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HF 235 Dienstag, den H Oktober 1861 Ädonnrmrntsprrtst: ILItrlieü: d 1°i>Ir. 10 io S»oiu«o. »jMr,.:1 „ 10 „ „ „ UouotliLd io vr»»ck»o: Id kixr. 1!iiiL»Io« Kuinmeru: 1 kixr. lw Loilooä« tritt ?o»t ooä Otewp^Ira- »eiilox dioio. Inseralenpreift: k'itr äeo k»uio einer ee»p»>te"«u 2eil«: 1 ktxr. Unter „Liox«»ooat" <tt« Teil«: 2 tlxr. «rschrtoen: rii^Iicd, oait Xoso»dmo äer 8voo- ovä I^eiertLLe, -tdeoa» Nir äen kol^eoäeo l'ex. VresdmrIMmal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. »asrratriurnmchwe «»»wärt,: t». liotoosrorri», 6ommi»«iooiir äee vreeäuer 3ournete; »deoä»»elt»»t: II. IIL»>,r»; Lltoo»: IlLmime^i« t Vooi.»»; »erlin: Oeoeivi'ecdv kuetili., lirrtnrrrK» 8»re»u; Bremen! !>'. 8vni.r>rrn; kroolikurt e. ^eea»»'»ei>e ttuevkenälunp^ Lvlo' Xvoi.» üeni^ie»; kerie: v. I.iivUKi'Ll., (28, rue äe» doo» eokoo»); kr»A: t ». Loiil-ico'» Itoekitooäiunx. Sferausgrder: Iköoi^I. Lipeäitloo cke» vreeäoer ^oorool», vreiäea, Ll»ri«o»tr»»» kir. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 2. October. Ee. Majestät der König Haden die Errichtung eines königlich sächsischen Vice-Kon sulat- in Biemerhavrn anzuordnen und den dortigen Kaufmann Johann Georg Claussen junior zum Dtce- Consul zu ernennen geruhet. Dresden, 4. Oktober. S«. Königliche Majestät ha ben dem Finanzministerium für die demselben obliegende Leitung des fi-calischea Hochbauwrsen» ein oberes, tech nisches Organ provisorisch beizuordnen und die deSsallsige Function dem Landbaumeister im ersten Landbaubeznke, Karl Moritz Hänel, unter Verleihung des Dienstprädi cats „Ober-Landbaumeister", zu übertragen geruht. Verordnung, da- Ausschreiben der katholischen Kirchen - Anlage betreffend, vom 2. Octobrr 1861. Zu Deckung des Bedarfs sür die römisch katholischen Kirchen zu Dresden (mit Neustadt, Friedrichstadt, Frei berg und Meißen), zu Leipzig, Chemnitz, Zwickau und Hudrrlusburg, ist auch in dem laufenden Jahre eine An lage zu machen. Es ist dieselbe von den in gedachte Kirchen Eingepfarrten nach den durch dir Verordnung vom 12. Octobrr 1841 (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1841 S. 232) 88- 7. 8, 10 und 11 be stimmten Sätzen, von denen jedoch die im 8 7 «ud d, e und <1 bestimmten Sätze, wie im vorigen Jahre, aus drei Viertheile, mithin auf r<^p. und '/„ deS von den betreffenden Parochianen zu entrichtenden Gewerbe- und Perfvnalsteuersatzes, herabgesetzt worden, zu zahlen. Jeder BeitragSpfl chlige hat den auf ihn fallenden Beitrag bis zum IS. November dieses Jahres an die 8- 18 genannte Recepturbehörde unrrinneit ab zuführen. DaS AuSschreibcn einer Schulanlage bleibt auch sür da- Jahr 1861 auSgesctzt. Dresden, am 2. October 1861. Ministerium des CultuS und öffentlichen Unterrichts. Für den Minister: vr. Hübel. Rudolph. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Hettuvgsschau. (Times.) Tagrsgkschichte. Wien: Nam nSfest deS Kaisers. Fe rien der Abgeordneten. Der Prcßgesetzentwurf. De menti. — Prag: Entscheidung in der Angelegenheit deS tschechischen Theaters. Schulangelegenheiten. Ver mischtes — Pesth: Ein Emissär verhaftet. Keine ausländischen Gäste. — Hermannstadt: Die Na- tionSuniverfität wieder zusammengetreten. — Triest: Die WaffenconfiScation aufgehoben. Schulangelegcn- heiten. — Berlin: Hofnachrichten. Mmisterverant- wortlichkeitszesetz in Aussicht. Neue Wahlprogramme. Vermischtes. — München: Etsenbahnvorlage. — Stuttgart: Kammerverhandlungen. Vermischte?. — Ko bürg: Militärisches. Realschule. Der Herzog zur Jagd. Fürst Leiningen. — Gera: Deutsche Lehrer versammlung. — Altenburg: Bürgermcisterwahl.— Frankfurt: Antrag auf Entfernung der BundeS- truppen. — Paris: NeueS Tiraillcurbataillon Die Brodtheuerung. Zinsfuß der Schatzbons erhöht. Ver mischtes. — Bern: Genfer Protest gegen den „Con- stitutionnel". Grenzregulirung. — Turin: Dementi. Marinecommisston. Neue Schriften in der römischen Frage. — Neapel: Kämpfe mit „Reaktionären" Niedergebrannte Ortschaften. Tcdtschläge u. Füsilirungen. F e uillet o u. K. Hoftheater. Sonnabend, 5. Oktober; „Iphi genie in TauriS", große Oper in vier Acten vom Ritter Gluck (neu einstudirt). — Mit Freuden empfangen wir die Wiederaufnahme diese- erhabenen Meisterwerke-, um so mehr, da die Ausführung eine musterhafte, an vollendeter Gestaltung frühere Vorstellungen noch über treffende war. Adel und Einheit des Styl-, künstlerisch vorzügliche Behandlung und Tonwohikang der gesang lichen und instrumentalen Ausführung gewährten den vollen, ungestörten Genuß der großartigen Tondichtung. DaS Studium deS Werke-, unter Leitung deS Herrn Kapellmeister- Rietz erwte» ebenso große Sorgfalt al- geistige» Verständniß und jene bi- in die kleinsten Details sich erstreckende musikalische Corrcctheit, durch welche allein rin einheitliche» und in allen seinen Theilen harmonisch zusammenstimmcndeS Ganzes erreicht werden kann. Die Mitwirkenden widmeten ihren hohen Aufgaben mit künst lerischem Eifer und außerordentlich.m Erfolg ihre besten Kräfte. Noblesse, schöne» Eolorit, d:clamatorischer Schwung de» Gesänge», charaktervolle Wahrheit der Ausfassung und deS Ausdruck- sowie dramatische Würde der Darstellung zeichneten ihre Leistungen auS. Im vollsten Maße trifft diese» Lob die Hauptdar steller: Frau Bürde-Ney (Iphigenie), Herrn Mitter- wurzer (Orest) und Herrn Schnorr v. Carolsfeld (PyladeS), welche die hohen Affccte der Leidenschaft und Tragik, den seelenvollen Erguß des Gefühl», das tiefe Leid und die schweren Kämpfe de» Herzens in Gluck s hehren, antiken Gestalten mit warmer und begeisterter Hingebung zum Ausdruck brachte«, so daß unser Ge müt- sympathisch ergriffen und, unser Geist im Genüsse der idealen Schöpfung in dauernder Erhebung und Illusion festgehalten wird. Frau Bürde-Ney hat an Rom: Trauermesse für geblieben« bourbonische Sol daten.— London: Lord Eglinton — Warschau: Erzbischof Fljalkowski s-. Politische Manifestation. — Athen: Empfang der Königin. Verhaftungen infolge deS Attentat». Eraruntmarn und Versetzungen rc. Dresdner Nachrichten. Proviazialnachrichtea. (Leipzig. Freiberg.) Vermischtes Statistik und Vvlkswirtbschast Feuilleton. Inserate. Lagesneuigkeiteu Börseu- uachrichteu Telegraphische Nachrichten. Compitgue, Sonntag, 8. Oktober. Der Kö nig von Preußen ist heute präci» 6 Uhr in bestem Wohlsein hier eingetroffen und wurde vom Kaiser im Bahnhöfe empfangen. Beide Majestäten tru gen Civilkleidung. Das zahlreich anwesende Publi cum brachte dem Könige und dem Kaiser Lebehochs. Die Kaiserin und der kaiserliche Prinz erwarteten den König im Hofe deö kaiserlich,» Palais unter halb der großen Treppe. Bei der Ankunft des Königs daselbst schritt die Kaiserin bis zum Perron vor. Der König küßte der Kaiserin die Hand, liebkoßte den kaiserlichen Prinzen und bot dann Ihrer Majestät den Arm. Abends soll noch gro ße- Diner und sodann eine Jagd bei Fackelschein stattfinden. Für morgen ist nach dem Dejeuner eine Treibjagd anberaumt. Marseille, Sonnabend, 5. October. (Jnd.) Wie der „Moniteur" von La Reunion meldet, ist die Königin Ranovalo von Madagaskar am 18. August gestorben. — Ihr Sohu Rakoto, der Freund der Franzosen, war zum Könige der Horaö aus- gerufen, sein Vetter und Rival, den die Königin zu ihrem Nachfolger bestimmt hatte, und der Mi nister, welcher an der Spitze der alt-molgasfischrn Partei stand, wurden vorher ermordet. Vor seiner Thronbesteigung soll Rakoto förmlich um das Pro tektorat des Kaisers Napoleon nachgesucht haben. — Das Land, heißt es, sei ruhig. Die Mehrzahl der französischen Kaufleute habe sich, um dru nrueu König zu beglückwünschen, nach seiner Residenz Emyrua degeven. Bern, Sonntag, 6. October. Nach einem hier circulirenden Gerüchte hätte die französische Re gierung unter dem Vorwande, Eiseubahnarbeiten vornehmen zu lassen, auf dem neutralifirten Ge biete Nord-SavoyenS an der Genfer Grenze 3000 Mann concentrirt. Turin, Sonntag, 6. Octobrr. Der französi sche Minister Rouher ist hier eingetroffen. Infolge zwischen hier und Berlin gewechselter Erklärungen ist entschieden worden, daß König Franz ll. bei der Krönungsfeirr in Königsberg nicht vertreten sein, der diesseitige Gesandte aber dort einfach als Vertreter des König- Victor Emanuel empfangen werden wird. London, Sonntag, 6. October, Vormittags. Nach Berichten aus New-Jork vom 25. vor. M. sollte Frewont binnen Kurzem mit großer Macht ins Feld ziehen. Einer Mitthrilung des „New- Jork Herald' zufolge war man mit den Vorbereitun gen zu einer See Expedition gegen Nrw-OrleanS und Galveston beschäftigt. — Die Conföderirtrn sollen bei der Einnahme von Lrxington l( ."3 Mann verloren haben. Sie ziehen gegen St. Joseph. Warschau, Sonnabend, 5. October.*) Heute früh ist der hiesige greise Erzbischof gestorben. (Bergl. unsre Warschauer Coiresponbenz unter „TageS- geschichte".) *) Für unsre vor ge Nummer zu spät eingetroffen. geistigem Erfassen der Gluck'schen Musik, an wahrer Ge fühlswärme und edler Haltung im Vortlage derselocn gewonnen; als höchst vollendet unter den nicht nach stehend n übrigen Nummern sei namentlich die Ausfüh rung der lyrisch groß empfundenen 6-ckur Arie hervor gehoben, Weiche, beiläufig gesagt, Gluck sür den berühm ten Caffarello in einer frühe»n Oper: „üa Otemenra <ii 1Ao" tn Neapel componirte und in die „Iphigenie" hinübernahm. Die nicht minder große ^-ckur-Arie bei Beginn deS vierten Actes, die in ihrer bewegten Drama tik zur Unterbrechung langsamer Tempi und leidender Klage höchst noihwendig ist, vermißte man ungern. Herr Schnorr v. Carolsfeld sang den Pyladc» mit vor züglicher künstlerischer Behandlung und Innigkeit de» Ausdrucks. Herr Mitterwurzer gab den von den Eumeniden verfolgten Orest, und die Aeußerungen sei ner Seelenqual ganz besonders auch im Spiel meister haft. Auch Herr Degele schloß sich diesen Leistungen lobenSwerth, mit musika'ischem Verständniß und drama tischer Haltung an. Eine breitere Behandlung der Deklamation und rin minderes Forciren in der hohen Tonlage sei dem Sänger indeß anempfohlen. Die Aus führung der Chöre war vortrcffuch und die Jnscenirung mit Geschmack angcordnet; die Leistung der Kapelle war ersten Range». Hinsichtlich deS Eindrucks dieser Tonschöpsung muß ich früher Gesagte» wiederholen. Sie erfüllt durch ihre edle Einfachheit und Mclod?, durch die Reinheit und Plastik der Formen, durch ihr tragische» Pathos und die tiefe Wahrheit der Empfindung und Leidenschaft die Seele stets mit dem Gefühle der Bewunderung und moralischen Erhebung, und bewegt unser Gemüth mit zwingender Gewalt bi» zur innersten Erschütterung und Rührung. Hier ist eine wahrhafte Jdealisirung de» musikalischen Ausdruck», mit der natürlichen Herrschaft Dresden, 7. October. Der telegraphisch schon erwähnte Artikel der „Time-" über Preußen und Frankreich lautet in seinen Haupt stellen folgendermaßen: „Durch die Pariser Zeitungen machte jüngst ein Gerücht die Runde, welches zu langen Leitartikeln und bedeutungsvollen Flugschriften Anlaß gab, — das Gerücht nämlich, Preußen, überdrüssig, seine Blicke auf England zu richten, steh« im Begriff«, «ine neue Combination in der eigenthümlichen Gestalt eine» Bündnisses mit Frankreich zu versuchen. Wir haben schon gesagt, daß die Interessen Preußen» und England identisch find, und wir dürfen wohl hinzusügen, daß unser» Erachten» Preußen ein wett größere» Interesse an einem solchen Bündnisse hat, al» England. Der Grund, weshalb die Staatsmänner beider Länder ein Bündniß zwischen denselben stet» für höchst wünschens wert- hielten, bestand in der gemeinsamen Gefahr, welche beiden von der ehrgeizigen und eroberungssüchtigen Po litik Frankreichs drohte. Sollte Preußen angegriffen wer den, wa» un», wie wir gestehen, von Tag zu Tag wahr scheinlicher vorkommt, so könnten ihm die Flotten und Heere England» unschätzbare Dienste erweisen, während, wenn ein Krieg mit England ausbräche, da» auf einem lang gestreckten und getrennten Gebiete verthetlte Herr Preußens gegen eine gut vertheidigte Grenze nur wenig würde au-richtcn können, gar nicht» aber, um, gleich den Holländern im Jahre 1588, einer Invasion Englands zur See Hindernisse in den Weg zu legen. Wir können daher das Geiücht von einem Bündnisse zwischen Preu ßen und Frankreich mit einem gewissen Gleichmuthe an hören. Diejenigen, welchen vor einem solchen Schritte bangen sollte, sind die Preußen selbst. Wenn eine Na tion von einer andern bedroht wird, so handelt sie ohne Zweifrl weise, wenn sie Bundesgenossen zum Schutze gegen den hrranziehenden Sturm sucht, jedoch in jeder andern Richtung, al» in der, von welcher her da» Un gewitter droht. Preußen, welche» so lange einen Angriff von Seiten Frankreich» gefürchtet hat, könnte seine Be ziehungen zu England inniger machen, seine Zwistigkei ten mit Oesterreich ausglcichen, in Rußland Unterstützung suchen und sich bestreben, eine wohlwollende Gesinnung gegen sich im Rathe Italien» und Spanien» Hervorzu rusen. Ein Bündniß mit jeder andern Macht, außrr mit der, v»n welcher e» Gefahr befürchtet, würde poli tisch fein. Ein Bündniß mit Frankreich kann bewirken, daß di« preußische Regierung nicht mehr auf ihrer Hut ist;. «H-La«n ab« nicht di« ««inidtze SrcherhM M d«r Fall gewähren, daß der Kaiser glauben sollte, dir Zeit sei gekommen, seinem Heere neue Beschäftigung zu geben und Deutschland zum Schlachtfeld« zu wählen. Wa» für ein Schutz würde ein Bündniß Unter solchen Um ständen sein? Frankreich, einmal von den Schranken der Verträge befreit und dahin gebracht, einen RcchtStitel auf da» Gebiet anderer Herrscher, auf die Eroberungen der Republik und des Kaiserreich» zu suchen, kann ebenso wohl die Rhcingrenze von einem preußischen Bundes genossen zurückfordern, wie cS die westlichen Alpenab- hänge von einem sardinischen zurückgesordert hat. Mit welchen Namen man die Macht, nach deren Gebiet einem gelüstet, anredet, macht keinen Unterschied. Ein Bundes genosse läßt sich ebenso gut plündern, wie ein Freund, und ein Freund ebenso gut, wie ein Bekannter. Aber während ein Bündniß zwischen Frankreich und Preußen letzterm im Falle eines Kriege», den auch der Hoffnungs vollste nicht sür unmöglich halten kann, nicht den gering sten Schutz verleihen könnte, würde es die Stellung Preu ßen» in Deutschland ganz bedeutend gefährden und die Wahrscheinlichkeit de» Siege» in einem Kampfe, der sicher lich auch im besten Falle ein ungleicher wäre, vermin dern. Der Umstand, daß Preußen ein Bündniß mit Frankreich suchte, würde sofort alle jene kleinern deutschen Staaten, welche eine gemeinsame Furcht und eine gemeinsame Gefahr sonst um sein Ban ner geschaart hätten, von seiner Seite Wegscheuchen. Wir haben nicht gehört, daß Oesterreich rin Bünd- niß mit Frankreich gesucht hätte, und wir erwarten auch nicht, es zu hören. Oesterreich könnte einen solchen der GesangcSsprache al» Hauptfactor — und im großen antikisirenden Style. Und wie Gluck selbst sagte, daß er vor Beginn einer Operncomposttion immer rin Ge lübde mache, zu vergessen, daß er Musiker sei, so kann man von seinen Opern in gewissem Sinne wohl sagen: „DaS ist nicht mehr Musik!" Wenn wir un», mit einiger Achtung vor unserm Gcschmack und vor unser« innern Verlangen nach Wahrheit und Schönheit in der Kunst, aus einige Stunden von der Gewohnheit an jene ost dafür empfangenen Surrogate von geistreicher und raffinirtcr Mache, aber von gemeiner Substanz emanci- piren, und ebenso auch von der Gewohnheit an Werke voll poetischer, aber überschwänglicher Intentionen und voll Verschwendung wie voll Verirrung in der scenischen und musikalischen Gestaltung: — so müssen wir er staunen über die Einfachheit der Mittel, mit welcher in diesem besonder« Falle da» Höchste erreicht ist. Wir müssen erstaunen Über die natürliche, mit schärfstem Ver stände und zugleich mit stärkstem Gefühle de» Geniu» ge schehene Verwendung dieser Mittel, die un» nicht einmal den Mangel reich abwechselnder EnsemblcSformen em pfinden macht, ja die un» überhaupt gar nicht mehr an die Art und Absicht der Tonmittel und an da» Materielle de» Tonausdrucks denken l'ßt, sondern un» nur die poetische Wirkung in wahrhaft reiner und von aller leeren Zuthat enthobenen kunstschöpferischen Bildung girbt. Die sehr warme Aufnahme der Oper bewies die Hochschätzuug, Pietät und richtige Empfindung, welche in unserm gebildeten Publicum für solche Musik lebendig sind. Hoffentlich wird die Wiederaufnahme der Gluck'- schen Opern, die indeß nicht zu hastig repetirt werden dürfen, in diesem Winter mit Regsamkeit fortgesetzt und der Wunsch, „Alcefie" und „Iphigenie in Aulis" auf dem Reprrtoir zu sehen, erfüllt. E. Vanck. Schritt nur al» einen gegen sich gerichteten betrachten, und würde infolge davon Preußen nur noch mehr rnt- frrmdet werd«« und weniger Lust haben, ihm im Falle der Noth zu Hilf« zu kommen. Alle», wa- rin Bünd niß mit Frankreich auSzurichtrn vermöchte, würde darin bestehen, daß e» Prrußen Verlegenheiten bereitete und seine Macht, den kleinern deutschen Staaten, wenn sie von Frankreich angegriffen würden, Beistand zu leisten, zu lähmen." Tagesgeschichte. Wien, 4. Octobrr. (W. Bl.) Da-Namen»fest Sr. Majestät de» Kaisers wurde heute tn allen Kirchen durch feierliche» Gottesdienst begangen. In der Et. StephanSktrch« celrbrtrte Cardinal-Erzbischof v. Rauscher daS feierliche Hochamt. E» hatten sich in der Kirche die ReichSrathSmitglitdrr, darunter Polen in ihrem National- costüm, Minister, Staatsbeamte, der Gemetnderath, Ma gistrat und Andächtige in großer Zahl versammelt. Da» Militär bildete Spalier, die Kirche war glänzend beleuch tet. — Der Minister de» Aeußern, Graf Rech berg, ist heute Abend von Triest hier eingetroffen. — (O. P.) Der Entwurf de» neuen Gemeindege setzes wurde heute in dritter Lesung von der Majorität de» Albgr.rdnetenhause- angenommen; die Fraktion der Polen und ein Theil der tschechischen Abgeordneten stimmten gegen denselben. In den Sitzungssaal kehrt nun für di« Dauer eine» MonatS stille Ruhe ein. Nach fünfmonatlichem Beisammensein zieht e» die Abgeordneten wieder in dm» Keet« der Ihrigen, zu den heimathlichen Geschäften. Di« Herren haben heute von einander herz lichen Abschied genommen. Es fehlte nicht viel, und dir gestern seschlossenen vierwöchentlichen Ferien wären heute zu dreüioöchentlichen zusammengrschrumpft. Fünf zig Mitglied« der Linken brachten nämlich einen Antrag dahin eia, die nächste Sitzung deS Hause» auf den 24. l. M. -»rück zu verlegen; Or. Mühlfrld namentlich mo- tivirte dksen Antrag durch die Hinweisung aus die vom Hause selbst anerkannte Dringlichkeit der Angelegenheit de» Preßgesetze», welche Dringlichkeit nunmehr durch die von der Regierung eingcbrachte Vorlage noch erhöht werd«. Allein die Majorität, diesmal aus Seite der Rechte», wollte keinerlei Einwendungen gegen den einmal gefaßte» Beschluß anerkennen, und so blieb e» denn schließlich nach rinn lebhaften Debatte bet den vier Wo-da-a. Mn kure aiud die beutiae Sttzuna war, so ta- tt«^nte Momente hatte sie doch anfzawrisrn. Da» Ministerium war bestrebt, den Abgeordneten vor ihrem Abschiede allerhand „Ueberraschungrn" zu bereiten. Der Etaatsminister legte den Entwurf eine» neuen Preßgesetze» al» Regierungsvorlage auf den Tisch de» Hause»; Mi nister v. Lasser verständigte die Abgeordneten, daß sie das Bewußtsein ihrer Immunität mit in die Heimat nehmen können, da Ee. Majestät da» betreffende Gesetz bereit» sanctionirt habe; Finanzmintster v. Plener end lich entledigte sich der Beantwortung zweier Interpella tionen ältern Datum», und nahm bei dieser Gelegenheit Anlaß, bezüglich der baldigen Herstellung der Valuta einige beruhigende Zusicherungen zu geben. — (Oest. Z.) In den von dem Herrn Staatsmini ster vorgelegten Preßgesetz ist da» ConcessionSsystem gänzlich beseitigt ; zur Herausgabe eine» periodischen Blat te» genügt, wie bei jedem freien Gewerbe, die blose An zeige. Die Cautionen sind um ein Drittheil oder Vier theil ermäßigt. Der für die Ausarbeitung eine» Preß- gcsetzcs vom Abgeordnetcnhause gewählte Ausschuß hat gestern seine zweite Sitzung abgehalten. Bis jetzt hat man sich über die „allgemeinen Grundsätze" zu einigen gesucht und dieselben auch fcstgestellt. Diese haben den Referenten al» Information zu dienen- Zugleich hat der Ausschuß die Geheimhaltung der gefaßten Beschlüsse be schlossen. Schließlich wurden die Referenten gewählt und zwar sür da» materielle Preßgesetz Professor Dr. Herbst und sür da» Preßversahren vr. Taschck. — In Bezug auf die in mehrer« Blättern zu lesende Nachricht von einer Reise de» fiühern Minister» Grafen Theater. Berlin. Frau Jachmann-Wagner hat ihre neue Wirksamkeit im k. Theater al» Iphigenie im Goethe'schen Drama begonnen, und in überraschender Weise durch ihre edle, plastisch-schöne und im Einzelnen bereit» sehr vollendete und ideal erfaßte Leistung ein außerordentliches Talent bewiesen. Da» Publicum ließ sich zu maßlosen Ovationen hinreißen. Der strenger» Kritik zufolge hat die Künstlerin zunächst ein Uebermaß unvermittelter Modulation und ein dehnende» Tragen de» Tone» zu besiegen, sowie eine größere Reinheit der Aussprache mit dem liefern Stimmregister und im Piano zu erstreben. — Ebendaselbst haben die Vorstellungen der italienischen Operngesellschaft unter Herrn Merelli mit dem „Trovatore" ihren Anfang genommen, und da im Dictoriatheater bald die Lorini'sche Gesell schaft singt, so sind die an Zahl und Werth so viel ge ringer« Opernwelke der Italiener in Berlin weit emsiger und besser vertreten, als die deutsche Oper. Namentlich dem k. Kunstinstitute gereicht da» unmöglich zur Ehre. Die neu zusammengesetzte Gesellschaft Merrlli's glänzt namentlich durch die Altistin Signora Barbara Mar- chisto, die al» Sängerin und dramatische Künstlerin einen ersten Rang einnimmt. Nächstdcm sind gute Mitglieder der Gesellschaft die Schwester der schon Genannten, Charlotte Marchisto, der Bariton Squarcia und Pan- cani, einst ein Heldentenor. von schöner und großer Stimme. Uebrigen» wird auf dem k- Theater halb ita lienisch, halb deutsch gesungen; wenigsten» die „A. Pr. Z." bemeikt, daß es einen sehr komischen Eindruck macht, wenn ein Ritter eine schaudererregende Geschichte ita lienisch erzählt und der tiesergriffene Chor dann in abgemessenenen Rhythmen singt: „So — iS e», so — iS — e»!" * Ole Bull ist wieder in Norwegen und hat in Christiania concertirt.