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Dresdner Journal : 21.06.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186106217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1861
-
Monat
1861-06
- Tag 1861-06-21
-
Monat
1861-06
-
Jahr
1861
- Titel
- Dresdner Journal : 21.06.1861
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(Oksterreichische Zeitung. — Ost'Deut sch- Post.) Tagrsgeschichte. Dresden: Born Landtage. — Wien: Verlobung des Erzherzog» Karl Ludwig. Berichtigung. Adresse der Ktrchrnsürsten an den Kaiser. — Prag: Rehabilitirung wegen politischer Vergehen Verurteil ter. — Pesth: AuS der Adreßdcbatte deS Oberhauses. — Flume: Erfolglosigkeit der dritten Landtagswahl. — Berlin: Dom Hofe. Nobilitirungsgesuche. — — Frankfurt: Der neue BundrSgesandte Badens. Credttkasse für Gewerbtreibende. — Paris: Bedin gungen bei Anerkennung des Königreichs Italien. Zur Reise deS Prinzen Napoleon. Traucrgottcsdienst für Cavour. Nachrichten a. Beirut. Neger schifte weggeuommen. Turin: Neue Heere»eintheilung. — Mailand: Maßregeln gegen Verschwörer. — Neapel: Eine Bourbonische Verschwörung. Städte niedergebrannt. — Rom: Da- Unwohlsein de» Papstes. — Lon don: Aus dem Parlamente. — Warschau: Da» Gesetz über die Organisation deS StaatSrathS publicirt. Landtagtverhandlungen. Provinzialnachrichten. (Meerane. Pausa. Karlsfeld. Saida.) EivgesandteS. Feuilleton, ragetkalentzer. Anserate. Vörsen- nachrichten. Beilage. Landtagtverhandlange«. Ernenvnuaev und Versetzungen re. Dresdner Nachrichten. Gerichtsverhandlungen. (Dresden. Löbau.) vermischtes. Statistik und BolkSmirthschaft. Telegraphische Uaslsrichttn. Wien, Mittmoch, IN. AAni, Nachmittags. I» der heutigen Sich»G de« Unterhaus»« deant»or tete Minister v. Schmerling eine, die Religion«- frage in Tirol betreffende Interpellation. Der selbe äußerte: Da« Patent vom 8. April d. I. sei ausdrücklich für Tirol und Vorarlberg erlassen worden. Im Vorarlberger Landtage hätten sich keine Anstände ergeben, wohl aber durch die Land- tagsbeschlüffe von Tirol. Die gegen die Akatho- liken gerichteten Gesetzesvorschläge deS Landtag« seien von Sr. Majestät abgelebut. (Bravo.) Vor arlberg betreffend, seien ebenfalls entsprechende Anordnungen anläßlich aufreizender Placate rc. ergangen. Ein ähnlicher Erlaß sei an da« Epis kopat in Brixru gerichtet. Ebenso an die k. k. Statthalterei in Tirol. Die kirchlichen Behörden sollten im Einklänge mit den politischen Behör den die Bevölkerung in angemessener Weise be lehren, die Beamten strenge ihrer Amtspflicht nach kommen. (Lebhafter Beifall.) DaS Patent vom 8. April 1861 stell« in logischer Form die früher» kaiserlichen Entschließungen zusammen; außerdem regele Se. Majestät mit demselben als oberster Schutzherr der protestantischen Kirche in eigener Machtvollkommenheit die innrrn Verhältnisse der Protestanten. Eine Abänderung könnte nur auf verfassungsmäßigem Wege erfolgen. Sodann wurden dir Mühlfeld'schen Anträge debattirt. Smolka wie« deu Vorwurf systematischer Feuilleton. K. Hoftheater. Donnerstag, 26. Juni. Die gestrige (siebente) Vorstellung der italienischen Opern gesellschaft bracht« die Aufführung der komischen Oper Donijettt'S „Don PaSquale". DaS Eüjet zeigt, wie ein alter, noch heirathSlüsterner Junggesell geprellt und von der Erwartung seine» EhevergnügenS gründlich und zum Bortheil seines Resten curtrt wird. Die Ausfüh rung ist iudrften arm an Komik und Witz und benutzt zu sehr die gewöhnlichen, abgebrauchten Motiv« der ita lienischen Busto-Oper, zumal in einer nationalen, derben Weise, wie sie unserm Geschmack« nicht wohl zusagt. Nur eine heiter anregend« Darstellung, voll Esprit und Feinheit, und eine vorzügliche GesangSauSführung — wo für die Kräfte der Mitwirkenden nicht auSreichten — könnte dieser Oper ein rege» Jntrrrffe auch d«S deut schen Publicum» zuweudea. Dontzrtti hat sie mit einer lebendig bewegten Musik, voll ansprechender, frisch und leicht tändelnder Melodien auSgestattet, ebenso dankbar für die Sänger, al» wirksam für die Hörer: dennoch gehört sie zu seinen schwächer», an individuellem Gepräge irmern Arbeiten. Die Instrumentation ist maßlos ge räuschvoll, bi» zur Geschmacklosigkeit. Signora Eal- deroa konnte mit ihrem sehr unfertigen, maniertrten Gesang« und ihrer tremultrenden, dünne» Stimm« der weibliche« Hauptrolle Norina natürlich keine erträgliche Gestaltung abgewinnen; Signor Aaecht sang den Doctor Melatesta, Freund uud Intrigant, möglichst befriedigend; Signor Galvaai gab den Neste« Ernesto und trug die sehr graziöse Serenade im letzten Acte außerordentlich reizend, mit musterhafter uud delicater Behandlung der Eantllene vor. Signor Mazzrttt belebte al» Don PaSquale die Darstellung am wirksamsten, obwohl seine Ausführung nicht über die stereotype italienische Busto- Oppositiou zurück, wollte aber die Autonomie der Provinzen gewahrt wissen. Die Anträge Mühl feld« nehme er au. Riegrr warf im Verlauf seiner Rede der deutschen Rationalität Ungerechtigkeiten gegen andere vor, und wurde vom Präsidenten zum Niederfitzen aufgefordrrt- Rieger appellirte au« Han«, welche«, nachdem er die Erklärung abgegeben, daß er die deutsche Ration nicht habe beleidigen «ollen, ihm die Fortsetzung der Rede gestattete. Rach einem weitern Ausfall über Mangel an Rede freiheit abermals zur Ordnung gerufen, rief Rie ger dm Präsidenten zur Gerechtigkeit, worauf ibm daö Wort entzogen ward. — Knranda sprach ge gen Rieger, und warf der Rechten vor, daß sie blo« von der Autonomie der Länder, niemals aber von Oesterreich spreche. Die Autonomie der Län der könne aber nur gewahrt werden, wenn sie eine kräftige ReichSvertrrtung zur Stütze habe. Er hob hervor, daß im Abgeorduetenhause den Polen und Tschechen niemals rractionäre Gefinnunavor- geworfen worden sei. — Klaudy sprach im Sinne Rieger'«, wie« den Vorwurf de« SeparationZgeistr« zurück und versuchte daS Autonomierecht Böhmen« historisch uachzuweisen St. Petersburg, Mittwoch, 19. Juni. Die heute erschienene „Nordische Biene" meldet, daß bi« zum 30. Mai in Podolien in141Dorfschaften mit zu sammen 71,000 Einwohnern, Bauernrevolten statt aefuudrn hatten. Die Ruhestörung sei nur durch Mißverständnisse hervorgrrufen worden, und sei die Ruhr nach Erscheinen neuer Verordnungen wieder bergestellt worden. von der polnischen Grenze, Mittwoch, 19. Jnni. Gestern wurden in Warschau dieStatuien für den künftigen StaatSrath publicirt. Zn den Attributionen des StaatSrathS gehört die Prüfung und Begutachtung neuer Gr setze, de« JabreSbudget«, sämmtlicher LerwaltungSbericht», sowie der Be schwerden gegen Beamte. DieGitznngen deS Staat«- raths find geheim. Die Veröffentlichung der Be schlüsse durch den Druck bedarf der Genehmigung deS Kaisers. Artikel 24 der Statuten verbietet die Annahme solcher Petitionen, die ein« Regierungs änderung im politischen Sinne besprechen Da« Militär «ar von den Straßen und öffentlichen Plätzen abgezogen. Vie Ressource ist gestern ge öffnet worden (NSHetr^ dringt »««tts unsre GOe- fchiuer Evrrefpondrnz unter „TagrSgeschtchte" ) Dresden, 20. Juni. DieAdresse der österreichischenKirchenfürstcn (vcrgl. „TagcSgeschichte" unter Wien) wird von den libe ralen Blättern sehr ungünstig ausgenommen. Die „Oe sie r- reichische Zeitung" sagt: „Die Kirchenfürsten, welche diese Adresse unterschrieben haben, lind sämmtlick RcichS- räthe; der ungarische Clerus hat sich ihnen nicht angc« schlossen. Sie können demnach nicht die katholische Kirche im ganzen Reiche vertreten, da die Bischöfe von Ungarn, Siebenbürgen, Kroatien und Slawonien fehlen, unter denen bekanntermaßen auchCardinäle sich befinden. Grund und Veranlassung dieser Adresse ist unbekannt, wahr scheinlich sind die vom Staatsminister »»gekündigten Vor lagen daran Ursache. Man fürchtet namentlich Aender- ungrn im Ehegesetze und will denselben zuvorkommen. Der Grundton im Ganzen ist, daß die katholische Kirche die beste Gewähr gegen die Revolution biete. Aber wie wir Stimmungen und Meinungen kennen, dürfte eS kaum von Nutzen sein, wenn man das höchste Institut der Erde al» eine Art Gcneralpolizei gegen politische Umtriebe und politische Ausschreitungen darstellt. Die Kirche will und soll unabhängig vom Staate, d. h. von der Politik sein, wie ist dies möglich, wenn sie sich mit derselben iden- tificirt? Die Bischöfe vermischen fortwährend die Feinde der Kirche mit den Feinden Oesterreichs ; wir haben Ul li aS und Fanatiker de» Glauben- gesehen, welche trotz dem die heftigsten Gegner Oesterreichs sind. Die irischen Bischöfe haben sich gegen Oesterreich in empörender Weise ausgesprochen; dir französischen verwahren sich fortwäh rend, als wollten sie Oesterreich da» Wort reden, und ein Blick jenseits der Leitha zeigt un» den ClcruS nichts weniger als schwärmend für den Bestand Oesterreichs. Dir RechtSftage, die GesetzeSfrage wird im Parlamente verhandelt werden; die Unterzeichner der Abrisse werden dort Gelegenheit haben, ihre Forderungen und Ansichten durch daS mündliche Wort zu verthcidige». Welchen Zweck also sollte e- haben, daß ein Theil deS Reichs- rathS sich besonders an den Monarchen wandte? Diese» Verhalten konstitutioneller Pair» ist in der constitutionellen PrariS doch etwas seltsam." — Die „Ost-Deutsche Post" betrachtet dagegen in formeller Beziehung eS „als ein gutes Stück konstitutioneller Entwickelung, daß daS Episkopat öffentlich mit seinen Ansprüchen auftritt". „Wir ziehen diesen loyalen Weg unendlich weit vor den heimlichen Wühlereien, die durch die Hinterthüre schleichen und daS Ohr der Mächtigen durch ein uncontrolirtcs Lispeln in Beschlag nehmen." Die „Ostd. P." polemi- firt dann hauptsächlich gegen die Stelle der Adresse, worin eS heißt: „Damit Europa nach den Gesetzen der Ver nunft und der Freiheit könne gestaltet werden, müsse Oesterreich und der Kirchenstaat untcrgehrn." Sie sagt dazu: „Hier werden zwei Dinge mit einander ver kettet und al- identisch eingeschmuggelt, die nicht iden tisch sind! Die weltliche Macht deS heiligen Stuhle- und die bristenz Oesterreichs sind keineswegs Dinge, die un zertrennlich sind. Man kann der Meinung sein, daß die weltliche Herrschaft des Papstes durchaus keine Noth- wendigkcit für die Macht der Kirche sei, und kann dabei die Fortexistenz Oesterreichs als Großmacht al» ein un erläßliches Postulat deS europäischen Gleichgewichts be trachten. Die unbedingte Solidarität Oesterreichs mit dem Kirchenstaate, dieser falsche Gesichtspunkt, der fünf undvierzig Jahre unsre Staatskanzlei dominirte, hat unS schließlich auS Italien beinahe verdrängt, hat Frankreich dort allmächtig gemacht, hat Rom in di« dominirende Gewalt Napoleon'« gebracht. Oesterreich im heutigen Augenblicke anzurathen, daß es jene starre Politik in Italien fortsctze, die seine Feinde so glücklich auSzubeuten verstanden, heißt diesem großen Reiche einen sehr schlechten Dienst rrwcrseu!" Zwar muffe Oesterreich schon um Frank reichs, um Venetiens willen die Reste der völkerrechtlichen Trqcjatc, die noch in Italien bestehen, aufrecht zu erhalten juchen; veraltet und gefährlich für Oesterreich a^er sei jene Doctrin, die verlangt, daß Rom die Sonnenuhr, die Bussole, die Magnetnadel sein soll, nach welcher Oester reichs Politik sich richten müsse. Tagesgeschichtc. Dresden, 26. Juni. Die Zweite Kammer be schäftigte sich heute mit dem zweiten der auf die Wahl der LandtagSabgcordncten bezüglichen Gesetzentwürfe, dem Wahlgesetze, und erledigte die 88- 1 — 19, welche die allgemeinen, auf alle Wahlen bezüglichen, sowie von den besonder» die auf die Wahlen der Rittergutsbesitzer be züglichen Vorschriften enthalten. Wien» 19. Juni. (W. Bl.) In der Weilburg bei Baden hat dieser Tage die Verlobung des Erzher zogs Karl Ludwig, Statthalters von Tirol, mit der Erzherzogin Marie Therese, Tochter deS Erzherzogs Al brecht, in Gegenwart Ihrer Majestäten deS Kaiser- und der Kaiserin und mehrer Mitglieder deS Kaiserhauses stattgefunden. — Die von der „Wiener Zeitung" gebrachte (und auS dieser auch in unser Blatt übergegangene) telegra phische Nachricht auS Rom vom 11. Juni: daß Ihre k- k. Hoheiten der Großherzog Ferdinand und der Großher- zog Leopold von ToScana in Rom nächsten» erwartet würden, wird heute von derselben Zeitung als „vollstän dig unbegründet" bezeichnet. — Der „Wien. Ztg." ist eine Adresse zur Ver öffentlichung zugestellt worden, welche die dem österreichi schen ReichSrathe angehö,enden Metropoliten und Bischöfe an Se. Maj. den Kaiser gerichtet habe«. Die Unterzeichner dieser Adresse „geben sich der Hoffnung hin, daß der Vater der Barmherzigkeit die neue Einrichtung segnen, und der österreichische ReichSrath eia große» und folgenreiche» Schauspiel darbieten werde". Sic erkennen die volle Bedeutung, welche der unverkümmertr Bestand deS Kaisrrthum» Oesterreich nicht nur für die ihm ange hörigen Völker, sondern auch für Europa, für die Kirche, und dadurch für die Menschheit hat, und sie „halten sich verpflichtet, zu Bewahrung der Einheit de» Reich» nach Kräften mitzuwtrken". Den Feinden' Oesterreich» und der Kirche gegenüber, welche für den Augenblick „die öffentliche Meinung verfälscht uud unterjocht haben", er klären die Bischöfe, daß sie es „Gott und ihrem Hirten amte, aber auch Sr. Majestät und dem Vaterland« schul dig sind, dem frevelhaften Treiben gegenüber nicht im Stillschweigen zu verharren und zunächst jene Rechte der Kirche zu vertreten, wider welche der künstlich angeregt« Sturm zunächst gerichtet ist". — Weiter enthält sodann die Adresse u. A. folgende Sätze: „Schon längst genossen di» Protestanten in Oesterreich jene Gleichheit der politischen uud bürgerlichen Rechte, aus welch« sie kraft de« >6. Artikel« der deutspen Bundesaete in allen vun deSländern Anspruch haben, und erfreuten in Betreff der Stell gion«übung sich einer -reiheit, welcher dir Katholiken noch in vielen protestantischen Ländern entbehren. Neuerlich h<ck da« Ge setz vom 8. April ihnen dir Selbstständigkeit in Verwaltung ihrer religidsen Angelegrnheiten nach allen Richtungen hin gesichert und eine strriheil der Bewegung eingeräumt, welche weiter reicht, al« jene, dir den Katholiken kraft der bestehenden Gesetze und Verträge zukommt. Dir treugehorsamk Unterzeichneten können den Wunsch nicht unterdrücken, Ew. Majestät möchten Sich bewogen finden, bei Ausführung de« Gesetze« den rigenthümlichen Verhält nissen Tirol« und dem einstimmigen Wunsche eine« getreuen, biedern Volk« huldvolle Rücksicht zu schenken, übrigen« haben sie nicht da« «eringße dagegen »inzuwrndrn, daß die Shristen de« Aug«bnrgischen und helvetischen Bekenntnissen ihre religiösen An gelegenheiten nach »en Grundsätzen ihrer Religion ungehindert ordnen und dieselben staatsbürgerlichen Rechte w<« die Kathollken genießen. S« giebt aber auch solch», di» Religion betreffend» An gelegenheiten, bei welchen Katholiken und Protestanten noihwen big mit einander in Berührung kommen. Läßt sich «ine Richt schnür finden, durch welch« beide Therle znsriedtngestrllt werden, so entspricht c« dem Geist» der Milde und de« Wohlwollen«, «ol chen auch die treugrhorsamft Unterzeichneten gewahrt wünschen, daß dieselbe in Anwenduna gebracht werdr. Allein di« ist da« Aeußerfte. wa« die Prot.stauten von der Regierung S». Majestät verlangen können, ohne ihr die sonderbare Sunnckhung zu stellen, mit Gerechtigkeit und Klugheit in Zusammenstoß zu gerakhen." „Wmn di« Partei der Bewegung vun E». ««lfeHSt ver langt, den kattzaUsche» -tzarakter de« K«isrr»h»m« Oesterreich zu verläugaen, so ist die« nicht nur eine Verwe genheit, sondern e« enthält auch einen Widerspruch: weil dieselbe Partei die Regierung Sw. Majestät ohne Unterlaß auf da« Bei spiel von England und Preußen hinwrist. Vor wenigen Lagen, nämlich am 19. April d. I.. erklärten die englischen Minister vor dem versammelten Parlamente: England habe zwar sehr viele katholische Unterthanen, sei aber ein protestantischer Staat. Doch in den europäischen Besitzungen Großbritannien« leben neben 22 Millionen Anglikanern, Prrsbvterianern und Methodisten 6 Mil lionen Katholiken. Die preußisch« Regierung betrachtet Preußen alt einen protestantischen Staat und handelt bei jeder Gelegenheit zwar nicht ohne Vorsicht, allein mit großem Nachdrucke in diesem Sinne. In den preußischen Ländern machen aber die Katholiken mehr al« ein Drittel der Bevölkerung au«, denn sie betragen 6H, und dir Piotestanten etwa« über 10 Millionen. Dagegen haben die Länder, welche gegenwärtig in dem Reich«ra»he vertreten sind, nahe an 20 Millionen Katholiken und nicht volle 300,000 Pro testanten. welche hiermit eine verschwindend kleine Minderzahl sind. Im ganzen Kaiserthume stellt da« Berhältniß sich aller ding« ander«, dennoch bleiben bie Katholiken ungleich mehr al« die Protestanten in England, geschweige denn al« in Preußen, die s.hr große Mehrzahl der Bevölkerung. Wie, und Oesterreich sollte nicht eben so gut ein katholischer Staat sein, al« England und Preußen ein protestantischer? E« sollte dem katholischen Kaiser von Oesterreich, dem Erben und Enkel der Schutzherren ter Kirche, nicht gestattet sein, den katholischen Interessen die selbe Beachtung zu schenken, deren die protestantischen in Eng land und Preußen sich erfreuen?" „Ueberdie« sind die Staat«gesetze, welche da« Berhältniß der katholischen Kirche zu den protestantischen Be kenntnissen regeln, mit sorgfältiger Beachtung der Gerechtig keit und Billigkeit geordnet, und auch die Kirche hat ihre Nach sicht so weit aulgedehnt, al« sie et vermag, ohne sich selbst un getreu zu werden- Nach der Lehre der katholischen Kirche ist die manier hinauSgeht und die feinere, geschmackvoll künst lerisch« Durchbildung sehr vermissen läßt. Wenn man indessen die nur mittelmäßigen Kräfte der AuSführendcn berücksichtigt, so kann man ihrer gewandten und leichten Behandlung der Aufgaben und manchen musikalisch wohl gelingenden Einzclnhetten und Ensemblefätzen lobende Anerkennung nicht versagen. — Nach der Oper folgten Scenrn aus Rossini'» „Tancrrd" im Costümr — Arten und Duetten von Signora Trebrlli und Signvra Lor int ausgeführt. Sehr schön sang die Erstere Tan- cred's „vi tnnli pnlpiti". Ihr Vortrag wirkt am voll kommensten, wenn er mit ruhiger Anmuth da» fein ab gemessene Spiel seine» Tonreize» entfaltet; Wärme, Feuer de» ColoritS und Brillanz der Coloratur bleibt ihm wenig zugänglich. Auch die Duetten mit Signora Lorini zeichneten sich durch saubere und zart schattirte Ausführung beider Sängerinnen aus. E. Banck. Der zoologische Garten in Dresden. L vm. Fahren wir in der Betrachtung der Adler fort. Der Seeadler besitzt dieselbe Körpergröße wie der Stein adler, ist aber viel plumper gebaut als dieser. Der Ausdruck feine» Gesicht», die Haltung feine» Kopfe», namentlich wenn er neugierig denselben seitwärts dreht, hat etwa» GntmüthigeS, doch ist die», wie beim weiß köpfigen Geier, nur Schein, und wir halten anderwärts einige Male Gelegenheit, zu sehen, wie diese Adler zu weilen ihre Wärter anzugreisen suchten. In Nordamerika lebt eine Seeadlerart mit schneeweißem Kopfe. Dieser weißköpfige Seeadler besitzt — wie Wilson sagt — eine Flugkraft, die dem Sturme selbst trotzen kann; er er« blickt von der unermeßlichen Höhe, zu der er aufstcigt, Länder und Wälder, Seen und Meere zugleich, und wenn er im Sommer von den eisigen Höhen der Atmo sphäre plötzlich innerhalb weniger Minuten zu der glühen den Erde hcruntcrsteigt, erträgt er Temperaturwcchsel wie kein anderes lebende» Wesen, den Condor der Alpen ausgenommen. Die Vereinigten Staaten haben diesen Vogel zum großen Leidwesen Benjamin Franklin'- in ihr Wappenschild ausgenommen. Der weniger poetisch füh lende als praktisch denkende Franklin meinte seiner Zeit, man solle statt jene» Adler» lieber den Alles fressenden nützlichen Puter zum Symbol der Union wählen. Audu- bon, durch seine Freundschaft mit Humboldt ebenso be kannt wie als Ornitholog berühmt, war an den Ufern deS Mississippi öfter- Zeuge von den Jagden de» weiß köpfigen Adler» auf große Schwimmvögel, und hat sie mit frischen, lebendigen Farben geschildert. In der Jahreszeit, wenn der herannahende Winter Millionen von Waffervögeln auS den nördlichen Gegenden herbei führt, welche zum Ueberwintern ein mildere» Klima auf suchen, sitzt auf dem Gipfel de» höchsten Baume» der Seeadler; sein glühende» Auge überschaut die Ebene, während er auf jeden Ton lauscht, der auS weitester Ferne an sein Ohr dringt. An dem andern Ufer deS „VaterS der Ströme" sitzt das Adlerweibchen auf einer Felfenspitze. E» fleht Alles ruhig und still und er muntert von Zeit zu Zeit den Adler durch einen Ruf zum geduldigen AuSharren. Nicht selten läßt er auf diesen wohlbekannten Laut seinen Unwillen vernehmen, und sich ein wenig neigend, antwortet er in Tönen, die man am ehesten mit dem GelLchler eines Wahnsinnigen vergleichen möchte. Doch im nächsten Augenblicke faßt er sich und nimmt seine gerade Stellung wieder rin. Große Schwärme von Enten läßt er diesmal ruhig and verächtlich, al» zu geringe Beute, ungestört und der nahen Gefahr unbewußt an sich vorüberziehen. Plötzlich aber erschallt au» weiter Ferne die trompetende Stimme de» Wildschwan», und ein kurzer Ruf de» jenscit» lauernden Weibchens fordert den männlichen Adler zur Thätigkeit auf, der sich streckt, schnell da» Gefieder in Ordnung bringt und mit einem schauerlichen, Tod verkündenden Freudenschrei auf den schwerfällig und mühsam daher fliegenden Schwimmvogel niedcrstürzt. Dieser erkennt die Gefahr und sucht in seiner Todesangst ihr durch alle mögliche Liften zu entgehen, steigt empor, kehrt in schärft« Winkel um, stürzt sich senkrecht hinab und sucht den Strom zu erreichen; aber der Adler, der wohl weiß, daß er um seine Beute betrogen ist, wenn einmal der Schwan wieder in seinem Elemente ist, hält sich unter ihm und nöthigt ihn, indem er ihn mit scharfer Kralle an Bauch und Brust verwundet, auf» Neue empor zu steigen. Der Schwan rafft seine letzten Kräfte zusammen und macht noch einen verzweifelten Versuch, den Strom zu gewinnen; vergeben», sein fürchterlicher Gegner haut ihm die Klauen zwischen den Flügeln ein und drängt ihn seitwärts, bi» sie mit einander am nächsten Ufer nirderfalle«. Wer beschreibt nun aber den Ausdruck der grausamsten Blutgier in dem — diesem Moment ganz rigenthümlichen — Schnauben de» Adler», wenn er nach geendigtem Kampfe über seiner Beute frohlockend Athcm holt! Er stemmt seinen mächtigen Fuß aus den sterben den Schwan und drückt ihm die scharfen Fänge tiefer in da» zuckende Herz, und indem er ihm die Schmerzen de» Tode- so fühlbar wie möglich zu machen sucht, erfüllt sein wilde» Jauchzen die Luft. Da» Weibchen hat, im Vertrauen auf die Kraft und Klugheit ihre» Genossen und um ihm die Freude und den Ruhm de» Siege allein zu lassen, dem Kampfe ruhig zugesehen- Jetzt erst setzt sie über den Fluß, wo sie von dem Sieger be gierig erwartet wird, und sobald sie angekommen ist, reißen sie mit einander die Weiße Brust de» Vogel» auf und trinken sein Blut. — Die Lieblingsspeise de» See adler» find Fische; er fängt dieselben wo möglich vom
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