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Sonnabend. Nr. 47. 22. April 1882. Weißerih-Zeitung. Amts-Matt für die Königliche Amtshauptmannfchast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte «ud di« StadtrüHe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Diese« Blatt erscheint wSchentlich drei Mal? Dienstag», Donnerstag« und Sonnabend«. — Zu beziehen durch alle Post. Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark LS Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de« Blatte« eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit lv Pfg. sür die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Heil König Albert! Die Franken lernten unfern Kronprinz kennen, Der stet« den Weg zum Rückzug ihnen wie«; In Deutschland wird man rühmend stet« ihn nennen, Spricht man von Gravelott', Sedan, Pari«. Und ihn, der nie dem Feind gezeigt den Rücken, Zum Lohne jetzt Feldmarschallszeichen schmücken. Wo immer treue Sachsenherzen schlagen Auf unserm weiten, schönen Erdenrund, Wird auf zum Himmel heut' «in Wunsch getragen, Erschallt es laut aus jedes Sachsen Mund: „O schütze, Herr, auf allen seinen Wegen Den König und verleih' ihm Heil und Segen!" „Dem Glücke meines Volkes will ich leben!" Schwur er sich zu, als er bestieg den Thron. Rach diesem Ziel nur geht sein Thun und Streben, Und er errang des Herrschers schönsten Lohn: Seit er regiert, war Immerdar im Wachsen Zu ihm die Liebe aller seiner Sachsen. Im Kampf für Deutschlands Recht und Deutschlands Ehre, Den uns der Franken stolzer Kaiser bot, Führt vorwärts er als Kronprinz Sachsens Heere Und seine Losung war: „Sieg oder Tod!" — Wohl deckt daS Schlachtfeld manche Sachsenleiche, Doch trafen schwer deS Sachsenschwertes Streiche! „O Herr der Welt! So schön der Lorbeer Kriegerstirnen kränzet, DeS Herrschers beste Zierde ist er nicht. Die Bürgertugend ist es, die nicht glänzet, Doch von sich strahlt ein mild erwärmend Licht. Sie dient für Glück und Wohlergeh'n dem Lande, Daß Herrscher sie besitzt, zum Unterpfand«. Von dieser Bürgertugend Licht umflossen Ist unser König, wie eS Wen ge find. Aus seiner Hand hat Segen sich ergossen Auf unser ganzes Land. Wer ist so blind, Daß diesen Segen er nicht sollte sehen, Für den zum Dank die Sachsen heute flehen? Schau nieder heut' voll Gnaden Auf SachsenS König und sein schönes Land! Halt' fern von Land und Herrscher allen Schaden, Schling' fester stets um sie der Liebe Band! O, schütze, Herr, auf allen feinen Wegen Den König und verleih' ihm Heil und Segen!" Zum 23. April L882. Wenige nur unter Denen, welche das Schicksal auf der Menschheit Höhen erhoben, denen es die Krone des Herr schers auf das Haupt gesetzt hat, dürften nicht schon Augen blicke gehabt haben, in welchen sie sich herabsehnten von dem stolzen Fürstenschloß zur Hütte des Niedersten ihrer Unterthanen und gern Krone und Szepter vertauscht hätten gegen den einfachen Hirtenstab. Denn schwer und verant wortungsvoll, wie kein zweiter auf Erden, ist der Beruf des Monarchen, in dessen Hand das Glück und Wohlergehen vieler Tausende ruht, von dessen Entscheidung es abhängt, ob seinem Lande die Segnungen des Friedens erhalten bleiben können, oder aber, mit schwerem Herzen dem Drange der Noth Folge leistend, des Krieges verheerende Fackel ent zünden wird. Aber Dem, welcher die schwersten aller Pflichten treu und gewissenhaft erfüllt, mit steter Selbstverleugnung fernem hohen Berufe sein ganzes Denken und Sein widmet, dem wird auch ein Lohn, wie kein zweiter auf Erden zu finden: Die wahre, echte, innige Liebe seines Volkes. In reichstem Maße genießt diese Liebe der Herrscher, dessen Geburtstag wir morgen feiern, unser geliebter König Albert, und in reichstem Maße hat er diese Liebe verdient. Groß war der Jubel, mit welchem einst, am 23. April des Jahres 1828, die Nachricht begrüßt wurde, welche der Donner der Kanonen dem freudig aufjauchzenden Volk ver kündete, die Nachricht: daß der alte Stamm des sächsischen Königshauses ein frisches, grünes Reis getrieben habe, daß dem Sachsenlande ein Prinz geboren sei, ausersehen, dereinst des Landes Krone zu tragen. Aber größer noch ist der Jubel, mit welchem heut' die Wiederkehr dieses Tages be grüßt wird, denn es hat sich gezeigt, daß jenes Reis ein Edelreis im schönsten Sinne des Wortes ist, daß König Albert den Besten seiner Vorfahren würdig sich anreiht. Als vor wenig länger als einem Jahrzehnt Frankreichs mächtiger Kaiser seine kriegsgeübten Heere gegen Deutsch lands Grenzen sandte, war es König Albert, damals noch Kronprinz, der die Söhne seines Landes zum Kampf führte.