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Dienstag. Nr. 137. 21. November 1882. Weißerih-Aeitung. Amts-Mfaü für die Königliche Krntshauptmannfchast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnt in Dippoldiswalde. Dicscs Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark LS Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Bekanntmachung. Die 8. Sitzung des Bezirksausschusses findet Sonnabend, den 23. d. M., Vormittags 10 Uhr, im Sitzungszimmer der Königlichen Amtshauptmannschaft statt, was mit Bezugnahme auf die an amtshauptmannschaftlicher Canzleistelle aushängende Tagesordnung hiermit bekannt gemacht wird. Dippoldiswalde, am 18 November 1882. Königliche Amtshauptmannschaft. von Ketzinger. Ludwig. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 18. November. Unter den Ein gängen, welche der gestrigen Versammlung des Gewerbe vereins mitgetheilt wurden, befand sich zunächst eine Ein ladung der Polytechnischen Gesellschaft für Leipzig (Gewerbe verein), das von derselben zum Zwecke einer 1884 oder 1885 in Leipzig zu veranstaltenden sächsischen Industrie- und Gewerbeausstellung gebildete Centralcomitö von hier aus durch einen Delegirten zu verstärken. So ehrenvoll diese Aufforderung erschien, konnte sich die Versammlung, beson ders in Rücksicht auf die für 1883 vom Gewerbeverein ge plante Ausstellung in Dippoldiswalde nicht entschließen, der selben zu entsprechen. Eine weitere Aufforderung des ge nannten Leipziger Vereins, demselben etwaige bezüglich des ins Leben getretenen Neuheiten-Cirkels laut werdenden Aus stellungen und Wünsche zu späterer Verwerthung kund zu thun, fand man im Interesse der Sache für begründet und beschloß, derselben zu entsprechen. Interessant war die Mit- theilung von der in Leisnig projektirten Errichtung einer Fachschule für Drechslerei und verwandte Gewerbe, jedoch sah sich der Verein nicht in der Lage, dem Unternehmen eine materielle Unterstützung zu Theil werden zu lassen. — Da Herr Jehne son. behindert war, den zugesagten Vortrag zu halten, trat der Vorsitzende, Herr Schuldirektor Engel mann mit einem kurzen Vortrag ein, in welchem er die Ver besserung des alten Julianischen Kalenders durch Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 und die Verbreitung desselben in den europäischen Staaten besprach. — Hierauf fand die Vorzeigung und Erklärung der zweiten Sendung des Neu- Heiten-Cirkels (Kindertragsessel, Petroleumfackel, Queubelede- rungsapparat, Kaffeemühle und Sturmhaken für Fenster) statt, und schließlich brachte Herr Photograph Kogel die von ihm bei der Eröffnung der Eisenbahn aufgenommenen Gruppen zur Ansicht. — Rücksichtlich der namentlich über das Güter transportwesen bei unserer Bahn sich herausstellenden Uebel- stände bezüglich der Frachtsätze, des Umladens und der Abliefemng beschloß man, hierher gehörige Thatsachen zu sammeln und seinerzeit petirend vorzugehen. Man verkannte nicht, daß der Gewerbeverein zur Verfolgung dieser hoch wichtigen Angelegenheit jedenfalls das geeignetste Organ sei. Dippoldiswalde, 20. November. Gestern Abend hatte die Gesellschaft „Erholung" im hiesigen Rathhaussaal ihr zweites Wintervergnügen, eingeleitet durch einige vom hiesigen Stadtmusikchor executirte Konzertpiecen. Hieran schloß sich die „Zauberflöte", Lustspiel in drei Akten von Feldermann, welches so exakt und gelungen aufgeführt wurde, wie es von Dilletanten nur irgend zu erwarten ist, und war somit der vom dankbaren Publikum gezollte reichliche Applaus ein wohl verdienter. Eingehender über sie Aufführung zu rezensiren, läßt der beschränkte Raum nicht zu; jedoch können wir nicht umhin, des Frl. „Mathilde" und der Herren „Privatier Wandel" und „Professor Kanefas" kurz lobend zu gedenken, von denen allerdings die Leistungen des Hrn. „Wandel" noch eine ganz besondere Anerkennung verdienen. — Den Schluß der Feier bildete der unvermeidliche Tanz, welcher die tanz lustige Gesellschaft bis in die ersten Morgenstunden in der heitersten Stimmung zusammenhielt. — Nicht um immer und immer wieder an den Ein richtungen unserer Bahn zu mäkeln, sondern um berechtigten Interessen und Wünschen des reisenden Publikums Ausdruck zu geben, wollen wir heute dem Theil des hiesigen Bahn hofes unsere Betrachtung widmen, der den Reisenden in der Regel zuerst aufnimmt, der Wartehalle. „In den öden Fensterhöhlen (soweit sie nicht mit Breitem vernagelt sind) wohnt das Grauen", und in den Warteräumen ruhen Schutthaufen friedlich neben der Bauzurüstung, die Reisen den aber müssen den Zug unter freiem Himmel erwarten. Dieser Zustand fordert dringend eine Abhilfe, zumal jetzt in der Winterszeit, in Schneetreiben und Sturm, Niemand zugemuthet werden kann, lange Zeit, denn die Züge haben doch dann und wann Verspätungen, ohne eine Wand neben und ein Dach über sich, Zähne klappernd auszuharren bis