Volltext Seite (XML)
Mchmh-ZckW. Nr. 19. Donnerstag, den 15. Februar 1883. 48. Jahrgang. Dl. „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. -- Preis vierteljährlich IP. 26 Pfg-, zweinianailich 84 Pfg., «inmonatlich 42 Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blatte- eine sehr wirk same Verbreitungfinden, werden mit ?l> Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Pfg^ Einzelne Nummern » M ^;e«ate mit entspr«hen- 10 Pfg. - Alle Postan- r s dem Ausschlag. - Ernge- stylten, Postboten! sowie Li Li tzndt' im re^akiwnelien die Agenten nehmen Be- ' Theile, die Spaltenzeile steüungen an.- M- Amtsblatt für die Königliche Amtshauplniannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königliche» Zimtsgerichte und die Kiadlräthe ., zu Dippoldiswalde und Irauenstein , Verantwortlicher Redactellr: Carl Ithnt in Dippoldiswalde. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, den 14. Februar. Schon hatten wir uns der Befürchtung hingegeben, daß der freund lichst in Aussicht gestellte Vortrag des Herrn Professor Robert von Schlagintweit wegen anderweit einge gangenen Verbindlichkeiten des genannten Herrn in diesem Winterhalbjahr nicht mehr stattfinden könne. Nach einer indeß beim Vorstand des Gewerbevereins eingegangenen Nachricht gedenkt der berühmte Reisende Dienstag, den 27. Februar hier zu sein und über die von ihm bereiste Südpacifikbahn zu sprechen. Wir versprechen uns einen hohen Genuß, da der Vortra gende nicht nur als interessanter Redner bekannt ist, sondern auch durch Karten, Pläne, sowie auch stereos- kope Ansichten die Darstellung noch anschaulicher ge macht wird. Der Herr Vortragende hat in Bezug auf letzteres Anschauungsmittel deshalb den Wunsch aus gesprochen, daß von den Zuhörern ganz gewöhnliche stereoskopische Apparate mitgebracht werden möchten, um die vorgezeigten Bilder desto schneller in Zir kulation setzen zu können. Jedensfalls wird der Vor stand für eine Anzahl derartiger „Körpergucker" be sorgt sein. Nähere Bekanntmachung erläßt der Ge werbeverein nächste Woche. — Wie uns mitgetheilt worden ist, wurde der am Sonntag Nacht von Hainsberg nach Schmieveberg veranstaltete Extrazug von 82 Personen benutzt, für den Anfang gewiß eine stattliche Zahl. Nur wünschen wir den etwa später veranstaltet werdenden Zügen eine noch regere Betheiligung. — Das neue Landes-Gesangbuch war bis 5. Februar bereits in 59 Parochien des Landes an genommen, und soll dasselbe theils am Palmsonntag, theils am Sonntag Judica eingeführt werden. Es verlautet noch nichts darüber, wenn die Einführung in der Parochie Dippoldiswalde stattfinden wird. Dresden. Wie bekannt, ist zur Feier des zehnten Stiftungsfestes von Sachsens Militärvereinsbund für Mitte Juli dss. I. ein großes Fest hierorts geplant, über dessen vorläufige Feststellung Folgendes verlautet: Die Dauer der Feier ist auf die Tage 15., 16. und 17. Juli (Sonntag bis Dienstag), als Festplatz der Alaunplatz und als Festhalle das daselbst stehende Exerzierhaus angenommen. Das provisorische Pro gramm stellt auf Sonnabend den 14. Juli (Vorabend) Begrüßung und Kommersabend. Erster Tag: Vor mittags Begrüßung der Festgenossen. Nachmittags großer Festzug, in welchem namentlich der historische Gang der kurfürstlich-undköniglich sächsischen Uniformen, in einzelnen Gruppen, welche je hinter die Musikchöre vertheilt werden, zur Schau getragen werden sollen. Die Aufstellung des Festzuges soll in Friedrichstadt auf der Weißeritzstraße und in deren benachbarten An lagen erfolgen. Der Zug bewegt sich durch die Wettin- straße nach dem Altmarkt, wo Begrüßung der Fest- genossen durch Stadtbehörde und Bundespräsidium. Bekränzung des Siegesdenkmals und Gesang der Wacht am Rhein stattfindet. Der Weitermarsch berührt u. A. die Anlagen, Neumarkt und wird zu einem Defilee von Augustusstraße über Schloßplatz nach derAugustus- brücke vor den allerhöchsten und höchsten königlichen und prinzlichen Herrschaften. Der Zug bewegt sich so dann durch Haupt- und Alaunstrabe nach den» Fest platz. Abends findet daselbst großes Konzert statt. — Zweiter Tag: Festgottesdienst auf Alaunplatz, bei un günstigem Wetter in dec Garnisons(Dreikönigs-)Kirche, Vormittags 9 Uhr. Um 11 Uhr Bundesgeneralver- sammlung in Damms Etablissement bis 2 Uhr. Um 3 Uhr große Festtafel in der Festhalle. Hierauf Ge sangaufführung der vereinigten Sängerchöre auf den» Platze, Abends Illumination und großes Konzert. — Dritter Tag: Fortsetzung und Schluß der Generalver sammlung, Besuch der Museen. Nachmittags Festspiele und Darstellung imposanter Lagerscenen auf dem Fest platze, endlich Abends große Lagerscene in historischen Kostümen, welche den Schluß des Festes bilden wird. Zu bemerken ist, daß der Alaunplatz mit allerlei Trink zelten und Schauetablissements besetzt werden wird. Sowohl das Zentralkomitee als auch die 8 Separat komitees für Quartier-, Finanz-, Empfangs-, Fest-, Zugs-, Bau-, Platz- und Preßangelegenheiten haben sich bereits gegenwärtig mit den umfassenden Vorar beiten lebhaft zu beschäftigen und verspricht das Ganze einen geradezu großartigen Verlauf. — Das Gerücht von der Vermählung des Grafen Luckner mit Frl. Zink bestätigt sich nicht. Tagesgeschichte. Berlin. Das neue deutsche Panzer-Uebungs- gesch wader wird nach seinem Zusammentritt in Wilhelmshaven und der Beendigung einiger Kreu zungen in der Nordsee uni Pfingsten nach der Ostsee dampfen und Kiel anlaufen, sodann sich zu weiteren Hebungen, aller Wahrscheinlichkeit nach, nach der oberen preußischen Küste begeben. Wie im vergangenen, werden auch in diesem Jahre die Hebungen in Evo lution, gefechtsmäßigem Schießen, Manöveriren nach gegebenen Gefechts-Ideen, Landungs-Manövern, Tor- pedo-Uebungen, Schiebversuchen mit der neu einge führten Hotchkiß-Revolver-Kanone, Anwendung des electrische» Lichts mit markirten feindlichen Torpedo booten rc. bestehen. — In Reichstagskreisen circulirt das Gerücht von der Demission des Kriegsministers Kameke. — Für die Ueberschwemmten am Rhein sind aus den Vereinigten Staaten außerordentliche Beiträge eingegangen, welche die kühnsten Erwartungen über troffen. Bis zum 8. Februar waren im Reichstage 560853 Mk. 26 Pfg. angelangt, und zwar sandten u. A.: New-York 240000 Mk., Chicago 110000 Mk., Golveston 11000 Mk., Detroit 20275 Mk. 26 Pfg., St. Louis 30083 Mk. 40 Pfg. Dieser hochherzigen Opferwilligkeit der Deutschen in Amerika, wie den ein geborenen Amerikanern, gebührt der wärmste Dank. — Der Bundesrath hat in seiner Sitzung am 10. Februar den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Zolltarifs (Holzzölle), ange nommen. Darnach soll von 1. April an der Zoll für Bau- und Nutzholz erhöht werden: 1) roh oder blos mit der Axt vorgearbeitet auf 30 Pfg. für 100 Kilo; 2) gesägt oder auf anderem Wege vorgearbeitet oder zerkleinert rc. auf 70 Pfg. für 100 Kilo. — Nach dem Entwurf soll noch folgende Bestimmung in den Zoll tarif ausgenommen werden: Mengen von nicht mehr als 50 Kilo, nicht mit der Eisenbahn eingehend, für Bewohner des Grenzbezirkes, vorbehältlich der im Falle eines Mißbrauchs örtlich anzuordnenden Aufhebung oder Beschränkung dieser Vergünstigung, sind frei. — Die berühmte Waffensammlung des Prin zen Karl wird, wie nunmehr bestimmt verlautet, in den Besitz des Staates übergehen, nachdem von maß gebender Stelle entschieden worden ist, daß die von dem Testator für diesen Fall gestellten äußerst günsti gen Bedingungen zu erfüllen seien. Es ist dies um so erfreulicher, als die Sammlung außer ihrem histo risch-antiquarischen Werth einen vielleicht ebenso be deutenden in kunstgewerblicher Beziehung besitzt. Es befinden sich getriebene, geätzte und gravirte Arbeiten in der Sammlung, die der höchsten Blüthezeit deutscher und französischer Kunst angehören und wahre Kabinets- stücke sind. — Von Seiten des Patent-Amtes des deutschen Neickes sind soeben die Zahlen über den Patentverkehr im letzten Jahre und für die Zeit des Bestehens des deutschen Patentgesetzes veröffentlicht worden. Diese Zahlen sind sehr lehrreich für die Beurtheilung des Werthes der Patente, und wir möchten die genaue Betrachtung derselben allen Denen empfehlen, welche ein Patent nachsuchen, damit sie recht sorgfältig prüfen, ob die Erfindung, für die sie ein Patent nachsuchen wollen, auch von so großer wirthschastlicher Bedeutung ist, daß sich die Kosten der Patentlösung lohnen. Es sind nämlich im Ganzen seit dein Jahre 1877 nach gesucht worden 37,449 Patente, davon gelangten über haupt nur 24,773 bis zur Bekanntmachung und es wurden nur 21,236 Patente ertheilt. Das sind schon 16,243 Enttäuschungen. Diese Zahl vergrößert sich aber noch sehr bedeutend, indem von jenen ertheilten Patenten nur noch 9452 in Kraft sind, so daß also 11,694 ertheilte Patente — meist wegen Nichtbezahlung der Patentgebühr — erloschen sind. Bedenkt man nun, daß die im Jahre 1882 ertheilten 4131 Patente am Schluß des Jahres noch sämmtlich in Kraft ge wesen sein müssen, so sind von den bis Ende 1881 ertheilten 17,105 Patenten nur 5321 übrig, ein sehr kleiner Prozentsatz gegenüber den Patent-Anmeldungen. Es verbirgt sich hinter diesen trockenen Zahlen eine so große Summe von Enttäuschungen, daß man sich wirklich fragen muß, ob es denn ein so großes Glück ist, ein Patent nachzusuchen und zu erhalte»? Wie mancher setzt sein letztes Geld daran, um für eine Erfindung, die er für epochemachend hält, ein Patent zu erhalten, und nach ein oder zwei Jahren, wenn Niemand von dem Patent Gebrauch machen will, muß er es verfallen lassen, weil er die Gebühren nicht weiter zahlen kann. Diese Gebühren machen aber eine ganz bedeutende Summ? aus; es haben die Ein nahmen des Reichs-Patentamtes seit dem Bestehen desselben 3,496,074 Mk. 3 Pf. betragen; sie sind von rund 80,000 Mk. imJahre1877 auf rund 961,000 Mk. im Jahre 1882 gewachsen. Da die Ausgaben 1882 rund 647,000 Mk. betragen haben, so hat das Patent- Amt einen Ueberschuß von rund 314,000 Mk. an die Reichskasse abgeliefert, welche zu den allgemeinen Ein nahmen kommen und zu allgemeinen Reichszwecken ausgegeben werden. Frankfurt a. M. In Sachen der Mainkana lisation verlautet, daß wegen Vergrößerung der ursprünglich projektirten Schleußen Verhandlungen schweben, um den großen Dampfern, welche den Rhein- - verkehr immer mehr an sich ziehen, die Fahrt bis Frankfurt zu ermöglichen. Egypten. Der Aufstand im Sudan dürfte die Engländer doch zu ernsten Maßregeln nöthigen. Cbartumer Nachrichten zufolge hätte nämlich die egyp- tische Besatzung in Obeid kapitulirt. Damit wäre das große westliche Oasengebiet dem „Propheten" preisge geben, mag auch die direkte Verbindung von Chartum, wo ein Aufstand befürchtet wird, mit den Oasen ziem lich schwierig sein. Hussein Pascha marschirt aus der Hauptstadt nach dem Kordfan und Abdul Kader nach dem Scnnaar, wo der Vezier des Madhi sein Wesen treibt. Ein zweites Steinbeil von ganz ähnlicher Beschaffenheit wie das erste, über welches in Nr. 16 d. Bl. referirt worden ist, hat sich bei Herrn Gutsbesitzer Bellmann in Oberreinholdshain vorgefunden und ist durch die Vermittelung des Herrn Lehrer Lucas daselbst zur Kenntniß des Unterzeichneten gelangt. Nach Aussage des Herrn Bellmann ist das selbe etwa 1875 auf seinen Feldern rechts vom Wege von Oberreinholdshain nach Oberfrauendors beim Steinelesen von ihm selbst aus einem Haufen Lese steine als Merkwürdigkeit aufgehoben und seitdem be wahrt worden bis ihm der Artikel über den ersten Fund über die alterthümliche Bedeutung dieser Sachen Aufschluß gab. Das Steinbeil unterscheidet sich von dem erst beschriebenen nur durch die merklich flüchtigere, rohere Arbeit, sowie durch das stark schiefrige Material, so daß durch die auch bei diesem Fundstück vorge schrittene Verwitterung die weicheren Zwischenschichten des Grünsteinschiefers stärker angegriffen worden sind