßhof sprengen hörte." Der Fürst antwortete nicht. Theilnehmend trat die Fürstin zu ihm: „Durchlaucht, Niemand begreift besser, was Sie leiden, wie ich, und wenn etwas Ihren tiefen, nur zu berechtigten Schmerz zu lindern vermag, soll es die Hand der Freundschaft sein, die versuchen wird, Ihre Stirn zu glätten." Camillo hob den Kopf, doch nicht der Blick eines tiefgebeugten, schwergekränkten Gatten war es, mit dem er auf die Gräfin schaute; nein, das strenge Auge des Richters, der das Urtheil über den Angeklagten ge sprochen, ruhte voller Verachtung vernichtend auf der Verrätherin, als er empört sprach: „Freundschaft! Dies Wort, Frau Gräfin, wagen Sie noch in den Mund zu nehmen? Sie wagen wirklich noch, mir in's Angesicht zu sehen? Was habe ich, was hat mein armes Weib Ihnen gethan, daß sie unsere Herzen so zu zerreißen suchten?" Todtenbleich war Viktorine geworden. „Durch laucht!" stammelte sie verwirrt. „Schweigen Sie," sprach er streng. „Suchen Sie nicht neue Lügen hervor. Nur wünsche ich von Ihnen noch zu erfahren, warum sie meine arme Gattin so grausam gepeinigt, warum Sie mir das Märchen Ihrer Treulosigkeit aufgebunden, welches ich jedem Anderen als eine Lüge in's Gesicht geschleudert. Sie hielt ich einer solchen Falschheit nicht für fähig. Warum das Alles?" Drohend, mit untergeschlagenen Armen, stand er vor Viktorine, die sich bleich und zitternd an einen Stuhl lehnte. Konnte sie ihm, nachdem Alles ver loren, sagen, weshalb sie so gehandelt, weshalb sie Ehre und Leben eingesetzt in ihrem Spiele? Nimmer mehr. — „Durchlaucht," rief sie flehend, „ich bekenne meine Schuld, doch seien Sie barmherzig, fordern Sie, was Sie wollen, in die tiefste Einöde will ich mich be graben, doch fordern Sie nicht zu wissen, warum ich es gethan." Verzweifelnd sahen ihre Augen zu Camillo auf, der unerbittlich strenge vor ihr stand: „Haben Sie Barmherzigkeit mit dem Schmerze meiner Gattin ge habt? Haben Sie Heddy's verzweifelte Thränen ge rührt? Fragten Sie danach, ob Sie zwei Herzen voll Treue und Liebe brachen? Und Sie verlangen Barm herzigkeit von mir? Nein, Gräfin, Sie werden sprechen, werden das „Warum" mir bekennen, wenn Sie nicht wollen, daß Gräfin Viktorine v. Helmsburg sich vor dem Gericht als Fälscherin verantworten soll." Er hatte die letzten Worte mit erhobener Stimme gesprochen, die Gräfin schrie laut auf. „Sie sehen," fuhr Camillo kalt fort, „ich weiß Alles. Danken Sie es meinem Engel von Weibe, die in ihrer Seelenreinheit nach Allem, was Sie ihr ge than, an Ihre Schuld nicht glauben wollte, ja. Sie vertheidigte, da sie nicht ahnt, wie Sie sie verleumdet haben. Ihr zu Liebe will ich großmüthig sein, von jeder gerichtlichen Verfolgung abstehen. Sie nur der Strafe des Gewissens überlassen, doch nur unter der Bedingung, daß Sie mir ohne Rückhalt bekennen, was Sie dazu getrieben?" „Durchlaucht, tödten Sie mich," rief Viktorine außer sich, dem Fürsten zu Füßen fallend, „nur er lassen Sie mir dies Bekenntniß." Doch der sonst so weiche Fürst blieb hart und unbeweglich und sagte ungeduldig: „Wählen Sie zwischen Ihrer Beichte oder — dem Gefängniß." Aufschreiend schlug Viktorine die Hände vor's Gesicht. Ihr Schluchzen rührte Camillo nicht, der kalt auf sie sah. Nach langer Zeit endlich ließ sie die Hände sinken, einen Augenblick noch zuckte es kämpfend in ihrem Antlitz, dann sagte sie leise und schmerzlich: „Durch laucht, ich habe mich schwer vergangen und schwer ist Tagesgeschichte. Berlin. Der Reichstag wird wahrscheinlich erst, nachdem die Durchberathung des Etats erfolgt ist, vertagt worden; auch ist es noch zweifelhaft, ob diese Vertagung sich nur auf kurze Zeit oder bis nach Ostern erstrecken soll. — Die Budget-Kommission des Reichstages hat mit 11 gegen 5 Stimmen die dorthin zurückverwiesene Position für den Kasernenbau in Großenhain ge nehmigt. — Fürst Bismarck ist wieder erkrankt und wird mehrere Tage das Bett hüten müssen. — Dem deutschen Kronprinzen ist zu seiner silbernen Hochzeit vom westfälischen Bauernverein ein sehr werthvoller Schimmel überbracht worden. — Um das Neichstagsgebäude nach den Wallot'schen Projekten dürfte im Reichstage noch ein § heftiger Streit entbrennen. Man will sich nicht dazu verstehen, daß die Neichstagsmitglieder in dem neuen Gebäude 60 Stufen steigen sollen, um den Sitzungs- ü saal zu erreichen, und eine weitere Treppe zurücklegen ? müßten, um in die Bibliothek zu gelangen. In dieser Beziehung bereitet sich ein Kampf gegen die Kommis sion vor. — Die Fortschrittspartei des Reichstages bringt s einen Gesetzentwurf ein, durch welchen bestimmt werden soll, daß Militärpersonen Gemeindesteuer in gleicher ; Höhe wie die Civilbeamten zu zahlen verpflichtet seien. Oesterreich. Die Folgen des hohen Kaffee- zolles machen sich namentlich an der böhmischen Grenze in der unangenehmsten Weise fühlbar. Säch sische Hausirer dringen hinüber und bieten in Privat häusern die kleinsten Quantitäten Kaffee an, begünstigt durch den hohen Zoll zu sehr billigen Preisen. Die mit der hohen Erwerb- und Einkommensteuer ohnehin - hart bedrückten Kaufleute verlieren ihre Kundschaft und ihr Kaffee bleibt unverkauft. Rußland. Es verlautet, daß als Krönungs tag des Czaren in Moskau der 28. April russischen Styls (12. Mai unserer Rechnung) festgesetzt worden ist. — Die starke Kälte, welche im Innern von Rußland während des Dezembers herrschte, hat viele Opfer an Menschenleben gekostet. Im Kreise Mos- haisk erfroren 11 Knaben, die aus der Dorfschule heimwärts gingen; aus dem Kreise Wolokalamsk wird gemeldet, daß daselbst mährend des großen Frostes über 42 Menschen verschollen und vermuthlich der Kälte unterlegen sind. Egypten. Prinz Friedrich Karl von Preußen ist aus Ober-Egypten nach Kairo zurückgekehrt. Amerika. Neulich kam schon die Nachricht, daß der Schatzmeister eines der nordamerikanischen Unions staaten wegen „Unregelmäßigkeiten" in der ihm an vertrauten Kasse durchgebrannt sei. Er wurde in Mexiko gefaßt. Jetzt hat er einen Nachahmer gesunden. Aus Washington wird nämlich telegraphirt, daß der Schatzmeister des Staates Alabama flüchtig geworden und daß seine Bücher einen Kaffendeffekt von 250,000 Dollars aufweisen. Afrika. Cetewayo ist am 28. Januar wieder als Zulukonig eingesetzt worden, doch riefen die Beding ungen der Wiedereinsetzung die Unzufriedenheit mehre rer Häuptlinge hervor.