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Dresdner Journal : 01.05.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186105015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1861
-
Monat
1861-05
- Tag 1861-05-01
-
Monat
1861-05
-
Jahr
1861
- Titel
- Dresdner Journal : 01.05.1861
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2ld««»rmntt-»reistr äldrlieb: d l'^Ir. 10 kkxr. i» ^j»krl.-1 ., 10 „ „ „ Koo»tliotl io vr»»L«»: Id Kxx. Lio»«lo« ^uiom,ro: 1 Hxr lm LoiUmL, tri« ?»«1 »aä 8t,»p«I«rl- »cdl«x t»io»o. »«seratrnpreise: ^tlr ä«a H«om «t»«r »««poltooeo 2«il«! 1 K^r. Uoter „tttago—oa»" cki« 2«il«: 2 ^xr. Lrschrinr«: -rLglieb, mit ^o«o»i>m» ä«r Sonn- voä r-iort»»«, Xdeoä, für 6«o kolgoväei» 1»^. Dres-nerMurml. » Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Suseratenannahmr auswärts: Loipiiss: k'». LoL»v»r»rri», OommiisiooSr äe» vr«»äo«r aoorool»; «6»o仫Id»t: U. UV»»«»; iUtoo«: Utt»«»»r»» t Vooi.»»; >«rUa: O»oriv»'»ok« Uuclik., Uiroxrr««'» Lur«»n; Ir«o>»o! L. 8e»i.vrr«; ikrooiltort «. H.: a««o»»'»<:iie LueütlLnälun»; liiio: Xvoor ö«or««»; k«rti: 1,ö^»»r»i.» (28, ru« cle» doo» eof«os); kr»^: i». L»»i.rc»'» Voei>ti«o6inox. -ferausgebrr: Ilöoigl. Urpsäitioo äe» Vresöver ^ooro»!», Or»»6«o, U»rien«tr»»s« Ar. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 29. April. Se. Königliche Majestät haben geruht, dem bisher in Wartegeld gestandenen vormaligen CommandantenderCommiffariatS-Train-Compagnie, Major Grundig, die wegen überkommener Invalidität erbetene Entlastung auS der Armee, mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform, allergnädigft zu bewilligen. Dresden, 30. April. Mit Seiner Königlichen Ma jestät allerhöchster Genehmigung ist der GerichtSrath Ju lius Traugott Moritz Starke bei'm Bezirksgerichte Zittau zum Bezirksgerichte Leipzig und der GerichtSrath JuliuS Ferdinand Guido Hungar bei'm Bezirksgerichte Zwickau zum Bezirksgerichte Zittau versetzt worden. Nichtamtlicher Theil. U«b«rN»t. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichtr. Dresden: Vom Landtage. — Wien: Constituirung der beiden Häuser dcS ReichSraths. — Agram: Aufforderung nach Fiume. — Berlin: Antrag deS Polizeipräsidenten auf Untersuchung. Be schlagnahmen. Feuer. Landtagsverhandlungen. — Paris: Die Annexionen auf Haiti. Nachrichten auS China. Die Arbeiten am Surzcanal — Neapel: Plünderung durch Nationalgardisten. Kriegsgesetz proclamirt. Jnsurgentenbanden. — Madrid: Hof nachrichten. Gute Beziehungen zu Amerika.— Lon don: Depesche Lord Russell'- vom 21. Januar Par- lamentSverhandlungen- — Warschau: Die Arbeiter- erceffe in Lodz. Landtag-Verhandlungen. Dat Jubiläum der deutschen Buchhandlerbörse in Leipzig.» Drrsvuer Nachrichten. Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. Tageskalevder. Inserate. Börsen nachrichten. Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Zwickau. Zittau. Schandau.) Inserate. Telegraphische Nachrichten. München, Montag, 29. April.*) In der Kam- wer der Abgeordneten wurde vom Krieg-Minister ein Gesetzentwurf vorgelegt, welcher die Aufnahme eine- Anlehen- von 8 Millionen Gulden für be reit- stattgehabte, sowie für weitere Rüstungen bezweckt. Der Handel-minister brachte ebenfalls einen Gesetzentwurf wegen Aufnahme einer Anleihe im Betrage von 2V Millionen Fl. rin und zwar zum Baue der Eisenbahnen von An-bach nach Würz burg, von München nach Ingolstadt und von Nörd lingen nach der württrmbergischen Grenze. Neapel, Montag, 29- April. ES finden noch fortdauernd Verhaftungen statt. Die Stadt und die Provinzen find ruhig. (Vgl. unter „Tagesge schichte.) London, Montag, 29. April, Mittag*). Hier eingeganaene Berichte melden auS Washington vom 18. April, daß der Präsident der Südstaaten. DaviS, die Autorisation znr Ausstellung von Ca- prrdriefen ertheilt und die Absicht au-gedrückt habe, 150,000 (?) Freiwillige aufzurufen. — Der Aufruf de- Präsidenten Lincoln ist von den Ver einigten Staaten mit Begeisterung ausgenommen worden. *) Wiederholt, weil nicht in allen Exemplaren der letzten Rümmer d. Bl. enthalten. Feuilleton. Nach Japan.*) Reisebriefe von Sustav Spieß. Preußische Gesandtschaft in Hedda, 26. Jan. 1861. Meine Gedanken waren den Ereignissen vorausgeeilt, als ich Ihnen zuletzt Nachricht von unS zugehrn ließ. Ich hatte gehofft, daß wir unS in kurzer Zeit an Bord der Schiffe auf der Weiterfahrt befänden und daß unsre Rückerinnerung an den Aufenthalt in Japan im Wesent lichen nur Angenehmes und Interessantes in sich schließen werde. Im Geiste hatte ich mit „Japan, seinen Bewohnern und Zuständen" abgeschlossen und war den Ländern und Völkern entgegengeeilt, die das Ziel unsrer nächsten Reise bilden. Leider hat sich unser Aufenthalt hier aufs Neue ver zögert, und die jüngstverflossenen Wochen haben un- Er lebnisse gebracht, die Wohl geeignet sind, auf Alles, was wir sonst an freundlichen Eindrücken in unS ausgenom men haben, einen Küstern Schatten zu werfen. War die erste Zeit unferS Aufenthaltes hier durch den Untergang de- „Frauenlob" angesichts der Küsten dieses JnsrlreicheS zu einer Trauerzeit geworden, so sind unS auch die letzten Tage verdüstert durch einen Mord, der zwar nicht unmittelbar in unsre Mitte getreten ist, der un» Alle aber auf» Tiefste erschüttern mußte, da der Ermordet«, so zu sagen, ganz zu un» gehörte, von Allen ltebgewonnen und gleich hochgeachtet war. ES wird Sie vielleicht befremden, daß ich der Er- *) «gl. Rr. 13«, IZ7, IS1, IN, 201, 202, LOO u.AOI de« voriarn Jahrgang»«, samt« Rr. 1,» 4 8, 9, lv, 12, IS, 21,22, 2b, 87,88,89,9l und 92 »an diese« Jahre. Au- Warschau meldet die „Schl. Zta ", daß die Regierung in einem Erlaß an die Bischöfe erklärt, sie werde gegen Geistliche, welche in den Kirchen das Volk ausreizen, rücksichtslos etnschrei- trn. Eine Anzahl der achtbarsten Männer sei angewiesen worden, keine Gesellschaften bei sich zu empfangen. — Da- Projekt zur Organisation des StaatSraths ist polnischen Vertrauensmännern zur Begutachtung mitgethrilt, die Abgabe eine- Ur- theils von diesen jedoch abgelehnt worden. — Dem General Chrulesf und den Truppen, welche den Volksaufstand am 8. April unterdrückt haben, wird mittelst kaiserlichen Befehls der allerhöchste Dank auSgedrückt. Tagesgeschichte. Dresden, 30. Aplil. Die Erste Kammer hat heute die (allgemeine) Berathung d«S DcputationSbericktS über den Entwurf eines neuen bürgerlichen Gesetz buchs begonnen. — Die Zweite Kammer hat eine Pe tition der Verwaltung des germanischen Museums, sowie eine Petition auf Abänderung der Armenordnung der Regierung befürwortend zur Erwägung zu übergeben beschlossen und ist sodann zur Berathung des DecretS über die Zoll-, Steuer-, Handels- und SchifffahrtSvrr- hältniffe übergcgangen. Wien, 29. April. Die gestrige „Wiener Zeitung" bringt da» Organisationsstatut deS wiedererstan denen HandelsministerumS. Der Wirkungskreis zer fällt in vier Hauptabtheilungen: 1) Angelegenheiten deS Handels, der Gewerbe und der Schifffahrt; 2) Angelegen heiten der Communicationsanstalten; 3) der Landeskultur und 4) der Statistik. * Wien, 29. April. Der Zusammentritt des Reichsraths ist heute erfolgt. Von Sr. Eminenz dem Herrn Cardinal-Erzbischof von Wien wurde um 11 Uhr Vormittags in der Metropolitankirche zu St. Stephan «in feierliches Hochamt gehalten. Das Herrenhaus versammelte sich gegen 1 Uhr im Sitzungssäle im nieder österreichischen Landhause. Nachdem Ihre kaiserl. Hohei ten die Erzherzoge erschienen waren, eröffnete Se. kais. Hoheit Erzherzog Rainer die Versammlung im allerhöch sten Auftrage Sr. Maj. de» Kaiser- mit der Einführung und Vorstellung Sr. Durchlaucht deS Fürsten Karl von Auersperg als Präsidenten und Sr. Ercellenz de« Prä sidenten der obersten RechnungScontrvlbrhbrde Philipp Frhrn. v. Kraus als ViceprLsidenten. Darauf bestieg Fürst Auersperg den Präsidentcnstuhl, hielt eine kurze Ansprache und schloß mit einem Hoch auf Se. Maj. den Kaiser, in welche- die Versammlung drei Mal mit Be geisterung einstimmte. Hierauf erfolgte die Verpflichtung der Mitglieder. Die Eröffnung der ersten Versammlung de- HauseS der Abgeordneten fand um '^2 Uhr statt. Die Her ren Minister Schmerling, Plener, Lasser und Pratobevrra nahmen auf der Ministcrbank Platz und unter lautloser Stille ergriff zuerst der Herr Staatsministrr da- Wort. Er theilte der Versammlung mit, daß Se. Majestät ge ruht haben, den Abgeordneten vx. Hein zum Präsidenten und die beiden Abgeordneten v. HaSner und Graf Ma- zuchclli zu Viceprästdenten zu ernennen. Nachdem Erste rer bereits das Gelöbniß der Treue in die Hände Sr. Majestät abgelegt habe, wurde rr eingcladen, den Prä- sidentenstuhl sofort rinzunehmen. vr. Hein erinnerte nun in einer würdevollen Ansprache an die Feierlichkeit und Wichtigkeit dieses Moments, an die hohen Erwartungen, welche die Mitbürger an die Wirksamkeit der Versamm lung für die Erhaltung des Friedens und des Ansehens Oesterreichs knüpfen, an die große Verantwortlichkeit der Abgeordneten bei der Lösung dieser schweren Aufgaben, zu denen eS des MutbeS und Pflichtgefühls, ebenso wie deS höhern Beistands bedürfe. Der Präsident schloß mit der Versicherung, daß er seine Pflichten mit Unparteilich keit erfüllen und die Gesetze des HauseS aufrecht halten wolle. Auf seine Aufforderung erhob sich die Versamm- mordung eine- einzelnen Europäers hier inmitten eines asiatischen Volkes ein besondere» Gewicht beimesse, da der Untergang Einzelner, die hier draußen dem Fanatismus und Unverstand zum Opfer fallen, nicht zu den unge wöhnlichen Ereignissen gehört. Die Sache selbst hat aber, so wie die Verhältnisse hier liegen, dennoch eine liefere Bedeutung und Trag weite, als eS bei oberflächlicher Beurtheilung scheinen möchte. Das traurige Ereigniß, dessen ich erwähne, bildet nur den Gipfelpunkt einer Reihe von Symptomen, die alle darauf hindeuten, daß die Zustände Japans doch wohl schon unterwühlter sind, al» unS bei dem äußerlich sonst so ruhigen Wesen deS öffentlichen Leben-, bei dem anscheinend selbstbewußten und festen Gebühren der japa- nrsischen Regierung bedünken wollte. In meinem letzten Briefe deutete ich bereits darauf hin, daß eS in Japan nicht an Ereignissen fehle, die da» Vorhandensein von Elementen bekunden, welche den Europäern eine entschieden feindliche Gesinnung entgegen tragen. Daß diese fremdenfeindliche Partei im Wesentlichen auS einigen hochgestellten Beamten besteht, ist wohl kaum zu bezweifeln; weniger leicht wäre e», die Motive anzu geben, welche jene Prinzen oder DaimioS zu ihrer feind lichen Stellung veranlassen. Da» gemeine Volk steht offenbar diesen Dingen fern, — ob nun altgrwurzelte Antipathie, ob verletzter Ehr geiz oder endlich nur da» Bestreben, der jetzigen Regie rung Verlegenheiten zu bereiten und sich -so selbst den Weg zu den entscheidenden höchsten Stellen zu bahnen, die Wurzel bilden, auS der di« bisherigen Ermordungen von Fremden in Japan herzuleitcn seien, wage ich nicht zu entscheiden. E» ist nicht einmal unmöglich, daß da» Ministerium selbst den Verbrechen nicht so fremd ist, al» e» nach lung von ihren Sitzen und ein dreimaliges begeisterte- Hoch für Se. Majestät erfüllte die Räume deS Hauses. Sodann wurde zur Abnahme des Gelöbnisses der Treue geschritten. — Mittwoch, am 1. Mai, um 11 Uhr findet im Ceremoniensaale der Hofburg die feierliche Eröffnung der beiden Häuser de» ReichSratheS durch Se. Majestät statt. Agram, 28. April. (W. Bl.) In der gestrigen Landtag-sitzung wurde in Bezug arlf Fiume, wel ches sich weigerte, den Landtag zu beschicken, und wo die jüngst vom Civilcapitän eingelcitete Deputirtenwahl durch entgegenwirkende Einflüsse, Einschüchterungen u. s. w. unwirksam gemacht worden war, beschlossen, die in kür zester Frist zu erstattende Acußerung über die Gründe dieser Weigerung abzuverlangen und den Auftrag zur Vornahme der Wahl zu crtheilen. Berlin, 29. April. (Pr. A.) Wie wir vernehmen, hat der Polizeipräsident Frhr. v. Zedlitz sofort, nachdem der Bericht des Referenten der Stadtverordnetenversamm lung über die Angelegenheit der hiesigen Polizeiverwal tung durch die Zeitungen zu seiner Kenntniß gekommen, denselben an die Staatsanwaltschaft mit der Bitte ein gesandt, das Material zu prüfen und, insofern sie dazu Veranlassung finde, die Anklage zu erheben. Außerdem hat der Polizeipräsident auch sogleich bei dem Minister deS Innern auf schleunige und strenge Untersuchung an getragen. — Die gestrige Morgennummer der „National- Zeitung" und die gestern Abend erschienene Nummer der Montagszeitung „Berlin" sind polizeilich mit Be schlag belegt worden. (Wie die „Nat.-Z." selbst mel det, ist die Beschlagnahme ihrer Sonntagsnummer auf Anordnung deS Polizeipräsidenten wegen dcS in ihr ent haltenen Leitartikels: „Der Beschluß der Stadtverord neten" erfolgt.) — Heute früh AS Uhr brach in dem Kesselhause der Schwarzkopf'schen Maschiirrnbauanstalt auf nicht ermittelte Weise Feuer aus, da» wegen deS statt findenden heftigen WindeS mit großer Schnelligkeit um sich griff und sowohl das Kesselhaus, als auch das daran stoßende Werkstattgebäude mit sämmtlichcn Maschinen zer störte. Der entstandene Schaden ist bedeutend. Der zur Stelle geeilten Feuerwehr gelang eS erst nach großen Anstrengungen, deS Feuer» Herr zu werden. — In der heutigen Sitzung deS Hause» der Abge ordneten wurde in Sachen deS Ministerverantwortlich- keitSgesetzk», unter Ablehnung de» Bchrend'schen Antrages aus Zurückverweisung an die Commission zur materielle« Prüfung und der Reichrnsperger'schen motivirten Tages ordnung, der CömmisfionSantrag (Erwartung einer An lage in nächster Session) mit großer Majorität angenom men; auch die Minister stimmten dafür. — Der Finanz minister brachte die bereit- bekannte Uebereinkunft mit den Zollvereinsstaaten wegen Ermäßigung de» Eingangs zolle» auf fremden Zucker und der Gewährung einer Ex portbonifikation für Rübenzucker ein; der Justizminister (unter dem Beifall deS Hauses) das EinführungSgcsetz für dar deutsche Handelsgesetzbuch, dessen Erledigung noch in dieser Session die Regierung mit Dank anerken nen würde. * Paris, 27. April. Die auswärtigen Nachrichten der Zeitungen zeigen die größte Unsicherheit. Die Ver ständigung über den Rückzug der Franzosen auS Rom, über das Verbleiben de» König» von Neapel, über die Ansammlung der Russen am Pruth, über die Annexionen auf Haiti werden wechselsweise bestätigt und bestritten. Da» Neueste, was die „Patrie" in letzterer Beziehung bringt, ist Folgendes: Die spanischen Blätter haben eine Note deS Inhalt» veröffentlicht, daß der Abgesandte von Haiti in der Eonferenz, die er mit dem Minister des Auswärtigen in Madrid gehabt, die Regierung der Kö nigin gebeten habe, die Annexion der Insel an die Krone Spanien anzunehmen. Eine Depesche, die wir auS Ma drid erhalten, versichert un», daß diese Meldung der Richtigkeit entbehrt, und daß der Gesandte von Haiti Spanien gerathen hätte, auf die Annexion der domini kanischen Republik zu verzichten und sich auf das Pro tektorat zu beschränken. Ein großer Theil de» Streits mag auf dem häufigen Uebersehen deS Bestehens zweier außen hin sich die Miene giebt; die Fremden sind ihm in Deddo lästig, und die Thalsache, daß bi» jetzt noch alle Attentate auf Europäer ungestraft, angeblich unent deckt geblieben sind, ist nicht gerade geeignet, eine gün stige Meinung von dem ernsten Willen der Regierung zu erwecken, denjenigen Fremden Schutz im Lande zu gewähren, die auf Grund geschlossener Verträge da- Gast recht daselbst genießen. Man wende mir nicht rin — was in andern civili- sirten Ländern vielcicht einen Grund der Entschuldigung bilden könnte —, eS sei oft auch den eifrigsten Nach forschungen unmöglich, die Thäter einer nächtlichen Blut- that ausfindig zu machen; — hier in Japan ist da» Spionirsystem zur höchsten Spitze getrieben, und man kann sehr wohl der Behörde auf den Kopf sagen, sie müsse dit Verbrecher entdecken, denn diese gehören der Beamten- und Ssldaten'lasse an, von denen Keiner auch in den geringsten Dingen deS öffentlichen Lebens un beobachtet und unbewacht ist. Die eigentliche innere Organisation de» Staatslebens in Japan ist kaum bekannt; wir wissen noch zu wenig, wo der Schwerpunkt der Entscheidung und Macht bei dieser Regierung liegt, als daß sich bei den Ereignissen, wie sie vor unser Auge treten, rin bestimmte» Urtheil darüber sällen ließe, inwieweit die Regierung der Mitschuld an den verübten Verbrechen zu bezüchtigen sei, — sie hat e» nicht an Erklärungen de» tiefsten Bedauern» über letztere fehlen lassen und hält die freundschaftlichen Be ziehungen zu den fremden Mächten aufrecht — anderer seits giebt ihr Auftreten während de- letzten Monats die unzweideutigsten Beweise, daß e» rhr entweder an der Macht oder am Willen gebricht, die in Japan lebenden Fremden vor feigem Meuchelmord zu beschützen. Ich wage e» nicht» zu entscheiden, ob dem herrschenden Mini sterium und dem Tatkulur selbst eine genügende Macht- Republiken aus der Insel seinen Grund haben. Nicht um die Negerrepublik Haiti (Präsident Geffrard, früher Kaiser Soulouque) handelt eS sich zunächst bei der spa nischen Erwerbung, sondern um die Farbigenrepublik San Domingo (Präsident Santana), deren neuerliche Anerkennung von Seiten der erster« die Hcreinziehung dieser veranlaßt haben soll, die ihrerseits Gegenstand fran zösischer „Sympathien" ist. Das „PayS" macht in dieser Beziehung, nachdem eS den Franzosen die ehemaligen hohen Erträgnisse dieser Insel für Frankreich vorgerech- nct, den Haitiern begreiflich, daß sie nach einer beschlos senen Aendcrung im französischen Colonialsystem bei der Annexion eine ebenso freie Stellung (im Handel) einneh men könnten, wie al» Republik. — Die Lage im äußersten Osten erscheint nach dem „Moniteur" für Frankreich insofern erfreulich, als so wohl die chinesischen Localbehörden durch ihre Theil- nahme am Begräbniß de» französischen Generals Colli- neau, als die Regierung durch Einsetzung eines mit den Fremden zuvorkommend verkehrenden auswärtigen Mini sterium- unter dem Vermittler deS jüngsten Frieden-, dem Prinzen Kong, eine größere, Annäherung zeigten. Die französisch-chinesische Post über Marseille, die 8 Millionen StaatSunterstühung bekommen soll, wird 14 bi- 20 Dampfer in Gang setzen. Die Engländer suchen ihr den Vorsprung der Schnelligkeit abzugewinncn durch Verlegung ihrer Alexandrinischen Route auf Ancona be züglich Triest. — In Suez sind nach einem Berichte des belgischen ConsulS in Alexandrien Tausende von Ar beitern auf den Werkstätten der Canalbaugesellschaft und Tausende von Arabern als Erdarbeiter beschäftigt. Einige vierzig Baggermaschinen arbeiten ohne Unterlaß. Port- Said ist durch die neuentstandenen Hütten, die Dampf mühlen und sonstigen Anstalten für die Bedürfnisse der Arbeiter eine hübsche Stadt geworden. Eine belgische Gesellschaft hat einen Ingenieur zur Aufstellung zahlrei cher Maschinen hingeschickt, dieselbe hat einen Dampfer zur Herstellung der Verbindung mit Damictte in Gang gesetzt, nachdem der See durch Oeffnung nach dem Meere zur Wasserverbindung hergerichtet worden ist. Aus Neapel vom 26. April wird der in Mailand erscheinenden „Pers." gemeldet: Eine Abthcilung Na tionalgardisten, gefolgt vom Pöbel, drang angeblich wegen eine» von Spaventa an die Gouverneurs gerich teten Rundschreibens, worin der Nationalgarde da» Tragen der Uniform außer dem Dienst verboten wird, in den Palast he» Ministerium» ei«, bedrohte Spaventa, zog hierauf in seine Privatwohnung und plündert« dieselbe gänz lich au». Weitere Exceffe wurden durch die herbeigreilte Nationalgarde unterdrückt. — Ein Turiner Telegramm der „Jndep." fügt hin zu: Prinz Carignan hat eine Proclamation an die Na tionalgarde erlassen, in welcher cr sie auffordert, das Beispiel der Ordnungsliebe und Achtung vor dem Ge setze zu geben. Diese Proclamation hat einen guten Ein druck hervorgcrufen. Die Ruhe ist jetzt wieder hergestellt. — Nach Briefen au» Neapel vom 24. April (über Marseille vom 27.) ist infolge der in mehrer» Provin zen auSgebrochenen Unruhen in den Abruzzen, der Ca- pitanata und der Basilicata daS KriegSgesetz procla mirt worden. Zahlreiche Hinrichtungen hattten in Venosa und in dem Dorfe Rasile statt, deren Widerstand die Einäscherung mehrer Häuser durch die Soldaten zur Folge gehabt. Die erbitterten Bewohner sollen Jnsur gentenbanden gebildet und in einem Gefechte bei Monteverdo die Piemontesen auf die Anhöhen zurückgr- trieben haben. Denselben Correspondenzen zufolge befürch tet die Regierung, ihre Regimenter durch Insurgenten banden längs der Apenninenkette angegriffen zu sehen. Calabrestsche Garibaldianer sollen in Osenza Unruhen veranlaßt haben, und Verstärkungen in Turin verlangt worden sein. Madrid, 27. April. Die „Correspondencia" sagt, daß die königliche Familie die Seebäder von San tander und hierauf die baskischen Provinzen besuchen werde. — Man weiß officiell, daß die Regierung von Washington dem spanischen Geschäftsträger mitgethrilt entfaltung nicht zu Gebote sicht, — gesetzt aber auch, - daß wir am guten Willen der Negierung nicht zweifeln wollen, so bekundet das Gebühren derselben eine Schwäche oder eine Verblendung, die eS wohl wahrscheinlich erschei nen kaffen, daß ernsthaftere Eonflicte zwischen Japan und den fremden Nationen in kurzem unvermeidlich sein werden. Wenn in einem Lande, wie Japan, der RcichSregcnt auf offener Straße am Hellen Tage inmitten des zahl reichsten Gefolges ermordet wird, wenn immer aufs Neue Fremde dem Meuchelmorde zum Opfer fallen, ohne daß bis jetzt nur ein einziger dieser Verbrecher seine Strafe gefunden hat, so sind das Ereignisse, die wohl zu ernsten Betrachtungen Anlaß geben. Sie scheinen wenigstens darzuthun, daß eine energische, mächtige Partei der gegenwärtigen Ordnung der Dinge und dem Einflüsse der Fremden feindlich ist, und daß Japan einer Umwälzung entgcgengeht, die leider auch die hier lebenden Fremden zur Mitleidenschaft heran ziehen wird. (Forts, folgt.) * „Die Dresdner evangelisch-lutherische Diakonissen anstalt vor dem Forum der „Constitutionellen Zeitung" und der Zweiten Kammer der k. sächs. Ständeversamm lung", so lautet der Titel einer eben neu erschienenen Broschüre, welche sich al- „ein Wort zur Verständigung" ankündigt und ihrem Inhalte nach auch als rin solches erweist. Sie hat hauptsächlich den Zweck, davon zu warnen, daß leeren Behauptungen und unerwiesencn Verdächtigungen der genannten Anstalt nicht ohne Wei tere» Glauben geschenkt werde, und zugleich dem Ge bühren gewisser Parteiblättrr, welche in ihren Referaten über die betreffenden Kammerverhandlungen die Angriffe auf die Anstalt ausführlich mitgethrilt, die zur Ver thridigung derselben gehaltenen Reden aber mrt Still-
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