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W? Mkißmtz-ZkitW 7 ÄÄ? Verantwortlicher Redakteur: Carl Sehne in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 22. Februar 1883 Nr. 22. .M W K >L 7.'^ PH ' H U 'N H 48. Jahrgang Inserat«, welch» bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk- sanie Verbreitung finden, werden mit 10 Pfff. die Gpaltenzeile oder oerm Raum berechnet. -- Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile MPfg. Tagesgeschichte. Berlin. Der Bundesrath beschloß "eine Verord nung wegen des Verbotes der Einfuhr amerikani schen Schweinefleisches. — Der Kaiser ist von seinem Unwohlsein wieder vollständig hergestellt und unternahm bereits trotz der rauhen Witterung wieder einige Ausfahrten. Am Sonntag Nachmittag erschien er im Reichstagsgebäude uud besichtigte das dort aufgestellte Modell des neuen Neichstagsgebäudes sehr eingehend. .Er äußerte sich dabei sehr gnädig gegen Herrn Wallot, erklärte sein Einverständniß mit dem Projekt und forderte Letzteren wiederholt zur Sparsamkeit bei der inneren Bauaus führung auf. Oesterreich. Die Befestigungsarbeiten in der Cri- voscie werden unter Leitung des Genie-Oberstlieute- nants Zareba trotz des rauhen Winterwetters fortge setzt. Drei kleine Lloyddampfer sind immer unterwegs, um Baumaterial von Triest nach Risano zu schaffen. In der vorigen Woche ging auch ein neuer Transport von Civilarbeitern aus Pola und Istrien nach der Bocche ab. Das Fort Greben, oberhalb der neuen, von Risano in die Crivoscie führenden Serpentinen ist nahezu fertig und schon armirt. Ungarn. Am 18. Februar ist in Arad das Theater vollständig ein Raub der Flammen gewor den. Es war das größte und schönste Privattheater Ungarns und erst 1874 mit einem Aufwande von 700,000 Gulden erbaut; eine 73 Köpfe starke deutsche Gesellschaft gab in demselben Vorstellungen. Biblio thek und Garderobe sind gerettet und Menschenleben nicht zu beklagen. Das Gebäude war mit 130,000 Gulden versichert. Frankreich. In Bouchet bei Corbeil ist eine Pul vermühle in die Luft geflogen, 6 Personen wurden getödtet, 2 verwundet. — Der Präsident Grövy hat Jules Ferry mit der Bildung des neuen Kabine ts beauftragt. Wie es heißt, würde Ferry das Portefeuille des Auswärtigen, Martin-Feuilläe das Ministerium des Innern, Waldeck- Rousseau das Ministerium der Justiz, Tirard die Finanzen, General Thibaudin das Kriegsministerium, Naynal das Ministerium der öffentlichen Arbeiten und Cochery dasjenige der Posten und Telegraphen über nehmen. Italien. Der „Moniteur de Rome" veröffentlicht in seiner Abendausgabe die beiden Briefe, welche der Papst im Dezember und Januar an den Kaiser Wilhelm gerichtet hat. In dem ersten Brief, welcher vom 3. Dezember vor. I. datirt ist, spricht der Papst seine Freude über die Versicherungen aus, welche der Kaiser bei Eröffnung des preußischen Landtags in Be treff der Erhaltung des europäischen Friedens gemacht hatte. Der Papst erinnert daran, daß er schon von Beginn seines Pontifikates an. Dank den edlen Ge sinnungen des Kaisers, sich der Hoffnung hingegeben habe, auch den religiösen Frieden wiederhergestellt zu sehen. Diese Hoffnung sei durch die Wiederherstellung der preußischen Gesandtschaft bestätigt worden. Wie für die Kirche, so sei auch für den Staat der religiöse Frieden nur vortheilhaft, denn die Kirche schärfe den Geist des Gehorsams für die Anordnungen der Obrig keit den Menschen ein. Die Pflichten seines aposto lischen Amtes nöthigten den Papst jedoch, zu verlangen, daß die neue Gesetzgebung in Preußen in definitiver Weise gemildert und verbessert werde, mindestens in denjenigen Punkten, die für das Lebe» der katholischen Kirche wesentlich erschienen. Es werde dies das ein zige Mittel sein, zu einem wahren und dauerhaften Frieden zu gelangen. Die Wiederherstellung des reli giösen Friedens werde die Herzen der katholischen Un- terthanen noch fester an den Thron knüpfen, sie werde die würdige Krönung einer langen und ruhmreichen Regierung sein. Der zweite Brief, welcher als Ant «Lostakes und Sächsisches. Dippoldiswalde, 21. Februar. Der Kirchenvor stand hiesiger Parochie wird in seiner heutigen Sitzung über den Zeitpunkt der Einführung des neuen Ge sangbuches beschließen. — Die 3. Klaffe der 103. sächsischen Landes- Lotterie wird am 5. und 6. März gezogen werden. Die Erneuerung der Loose zu dieser Klaffe muß spätestens vor Ablauf des 24. Februar erfolgen. Bienenmühle. Der landwirthschastliche Kreis verein zu Dresden wird nächsten Sonntag, 25. Febr., im hiesigen Gasthofe eine landwirthschastliche Bezirks versammlung abhalten, zu welcher die Mitglieder der landwirthschaftlichen Vereine, auch Landwirthe und Freunde der Landwirthschaft eingeladen werden. Die interessanten Vorträge sind: 1) Ueber die Erschöpfung unseres Bodens, und welche Mittel besitzt ihr gegen über der Landwirth? 2) Ueber die Bodenkultur des deutschen Reiches. Dresden. Der Konkurs des Pianofortefabrikanten E. Asch er berg beschäftigt die ganze Geschäftswelt. Die Dresdner Bank hat sich mit ihrem Guthaben durch Hypotheken gedeckt, so daß im Ganzen nur 16199 M. Außenstände vorhanden sind, während die Passiven 1053 785 Mark betragen. Ein Pianofortebauer in Thüringen, der seine Instrumente an Ascherberg lieferte, die dieser alsdann mit seiner Fabrikmarke und als „Kunstprodukte" verkaufte, büßt 40000 M. ein, und viele kleine Lieferanten komnien in großen Verlust. Ascherberg ist mit zusammengerafften Geldsummen flüchtig geworden. — Nach neuester Verfügung lautet die Bezeichnung für Hohnstein nicht mehr Hohnstein „bei Stolpen," sondern Hohnstein „in der sächs. Schweiz." Tharandt. Dem früheren Stadtkämmerer Noack hat der König Albert 1 Jahr und 4 Monate seiner Gefängnißstrafe erlassen und ist Noack auch in die bürgerlichen Ehrenrechte, die ihm auf 5 Jahre ab erkannt waren, wieder eingesetzt worden. Meißen. Sechs hiesige Bürger aus dem Ge werbestande haben dem deutschen Kronprinzen paare zu dessen Silberhochzeit einen „Gruß aus der alten sächsischen Bischofsstadt" in Form von selbst gefertigten Produkten des Meißner Gewerbfleißes über sendet. Die aus den Werkstätten und Fabriken der Geber hervorgegangenen Geschenke bestehen: aus einem Kredenzschrank in Eichenholz, reich ornamentirt, einem Meisterstück der Kunsttischlerei und Holzbildhauerei, gefertigt in der Tischlerwerkstatt von Emil Lobeck; — ferner aus einem Frühstücksservice für zwei Personen in blau und gold mit sechs verschiedenen reizend aus geführten Ansichten von Meißen aus der Meißner Porzellan- und Chamotte-Maaren-Fabrik (vormals C. Teichert), vertreten durch Direktor Schuster; aus einer Jardiniere aus Majolika, darstellend das reich bekränzte Lebensschiff „Friedrich Victoria", gelenkt von Amor und getragen von Delphinen und anderem in den Wellen spielenden Seegethier, ein Prachtstück der keramischen Industrie aus der Sächsischen Ofen- und Chamottewaarenfabrik (vormals E. Teichert) in Cölln, vertreten durch Direktor Hase; — aus einem Blumen körbchen mit einem ebenso durch Farbenpracht, wie sinniger Zusammenstellung, reizvoller Abwechselung und delikatester Ausführung das Auge ergötzenden Blumenbouquet, zusammengchalten von einem echt silbernen und eine goldene Blüthe tragenden Myrthen- kranz, aus der Blumenfabrik von Naumann; — aus zwölf Flaschen Meißner Gewächs (Auslese) aus der Weinhandlung des königl. Hoflieferanten Otto Horn, — und endlich aus zwölf Flaschen „Perle von Meißen" (Kölnisches Wasser) in zwei eleganten, mit blauer Seide ausgeschlaaenen Toilettekasten aus der Seifen- und Parfümerie-Fabrik von Camillo Kox. N. „Wrl-rrltz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., ejnmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern , L> Pfg. - Alle Postaw i «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche UmishauptmannschafL Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein wort auf das kaiserliche Schreiben vom 22. Dezember v. I. dient, ist vom 30. Januar datirt. In demselben heißt es: Die kaiserliche Antwort habe die Hoffnung des Papstes, den Konflikt einer Lösung zugeführt zu sehen, bestätigt, da ja der Kaiser sich zu einer Revision der gegenwärtigen Gesetzgebung geneigt zeige. Er (der Papst) habe durch den Kardinal Jakobini dem Gesandten von Schlözer eine Note zustellen lasten, in welcher er den Entschluß ausdrückte, den Bischöfen zu gestatten, die Wahl neuer Pfarrer (ouröo) der Regierung zu notifiziren, ohne eine komplete Revision der in Kraft befindlichen Gesetze abzuwarten. Der Papst verlangt jedoch, daß man die Maßregeln mildere, welche die Ausübung des geistlichen Amtes und die Ausbildung des Klerus verhindern. Kirche wie Staat müßten in der Lage sein, die Personen, deren sie sich bedienen, jeder Theil seinem eigenen Geiste entsprechend, aus zubilden. Der Papst glaubt, daß diese Aenderungen für das Leben der Kirche unvermeidlich find. Sei hierüber eine Einigung erzielt, so sei es leicht, zu einem wirklichen und dauerhaften Frieden zu gelangen. Rußland. Es heißt, der kaiserliche Hof werde sich schon zu-Ostern oder bald nachher nach Moskau be geben und bis nach der Krönung daselbst bleiben. Unter den eingeladenen Gästen stehen in ersten Reihe der deutsche Kronprinz, der österreichische Kronprinz, der Prinz von Wales, Kronprinz und Prinz Walde mar von Dänemark, Prinz Alexander und Landgraf Friedrich von Hoffen, der Erbgroßherzog von Sachsen, Prinz August von Portugal, dann mehrere andere deutsche Fürstlichkeiten; für alle hohen Gäste sind in Moskau bereits Häuser gemiethet, die mit eleganter Einrichtung versehen werden. Einige der jüngeren Prinzen werden im Kreml-Palais wohnen. Von jedem Jnsanterie-Negimente der Garde begiebt sich ein kom- binirtes Bataillon aus den stattlichsten Leuten mit neuen Uniformen nach Moskau. Die Offiziere des selben erhalten einen halbjährigen Sold extra. Zahl reiche Truppentheile sollen zur Bewachung der Eisen bahn Petersburg-Moskau kommandirt werden. Egypten. Das Kriegsgericht in Alexandrien ver- urtheilte von den der Ermordung des englischen Pro fessor Palmer angeklagten 13 Beduinen 5 zum Tode, 1 zu 15jähriger, 1 zu lOjähriger, 4 zu öjähriger und 1 zu 3 jähriger Freiheitsstrafe. Der mitangeklagte Gouverneur des Sinaidistriktes wurde seines Amtes entsetzt und zu 1 jährigem Gefängniß verurtheilt. 4 andere Beduinen, deren Theilnahme an der Ermordung des Professor Palmer feststeht, werden noch verfolgt. Die Petroleum-Industrie Amerikas. Die Existenz des Petroleums in Amerika soll schon im Jahre 1627 bekannt gewesen sein, und sonderbarer Weise gebührt der Anspruch des Vorrangs einem der jüngsten Produktionsdistrikte, nämlich der vielver sprechenden Gegend von Allegheny County in New-Jork, welche bis vor 15 Jahren den „Oil Prospektors" un bekannt war. Der erste authenthische Bericht über das Vorhandensein von Oellagern in Pensylvanien wird dem Kommandanten von Fort Duquensne (jetzt Pitts- burg) zugeschrieben, der in einem Berichte an General Malkolm erwähnte, daß bei den Ceremonien der Se neca-Indianer dieses Oel eine sehr wichtige Rolle spiele. Doch alte, rauhgezimmerte Tröge, die man in neuerer Zeit tief unter dem Flußbetts des Oil Creek an den Oelquellen gefunden, deuten darauf hin, daß schon vor den Indianern Erdöl gewonnen wurde. Auf neuere Zeit zurückkommend, finden wir, daß die alten Kolonisten (1700) das Petroleum mittelst wollener Decken auffingen, welche über das Wasser ausgebreitet wurden, auf dessen Oberfläche sich eine dünne Oelschicht befand, und wurde dies Verfahren bis zu 1850 noch angewandt. Diese Art und Weise, das Erdöl aufzufangen, war allerdings primitiv, der Verdienstaber nicht zu verachten, da fast alles Petroleum