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Dresdner Journal : 01.08.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186108016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1861
-
Monat
1861-08
- Tag 1861-08-01
-
Monat
1861-08
-
Jahr
1861
- Titel
- Dresdner Journal : 01.08.1861
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754 dem schwer zu ermittelnden Bedürfuiß und erwartet, zu mal nach dem Gewcrbegeseh, eine Abänderung. Nachdem noch Referent sich au- praktischen und materiellen Grün den gegen den ZieSler'schen Antrag erklärt, wird dieser mit großer Mehrheit abzelehnt, der Dcputation-antrag einstimmig angenommen. — Bei der LandeScultur- rentenbank wird die noch vorhandene Differenz erle digt und die ständische Schrift genehmigt. Wien, 30. Juli. Die heutige „W. Z." enthält an der Spitze ihres nichtamtlichen TheilcS folgende berich tigende Note: „In einem Corrcspondcnzcnttkel der „Allgemeinen Zeitung" (vom 23. d. M.) aus Baden- Baden wird mtt vollster Berechtigung die würdevolle Hal tung Sr. Maj. d.s Königs von Preußen nach dem durch Gottes gnädige Fügung ohne nachtheilige Folge gebliebenen Attentate, sowie bi^ allseitige unv innige Theilnahme für den verehrten Monarchen geschildert. Je lebhafter wir mit diesen Anschauungen und Gefühlen übercinstimmen, umsomehr haben wir zu bedauern, daß jener Korrespondent in Baden selbst in nächster Nähe sich so weit vergaß, als Gegensatz hinzuzusügcn: „„Als vor Zeiten in Baden bei Wien aus Franz >t. ein Mord anfall geschah, reifte d r Kaiser augenblicklich ab, und der bis dahin sehr besuwte Badeort war aus Jah»e hinein verlassen von der vornehmen Welt; die Polizei u. Sol daten traten an ihre Stelle re. re."" Es genüge, hie rauf zu erwidern, daß niemals, also auch nicht zu Ba den bei Wien, ein Mordansall gegen den hochselrgen Kaiser Franz versucht wurde und damit alle tenden ziösen Folgerungen des erwähnten Korrespondenten von selbst fallen müssen." < ü. Prag, 30. Juli. Die frühere Wirksamkeit Sr. Ercellenz des nunmehrigen ungarischen Hofkanzlers, Gra fen Forgach, als Statthalter von Böhmen, währte nicht viele Monate, reichte aber dennoch hin, um dem Schei denden die Sympathien aller Klassen der Bevölkerung zu sichern. Noch immer gehen sowohl von Seite bedeuten der Stadtgcmeinden, wie von Seite verschiedener Corpo- rationen Adressen an den einstigen Statthalter Böh mens ab, welche das lebhafte Bedauern äußern, daß das Land nicht länger Lre Früchte seiner energischen und um sichtigen Leitung genießen konnte- Auch die Beamten der hiesigen Statthallcrei haben eine Adresse an Se. Ercel- lenz gerichtet. Alle bisher im Umlauf gewesenen Ge rüchte über den Nachfolger LcS Grasen Forgach aus dem Posten eines Statthaltere> von Böhmen haben sich als völlig unbegründet erwiesen. — Die „Nar. Listrr" haben verkündet, daß der Petition der Stadtgemeinde Naud- nitz wegen der strengen Durchführung der sprachli chen Gleichberechtigung in der Schule und im Amte sich 43 Gemeinden angcschlossen haben. Die Sache er weist sich einfach als eine Unwahrheit. Besagte Erklä rungcn waren von einem Gcmcindeschreibcr verfaßt und an die Landgemeinden verschickt worden, wo sie von cini- nigen Personen — den ersten besten, die man fand — unterschrieben wurden. Gemeindebeschlüsse in dieser Be ziehung liegen nicht vor. So geschah es, daß mehrere Gemeinden als solche bezeichnet wurden, die der Raud- nitzer Erklärung beigctretcn seien, und dock wissen die selben nichts davon. Eine Anzahl der genannten Ge meinden hat gegen ihre Anführung bereits Verwahrung eingelegt; aber die „Nar. Listy" verweigerten die Berich tigung, selbst als sie in der Form eines Inserates cingcscn- dct wurde. In dieser Weise agitirt das genannte Blatt unter dem tschechischen Theile der Bevölkerung. — Die Scene im Reichsrathe am SO. d. M., nämlich das Ver lassen d.s Abgeordnetenhauses von Seite der Tsche chen, hat hier einen s.hr Übeln Eindruck gemacht, und dürste nicht dazu dienen, die Partei zu stärken. Man spricht nun allgemein, es sei jetzt offenbar, das Bestre ben der Rechten s.i darauf gerichtet, den Reichstag so ost als möglictf in seiner ersprießlichen Wirksamkeit zu hemmen und die Session so unfruchtbar alS möglich zu machen. Daun will sie die Eröffnung der Landtage ver langen, um zu sagen: wenn der Ncichsrath nichts thun kann, so muß das Land für sich selbst sorgen. Daß die ganze Scene verabredet war, ist kaum noch zu bezwei feln. Hier ist allgemein diese Ansicht verbreitet- — Die Erntcbcrichte aus Böhmen lauten bis jetzt ziemlich zufriedenstellend. Pesth, 20. Juli. (Pr.) Im Landtage beginnen die Berathungcn über die auf das Rcscript zu ertheilcnde Antwort am Donnerstage. — Der zweite Hoskanz- lcr der königl. ungarischen Hoskanzlei, v. Szögycnyi- Marich, ist auf sein Ansuchen von seinem Posten defini tiv enthoben und in den bleibenden Ruhestand ver seht worden. Agram, 30. Jul'. (Boh.) In der heutigen Sitzurg d:s Landtags wurde über die Beschickung des Reiche raths debattirt. Eardinal Haulik war für die Beschickung aus gemeinsam.n Interessen. Bei der Abst mmung über das Princip, ob eist nach der Feststellung des Verhält nisses zu Ungarn gemeinsam mit lctztcrm die Frage wegen Beschickung d.s R.ichsraths verhandelt werden soll, sprach sich die Majorität für die Nichtberathung diese- Prin cips aus. Berlin, 30. Juli. Wie die „Nat.-Ztg." meldet, wird der Großherzog von Baden den König nach Ostende begleiten; gleichzeitig werden dort auch der König der Belgier, der Herzog von Gotha und andere fürstliche Per sonen anwesend sein. — An den Goethe-Eomitö hat der stellvertretende Vorsitzende l»r. Märcker ein Schreiben gerichtet, worin er demselben mit Bedauern von dem Aus tritt de- Vorsitzenden, Prof. Jakob Grimm, Mittheilung macht. Derselbe ist motivirt durch den Beschluß des Gocthe-Eomit' s, den Vorschlag anzunehmcn, nach welchem die Bildsäule Lessing'S denen Gocthe's und Schiller'S hinzutretcn soll, und zwar so, daß letztere in die Mitte gestellt wird. — Wie die „Preuß. Gerichtszeiiung" er fährt, hatten auf die erst untcrm 4. d. M. ergangene Einladung bi- zum 20. d. M. bereit- 02 Anwälte ihren Beitritt zu dem projcctirtcn preußischen Anwaltsver ein angcmeldet. Im Nebligen ist bereits jeder Appel- lationsgerichtsbczirk vertreten. — Da- vierjährige Herbst manöver deS Garde-Eorps wird in der Zeit vom 28. August bis zum 8. September in der Gegend von Zossen abgehaltcn werden. AuS dcm lyroßhcrzogthum Posen, 20. Juli. (Fr. Pz.) Es unterliegt wohl kaum noch einem Zweifel, daß die polnische Agitationspartci, welche im Kö nigreich wieder die Oberhand gewonnen zu haben scheint, darauf ausgcht, eine neue Katastrophe hcrbeizusühren. Uebcrall zeigt sie sich gegen die Anordnungen der Be hörden renitent und jeder irgendwie beschaffene Anlaß wird benutzt, um eine kleine Demonstration zum Aerger ter Russin in Scene zu sehen. Die nationale Strömung ist gegenwärtig im Lande so allgemein verbreitet, daß selbst die Besonnensten dadurch fortgcrissen werden, oder wenigstens es nicht mehr wagen, ihr mit Besorgniß ent gegen zu treten. Daß zwischen Kalisch und Lcwicz eine russische Truppenansammlung bis zur Stärke von 30,000 Mann jetzt stattfindet, ist bereits gemeldet worden. — In u.rserm Großhcrzogthum ist die Gesinnung dieselbe, wenn sie auch eine andere Form des Ausdrucks annimmt Die polnischen Blätter bringen absichtlich Artikel, die kei nen andern Zweck haben, als confiScirt zu werden und dadurch Aufsehen zu erregen. Besonders große Entrü stung hat bei allen deutschen Preußen das Benehmen der poln isehen Nittergutsbesiher auf dcmKreiStage zu Nawicz hervorgerusen. Dieser war gerade versammelt, als die Nachricht von dcm Attentat auf den König eintt af. Ale bald beantragte das Mitglied des Kreistags, Giaf Hatzfeld, eine Adresse an Se. Majestät; dem aber widersetzten sich die polnischen Herren, weil sie nicht auf d.r Tagesordnung stehe. Als der Landrath SchopiS sich darauf dahin aussprach, das Attentat sei ein so außer ordentliches Ercigniß, daß dabei für jede» lcyalen Untcr- than dcs Konsi-s von einer Tagesordnung wohl nicht die Rede sein könne, wurde die Adresse zwar votirt und ab gefaßt aber nur von den Deutschen, so wie den polni schen Bauergutsbesihenl und Stadtbürgern unterschrieben; die üblichen Rittergutsbesitzer polnischer Nationalität ver weigerten ihre Unterschrift. Eine solche Handlungsweise bedarf keines Commentars! München, 20. Juli. (Fr. Pz.) Tie mit dem 4. Aug. d. I. zu Ende gehende Dauer des gegenwärtigen Land tags ist durch ein allerhöchstes Rescript >1. <1. Scbevc- niugen, 2.3. Juli, bis zum 4. September verlängert worden. Ans Baden, 20. Juli. (F. Pz.) Seitdem Frau v. B. ihrer Hafk entlaßen worden war, hatte man viel fach im Publicum geglaubt, daß die Untcrsuchungs- sache eine ihr günstige Wendung nehmen würde. So eben aber erfahren wir aus d^r Residenz, daß durch Be schluß der Anklagekammer dcs Hofgcrichts in Bruchsal Frau v. B. wegen Versuchs dcr Vergiftung ihres Ehe gatten zur Aburthcilung vor das Schwurgericht dcs Mit- Iclrhcrnü verwiesen worden ist. Frau v. B. ist gegen eine Eaution von .3000 Fl. auf freiem Fuße, darf jedoch natürlich Karlsruhe nicht verlassen. Es wird die nächste Quartalsitzung dcs mittclrhcinischcn Schwurgerichts somit nicht weniger als drei höchst interessante Fälle abzuurthcilen haben- — Aus Lichtenthal geht die Trauerkunde ein, daß gestern Vormittag dcr Präsident der ObcrrcchnungS- kammcr a. D., Staatsrath Trcfurt, seinem langen und andauernden Leiden erlegen ist. >' Ans Thüringen, 20. Juli. Der koburg-gothai- sche Landtag hat heule nun auch über die Hauptmili tär conv en tion mit Preußen (die für olle Fälle ange nommene Nebcnconvcntion bezieht sich bekanntlich nur auf das Recht dcs diesseitigen Offiziercorps zum Ein tritt in die preußische Armee) den empfehlenden Be richt dcr Militärcommission vernommen, welcher nur für eine Verlegung der diesseitigen Garnison und ihres Er satzes durch eine preußische ständrsche Genehmigung for derte (eine bommissionsminorität überhaupt für die An wendung preußischer Gesetze und Instruction). Die Com mission hat sichs nicht versagen können, ihren Bericht mit Dort labten sic sich mit Speise und Trank, und brachten die Nacht und den folgenden Tag in der Hütte der gast freien Hirten zu; dann geleitete sie einer derselben so weit, bis sie ihr eignes Haus nicht mehr verfehlen konn ten. Doit gcnaö Enrico bald unter dcr Pflege des WeibeS, weiches ihn so hcldenmüthig vom sichern Tode errettet hatte. — Es ist eine sonderbare Sache um eine wirklich wahre Geschichte, um eine Begebenheit, von welcher der Erzäh ler überzeugt ist, daß sie sich in Wahrheit zugctragcn hat. Man hat eine ergcnlhümliche Vorliebe für dieselbe, Welche in vielen Fällen der Zuhörer nicht therlt, weil cr eine Erfindung zu hören glaubt, und so findet dcr Letz tere höchstens erträglich, was der Erstere reizend findet, und vielleicht in hohem Grade langweilig, was dem Andern der Ausdruck einfacher, edler Wahrheit ist. Ich befürchte sehr, mit dcr schmucklosen Geschichte, die ich soeben erzählt habe, mich in dem gleichen Falle zu befinden. Die Ehre treibt einen braven kiankcn Mann ins Gebirge. Seine junge Frau ahnt, baß er dort in Fähr- lichkeitcn gcrathcn, sie eilt ihm nach und rettet ihn aus Dankbarkeit und Liebe. ES gicbt nichts Einfacheres, und daß die- nicht auch täglich bei uns passirt, hat vorzugsweise seinen Grund darin, daß cs bei unS nicht so außerordentlich hohe Berge mit Schnee und Löwen gicbt, wie in Chile. Aber noch heute lebt im Munde dcs Volke-, und namentlich unter den Landleuten, welche die Verberge dcr Cordillera bewohnen, das Andenken an die deutsche treue Maria. Ich habe die Geschichte mehrfach erzählen hören, und stet- mit aufrichtiger Freude, obgleich bei uns zu Lanke die deutsche Treue geschmäht und lächerlich gemacht wird, von Leuten, deren tägliches Brod die Perfidie ist, und auf der andern Seite von Leuten, dre ihrer sehr bedürftig wären, wie cS scheinen will, kaum gesucht wird. Theater. In Berlin hat Herr Grimm vor einiger Zeit einen Aufsatz veröffentlicht, in dcm er die Auf hebung dcs Privilegiums dcr k. Bühne beantragt: klas sische Werke und tragische Dichtungen dcr Lebenden allein aufzusühren- Hinsichtlich dcr klassischen Werke können wir ihm nicht beipflichten, denn sie müssen zur Wahrung des guten Geschmacks vor Entstellung und Entwürdigung durch die kleinern Bühnen dcr Residenzstädte geschützt werden. Die Freigcbung der Tragödien und ernsten Dramen Lebender ist aber durchaus wünschcnkwcrth. Die Hofvühnen können bei ihrer beschränkten Thätigkeit un möglich den vielfachen Produkten dieser Art gerecht wer den, und den Verfassern derselben sollte man die Ge legenheit nicht erschweren, ihr Werk zu sehen, sich durch den Erfolg von seinen Mängeln zu überzeugen und da durch Fortschritte zu machen. — In München ist dcr bei dcr letzten Eoncurrcnz nicht crwoibcne Preis für das beste Drama aus dcr bayrischen Geschichte ausS Neue zur Bewerbung ausge setzt. Schlußtermin dcr Einsendung ist der letzte De- ccmber dieses Jahres. O Dcr akademische Rath zu Dresden hat heute eine Bekanntmachung, die öffentliche Bewerbung zur 'Her stellung eines für die Stadt Meißen bestimmten Brunnen standbildes au- dcn Mitteln deS KunstfondS betreffend, erlassen, welche sich im Jnscratentheile unser- heutigen Blatte- abgcdruckl findet. * In Ischl ist kürzlich die Witwe des bekannten Wiener Theatcrdirrctors Carl, dcn Bäuerle bekanntlich duich einen Roman verewigt, im 73. Lebensiahre ver storben. folgendem patriotischem Erguß zu schließen: „Daß der gemeinschaftliche Landtag, namentlich im Hinblick darauf, daß er einen wesentlichen Theil der Landesrechte in Be zug auf Mitwirkung bei dcr Gesetzgebung dcm Wohle deS GesammtvatcrlandeS zum Opfer bringt, nach wie vor von der festen Ueberzrugung durchdrungru sei, daß eine wirksame Wchrhastmachung Deutschlands und seiner ein zelnen Staaten nur durch Gründung einer einheitlichen Centralgewalt mit einer wahren Volksvertretung, und nur durch ein volkSthümlrcheS, einheitliche-, auf die Wehr haftigkeit aller Staatsangehörigen, sowie auf die allge meine Militärdienstpflicht begründetes Wchrsystem zu er reichen sei." 8 Frankfurt, 30. Juli. Der in seinem Wortlaute schon veröffentlichte Beschluß der BundeSvcrsarym- lung über die bundesrechtliche Feststellung allgemei ner Normen bezüglich der Heimathsvcrhält- nisse wurde bei einer Abgabe von 13 Stimmen mit 10 Stimmen gefaßt. 3 Stimmen (Preußen, die 12. und 17. Curie) erklärten sich unbedingt für dcn MinoritätS- antrag Preußens, welcher die Beibehaltung deS Modus dcr freien Vereinbarung empfiehlt und e- denjenigen Re gierungen, welche dem Gothaer Vertrage bcitrctcn wollen, überlaffcn sehen will, dies auf dcm durch dcn Vertrag vorgesehenen Wege zu thun. Baden stimmte für die Majorität, zog jedoch dabei den Fall in Betracht, daß d.r Widerstand einzelner Bundesregierungen dte bean tragte Vereinbarung in der Bundesversammlung verhin dern würde. Es ist vollkommen begründet, wenn ver schiedenen Blättern mitgetheilt wurde, Preußen habe sein Minoritätsvotum im Ausschüsse eingehend motivirt. Allein diese Mitthcilung ist dahin zu ergänzen, daß die Majo rität deS Ausschusses sich über die Ausführungen deS Minoritätsvotums Preußens geäußert hatte, bevor ihr Antrag zur Vorlage und zur Abstimmung in dcr Bun desversammlung gelangte. Hieraus wäre zu folgern, daß die Ausführungen deS Minoritälsantrags Preußens nicht geeignet waren, die Majorität davon zu überzeugen, daß der von ihr empfohlene Weg bei allseitigem Entgegcn- komnun nicht zur Erreichung des gewünschten Ziele führen könne und werde. Paris, 20. Juli. (K. A.) Die halbamtlichen Blätter veröffentlichen heute folgende Note: „Die Reise deS Kö nigs von Preußen und sein Besuch im Lager von Chalons werden jeden Tag wahrscheinlicher. Eines der selben behauptet, daß dcr Fiust von der Moskwa die An nahme dcr Einladung seitens des Königs überbracht habe. Der Kaiser verläßt, wie cs jetzt heißt, Vichy am näch sten Mittwoch, bleibt in Fontainebleau ungefähr zehn Tage, kommt zum Feste vom 13. August nach Paris und geht am 10. nach Chalons. Dcr König von Preußen di'uste also erst in der zweiten Hälfte dcs August-Mo nats in Chalons erwartet werden. Die Kaiserin kommt nicht nach ChalonS, sondern bcgiebt sich am 10. August mit ihrem Sohne nach Eaur-Bonnes." — In dcn ersten sechs Monaten dieses Jahres haben die Einfuhrzölle von den hauptsächlichsten Waarcn 13,711,000 Fr. weniger als 1800 und 30,737,000 Fr. weniger, als 1859 eingebracht. Besonders hat sich die Einfuhr von Baumwolle, Wolle, Kaffee, Zucker und Cacao vermindert. — Aus Toulon wird gemeldet, daß die „Amazone" nach Cayenne abgegangcn ist, wohin sic seit Aushebung dcr Bagnos den 32. Transport von Sträflingen bringt. Im Bagno von Toulon befinden sich gegenwär tig noch 2750 Individuen, und ihre Zahl nimmt täg lich zu, denn — sagt dcr „Toulonnais" — „wenn man auch 1000 pr. Jahr dcportirt, so bringen deren die Z.llcnwagen (vviluros vellulairs8) 1100 und 1200." — Herr Pcrnuttr, Mitglied dcs italienischen Parlaments, befindet sich im Auftrage dcr Negierung seit einiger Zeit hier, um den Geschäftsgang in den Ministerien kennen zu lernen. Paris, 30. Juli. (K. Z.) Wie der heutige „Moni teur" meldet, hat der Kaiser den General Dccaen zur Beglückwünschung dcr Königin von Spanien nach San tander gesandt und den Generalen Fleury und Montauban zu Vichy eine Audienz erthcilt. Brüssel, 28. Juli. Großes Aussehen macht hier fortwährend der Conflict dcr Negierung mit der Commune wegen einer Anleihe, welcher erstere die Ge nehmigung versagte. Dcr gesammte Gemcinderath hatte hierauf abgedankt. Heute bringt der „Moniteur" in seinem nichtamtlichen Theile folgende Mittheilung: „Wir erfahren, daß die Entlassungen deS Herrn Bürgermeisters und der Herren Schöffen von Brüssel von der Regierung nicht angenommen worden sind." Nach d.n Bestim mungen deS belgischen Gemcindcgesitzcs können Bürger meister und Schöffen sich ihres Amtes nicht entschlagen, so lange die Regierung ihnen die Abdankung verweigert. Turin, 25. Juli. (F. Pz.) Don dcn srühern nea politanischen Soldaten, welche in dcn picmonte- sischen Corps verthcilt sind, haben viele die erste Gelegen heit wahrgcnommcn, um mit ihrer Armatur zu den Auf ständischen überzugchcn. Man hat deshalb die übrigen cntwafsnet, so unter andern auch die im Fort St. Elmo. — lfl-uf Sicilien nimmt Las Bandenwesen beson ders in der Provinz Catania zu. So melden die letzten Nachrichten von dort, daß in der Nähe von Nicosia meh rere Gefechte zwischen dcn „Briganti" und dem regulären Militär statlgefundcn haben, worin auf beiden Seiten eine Anzahl gctödtct und verwundet wurde. Man fürch tet, daß nach Niederwerfung deS Aufstandes in Cala- brien Sicilien der Schauplatz desselben werden wird. Mehrere Schiffe haben deshalb Befehl erhalten, in der Meerenge zu kreuzen und den Verkehr dcr Aufständischen zwischen dcr Insel und dem Festlande zu verhindern. AuS Neapel meldet der „Nazionale" vom 20. Juli: „In der Provinz Salerno hat eine Bande „Briganti" ihr Hauptquartier im Walde von Pcrsano; eine zweite Bande hält sich auf den Bergen zwischen Tramonti und Chiunza; daß die Jnsurrection in den Abruzzen und in der Provinz Capitanata ihr Haupt hoch trägt, rst be kannt; die bedeutendsten Ereignisse finden aber in Kala brien statt. Spinelli, Velvcvere, ^asabruna, S. Nicola, sämmtliche Ortschaften deS Bezirks Cotrone, (wo eine provisorische Regierung Proelamationen erläßt, deren eine wir jüngst im Auszuge mitgetheilt haben), sind in der Gewalt dcr Contrercvolutiou, die noch andere Ortschaften bedroht." — Der „Oest. Z." wird von hier, den 20. Juli, geschrieben: Der Abschied Spaventa's war das erste wichtige und glückliche, von allen Parteien hoch ge feierte Ereigniß unter dcr Eialdini'schcn Verwaltung. Die seit acht Monaten hier eingcsührte Polizeiherrschaft, unter deren Folgen 16,000 zum großen Theile unschul dige Menschen in dcn ungesunden engen Gefängnissen schmachten, hatte schon eine solche Erbitterung he,vor gerufen, daß Spaventa's weitere- Verbleiben längst un möglich schien, und die in den letzten Tagen bei der Er mordung deS PolizricommissarS de Mele zu Tage ge kommenen Enthüllungen über die Mittel, mit denen da» Land terrorisirt wurde, waren mehr als genügend, um ihn endlich zum Rücktritt zu zwingen. Zu seinem Nach folger ist de Blasio ernannt worden. Dieser ist zwar auch keineswegs beliebt und konnte sich von seiner Un popularität duich eine vor drei Tagen gegen ihn gerich tete kleine Demonstration bereits überzeugen, ist aber doch nicht in so hohem Grade verhaßt, wie c- sein Vor gänger war. — Wenn Cialdini nicht bald die Energie entwickelt, welche er nach seiner eigenen, in einem Tages befehl ausgesprochenen Behauptung besitzt, so werden die Piemontesen in kürzester Zeit auS dem ganzen Lande hinausgcworfcn sein. Es ist jetzt im ganzen Königreich kein einziger Beziik mehr, in dem die Reaktion nicht ihre Weißen Banner erhoben und in einzelnen Ortschaften die verhaßten Regierungsbehörden vertticbrn hätte. Die laut verkündeten letzten Siege der Truppen müssen sehr zweideutiger Natur gewesen sein, da sie überall nur ein Anwachsen der königlichen Corps und die Errich tung provisorischer Negierungen zur Folge hatten. Mit Pinclli'scher bekannter Grausamkeit wurden bei Avellino Soldaten, Dauern und Priester, ohne Rücksicht darauf, ob sic mit den Waffen in dcr Hand gcfangcn wurden oder nicht, erschossen, und doch dauert dcr Kampf dort mit so ungeschwächtcr Heftigkeit fort, daß immer neue Truppensendungcn von hier verlangt werden. Da Pi- nelli die Terra di-Lavoro verlassen mußte, um den Bezirk von Avellino zurückzuerobcrn, so ist unmittelbar nach seinem Abzüge ter Ausstand dort stärker al- vorher wie der auSgclrochen und den Piemontesen vollständig über den Kopf gewachsen. Bei MoSchiano sind drei Angriffe der Truppen an drei verschiedenen Tagen mit Verlust zurückgcschlagen worden. Aus Nola sind zwei Eom- pagnicn, welche die dortige Garnison bilden, von den Kö niglichen hinausgejagt, und es ist ihnen noch nicht ge lungen, wieder einzurückcn. Chiavone ist mit seinen Banden aus den Bergen hcrvorgebrochen und unter Trom petenschall mit fliegenden Fahnen in S. Giovanni und Vicenza cingerückt- Neapolitanische Offiziere haben ihm sein früher sehr buntes Corps organtsirt, ein Major macht bei ihm den Chef des Gencralstabes und leitet die Operationen. In Calabrien ist der größere Theil des Landes in den Händen der Königlichen, und die Nach richt von der vollständigen Vertreibung der Piemontesen von dort ist zu erwarten. Ein Mittelpunkt fehlt der ganzen Bewegung bis jetzt noch, Las ganze Land ist in einem wüsten, anarchischen Kiiegszustandc, dessen Ent wickelung sich noch gar nicht vorausschen läßt. An die dccrctirte Aushebung kann natürlich gar nicht ernstlich gedacht werden, doch sucht man jetzt dadurch, daß für Einbringung jedes Deserteurs 25 Lire und für die eines Nec'.uten, welcher sich durch die Flucht der Dienstpflicht entzog, 50 Lire versprochen wurden, so viel Neapolitaner als möglich in die Hände zu bekommen, um sie nach dein Norden transportiren zu können. — Die „Perscveranza" berichtet aus Neapel vom 28. Juli: Cialdini erlich an das Gencralsecretariat für innere Angelegenheiten den V.schl, es sei in jeder Pio- vinz eine aus 5 Mitgliedern bestehende Commission zu errichten, wobei dcr Gouverneur dcn Vorsitz zu sührcu habe, um Belohnungen an jene Beamte, National garden und Büiger zu genehmigen, welche in den bezüg lichen Provinzen gegen die „Aufständischen" gckLmpit haben. — Die Verwaltungscommissioncn der Gü ter dcs Konstantin- und Jesuitenordens sind aufgelöst unddicLeitung derStaatsgütcrdirection übertragen woidcn. — Dcr „Popolo d'Jtalia" sagt von Neapel: daß die Mordthatcn in dieser Stadt etwas Alltägliche- sind. Gestern (21) wurden ganz nahe am Palast Montcmiletto, in Mitte dcr Toledcstraße, fünf Todtschläge begangen. Ein Kutscher erdolchte seinen Kameraden u. s. f. Im verflossenen Monat fiölen in Neapel allein 57 Mord thatcn vor. Lissabon, 28. Juli. (K. Z.) In der Provinz Algar- bicn sind auf Anlaß dcs neuen Steuergcsetzcs Unruhen ausgebrochcn. Es hat ein Zusammenstoß zwischen den Aufständischen und den Truppen stattgefunden. Letztere werden verstärkt. Stockholm, 25. Juli. Der frühere schwedische Ju- stizminrster, Clacs Ephraim Günther, ist gestern hier mit Tode abgegangen. Er war eine der hervor ragendsten Capaciiäten dc- schwedischen Deamtenstandes und ein ausgezeichneter Rcchtsgelehrter. In den Jahren 1848 — 1851 und 1850 — 1858 war cr Justizminister und zuletzt Mitglied des Höchstengerichts. St. Petersburg, 23. Juli. (H. C.) Berichte aus Moskau klagen über die von Tag zu Tag zunehmende Thcucrung dcr nothwcndigsten Lebensmittel. Seit langer Zeit, meldet man, ist das Brod und das Fleisch nicht so hoch im Preise gewesen, wie jetzt, wo eS in Mos kau sowohl wie in St. Petersburg theurcr bezahlt wird, als im AuSlande. Die Ursachen dieses für Rußland un gewohnten Standes der Dinge sind: die fast durchgehends un Lande herrschende Trockenheit bei einem selten hohen Wärmegrade, infolge dessen die schlechten Ernteaussichten und eine bedenkliche Verminderung der alten Gctrerde- vorräthe. Dazu kommt dann noch die Speculation reicher Kaufleute, die auf den Hauptmarkiplähen ihre Agenten haben und AllcS aufkaufen, waS nur habhaft zu werden ist. Die Fleischpreise haben eine Höhe erreicht, deren sich die ältesten Leute nicht in gsiichern Maße erinnern, erlebt zu haben, und was die Preise für Feuerung (d. h. für Holz, denn an Torf hat man sich noch nicht gewöh nen rönnen) anbetrifft, so werden sie für ärmere Leute bald unerschwinglich sein. Daher ist di« Stimmung auch nichts weniger als roscnfarbig, und wenn nicht noch, wie das mitunter wohl zu geschehen pflegt, wenn die Noth am höchsten ist, eine günstige Acnberung in den WittcrungSverhältniffcn oder eine Ausgleichung anderer Art, herbeigeführt durch die Ergiebigkeit deS Landes selbst, eintritt, so sieht man mit Besorgniß dem kommenden Winter entgegen. HklsingforS, 18. Juli. (Fr. I.) Eine bedeutende Abtheilung dcr russischen Ostseeflotte liegt gegen wärtig in unscrm Hafen, darunter vier Schraubenlinien schiffe erster Größe, mehrere große KriegSdampfschiffe und eine Menge Kanonenschaluppen; erstere unter dem Be fehl deS Admirals v. Schantz, letztere unter dem deS Contre-AdmiralS Butahoff. Gimmtlichc Schiff« find erst in den letzten Tagen hier angrlangt; Offiziere und Mann schaft derselben füllen die Straßen der Stadt. Vorgestern fuhr auch der Großadmiral, Großfürst Konstantin Niko lajewitsch, auf dem KrirgSdawpfer „Rurik" in den hiesigen Hafen ein, stieg indeß nicht anS Land und nahm auch keinen officiellrn Empfang entgegen. Rkw-Uork, 8. Juli. Uebcr die Feier de» 4. Juli in Washington entnehmen wir der „Wes.-Ztg." Fol gendes: Schon um 8 Uhr hatte der Präsident, in B<» gleitung von Seward, General Scott und andern Nota
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