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Hankel, v. d. Busche, Hoffmann, Rour, Franke, Thierig, Scheufsler, v. Haugk, Netto, Tittel, See.- Leut. Lorenz (verm.), Heide, Kirchbach. Dom Kriegsschauplätze. Dem Ausfall aus Paris vom 29. Ncvbr. ist Tagö darauf ein stärkerer Ausfall nach verschie denen Seiten hin erfolgt; er geschah gegen die würtem- bergische Division, das 12. (sächsische) Armeecorps und einen Theil des 2. und 6. Armeecorps. In längerm Kampfe wnrden die Franzosen siegreich zurückge- geworfen. Jedenfalls war cs eine ernste Offensivbe wegung der Pariser Armee, was aus der langen Dauer des Kampfes und aus dem Umstande hervorgeht, daß auf deutscher Seite mehrere Armeecorps im Gefecht waren. Der Verlust der Franzosen an Todten, Ver wundeten und Gefangenen war sehr bedeutend; die Würtemberger verloren 40 Offiziere und 800 Mann. (Ueber den sächsischen Verlust an Offizieren sehe man das Telegramm unter „Dresden"; — der Verlust an Mannschaften ist noch nicht festgestellt.) Der Höchstcommandirende des 12. sächs. Armee corps, Prinz Georg, telegraphirt an unfern König aus Chelles vom 1. Decbr.: „Gestern Mittag bis zum Abend hat die 24. Division mit Theilen der Corps- Artillerie in Gemeinschaft mit den Würtembergeru bei Noish und Villierö ein heftiges, aber glänzendes Gefecht bestanden. Die Franzosen wurden zurückge- worfen, 100 Gefangene in unseren Händen lassend. Nach Aussage derselben standen unfern Truppen 50,000 Mann gegenüber. Bis jetzt als Verlust der Sachsen gemeldet: 12 Offiziere, 100 Mann. Der für 1 De- cember angekündigte abermalige Ausfall aus Paris er folgte nicht." Ueber ein heftiges, von früh >/s8 bis Nach mittags dauerndes Gefecht am 2. Decbr., an dem die Sachsen betheiligt, ist an unfern König vom Prinzen Georg folgendes Telegramm vom 2. Decbr. Abends eingegangen: „Heute Freitag früh V-8 Uhr nahmen 2 Bataillone des 8. Jnf.-Regts. Nr. 107 Brie-sür-Marne, gleich zeitig die Würtemberger Champigny durch Ueberfall. Später entwickelte der Feind große Massen. Das Ge fecht endete 3 Uhr Nachmittags mit Behauptung der Stellung, aber beträchtlichen Verlusten, besonders stark beim Schützen- und 8. Jnf.-Regiment (Nr. 107). Diese und die andern im Gefecht gewesenen Truppen fochten bewunderungswürdig. Einige hundert Gefangene ge macht." Georg." An demselben Tage (2. Dccbr.) entwickelte sich nördlich von Orleans, nach BazocheS-les -Hautes zu, unter Anführung des Großherzogs von Mecklenburg, eine Schlacht, an der Baiern namentlich, sowie die 22. Jnf.-Division und die 2. Cavallerie-Division, Theil nahmen. Pouprh wurde mit Sturm genommen, die Franzosen auf Artenah zurückgedrängt. Der Feind hatte bedeutende Verluste, büßte viel an Gefangenen und 11 Geschütze ein. Auch der Verlust auf deutscher Seite ist nicht unbedeutend. Westlich von Orleans hatte am 29. November auch das Corps des Generals v. d. Tann ein glück liches Gefecht. Von der Loire und Somme gehen nähere Nach richten ein, welche die dortigen (in vor. Nr. d. Bl. ge meldeten) Kämpfe von immer größerer Bedeutung für uns erscheinen lassen. Die Loire- und Nord-Armee ist auf dem Rückzüge, und Alles beweist, daß ihre Niederlage eine gründliche gewesen. Auch von Südosten her (General v. Werder) lauten die Nachrichten über aus günstig. Die Garibaldi'sche Expedition ist nach denselben als vollständig gescheitert und ihre Organisa tion als vernichtet anzusehen. Wenn man sagt, daß von unserer Seite in der Erwartung der Capitulation das Bombardement von Paris aufgegeben sei, so ist das nicht richtig. Es mag durch die Erwartung, daß die Capitulation nahe bevorstehe, das Bombardement verzögert worden sein, aber es wird bestimmt erfolgen, wenn die eben stattge fundenen Niederlagen der Loire- und der Nord-Armee die Capitulation nicht herbeiführen. Die Preußen sind wieder auf dem Marsche nach Mezieres, das jetzt ernstlich belagert werden soll. Die Belagerungsgeschütze sind unterwegs. Neuere Nachrichten aus Versailles vom 3. December melden: „Heute kein Gefecht von Erheblich keit; doch scheint der Feind vor Vincennes sich noch zu verstärken. TreSkow's Division hat am 2. December 7 Kanonen genommen und 1800 Gefangene gemacht, darunter ein General und 20 Offiziere." — Auch die feindliche Armee in Paris hat am 3. December keinen neuen Versuch zum Durchbruch unternommen. General v. Tresckow meldet aus Fontaine vom 3. Decbr.: „Heute Nacht Batterieen erbaut, aus denen Belfort seit 8 Uhr Morgens beschossen wird." Gingesandt. Auch der sächsische Zweig des umfassenden inter nationalen Hilfövereins hat wiederholte Aufrufe an die Einwohner zu erneuter Sammlung von Bei trägen erlassen, um daS unternommene Liebeswerk freiwilliger nöthiger Beihilfe zur öffentlichen Verpfle gung der immer größer gewordenen Anzahl verwundeter und sonst leidender Krieger im jetzigen, leider noch fort- wüthenden Kriege nicht ans Biangel an Mitteln ab brechen zu müssen, sondern fortsetzen zu können. Er nennt fick international, weil er, im freien Anschluß an die zwischen fast allen Mächten reö christlichen Europa geschlossene Genfer Convention, seine Fürsorge über Freund und Feind erstreckt. Hierdurch erfüllt er eine Christenpflicht und nicht blos ein auch dem Sarazenen heiliges Gebot ritterlicher Großmuth, sondern zugleich eine Pflicht jeder zum Selbstgefühl erwachten Nation gegen ihre eigenen Glieder, also gegen sich selbst. Denn unsere Landeskinder nicht Noch leiden zu lassen, deren tapferer Abwehr des Feindes wir es nächst Gott zu verdanken haben, daß er nicht unsre Städte und Dörfer und Fluren verheert und daß wir, während ihm Jene in seinem Lande mit Daransetzung ihres Blutes und Lebens den vollen Frieden für uns abzu ringen bemüht sind, daheim schon wie im Frieden leben, gebietet die einfache Pflicht schuldigster Dankbarkeit. Wenn wir aber neben ihnen auch der in unsre Hände gegebenen entwaffneten Feinde in der Gefangenschaft und auf ihrem Schmerzenslager bei uns gedenken, so sichern wir durch diese Uebung des Gebotes der Feindes liebe zugleich das Leben und Wohl und die Rückkehr derjenigen unsrer Brüder und Söhne, die in Feindes land in gleiche Lage gerathen sind; denn wir sammeln dadurch feurige Kohlen auf des Feindes Haupt und nöthigen ihn, mit den Unsrigen in seiner Gewalt ebenso zu verfahren, wie wir mit den Seinigen in unsrer Gewalt. Beides, jene schuldige Dankes- und diese