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Dresdner Journal : 12.11.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186111120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1861
-
Monat
1861-11
- Tag 1861-11-12
-
Monat
1861-11
-
Jahr
1861
- Titel
- Dresdner Journal : 12.11.1861
- Autor
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Wegen erfolgten Ableben» Seiner Durchlaucht de» Fürsten Heinrich XXIll., Prin zen Reuß älterer Linie, ist am Königlichen Hofe eine Trauer auf drei Tage, von heute bis mit dem 13. die se» Monat», angelegt worden. Dresden, 11. November. Der Erbprinz von H ohenzollern-Sigmaringen und Frau Gemahlin, Infantin von Portugal, Herzogin zu Sachsen, König liche Hoheit, sind gestern Nachmittag 4i3 Uhr nach Düssel dorf abgereist. Dresden, 1. November. Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß da» Mitglied de» aka demischen Rathe» Professor Jultu» Hübner, und das Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste Pro fessor Robert Kummer den ihnen von des König» von Preußen Majestät verliehenen rothen Adlrrorden III. Claffe annehmen und tragen. Dresden, 8. Oktober. Seine Majestät der König haben die erledigt« Stelle AllcrhöchstJhrcS ConsulS in New Orleans im Staate Louisiana, dem daselbst unfähi gen Kaufmann« EharleS Henry Pandorf Allergnädigst zu verleihen geruhet. Dresden, 10. November. Se. König!. Majestät ha ben dem Kommandanten der II. Infanterie-Division, Generalleutnant von Hake und dem Ehef de» General stabe», Generalmajor von Stieglitz, das Comthurkreuz ll. Claffe des Verdienstorden» allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Lelegraphische Nachrichten. tjeitunqsschao. (Allgemeine Pieußischr Zeitung. — Pays). raaesgeschichte. Wien: Rücktritt des Tavernicu» v. Majlath. Beförderungen in der Kriegsmarine. Kai serliche Spende sür die Schillerstiftung. Kammerver- handlungrn. — Prag: Keine Demonstrationen am 8. Nov. Savignyfeirr. Tschechische Vorträge an der Universität. Vermischtes. — Pesth: Programm des neuen Statthalters. Instructionen bezüglich der Ad ministration. Räuberunwescn. — Agram: Eine bwaltsch« tzoftanzlei in Aussicht. — — — — Berlin: Verbesserte GcwerbeordnungSvorlage. Mtlt- tärbedürfuiffe. Reorganisation des MilitärsanitätSwr- sen.S. Reise der Majestäten nach BrcSlau. Großfür stin Helene. — Frankfurt: BundestagSsihung. — Paris: Vom Hofe. Veränderungen im Eabinet wahrscheinlich. Aeitungsstatiftik. Gcyon's Ernennung zum General «n «kok. Antwort de» Kultusministers an den Bischof von Nime». — Neapel: Lamarmora. Abberufung Pmelli'S. Die Recrutirung auf Sicilien. — Genua: Proelaination Chiavone'S. — Madrid: Die republikanische Erhebung. CorteSerössnung. — Kopenhagen: Unterhandlungen wegen Holstein. — St. Petersburg: Auch die Kaiserin zurück. Neues Schraubenlinikrkchiff. Tagesbefehle aus dem Kaukasus. — Warschau: General v. Gerstenzweig 's. Verhaf tungen. Eisenbahnunsall. Gerüchte. — Konstan tinopel: Aus der neuesten Post. — Von der tür kischen Grenze: Der Aufstand in der Herzegowina. — Athen: Ein neues Complot. Verhaftungen. Ka- lerqi». — New-?)ork: Nachrichten der neuesten Post. Dresdner Nachrichten Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Frerberg. Mittweida. Schneeberg.) Telegraphische Nachrichten. Loudon, Sonntag, 10. November, Morgens. Bei dem gestern stattgrhabtrn Lordwayorö-Banket sagte der Lordmayor gelegentlich eines dem diplo matischen Corps auSgevrachten Toaste«: er wünsche, F e uillet o u. Nach Japan. Reisebriefe von Gustav Spieß. XVI. Manila, 20. August I86l. (Schluß au« Rr. 262 ) Meine Abreise nach Hongkong hatte ich auf Sonn abend den 3. August bestimmt, obschon der nächste Steamer aus Europa erst am 6/7. fällig war- Nach mehrfacher Erwägung des Für und Wider war ich ent schlossen, nach Manila zu reisen; um mich nicht allzu w-it von der Gesandtschaft zu entfernen, war der Plan, direkt nach Java zu gehen, aufgegebcn worden; von Manila au» konnte ich nöthigenfall» wieder nach Hong kong zurückkehren, wenn der Gesandte darauf verzichtete, mit dec „Arcona" selbst die Philippinen zu besuchen. Zum zweiten Male nahm ich Abschied von meinem liebenswürdigen Wirth, dem ich in Wahrheit vielen Dank schulde, und fuhr nach Hongkong hinab. Nicht gering war mein Erstaunen, als ich bei meiner Ankunft daselbst vernahm, daß vor wenigen Stunden die europäische Mail bereits eingelausen sei. Der spanische Steamer nach Manila pflegt 24 Stür ben nach Eintreffen der Post aus Europa abzureisen. Sie begreifen, da galt e», sich beeilen. Ich bedurfte vor Allem der Passage, eines spanischen Passes, hatte in Hongkong noch Verschiedene» zu ordnen — und wenn das Alle» in 24 Stunden geschehen und ich mich ein geschifft habe« sollte, dann mußten Wunder der Schnellig keit verrichtet werden. Zu meiner Beruhigung hörte ich indeß, daß der be treffende spanische Steamer noch gar nicht im Hafen sei, sondern in Whampoa zur Reparatur liege. Nun konnte ich natürlich noch Nicht» thun, sondern mußte zunächst daß Amerika über die gegenwärtigen Schwierig keiten hinwegkommen möge. Der amerikanische Gesandte äußerte, es sei seine Mission, die freund schaftlichen Beziehungen zu England zu kräftigen und dauernd zu erhalten. Lord Palmerston billigte die Kreiwilligen Bewegung durch ganz England; die Freiwilligen hätten die Bestimmung, das Land zu vertheidigen und den Frieden aufrecht zu erhal ten. Lord Palmerston sagte ferner: es sei wohl ein zeitweises liebel, daß rS an Baumwolle fehle; es werde aber dieses Uebel nichtsdestoweniger das dauernde Gute hervorbringen, daß England an derswo Baumwolle finden und nicht abhängig blei ben werde. Schließlich sagte er: Sehen wir auf den Konflikt unsrer amerikanischen Vettern mit Betrüdniß und hoffen wir auf die Wiederherstel lung des Frieden«. — Nach officiellen Berichten auS New Uork vom 31. v. Mts. stehen die Bundestruppen in der Stärke von 500,000 Mann von KansaS bis zum Cap HatteraS, um die Insurrektion rinzuschließen und langsam aber sicher ins Innere der Sklaven staaten zurückzudrängen. Die Wahlen find dem Präsidenten Lincoln überall günstig ausgefallen. Dresden, 11. November. Sett einigen Tagen tritt die ministerielle ,, Allge meine Preußische Zeitung" sehr entschieden gegen die „deutsche Fortschrittspartei" auf, nachdem es früher den Anschein hatte, als wenn sie die Wahl agitationen dieser Partei für dem Ministerium günstige auf faßte. Die „A. P. Z." sagt jetzt: „Die „Nationalzettung" veröffentlicht heute eine — leider nicht vollständige — Liste d.r Kandidaten, welche der Central-Wahlcomit»- der deutschen Fortschrittspartei sür die bevorstehenden Wahlen ausgestellt hat. Wir halten eS umsomehr sür unsre Pflicht, diese Liste unsern Lesern mitzutheilen, als sie mehr als alles Andere dazu dienen kann, dir entschieden oppositio nelle Stellung, in welcher sich die Fortschrittspartei dem jetzigen Ministerium gegenüber befindet, deutlich anS Licht zu setzen. Den Grundstock der von ihr vorgeschla genen Kandidaten bildet die sogenannte junglllhauische Fraktion. An diese Fraktion sind nun Namen ange- schlossen, welche in der vorigen Session zur konstitutio nellen Majorität gezählt wurden. Die „Rationalzertung" hebt dies als Beweis hervor, „daß der dem (Fortschritts-) Programm zu Grunde liegende Gedanke einer Koalition gewissenhaffl durchgcführt worden" sei. Diesen Wunsch einer Koalition seitens der Fortschrittspartei bezweifeln wir gar nicht. Wir selbst sprachen schon neulich die An sicht aus, daß sich die demokratische Partei unter dem Programm zugleich in der Absicht vereinigt habe, um durch Hcrüberziehung von liberalen Elementen ihre Macht zu verstärk.n. Es fragt sich nur, welches Ziel man bei dieser Koalition im Auge hat. Irren wir nicht, so hat der Central-Wahlcomitö — mit seltenster Ausnahme — nur solche Liberale ausgestellt, welche mindestens gegen das Kühnesche Amendement gestimmt und sich den Prin- cipien der Militärresorm abgeneigt bewiesen haben. Wir sind also zu der Annahme berechtigt, daß die Fortschritts partei auch heute noch mit dem Plane umgeht, in jener Lelunsfrage des preußischen Staats eine entschlossene Opposition zu organisiren, um dadurch die Regierung zur Umänderung ihrer wohlerwogenen Heercsreform und zum Eingehen auf die in dem Fortschritts-Programm ausgesprochenen Grundsätze der zweijährigen Dienstzeit re. zu zwingen. Die Regierung hat aber noch in den jüngsten Tagen es sür ihre Pflicht erklärt, die ins Leben gerufene Umformung der HeereSverfassung zum gesetz lichen Abschluß zu bringen. Sie wird mit der Militär reform stehen und fallen. Sie betrachtet also begreif licher Weise diejenigen als ihre entschiedensten Gegner, deren Operationsplan darauf hinausgeht, die Fortcrrsteuz der neuen HeereSverfassung zu untergraben und ihrem gesetzlichen Abschluß entgegen zu treten. Jedenfalls wird 1 abwartcn, daß der Dampfer ankomme, — alsdann wird in der Regel die demnächstige Abfahrt der Geschäftswelt durch Circular bekannt gemacht. Den Abend brachte ich in einem deutschen Hause zu, und dort hieß eS plötzlich, der spanische Dampfer sei noch im Laufe de» Abends im Hafen erngetroffen; ich wurde wieder unruhig und bat, man möge doch bei dem Agenten der spanischen Postschiffc anfragen, wie cs mit der Abfahrt stehe, ob Passagiere mitgehcn könnten rc. ES war schon zu später Stunde, und ich hoffte kaum noch, daß eine Antwort eintrcffen werde, als just in dem Augenblicke, da ich mich verabschiedete, das Billet mit der Rückantwort eintraf, der Dampfer sei schon erpedirt, er verlasse am andern Morgen früh den Hafen und nehme weder Passagiere noch Güter mit. Da lagen alle meine Pläne in Scherben; zu thun war unter solchen Umständen Nichts, denn in der Nacht konnte ich doch Nichts versuchen, um diese kategorische Verneinung zu mildern. Ich mußte mich in mein Schicksal ergeben und sah die trostlose Aussicht vor mir, noch Wochen in Hongkong zu leben und mich sterblich zu langweilen, oder mit der nächsten Post über Singapur nach Batavia zu reisen. Am solgcndcn Morgen wurde mir durch einen Zu fall bekannt, daß ein französisches Kriegsschiff „La Marne" in wenigen Tagen über Manila nach Sngun (Cochinchina) abgehen werde. Mein Entschluß war bald gefaßt, zu versuchen, ob ich auf diese Weise nach den Philippinen gelangen könne. Ich besprach die Sache mit einrnr befreundeten Herrn, der seinerseits nicht zweifelte, daß man mir e.'.auben werde, rmt der „Marne" zu reisen, und so fuhr ich denn an Bord deS gedachten Schiffe», eines großen Truppen-TranSport-DampserS, der ziemlich weit im Hafen vor Anker lag. das Land durch seine Wahlen zu entscheiden haben, was eS für größer erachtet: ob den Verlust, den eS durch da» fernere Fehlen der „Capacitätcn" au» den Zeiten revo lutionärer Bewegung im Abgeordnetenhaus« erleidet, oder die Gefahr, der es cntgegengeht, wenn innerhalb sein er Vertretung sich j ne Elemente der Verbitterung, der Feindseligkeit gegen die bestehende Ordnung und der einseitigen und unkundigen Beurtheilung unsrer vater ländischen Verhältnisse ansammeln, wie sie ein langer persönlicher Kampf mit den Staatsgewalten, oder das Leben im Exil zu zeitigen pflegen. Unter den Wählern der Hauptstadt und des Landes scheint mehrfach der Jrr- thum verbreitet zu werben, al» ob in den Kandidaten der FortschlittSpartei zugleich solche Personen gewählt würden, welche, wenn auch in selbstständiger und unab hängiger Weise, für die Regierung im Allgemeinen eine Stütze sein könnten. Angesichts der überwiegenden Mehr zahl der Namen, welche auf jener Liste stehen, müssen wir auf das völlig Jrrthümliche und Sinnlose jener Meinung wiederholt aufmerksam machen. Die Wähler ihrerseits haben nur zu entscheiden, ob sic durch ihre Wahl die Stützen der Regierung oder die Opposition gegen dieselbe verstärken wollen." Da» „PatzS" enthält einen — schon telegraphisch sigualisirtcn — heftigen Artikel gegen das Eabinet Ricasoli. Bekanntlich steht dieser Staatsmann »n Pari nicht gut ungeschrieben. Dasselbe nennt Ricasolt's Po litik eine Herausforderung für Frankreich. Anstatt gegen die nach Cavour'S Tode herrschende Aufregung zu be kämpfen, habe er sie noch vergrößert. Von seiner hohen Stellung berauscht, wünschend, den Ruf seiner Energie und Unbeugsrmkeit zu bewahren, habe er aller Vorsicht entsagt. Ohne sich über die wirklichen Absichten deS Kai sers zu versichern, ohne sich genau Rechenschaft von der Lage der Dinge abzulcgen, habe er dem bewegten Italien diese befehlerischen Programme hingrworfen: Rom und Venedig! Und 22 Millionen Italiener hätten mit Wuth Beifall gejauchzt und auSgrrufen: „Sofort nach Rom und Venedig." „Man sieht jetzt," fährt da» „PayS" hierauf fort, „die traurigen Folgen dieser unüberlegten Erklärung. Frankreich >st nicht entschlossen, Rom zu räu men; noch weniger will eS einen zweiten Feldzug gegen Oesterreich unternehmen. Ucbrigenö konnte sich seine Re gierung verletzt fühlen von der beinahe befehlerischen Hal tung deS italienischen CabinetS, das, ohne auf die ge heim:« Schwierigkeiten, die persönlichen Interessen deS tttrzegon Verbündeten JErn» «ingehen zu wollen, ihm Europa gegenüber, so zu sagen, ein Ultimatum stellt«. Im Innern hielt eine fruchtlose Agitation den zwischen den verschiedenen alten Staaten so nothwcndigcn Ver- mischungsproceß aus, verhinderte die Organisation, gab dm Parteien neues Leben und brachte da» große Unter- tcraehmen der nationalen Einheit beinahe in Gefahr. Auf welchem Punkte steht heute das Ministerium Rica soli mit dem Programme seines Chefs? Welche Situation mag es dem Parlamente verlegen wollen, d iS von ihm Rechenschaft verlangt für sechs lange Monate? Wie will cs fernerhin diese Erregung des Volkes, diese Exaltation der Gemülher Niederschlagen, die es selbst begünstigt hat, und die einer ruhigen, wohl überlegten Abwartung welchen sollten? Wollte Ratazzi der gegenwärtigen Verwaltung beitecten, so könnte er sich wohl nur wenige Tage halten und müßte ihr zum größten Nachtheile der öffentlichen Lage bei ihrem Rücktritte folgen. Ratazzi ist in der That der einzig mögliche KabinetLchef, H ute, wie zur Zeit des Todes Cavour'S, und heute noch mehr; denn damals durfte man an andere Namen noch glauben, die seitdem unmöglich geworden sind. Er allein besitzt zur Genüge daS Vertrauen Les Landes und Gischäftskenntnisse, um die nothwendige Autorität cinzufiößen, di- Kraft, dic Ungeduldigen zu zügeln und nach den Erfordernissen deS Augenblickes zu regieren. Persönlich beim Könige be liebt, kräftig unterstützt von der Partei der That, welche sehr wohl weiß, daß mit ihm Unabhängigkeit, nationale Freiheit und Würde niemals gefährdet sein werden; ge achtet von der gemäßigten Partei wegen seiner Talente, seiner langjährigen Dienste, seiner tiefen Rechtskenntniß, Der Kommandant der „Marne", Baron de Fraicinct, empfing mich mit all' der Zuvorkommenheit und Liebens würdigkeit, die einen so hervorragenden Zug im Charakter der gebildeten Franzosen ausmacht, und auf meine ihm ausgesprochene Bitte, mir die Ucberfahrt auf seinem Schiffe zu gestatten, bedauerte er nur, mir an Bord der „Marne" wenig Komfort in Aussicht stellen zu können, bot mir seine Tafel an und versprach, Alles zu thun, um mir den Aufenthalt erträglich zu machen. Mir war, ich gestehe es, ein Stein vom Herzen; dankbar nahm ich die so zuvorkommend gebotene Gast freundlichkeit an und kehrte nach Hongkong zurück, um die nölhigen Vorkehrungen zur Abreise zu treffen, denn am folgenden Montag Abend sollte ich mich an Bord einfinden. An diesem Tage wurde mir nach langer Zeit wieder einmal die Ehre zu Thcil, eine deutsche Dame, die Ge mahlin deS Herrn B. — Chefs einer der ersten deut schen Firmen —, zu Tische zu führen und den Abend in deren Hause zu verleben. Die zahlreiche Gesellschaft bestand nur auS jünger» Deutschen; eS wurde musicirt und gesungen, de Unterhaltung hielt die Gesellschaft bis spät zusammen. Montag Abend begab ich mich mit meinem Gepäck an Bord, und war wirklich glücklich, Hongkong den Rücken kehren zu können. Am folgenden Morgen lichteten wir die Anker und dampften du-ch den engen Paß nach Süden zu. Die Fahrt war so günstig, wie eS nur gewünscht werden konnte, Wind und Wogen waren unS zu Willen und der Aufenthalt an Bord wurde durch Unterhaltung und Lektü-e aufs Angenehmste verkürzt. Außer mir war noch ein frainösischer Artillerie-Oberst mit an der Tafel des Kommandanten, der, vom Peiho kommend, nach Frankreich zurückzukehren wünschte. An Stoff zur seiner unvergleichlichen Gewandtheit in der Verwaltung, hat Ratazzi c» verstanden, sich reelle Sympathien in den gouvrrncmentalen Kreisen zu erwerben. In diesem Falle würde der Mann großartig den Minister unterstützen. Mit einem Worte also: rin Ministerium Ratazzi würde gcgenwürdiz das beste Band zwischen Italien und Frank reich sein; es wäre ein sichere» Unterpfand der durchaus wohlwollenden Wiederaufnahme jener intimen geschäft lichen Beziehungen, deren Ausgang so ängstlich erwartet wird, nicht blo» bei den Italienern, sondern auch bet allen Franzosen, welche Italien lieben." Tagesgeschichte. Wie«, 10. November. Dir heutige „W. Z." meldet, daß Se. k. k. apostolische Majestät unterm 3. November den Georg v. Majlath über sein Ansuchen von der ihm verliehenen Würde eines TavcrnicuS im Königreich Un garn in Gnaden zu entheben geruht hat. — In der k. k. Kriegsmarine sind befördert worden: zu Linien- schiffscapitänen die Fregattenkapitäne: Richard Barry, Erik af Klint, Wilhelm v- Tegctthoff .und Aloi» Pokorny; zu Fregattenkapitänen die LintcnschiffSleutnants: BlasiuS Adrario, Markus Florio, Tobias Oesterr^icher, Maximilian Pitner und Ludwig Eberle. — Se. Maj. der Kaiser hat dem Wiener Zweigvercine der deutschen Schiller-Stif tung ernen Beitrag von 500 Fl. allergnädigst bewilligt. — An daS Abgeordnetenhaus sind am 8. Nov., wo dic Berathung über die Aufhebung deS gewerblichen Genossenschaft»zwange- fortgesetzt wurde, drei Schrift stücke vcrtheilt worden. Der PrcßauSschuß weist die Be- rathung der Ttrafgcsctznov.lle zurück und bittet, dieselbe einem andern Ausschüsse zu übertragen, theilS weil die darin vorkommcnden Handlungen nicht durch die Presse, theilS weil sie auch auf anderm Wege als durch die Presse begangen werden können, und demnach nicht zur Ausgabe de» PreßauSschuffes gehören. Ferner will ein Antrag Tasche!'» zur Aufrechthaltung der Unabhängig keit deS Richterstandes die Niedersetzunq eines Ausschusses auS 9 Mitgliedern und schlägt auch bereits rin Gesetz, auS 10 Paragraphen bestehend, vor, demzufolge jeder Richter nur Lurch einen richterlichen Spruch wegen Ver letzung seiner Amtspflichten oder einer auS Gewinnsucht entspringenden strafbaren Haudlung oder eine- Ver brechens von seinem Amte entsetzt werden kann. — In der Sitzung vom 9. November bezeichnete Professor Hafner die Genossenschaften in Oesterreich al» da» ein zige U«tzerg<mg»fficht«m zur Gewerbefreiheit; in der Ein richtung dersclbcn liege kein Rückschritt; sie seien ein Mo ment in der Organisirung der Gesellschaft, welche» gegen Zufälligkeiten schützen solle. Hasncr stimmt für Kalch- bcrg'S Antrag. Der Schluß der Generaldebatte wurde beschlossen. Burger und Tomek begründen noch ihre Anträge. Letzterer beantragt den Uebergang zur Tages ordnung über Skcne's und Kalchbcrg's Anträge, weil nur dic Landtage zur Behandlung dieser Frage berechtigt seien. Sodann sprachen als Generalredncr Ryger für den Skenc'schcn Antrag, indem er zugleich seinen An trag begründete, und Rostborn gegen. Der HandelS- ministcr Graf Wickenburg erklärte sich gegen den Skene'- schen Antrag; die Regierung könne, obwohl an den Principien der G-Werbcfrciheit festhaltend, doch nur dem Anträge Kalchbcrg's beistimmcn. Tomck'S Antrag wurde verworfen, ebenso der Antrag GiSkra's auf Weg lassung der Specialdebatte. Nächste Sitzung Dienstag; Tagesordnung: Spccialdebatte des Skenc'schcn Antrag-; dann Begründung der Anträge Taschck'S Schindler'» und Mühlfcld'S; Petitionsbericht. t'b Prag, 10. November. Es wurde von der hiesi gen Agitalronspartei nicht für zeitgemäß erachtet, dies mal die Demonstrationen auf dem Schlachtfeld« am weißen Berge in» Werk zu setzen, zu denen sie anfangs ermuntert, und der 8. November ging also ohne jedes be- merki.nswerthe Ereigniß vorüber. Einige föderalistische Organe, darunter das „Vaterland" ließen sich von hier berichten, es seien sehr umfassende militärische Maßregeln vorbereitet gewesen, um die Procession nach dem weißen Konversation mangelte es nicht, und wenn auch nur scherzweise, so blieb doch auch das Thema der „natür lichen Grenzen" und seine Anwendung auf den Rhein nicht unberührt. Sonnabend den 10. August warfen wir in der Bai von Manila Anker; der Kommandant hatte die Güte, mich in seinem Boote mit anS Land zu nehmen, wo durch mir alle Unannehmlichkeit der Gepäckvtsitation auf der Douane erspart ward. Die „Marne" hat inzwischen ihre Reise nach Saigun fortgesetzt. Ich selbst bewege mich nun schon geraume Zeit in dem neuen Elemente, da- mich hier umgiebt, und will Ihnen nächsten- Etwa» über da- Leben in Manila berichten, von dem man selbst in Hongkong wenig mehr weiß, als daß eS eine spanische Besitzung sei und daß die Manila-Cigarren von dort Namen und Ursprung haben. Gustav Spieß. Dresden« an verschiedenen öffentlichen Orten thätigc Musikchöre verdienen seit Jahren die Anerkennung, in möglichster Vervollkommnung ihrer Leistungen und guter Wahl ihre» RcpertoirS stets fortgeschritten zu sein. Sie bestrebten sich den Erfordernissen der Zeit gemäß mit Erfolg, auch die Meisterwerke der Instrumentalmusik allen Schichten der Gesellschaft ohne Exklusivität näher zu bringen und Geschmack, Bildung und inniges Ver ftändniß dafür in den vermischtestcn K-eisen deS Publi kums zu wecken. Herr Musikdirektor W i t t tn g hat jetzt mit dem „Mannsfcldt'schen Mnsikchorc" die bereit- früher Mit Beifall ausgenommen« Unternehmung von ,,Evm phonie-koncerten" im Saale deS „Hotel de Gare" wieder begonnen, um in besonder» fleißig vorbereiteten Au-Füh rungen Gvmphonien und Ouvertüren jenen zahlreichen Musikfreunden zu Gehör zu bringen, welche — schon wegen der beschränkten Räumlichkeit — an den Concerten
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