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Weißmh -Mmig 48. Jahrgang. Nr. 3. Inserate, welch« bW-der bedeutenden Auslage de» Blatte- eine sehr wirk sam« Verbreitung finde«, werden mit 10 Pfa. die Epaltenzeil« oder der«« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, »m redaktionellen Theile, die SpaltenzeUe MPfg. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Im Monat Dezember vorigen Jahres wurden an hier durchreisende Fremde als Stadtgeschenk 337 Marken gegen 382 im gleichen Monat des Jahres 1881 verabreicht. — Von dem kgl. Ministerium des Innern ist dem bei Hrn. Stadtrath Hermann Petzow in Stadt Bären stein beschäftigten landwirthschaftlichen Tagarbeiter Aug. Meißner daselbst aus Anlaß langjähriger treuer Arbeit auf einer und derselben Stelle als Auszeich nung die große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit" verliehen worden und ist diese Dekoration demselben am 3. Januar durch Herrn Amtshauptmann v. Kessinger in Gegenwart seines Arbeitgebers, sowie des Hrn. Bürgermeisters Rentsch von Bärenstein unter entsprechender Ansprache ausgehändigt worden. Dippoldiswalde, 8. Januar. In der am ver gangenen Freitage stattgefundenen Versammlung des Gewerbe Vereins konzentrirte sich das Interesse auf die Mittheilungen, welche Herr Buchdruckerei besitzer Jehne 8on. über die Blokade und das Bom bardement Torgau's (1813—14), nach Anleitung eines vom Torgauer Diakonus Bürger nach authentischen Quellen verfaßten Buches und nach persönlichen Er fahrungen seiner Mutter, die die schreckliche Katastrophe mit durchlebt hatte, in dankenswerther Weise gab. Mit der innigsten Theilnahme für das unglückliche Torgau, das Opfer einer beklagenswerthen Politik, verband sich beim Anhören der lebensvollen Schilderung die freudige Genugthuung über die jetzige Gestaltung unserer politischen Verhältnisse, welche die Befürchtung, daß ähnliche Schreckenszeiten wiederkehren könnten, ausschließt. Ebenso lehrte aber auch der Vortrag die jetzige Organisation besonders der militärischen Sanitäts einrichtungen hochschätzen, welche wohl Zustände, wie damals, daß in der Zeit von 10 Monaten in dem kleinen Torgau 29000 Soldaten in den Lazarethen (die nach unseren Begriffen übrigens diesen Namen nicht verdienten) sterben konnten, geradezu unmöglich machen. — Die in Aussicht gestellten gewerblichen Mit- theilungen beschloß man, da sie ein wesentliches In teresse für die Frauen haben dürften, auf eine der folgenden Versammlungen, zu welcher jene mit einge laden werden sollen, zu verschieben. Nur Herr Blech- waarenfabrikant Teicher zeigte einen sehr praktischen Feueranzünder vor, der zahlreiche Bestellungen ver anlaßte. Dippoldiswalde. Das unsagbare Elend, das die Ueberschwemmungen des Rheins, Mains und Neckars und deren Nebenflüsse über die Bewohner dieser Ge genden gebracht haben, hat natürlich auch bei uns große Theunahme und regen Trieb zum Helfen er regt. So hat unser Männergesangverein bei einer Abendunterhaltung am Sonnabend die hübsche Summe von 51 Mark gesammelt. Weiter hat Hr. Ingenieur Nohrwerder die Idee angeregt, daß unter Theilnahme und event. Mitwirkung der Mitglieder fast sämmtlicher hiesiger Vereine am Sonntag über 8 Tage, 21. Jan., im Schießhaussaale ein Produktions- und Unterhal tungsabend abgehalten werden soll, dessen Einnahme für die Verunglückten des Rheinlandes bestimmt ist. Das Unternehmen ist auch schon gesichert und die Vor führungen an dem Abende bestimmt worden; sie be stehen in einem Prolog, in Gesang-, Musik- und theatralischem Vorträge. Es ist an einem recht zahl reichen Besuche so wenig zu zweifeln, als an einem erfreulichen pekuniären Erfolge, da der Eintritt nur auf 50 Pfg. festgesetzt ist, ohne der Mildthätigkeit Schranken zu setzen. Und diese möge sich herrlich be währen! Dresden^ Ihre Majestäten der König und die Königin werden sich zu den Feierlichkeiten der silbernen Hochzeit des deutschen Kronprinzenpaares nach Berlin begeben. — Es werden, soviel bis jetzt bekannt, das großherzogliche Paar von Mecklenburg-Schwerin, der Großherzog von Hessen mit Töchtern und der König und die Königin der Belgier dort erwartet. — Gewiß manchen unserer Leser dürfte es interessiren, welche Einheitssätze die sächsischen Staats bahnen bei Berechnung ihrer Personen-Fahrpreise und Gütertarife zu Grunde legen. Im Personenverkehre werden berechnet pro Person und Kilometer: 1. Klasse Eilzugsbillet 10 Pfg., Tourbillet 8 Pfg., Tagesbillet 10»/« Pfg., 2. Klaffe Eilzugsbillet 7'/, Pfg., Tour billet 6 Pfg., Tagesbillet 8 Pfg., 3. Klaffe Eilzuas- billet 5 Pfg., Tourbillet 4 Pfg., Tagesbillet 5'/, Pfg., Militärbillet 1'/« Pfg., 4. Klaffe Tourbillet 2 Pfg. Im Güterverkehrs gelangen zur Verrechnung pro 100 Kilogramm und Kilometer: für Eilgüter 2,»«o Pfg. Fracht, für Stückgüter 1,>u» Pfg-, für Wagenladungs güter inl Klaffentarif ä.1: 0,«oo Pfg., Klaffentarif 8: 0,ss7 Pfg., Spezialtarif ä2: 0,»»° Pfg., SpezialtarifI: 0,500 Pfg., Spezialtarif II: 0,«»a Pfg., Spezial tarif III: 0,«i>« Pfg., Ausnahmetarif 1: 0,»oo Pfg., Ausnahmetarif 2: 0,«»o Pfg., Ausnahmetarif 3: 0,««» Pfg. Hierzu treten noch die Expeditionsgebühren, welche pro 100 Kilogramm bei Eilgütern 24 Pfg., bei Stückgütern 20 Pfg., bei Wagenladungsgütern Klaffentarif äl: 20 Pfg., Klaffentacif 8: 12 Pfg., Spezialtarif li.2: 12 Pfg., Spezialtarif I: 12 Pfg., Spezialtarif II: 12 Pfg., Spezialtarif III: 7 Pfg., Ausnahmetarif 1: 12 Pfg., Ausnahmetarif 2: 10 Pfg., Ausnahmetarif 3: 7 Pfg. betragen. — (Jugendliche Selbstmorde.) In Wittgens- dorf bei Chemnitz hat sich ein 14jähriger Knabe auf dem Dachboden des Hauses seiner Großeltern erhängt. — Die 18 jährige Tochter eines Böttchermeisters in Mittweida wurde bei Neudörfchen aus der Zschopau gezogen; sie hatte den Tod aus bis jetzt unbekannten Gründen selbst gesucht. — In Clausnitz bei Sayda hat sich der noch jugendliche Zimmermann Schmidt durch Erhängen in seiner Kammer entleibt, aus Furcht vor Strafe wegen angeblicher Beleidigung. Meißen. Die niedrig gelegenen Stadttheile, Straßen und Plätze waren und sind nach seit Don nerstag voriger Woche überschwemmt; der Verkehr ward durch Nothstege und Kähne vermittelt. Der Schaden, den das Hochwasser diesmal angerichtet hat, dürfte nicht gering sein. Am härtesten mit ist wohl der Theaterdirektor Hohl getroffen worden, der nut seinem zahlreichen Personal nun bereits eine volle Woche nicht hat spielen können, da das Theater rings im Wasser siebt. Jetzt ist die Elbe stark im Fallen. Sacks. Schweiz. In Folge des hohen Wasser standes der Elbe war in Königstein, Wehlen und Schandau der Verkehr in einigen Straßen und in letzterer Stadt auf dem Markte nur durch Kähne er möglicht. In Schandau ist das Wasser bis in die Kirche eingedrungen und hat das Schiff der Kirche bis an den Altarplatz überstiegen. Chemnitz. Die Frau eines hiesigen Obermälzers hatte ihr 5jähriges Töchterchen allein im Zimmer ge lassen und als sie zurückkehrte, fand sie die Stube voll Rauch und das Kind völlig verbrannt, wenngleich noch lebend, am Boden liegend. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe war das Kind nicht zu retten und starb wenige Stunden darauf an den Folgen der Brandwunden. Allem Anscheine nach ist das Kind dem Ofenfeuer zu nahe gekommen, so daß die Kleidung Feuer gefangen hat. Plauen i. V. Im vergangenen Jahre ist die Sterblichkeit hier besonders groß gewesen: es starben gegen das Vorjahr 454 Personen mehr, wobei die zu Ende des Jahres aufgetretene Scharlach- und Diph- theritis-Epidemie in Betracht kommt. Oelsnttz i. V. Vor etwa zwei Jahren ist hier eine Plttfchteppichfabrik von den Herren Koch u. te Kock gegründet worden und das Etablissement, welches nur echte Axtminster Plüschteppiche fabrizirt, hat sich aus Di« „«eißerttz-Settu«," erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners», tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. kleinen Anfängen zu ansehnlicher Größe emporgearbeitet. Die Teppiche werden aus feinen Kammgarnwollen und mit Leinen- und Juterückseite hergestellt. Die Wolle zum Plüsch wird echt im Faden gefärbt, dann wird auf besonderen Vorrichtstühlen das Muster in hundert- und mehrfacher Auflage nach vorliegenden Zeichnungen gewebt und schließlich der durch Zer schneiden des Vorarbeitsstoffes gewonnene Plüsch auf Kraftstühlen mit Handbetrieb zum fertigen Teppich mit der Leinen- oder Juterückseite zusammengewebt. Die Bindung der Wolle ist doppelt und so fest, daß sie für eine kleine Ewigkeit berechnet scheint; dabei ist aber denselben eine Weichheit eigen, die sie zum Warm halten der Fußböden besonders gut erscheinen läßt. Die Größe der Teppiche ist ganz verschieden, von der kleinsten Bettvorlage bis zu dem 2,7o m breiten Sophateppich. Größere Breiten werden aus Rollen- ivaare zusammengesetzt und genau nach Maß hergestellt und der Quadratmeter wird je nach Größe und Quali tät mit 9—14 Mk. berechnet. Die Fabrik hat allein 7 Musterzeichner, die die Zusammenstellung der Farben in beliebiger und unbeschränkter Zahl zu schönen Mustern bewirken. Jetzt arbeiten für die Firma schon 130 Personen und der Umsatz im Jahre 1881 belief sich auf über 200,000 Mk. Die Rentabilität ist des halb nicht bedeutend, weil hohe Arbeitslöhne zu zahlen sind und die Einrichtung der Arbeiter nur langsam vor sich geht. In Deutschland besteht nur noch eine einzige aber kleinere Fabrik dieser Art in der Rhein provinz. Durch die Teppichfabrikation ist unsere Stadt abermals um ein bedeutendes Etablissement reicher geworden. Tagesgeschichte. Berlin. Nach der dem Reichstage zugegangenen Berechnung der Matrikularbeiträge für 1883/84 haben zu zahlen: Preußen 49484481 Mk., Bayern 20565 686 Mk., Sachsen 5485 165 Mk., Württemberg 7 623241 Mk., Baden 5102 624 Mk., Hessen 1700029 Mk., Mecklenburg-Schwerin 1026603 Mk., Sachsen-Weimar 559 837 Mk., Mecklenburg-Strelitz 179 589 Mk., Ol denburg 610338 Mk., Braunschweig 637924 Mk., Sachsen-Meiningen 377 636 Mk., Sachsen-Altenburg 282239 Mk., Sachsen - Koburg - Gotha 355 724 Mk., Anhalt 434 866 Mk., Schwarzburg-Sondershausen 128161 Mk., Schwarzburg - Rudolstadt 143685 Mk., Waldeck 99462 Mk., Neuß ältere Linie 94164 Mk., Neuß jüngere Linie 190906 Mk., Schaumburg-Lippe 64710 Mk., Lippe 220355 Mk., Lübeck 122042 Mk., Bremen 292735 Mk., Hamburg 910009 Mk, Elsaß- Lothringen 3447979 Mk. Vom Rhein. Endlich bricht durch die düstere Nacht der Befürchtungen ein leiser Hoffnungsstrahl! Die H ochfluth ist zum Stillstand gekommen und das Wasser fällt. Aber welch' ein Elend tritt zu Tage und welche Noth herrscht allerwärts, welche Opfer sind ge fordert und werden noch gefordert werden! Eine auch kurze Schilderung aus allen überschwemmten Gegenden zu geben, ist rein unmöglich — das Unglück ist zu furchtbar! Man höre nur, wie es in der Rhein- provinz aussieht: In Frankenthal und der ganzen Umgegend von vielen Stunden, besonders aber in Oppersheim, Friesenheim, Hemsdorf, Oppau, Edigheim, Bobenheim, Roxheim, Flomersheim, Lampsheinr rc. sind mehr als 500 Häuser völlig eingestürzt; es sind dort über 10000 Menschen obdachslos, ohne alle Habe, ohne Nahrung! An vielen Orten sind Menschen er trunken; viele »inßten tagelang in den oberen Stock werken der umflutheten Häuser aushalten und — hungern; Mütter schreien nach wenig Milch für die kleine» Kinder! Viele brave Männer sind bei ihren Rettungsversuchen um's Leben gekommen. — Ober halb Mainz sieht es entsetzlich aus: die vielen Damm- britche haben eine Masse Ortschaften überschwemmt, vieÜ Menschen und Thiere, Haus und Hof gingen zu Verantwortlicher Redacteur: Earl Ikhllk in Dippoldiswalde, Dienstag, den 9. Januar 1883. Amtsblatt für die Königliche Hlmtshanpünannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Kömglichen Amtsgerichte und die Städtische zu Dippoldiswalde und Irauenstein.