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Dresdner Journal : 15.10.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186110156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1861
-
Monat
1861-10
- Tag 1861-10-15
-
Monat
1861-10
-
Jahr
1861
- Titel
- Dresdner Journal : 15.10.1861
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nasium vorhanden sei, soll vor der Hand ganz unerör- tert bleiben. — Bekanntlich wird am 14. d. M. die böh mische West bahn von Pilsen bis an die baversche Grenze eröffnet. Die „N. Lisch" ermahnen die Stadt Pilsen, welche noch bis vor Kurzem ein rein deutsches Gepräge trug und erst seit l'/ir Jahren ein wenig tschecht- sirt wurde, da- Möglichste zu thun, damit die Eröff nungsfeier einen tschechisch-nationalen Anstrich er halte. Die Theilnahme an dieser EröfsnungSfahrt wird sehr groß sein. — In Pisek errichtet man „nationale Mäd chenschulen" im tschechischen Sinn. In dieser Stadt wird die tschechische Agitation überhaupt sehr lebhaft be trieben. — Ein Korrespondent der „N. Listy" schreibt vor Kurzem aus Pisek, daß sich die Stadt durch die Beranstaltung einer Schiller feier bei Gelegenheit deS Schillerjubiläums „geschändet" habe. Dies Beispiel diene dazu, um zu zeigen, wie weit der Fanatismus der Partei der „N. L." bereits gediehen ist, und was sich die Anhänger der li^mna ee-eka gegen daS deutsche Ele ment erlauben. — ES ist die Rede davon, daß Ist. Krasa, der noch immer über die Haltung und die pe kuniären Angelegenheiten des „Ezas" zu entscheiden hat, mit einer Persönlichkeit, die zu den politischen Charak teren des Lande- zu zählen ist und als zu den ge wandtesten Publieisten gerechnet werden muß, Verbin dungen anknüpfte, um dies Organ auf andere Wege zu bringen, die sich mehr auf das positive Gebiet be schränken, als in den Regionen politischer Luftschlösser sich verlieren. — Am 11. d. M. wurden hier fünf Ur iheile über Personen gefällt, die an dem Judencra- wall im August dies. Js. theilgcnommcn hatten. Ein Mann und ein Weib waren beschuldigt worden, durch Verlheilcn von Geld zu den Ercessen ausgcsordcrt zu haben; Ersterer wurde zu 10 Monaten, Letztere zu 7 Monaten schweren Kerkers, dann ein Lehrling zu Arrest von 3 Wochen verurtheilt- Zwei andere Jungen erhiel ten Arrcststrafe von 8 Tagen. Pesth, 12. Oktober. „Sürgöny" meldet aus Wien: Die Antwort auf die Vorstellung deS siebenbürgcr GuberniumS werde nächster Tage erfolgen, die Eröffnung deS Landtages sei vom 4. auf den 25. November ver schoben worden. Berlin, 12. Oktober. (B. Bl.) Der „Staatsanz." meldet He lte amtlich, daß der Minister deS Auswärtigen, Freiherr v. Schleinitz, zum Minister deS königl. Hau ses und an seine Stelle Graf Bern stör ff zum Mini ster der auswärtigen Angelegenheiten ernannt ist. Ebenso werden eine Reihe von Ernennungen und Beförderun gen in den Obersten-, Ober- und Hofchargen ver öffentlicht. Die Würde des Oberst-Marschalls wurde dem Herzog v. Croy Dülmen zu Dülmen — die des Oberst- Truchsessen dem Fürsten und Altgrafen zu Salm-Reiffer- fcheid-Dyck zu Schloß Dyck — und die des Oberst-S<l en- kerr dem Prinzen Biron-Kurland auf Polnisch-Warten berg in Schlesier veilirhen; zum Ober-Gewand Kämme rer (Oranll inailcv <Io la Oarelerode) ward der wirkliche Geh. Rath Graf v. Dönhoff auf FriedrichSstein, zum Obcrküchenmeister der bisherige außerordentliche Gesandte am k. niederländischen Hofe und Erbhosmcister der Kur mark Brandenburg Graf v. KönigSmark auf Netzeband ernannt. — Die „A. Pr. Z." erklärt heute Folgende-: E- wird kaum erforderlich sein, zu versichern, daß der in einer kürzlich erschienenen französischen Broschüre veröffentlichte angebliche Brief deS Kaisers der Fran zosen an Se. Mas. den König Wilhelm apokryph ist. (Vergl. unter Paris.) 0 Königsberg, 12. Oktober. Seit dem gestrigen Tage hat der Zug der Fremden begonnen, seinen Ziel punkt hier zu finden. Die aus den westlichen und süd lichen Provinzen hierher kommenden Fremden haben sich mit einer gehörigen Portion Geduld zu rüsten, da der Verkehr auf der Ostbahn so ungeheuer stark ist, daß selbst die Schnellzüge 1—2 Stunden verspätet eintrefien. In der alten Krönungsstadt herrscht bereits ein festliches Treiben. Noch ist Alle» im Werden begriffen, aber die verdoppelten Kräfte, mit denen man arbeitet, und die Nächte, welche man zu Hilfe nimmt, fördern die Veran staltungen fast mit jeder Viertelstunde. Die alte Han delsstadt macht einen interessanten charakteristischen Eindruck. Von den Thoren führen Vorstädte zur innern Stadt, welche sich ganz das Gepräge der alten Metropole deS nordischen Handels bewahrt hat. Der Pregelstrom, wel cher die innere Stadt durchfließt, führt mit seinen vielen Schiffen zu vielfachen malerischen Ansichtspunkten. Durch die meist engen Straßen wogt ein festliches Treiben. Das Brandenburger Fcstungsthor, durch welches der König rinziehen wird, ist in einen Triumphbogen verwandelt, Welches die vollendete Gestalt deS ThorcS darstcllt. Hier erheben sich zwei Tribünen, auf denen die jungen Mädchen und Chrrninüttcr, so wie die städtischen Behörden da- Königspaar empfangen werden. Eine zweite Tribüne für 600 Personen erhebt sich zu beiden Seiten der Zugbrücke zwischen der vordcrn und Hintern Vorstadt; dieselbe, in gothischcm Slyl mit einem colonnadenartigcn Vorbau, reich geschmückt mit Laubgcwinbcn, macht einen sehr ge fälligen Eindruck. Eine zweite Tribüne ist am Ende der vordcrn Vorstadt an der grünen Brücke in malerischer Ausschmückung für 5"0 Personen und eine dritte an der Börse für die Angehörigen der Kausmannschast. Einen eigenthümlichen Anblick gewählt das „Grüne Thor", ein alter Nest aus der hanseatischen Vergangenheit König» bergS in seinem bunten Blumenschmuck; am Ende der Feststraße bei dem Schlosse befinden sich zwei Tribünen für das Ossizicrcorps. Die ganz« Feststraße gestaltet sich zu einem einzigen Triumphbogen. Jedes HauS ohne Aus nahme ist mit Laubgewinden (von Tannrnrcis) geschmückt, Guirlandcn verbinden gekreuzt die gegenüberliegenden Häuser, Arcaden aus belaubten Pfählen sind an vielen Orten errichtet, Kronen und Kränze mit den königlichen Namenszügen hängen von den Gewinden herab, Fahnen in den preußischen und weimarischen LandeSfarben wehen darüber hinfort. Das Haupttreiben ober concentrtit sich am Schlosse. Mehrere lausend Arbeiter sind Tag und Nacht in und vor dem Schlosse thätig, die Herrichtungen zur Krönung zu beenden, welche in dem Thron, dem Säulcngange, der Ausschmückung deS Moskowitersaalcs und der Kirche bestehen. Inzwischen sind jetzt die Zimmer im Innern beendet, welche der König und die Königin, der Kronprinz und die Kronprinzessin, der russische Thron folger und der Erzherzog von Oesterreich bewohnen wer den. Darüber morgen Nähere-. Stuttgart, 12. Oktober. (Fr. I.) Der Etat de» CultdepartcmentS ist, nachdem derselbe zwei Wochen in Anspruch genommen, gestern in der Kammer zu Ende berathen und damit rin sehr schweres Stück Arbeit er ledigt worden. Gegen die Geistlichkeit und die Lehrer hat sich die Kammer sehr freigebig bewiesen, denn nicht nur wurden alle Erigenzen der Regierung ohne allen Abzug verwtlligt, sondern in mehrer» Fällen zum Theil nicht unbedeutende Mehrtrigenzen angeboten. Der Geist lichkeit wurden die BesoldungSausbesferungen (damit sie ja nicht hinter den Staatsdienern zurückstehen) vom 1. Juli 1858 an nachträglich verwilligt, wofür allein (für die Nachzahlung von 1858 bis 1861) 290,000 Fl. aufgewendet werden. Auch für die Turnerti ist frei- gebig gesorgt und allein 20,000 Fl. zu einer Central- Turnhalle in Stuttgart, wo Turnlehrer für- ganze Land gebildet werden sollen, verwilligt worden. 1). Meiningen, 14. Oktober. Unser rrbprinzliches Paar ist vorgestern von der Geburt eine- Prinzen er freut worden. — Die Flottensammlung in hiesiger Stadt, an welcher sich alle Klassen der Bevölkerung be- theiligten, hat an 1000 Fl. eingebracht. — Unsre Re gierung denkt jetzt ernstlich daran, die Lage der Witwen der VolkSschullehrer zu verbessern und will zu diesem Zwecke den Pensionsfond durch eine ansehnliche Summe verstärken. Frankfurt, 12. Oktober. (Fr. Pz.) Der wichtigste Ge genstand in der gestrigen Sitzung der gesetzgebenden Versammlung war die Berathung des CommissionS« berichtS, „die Bundesgarnison und Forderungen der freien Stadt Frankfurt an den Deutschen Bund betref fend". Der eingehende Bericht ist von Herrn Vr. Neu- kirch verfaßt. Es wird darin auf Grund deS Art. 26 der Wiener Schlußakte zu beweisen versucht, „daß die zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung von Bun deswegen verfügten Maßregeln in jedem Falle von keiner länger» Dauer sein dürfen, als die Regierung, welcher die bundcSmäßige Hilfe geleistet wird, eS nothwendig erachtet." Die Anträge desselben (welche wir in Nr. 235 mitgetheilt haben) werden nach einer unerheblichen De batte über eine Aenderung in Nr- 4 (die Worte: „vom Jahre 1862 an" sollen Wegfällen) einstimmig angenommen. * Paris, 11. Oktober. Prinz und Prinzessin Na poleon sind gestern Abend 6 Uhr von Havre abgereist und um 11 Uhr in Paris angekommen. AuS dem vom „Moniteur" mitgetheilten Verzeichnisse der anläßlich der Compiözncr Zusammenkunft Decorirten ist noch her vorzuheben, baß den rothen Adlerorden empfingen: der Herzog v. Cambacör« -, General Rolin, Graf Mvntebello, der Fürst von der Moskwa, General Fleury, Graf Bac- ciochi, Fürst de la Tour d'Auvergne und General Fros- sard. Französischerseits erhielten das Großkrcuz der Ehren legion: General Bonin, General Manteuffel, General v. Alvensleben und Graf Pourtab-s. — Der General rath von Oran hat am 17. September nach lebhafter DiScussion beschlossen, den Wunsch auSzusprechen, daß die Mitglieder der (algierschen) Generalräthc künf tig (ebenfalls) gewählt, und die Pässe zwischen Frank reich und Algier für Franzosen und dort die gleiche Ver günstigung genießende Ausländer abgeschafft würden. — Einer der jünger» Söhne der Königin Victoria, Prinz Leopold (geb. 1853), soll aus Gesundheitsrücksichten den Winter in Südfrankrcich zubringen. — Man schreibt von Boulogne-sur-Meer vom 4. Oct.: Heute Morgen fand 8 Kilometer von der englischen Küste in der Nähe von Dover ein Zusammenstoß zwischen einer englrschen Sloop und einen, Fischerfahrzeug von Saint-Valery-sur-Sommc statt. Infolge dieses Unfalls sind zwei französische Seeleute von den englischen Ma trosen, welche mit Flintenschüssen auf sie feuerten, ver wundet worden, da sie sich dem Abhauen ihres Bug spriets, daS sich in da- Takelwerk deS Engländers ver wickelt hatte, widersetzten. Paris, 12. Oktober. (K. Z.) Der König der Nie derlande ist diesen Nachmittag in Compi.gne eingetrof fen. Er kommt inkognito nach Paris, wo er zwei Tage verweilen und dann bei seinen hohen Wirthen in Com- ptz gne sich verabschieden wird. Den 19. Oktober teifft er wieder im Haag ein. Herr Ratazzi kommt erst, nach dem der ofsiciclle Besuch des König- vorüber ist, also gegen den 15. Oktober hierher, um bann mit dem Kaiser und den Ministern ungcstöltcr verhandeln zu können. — Der Prinz und die Prinzessin Napoleon sind heute nach St. Cloud abgercist. Der Prinz wohnte dem Minister- rathe bei, der heute in St. Cloud stattfand. — Die heutige Börse war sehr flau. DaS Geld, daS die Bank auS London erhielt, reicht nicht aus. Sie soll sich jetzt nach Frankfurt gewandt haben, um dort Geld zu erhal ten. Ihr Baarvorrath ist fortwährend im Abnehmer, be griffen, und man erwartet daher neue Maßregeln. — Die Absendung zweier Dampsltnienschiffe zur Verstärkung des englischen Geschwader- im mcricanischcn Meerbusen hat die hiesige Negierung zum Befehle veranlaßt, das Dampflinicnschiff „Napoleon" nach denselben Gewässern abgehen zu lassen. Man soll sich zwischen hicr und Madrid dahin geeinigt haben, den Spaniern die Ehre und die Last der Landl rpcdition zu überlassen und deren AuSgang von dem Meere aus abzuwartcn.— Die Trup penbewegung zwischen Toulon, Italien und Afrika dauert fort. Cavaleriedetachcments aus Afrika landen täglich in Port-Vendres. * Paris, 13. Oktober. Am Schlüsse seine- BülletinS bemerkt der „Moniteur": „Eine soeben erschienene Bro schüre enthält einen angeblich vom Kaiser an den Kö nig von Preußen geschriebenen Brief. Diese- Akten stück ist gänzlich erfunden." Bern, 9. Oktober. (Fr. Pz.) In einer vom I'e. Kern mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten in Pari-, Herrn v. Thouvenel, behufs des Lügenartikels des „Constitutionnel" über die Zustände in Genf ge pflogenen Unterredung hat Letzterer folgende Erklärung abgegeben: „Daß jener Artikel in keiner Weise vom Ministerium her rühre, sondern einzig Sach, der Redaktion de« Journal« sei. Er selber habe nicht da« Mindeste von jenem Artikel gewußt, eh» er ihn im „Konstitution»«!" gelesen habe- E« seien ihm auch von den diplomatischen und Eonsularagenten keine Mittheilungen zu gekommen, welche Anklagen, wie die bewußten, im erwähnten Blatte enthaltenen, rechtfertigen würden, was er ganz speeiell in Bezug auf den französischen Konsul in Kens sagen könne. Die französische Regierung würde, wenn et auch verlangt würde, ge genüber dem berührten Artikel mit Auferlegung eine« Rückrufe« ober in anderer Weise nicht Einschreiten können, denn sie erkenne kein anderes Blatt an, al« ihr Organ, den „Moniteur". Das habe sie wiederholt im letzter» Blatte selbst auf da« Positivste erklärt. Segen Da«, wa« in andern Blättern erscheint, möge man entweder durch die Presse oder vor dem Gerichte sich Ge- nugthuung verschaffen. S« sei auch schon gegenüber ähnlichen Reklamationen, weiche von Regierungen oder ihren Vertretern in Bezug auf Artikel in sogenannten offiliösen Blättern erhoben worden find, von Seiten der französischen Regierung damit ab gelehnt worden, daß sie den „Moniteur" ausschließlich al« ihr Organ anerkenne und kein anderes Blatt." Bern, II. Oktober. (Fr. Pz.) Der EtaatSrath von Genf har eine Reklamation an den „Constitutionnel" gerichtet und solche dem BundeSrathe mitgetheilt. — Der Große Rath von Genf hat dcm Sir Robert Peel da- Ehrenbürgerrecht deS CantonS ertheilt. Turin, 10. Oktober. Es gehen hier unter dem Mantel der revolutionären Diplomatie sonderbare Dinge vor, welche aus nichts Mindere-, als eine neue Gart- baldt'sche Erpedition schließen lassen! Die Jour nale haben diese Wahrscheinlichkeit vor einigen Tagen insofern berührt, daß sie mehrere Depeschen brachten, welche von beträchtlichen Sendungen österreichischer Trup pen nach Fiume und Dalmatien — und von der Absicht einer „Invasion nach der Herzegowina und Al banien durch italienische Freiwillige" sprachen. Er lauben Sie mir, dies« allgemeinen Angaben näher auS- zuführen, wobei Sie dir Quelle, auS der ich schöpfe, al» eine völlig zuverlässige bewachten können. — Sie dürs ten sich erinnern, daß wenige Tage vor der Veröffent lichung jener Depeschen die italienischen Blätter die Nach richt von der Ankunft MieroSlawSkr'S und 200 Polen in Genua brachten, welche dort auf Kosten der sardini schen Regierung Wohnung und Subsidenzmiltel erhalten. Was aber MieroSlawSki und seine zahlreichen Begleiter in Genua thun sollen, dies haben uuS die piemon- tcstschen Journale nicht gesagt, eine Reserve, wozu sie wohl ihre guten Gründe hatten. Für uns liegt aber durchaus kein Anlaß vor, letztere zu beobachten, wcShalb wir als gewissenhafter Korrespondent Alle- ohne Rück halt mitthetlen wollen, wa- uns über die berührte An gelegenheit zugegangen. MieroSlawski, der schon längere Zeit mit der picmontestschen Regierung und Garibaldi in gcheimnißvollen Unterhandlungen steht und sogar dem König Victor Emanuel vorgestellt ward, hat dem Turiner Cabinet ein Mömoire über die südslawischen Ver hältnisse und die Art und Weise vorgelegt, wie die selben für die italienischen Unionspläne und zur Zertrüm merung Oesterreichs nutzbar gemacht werden könnten. Diese Denkschrift enthält einen förmlichen Operativ nS- plan bezüglich einer Invasion in Dalmatien und Kroatien, auf welche slawische Küstenländer die piemon- tcsische Regierung schon seit dem Ende de- lombardischen Feldzugs ihre Aufmerksamkeit richtet. Bisher schien aber die politische Constellation der Ausführung jener Pläne nicht ganz günstig, we-halb man letztere bis auf Wei teres verschob. Jetzt aber, wo der Kampf zwischen der Pforte und Montenegro losgebrochen, glaubt man den Augenblick deS Handelns gekommen! Mieros- lawski ist daher von Paris nach Genua berufen wor den, um sich an die Spitze einer slawischen Freischaar zu stellen, welche im ersten Moment die Montenegriner gegen die Türken unterstützen soll. Nach der glücklichen Entsetzung Montenegros soll eine allgemeine Insurrektion in sämmllichen slawischen Provinzen der Pforte an die Reihe kommen, worauf man sich, auf diese Weise gestärkt, gegen Oesterreichisch- Kroatien, Ungarn und Galizien zu wenden gedenkt. Der ganzen Operation liegt der Plan eine- großen Föderativbundes zu Grunde, an wel chem sämmtliche von Südslawen, Polen, Magyaren und Walachen bewohnte Länder unbeschadet ihrer Sonder inter- essen Theil nehmen — und Oesterreich den Todesstoß versetzen sollen! — Jene slawische Freischaar Mieros- lawskr's ist in Genua bereits in der Errichtung begrif fen, wozu etwa 200 Polen und ebenso viele Serben, Kroaten, Dalmatiner und Montenegriner die Stämme bilden. Die Regierungen von Montenegro, Serbien und den Donausürstenthümern sollen mit diesem Plane Hand in Hand gehen und sich zur bewaffneten Theilnar-me an dem Unternehmen — respektive einer Diversion bereit halten. Als Abgangspunkt der MleroSlawski'schen Frei schaar wird der neapolitanische Küstenstrich zwischen Brin disi und Bari bezeichnet. — Es ist durchaus falsch, wenn die Zeitungen von einem projectirten Einfall der ungarischen Legion in Dalmatien oder Montenegro sprechen. MieroslawSki hat sich vielmehr jede Mitwir kung der Ungarn feierlickst verbeten, da er bei der großen Animosität, welche noch immer zwischen Magyaren und Südslawen herrscht, ein Mißlingen seines Unter nehmens befürchtet. In dieser Beziehung haben zwischen Türr und MieroslawSki hestige Diskussionen und Aus tritte in Genua stattgefundcn, und auch der Geist, wel cher unter den Freischärlern des polnischen Jnsurgcntcn- chefS herrscht, ist für die Magyaren kein freundlicher. — Ich wiederhole es, daß Sic alle diese Notizen — so außerordentlich sie auch scheinen mögen — als zuver lässige Daten betrachten können. — Vielleicht bin ich bald in der Lage, Ihnen über diese Angelegenheit wei tere Mittheilungen zugehen zu lassen. Turin, 11. Oktober. (W. Z.) Der Eintritt Ra- tazzi'S in das Ministerium wird in Abrede gestellt. Dagegen spricht man von ciner engen Einigung Ratarzi's mit Farini. — Aus Rom wird gemeldet, daß dec dem nächst nach Frankreich zurückk-hrendeHerzogv. Gramms nt das Großkreuz des Pius-OrdenS erhalten habe. — Die „Pcrsevcranza" läßt sich aus Rom schreiben: Man sagt, daß Mitte Oktober die Aufständischen einen allgemeinen Angriff in verschiedenen Provinzen Neapels machen werden. Auch in der Sabina werden Operationen vorbereitet. Turin» 11. Oktober. Garibaldi hat Caprera nicht verlassen. Neapel, 3. Oktober. (K Z ) Abermals sind hicr drei englische Kriegschiffe eingctroffen, so daß sich die Zahl derselben jetzt auf 15 beläuft; 10 werden noch er wartet. — Vorgestern wurde im hiesigen Hauptzollamtc das unbeschränkte Depot für fremde Maaren mit dem WtedcrauSfuhrrechte eröffnet. — Das hiesige Mu- nicipium hat ein Anlehen von einer Million Ducati zur öffentlichen Subskription ausgeschrieben. London, 12. October. Im Laufe der letzten drei Monate sind auf den verschiedenen RegierungSwcrften 9 neue Kriegsschiffe vollendet worden; der „Gany mede" (22Kanonen); „RattleSnake" (21K.); „Hyperion" (26 K.); „PegasuS" (7 K.); „Circasiian" (17K ); „Jar- row"(16K.); „PerscuS" (17 K); „Cnnthia" (11 K.) und „Portia" (5 K.). Kopenhagen, 10. October. (Nat.-Z ) Der Justiz minister legte in der gestrigen Sitzung des Lands- things einen Gesetzenwurf, betreffend Veränderun gen in der Gesetzgebung über Reisepässe vor, w-lcher bestimmt, daß die den Ausländern bisher obliegende Pflicht, bei der Ankunft hier zu Lande und bei Reisen in demselben mit einem Paß versehen zu sein, für die jenigen Personen Wegfällen soll, welche in Schweden, Norwegen u. Großbritannien nach Hause gehören (8. I). Der König kann den Unterthancn anderer Staaten die selbe Befreiung zugestchen, wenn sie dänischen Unter- thanen den Zutritt ohne Paß gestatten. Es erfolgt da rüber eine öffentliche Kundmachung (8- 2). Die bisher geltende Verpflichtung für Inländer, mit einem Paß zu Reisen in- Ausland versehen zu sein, fällt weg (8- 3). Die Gesetzvorschriften, welche in gewissen Fällen Strafen feststtzen, um pahlose Personen au» dem Reiche auSzu- führrn, werden aufgehoben (8- 4). Endlich wird auch da» Placat vom 23. Oktober 1835 aufgehoben, welche» dänischen Handwerkern verbietet, sich an Orten auszu halten, wo Handwerker-Associationen und Versammlun gen geduldet werden. Dt. Petersburg, 8. Oktober. Die ,,Een»tszeituug'' veröffentlicht die durch Uka» vom 3. d. M. erlassenen Instructionen an die Militärches», wie sie sich im Falle einer Requisition der Truppen zur Unterdiückung von Unruhen und Emruten zu verhalten haben In den Instructionen sind einige neue Bestimmungen aufgrführt, auf die wir in Kürze zurückkommen müssen. So enthält eine Anmerkung zum ersten Artikel die Ver fügung, im Nothfalle auch die Artillerie heranzuziehe», da» schwere Geschütz indessen nur auf Befehl der Gou verneure in Thätigkeit zu setzen. Der vierte Artikel be stimmt, „daß die Wachen und Patrouillen zu jeder Zeit und ohne Aufforderung von ihren Waffln Gebrauch machen dürfen: 1) um einen Angriff abzuwehren oder einen Widerstand zu brechen, falls sie in Erfüllung ihrer Pflich ten angegriffen oder bedroht werden, oder einer rhätlichrn Opposition und Jnsultirung zu begegnen haben; 2) wenn die Aufrührer infolge vorhergegangcnrr Aufforderung ihre Waffen, Verthridigung» - oder Angriffsinstrumente nicht ausliefern wollen oder di« bereit- abgelegten Waffen rc. mit Gewalt wieder zu erlangen suchen; 3) um die der Wache oder Patrouille anvertrauten Personen und Ge genstände gegen Gcwaltthäligkeit zu schützen und 4) um jeden Versuch, die Gefangenen zu befreien, zurückzu weisen. Die folgenden Bestimmungen geben den Militär« chesS die Bestimmung unhctm, ob von der blanken oder der Feuerwaffe Gebrauch gemacht werden soll, und ent heben sie jeder Verantwortlichkeit sür die aus Anwendung der Waffen entstehenden Folgen. Schließlich wird noch festgestellt, daß die Truppen an den festen oder zeitweilig errichteten Wachen sich an die Reglementsdispositionen für den Garnisondienst zu halten haben, die zur Reserve verwendeten Truppen abcr nach dem Felddicnstreglcment in KricgSzeit verfahren sollen." AuS diesen Anführungen geht denn doch zur Genüge hervor, daß es mit der Un terdrückung aller eigenmächtigen und ungesetzlichen De monstrationen, wie mit der Hinterhaltung von Aufruhr und Gcwaltthätigkeiten recht ernstlich gemeint ist, so Wenig auch daran zu zweifeln ist, daß vorkommcndenfaU» diese Instructionen ihre Anwendung finden werden. Aus St. Petersburg wird gemeldet, daß am 6. Ok tober die dasige Universität geschlossen worden ist. Ein Correspondcnt der „Nat.-Ztg." schreibt über die Ur sachen dieses Vorfalls: Sie wissen, daß unser vorig.r Unterrichlsminister durch den Admiral Grafen Putjatin er setzt wurde; in letzterer Zeit war überdies General Phi- lippson zum Kurator der hiesigen Universität ernannt. Diese beiden Herren oder wenigstens einer derselben haben nun ihre neue AintSwirksamkeit mit folgenden dret auf die Universität bczü fiichcn Maßregeln eingcweiht; 1) Die selbe besaß einen sür unbemittelte Studenten bestimmten Fond, dessen jährliches Erträgniß die Studenten selbst an ihre bedürftigen Kameraden vertheilten; am Beginne deS jetzigen Schuljahres wurde angezeigt, daß von nun an die Regierung diese Vertheilung vornehmen werde. 2) Die Universität nahm jährlich nebst den zahlenden Hörern auch eine gewisse Anzahl (ich glaube ein Drittel) nichtzahlender auf; diese Wohlthat wurde eingestellt. End lich 3) wurde angeordnet, daß k irr Studirender zur Uni versität zugelassen werde, der nicht auch über die abge legte Beichte sich legitimste. Gegen diese 3 Maßregeln beschlossen denn die Studenten zu dcmonstrircn. Inwie fern sie nach den hier bestehenden Regeln berechtigt waren, ist mir unbekannt. Eine Deputation wurde also aus ihrer Mitte gewählt und dieselbe begab sich mit einer Art Denkschrift zum Cuiator, General Philippson. Letzterer, ohne auf den Inhalt der Beschwerden einzugehen, machte den Ucberbringcrn bemerklich, daß sie einen falschen Weg eingeschlagen, da sie nicht mit ihm direct, sondern im Wege der Professoren zu verhandeln haben. Die Depu tation entfernte sich, um bald danach an der Spitze der gesammten Universilätsjugend vor der Wohnung d<» Ku rators zu erscheinen. Letzterer, welcher von dcm Plane unterrichtet schien oder ihn vcrmuthete, hatte mittlerweile den Oberpo'.izeimeister General Patkull, den Generalgou verneur Jznatieff, den Chef der 3 Section deS kaiserli chen Cabtnets (geheime Polizei), Grafen Schuwaloff um sich vereint. Die Deputation wurde neuerdings vorge- lassen, und während Graf Schuwaloff, den man als einen sehr humanen Mann schildert, derselben daS ihm unge bührlich Scheinende in dem Benehmen der Studenten ausetnandersetzte, hatten diese in großen Haufen vor dem Hause versamm.lt, den mittlerweile hcrbeigekommencn Poli zeimannschaften allerlei kleine Nergeleien zugefügt. Die Mannschaft indeß verhielt sich ruhig und soll auch nicht die geringste Verwundung vorgekommen fein. Auch Ver haftungen wurden auf der Stelle nicht vorgenommen; hingegen haben deren im Laufe der vergangenen Nacht zahlreiche staltgehabt; ich will jedoch keine Zahl angrbcn, da ich nichts Gewisses weiß und hier natürlich Uebertrei« bung freies Spiel hat. — DieS in Kurzem der Sach verhalt, welcher die Sperrung der Universität zur Folge hatte. Warschau, 12. October. Der Leichenzug des Erzbischofs setzte sich vorgestern um 3 Uhr in Bewe gung und kam erst um 6 Uhr in der Kathedrale an, woraus sich schließen läßt, wie groß derselbe war. Aus rothen Kissen, die vor dcm Sarge getragen wurden, la gen anstatt der russischen Orden de- Erzbischof-, Deko rationen, Palmen und nationale Wappen. Einige tau send Bauern au» der Provrnz, die zum Trauerfeste hier ankamen, wurden auf- Gastfreundlichste ausgenommen. Viele Bürger der Stadt richteten Wohnungen sür diesel ben ein, in welcher sie die Nacht zubrachten. Gestern Morgen wohnten dieselben dem Hoch amte in der Kathe drale bei, wo einige Bischöfe cclebrirten und einer von ihnen, der Graf Plater, eine Trauerrede hielt, wonach die Etnscnkung deS Sarges stattfand. Nach dieser Feier lichkeit fuhren sie in Begleitung de- Adel», der Bürger und der studlrenden Jugend in Droschken, Equipagen und offenen Omnibussen nach dem Kirchhofe Powon-ki, wo die „Opfer" der letzten Monate liegen; dann wurden ihnen die Merkwürdigkeiten der Stadl gezeigt und end lich ein glänzende» Diner im „Europäischen Hotel" ge geben, wobei einige Bauern, Geistliche, Studenten und Bürger Reden hielten, zur gemeinsamen Arbeit, zur Ein tracht und Liebe ermahnend. Auch wurden viele Bauern in allen andern Hotel» und mehrer» Prtvatwohnungen fctirt. Nach den Diner» wurden sie in Wage« und offe nen Omnibussen zur Eisenbahn gebracht, wo ein Ertra- zug sie erwartete. Alle Straßen, welche diese „jünger» Brüder" (so nennt man die Bauern, welche den Adel und die Bürger „ältere Brüder" nennen) passirten, wa ren von Menschenmaffcn gefüllt; überall ertönten Btvat- rufe und laute Hurrah», Blumen wurden von den Fen stern ihnen zugeworfen. Dir abreisenden Bauern und Juden, meist von Studenten begleitet, hielten National fahnen Polen- und Lithauen» in der Hand, grüßten die begeisterte Menge und sangen auf dem Bahnhofe da» Lied: „Noch ist Polen nicht verloren!" Wir man vrr-
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