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Dresdner Journal : 26.05.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186105268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610526
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1861
-
Monat
1861-05
- Tag 1861-05-26
-
Monat
1861-05
-
Jahr
1861
- Titel
- Dresdner Journal : 26.05.1861
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M120. IbgmreMerwprttsrr IRkrlleb: d 7blr. 10 N^r. tu >»«k—».f l» änalanta 1 „ 10 „ „ „ lltttt kv,t u»ä U«,o»tli«t> io vr—<t«u? Id Hxr. 1 8t«»p«I»o Liooolo« Koouooro: 1 lixr. ) ivbl»L bi»»«. »nstratenprrisr: Vüx Loo Loom «ioor o«^,»!too«o Loil«: 1 Ngr. I/otor „Lio^orooat" Li« L«il«: 2 ttxr. «rfchrtnrn: , 0>lt Lo«o»i>»« L«r Sonn- ooL ^dauL, Nir L»o kolx«oci«o 1'«U. Sonntag, den 26. Mai. * Dres-nerMmml. Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann.' 18«1 - . >usrra1rnimn«h«r »umottt«: lotpiiU! k >. 8»«»o«r»rro», <7omwi»Ic>v1r L«» vr«»Lo«r ^oorool»; «b«uä—lk,1: ». U0»»«»; Ult«»: U^ooooroi» » Voai.»»; L«rUo! O»or>v»'»et>» iiuoiik., Norooir«»'« Lor«»«; Nr»»»o: L. 8c»i.v^r»; kr»»Ittart o. N.: L»«a«»'»eb» öllebb»oLloi>x; Kilo: Uvor.» 8tv»«»»; kort«: «. 1>ü^r»i«r«l.» (28, ru« 6«« lxro» «oloo»); kr»g: 1». Lo»l.lo»'» 8uvdb»n<iluojx. cherau-grder: Nönixl. 8ip«äitloo Le« I>re«Lo«r Loorv»l», vr«»ä«o, Llorieostr»»»« Ur. 7. Ämtlichrr Theil. Dresden, 22. Mai. Se. Königliche Majestät haben dem fiührrrn OberamtS-Einnehmer bei dem k. k- Oester- rrichischrn Hauptzollamt« in Bodenbach, und dermaligen Oberamt» Controlor bei dem k. k. Hauptzollamte in Prag, Johann Eduard Span«, da» Ehrenkrruz de» Albrecht- orden» zu verleihen geruht. Nichtamtlicher TIM. . Uetrrsicht. Telegraphische Nachrichten. Zettvagsscha». (Ost-Deuschr Post. — Berling'sche Zei tung. — Journal de» Dsbat». — Opinioa nationale. U Constituttonnrl. — Time». — Prejse.) Tagesgeschichte. Wien: Baron Day «ach Pesth. Bom , ReichSrathr. — Pesth: Kammerverhandlungen. Ge rücht von einer ungarnfreundlichrn Demonstration zu j Agram. — Agram, Zara: Bom Landtage. — Ber lin: Bom Hofe, vom Landtage. Die Communalbehvr- den über die Polizeischwächung. — Hamburg: An trag auf eine deutsche Flotte. — Pari»: Die neue Dienstreserve auSrrerrirt. Die syrische Flotte. Beschluß der europäischen Commission. Preßberathung. — Tu rin: Bewegung in Catania. Prinz Carignan zurück. f — Mailand: Ruhestörung. Tedeum zum National ist«. Mahnung zur Wahrung der Freiheit der Kirche. — Bern: Conferenz über Alpenmilitärfiraßen. Glar ner Landsgemeindenversammlung. — Warschau: Da» AblösungSgrsetz. — Konstantinopel: Die Urthrile über die Drusenchefs abgrändert. Stand der Börse. Tatarenfamilien nach der Krim zurückkehrend. — Beirut: Petition bezüglich des Libanongouverneur». Türkische Truppen. — New-Uork: Vorbereitungen zum Kriege. Diplomatische Aktenstücke. Dresdner Nachrichten. Proviazialuachrichten. (Chemnitz. LeiSnig. Koldttz.) Eingesandtes. Trlrgraphische Nachrichten. Wien, Sonnabend, 25. Mai. Die officiöse „Donau-Zeitung" bemerkt gegenüber den Aeuße- rungea, welche die „Preußische Zeitung" bezüglich der österreichischen Erklärung über den jüngsten preußischen Vorschlag in der Krieasoerfaffnvgs- frage gemacht hatte A daß «an auf di«, angeregt« Polemik im Interesse der Ausgleichung der Ge gensätze und aus Rücksicht aus Preußen selbst, letzt absichtlich nicht ringehen wolle. *) Vie „Pr. Ztg." hatte vLmlich den preu-ischen Antrag und die österreichische Erklärung darüber zusammen abgedruckt und einige Bemerkungen folgenden Inhalt« hinzugrfügt: Die österreichische Regierung habe an der Lertirung de« preußischen Antrag« Antheil genommen, und drei »esentliche Bedenken, welche di» erstere gegen di« Annehmbarkeit deffelden geltend gemacht, seren in der schließlichen Formulirung de« Antrag« berücksichtigt worden. Um so weniger sei et zu begreifen, daß die österreichi sch« Regierung den Antrag al« „vermittelnden" nicht gelten las sen wolle, und daß fle glaube, er werde den Auttrag der durch den Ausschußbericht vom 28 Juli beleuchteten Frage verzögern können. Der vermittelnd« Eharakter de« preußischen Borschlagt sei unverkennbar. Paris, Freitag, 24. Mai. Au de« Tbüren de» Logengebäudr» ist ein Befehl des PolizeiprL- fecteu angeschlagen, wonach alle Versammlungen des „großen Orient" suspendirt find. Die Wahl versammlung ist auf October verschoben. London, Freitag, 24. Mai.*) Nach New- Yorker Berichten vom 14. d. ist Birgiuien brreit» vollständig blokirt, Charleston, Savannah und New-Orleans werden binnen einer Woche ebenfalls blokirt sein. Bundestruppen haben Baltimore be setzt und den Belagerungszustand erklärt. *) Wiederholt, weil nicht in allen Exemplaren der letzten Nummer d. vl. enthalten. New-York, Ist. Mai. Die Virginier haben die Urberrestr Washington s aus seinem Grabe bei Mount-Vernon entfernt. Präsident Livroln läßt den fremden Mächten anzeigen, er werde die Ver bindung mit denjenigen Mächten abbrechen, welche Eommissare der Rrbellenstaaten anerkennen. Dresden, 25. Mai. Die „Ost-Deutsche Post" widmet heute den un garischen Angelegenheiten einen Artikel, dem wir Folgende» entnehmen: „Die in Pesth erscheinende litho graphische Corrrspondenz de- Herrn Scharf ist un» noch die Bestätigung der von ihr gestern hierher telegraphirten Nachricht schuldig, daß die militärische Steurreintrribung in ganz Ungarn sistirt werde, indem der Landtag auf rin provisorische» Auskunftsmittel bedacht ist, „um bi» dahin, wo er über die Steuerfrage definitiv zu beschließen haben wird, die EtaatSfinanzrn für den EteurrauSfall zu decken" (vgl. Nr. 119). Die Depesche hat eine pikante Wirkung für einige Stunden hrrvorgebracht — mehr bedarf cS nicht. Ja die gleiche Kategorie scheint unS die Nachricht zu gehören, daß das kroatische Volk eine Demonstration für die Aufhissung der ungarischen Tricolore gemacht habe (vgl. unter Tagesgeschichte). Da» Bolk — r» ist ein großes Wort! Das ganze Doll eine» Landes, da» seine Hauptstadt zerstören will, um seinen Willen zur Geltung zu bringen, wird sicher gehört werden. Wie kommt e» nun, daß man nur in Pesth von dieser Er hebung de» kroatischen Volke» Nachricht erhält und daß diese» Ereigniß nicht auch nach Wien telegraphtrt worden ist? Sollten die Pesther Zeitungen, die in Extrablättern mit dieser Nachricht ihre Leser regalirten, nicht einigen Humbug mit irgend einem unbedeutenden Vorfall treiben und einen bedeutungslosen Tumult (vorausgesetzt, daß überhaupt rin solcher stattgefundrn) für eine der Haupt stadt mit Zerstörung drohende Bewegung auSposaunen? Der Humbug blüht jetzt in Ungarn auf allen Ecken. Durch zwei Wochen werden nun in der Pesther Land stube alle Schleußen der Beredtsamkeit loSgrlassen, eine wahre Sündfluth von Worten strömt über da» Land; neben einigen praktischen und würdigen Wortführern macht die Eitelkeit, die Halbbildung, tolle Selbstüber schätzung und geschwollener Bombast sich breit, über wel chen die rdlern und verständigen Geister der Versamm lung im Innern ihre» Herzen» selber sich moquiren. Aber täglich wird un» mit Genauigkeit berichtet: daß heute der große Redner L. oder U., der geistvolle Z. ge sprochen hat. Jeder hat sein bestimmte» Lob, seine ihm gehörige Eigenschaft. Mittelmäßigkeiten oder Flachköpfe giebt r» in dieser Versammlung nicht. Jeder und Jeder mann ist in irgend einer Weise ausgezeichnet. Läßt sich endlich der Unsinn gar nicht mehr bemänteln, so heißt r»: L., ?)., Z. „hält einen feurigen Vortrag" und ent wickelt sehr schroffe Ansichten l Und da» Wunderbare dabei ist: wir gutmüthtgen deutschen Blätter drucken da» Alles gewissenhaft nach. Wenn Ungarn sich nicht entschließt, die Bedürfnisse und die natürlichen Wünsche und An sprüche der Völker dieSsrit- der Leitha in Betracht zu ziehen und dahin zu streben, durch gegenseitige Conces- sionen von Volk zu Volk, von Parlament zu Parlament (unter Wahrung der gesetzlichen Formen) sich zu verstän digen über den Ausgleich der Interessen, über die noth- wendigen Aenderungen in den beiderseitigen Verfassungen, dann stehen schließlich beide Parlamente in Gefahr, und e» können Zeiten de» Rückschlages rintreten, wo dir Noth- wendigkrit der Diktatur uns insgesammt abermals be wiesen wird, wie eS vor Jahren geschah. Irgend eine Wendung in der äußern Lage, die im Gegensätze zu der Hoffnung der Teleki'schen Partei eine europäische Coa- lition zu Stande bringt, in der Oesterreich einen bedeu tenden Platz findet, würde Erscheinungen in unsrer in ner« Politik ermöglichen, für welche die deutsch-slavischen Länder Oesterreichs Ungarn allein anzuklagen hätten, dir engherzige und selbstsüchtige Hartnäckigkeit, mit der eS ei« kluge», billige» und rechtliche» Zustandekommen gegen seitiger konstitutioneller Garantie«, einen Ausbau einer an innerer Gliederung reichen und mannigfaltigen, aber in einige» Punkten zusammenhängenden und gemein samen Verfassung zur rechten Zeit verhindert hat. Der Moment einer großen europäischen Coalttto« rückt mit sichtbaren Schritten heran. Wer Augen hat, der kann für die Erscheinungen, die sich vorbereiten, nicht blind sein. Trachten wir, di« Zeit, dir un» für den Au» bau und für die fest« Gründung unsrer Verfassung gegönnt ist, zu benutzen! Unterstützen wir un» gegenseitig und geben wir nicht da» Mittel, den Einen durch den An dern niederzuhalten und schließlich abermal» alle Freiheit ronfißeirt zu sehen." Weit günstiger, al» „Flhvepost" — wie gestern be richtet — gethan, commentirt die „Berling'sche Zei tung" di« Antwort de» Conseilspräsidentrn auf die ihm am Freitag überreichte Adresse der Reichstag»- Mitglieder. Sie hofft, daß der Beschluß der Regierung «ine definitive Ordnung der Verhältnisse der Monarchie zu Wege zu bringen allerseits Beifall finden werde und schließt ihre Bemerkungen mit dem Ausspruch, daß Däne mark, nur wenn r» sich zeige, daß e» Ernst mit seiner Vrttheidigung sei, sich Hoffnung machen könne, einen Beistand von außen zu erhalten, der am besten geeignet sei, die Deutschen au» ihren wenig nüchternen Erobe- rungSttäumen zu wecken und sie zu einer ruhiger« Be trachtung der Verhältnisse zurückzuführen. Die „Der- ling'sche Zeitung" giebt sich auch wieder einmal die Mühe, di« ganze deutsch-dänische Frage al» eine Agitation für die schleswig-holsteinische Ritterschaft darzustel len, die den Verlust ihrer früher so zahlreichen StaatS- und Hosämtrr nicht verschmerzen könne. Da- offieiöse Blatt beklagt dabei, daß der Demokratie in den Herzog- thümrrn nicht nur eine Organisation und eine Presse, sondern auch die Führer fehlen, um gegen die verbün dete Aristokratie de- Adel-, der Beamten und der Uni versität aufzutreten. In dem schleswig-holsteinischen Adel fleht die „Berling'sche Zeitung" namentlich eine höchst gefährliche Macht, indem 24 Mitglieder desselben in Gü tern ein Areal von zusammen 328,000 Tonnen (etwa 709,000 preußische Morgen) mit einer Gesammtbevöl- kerung von 120,000 Individuen besäßen, welche Letzter« «ehr oder minder von dem Adel abhängig seien. Im Ganzen bestehe dieser Adel au» 32 Familien mit etwa 300 DeSrrndenten, von denen sehr viele bedeutende Ver bindungen im AnSlande hätten. Unter diesen Verhält nissen sei r» sehr zweifelhaft, ob r» selbst „einer octroytr» ten stark demokratischen Verfassung gelingen würde, die Macht einer Jahrhunderte lang so gut organisirten Cor poration zu brechen und die Bevormundung de» Volke- durch dieselbe aufzuheben." Da- Rundschreiben de» Grafen von Perstgntz betreff- der im AuSlande verfaßten Broschüren beschäf tigt nicht nur die französische, sondern auch die fremde Presse. Die „DebatS" beurtheilen dasselbe folgender maßen: „Wir finden in dem nichtamtlichen Theile de» „Moniteur" ein Rundschreiben deS Ministerium- de» Innern an die Präfekten, da- nicht zu dem Glauben berechtigt, die Regierung halte den Augenblick für ge kommen, auf Au-nahmemaßregeln Verzicht zu leisten. Diese» Rundschreiben kommt un- in der That ziemlich dunkel vor. E» ruft kein bestimmte- Gesetz an und ge langt zu Schlußfolgerungen, die man nicht zu verstehen fürchtet. ES fordert die Präfekten auf, alle PublicationS- vrrsuche, die im Namen verbannter oder au-gewirsener Personen gemacht werden können, sorgfältig zu über wachen, und fügt bei: „Welcher Natur immer diese Ver öffentlichungen sein mögen, unter welcher Form fie auch auftreten: Bücher, Zeitungen, Broschüren, so haben Sie rin« administrative Beschlagnahme vorzunehmen, mir un verzüglich darüber zu berichten und meine Weisungen ab- zuwarten." Wenn nun diese Publikation ausschließlich wissenschaftliche und literarische Gegenstände betrifft, müs sen dann die Präfekten nichtsdestoweniger die Beschlag nahme vornehmen? Wir glauben bi» auf bessere Be ¬ lehrung, daß die Bestimmungen de» Persigntz'schen Rund schreiben» selbst für die der Politik am fernsten stehenden Arbeiten keine Ausnahme zulassrn; daß die Verbannten ebenso wenig in Frankreich einen Band Gedichte oder «ine Abhandlung über Venetien, al» eine Studie über die orientalische Frage veröffentlichen dürfen." — Der „Conftitutionnel" begründet di« vom Grafen v. Per» figntz angeordnete Maßregä auf da» Recht, da- die Re gierung habe, auf administrativem Wege einzuschreiten, und fügt hinzu, daß fie ja auch da» Recht hab«, au» dem Au»lande kommend« schlechte Schriften zu confi»- t»ren, warum also auch nicht die, welche im Jnlande er scheinen? Died«mokratische„Opinion nationale"findet die Maßregel nicht zweckmäßig. Sie meint, daß man di« Orleantstischen Schriften nur solle veröffentlichen las sen. Diese» könne, ihr zufolge, der kaiserlichen Regie rung nicht schaden, da die Orleaniften nur ein General stab ohne Armee seien. Was aber Herr Gueroult zum Schutz« der Regierung verlangt, ist eine Entsetzung aller de» Orleanirmu» verdächtigen Beamten, die Ersetzung der Maire» und die Auflösung des gesetzgebenden Kör per». Ihm antwortet der „Con stitutionnel": die Regierung hab« nicht au» Furcht vor den Orleans diese Maßregel aageoednet, sondern einzig und allein, um den Skandal zu vermeiden, den solche Broschüren, wie die Aumale'sche, hervorgerufen haben. Die Orleans bieten ihm zufolge genug Stoff zu Angriffen und Recrimina- tionen dar, und wenn die Regierung solche Diskussionen duldete, so würden dadurch nutzlos böse Leidenschaften erregt, die den friedlichen Geist, der jetzt in Frankreich herrsche, stören müßten. — Die nicht - französtsche Presse ist natürlich viel härter in Brurthellung de» Perflgny'- schen Rundschreiben». Au» dem Urtheile englischer Blät ter heben wir da» der „Times" hervor, welche unter Ander« sagt: „Eine Rückkehr zur politischen Tyrannei ist de» Siegers von Solferino und Urheber- de» fran zösischen Freihandels kaum würdig. Und doch scheint e», daß die Preßproceffe und Beschlagnahpren noch immer, kein Ende haben sollen. Wir können nicht umhin, zu denken, daß diese» Stückchen ministerieller Dienstfettigkeit ein Schnitzer ist. E» ist klar, daß, obgleich da» Rund schreiben nur von verbannten Personen im Allgemeinen redet, die Orleaniften e« find, die vorzugsweise gefürchtet werden und gegen welche die strengste Wachsamkeit an befohlen wird. Wir zweifeln, ob gegen irgend einen italienischen Verschwörer, gegen irgend einen kommuni stische« Flüchtling halb so viele Schmähworte gebraucht worden find, wie gegen die Familie Orleans. Dir Aumale'sche Flugschrift selbst war nur eine Derthridigung gegen die beleidigenden und ganz unn-thigen Bemerkungen, die der Prinz Napoleon in eine seiner Reden verflocht. Die» Alle» geschah, ohne daß die Söhn« Ludwig Philipp'» einen Anlaß zur Gereiztheit gegeben hätten, und nach dem fie durch einen erzwungenen Verkauf eine» großen Theile» ihre» Privatvermögens ungerechter Weise beraubt worden Warrn. Aber eS giebt einen gewissen Anstand, den eine Regierung zu beobachten hat, und deshalb den ken wir, daß e» besser gewesen wäre, kein Manifest gegen die Familie Orleans zu schleudern." — Deutsche liberale Blätter äußern sich noch viel heftiger. So sagt die Wiener „Presse": „Perflgny confiSrirt mit seinem Erlasse nicht nur den offenen Brief Aumale'S, er confiScirt die fran zöstsche Literatur selbst. Da» ist nicht mehr einfache Un terdrückung, eS ist wahnsinnige Polizeiwuth, Vandalrn- thum und wüste Barbarei. Eine Steigerung giebt e» da nicht mehr, denn sobald e» den Präfekten zur Pflicht gemacht ist, jede Publikation, welche im Namen von ver bannten Personen gemacht ist, ohne Unterschied ihres Inhalte- zu ronfi-ciren, können diese hinter jedem Buche einen Verbannten wittern und da- Erscheinen überhaupt jeder Schrift verhindern." Tagesgeschichte. Wien, 23. Mai. (O. P.) Gestern (Mittwoch) wurde ein Mtntsterrath abgehalten, welcher von 2 Uhr Nach- Feuilletou. Der zoologische Garten in Dresden. IV. Die Kamrele theilen ihre Behausung mit dem Lama, einem Thiere, da» bekanntlich durch Robinson Crusoe einer großen Popularität bet un» sich zu erfreuen hat. Das selbe vertrttt in der neuen Welt die Stelle de» KamerlS und hat mit diesem auch eine unverkennbare Familien verwandtschaft. Wie viele wirkliche Arten e» gebe und durch welche feste Kennzeichen diese zu unterscheiden seien, ist ein« alt«, wie e» scheint, noch immer ungelöste Streit frage. Meist wird von den Zoologen angenommen, daß da» Guanaeo, da» eigentliche Stamnrthter, die wilde Form, de» nur gezähmt vorkommenden und je nach Land und Klima in viele Spielarten zerfallenden Lama» ist. An welcher Zeit da» Thier zu einem HauSthiere gemacht worden sei, läßt die mystische Geschichte der Peruaner nicht erkennen. Die Spanier fanden in Südamerika bei ihrer Landung überall ansehnliche Heerden von Lama«, die man zum Lasttragen benutzte, deren Fleisch, Fell und Wolle in der Orkonomie der Peruaner eine große Roll« spielte«. Gregorio d« Bolivar schätzte im sieb zehnten Jahrhundert die Zahl der zum Tragen der Silbererze von Potost »«gewendeten Lama- auf 300,000 und glaubte, daß jährlich 4 Millionen de» Fleisches wegen geschlachtet werden. Noch heutzutage dienen dies« Thiere zu« Lafitragen, allein ihr Gebrauch ist weit ein geschränkter al» vor 300 Jahren, da inzwischen die ört lichen Verhältnisse, die Art de» Ackerbaues und de» Handel» eine vollständig« Umkehrung erfahren haben und da» »eit nützlichere Maulthier allgemein verbreitet wor den ist. Nur der Indianer der höchsten Andrngegende« hält allein noch Lama», weil fie wohlfeil zu haben find, wentg« oder gar keine Abwartnng erheischen und ihre Fütterung keine Kosten verursacht. Am stärksten wird die Zucht auf den Hochebenen von Bolivia getrieben, wo die indianische Bevölkerung vorwiegt, angestammte Sitten sich am längsten erhalten haben und da» Klima der Maulthier- und Pferdezucht sehr ungünstig ist. Die langen Züge beladener Lama», welche von einem mit Glocke und Bänderschmuck ausgezeichneten Leitthiere an geführt werden, sind auf den wildzerrissenen, schneebedeckten Höhen der Anden eine sehr malerische Staffage. WaS dttt Charakter der Thiere betrifft, so weichen die Schilder ungen neuerer Zoologen und Reisenden wenigsten- sehr von dem sentimentalen Bilde ab, welche» wir von diesem Thlere au» der Robinsonadenperiode der Knabenzrit mit in die Welt hinauSnehmen. Die Lamas leisten oft störrischen Widerstand, stürzen nieder, rollen sich herum und entledigen sich der Ladung, wenn man sie zu sehr beschwert oder sie durch Schläge anzutreiben sucht. Der Zähmung de» wilden Guanaco haben wahrscheinlich keine Schwierigkeiten entgegengestanden, da der Charakter des selben mild und furchtsam ist; allein da- seit vielen Generationen in Abhängigkeit vom Menschen geborene und ausgewachsene Lama ist, von seinem Urbild abgr- wichen, launenhaft, reizbar und rachsüchtig. Bei der geringsten Veranlassung wirft e» seinen übelriechenden Speichel auf den Menschen, den e» nicht fürchtet, son dern von hinten durch Bisse oder durch Schläge mit den Vorderfüffen ««fällt, wenn e» sich beleidigt fühlt oder plötzliche Anwandlungen von übler Laune empfindet. Das Fletsch, welche» dem Echasfleische gleichen soll, ist für die armen peruanischen Gebtrgbewohnrr rin Leckerbissen. Die Kunst de» Weben» mit der Vollkommenheit, wie fie zeit raubend und mühsam von den Untetthanen der Inka betrieben wurde, ist verloren gegangen, und man ver fertigt gegenwärtig au» Lamawolle nur sehr grobe, zur Ausfuhr ungeeignete Stoffe. Weiterschreitend sieht man sodann das chinesische Schaf und das gemähnte Etummelschwanrschaf (Cultur-Varietät aus dem Sennaar und Nubien) und endlich eine Reihe von Käfigen, welche Fasane und ver schiedene Racen Hühner und Tauben enthalten. Von Tauben findet man hier die Lachtaube, Turtel taube, Ringeltaube, Holztaube, römische Taube u. s. w. Die Tauben bilden einen deutlichen Uebergang von der Ordnung der sperlingsartigen Vögel zu den hühnerartigrn. Während Nahrung, Lebensweise und Habitu» sie zu den Gallinaceen bringen, ist ihre Entwickelungsgeschichte mehr die der Passerinen; denn wie die letzter« so schlüpft auch die junge Taube sehr unentwickelt aus dem Ei; auch leben sie paarweise, in monogamischem, mit gegenseitiger Treue und Zuneigung oft da- ganz« Leben hindurch bewahrtem Verhältnisse, nicht, wie die Hühner, in Polygamie. Die zahlreichen, in den wesentlichsten Dingen sehr übereinstimmenden Acten lassen sich schwer auseinander halten. Von den verschiedenen, hier vertretenen Hühnerraren, von denen einige erst in den letzten Jahrzehnden von Ostasien nach Europa gekommen find, nennen wir: englische Hüh ner, Echleterhühner, Malayrnhühner, weiße und graue Perlhühner, Cochinchina-, Goldban- tam-, Dorkiag-Hahn, Wollhuhn u. s. w. Diese Hühnerkäfize bilden das Ende der Thirrbehausungen, welche sich am Saitzbach - Damm« hinztehen. Wir kehren um und wenden un» Zunächst dem Ftschotterkäfig zu, der sich in der Nähe de» KameelhausrS befindet. Di« Fischotter, l.ulr» vuignri», eia lebhafte», drollige» und dabei intelligente» Thier, ist der Komiker de» zoologischen Gartens und belustigt Alt und Jung, wenn fie mit ihrem langen, platten Körper am Gitter werk heraufklettert, munter au» ihrem Käfig blickt, sich plötzlich rücklings in» Wasser überschlägt, schnell und leicht dann davonschießt und untertaucht, de» AthmenS wegen wieder herauf und an da» Gitter kommt, um daS Spiel von Neuem zu beginnen. Die Fischotter gehört zur Familie der Marder, ötuttelin», aber erinnert auch schon sehr an die Robben oder Seehunde, ?boea, so daß man sie die Robbe de» süßen Wassers nennen könnte. Sie lebt nur von Fischen und wird daher, wo fie sich blicken läßt, eifrig verfolgt. *Die Chroniken Schottland gedenken der Otterjagden als eine- der herrlichsten Ver gnügen lange vergangener Zeiten. Auf den schottischen Inseln betreibt man sie noch jetzt mit unvermindertem Eifer, und die Beschwerden, hin und wieder sogar Ge fahren, welche mit dem Herumstreifen auf dem felsigen Boden verbunden sind, dienen nur zur Erhöhung der Jagdlust. Rach Weinland liefert nicht der Zobel da köstlichste Pelzwerk, sondern die Meerfischottrr (buten marin» Ouv.) mit schwärzlichem, in lebhaftem Sammet schwarz glänzendem Balg; sie wird oft mit dem Zobel verwechselt. Sollte darauf vielleicht der Unterschied be ruhen, wenn die Pelzhändler von sogenannten amerika nischen und sibirischen Zobeln sprechen, deren letztere Bälge mit dem fünf- und zehnfachen Preise, wie die de- „amerikanischen" Zobel» bezahlt werden, weil fie viel schwärzlicher sind? Die Meerfischotter wird von den Russen und Engländern an de« nördlichen Küsten de» stillen Ocean» gejagt, und ihre Felle werden nach den chinesischen und japanrstschen Pelzmärkten gebracht, weil man sie in Europa nicht hoch genug anbringen kann, weShalb sich auch in keiner unsrer naturhistorischen Sammlungen diese» Pelzthier finden soll. Eine alte, lebend gefangene Fischotter ist ein wilde«, wülhendeS Thier; ihr Gebiß ist so stark, daß fle im Nu damit den Hunden die Beinknochrn durchbeißt, ja wir wissen, wie rin solche» Thier in einem dargebotenen Grwehrlaufe deutliche Spuren seiner Zähn« zurückließ. Jung« Fisch«
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