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Dresdner Journal : 19.05.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186105192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1861
-
Monat
1861-05
- Tag 1861-05-19
-
Monat
1861-05
-
Jahr
1861
- Titel
- Dresdner Journal : 19.05.1861
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492 Konstantinopel, 11. Mai. (W-A.) Eine Feuert- bruast zerstörte 350 Häuser. — Haltm Pascha, Bru der de- Vicekönig» von Aegypten, ist hier angrkommen. — Lord Hobart und Herr Foster, mit einer Mission der englischen Regierung, die türkischen Finanzen be treffend, betraut, werden hier erwartet. Smyrna, 11. Mai. Der römisch-katholische Erz bischofs Mustgbiui ist gestorben. Afb«B, 11 Mai. Die Regierungtzritung bringt esnen Erlqß, wodurch der bisherige sardinische Konsul al» Constzl de« König- von Italien anerkannt wird. New Aorr, 4. Mai. (Wes.-A.) Die Besatzung des Forts Picken» wird unbehindert verstärkt. — Laut Nachrichten, welche die Reuter'sche Agentur au- New-Bork vom 4. Mai erhalten hat, ist eine Pro klamation deS Präsidenten Lincoln erschienen, welche 42,000 Freiwillige unter die Fahnen ruft. — DaS westliche Virginien hat dem Präsidenten die Zusicherung gegeben, daß e« der amerikanischen Union treu verbleiben werde. Die legislativen Behörden Marylands und der Gouverneur von Missouri haben Lincoln'S Ver waltung mißbilligt. — Der englische Gesandte, Lord Lyon«, widerspricht einem Gerüchte, demzufolge er den Versuch gemacht ha ben sollte, einen Waffenstillstand herbeizuführen. Aehn« licheS thut Staatssekretär Seward, und zwar in folgen der Erklärung: „ES ist kein wah>r» Wort an dem Ge rüchte von einem Waffenstillstände. Mit derartigen Ge schichten war es am 4. März vorbei." Landtazsserhan-lungen. Zweite Kammer. l-XXXl. öffentl. Sitzung. Freitag, 17. Mai, Vorm. 9 Uhr. Auf der Tagesordnung stand die Berathung des Be richts der dritten Deputation (Referent Abg. Falcke) über den Antrag de» Abg. Riedel, die Schaffung einer kräftigen deutschen Centralgcwalt und gleichzeitige Her stellung einer Vertretung deS deutschen Volkes dabei" be treffend. Der Antrag lautet: „Die Staatsregierung möge auf Schaffung einer kräf tigen, das gesammte Deutschland umfassenden Central gcwalt und gleichzeitig auf Herstellung einer zweckmäßigen allgemeinen Vertretung deS deutschen Volkes hinwirken." Die Deputation schlägt vor, im Verein mit der Ersten Kammer die Staattregirrung zu ersuchen: auf Herstellung einer kräftigen deutschen Centralgcwalt mit Volksvertretung hinzuwirken, zugleich aber zu beantragen: die Staatsregierung wolle insbesondere für sofortige Re gelung der Frage über den Oberbefehl des deutschen Bun- deSheereS mit bemüht sein. Abg. Riedel eröffnet die Debatte mit einigen nach träglichen Motivirungcn. Bei der Einbringung habe ihm vorgeschwebt die große Gefahr Deutschland» vor einem Jahre, wo alle deutschen Völker einig gewesen seien, Opfer zu bringen, obgleich erst außerdeutsche Provinzen Oester reichs angegriffen gewesen seien. Der alte Bundestag habe aber weder damals, noch bis jetzt auch nur eine Einigung über den Bundesfcldheirn herbeizusührrn ver mocht. In verschiedenen Kammern seien nun Anträge auf eine bessere Constituirung deS CentralorganS aufge taucht. Trügen die Fürsten und deren Berather diesen nicht Rechnung, so werde dieselbe Gefahr für die Dyna stien entstehen, wie in Italien, und die Hoffnung auf Einigung Deutschland» in der Stunde der Gefahr sich trügerisch erweisen. Warum hätte damals Preußen vor angehen sollen ? Sei Oesterreich für seine außcrdeutschen Provinzen cingctreten? Sei c» nicht mit andern sich ihm anschließenden Staaten seinem Einigungsunternehmen rnt- gcgcngctreten? Warum wären diese nicht vorangegangen? Und hätte es Preußen gethan, so wären die Wünsche dc» deutschen Volke» drum nicht erfüllt, nur die de» italieni schen noch mehr unterdrückt worden. Vielleicht sei der AuSgang ein Fingerzeig für Oesterreich gewesen, indem «S seinen Völkern nun mehr Rechte gewährt. Damals habe eS aber für Kräftigung veralteter unbrauchbarer Einrichtungen gewirkt. Nach dem Nichtzuftandckommen de» VerfassungSwerkeS in Frankfurt hätten die Negie rungen sich dafür verbindlich gemacht. Daß nichts dar au» geworden, fei vielleicht weniger Schuld der Kronen träger, als der Diplomaten gewesen, die für ihre Stel lungen gefürchtet. Während das Fürftencollegium in Berlin den Bundestag als aufgehoben behandelt, habe Schwarzenberg zu besten Beschickung nach Frankfurt ein geladen. Daß cS nicht der alte Bundestag werden sollte, dafür habe auch Oesterreich sein Wort verpfändet. Die andern Staaten seien, bi» auf Preußen, beigrtrcten. Auch Sachsen habe sich unter gleicher Versicherung an Oesterreich »»geschlossen, dr» deutsche Nationalität und Freiheit vernichten wollte, weil e» mit der deutschen Ent wickelung nicht concurriren konnte. Der Bund begann seine Eingriffe in die Rechte der Einzelstaaten, die weil über die Verträge von 1815 hinauSgcgangen. Und da ¬ für hätte Preußen einstehen sollen? Die Versprechungen seien unerfüllt geblieben, Deutschland deS Ausland« Spott geworden. Der Feind habe sich mit allem Röthigen während deS Krieg» au» Deutschland versehen können. Wie lange habe e» gedauert, ehe der Bund Rüstungen angeordnrt, bi» ein PserdrauSfuhrverbot erfvlgt, von einem für Lieh, Pulver rc. wisse er nicht». Eine Een- tralgewalt mit Volksvertretung sei Brdürfniß. Fürsten und Völker müßten Opfer bringen. Wollten die Klein sten mit den Größten gleiche Rechte beanspruchen, so könnte nichts daraus werden. Thur man t» ruhigen Zeiten nichts, so würden die kleinen Staaten am ehesten in kriti schen AnnerionSgrlüsten auSgesctzt sein. Man sollte eS anerkennen, wenn patriotische Männer in diesem Sinne wirkten, statt sie, wie in Hannover und anderwärts den Nationalvcrein, zu verfolgen und von Aemtern auszu schließen. Möchten die Fürsten nur Hand an» Werk legen nnd an die Spitze der Bewegung treten. Noch sei man nicht an den vor 10 Jahren verheißenen Zielen. Oesterreich habe jetzt seinen Völkern mehr Freiheit ge geben, al» sie anderwärt» hätten. Möchte man ihm doch auch einmal darin nachfolgen. Die Erfahrungen der neuesten Zeit machten ihm freilich nicht viel Hoffnungen. Mrt dem Berichte sei er einverstanden bi» aus eine Stelle S. 40, wo von deutschen Kammern die Rede. Diese seien nach sehr verschiedenen Wahlgesetzen gewählt. Er könne den Wunsch nach einer Volksvertretung auf Grund eine» freien Wahlgesetzes nicht unterdrücken. Viccpräsident Oehmichen: Er habe sich gefragt, ob der Antrag zeitgemäß und praktisch. Da- erstere hahe die jüngste Vergangenheit gelehrt, die den Wunsch nach einer Centralgewalt zum Schutz nach außen neu angeregt. Die Concentcation der großen Nachbarmächte (er zähle auch Oesterreich darunter, da e», wie die neuesten Vor gänge wieder bewiesen, doch nicht al» ganz deutscher Staat zu betrachten) mache sonst Deutschlands Lage immer kritischer. Vön Paris könnten binnen 24 Stunde» auf den drei nach dem Rheine führenden Bahnen 100,000 Mann an den Rhein geworfen werden, ehe der Bund sich entschließe, ehe ein BundeSarmeecorpS mobil sei. Mit einer deutschen Centralgewalt wäre da» Jahr 1859 anders verlaufen. 1813 seien die Retter nicht die Re gierungen, sondern Männer wie Stein, Bork, Gneisenau gewesen, die das Volk aufgerufe», die anfang» al» Re bellen gebrandmarkt und erst bei glücklichem AuSgang al- Die anerkannt worden, denen Deutschland noch heute seine Befreiung danke (BravoS). Möchten die Regie rungen da» nie vergessen. Au» Liebe zu seinem engern Vaterlande könne er die vorherige Wiederkehr einer sol chen Periode nicht wünschen, ihm könnte der AuSgang ein anderer werden. Von Dem, wa» die Monarchen ge lobt, al- sie bei Leipzig auf den Knien gelegen, sei noch Manche- unerfüllt. Er wünsche, daß keine Nemesis komme. Die deutschen Fürsten seien, unvergleichbar den italienischen, au» heimischen Blut. Er wünsche sie stet» an der Spitze dc» deutschen Volkes, wünsche keinen von ihnen ausgeschlossen. Aber man dürfe den Moment nicht vorüberlassen. Wa» könne das deutsch« Volk dafür, daß <S heute noch folche Wünsche aussprechen müsse, daß vor wenigen Tagen ein Minister England», eines Vol ke-, dessen NechtSsinn er übriger.» hcchachte, das deutsche Volk habe beschimpfen können (denn da» ganze Deutschland, nicht bloS Rheinland und Preußen sei getroster) daß Deutschland vom Ausland al» nicht eristirrnd behandelt werde, Dänemark den Bunde»bescblüssen einfach trotzen dürfe. Die» rufe er als Patriot sämmtlichen deutschen Regierungen zu, als treuer Anhänger de» Fürstenhauses, für dessen Erhaltung er sonst die größten Gefahren er blicke Au» reinem Patriotismus und sonst keinem Grund stimme er für die Anträge (Bravos). Abg. CichoriuS: Nach diesen Reden bleibe ihm we nig zu sagen übrig. Nicht entschieden genug könne man dem Jrrthume entgegentreten, al» ob bloS die idea listische Jugend, die allerdings eventuell mit den Waffen dafür zu kämpfen habe, für die Einheit schwärme. Nüch terne Männer der Wissenschaft, große Staatsmänner, die Sterne der Nation, theiltrn da» Verlangen danach. E» sei berechtigt, weil Deutschland nur dadurch in der Völker familie al» gesuchter Freund, als gefürchteter Freund da stehen könne. Mit ihr hänge die Sicherheit des mate riellen Gedeihens, der geistigen Interessen zusammen, daS — er verweise auf England, Holland, Spanien — mit der Höhe der politischen Macht coincidire. Deutschland sei nicht bi» dahin gelangt. Der Bundestag sei von der Regierung al» einzige» Rettungsmittel ergriffen worden, aber die Frage sei damit in 10 Jahren nicht weiter ge kommen. Sie harre ihrer Lösung noch heute. Nicht einmal die BundeSkricgSverfassung sei geordnet. Die preußischen Anträge zur Zeil der Kriegsgefahr wären noch heute unerledigt und liege schon ein weiterer An trag vor. Statt solchen Anträgen beizustimmen, Hal« unsre Regierung sich künstlichen Combinatiouen ange schloffen, die der Gewalt der Thatsachcn nicht würden widerstehen können. Allerdings seien militärische Ein- 5 Frankfurt, 15. Mai. Gewisse Blätter sind be müht gewesen, ihrem Publicum glauben zu machen, der Antrag über die HeereSfrage, welchen Preußen in der Sitzung der Bundesversammlung vom 2. d. M. stellte, habe die „Würzburger" sehr unangenehm betroffen. Mit dieser Behauptung ist eS entweder auf agitatorische Täu schung obgesehen oder sie beruht auf einer gründlichen Unkrnntniß der bisher am Bunde über die KriegSver- faffung gepflogenen Verhandlungen. Wer diese Verhand lungen kennt, und eS ist sehr leicht, sie in den der Oeffent- lichkeit übergebenen Protckollen zu studiren, der wird zu der Erkenntniß gelangen müssen, daß der Antrag Preu ßen» den „Würzburgern" ein principielle- Zugeständniß macht. Die „Würzburger" gehörten bekanntlich zu der Mehrheit deS Militärausschusses. Diese Mehrheit wollte keine Aufhebung dc- Art. 5, 12 —16 der allgemeinen Umrisse der Krieg-Verfassung, keine kunde-gesetzliche Fest stellung einer Zweitheilung deS BundrSheereS und seines Oberbefehls, wie Preußen sie beantragt hatte. Sie wollte für den Fall vorgesehen haben, daß beide Großmächte sich mit mehr al- ihrem BunbeScontingente zu einem Kriege mit dem Bundesheere vereinigten. Sie empfahlen zwei Wege, entweder den bundesrechtlich corrrcten nach Art. 44 der Schlußactr, der eS jedem Bundesstaate frei stellt, zur gemeinsamen Vertheidigung eine größere Macht zu stellen, al- sein Bundescontingent beträgt, oder den jenigen der Vereinbarung der Großmächte als solcher mit dem Bunde. Indem Preußen am 2. d. M. seinen An trag stellte, zog eS seine frühern Anträge auf Reform der organischen Bestimmungen der KrtegSverfassung zurück und trat der die Vereinbarung wollenden Anschauung bei. Also keine Reform der Kriegsverfassung, um für den angenommenen Fall einer Mehrbctheilung einer oder beider Großmächte vorzusehen, wie früher beantragt war, sondern die Vereinbarung, wie die Mehrheit des Militär ausschüsse» sie für den Fall befürwortet hatte. Die Be stimmungen der KriegSvcrfassung über die Ernennung eines Oberfeldherrn sür da» BundeSheer sollen keines wegs beseitigt werden, sondern cke laelo nur nicht in Wirksamkeit treten, clo jue« aber unverändert fortbestehen. Preußen hat somit in der HeereSfrage einen Weg be treten, welcher zu einer Verständigung über die HeereS frage führen kann, und nur die Modalitäten der Ver ständigung sind mehr die offene Frage. * Paris, 16. Mai. Die neuliche Senatsdebatte über die HäringSfrscherbegünstigungen gegen ihre ausländischen Concurrenten Halle eine liefere Bedeutung, al- e» auf den ersten Anblick scheint. E» ist ein Grund zug dc» französischen Zollwcsens, zur Hebung der heimi schen Schifffahrt die Waarenzölle bei der Einfuhr auf inländischen Schiffen erheblich niedriger zu stellen, al bet der Einfuhr auf fremden Schiffen oder zu Lande. Demselben System entsprach auch die fragliche Maßregel, und sie fand daher insbesondere ihre Vertheidigcr in den Admiralen der Kriegsflotte, die dadurch indirect die Auf bringung der Matroscncontingente erleichtert fanden. — Mit dem englischen geht rin französische- Geschwader zum Schutze der resp. Nationalen nach den amerika nischen Küsten. — Dem Staatsralh liegt der „Ga zette de France" zusvlge rin neues KriegSschulpro» ject vor. — Vorgestern hielt der Kaiser wird« über einen Theil der Garde große Revue im BoiS-de-Bou- lognc. Der „Moniteur" erwähnt spcciell daS Passircn zweier Linien Infanterie, von 14 Bataillonen Artillerie im Trab auSgesührt. Am 20. d. M. geht der Kaiser nach Fontainebleau. Die Kaiserin folgt gegen Ende deS Monats. London, 15. Mai. Der Herzog von Bedford, da» Haupt der Familie Russell, älterer Bruder von Lord John, ist gestern Nachmittag, in seinem 73. Lebensjahre, in Aoburn-Abtci, dem Hauptsihe der Familie, gestorben. London, 17. Mai. (K. Z.) In der gestrigen Sitz ung de- Oberhause- erklärte der Earl von Granville, England erkenne eine effektive Blokade der amerikanischen Häfen an. In Betreff der al- KriegScontrebande zu be trachtenden Gegenstände müßten die einzelnen Fälle ent scheiden. — Im Unterhause ward die Budget-Bill ohne vorherige Abstimmung zum zweiten Male verlesen. Warschau, 13. Mai. (Schl. Z.) Mit dem erwach ten Fiühling ist eine lebhaftere und freudigere Stim mung in das Publicum gekommen. Zahlreiche Schaa- ren wandern täglich in der Frühe zu allen Thoren der Stadt nach den benachbarten Spazicrorten, um die herr liche Mailuft zu genießen. Die Sommerconcerte im Schweizcrthale bet Ohm, Meurer u. s. w. sind eröffnet worden, werden aber freilich zum großen Theil nur von Ausländern besucht. Die Wiedereröffnung des TheaterS steht zwar noch nicht fest, soll aber binnen kurzem er» folgen. Auch hofft man die baldige Zurückziehung der Truppen von den öffentlichen Plätzen der Stadt. Die Patrouillen sind schon viel seltner geworden und jetzt eigentlich ganz nnnöthig. Nach Allem scheint der Schluß nicht unberechtigt, daß wir den normalen Verhältnissen immer näher rücken. so da- gequälte Ncnnthier auS den Wäldern zum Meer und vom Meere in die Berge jagt. Man weiß, wie da» Leben deS Lappländers eng mit dem Rennthiere ver wachsen ist. Wie der Lappe dem treuen Thiere, wenn e» alt geworden ist, seine Dienste lohnt und eS noch, klug berechnend, durch die Art dc- Tödten» zu nutzen weiß, da» erzählt Mügge: „DaS zum Tode bestimmte Thier wird mit einer Schlinge an den Hörnern gefesselt. Dann setzt ihm ein Lappe daS Schlachtmcsser auf die Brust und ein anderer klopft daS mörderische Eisen bi» an» Heft hinein. ES muß so getroffen werden, daß die Brust höhle voll Blut läuft und daß cs an dieser inner« Ver blutung stirbt. Da- Messer bleibt stecken, damit kein rothcr Tropfen herauSspritzc. Der Anblick de- Thiercö, das geduldig und tiesscufzend den Tod erleidet, indem eS seine großen, sanften Augen hilfesuchend umherirrrn läßt, rst herzergreifend. Nach fünf bi- zehn Minuten fängt eS an zu zittern; die Füße zucken, schwanken, brechen zusammen und rin kurzer TodcSkampf macht sei nem Leben ein Ende." Der Mensch bleibt doch immer da» wildeste Thier unter den Thicrcn. Nus der Jagd läßt sich das Rennthier, wenn sich der Jäger vorsichtig gegen den Wind nähert, leicht beschleichen; auch die große Neugierde, welche dem Thiere eigen sein soll, dient, wie z. B. den Kupferindianern, dazu, dasselbe zu über listen. Führte das Rennthier unsre Phantasie in die Schnee hütten Lapplands, auf die hohen, kahlen Fjellen, deren Decke nur da» dürre RennthirrmooS producirt, auf die einförmigen, weißen Einöden deS Norden-, wo au» Nebel und SLneesturm allein, gleich einem wandernden Walde, die Geweihe ziehender Rennthierheerden ragen, so tritt jetzt plötzlich, wenn wir nur einige Schritte thun, der Orrent mit seiner Wüstenpoesie vor un« hin. Ganz canibaltsch Ferdinand Freiltgrathisch wird un- beim Anblicke der drei Kamcele zu Muthe: „Wär' ich im Bann von Mekka» Thoren". Alte Träume erwachen, wie einst, al« wir da» erste Mal das „Schiff der Wüste" sahen, welche» mit einem Aefschen auf seinem Rücken in der Gesellschaft eines Bärenführer» durch unser heimisches Dors zog und die ersten Reiseziele, die ersten Sehn- suchtSqualen nach der Ferne in un» weckte. Wieder liegt daS Meer ohne Wasser, die gelbe Wüste vor uns, die freie, die unendliche, deren Wegweiser nur bleichende Gebeine sind, nur Tod und Verwesung, deren Stille nur da« ewige Rieseln und Verwandeln deS Sande», der Wüste rastlos irrende Seele, unterbricht, deren ewiges Einerlei sonnengolddurchsponnener Himmelsbläue nur in dem au» Gluth und Dunst erstiegenen Wüstengespenst, Mirage, einige Abwechselung findet, oder in der un heimlich dunkelrothen Sturmsäule deS Khamsin, die wie rin gluthhauchcndc» Ungeheuer, Alle« nirdcrwerfend, Alles verschlingend, einherwirbelt. Wieder lagern wir beim Oascnquell am niedergebrannten Feuer inmitten der Karawane und lauschen den Liedern de» Beduinen, der sein Kameel besingt, seinen Nährer und Pfleger, seinen Gefährten und Freund, dem er Leben und Freiheit schuldet. „Ich opfere Frauenschritt — bei meiner Seele! — Dem schnellen kauf schnellfüßiger Kameele" So rufen wir mit dem arabischen Sänger, auch auf die Gefahr hin, daß die Kameele im zoologischen Garten mit ihrem unverkennbaren EchasStypu» un» verwundert an sehen und, ob solchen Frevel-, un» für ihre» Gleichen halten, und zwar für einen ihrer toll gewordenen Collogen, an dem alle Untugenden seine» phlegmatisch-cholerischen Temperament» zum AuSbruch kommen. Nämlich auch die Genügsamkeit und Hanftmuth dr» Thiere» ohne Galle, de» Sohne» der Geduld, wir die Araber da» Kameel zu nennen pflegen, haben ihre Grenzen; durch grausame Behandlung zur Wuth gereist, blitzt da» sonst fromme, gutmüthige Auge, von dem die Sage erzählt, daß eS im Schmerz weine, wild auf, und da» Thier macht einen schrecklichen Gebrauch von seinem scharfen Gebiß. Der Wärter eine» Kameel», der e» ost mißhandelt und ihm da- Futter verkürzt halte, ging eine» Tages ohne Peitsche vorüber. Da erfaßte ihn da» ergrimmte Thier mit den Zähnen, warf ihn nieder und zertrat ihm die Brust. Di« Türken stellen diesen Zustand der Wildheit öffentlich zur Schau und veranstalten KameelkLmpfe. Noch gräulicherer Mißbrauch wird mit den wüthenden Thieren in Marokko getrieben. Die Kameele wurden hier dazu abgrrichtet, die zum Tode Derurthetlten mit dem Gebiß zu packen, in die Luft zu schleudern und dann beim Niederfallen mit den Füßen zu zerstampfen. — Wunderbar, trotzdem, daß wir von Jugend auf mit den rührendsten und Ach tung gebietendsten Geschichten vom Kameele aufgesäugt werden, so ruft doch der Klang seine» Namen», wenn er in Verbindung mit einem unsrer ehrenwerthen Äst menschen gebracht wird, eben nicht da- schmeichelhafteste Bild in un- wach, und trotz der Wärme, mit der das Kameel von unlern Gelehrten und Touristen besprochen und geschildert worden, ist sein Name noch immer kein Ehrentitel unter un» geworden. Dabei kennen wir bi- jetzt nur einen Zeugen, der gegen die geistigen Eigenschaften de» Wüstenthiere» ausgetreten ist, A. E. Brehm; derselbe sucht nachzuweisen, daß da- Kameel die Kunst versteht, den Menschen rasend zu machen, daß r» keine einz^ze wirklich großartige Eigenschaft besitzt, daß e» an Adel de» Geiste- hinter sämmtlichen HauSthieren zurücksteht. Doch lassen wir un- unsre Illusion nicht rauben. Neh men wir an, daß, wie da» Aeußere de» Kameel- sich nach und nach belebt und der aufmerksamen Betrachtung manche Schönheiten zeigt, auch der Charakter de- Thiere» erst allmählich seine stillen Tugenden entfaltet; nehmen richtungen getroffen worden, die größere Einigkeit anstrebten, zunächst aber wären da- nur Aeußerlichkeiten, und auf den Geist, der da- Ganze durchdringe, komme e» an. Die zuerst auzustrebeode Wahrhaftigkeit setz, politische Einigung in einer Centralgewalt voran», mit der eine Bolk-vertretung verbunden sein müsse. Letztere» folge au- dem constilutionellen Charakter der Etnzelstaa- ten. Die Deputation habe sich begnügt, da» Ziel hin- znstellen, überzeugt, daß r» der Opferwilligkeit der Re gierungen und Stände gelingen werd«, die Mittel und Wege ausfindig zu machen. Zum Gelingen müßten frei lich unsre und andere Regierungen die seit 10 Jahren eingeschlagene Bahn verlassen. Da» sächsische Volk habe ein Anrecht darauf, und die heutige Debatte werde dann unverloren, rin Baustein zu dem Baue sein, der nicht nur dem Ganzen, sondern auch den Einzelstaaten zum Vortheil gereiche. Abg. Fahnauer bezieht sich auf den gefahrdrohen den Zustand Deutschland». Dahin komme e», wenn man nicht die geringsten Opfer an Hoheiten bringen wolle. ES würde aber nicht zum Vortheil der jetzigen Dyna stien au-schlagen, wenn ein fremder Eroberer die Karte von Deutschland nach seinem Gutdünken zuschnriden sollte. Glaube man trotz der Lehren der neuesten Zett sich auf Bayonnte stützen zu können? Die natürliche Stütze sei da- Volk. Dem sollte man aber auch seine natürlichen Rechte gewähren, nicht Diejenigen verfolgen, die öffentlich, wie e- die Pflicht eine» Patrioten, für die Einheit einträten. Leider scheine man da- Volk vielfach noch al» Waare zu bewachten, mit der man nach Belie ben schalte, während schon Kaiser Joseph gesagt, daß da» Volk nicht um der Fürsten willen da sei, sondern umge kehrt. Darum sollte endlich auch da» deutsche Volk über sein Wohl und Wehe mit zu Rathe fitzen dürfen. Ueber- hör« man seine Wünsch«, dann könnte die Gluth der Zeit dir Hindernisse wrgspülen, wenn nicht deutscher und frem der Eigennutz sich in da» Volk theile. Die gute Sache werde doch endlich, nur leicht zu spät, tu Erfüllung gehen. Sollte aber der Nus erschallen: Volk rette deine Fürsten! so wünsche er, daß er nicht ungehört verschall«, und die» werde nicht geschehen, wenn Jedem da- Bewußtsein sei ner Größe und damit die Pflicht, Gut und Blut dem Vaterlande zu opfern, ringeprägt sei. Dazu werde eine deutsche Centralgewalt mit Volksvertretung dienen. Abg. Günther will nicht oft gehörte Vorwürfe wie derholen, sondern nur dse nationale Partei gegen viel fache Anschuldigungen in Schutz nehmen, und würde auch die- nicht gethan haben, wenn nicht da» Regie- rungSorgan diese theilweise ausgenommen. Er meine nicht blo» den Nationalverein, dem er nicht angehöre und dessen Tendenzen er nicht ganz theile. Man idcntificire dieselbe mit dem Radikalismus. In Sachsen, wo 1848 die ReichS- verfassung zum Sysybol ganz andtspr Bestrebungen ge dient, sei da- entschuldbar; aber wenn 1848 die demo kratischen Tendenzen da- Einheitsstreben getragen, so könne eS auch einmal der AutokratiSmu». Die Persön lichkeiten bürgten gegen jene. Man lasse den Vorwurf deS Hochverrath» am engern Vaterland durchblicken. Ein zelne ricentrische Köpfe möchten Deutschsand in eine preu ßische Provinz verwandeln wollen. Jstdeß werde doch der Cultureinfluß der EüzzelstqqLyr, und daß eine fran zösische Centralisatton unfern Verhältnissen nicht ensprcchr, von der Mehrzahl nicht verkannt und keine jener Bestre bungen getheilt, darum laste man ihr wenigsten» diu ehrlichen Namen! Die Uebertragung der Centralgewalt an einen deutsches Fürsten, sage man, müsse »essen HauSmacht stärken. Aber sie werde gerade specifische Tendenzen, denen dann das Object fehle, abschneiden. Er könne dagegen auch daS von der sächsischen Regierung bei Vor legung deS Dreikönig-bündniste» an die Kammer Ge sprochene citiren. Die Regierung sei von dem Ideal in dem Maße zmückgetrctea, al- die Gefahr sich gemindert. Bei der geringsten politischen Erschütterung werde «an mit größern Opfern für Volk und Regierung, al» jetzt nöthig, darauf zurückkommen müssen. Die national« P«rtei halte sich an da» praktisch Mögliche und sei in der Mehrzahl für Preußen- Hegemonie, aber nicht al» eonckiliu eine qua non. Sie überlaste die Schaffung einer deutschen Centralgewalt den Fürsten und verlange nur Einigung und Volksvertretung. Sie glaube in der Mehr zahl nicht an die Möglichkeit der Uebertragung an Oester reich, das jetzt noch tief in Verwickelungen stecke und nicht geneigt sein werde, sein mühsamer Verfaffung-werk Deutsch land anzupassen, so daß der Eintritt nur mit Ablösung der fremden Elemente möglich wäre, die die nationale Partei nicht wünsche. Es sei keine leere Träumerei, wenn sie an den deutschen Geniu» und dessen moralische Macht , glaube. Er werde bezstehen in der Stunde der Gefahr. Sie wolle keine Hingabe an überstürzende Apostel der Freiheit, sondern Treue den Fürsten und sage wie der Dichter, besten JubULum man unlängst gefeiert: Da neue Leben, der Eintracht sei'» geweiht. Abg. 1)r. Hepner will, dem Beispiel« der Deputa tion folgend, sich am Allgemeinen halten- Auf diesem wir mit der Mehrzahl unsrer Gelehrten und Touristen an, daß r- ein geistreichere» Thier ist, nämlich daS Kameel, als der erste Augenblick verräth. — Da» Kameel (oder, wie man nach Hammer richtiger zu sprechen hat, Kämel) weicht in zwei Epecie» ab, deren augenfälligen äußerlichen Unterschieden jedoch nur geringe innere ent spreche«. Vom Ausflüsse de» Nil» bi- in die abysstni, schen Hochlande, von den Gebirgen Marokko», bi» nach Arabien ist da» einhöckerige arabische Kameel zu finde«; im inuern Asien d»s zweihöckerige (baktrische Kameel, Trampelthier), da» man fälschlich mit dem Namen Dromedar zu bezeichnen pflegte. Der Dromedar ist, nach Mastu», da» Lauf- und Rcitkameel, ganz abgesehen, ob ein- oder zweihöckerig, im Gegensatze zum Lastkameel. Schließlich bemerken wir noch, daß der Araber sechtt- halbtausend Worte in seiner Sprache hat, die sich auf da- Kameel beziehen. (Korts, folgt.) Literarische Neui-keitru. K. A. Scherner: Ent deckungen auf dem Gebiete der Seele. 1. Buch. Berlin, Schindler. 2 Thlr. — F. A. Strauß und O. Strauß: Die Länder und Stätten der heiligen Schrift. 1—4Lfg. (ö 8 Ngr.), Stuttgart, Cotta. — F. Ahlfeld: Predigte«. 3. Cyklu», 3. Bd. Leipzig, F. Fleischer. 1 Thlr. 15 Ngr. — H. O. Lenz: Mineralogie der alte« Griechen und Römer. Gotha, Thieaemann. 1 Thlr. 10Ngr. — F.Dahrr: Die Könige der Germanen. München, Fleischmann. I THlr. 25 Ngr. — L. v. Alve«-t«ben: Abendunterhaltungea der Soldaten. 2 Bde. 2. Arfl. Leipzig, C. F. Schmidt. 2 Thlr. — W. Lübke: Der Todtentanz in der Marien kirche zu Berlin. Berlin, Riegel. 2 Thlr. 10 Ngr. — H. Schmid: Da», Schwalberl- Bauernromaa. München, Fleischmann. 2 Thlr. 72 Ngr. — H. Grimm: Goethe in Italien. Vorlesung. Berlin, Hertz. 72 Ngr.
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