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.Hs 20«. Mittwoch, den 1. September Adonneulerttspretst: 3Lbrllcb: 5 1'b le. 10 Kgr. tu s»cd«»u. 1 Iw Luit»»«» i^jltbel.: 1 „ 10 „ „ „ (tritt ko»t uuä klu»»lU«v tu 0r»^t»u: 1b tigr. l 8t««pri»u- tttoovlo« diumioero: 1 bigr. 1 »el»l»g ^iu»u. »nftralcilprrisr: kür ä«o 8»uw «ioer ge»p»It«aru 2!«tl«: 1 Kxr. Uot«r ,,Liu^«»»uat" <ti« 2eil«: 2 dlxr. Erscheint»: lilglicb, wit ^u»o»tim« ä«r «ovo- uuä 8«l»rt»n«> /tbooä, kür ä«u kolgooäou 1»jx. Dns-VrIoMml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 1861 »oseraltn-inulhmr -»««Sri,: I«tp«tA! t» S»i»o»r«r-r»», Lominiiiiooür ä«» vrooäusr 3o«n>»I»; «deu6»»«>d»t: U. Hü»»»»; NItoo»: L Vooi-i!»; N»rlio: Oioriro'ocüe ttücbli., ki»r»>i»r»»'» 8ure»a; Lromour 8. 8cur.orr»; 8r»a>tturt ». N.: 3»»o»»'»ek« 8ucbti»v<ilun^; Niilu: ^tool-r litv»«»»; kurt»: v. l.o«tr»r»u» (28, rue ü«» dou» «ok»u»); kr»U: i«. L»»l.lc»'» öuctü>»u<Uuux. cherausgebrr: ItLuigl. Lipoäitioo vreoäuer 3ourn»I», vreisoo, tzt»rieu»tr»»»» dir. 7. Ämtlicher Theil. Bekanntmachung, die Ausloosung königl. sächsischer Staatspapiere betreffend. Die feraerweitc öffentliche Au-loosung der planmäßig für den 1. April 1862 zur Zahlung au-gesetzten 3procrntigrn landschaftlichen Obligationen vom Jahre 1830, 4procenttgen Etaattschuldenkassrnscheine vom Jahre 1847 und 3procentig«n Etaat-schuldenkassenscheinr vom Jahre 1855 soll den 16. September dies,- JahrrS und folgende Tage, Vormittags von 10 Uhr an, rm hiesigen Landhaus« vor« genommen werden. Dagegen nimmt die Auszahlung der besage der Zie hungslisten vom 18. und beziehendlich 19. März d. I. im Termin Ostern 1861 ausgeloosten, am 1. October d. I. fälligen Kapitalien der obgrdachten Obligationen und StaatSschuldrnkafsinschrine, sowie der mit dem Buch staben k. bezeichneten, in der Bekanntmachung vom 1. März d. I. angegebenen, auf 42 und beziehendlich 44 Thalrr lautenden unzinSbarcn Kammerkreditkassen scheine, nicht minder der am 1. Oktober 1861 fälligen Zinsen von den eingang-erwähnten Staat-papieren ebenfalls am 16. jetzigen Monats ihren Anfang und können von dtrjem Tage an die zahl baren Kapitalien und Zinsen gegen Rückgabe der be treffenden Schrine und ZinScoupvnS bet der hiesigen Staatsschuldenkasse sowohl, als auch bei dem Haupt- steucramte zu Leipzig in Empfang genommen werden. Endlich wird noch beme>kl, daß von den unzinsbaren auf 44 Thaler lautenden, mit lil. L. bezeichneten Kam merkreditkassenscheinen Nr. 2113. 2447. 2448. 2484. 4367. für den Termin 1. April 1862 zur Zahlung ausge setzt sind. Dresden, den 2. S-Ptember 1861. Der Landtags-Ausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. Pfotenhauer. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Zum 4. September. Tagesgeschichte. Dresden: Truppendurchmarsch. Ba dereise des Herrn JuftizministerS. — Wien: Straf- procrßnovrlle. — Prsth: Dankadresse an Smolka. — Agram: Laudlagstyung. — Passau: Eiscnbahneröff- nung. — Göttingen: Zachariä zum Könige. — Koburg: Deutscher Apothekerveretn. — Hamburg: Prcuß. Dampfkanoncnboote. — Paris: Neue Zeit schrift. Küstenbefestigung. Banknot,nsälschcr entdeckt. — Turin: Veränderungen im Ministerium. Die Finanzlage. Au» Neapel. Vermischte». — — — London: Reise der Königin. Feuersbrunst. Halbarbcit der Baumwollspinner. — Belgrad: Skupschtina ge schloffen. — New-dork: Die Anleihe. AuS West- Virgtntrn. Vermischtes. Reconstruction-plan. Blenker General. — AuS Mexico: Gcwallthaten gegen eng lische Unterthanen. Dresdner Nachrichten. Provinztalnachrichten. (Chemnitz. Plauen. Lunzenau.) vermischtes. Eingesaudtes. Statistik nnd Lolkswirtbschaft. Feuilleton. Inserate. Tagrsneuigkeiten. Börsen nachrichten. Feuilleton. Nach Japan. Reisebriefe von Vustav Spieß. XIV. lientsin, Ende Mai I86l. (Fortsktzung au« Rr. 202.) Erst am 9. Mai war eS mir möglich, nach Tientsin aufzubrrchen, nachdem stürmische» Wetter die Abfahrt um rin paar Tage verzögert hatte und mich die Benach richtigung deS Gesandten, daß er noch weitere Räumlich keiten acqutrirt habe, verspätet von Tientsin auS er reichte. Am HimmelfahrtStage verließen wir in der Fiühe daS Schiff in einem Boote und segelten abermals auf die Taku-Fort» zu, von wo au» wir die Reise zu Land«, d. h. in Karren, nach Tientsin fortsetzcn sollten. Die starke Fluth brachte un» bald an» Ufer, die Karren für un» und unser Gepäck — r» befanden sich darunter auch die photographischen Apparate — wurden bestellt und gegen 3 Uhr setzte sich die Karawane, au- 7 Karren bestehend, in Bewegung. Diese Art, zu Lande zu reisen, ist hier bet den Chinesen die fast ausschließlich übliche und ähnelt in vieler Beziehung dem Transport der Reisenden über die Landenge von Suez, wie er vor Eröffnung der Eisen bahn von Kairo nach Suez bewerkstelligt wurde. Da wir darauf gefaßt sein mußten, in Tientsin Nicht» vorzufinden, wa» zur Eristrnz in unserm Sinne gehörte, hatten wir unsre Betten rc. vom Schiffe mitge nommen; diese wurden in die schmalen und engen Karren, dir übrigen» vollkommen bedeckt sind, gelegt, um di« Lage erträglicher zu machen. Bald waren wir an dern Bereiche der Fort», und langsam ging e« in dem tiefen Sande vorwärts, obschon zwei tüchtig« Maulthtere vor jedem Karren ihr Möglichste» leisteten. Zum 4. September. Dreißig Jahre sind heute v rfloffen, seitdem Sachsen eine konstitutionelle Staateverfaffung erhielt, und wenn wir heute im gesichert n Besitze derselben, im Genuß der großen Fortschritte auf allen Gebieten de» Staaislrben», welche sie vermittelte, auf die durchlaufene Bahn zuiück- blicken; wenn wir uns Rechenschaft geben von Allem, was erstrebt und wa» gelungen, aber auch von allen Irr« thümern und mißlungenen Versuchen, dann wird sich da» Herz Wohl zunächst dazu gedrungen fühlen, Dankerfüllt sich nach oben zu wenden und dcm Allmächtigen für die Weise, barmherzige Führung unser- Vaterlandes auf der konstitutionellen Bahn, für die Tage der Prüfungen und Lehren, wie für die Zeiten glücklicher Erfolge zu danken. Wohl bedeuten drei Decennien für das Leben eine- in steten neuen Generationen sich verjüngenden Volkes nur eine kurze Spanne Zett, und vermessen wäre eS dahkr, in unsrer Verfassung eia unübertreffliche» Werk zu sehen, weil es in dieser Zeit schwere Kämpfe überdauert und blühende Zustände geschaffen hat. Aber Verfassungen sind nur Menschenw.rke. Und wenn solche gesetzliche Werke länger al- ein Menschenalter ihre Kraft erprobten, wenn sie bei allen verschiedenen Strömungen der Zeit und Theorien sich fester und fester gründeten durch Ausbreitung ihrer Grundsätze auf das gelammte Staatsleben, sowie in der Anhänglichkeit der Bürger, dann mag cs wohl gestattet sein, auch eine dreißigjährige Vergangenheit schon al» Zeugen und Bürgen für die Güte unsrer konstitu tionellen Staatseinrichtungen aufzurufen. Länger und bedeutsamer erscheint auch schon eine dreißiojährige kon stitutionelle Geschichte, wirft man einen prüfenden Blick auf die Erfahrungen in andern Ländern. Es gftbt kaum noch einen civilisirtcn Staat, der nicht in der Neuzeit den Versuch gemacht hätte, die konstitutionelle Bahn zu betreten. Im verschiedenst n Sinne wurde dabei verfah ren. Von einer auf demokratischer Basis ruhecdcn Par- lamcntrherrschaft, neben welcher die Monarchie ohne selbst ständige Kraft dastand, bis zu Verfassungen, in denen die repräsentativen R'chtc fast verlöscht erschienen neben der monarchischen Gewalt, hat man in deutschen und europäischen Staaten die ganze Reihe von Abstufungen in konstitutionellen Rechten anzewendet. Mit welchen Erfolgen, sagt ein Blick auf die Staaten, welcher unS lehrt, daß die Erha tung, glückliche Wirkung und Fort bildung einer konstitutionellen Verfassung während etneS Zeitraumes von 30 Jahren noch nicht sehr vielen Staa ten bescheert gewesen ist. Der Mißbrauch verfassungs mäßiger Formen durch erhitzte Parteien und daraus ent stehende Eingriffe von oben in dieselben haben manche Verfassung gefährdet, andere Constitutionen konnten als blose Ergebnisse von Theorien ohne innere Verbindung mit dem geschichtlich Gegebenen hingestellt, nie zum Em leben gelangen und verfielen von einer Correctur in die andere; andere dienen den Parteien zum Spiclball ihrer Launen und können dem Lande keine Befriedigung ge währen. E» würde nicht schnür halten, hierzu Beispiele in Menge aus der Geschichte der Neuzeit zu entnehmen. Heute mag cs beffrr unterlassen bleiben; wir wollen an dem Tage, wo wir unS Wohl Glück wünschen können über den Verlauf unsrer konstitutionellen Geschichte, Niemand verwunden. Auch wir haben kriti sche Zeiten durchlebt, haben Erfahrungen gemacht, welche läuternd auf das Anstreben wirken mußten; auch wir haben ein Recht zu dem Ausspruche, daß, wenn die kon stitutionelle Monarchie ohne Zweifel die der Entwickelung der Völker angemessenste EtaatSform ist, doch die Art der AuSsührung den größten und verhängnißvollsten Zweifeln und Jrrthümern unterliegt. Haben wir eS erreicht, daß jeder Theil treu die ihm zugemcssenen Rechte übt und wahrt, ohne dabei in Disharmonie mit dcm ganzen konstitutionellen Organismus zu treten, so ver mochten wir die» durch die aufrichtige Hingabe der Re gierung an die konstitutionellen Principien, durch daS Entfernthalten der Herrschaft erbitterter Parteikämpfe aus den K .mmern, endlich durch die immer allgemeiner wer dende praktische Einsicht Dessen, was zum gedeihlichen Verlauf des konstitutionellen StaatSlcbens erforderlich Um während der bevorstehenden langen Fahrt der Langeweile in Etwas zu entgehen, hatten wir uns zu Zweien in einen Karren postirt und unS dadurch freilich in eine komisch-unbequeme Position gebracht. Lange habe ich nicht so ven Herzen gelacht, als beim Beginn dieser Fahrt über unsre Bestrebungen, den heftigen Stößen zum Trotz eine etwas bequemere Lage ausfindig zu machen. Die Hitze war drückend, der Staub unerträglich, der Weg so elend wie nur möglich, und was wir sahen, traurig, einförmig und trostlcs arm. Auf den Feldern stand noch fast nirgends Frucht, stundenlang kein Baum, kein Saatengrün, der dürre, geborstene Lehm- und Sand boden zog sich endlos bi» an den Horizont hin; es war eine Wüste ohne den großartigen Charakter dieser Land strecken in Afrika. Dörfer und Städte, die wir im Laufe de» TageS passirten, gaben diesem Bride keine günstigere Färbung; niedere, gelbe Lehmhütten, von ein paar Saalwnden spärlich beschattet, von Schmuz und Staub bedeckte Kinder am Wege war Alle», was sich unser« Blicken darbot; der ganze Charakter der Land schaft erinnerte mich unwillkürlich an Aegypten, und wenn ich hier einen Chinesen in seinem blauen Gewände auf einem Esel über » Feld reiten, dort ein arme» Weib Wasser schöpfen sah, um den dürren Acker zu bewässern, so konnte ich mich in Alerandriens oder Kairos Um gebung denken, in ein arabisches Fellah-Dorf, und es fehlte nur die Dattelpalme mit ihrer Fächeikrone, da charakteristische Merkmal jeder ägyptischen Landschaft. E» wurden indeß von Zett zu Zeit einige bessere, geradwinklig erbaut« Bauernhäuser sichtbar, und gegen Sonnenuntergang traten auch eine frischere Vegetation, grüne Fruchtfelder und Baumgruppcn in den Rahmen. Die Nacht war inzwischen eingebrochrn, und etwa auf der Hälfte des Wege» mußten wir in einer chinesischen ist. Noch die Geschichte deS letzten Landtage- bietet unter diesem Gesichtspunkte eine hochzuhaltcnde Probe aus die Gedeihlichkeit de» EntwrckUungSgangr», welchen die kon stitutionellen Principren bei uns genommen. Mit Freuden und Selbstbewußtseia kann der säch sische VaterlandSfrrund darauf zmückfihen, w,e inmitten bew.gter Zeltströmungen und hochgehei.der Parteiwogen in Deutschland die Grundlagen unsrer Verfassung ge sichert und entrückt vom Ankamps der Parteien dastan den, — noch mehr, wie eS bei der geistigen Unruhe, welche da- Signum unsrer Tage bildet, doch möglich warb, einen organischen Fortbau der Verfassung zu erreichen, und wie dem Boden unsrer Verfassung unter diesen verhältnis mäßig ungünstigen allgemeinen Einwirkungen zahlreiche und wichtige Gesetze entsprießen konnten. Gegenüber sol chen Erfahrungen und im gesicherten Genüsse so schöner, von keiner Partei bestrittener Erfolge unsrer Verfassung haben wir wohl ein Recht, uns unserS konstitutionellen Fortschritt- unter den übrigen Staaten bewußt zu sein, von tiefer Anhänglichkeit an die uns eigcnthümliche Ver fassung uns erfüllt zu zeigen und der Lüsternheit nach liberaleren constttutionellen Versuchen, welche in andern Staaten gemacht werden, uns gern zu begeben. Tllgesgtschichte. Dresden, 3. September. Gestern Mittag gegei? 1 Uhr geruhten Se. Majestät der König, in Begleitung Sr. Erccllenz deS KUegsministerS und verschiedener an derer höherer Offiziere, den Stab, daS 1., 2. und 4. Ba taillon der JLgcrbrigade auf drr Weißcritzstraße in Friedrich stadt, und hierauf das 12. Jnfanteriebataillon vor dem Freiberger Schlage vor Sich defftiien zu lassen. Die ge nannten Bataillone, von Leipzig und resp. Wuizen kom mend, waren auf dem Marsche in die vorgeschriebenen HerbstcantonncmentS begriffen und nahmen gestern Nacht quartier in Dresden. Heut« früh traten dieselben nebst dem hier garnisonirenden 3. Jägerbataillone und dem Stabe, dcm 9.^' 10. und 11. Bata-llon der 3. Infanterie brigade den Wcitcrmarsch an, nachdem bereits vorgestern die verschiedenen Reiterregimenter, wenigstens zum grö- ßern Therle, hier dmchpassirt waren. Dresden, 3. September. Sc. Ercrllenz der Herr Staat-Minister der Justiz, Ur. v. Behr, begiebt sich heute zu einer 6wöchentlichcn Badekur nach Teptitz. Wien, 2. September. (O. A.) Tie Novelle zum Strafgesetz«, welche heule Morgen von mehrer« Blät tern gebracht wild, besteht au» 16 Artikeln. Eine be deutende Veränderung haben die Paragraphen erlitten, welche sich auf daS Verbrechen der Majcstätsbclcidigung beziehen, und es ist eine Verbesserung in der Richtung eingetrctcn, daß jede in dieser Beziehung straffällige Aeußerung oder Handlung erst dann zu einer solchen wird, „wenn sie außerhalb des FamilicnkieiseS oder deS vertraulichen Wrk.hrs unter solchen Umständen erfolgt, Woraus sich ergirbt, daß sic zur Kenntniß mehrer Per sonen gelangen sollte." Die Bestimmungen über daS Verbrechen dcr S'ö.ung der öffentlichen Ruhe sind da durch verbessert worden, daß sie auf die Aufforderung zum thätigen Widerstande gegen die Verfassung, behörd liche Verfügungen oder zur Ve> Weigerung dcr Steuer- und Milrtä'pflicht sich beschränken. — Wie man ver nimmt, haben die tschechischen Deputirten die Ab sicht, für den Fall, daß ihre Gegenadrcsse nicht angenom men werden sollte, bei der Sp cialdebatte sich zu verhal ten, Wie sie beim L^hengesctzc gcthan. Pesth, 31. Aug. (O.P ) Die Versammlung der Stadt repräsentanz hat eine Dankadresse an Smolka und für den Fall dcr Auflösung der Repräsentanz be schlossen, daß die Beamten ihre Aemter forlführen sollen, bis sie gezwungen würden, gegen die Gesetze zu handeln. Der mit Militärescorte erschienenen Steuercomrmssion wurden die Steuerbücher übergeben. Agram, lil. August. (O Z) In der heutigen Land tag Ssitzung wurde die Verhandlung der Instruction über Stadt Nachiquartier machen. Die Karrcn wurden in den inner« Hofraum einer großen Herberge gefahren, und nachdem wir unser frugales Abendbrod verzehrt, schliefen wir abwechselnd in unserm Fuhrwerk, da daS Innere der Herberge zu wenig einladend im Punkte der Reinlichkeit erschien. Mit Anbruch deS TageS setzten wir unS wiederum in B-Wce ung, und Wern wir gestern Hitze und Staub zu verwünschen hatten, so mußten wir uns heute bei strömendem Regen und kaltem Winde dichter in unsre Mäntel hüllen. Auch die weitere Fahrt bot nicht daS geringste Interesse, und wir waren froh, als wir unS gegen Mittag innerhalb der Mauern Tientsin» befanden und mit Hilfe englischer Soldat.n durch das Labyrinth der erwen, vom fürchterlichsten Kothe bedeckten Straßen unS zur Wohnung der Gesandtschaft zurecht fanden. — Ich hatte die gerade vor meiner Abfahrt von dcr „Ar- cona" eingetroffene Post au» Europa für den Gesandten bei mir, — leider wurden die gehegten Erwartungen getäuscht: die betreffenden Pakete enthielten nur Zei tungen, und die Briefe, welche am 11. März aus Europa abgingcn, haben sich aller Wahrscheinlichkeit nach verirrt, wenigstens ist seitdem die folgende Post mit Nachrichten bi» zum 24. März in unsre Hände gelangt, von der erster« aber keine Spur aufgctaucht. Der erste Eindruck von Tientsin war noch hinter den schon sehr hcrabgestlmmten Erwartungen zurückgeblieben; der Koth in den Straßen war unbeschreiblich, nicht min der empfindlich die tausend unnennbaren G rüche der chinesischen Garküchen, Düngerhaufen und anderer Ab scheulichkeiten. Die für uns gcmiethrte Wohnung hat zwei hinter einander liegende Hoftäume mit ein paar Bäumen und von einstöckigen Gebäuden nach allen Setten umschlossen; die inner« Einrichtung läßt an Ein fachheit Nicht» zu wünschen übrig. Tritt man durch die provisorische Organisirung der Municipien fortges tzt und über da» CanbidalionSrecht der Obergespane stü mi ch disputirt, jedoch ohne einen Beschluß zu erzielen. In der hiesigen Comitalscongregarion will de vorgestern «ine Repräsentation an den Landtag beschlossen, damit der selbe bezüglich deS Quantums der vom La de jäh Ich zu zahlenden duckten und indirekten Sleuern jeder Art und deren Verwaltung und hinsichtlich der Recrutcnstellung mit Sc. Maj.stäl in Behandlung treten und ein solches Uebereinkommrn zu Stande zu bringen trachte, welches einerseits den größern Betürfnissen der königlichen und kaiserlichen Würde entspreche und andererseits dcm Land« eine vollständige, vom fremden Einflüsse unabhängige, nur dem Landtage verantwoitliche und Sr. Maj.ftät unmittelbar untergeordnete Selbstverwaltung sichern werd«. Die Repräsentation soll den übrigen Comitaten zur Un terstützung mitgetheilt werden. Pastau, 1. September. (A. A.) Die festliche Eröff nung der Eisenbahnstrecke Passau -Wel», welche einen neuen Verbindungsweg zwischen Bayern und Oesterreich hergestellt hat, ist in der gelungensten Weise vor sich gegangen. Für heute nur so viel, daß von den bayri schen Ministern nur der StaatSministerF hr. v. Schrenk, von den österreichischen die Herren v. Schmerling, Graf v. Wickenburg und v. Lasier den Festlichkeiten zu Passau und Wel» beiwohnten. Die LandeSvertrctungen beider Nachbar staaten waren sehr zahlreich anwesend, und an dem F st« mahl zu Passau gestern Abend mögen über 300 Gäste Theil genommen haben. Göttingen, 30. August. (Z.fN.) Proftffor Zachariä ist durch telegraphische Depesche noch Norderney zu Sr. Maj. dem Könige befohlen und sofort dahin abgerrist. Graf v. Bennigsen und Stüve sind durch unsre Stadt gereist und haben sich nach Waake zum Klosterrath v. Wanqenheim begeben. Natürlich find unsre Politiker mit allerhand Conjecturen in Thätigkett. Koburg, 1. September. Heute ist da- Pro gramm der hier tagenden deutschen Apothekerver- versammlung erschienen.- Nach demselben findet die erste Sitzung morgen Vormittag 11 Uhr im Saale de» LogenhauscS statt, worauf Nachmittag- 3 Uhr rin gemein schaftliche- Essen im Saale deS herzoglichen Hoftheater» sich anschließt. Die zweite Sitzung nimmt am Dienstag, den 3. d. M. Vormiitag» 10 Uhr ihren Anfang und dauert bi» 'r2 Uhr Nachmittags. Die übrige Zeit ist mit Ercursioncn auf die hiesige Festung, dem Lustschloß Kallenberg, dem Lustschloß Rosenau und nach Schloß Banz, sowi« mit der Besichtigung der Sehen»wü. digketten und dem Besuche tzr» Theaters und der bekanntesten Ber« gnügung-orte der hiesigen Stadt ausgefüllt. Die Ver sammlung, deren Mitglieder sich etwa auf 150 Theil- nehmer belaufen mögen, hat bekanntlich im vongen Jahre in Düsseldorf getagt und umfaßt den süddeutschen und norddeutschen Apothckcrvercin, nachdem beide Vereine nach ihrer Vereinigung als deutscher Apothekcrvrin sich con- stiluirt halten. Die Versammlung dauert von heul« bl inkt. nächste Mittwoch und werden sich bei dcm sehr gün stigen Wetter jedenfalls noch eine größere Anzahl von Theilnchmera cinsinden. Hamburg, 2 Sptember. Wie die „Hamb. Rachr." melden, wird Sc. königliche Hoheit der Admiral und Oberbefehlshaber der preußischen Flotte, Prrnz Adalbert von Preußen, heute Morgen mit dcm Courtrrzuge hier eintreffen. — Von dcr unter dem Obe-commanbo des FlottendtvisionschcfS, Eorvettencapitäns Kuhn, stehenden königlich preußischen Dampfkanonenbootflottille kamen fünf Boote gestern N-chmiltag um HA Uhr hier an und gingen dem Fährhause gegenüber bet Steinwär- der vor Anker. Salutschüsse wurden bei ihrer Ankunft im hiesigen Hasen nicht avgefeuert, da eS bei K irgS- schiffrn unter 6 Kanonen nicht Sitte ist, durch Schüsse zu salutiren. Das sechste Dampskanonenboot „Skor pion", Commandant Leutnant zur See 1. Klaffe Ulfer», langte erst gestern Vormittag um 11 Uhr zu Kurhaven an und wurde ebenfalls noch gestern Abend hier an dcr Stadt erwartet. T>.üc, so befinden sich zu beiden Setten eine» schmalen Zwischenraumes je eine Kammer, deren Wände mit weißen Tapeten bedeckt sind; die Fenster lassen das Licht, wie in Japan, durch dünncS Papier einfallen. DaS wesentlichste Möbel riner chinesischen Wohnung besteht in einer gemauerten Estrade, die ganze Länge einer Wand einnehmend, welche mit einer hübsch geflochtenen Strohmatte belegt ist und zur Lagerstätte dient. Auch den Fußboden bedecken reinliche Malten ; ein roher Tisch und Stuhl vollenden da» Ameublcmcnt unsrer Wohnung, in der wir unS alsbald, so gut eS gehen mag, häuslich rinzurichten suchen. — DaS vom Gesandten und seiner Umgebung bewohnte Hau» isi da» Eigenthum etncs reichen Chinesen und im Innern mit viel Geschmack durch Holzschnitzereien, Lauben und Relief-Arbeit geziert. (Fortsetzung folgt.) * Eingetretcner Umstände halber findet die gestern angezeiate Ausführung deS Trauerspiels „Correggio" nicht Montag den 9., sondern Mittwoch den 11. diese» Monats statt. *- Ein bisher unter der Katalogbezeichnunq: „Mann mit dem Barte" in der Galerie de» Friedensrichters von Warwick befindliche- Bild ist vom Maler ColltnS al» da- nach der Natur gemalte Porträt Shake-pearr'S constatirt worden (s). Der Besitzer hat dasselbe dem „Shake-pcarr Club" in London zum Geschenk gemacht. * Jenny Lind, welche kürzlich wieder in London in einem Wohlthätigkeil-concertr fang, hat für da» nächste Jahr ein Engagement zu Concerten in Er ter-Hall an genommen. Sie erhält für zehn Concerte 1000 Guinren. * Hackländer ist, dem „Frankfurter ConversaiionS« blatte" zufolge, nun wirklich an Stelle de- Baron» V. Gall zum Intendanten de» Stuttgarter Hoftheater» ernannt worden.