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— 364 — Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 6?Mm. In der gestrigen Versamm lung des Gewerbe Vereins erinnerte der Vorsitzende, Herr .Schuldirektor Engelmann, zunächst an die Bedeutung des Tages (5. Mai), als Todestags zweier Männer, deren Lebensbeziehungen für das weitere und engere Vaterland veMngnißvoll gewesen seien: Napoleon I. und König Firddrich August I. von Sachsen. Mit einer kurzen Schilderung der politischen Verhältnisse Deutschlands zur Zeit des Rheinbundes,'sodann des Befreiungskriegs verband der Vortragende die Darlegung der Beziehungen der beiden genannten Männer und gab schließlich der Freude darüber Ausdruck, daß nach der Neuschöpfung des Reiches die Wieder kehr ähnlicher Zustände jetzt um so mehr in das Bereich der Unmöglichkeit gehören, als unser König, der die neue Zeit Mit erkämpfen helfen, in deutscher Gesinnung an Kaiser und Reich halte. — Sodann wurden Geschäftsbericht und Rech nung zunächst des Vereins, sodann der unter seiner Ver waltung stehenden Volksbibliothek gegeben und die er freuliche Thatsache konstatirt, daß letztere, namentlich seit Drucklegung des Katalogs, bedeutend mehr benutzt werde als vorher. — Nach Erledigung verschiedener Eingänge ver schütt man schließlich zur BerauktionirUng älterer Zeitungen,' deren Ertrag der Volksbibliothek zufließen soll. — Mehrfach ausgesprochenen Wünschen zufolge soll demnächst eine Ex kursion in den Rabenauer Grund, zur Besichtigung des, Bahnbaues, unternommen werden. Dippoldiswalde. An unserer Stadtschule sind Ostern d. I. mancherlei Veränderungen vorgegangen. An Stelle der abgegangenen Lehrkräfte sind die Herren Rädlein und Hering als Hülfslehrer eingetreten; auch ist die Ver- theilung der Unterrichtsgegenstände eine andere geworden. Die Zahl der von auswärts die Schule besuchenden Kinder hat sich vermehrt, und beträgt der Bestand der Schulkinder jetzt überhaupt 608. Durch die Einziehung des Hülfslehrers Herrn Lommatzsch, behufs seiner militärischen Ausbildung, macht sich- noch immer eine Kombination der beiden untersten Klassen nothwendig, ein Uebelstand, der indeß bald gehoben werden wird. — Schon hat, wie wir hören, der Schulaus- schuß über die Abhaltung eines Schulkinderfestes in diesem Jahre vorläufige Berathung gepflogen und vorläufig als Tag desselben den 23. Juni bestimmt. Es dürfte diese Notiz den Eltern, welche für dieses Fest Vorbereitungen zu treffen haben, nicht unerwünscht sein; nur wollen wir hoffen, daß die Wahl des Tages, wie fast stets bisher, sich — hin sichtlich des Wetters — als eine glückliche erweisen möge. Schmiedeberg, 5. Mai. Dem emeritirten und jetzt hier lebenden Herrn Lehrer Schulz, welcher von seiner 54jährigen Amtszeit nicht weniger als 42 Jahre im benach barten Falkenhain und Dönschten segensreich wirkte, ist das ihm allerhöchster Seits verliehene Albrechtskreuz durch Herrn Bezirksschulinspektor Mushacke feierlichst überreicht worden. Möge die erhaltene Auszeichnung recht lange die Brust des hochverdienten Herrn Emeritus schmücken! f K Frauenstein. Verhandlungstermine vor dem Kgl. Amtsgerichte am 12. Mai: Vormittags 9 Uhr: Civil- proceßsäche des Kirchenvorstandes zu Hermsdorf gegen Färber Ernst Bernhard Fröbe in Frauenstein wegen 6 Mark Gebühren für eine Träurede. — Vorm. '/»10 Uhr: Civilproceßsache des Kirchenvorstandes zuHermsdorf gegen Gutspachter Christian Hermann Rudolf Schmutz ter das.' wegen 6 Mark Gebühren für eine Traurede. -U 'Vormitt.! 10,Uhr: Civilprozeßsache des Apothekers Paul Stülzner isi Mauerstein gegen den früher in Frauenstein aufhältlich » gewÄenen Dteuerbeamten Eduin Hahn, jetzt unbekannten, Aufenthaltes wegen 6'Mark 10 Pfg. Kaufpreis für Medi-,. kämmte. — Vorm. '/«II Uhr: Civilprozeßsache des Schnitt- waarenhändlers'Julius Scheünert in Helbigsdorf gegen die Ehefrau des GutSbes. Gottlob Bellmann in Nassau wegen 11 Mark 35 Pfg. Schadenersatz für Maaren. — Vorm. 11 Uhr: Civilprozeßsache der Ida Helene verehel. Groß in Frauenstein gegen den Gasthofsbesitzer Eduard Reinhardt Franke daselbst wegen Freigabe gepfändeter Gegenstände. ' " ' — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatze und erfolgreiche Thätigkeit gelegentlich des Brandes am 3. April lei dem Maurer und Hausbesitzer Süße in Ruppendorf sind die Spritzen der Gemeinden Beerwalde und Höcken dorf von der kgl. Brandversicherungs-Kommission, und zwar nach Höhe von 30 und 25 Mark, prämiirt worden. — In Glashütte ist ein Regulativ über Erhebung einer Biersteuer aufgestellt und hohen Orts genehmigt worden. Nach den Bestimmungen dieses Regulatives unter liegt alles nicht in Glashütte gebraute, zum Ausschank da selbst eingeführte, inländische oder vereinsländische Bier einer, an die Stadtkaffe zu entrichtenden Abgabe (Steuer). Die selbe beträgt 20 Pf. für 1 Hektoliter (Faß) einfaches, und 40 Pf. für 1 Hektoliter Doppel- und sonstiges Bier — Lager-, Bairisch-, Bock-, sowie das nach böhmischer Art ge braute vereinsländische Bier. Jede vollendete oder ver ursachte Steuerhinterziehung wird, soweit nicht kriminelle Bestrafung einzütreten hat, das erste Mal mit dem 4 fachen, beim ersten Wiederholungsfälle mit dem 8 fachen und bei ferneren Rückfällen mit dem 16 fachen Betrage der hinter zogenen Abgabe, mindestens aber mit 5 Mk. bestraft. Da neben ist aus jeden Fall die hinterzogene Abgabe nachzuzahlen. Dresden. Zwischen dem 15. und 18. Mai wird I. Maj. die Königin wieder hier eintreffen. Der Aufent halt in Varese hat der Königin nicht so recht zugesagt, da das Wetter zu unfreundlich war. — Von den im Königreiche Sachsen bestehenden Berg revieren zählt das Freiberger nicht weniger als 70 verschiedene Berggebäude mit 304 Beamten und Officianten, 5888 ständigen und 586 nichtständigen Arbeitern; das Altenberger 42 Berggebäude mit 42 Beamten und Of ficianten, 444 Arbeitern; das Marienberger 21 Gruben mit 21 Beamten und 146 Arbeitern; das Sch warzenberger 74 Berggebäude mit 441 Beamten und 7985 Arbeitern. Der sächsiche Steinkohlenbergbau umfaßt 61 verschie dene Werke mit 538 Beamten und Officianten und 16507 Arbeitern; der Braunkohlenbergbau 139 Werke mit 120 Beamten und 2450 Arbeitern. Das Gesammtausbringen beim Erzbergbau belief sich im Jahre 1880 auf 5 242 495 M., beim Steinkohlenbergbau auf 25 407 379 M. und beim Braunkohlenbergbau ans 1868 358 M. Von tödt- lichen Verunglückungen kamen auf 1000 Mann Belegung beim Erzbergbau 2,sc, beim Steinkohlenbergbau 1,»«, und beim Braunkohlenbergbau 2,7». Freiberg. Die Strafkammer des königl. Landgerichts verhandelte atn 4. und 5. Mai gegen 13, meist aus Kreischa, Lungkwitz und Quohren gebürtige Subjekte, welche des Banden-Diebstahls (d. h. daß sie sich zur fortgesetzten Begehung von Diebstählen verbunden haben) angeklagt waren. Es sind dies: 1) Tischler Kehr (aus Hartmanns dorf bei Borna), 46 Jahr; 2) Handarb. Kehr, 18 Jahr; 3) Dorfkrämer Hübler, 30 Jahr; 4) Zeugarb. Roscher, 29 Jahr; 5) Maurer Hübler, 27 Jahr; 6) Mauter Zeidler, 48 Jahr; 7) Ziegelarb. Hübler, 25 Jahr; 8) Ziegelarb. Roscher, 26 Jahr; 9) Handarb. Kaspar, gen. Schneider, 28 Jahr; 10) Stuhlbauer Ullrich, 41 Jahr; 11) Restaurateur Hübler, 32 Jahr; 12) Handelsmann Ritter- 40 Jahr; 13) Ziegelarb. H äh nig, 25 Jahr alt. Die 25 Diebstähle, deren sie angeklagt sind, reichen bis 1876 zurück und Wanden meist in Wein, Fleisch, Schinken, .Harthffelch Butter, Getreide, Speck, Brod re., was sie mittelst Einbruchs und Einsteigens gemeinschaftlich entwendeten und dann theitten.' Die Diebstahle und Objekte sind folgende: im Eiskeller des Ritterguts Kreischa (1876) 41 Flaschen