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Sonnabenv. Rr. 148. 16. Dezember 1882. Weißenh -Leitung. Amts-Blatt fiir die Königliche Amtsßauptmamischafi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte mid die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark SS Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Amtlicher Theis. Bekanntmachung. Auf Fol. 77 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Königlichen Amtsgerichts ist heute die Firma „Reinhold Ulbricht in Dippoldiswalde, Zweigniederlassung des in Dresden unter derselben Firma be stehenden Hauptgeschäfts", gelöscht worden. Dippoldiswalde, am 13. Dezember 1882. Königliches Amtsgericht. Ass. Schomburgk. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Dem Bundesrathe ist kürzlich der Antrag Preußens, betreffend die Erhöhung der Holzzölle (in letzter Nummer unseres Blattes hatte sich hier leider ein Druckfehler eingeschlichen), zugegangen. Danach soll der Zoll für Rohholz von 10 auf 30 Pfennig, derjenige für bearbeitetes Holz von 25 auf 50 Pfennig pro Doppel- centner erhöht werden. Der hierdurch erzielte Mehrertrag des Holzzolles wird auf ungefähr 12 Millionen geschätzt. — Das preußische Abgeordnetenhaus hielt am vergangenen Dienstag nach beinahe achttägiger Pause wieder eine Plenar sitzung ab, wahrscheinlich die vorletzte vor den Weihnachts ferien. Die Verhandlungen boten jedoch nichts besonders Interessantes dar. Zunächst wurde das Hundesteuergesetz in zweiter Lesung an eine Kommission von 14 Mitgliedern verwiesen, worauf das Haus die Spezialberathung des Etats für 1883--84 fortsetzte. Die zur Berathung stehenden Positionen des landwirthschaftlichen Etats und des Etats der Bauverwaltung wurden fast sämmtlich genehmigt. Für die nächste Sitzung am heutigen Freitag stand die erste Lesung des Gesetzentwurfes, betreffend den Erlaß der vier untersten Klaffensteuerstufen und die Erhebung einer Licenz- steuer von Tabakfabrikaten und von Branntwein auf der Tagesordnung. — In Weimar starb am Montag früh vr. Thon, der Vorsitzende des weimaranischen Staatsministeriums, im Alter von 78 Jahren. Der Dahingeschiedene, welcher bereits vor einigen Jahren sein 40jähriges Staatsdiener- Judiläum feiern konnte, wurde 1871 vom Großherzog von Weimar nach dessen Rückkehr aus dem deutsch-französischen Kriege zum Staatsminister und Chef des Ministeriums er nannt, an Stelle des 1870 verstorbenen v. Watzdorfs. Die Verwaltung vr. Thons war eine sehr umsichtige und für fein engeres Vaterland ersprießliche und namentlich ist es fern Verdienst, daß sich Sachsen-Weimar wohlgeordneter Staatsfinanzen erfreut. Oesterreich-Ungarn. Die Verhandlungen des öster reichischen Abgeordnetenhauses oder Reichsrathes sind bis jetzt ohne besondere Zwischenfälle verlaufen, was dem Um stande zuzuschreiben ist, daß im Schoß des Reichsraths noch kein Thema aufgetaucht ist, welches zur Entfachung des Nationalitätenstreites dienen könnte. Auch die Gewerbe- Ordnungs-Novelle, in deren Spezialberathung das Abgeord netenhaus Anfang dieser Woche eingetreten ist, bietet keine sonderliche Gelegenheit dar, die Nationalitätenfrage zu be rühren, so daß vielleicht die diesmalige Session des öster reichischen Reichsrathes gegenüber den früheren Sessionen einen weniger politischen Beigeschmack haben. Frankreich. Die Montags-Sitzung der französischen Deputirtenkammer war von besonderem Interesse, da gelegent lich der Berathung des Extraordinariums der Finanzminister Tirard sich eingehend über die gegenwärtige finanzielle Lage Frankreichs verbreitete. Herr Tirard wiederlegte in längerer Ausführung die Erzählungen und unbegründeten Urtheile, womit Seitens nicht nur der Gegner der französischen Re publik der Kredit derselben zu schädigen versucht worden sei. Nach den Darstellungen des Finanzministers ist das Defizit Frankreichs aus dem Budget von 1882 im Betrage von 15 Mill. Franks mehr ein scheinbares, da über 100 Mill, zur Amortisation verwendet worden seien. Allerdings er scheine Vorsicht geboten, besonders müsse jede Ueberstürzung bei den projektirten großen Bauten vermieden werden, aber im Ganzen sei die Finanzlage Frankreichs prosperrirend und sein Kredit ungeschwächt. Die Rede Tirards fand ent schiedenen Beifall und nur von bonapartistischer Seite wurde ein schwacher Versuch gemacht, die Darstellungen des Finanz ministers zu bemängeln. — Am Dienstag hat in Paris auf Staatskosten das feierliche Leichenbegängniß Louis Blanc's, des Mitbegründers des modernen Sozialismus, stattgefunden, welchem eine ungeheure Menschenmenge beiwohnte. Außer den offiziellen Persönlichkeiten folgten dem von sechs Pferden gezogenen Leichenwagen viele Senatoren und Deputirte,