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Wchmtz-MtW Verantwortlicher Redacteur: Eäli Ithnr in Dippoldiswalde. 48. Jahrgang Nr. 5 Sonnabend, den 13. Januar 1883 Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die längere Pause, welche die Weihnachtsfeiertage in unser politisches Leben gebracht hatten, ist nunmehr vorüber, da der Reichstag und das preußische Abgeordnetenhaus am Mittwoch ihre Verhandlungen wieder ausgenommen haben. Die erste Sitzung des Reichstages im neuen Jahre markirte sich besonders dadurch, daß in ihr auch der Reichskanzler Fürst Bismarck, zum ersten Mal seit dem Wiederzu sammentritt des Reichstages am 30. November v. I. anwesend war. Die Verhandlungen wurden durch die von den Abgeordneten Richter und Rickert gestellte In terpellation bezüglich des Verbotes der Einfuhr ameri kanischen Schweinefleisches eröffnet. Der Mitinterpel lant Abg. Richter (Hagen) begründete die Interpellation durch den Hinweis darauf, daß die arbeitenden Be völkerungsklaffen auf den Genuß des amerikanischen Schweinefleisches angewiesen seien und führte dann an, daß die Gefahr der Verbreitung der Trichinenkrankheit durch das amerikanische Schweinefleisch nicht so groß sei, als sie dargestellt werde. Schließlich bezweifelte der Redner die Berechtigung des Bundesrathes zuni Erlaß eines derartigen Verbotes. Hierauf ergriff Fürst Bismarck das Wort und theilte dem Reichstage mit, daß der Kaiser aus dem Dispositionsfonds der Reichshauptkaffe einen Betrag für die Ueberschwemmten am Rhein in der Höhe von 600000 Mark bewilligt habe. Der Kaiser bezwecke nicht, wie Fürst Bismarck ferner ausführte, mit der verhältnißmäßig geringen Be willigung eine durchgreifende Linderung herbeizuführen, sondern nur die Gesinnung der Nation dahin zu be- thätigen, daß dieselbe mit ebensolcher Theilnahme wie die nächsten Nachbarn, den Unglücklichen beispringe. Schließlich ersuchte noch der Reichskanzler die den über schwemmten Landestheilen angehörenden Abgeordneten, ihn an Mittwoch Abend besuchen zu wollen, um über die Verwendung der Summe vertraulich mit ihnen zu diskutiren. Nach dieser allseitig mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Rede war die Theilnahme an der „Schweinefleischdebatte" nur eine geringe; dieselbe endete, ohne irgend ein praktisches Resultat herbeizu führen. Der württembergische Landtag ist am Dienstag vom König in Person eröffnet worven. Die Thronrede weist zunächst darauf hin, daß die im abgelaufenen Jahre gehegten Hoffnungen auf eine reiche Ernte nur in vermindertem Maße in Erfüllung gegangen seien. Dann zählt die Rede die Vorlagen auf, welche den Landtag beschäftigt würden; als eine der Vorlagen, welche den Landtag zunächst beschäftigen sollen, bezeich net die Thronrede den Entwurf des Hauptfinanzetats für die nächsten zwei Jahre. Schließlich spricht die Thronrede die Hoffnung aus, daß die Abgeordneten in einer den Bedürfnissen und Wünschen des Landes entsprechenden Weise ihre Aufgabe erfüllen würden. Oesterreich-Ungarn. Die Angelegenheit der cze- chischen Schule in Wien wirbelt noch immer Staub auf. Nachdem der Wiener Gemeinderath erst kürzlich erklärt hat, daß die Errichtung der genannten Anstalt gesetzlich unzulässig sei, ist vom Rechtsbureau des Wiener Magistrats gerade ein entgegengesetztes Ver dikt abgegeben worden. Das Gutachten des Nechts- bureau's in der Angelegenheit der Czcchenschule lautet nämlich dahin, daß durch eine Konzessionirung derselben kein Gesetz verletzt worden sei. Die österreichische Ne gierung wird nunmehr wohl, gestützt auf dieses Rechts gutachten, auf dem Jnslebentreten des genannten Pro jekts bestehen. Frankreich. Es scheint noch immer nicht festzu stehen, wo die Leiche Gambetta's ihre definitive Ruhe statt finden soll, ob auf dem Kirchhofe in Paris, wo die meisten der großen Tobten Frankreichs ruhen, oder in der Familiengruft der Gambetta's in Nizza. Be kanntlich wünscht der Vater Gambetta's das letztere und hat den Präsidenten Grevy telegraphisch ersucht. Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Siadlrälhe zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Inserat«, welche Lei der bedeutenden Auflage d«S Blattes eine sehr wirl- same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Tb eile, die Spaltenzeile 20 Pfg. versicherungskaffe im Jahre 1881 für Gebäude die Summe von 4315 Mk. 90 Pfg. mehr auszahlen müssen, als wie im Bezirke Beiträge aufgebracht worden sind. Dagegen sind die Beiträge der freiwilligen Versiche- rungsabtheilung nach Höhe von 3541 Mk. 19 Pfg. — da Schäden in dieser Abtheilung im Jahre 1881 nicht zu vergüten gewesen sind — unverkürzt geblieben. — Die durch Abgang des Herrn Noch vakant ge wesene ständige Lehrerstelle in Ammelsdorf ist durch den zeitherigen Lehrer in Walthersdorf bei Liebstadt, Herrn Friedrich Emil Winkler wiederbesetzt worden. — Vom Gemeinderath zu Döbra bei Liebstadt sind Herr Gemeindevorstand Moritz Gustav Büttig und Herr Gemeindeältester Friedrich Wilhelm Schön berger, sowie vom Gemeinderath zu Fürstenwalde der zeitherige Gemeindeälteste Herr Carl Gottlieb Gössel für die gedachten Funktionen auf die nächsten 6 Jahre, vom Neujahr ab, wiedergewählt und sind dieselben hierzu von der König!. Amtshauptmann schaft von Neuem in Pflicht genommen worden. — Anaekündigte öffentliche Sitzungen deS königlichen Amtsgerichts zu Dippoldiswalde. In Strafsachen: den 17. Jan.: Vorm. 9 Uhr Haupt verhandlung gegen Maurer Müller in Hermsdorf wegen Diebstahls. — 10 Uhr gegen den Mühlführer Grahl in Seifersdorf wegen Unterschlagung. — 10 Uhr gegen den Fuhrknecht Viebig in Friedersdorf wegen Körperverletzung. In Civil fachen: den 18. Januar, von Vorm. 9 Uhr: Verhandlungstermine in Sachen Gutsbesitzer Wilhelm Kretzschmar in Börlas gegen Straßenbau unternehmer Richter in Plauen. — Bäcker Hermann Eilitz in Dresden gegen Bäcker Andreas Schubert in Großölsa. — Viehhändler Nikolaus Kischnik in Wittichenau gegen Fleischermeister Julius Göhler in Schmiedeberg. — Wirthschaftsbesitzer Christian Friedr. Weckbrod u. Gen. in Reichstädt gegen Gutsbesitzer Friedr. Aug. Sterl in Reichstädt. — Steinbrecher Heinr. Bernh. Fischer hier gegen verehel. Fischer geb. Leuschke hier. — Schwörungstermin in Sachen Schmiedemeister Bliemel hier gegen Fabrikbesitzer Rost hier. — Vor einigen Tagen weilte der Zirkusdirektor Renz in Dresden und soll dabei die Absicht ausge sprochen haben, ein ständiges Zirkusgebäude (auf dem Platze des Dianabades an der Bürgerwiese) zu er richten. Von anderer Seite verlautet, daß auch Direktor Herzog mit dem Plane umgehe, im früher Meyer- schen Gartengrundstück an der Feldgafse einen ständigen Zirkus zu errichten. — Auch hier wird nächsten Sonntag, am 200- jährigen Geburtstage des Orgelbauers Silbermann, in der Frauenkirche >/, 5 Uhr Nachmittags, ein Fest gottesdienst mit größeren Gesangs und Orgelvorträgen abgehalten werden. — In unseren Schulen wird noch vielfach die Schrägschrift und die Schiefhaltung des Schreibheftes der Schüler angefochten. Dem gegenüber hat der Kongreß der Augenärzte entschieden, daß nach phvsio- logischen Grundsätzen die Schrägschrift und Schief haltung der Unterlage nicht allein die natürliche, son dern auch für das Ange und die Körperhaltung die zweckmäßigste sei. Freiberg. Im hiesigen Dom wird für den Abend des 14. Januar, zur 200 jährigen Geburtstagsfeier Gottfried Silbermann's, eine kirchliche Feier veran staltet. Bekanntlich ist die großartige Domorgel eins der größten Werke Silbermann's. — Der Eissport hat dieses Jahr schon mehr fache Opfer gefordert. In Riesa brach der 11jährige Sohn des Gutsbesitzers Kunze ein und ertrank; ebenso in Grimma der Gärtnerbursche Brückner, und in Eschefeld bei Borna das 8jährige Kind eines Hand arbeiters. Dir „Weißrritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dien-tag, Donners, tag und Sünnabend. — Preis vierteljiihrlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 8t Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, fowie die Arealen nehmen Be stellungen an. den Leichnam seines Sohnes nach Nizza zu senden. Nichtsdestoweniger haben sich einige Freunde Gam betta's nach Nizza begeben, um den Vater Gambetta's zu bewegen, den Leichnam seines Sohnes in Paris zu lassen, welchen Wunsch man nur gerechtfertigt finden kann. Italien. Die fortgesetzten Demonstrationen der Irredentisten anläßlich der Hinrichtung Oberdank's haben die italienische Regierung veranlaßt, die strengsten Maßregeln zur Verhinderung weiterer Demonstrationen zu ergreifen. Daß die Negierung entschlossen ist, ener gischer gegen die irredentistischen und radikalen Hitz köpfe vorzugehen, beweist der Umstand, daß eine große Anzahl der Mitglieder des „Vereins für Volkswohl" in Rom, in welchem jüngst der erneute Versuch ge macht wurde, eine Büste Oberdank's aufzustellen, ver haftet und in's Gefängniß abgeführt worden sind. Hoffentlich beugt die italienische Regierung auch ferner allen Versuchen der Irredentisten, durch allerlei lächer liche Demonstrationen die guten Beziehungen zwischen Italien und Oesterreich zu trüben, entschieden vor. Spanien. Die Ministerkrisis in Spanien, die anläßlich von Differenzen zwischen dem Finanzmini ster und dem Minister der öffentlichen Arbeiten ent standen war, ist wieder beendigt. Das neue Cabinst, in welchem Sagasta wieder das Präsidium übernommen hat, hat bereits dem Könige den Eid geleistet und sich auch den Cortes vorgestellt. Wie verlautet, würde das neue Cabinet bemüht sein, die Fusion zwischen der so genannten centralistischen Partei und der konstitutio nellen (Negierungs-) Partei aufrecht zu erhalten. Amerika. Aus Süd-Amerika wird von erneuten Versuchen berichtet, einen Vergleich zwischen den krieg- führenden Staaten Chili einer- und Bolivia-Peru an derseits herbeizuführen. So ist jetzt der Vorschlag ge macht worden, daß Chili, Peru und Bolivia Com- missarien ernennen, die ohne fremde Vermittlung auf der Basis der Abtretung des Gebietes von Tarapaca an Chili über den Frieden verhandeln sollen. Die Hafenstädte Arica und Tacna, deren Besitz die chilenische Regierung ebenfalls beansprucht, sollen von Peru direkt an Bolivia abgetreten oder zu einem neutralen und unabhängigen Gebiete unter dem gemeinsamen Schutze der drei Staaten gemacht werden. Da diese Vor schläge nur in geringem Maße den Forderungen des siegreichen Chili entsprechen, so werden sie schwerlich von diesem Staate angenommen werden. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach dem von der Expedition der Königlichen Brandversicherungs-Kommission auf gestellten statistischen Bericht über das Jmmobiliar- und Mobiliar-Brandversicherungswesen im Königreich Sachsen vom Jahre 1881 betrug in diesem Jahre im Bezirke der König!. Amtshauptmannschaft Dippol diswalde bei 7193 Katasternummern und 14719 Gebäuden — einschließlich der Stadt Dippoldiswalde — die Gesammt - Versicherungs - Summe der Gebäude 45,420,940 Mk. Hiervon entfielen auf Gebäude unter harter Bedachung 27,688,690 Mk. und auf Gebäude unter weicher Bedachung 17,732,250 Mk. An Brand versicherungsbeiträgen sind im Ganzen 86,567 Mk. 10 Pfg. zu zahlen gewesen. Brände waren 25, von denen in 2 Fällen Vergütungen nicht gewährt worden sind. Von den vergüteten Schäden sind 6 durch Blitz schlag, 17 durch andere Ursachen entstanden. Bei der freiwilligen Versicherungsabtheilung betrug die Zahl der laufenden Versicherungen 127, die Versicherungs summe der Betriebsobjekte 465,440 Mk. und sind an Versicherungsbeiträgen hierfür im Ganzen 3541 Mk. 19 Pfg. zn zahlen gewesen. Für vorgedachte 23 Brand schäden sind in Summa 90,883 Mk. Vergütungen bewilligt worden, und da diese Vergütungen speziell für Gebäude bewilligt, für letztere aber nur 86,567 Mk. 10 Pfg. Beiträge erhoben worden sind, hat die Brand