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Mchmtz-MilW Verantwortlicher Redacteur: Cml Ichne in Dippoldiswalde. Inserat«, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk, fame Berbreitunä finden, werden mit 1V Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und eomplicirte Inserate mit entsprechen den» Ausschlag. — Einge sandt, un redaktionellen Theile, di« Spaltenzeil« MPfg. Me „Wrl-eritz-Zeitung" «scheint wdchenUich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Lk Psg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 4Ü Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Pvstan- Kalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 15. Dienstag, den 6. Februar 1883. 48. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Als am Abend des 2. Oktober 1879 die auf dem hiesigen sogenannten Plan gelegenen Scheunen der Herren Bäckermeister Pietzsch und Schuh machermeister Lotze abbrannten, war es nur der, den Herren Fleischermeister Hofmann und Schlossermeister Schmidt gehörigen massiven Scheune zu danken, daß die am östlichen Ende des Planes gelegenen Scheunen erhalten blieben. Am Sonnabend Abend nun, gegen r/411 Uhr, ertönte der, seit oben erwähntem Tage hier nicht gehörte Feuerruf durch unsere Stadt. Die zu dem damals erhaltenen Komplex und der Frau verw. Zimmermann gehörige Scheune, an die eine Herrn Schuhmachermeister Thömel gehörige anstößt, welche wiederum an eine der Stadtgenleinde eigen- thümliche grenzt, standen in Flammen und setzten die erwähnten 3 Scheunen das Wohnhaus des Herrn Bahnschaffners Gareis in Dresden, das vom Herrn Fuhrwerksbesitzer Gehlert, sowie einigen alleinstehenden Frauen bewohnt war, in Brand. Das Schadenfeuer soll an der dem Elend'schen Wege zu gelegenen Ecke der Scheunen ausgekommen sein und glaubt man, daß dasselbe angelegt ist. — Glücklicher Weise trieb der Wind in der Hauptsache das Funkenmeer von be wohnten Gebäuden ab, nach der Oberhäslicher Gegend zu, und die zahlreich herbeigeeilte freiwillige und städtische Feuerwehr, die sich Wit lobenswerthem Eifer ihren Obliegenheiten Hingaben, konnte nur die um liegenden Gebäude schützen, insonderheit einen mit Reißig vollgestopften an das Krankenhaus angebauten massiven Schuppen. Das Nettungswerk ward aber in fühlbarer Weise gehemmt durch den großen Wasser mangel, der in Folge der hochgelegenen Stelle des Brandplatzes herrschte; denn unsere Wasserleitung kann das Wasser nicht selbstständig dorthin treiben, und mußten vom Oberthorplatz aus Schlauchleitungen ge legt werden. Schon glaubte man jede Gefahr be seitigt, als zum Entsetzen Aller neue Feuersignale er tönten, die Feuerwehr protzte ihre Spritzen auf, die disponiblen fremden Spritzen rückten ab, denn am Hause des Herrn Fuhrwerksbes. Weichert am Nieder- thorplatz hatte sich, jedenfalls durch Flugfeuer, das Stroh der Düngerstätte entzündet; durch Hinzukom mende wurde aber das Feuer glücklicher Weise sofort gedämpft, so daß die Spritzen gar nicht bis an den neuen Brandplatz kamen. — Jede Gefahr für die am Plane gelegenen Gebäude war bald beseitigt, doch hatte die gesammte Hilfsmannschaft angestrengt bis gegen 2 Uhr Nachts zu arbeiten, um das Feuer zu dämpfen. — Von fremden Spritzen waren die folgen den erschienen: Reinholdshain, Oberhäslich, Elend, Oberfrauendorf, Malter, Paulsdorf, Hirschbach, Ber reuth, Reichstädt, Ulberndorf, Seifersdorf, Obercars dorf, Reinhardtsgrimma; von diesen mußten 5 be stimmte Stellungen einnehmen, aber nur 3, die von Reinholdshain, Oberhäslich und Berreuth, kamen in Thätigkeit und hatten angestrengt zu arbeiten. — Die Kalamitosen haben, soviel wir in Erfahrung gebracht, meistens versichert, ebenso Herr Fuhrwerksbes. Rülke, dem 2 große Personenwagen, sowie eine große Partie Hafer mit verbrannt -sind. — Der große Feuerschein ist sehr weit sichtbar gewesen, denn von Dresden und Blasewitz sollen ebenfalls die Landspritzen abgerückt jein. — Dippoldiswalde. Nach einer bei der königl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde aufgestellten Ue- bersicht über die Thätigkeit des Bezirksausschussess hat der Letztere im Jahre 1882 202 Gegenstände zu erledigen gehabt, die sich wie folgt vertheilen: 30 Ge suche um Schankkonzession; genehmigt 19 (6 neue, 13 bloße Uebertragungen), abgelehnt 11 (9 neue, 2 bloße Uebertragungen); 13 Gesuche um Konzession zum Branntweinkleinhandel: genehmigt 7 (1 neues, 6 bloße Uebertragungen), abgelehnt 6 (2 neue, 4 bloße Ueber tragungen); 5 Gesuche um volle Gastwirthschaft: ge-^ nehmigt 3 (1 neues, 2 bloße Uebertragungen), ab gelehnt 2 (um neue Konzession); 2 Gesuche um Kon zession zum Tanzmusik halten: genehmigt 2 (1 neues, 1 bloße Uebertragung); 7 Gesuche um Genehmigung gewerblicher Anlagen (3 Wehr-, 2 Wassergraben- und 2 Schlächtereianlagen); 32 Dispensationsgesuche zu Grundstücks-Abtrennungen; 42 Gemeindesachen, als: 20 Gemeindevermögens- und Gemeindeschuldensachen, 11 Gemeindeleistungs-Angelegenheiten, 4 Gemeinde bezirksveränderungen, 7 sonstige Gegenstände; 2 Wege einziehungsanträge ; 10 Straßenbau - Angelegenheiten; 16 Wegebau-Unterstützungsgesuche; 5 allgemeine poli zeiliche Angelegenheiten; 26 sonstige allgemeine Gegen stände (15 Unterstützungsgesuche für Volksbibliotheken, Wahlen); 12 Bezirksvermögens- bez. Bezirksanstalts sachen. In 33 Fällen sind Bezirksausschußmitglieder zu Referenten verwendet worden. — Infolge Weg zuges aus hiesigem Bezirke ist mit Ablauf des Jahres 1882 Herr Hauptmann Aster auf Reinhardtsgrimma aus dem Bezirksausschüsse, sowie aus dem Kreisaus schuß ausgeschieden. Die deshalb erforderlichen Er gänzungswahlen erfolgen auf nächstem Bezirkstag. Herr Hauptmann Aster gehörte gleichzeitig der Bezirks versammlung als Abgeordneter der Höchstbesteuerten an. Als solcher ist an seine Stelle Herr Ritterguts besitzer Oehmichen auf Berreuth in die Bezirksver sammlung gewählt worden, während als städtischer Abgeordneter an Stelle des im vorigen Jahre nach Volkniarsdorf übergesiedelten früheren Bürgermeisters Lehmann zu Altenberg, dessen Amtsnachfolger, Herr Bürgermeister Schönherr daselbst von den zu einem Wahlbezirke vereinigten Städten Altenberg, Glashütte, Geising, Frauenstein, Lauenstein und Bärenstein in die Bezirksversammlung gewählt worden ist. Durch diese Wahlen ist die Bezirks-Versammlung, welche aus 4 Vertretern der Städte, 12 der Landgemeinden und 8 der Höchstbesteuerten besteht, wieder ergänzt. — Nach einem, heute Montag Vormittag, bei der königl. Amtshauptmannschaft eingegangenen Telegramm ist in Georgeufeld das Erbgericht abgebrannt. Zu welcher Zeit der fragliche Brand erfolgt, ist in dem Telegramm nicht erwähnt. Das gedachte Erbgericht ist vom Besitzer Fürchtegott Bach erst im vorigen Jahre innen und außen größeren Baulichkeiten unterzogen und nach jeder Richtung hin verbessert worden. — Nach dem von der kgl. Ersatzkommission des Aushebungsbezirkes Dippoldiswalde aufgestellten Ge schäfts- und Reiseplan findet die diesjährige Musterung in Lauenstein am 5. April für die Militärpflichtigen aus den Amtsgerichlsbezirken Lauenstein und Alten berg; in Frauenstein am 7. April für die Mann schaften des Frauensteiner Amtsgerichtsbezirks und in Dippoldiswalde am 9. und 10. April für den hiesigen Amtsgerichtsbezirk, die Loosung dagegen und das Klassifikationsverfahren für Ersatzreservisten, Re serve und Landwehr am 11. April allhier statt. S Frauenstein. (Kgl. Schöffengericht.) Ver handlungen am 6. Februar. Vorm. 10 Uhr: Straf sache gegen Anna Therese verehel. Schäfer, geb. Helbig, in Frauevstein wegen Unterschlagung. — Vorm. 11 Uhr: Strafsache gegen den Strumpfwirker Adam Albin Penzel in Zschopau wegen Diebstahls. — (Kgl. Amtsgericht.) Verhandlungen am 9. Februar. Vorm. '/»H Uhr: Civilprozeßsache der Pauline verehel. Schramm, geb. Heinrich, in Voigts dorf gegen den Butterhändler Ernst Moritz Häußler in Nassau wegen 44 Mark Lohnforderung. — Vorm. 11 Uhr: Civilprozeßsache des Kohlenhändlers Johann Fritzsche in Oederan gegen den Bergwerksrechnungs führer Heinrich Fritzsche wegen eines Anspruches aus dem Nachlasse der Mutter beider Parteien. Dresden. Unser Königspaar besuchte in Leipzig nach Besichtigung der Kochkunst-Ausstellung das neue Stadttheater und wohnte der Vorstellung bis zu Ende bei. Dann folgte andern Tages der Besuch der Post gebäude, der Universität rc. Tagesgeschichte. Berlin. Das zur Feier der silbernen Hochzeit des Kronprinzenpaares für den 25. Januar angesetzt gewesene Kostümfest wird nun doch noch, nach be endeter Hoftrauer für den Prinzen Karl, und zwar am 28. Februar, in den Räumen deS kgl. Schlosses abgehalten werden. Zu dieser Festlichkeit werden fast alle fremden Fürstlichkeiten, welche Ende Januar zur silbernen Hochzeit nach Berlin zu kommen gedachten, am hiesigen Hofe noch eintreffen. — Der Berliner Stadthaushalt-Etat für 1883—84 ist im Entwurf vom Magistrat festgestellt, und eine Kommission hat den ersten Anschlag, der zur Deckung des Bedarfs 125 <>/o der Einkommensteuer ve- anspruchte, durch Streichungen dahin ermäßigt, daß zu Deckungen der Ausgaben von 42445 513 Mk. im Or- dinarinm und 1749411 Mk. im Extraordinarium, zu sammen also von 44194 924 Mk., gegenüber den an derweit zu erwartenden Einnahmen nur 10407352 Mk. durch die städtische Einkommensteuer aufgebracht werden müssen, d. h. durch einen Zuschlag von 100 o/o zur staatlichen Steuer. Die Haupt-Ausgaben stellen sich wie folgt: 9063329 Mk. für Kapital und Zinsen verwaltung; 9057942 Mk. für Schulwesen; 5638049 Mk. für das Armenwesen: 2160244 Mk. Bedarf für die städtischen Krankenhäuser rc.; 4640 373 Mk. Ver- waltnngskosten; 4098048 Mark Bauverwaltung; 2820 918 Mark Polizeiverwaltung; 3051292 Mark Straßenbeleuchtung, Straßenbesprengung und Straßen reinigung; 1231941 Mk. Zuschuß zur Kanalisation. Unter den Einnahmen befinden sich folgende Posten: 4703950 Mk. Ertrag der Gaswerke; 10050000 Mk. Miethssteuer; 3 580000 Mk. Grundsteuer; 350000 Mark Braumalz- uud 288000 Mark Hundesteuer; 1517763 Mar! Einnahmen aus den höheren Schul anstalten. — Die Fortschrittspartei des Reichstages bereitet den Antrag vor, daß die Abgabe der Stimmzettel bei den Wahlen künftig in gleichmäßigen Couverts, die auf Kosten des Reichs von der Reichsdruckerei her zustellen seien, zu erfolgen habe. Frankreich. In der Sitzung der Deputirten- kammer am Freitag ist die Ausweisung der Kron prätendenten mit der großen Majorität von 210 Stimmen angenommen worden. Der republikanische Gedanke in Frankreich erwies sich sonach doch noch kräftiger, als seine Gegner glauben machen wollten. Die drei Artikel der Regierungsvorlage lauten: Die Prinzen sind unfähig zur Ausübung von Wahlfunk tionen; sie sind unfähig, Aemter im Civil- und Mi litärdienst zu bekleiden; die Regierung ist ermächtigt, sobald sie es für angepassen erachtet, die Prinzen aus zuweisen. Die Letzteren sind also vogelfrei: die Re publik hat ihnen Fehde angesagt, und die nächste Zu kunft wird zeigen, ob die Prätendenten diese Ansage erwidern. Spanien. Wie Madrider Meldungen besagen, haben die Regierung und die konservative Opposition auf den Rath Sennor Canovas' del Castillo das Amendement angenommen, womit die Formel des politischen Eides abgeändert und die Wahl zwischen einem einfachen An- gelöbniß und dem Eide der Treue für den legitimen König gelassen wird. Die Debatten über dieses Amen dement hatten am 29. Januar mit einer lebhaften Opposition von Seiten der republikanischen Senatoren begonnen. Italien. Das italienischen Kriegsministerium ent faltet eine außerordentliche Thätigkeit. Man beabsichtigt eine erhebliche Vermehrung des stehenden Heeres und die Befestigung mehrerer wichtiger italienischer Häfen. Dem Vernehmen nach sollen noch im Laufe d. I. zwei neue Armeekorps errichtet werden.