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pendarf unter Lehrer Jüde und Frau für Mädchen; 2 in der Amtshauptmannschaft Freiberg, beide für Mädchen im Landgut Mulda unter den Lehrerinnen Bock und Baron; 3 in der Amtshauptmannschaft Pirna: Schießhaus Gottleuba unter Lehrer Kummer, Gasthaus Hellendorf unter Lehrer Schönebaum für Knaben und Familienhaus Großsedlitz unter Lehrerin Leipoldt für Mädchen. Die Wahl der Orte und der Führer hat sich in jeder Beziehung bewährt. — Am 33. Juli früh gingen sämmtliche Kinder in ihre Kolonien aV, und nachdem 2 wegen Heiniweh wieder nach Hause hatten geschickt werden müssen- die aber sofort durch neue ersetzt wurden, kehrten sie gestärkt und gekräftigt am 23. August wieder nach Dresden zurück. — Was nun den Ein fluß des Kolonienaufenthaltes auf das körperliche Gedeihen der Kinder anlangt, so ist derselbe sorgfältigst durch mehr malige, auch spätere Untersuchungen festgestellt worden, und als ein entschieden günstiger zu bezeichnen; während desselben nahmen die Knaben durchschnittlich 1,is Kilo, die Mädchen 1,»o Kilo zu. Der Brust- und Leibesumfang, das frischere Aussehen, die Straffheit der Muskeln, Vie vermehrte Fülle der Haut wurde bei fast sämmtlichen Kindern konstatirt. Dresden. Aus Mentone wird gemeldet, daß unser Königspaar in Folge der außerordentlich hoben Tempe ratur — man beobachtete jetzt 30 Grad im Schatten — den Aufenthalt daselbst abkürzen und demnächst nach dem reizen den Montreux übersiedeln wollen. Für später ist sodann eine mehrwöchentliche Nachkur im Engadin geplant. — Am 20. d. Mts. und folgende Tage fand wieder eine Ausloosung kgl. sächs. Staatspapiere statt, von welcher die 3°/o landschaftlichen Obligationen von Jahre 1830, 4«/» Staatsschulden-Kaffenscheinen vom Jahre 1847, und 3°/a Staatsschulden-Kaffenscheine vom Jahre 1855, ingleichen die am 1. Juli 1882 mit 7'/,«/« Zuschlag rückzahlbar werdenden 4°/o sächs.-schles. Eisenbahn-Aktien betroffen werden. Die Inhaber von den genannten Staatspapieren werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam ge macht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leip ziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuer-Ein nahmen und Gemeindevorständen des Landes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden auch die in früheren Terminen ausgeloosten, aber nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie Viele zu ihrem Schaden die Auslassungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich nicht dem Jrrthum hinzugeben, daß, so lange sie Cou pons haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Staatskaffen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten Coupons nicht vornehmen und lösen jeden echten Coupon ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgelooster Kapitale über deren Fälligkeits termin hinaus in keinem Falle stattfindet, werden die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der Ausloo sung zuviel erhobenen Coupons seiner Zeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen, wie der restirenden Num mern) schützen können. — Der diesmalige Jahrmarkt hatte infolge des prächtigen Wetters, das ihm ausnahmsweise einmal beschie- den war, eine überaus rege Frequenz aufzuweisen. Wie es heißt, können besonders die Greizer Manufakturisten, sowie die Posamentiere aus Annaberg rc. mit dem erzielten Ge schäft zufrieden sein; trübe Gesichter machten jedoch die aus wärtigen Kürschner, sowie die Händler mit kleinen Bijou- teriewaaren, welch' letzteren die zahlreich vertretenen Fünf groschen-Bazare schon fett Jahren sehr merkliche Konkurrenz machen. Auch in Holzspielwaaren soll der Umsatz nur ein geringer gewesen sein, während Böttcherwaaren trotz der großen Zufuhr diesmal sehr gesucht blieben. Pirna. Auf dem im nahegelegenen Copitz abge haltenen erstmaligen Viehmarkte machte sich ein recht reger Verkehr bemerkbar. Zum Auftrieb waren 110 Stück Pferde, 130 Rinder, von Schweinen 80 Läufer und 150 Ferkel ge kommen, außerdem waren noch landwirthschaftliche Maschinen, einige Kutsch- und Wirthschaftswagen, Seiler- und Sattler- waaren zum Verkauf aufgestellt. Die Kauflust ist keine ge ringe gewesen, so daß für die Existenz der weiter daselbst in Aussicht genommenen Viehmärkte man nicht bange zu sein braucht. Leisnig. Der Plan zur Gründung einer deutschen Drechslerfachschule in hiesiger Stadt ist nunmehr zur Ver wirklichung gelangt; am 19. d. M. wurde von dem in Leipzig befindlichen Comitee und der hiesigen Gemeindevertretung die Sache zum Abschluß gebracht. Die Stadt unterstützt das Unternehmen auf 5 Jahre alljährlich mit einem Betrage von 1000 Mark und räumt ihm einen Theil der Gebäude des Bades Mildenstein ein. Waldheim. Der Landtags- und Reichstags-Abgeordnete Niethammer, Besitzer der bekannten Papierfabrik in Krieb- stein, beabsichtigt, Kriebstein mit Waldheim durch eine Eisenbahn zu verbinden und hat bereits die zu diesem Zwecke nöthigen Grundstücke erworben. Der Gütertransport von und nach der Papierfabrik ist ein so bedeutender, daß gegen wärtig 22 Pferde den Verkehr vermitteln muffen. Berlin. Was noch in den letzten Tagen Niemand glauben wollte, ist urplötzlich geschehen: — der Volks- wirthschaftsrath — eine Körperschaft, die nicht durch stürmische Wahlagitation heroorgegangen, sondern durch königliche Berufung geschaffen war — hat eine Anwandlung von Oppositionslust bekommen und am 21. März das Tabaks-Monopol abgelehnt! Das höchste Ideal des Kanzlers, sein Lieblingsprojekt, von dessen goldenen Früchten die Steuern erleichtert, Kanäle und Eisenbahnen gebaut, reiche Kolonien erworben werden sollten, — ist als schön gebautes Luftschloß zusammengestürzt! — In der betreffen den Sitzung führten nur die Heißsporne der Wirthschafts- politik das große Wort; auch verletzte namentlich Unter staatssekretär v. Mayr, der sich bei seiner Vertheidigung der Vorlage in viele unlösliche Widersprüche verwickelte, durch die wenig verträgliche Form seiner Polemik mehrere Mit glieder. Die Abstimmung bedeutet eine schwere Nieder lage der Bismarck'schen Wirthschastspolitik: — das Mono pol ist für immer verloren, mag auch die Regierung, mag auch der Kanzler selbst fortfahren, diesem „Ideale" nachzu streben. Was der gefügige Volkswirthschaftsrath nicht gut heißen konnte, das kann ein, aus den Wahlen des Volkes hervorgegangener Reichstag nie und nimmer bewilligen. — Das Resultat der Abstimmung hat in Berlin, wie aller Orten, große Aufregung hervorgerufen. Von einer Früh jahrssession des Reichstages wird nun wohl nicht mehr die Rede sein, auch nicht von einer Auflösung desselben bei eventueller Ablehnung des Tabakmonopols. Der Kanzler wird Alles von der Zeit abhängig machen, auch wohl die Vorlage dauernd wiederholen, aber hoffentlich wieder ohne Erfolg. Schweiz. Aus der Schweiz sind im Jahre 1881 fast 11,000 Menschen ausgewandert und zwar fast ausschließlich aus der deutschen Schweiz. Die Auswanderung aus der Republik war demnach im Verhältniß viel stärker als die aus dem deutschen Reiche. Großbritannien. Heer und Flotte in England kosten den neuesten Voranschlägen für das Etatsjahr 1882/83 zu folge zusammen 26 Millionen Pfund Sterling. Es kommen demnach 14 Schillinge 8 Pence auf jeden Kopf der Bevöl kerung. Die Getränkesteuer liefert indeß 28 Millionen Pfund Sterling oder 2 Millionen mehr als die für den Heeres- und Flotten-Etat erforderliche Summe.