Volltext Seite (XML)
Wcheritz-ZkitW Amtsblatt Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithne in Dippoldiswalde. Inserate, welch« bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Berbrritimä finden, werden mit IVPfa. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltemeiie so Pfg. erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, -wetmonatlich 84 Pfg-, einmonatltch 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. für die Königliche Kmtshauptmarmschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Knltsgerichte und die Stadträihe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Sonnabend, den 3. Februar 1883. von denen die „Nelle Freie Presse" zu berichten weiß, muß denn doch erst die Zukunft lehren. Frankreich. Die Uebernahme des französischen Kabinets durch Herrn Fallt eres, dem bisherigen Mi nister des Innern, hat den gegenwärtig in Frankreich herrschenden chaotischen Zuständen noch durchaus kein Ende bereitet, es deuten vielmehr verschiedene Anzeichen darauf hin, daß auch das Kabinet Falliores nur ein „Verlegenheitsministerium" sein wird. Für die Schwie rigkeit, geeignete Ersatzmänner für die abgetretenen Minister Duclerc, Villot und Jauröguiberry zu finden, spricht wohl deutlich der Umstand, daß Billot (Krieg) und Jauröguiberry (Marine) ihre Portefeuilles pro visorisch noch behalten; wie es heißt, hätte sich jedoch General Campenon, der Kriegsminister im Kabinet Gambetta, bereit erklärt, das Kriegsministerium zu übernehmen. Alles hängt von dem Beschlüsse ab, den die Deputirtenkammer bezüglich der Vorlage über die Maßregeln gegen die Thronprätendenten fassen wird, mit welchem Gegenstände sie sich schon seit Montag beschäftigt. Die Sitzung am Dienstag erlitt dadurch eine unliebsame Unterbrechung, daß der Konseilpräsident Fallieres mitten in seinen Ausführungen über die er wähnte Vorlage infolge eines eintretenden Schwäche zustandes abbrechen mußte; nach der Sitzung hatte er sogar einen Ohnmachtsanfall. Der Letztere wurde durch Ueberanstrengullg der Nerven in Folge von Schlaf losigkeit verursacht. Der Zirstand Fallivres erfordert absolute Ruhe, wird indessen boraussichtlich keine wei teren nachtheiligen Folgen haben. Rußland. In den politischen Kreisen Petersburgs beschäftigt man sich gegenwärtig angelegentlichst mit der Frage der Neubesetzung des General-Gouverneur- Postens von Warschau, dessen seitheriger Inhaber, General Albedinski, zurückgetreten ist. Der Posten eines General-Gouverneurs von Warschau ist einer der wichtigsten in ganz Rußland, da er seinem Inhaber außerordentliche Machtbefugnisse verleiht, und es ist darum nicht gleichgiltig, mit welcher Persönlichkeit der selbe neubesetzt werden soll. Von auswärtigen Blättern wurde mehrfach Graf Jgnatieff als Nachfolger Albe- dinski's genannt; Petersburger Meldungen bezeichnen zwar dieses Gerücht als absurd, indessen, in Rußland ist Alles möglich, warum also nicht auch der ehemals so mächtige Minister des Innern als General-Gou verneur von Warschau! — Egypten. Die egyptische Frage ist durch dir eng lische Zirkularnote zwar wieder in Fluß gerathen, aber sie bewegt sich nur sehr langsam vorwärts. Die Note ist noch von keiner Macht beantwortet worden, was fast auf eine unfreundliche Aufnahme derselben bei den Mächten hinzudeuten scheint. In dieser Beziehung ist auch eine Mittheilung des offiziösen „Journal de St. Petersbonrg" zu erwähnen, in welcher gesagt wird, daß von einer Antwort der Pforte auf die englische Zirkularnote, wovon englische Blätter zu berichten wußten, bei den europäischen Kabineten nicht das Ge ringste bekannt sei. Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde, den 2. Februar. An letzter Mittwoch hielt in der Turnhalle der von Dresdener Schuldirektoren warm empfohlene, fast ganz erblindete vr. Pezold aus Dresden, Vormittags vor den ersten 3 Klassen der Stadtschule, einen der Fassungskraft der betreffenden Zuhörer angepassten Vortrag über ameri kanische Verhältnisse, die er aus eigner Anschauung kannte, da er 23 Jahre in den Vereinigten Staaten als Lehrer, der deutschen und französischen Sprache ge wirkt hat, welche Thätigkeit er in Folge seiner Er blindung hatte ausgeben müssen. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Januar 748 Einzahlungen im Be trage von 73102 M. 9 Pfg. gemacht, dagegen er folgten 751 Rückzahlungen im Betrage von 70043 M. 20 Pfg. 48. Jahrgang. Pf. — Geschäfts-Bericht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umgegend auf den Monat 63513 Mark 97 Pf. Summa der Ausgabe. — Im Jahre 1882 wurden geboren in Dippoldis walde 51 K., 48 M. (davon 8 todtgeb.), unehel. 8 K., 9 M. (davon 1 todtgeb.); in Berreuth 2 K., 1 M.; in Ulberndorf 8 K. (davon 1 todtgeb.), 4 M., unehel. 1 K., I M.; in Elend 2 M., unehel. 1 M.; in Rein holdshain 15 K., 7 M., unehel. 1 K.; Oberhäslich 2 K., 6 M., unehel. 1 K.; Neinberg 2 K. IM. In Summa 80 K., 69 M.; unehel. HK., 11 M. So nach im Standesamtsbezirk Dippoldiswalde .171 Kinder überhaupt. Pretzschendorf. Die von unseren Kirchenvorstehern vorgenommene Monatssammlung freiwilliger Bei träge zum Orgelbaufond, womit die Kirchenge meinde im 150. Jubeljahre der Kirchweih ihr liebes Gotteshaus zu beschenken bereit ist, wird weit über 100 Mark betragen, so daß bei günstiger Fortsetzung des Sammelwerkes ein sehr schätzbares Ergebnis in Aussicht steht. Für den Beleuchtungsfond beabsichtigt man eine Kirchenmusik-Ausführung am Abend des nächsten Palmsonntags. * Waltersdorf bei Liebstadt. Am 29. v. Mts., Abends gegen 7 Uhr, erschreckte der Ruf „Feuer" plötzlich die Bewohner unseres und die der benachbarten Orte. Ailf bis jetzt noch unermittelte Weise war in dem dem Wirthschaftsbesitzer Dittrich gehörigen Hause mit angebauter Scheune, Feuer entstanden, das leider erst bemerkt wurde, als der innere obere Thcil des Hauses vollständig brannte, und konnte daher außer dein Vieh nur wenig gerettet werden. Sämmtliche Getreide- und Futtervorräthe verbrannten dabei mit. Zahlreiche von den Nachbarorten mit Spritzen herbei geeilte Mannschaften vermochten, trotz des heftigen Windes, das Feuer auf seinen Heerd zu beschränken. Dresden. Unser Königspaar hat sich am Donnerstag Vormittag mittelst Extrazug nach Leipzig begeben, um u. A. auch der Eröffnung der Kochkunst- Ausstellung beizuwohnen. Der Aufenthalt in Leipzig wird einige Tage dauern. — Mit dem 31. Januar ist das Ende der Jagdsaison bei mehreren Sorten Haar- und Feder wild eingetreten, und dürfen vom 1. Februar an in Sachsen nicht mehr geschossen werden: Hasen, Reh böcke, Fasanen, Schnepfen, Hähne von Auer-, Birk- und Haselwild (die letztbezeichneten vier Federwildsorten werden jedoch schon am 1. März bis 15. Mai aber mals gejagt), Wachteln, Becassinen und wilde Tauben, sowie verschiedene andere selten vorkommenden jagd baren Säugethiere und wilden Vögel. Bis zum 1. März dagegen dürfen noch geschossen werden männ liches und weibliches Edel- und Dammwild und Kram- metsvögel, während wilde Enten noch bis mit dein 15. März jagdbar sind. Einnahme: ". Kaffenbestand vom vor. Monat. Stammeinlagen. Eintrittsgelder und Bücher. Spareinlagen. verkaufte Staatspapiere. Zinsen von Staatspapieren, zurückgezahlte Vorschüsse. Provision für Vorschüsse. Zinsen für Vorschüsse. 83714 Mark 50 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: gegebene Vorschüsse. gekaufte StaatSpapiere. zurückgezahlte Spareinlagen. Zinsen. zurückgezahlte Stammeinlagen und Dividende. Regie-Aufwand. Januar 1883. 775 Mark 57 97 s 16 - 20 55072 - 64 — s 2 —— 26583 - 312 - 33 857 - 76 21142 Mark — Pf. 16958 - — - 25347 - 67 - 42 - 60 - 4 - — - 19 - 70 - Nr. 14. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Seit nun beinahe zwei Wochen beschäftigt sich der Reichstag mit der Spezialberathung des Reichshaushaltsetats, und es erscheint begreiflich, daß ein so trockenes Thema keinen Stoff zu interessanten Debatten bietet. Die Berathungen über diesen Ge genstand sind denn auch bis jetzt ziemlich glatt ver lausen und dürften dieselben wohl noch an diesem Sonnabend zn Ende gebracht werden. Der Löwen- antheil an diesen Debatten fällt auf den Militäretat, welcher im Ganzen sechs Sitzungstage erforderte und an dem verschiedene, nicht unerhebliche Abstriche, na mentlich bezüglich einer Reihe von Kasernenbauten ge macht wurden. Eine Frage von allgemeinerem In teresse wurde in der Dienstags-Sitzung des Reichstages bei der Berathung des Post- und Telegraphen - Etats berührt. Der Abgeordnete Lingens (Zentrum) befür wortete die möglichste Einschränkung des postalischen Sonntagsverkehrs; worauf dsr Staatssekretär des Reichspostamtes, vr. Stephan, ausführte, daß dies mit den berechtigten Interessen des Verkehrs unver einbar sei und aus einer Reihe ergangener Verfügungen nachwies, daß die Postoerwaltung stets bemüht gewesen sei, zwischen den Anforderungen des Publikums und dem Ruhebedürfniß der Beamten den richtigen Aus gleich zu finden, vr. Stephan hob unter Anderm sehr treffend hervor, welch' einen gewaltigen Eingriff es in den Verkehr bedeuten würde, wenn man die Geld sendungen Sonntags ganz verhindern wollte, da an den 52 Sonntagen des Jahres 5 Mill. Sendungen mit 255 Mill. Mark vermittelt würden. — Der Brief des Kaisers an den Papst bildet fortdauernd den Ge genstand der lebhaftesten Erörterungen in der Presse. Das Schreiben hat durch die Gegenzeichnung des Reichs kanzlers den Charakter eines amtlichen Aktenstückes erhalten und seine Veröffentlichung in der „Nord deutschen Allgem. Zeitung" bestätigt diese Auffassung. Eine Wirkung hat Letzteres bereits zur Folge gehabt: der Führer des Zentrums, Herr Windthorst, bat in der Dienstags-Sitzung des Reichstags, seinen Antrag auf Aufhebung des sogenannten Expatriirungsgesetzes von der Tagesordnung abzusetzen. Es deutet dies unzweifelhaft auf eine Aenderung in der Taktik der Zentrumspartei hin, welche mit dem erwähnten An träge wieder in ihre alte Frontstellung gegen die Re gierung einrücken wollte; es scheint, daß sich jetzt das Zentrum wieder auf die Methode des Abwartens ver legen will. Hoffentlich fallen die milden Worte, welche unser Kaiser in seinem Schreiben ausgesprochen hat, auf keinen tobten Boden, sondern bewegen die Kurie zu einer entgegenkommenderen Haltung als bisher. — Die nächste Sitzung des preußischen Abgeordnetenhauses findet nach den nunmehr feststehenden Dispositionen am Dienstag, den 6. Februar, statt; auf der Tages ordnung stehen die Vorlage bezüglich Lauenburgs, so wie die erste Lesung ver Subhastationsordnung und der brandenburgischen Landgüterordnung. Ob sich der Reichstag sofort von dem genannten Zeitpunkte an vertagen wird, erscheint noch ungewiß. Oesterreich-Ungarn. Der fünftägige Besuch, wel chen Herr v. Giers, der russische Minister des Aus wärtigen, der Hauptstadt Oesterreichs abgestattet hat, findet in der Wiener Presse noch immer zahlreiche Kommentare. Indessen sind dieselben wenig mehr als bloße Vermuthungen, da man noch heute über den Aufenthalt des russischen Staatsniannes in Wien so wenig im Klaren ist, wie über die ganze mehrwöchent- liche Reise des Herrn v. Giers. Man kann allerdings aus naheliegenden Gründen vermuthen, daß es sich bei den Besprechungen zwischen dem Grafen Kalnoky, dem Leiter der auswärtigen österreichischen Politik und Herrn v. Giers in erster Linie um die Regelung des Verhältnisses zwischen Rußland und Oesterreich auf der Balkanhalbinsel gehandelt hat; ob hierbei aber ganz bestimmte „Abmachungen" getroffen worden sind.