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Dresdner Journal : 16.04.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186104160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610416
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1861
-
Monat
1861-04
- Tag 1861-04-16
-
Monat
1861-04
-
Jahr
1861
- Titel
- Dresdner Journal : 16.04.1861
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.Hs 87. , DienStt, den 16. AprU. 1861. Dres-MAmriml. Verantwortlicher 8dacteur: I. G. Hartmann. lung der Repräsentanten eine- freien Lande», berrin, Italien zu reconstituiren und ihm unter den eisten a- Nonen der Welt feinen Platz zu geben. „Der beklagen-werthc Zustand Süditaliens, die lafsenheit, in der meine braven WaffengefShrten un rechte,weise gelassen wurden, haben mich tvahrht empört gegen Diejenigen, welche an so vielen Uno>- nungen und Ungerechtigkeiten schuld gewesen sind. Ar ich beuge mich vor der beiligen nationalen Sache. trete jeden persönlichen Streit mit Füßen, um mich ein» und ohne Unterlaß mit dieser Angelegenheit zu beseht tigen, um meinerseits zur Erreichung unser» großen Zielt mitzuwirken. „Kraft meiner parlamentarischen Initiative übersen- ich Ihnen einen Entwurf, der die Bewaffnung der N» tion bezweckt, und bitte Sie, ihn der Kammer in di geschäftSordnungSmäßigen Form mitzulheilen. Ich hoff daß alle Fraktionen der Kammer sich verständigen werde, um jede unnütze Discnssion abzuschneiden, und daß da italienische Parlament mit dem ganzen Gewichte seine Autorität darauf drücken wird, die für das Heil des Lar des dringlichsten und nothwendigsten Maßregeln zu b» treiben." Die Kammer begleitete die Vorlesung mit ke, nem Zeichen d,6 Beifalls oder Mißfall». Fanti brachte einen Gesetzentwurf wegen Au» Hebung von 18MV Mann in den neapolitanischer Provinzen ein. Alfieri interpellirte den Unter richtSmlnister wegen der UnterrichtSfreiheit und de, Verwaltung de» höhrrn Unterrichts. Deü Mini sters dem Princip zustimmende Erklärung wurde beklatscht. Die „Gazzetta' meldet die Bildung eine» sechs ten großen Militärkommandos in Neapel. Die „Gazetta del Italia" veröffentlicht ein Decret, durch welches die Bildung von drei Divi sionen Freiwilliger angeordnet wird. Garibaldi'- sche Offiziere werden darin Anstellung finden. Bern, Montag, 15. April. Officielle Kreise wollen au« Turin die zuverlässige Nachricht haben, daß nach einer stattgehabten Lerathung die Gari- baldiauer beschlossen hätten, im Jahre 1861 sich defensiv zu verhalten, weil sie zur Offensive zu schwach wären und die Mitwirkung Hraukreich» verschmähten. Dresden, 15 April. Die Vorgänge in Warschau finden nicht so eif rige Besprechung in den deutschen Blättern, wie man erwarten konnte. Namentlich berührt der sogenannte „nationale" Theil der TageSprcsse dieselben nur so oben hin, und eS ist dies leicht erklärlich, wenn man bedenkt, daß eS sich in diesem Falle darum handelt, gegen die Anwendung eines Princips anzukämpfen, das man in Italien eben so hoch gepriesen. Diejenigen deutschen Blätter, welche durch ihre biehcrige Haltung nicht in diese Verlegenheit geführt weiden, sehen große Gefahren für den Weltfrieden in den polnischen nationalen Agi tationen. So schreibt die „Frankfurter Postzei- tung": „Kaiser Alexander ll. hat den Polen sehr weit reichende Zugeständnisse gemacht. Der Bauer wild freier Eigcnthümer des Bodens und tritt damit aus dem Stande des Hörigen auf die Stufe deS Bürgers, der dem Edel mann vor dem Gesetze gleich ist. Den gebildeten Klassen wird durch Zulassung der eingebornen Notabeln im StaatSrathc, ferner durch Einrichtung von Gouverne ments-, Kreis- und Stadträlhcn die thätige Mitwirkung an den Geschäften der Landcsverwaltung möglich gemacht. Aber die polnischen Ansprüche halten gleichen Schritt mit den ungarischen. Man will in beiden Nachbarländern Herstellung eines desondern Königreichs, irr welchem der Adel nicht blos verwaltet, sondern reaiert. Unter der Firma der Freiheit fordert man die Herrschaft, da eS klar ist, daß beim Mangel eines kräftigen Bürger- und Bauerthums die Zügel der Negierung der adligen Aristo kratie von selbst zufallen würden, wenn man die bishe rigen Bande löst und die ganze Verbindung auf die Ge meinsamkeit des Regentrnhauses zurücksührt. Jene De monstrationen haben diesseits und jenseits der Karpathen gar keinen andern Sinn, al» in erster Reihe dir Regie rungen inS Bockshorn zu jagen. Man ist durch die Er folge der italienischen Revolution bi» zur Tollkühnheit berauscht und wähnt, die Regierer seien in demselben Verhältniß entmuthigt, zu allen möglichen Concessionrn geneigt. Wird von diesen zu Gcwaltmaßregeln geschrit ten, so stößt man einen ungarisch polnischen Nothschrei auS — dann machen sich Garibaldi, Türr, MieroSIawSki sofort auf die Beine und Frankreich hilft mit seinen Zuaven und Turko» nach. Wahrscheinlich rechnet man auf die Mitwirkung revolutionärer Bewegungen im In nern Rußlands, zu welchen die Ungeduld die vorerst auf dem Papier befreiten Bauern, vielleicht auch da» Miß vergnügen der für ihre Interessen besorgten Herren wohl Stoff bieten mag. Jedenfalls glaubt man fest darauf zählen zu können, daß mittlerweile eine große Schild erhebung in der ganzen Türkei erfolgt und die Kräfte der Staaten dorthin lenkt. Man wird sich wahrscheinlich verrechnen, aber blutige Ereignisse sind offenbar im An zuge. Darin kommen die deutlichsten Merkmale über ein, daß sich alle gekrönten oder ungekrönten Revolu tionsmächte auf dem Kriegsfüße halten und ihre Rüst ungen fortsetzen, obwohl sie von keiner Seite einen An griff zu fürchten haben. Man wird weder Rom noch Venetien angreifen, aber in vollster Spannung sind alle Blicke auf den Osten gerichtet, wo die Mine geladen, die Explosion jede Stunde zu erwarten ist. Griechen land, Ionien, Serbien, Montenegro, vor Allem aber da» unruhige Bojarenreich deS beherzten Obersten Kusa sind unverkennbar im Bunde gegen die wankende Türkei, welche Mühe hat, ihre eigenen aufgeregten OSmanen- stämme nicderzuhalten. Wo und wie sich die noch ge bundenen Kräfte entladen werden — durch neue Metzel- scenen der OSmancn gegen die Christen der asiatischen oder europäischen Türkei, durch einen Aufstand der bul garischen oder bosnischen Rajah, durch Unterstützung de» bereits erfolgten Angriffs der Montenegriner mittelst italienisch-ungarischer Zuzüge, wer kann daS bestimmen'/ Aber so viel ist klar, daß eS zum Ausbruch kommen wird, daß die Revolution nach einem kühn und groß artig angelegten Plane handelt, und daß die französtsch- jtalienische Allian» lauert. Von der Krast und Treue der Heere hangt dermalen das Geschick des WelttheileS ab. Gortschakoff's und Palmerston'» bisherige Politik der Revolution gegenüber erleidet ein trauriges Fiasco!" Die Wiener „Presse" bemerkt mit Rücksicht auf die französischen Journalstimmcn, welche die Wiederher stellung Polens als die Vorbedingung zu „Deutschlands Einheit" bar stellen, (vergl. weiter unten):. „In diesen Sätzen ist die ganze französische Politik ausgesprochen; Preußen muß für Polen sein, weil eS ja selbst deutsch national sein will und die Einheit Deutschlands anstrebt. Die Verträge, die Preußen im Osten gebrochen, können nicht bindend sein für Frankreich im Westen. Es gebe also die einstigen polnischen, jetzt von deutscher Macht beherrschten LandeStheile heraus und trete daS linke Rhein ufer an Frankreich ab; ein solches auf der einen Seite von der Oder, auf der andern vom Rheine begrenztes Deutschland würde Frankreich im Nothfalle auch unter «inen Hut kommen lasten. Ernsthaft gemeint sind diese politischen Betrachtungen nicht. Man weiß in Pari» sehr wohl, daß keine der Mächte, welche Stücke von Polen be sitzen, sich derselben freiwillig, und mit Rücksicht darauf, daß Frankreich einen Alliirtcn an der Weichsel erhalte, jemals entäußern werde. Aber eben weil die polnische Frage auf diplomatischem Wege unlösbar ist, stellt man in Paris die Dinge so dar, als ob sie mit Leichtigkeit auf friedlichem Wege entschieden werden könnte. Man ermuntert auf diese Weise die Hoffnungen der Nationa litäten, und macht gleichzeitig jede Verständigung der Mächte unmöglich. Inzwischen aber gestalten sich die Verhältnisse täglich schwieriger und unerträglicher, ver mehren sich die Spannungen, und unter fortwährenden Fliedensversicherungen sieht sich der Staat, auf den es Ädounemruts-rrtse: 3UkrUcb: d Hw. 10 Nxr. io s Im 4u»t—S, zL)iibrI.: 1 „ 10 „ stritt ooä Ilolllltlick in vr—iwo: 1b ktxr. f 8t«mpelrn- Liorslo« tiummern: 1 Kssr. 1 bin««. »nseratrn-rrist: kilr ä«n R»om «io«r x„p«W«o«n 2»il«: 1 I/ssr. liotor „Linx«»»nüt" äi« 2«ii«: 2 Nxr. erscheine«: 7'LxNeb, mlt Xo«o»km« ck«r Sonn- nnä Ketortnx«, ^k»n<i» iiir ckoo tolxonävn Amtlicher Theil. Dresden, 13. April. Ihre Majestät dir Kö«^ nigia sind heute Abend A8 Uhr von EanSsouci wie der hier eingetroffen. Nichtamtlicher Theil. Ueberficht. Telegraphische Nachrichten. Zeitnngsschau. (Frankfurter Postzeitung. — Presse. — Französische und englische Blätter.) Tagesgeschichte. Wien: Die Veränderung in den Titeln der Souveräne. Der Pariser „Moniteur" u. Ungarn. >Landm»rschall sür Galizien. Schusclka sein Mandat niedergelegt. Kein ungarische» Ministerium. Organisation des Handelsministerium». Concession an die Nuthenrn. Katserkiönung in Prag zugesagt. Ein Erlaß Benedek'» über die Neugestaltung Oesterreich». — Salzburg: LandtagSsesston geschlossen. — Lem berg: Wahlergebniß. Zeitungsunterdrückung. — Pesth: Katzenmusik. — Hermaanstadt: LandeS- kirchenversammlung. Einzug de» Sachsengrafen. Wah len. — Berlin: Kammerverhandlungen. Tagesbericht. — München: Antrag auf Gewerbefreiheit. Polizei direktor v. Düring s — — — — — -- — Frankfurt: BundeStagSsitzung. — Pari»: Von der syrischen Commission. Militärliteratur für die Biblio theken empfohlen. Die Siege in Cochinchina. Decen- tralisation- Vermischte-. — Turin: Neue Organisa tion der Südarmee. Generalsekretäre der sicilianischen Statthalterei. Marine-Infanterie. Pinclli'S neues Eommando. — Neapel: Truppen nach d. Abruzzen- Derhaftupgen. Meuterei in Messina. — Rom: Die Zustände in Neapel. Verfolgung eine» Prälaten. — Amsterdam: Heftige Auftritte an der Börse. — Madrid: Vom Congreß. — London: Anerkennung de» „Königs von Italien". Parlamentsverhandlungen. Dampf Dachten nach Madeira. — Kopenhagen: RaaSlöfs's DertheidigungSschrift. — Warschau: Mi litär zurückgezogen. O-ffentliche Arbeiten. Ungewöhn liche Anzüge untersagt. Keine Priester bei den Demon strationen. — Belgrad: Die Vorgänge in der Her zegowina. Trlrgraphische Nachrichten. Breslau, Sonntag, 14. April. In einer Eorrespondenz -er „Breslauer Zeitung" au»Mar sch au heißt es: Die Verhaftungen dauern fort und ist bereits eine große Anzahl von Personen, die in der jüngsten Zeit eine ant'gouvernementale Rolle arspirlt, darunter zwei Mitglieder der frühern Büraerdelegation, gefänglich eingrzogrn worden. Gras Zamoyski soll die Anweisung erhalten ha ben, Warschau zu verlassen. Der Fürst Statthal ter ist für Niemanden sichtbar; selbst hochgestellte Persönlichkeiten haben vergeblich Audienzen nach gesucht. Die energische Haltung wird dem Ein flüsse deS General» Chruleff zugeschriebrn. Turin, Sonnabend, 13. April, Abends. In der heutigen Sitzung der Deputirtrnkammer ver las der Präsident ein Schreiben Garibaldi'». Nach einem Telegramm der „Jnd. beige" war der Brief vom 13. datirt und lautete folgender maßen : „Einige meiner Worte haben, böslich ausgelegt, zu der Annahme verführt, ich habe das Parlament und die Person deS Königs angreifen wollen. Meine Ergebenheit gegen Victor Emanuel ist in Italien sprichwörtlich, ebenso wie meine Freundschaft für den König. Mein Gewissen verbietet mir, mich zu einer Rechtfertigung herbeizulassen. WaS da» Parlament anbetrifft, so gestattet mir mein ganze» der Unabhängigkeit ».Freiheit meine» Landes geweih te» Leben nicht, mich zu rechtfertigen wegen einer angeb lichen Unehrrrbictigkeit gegen die majestätische Vcrsamm- Feuilleton. K. Hoftheater. Sonnabend, 13. April: „Die Vestalin", Oper in drei Acten vom Ritter G. Spon- tint. (Neu einstudtrt.) — Die Wiederaufnahme einer Oper, wie Spontini'» „Vestalin", ist immer als rin sehr brmerkenswerlhe», künstlerisch hervorragendes Bühnen- ereigniß zu feiern. Dena obwohl die» Werk in seiner dramatischen Unterlage, namentlich durch da» Uebergewicht de» fatalistischen Momentes über da» rein menschliche Denken und Fühlen, wenig geeignet ist, einen wahren rückhaltlosen Antheil zu erwecken, — obwohl ferner auch die musikalische Komposition keineswegs durchweg auf ein und derselben Höhe de» Slyle» und einer gleichmäßig einheitlich gehaltvollen Gestaltung steht, so bleibt doch die „Vestalin" in der Hauptsache als musikalisch drama tische» Gebilde allezeit eine höchst bedeutende, für den ernsten, erhebenden Kunstgenuß wohlthuend ergiebige Schöpfung. Der tondichterische Theil ist mit geringen Ausnahmen von charakter- und würdevollem Gepräge, getragen durch Adel, Würde und Feuer der Empfindung, gehoben durch Glanz, Pathos, Vornehmheit und stolze Haltung de» Ausdrucks. Dazu gesellen sich die Vorzüge selbstbewußter Kraft und kerniger Gesundheit. Tiefe de» Gefühl» und Innigkeit de» Gemülh»lrb«n» kommen selten zum Durchbruch: r» tritt für diese Eigenschaften viel mehr bisweilen rin rrflectirte» Element rin, dessen mehr gemachte» Wesen nicht die volle natürliche Wärme und den freien, unbehinderten Erguß eine» reich pulstrenden Seelenlebens zu ersetzen vermag. Und hierin eben unter scheidet sich Spontini wesentlich von unser» großen deut schen Meistern: er kann seine wälsche Abstammung nicht vrrläugnen, und hat dir» auch wohl schwerlich je gewollt. Nichtsdestoweniger bleibt e» bet Alledem charakteristisch für Spontini, daß er gewissermaßen in manchen Be ziehungen seines Schaffens weit mehr zu deutscher Art und Weise hinüberneigt, al» die übrigen italienischen Operncomponisten seiner Zeit, die er ohnehin betreffs de» Ernstes und einer gehaltvollen künstlerischen Ge sinnung in der von ihm eingeschlagcnen Richtung weit überragt. Die Darstellung der „Vestalin" war im Ganzen höchst vorzüglich, namentlich auch betreffs de», sichtlich mit größter Sorgsamkeit vorbereiteten Ensembles, auf der Bühne wie im Orchester. Von den Einzelleistungen sind mit besonderer Auszeichnung zu nennen: Frau Bürde- Ney als Vestalin, die ihre seltene Kunst vorzugsweise in dem, über alle Gebühr anstrengenden zweiten Acte wieder einmal glänzend bethätigte, und die Herren Tichatscheck und Mitterwurzer in den Rollen de» Liciniu» und Cinnai Auch Frau KrebS-Michalest ließ e» al» Priesterin der Vesta nicht an den besten Be mühungen fehlen, um eine der Sache entsprechende Lei stung hinzustellen, nicht minder Herr Freny, dessen Mittel indeß sür die Rolle deS Pontifex-MarimuS nicht ganz ausreichend sind. — lc— Nach Japan.*) Rcisebriefe von Gustav Apicfi. X. Jokuhama bei Vebbo, Ende Dcccmber 1860. Der Wald prangte im vollen Dlättcrschmucke, die Sonne ruhte in warmer Liebe auf dem gesegneten Lande, e» war noch der Zauber der südlichen Zone über Berg und Thal verschwenderisch auSgcbrritet, al» ich Ihnen meine letzten Nachrichten von hier zukommen ließ. *) «gl. «r. IS6. IS7, 151, 152, 201, 202, 30« u.SOI de« vvrigrn Jahrgang»«, sowie Nr- l, 3, 4, 6, S, lv, 12, i3, 21, 22 und 25 von diesem Jahre. Auch heute, wo wir an der Grenze deS Jahres stehen, hat die Landschaft noch nicht allen Reiz verloren; auch hier ist inzwischen der Winter in seine Rechte getreten und die majestätische Gestalt deS großen BergeS — de» Fusi-Pama — tritt bei Sonnenaufgang in den wunder barsten Farben aus der klaren Morgenluft hervor; die Strahlen deS ausgehenden Gestirns fallen auf die schnee bedeckte Höhe, der Berg scheint wie von innerm Feuer durchglüht — durchsichtig und hinreißend schön sind seine Formen in ein sanftes Feuer gehüllt oder machen in ihrer violetcn Färbung eine so überraschende Wir kung, daß an' klaren Tagen der Anblick dieser großartigen Erscheinung un» stets mit neuer Bewunderung erfüllt. Der Schnee liegt bis tief in die vom Fuße deS BergeS auslausenden Thäler hinab und auch die benach barten Höhcnzüge sind bisweilen in diesen winterlichen Schmuck gekleidet; nur in die Ebene selbst ist bis dahin der nordische Gast noch nicht vorgedrungen, wenn schon die Temperatur wiederholt bis auf 4° unter den Gefrier punkt gesunken war. Draußen im Walde ist'» öde, die Blätter sind schon lange hinabgefallen, und nur die zahlreichen Nadelhölzer und anderes immergrünes Strauchwerk verleihen der Gegend einen Scbmuck, den unsre heimathlichen Fluren so reich nicht aufzuweisen haben; junge sproßende Saat felder vollenden das Bild einer herbstlichen Landschaft, die, wie sich nicht läuqnen läßt, immer noch ein frischeres, reichere» Gewand trägt, al- die heimischen Fluren, wenn erst kalte Octobernächtc unsre Vegetation in wenigen Tagen vernichtet haben. Nicht wenig tragen zu dem freundlichen und milden Charakter der winterlichen Jahreszeit in diesen Regionen die klaren, duftigen Tage bei, die ihr warmes Sonnen licht über Land und Meer ergießen und so einem Bilde Reiz verleihen, dem sonst die lebhaftern Farbcntöne jetzt »nsrrateruinnrchmr auawLrt«: , LMMs- 1'«. 6ommi»»looLr cle» I)r«,<iaer U. LNoa»' UnviivvMNi t V<x>l.n; N«rUa: UucNK., L. 8c»i.ovv«z knuUclllrt *. N.: öuctili»iiälunx; Ldl»: Xvoc.» k»ri»: v. (28, ru« äei doll» «llk»o»)i 1». Lucddllllälllllx. flerausgrdrr: Kövixt. Lrpeäitioll äe« llre»äll«r FollelllllH, ' vr«»ä«ll, Sl»r»«ll,tr»»«« Nr. 7. . eben abgesehen ist, gezwungen, entweder schimpflich zu capituliren, oder den Kamps zu versuchen. Die furcht bare Repression, zu welcher sich die russische Regierung, wenn sie nicht den letzten Rest ihrer Autorität verlieren und sich den Polen auf Gnade und Ungnade ergeben wollte, am 8. d. M. in Warschau gezwungen sah, ist ein für den europäischen Frieden keineswegs glrichgiltige» oder denselben förderndes Errigniß. Die Polen werden sich für den Augenblick fügen, um bei nächster Gelegenheit von vorn zu beginnen. Der Versuch, die Polen durch Concessionrn zu befriedigen, ist gescheitert und mit dem jüngsten Blutvergießen jede Möglichkeit einer Versöhnung abgrschnitten. Noch weiß man in Pari» nicht, wie man sich stellen wird, um den polnischen Schmerzensschrei zu erhören; aber erhören wird man ihn wie den italieni schen, an dem Tage, wo Preußen genügend isolirt und diplomatisch zur Verzweiflung gebracht sein wird, um die Hoffnung hegen zu können, während Oesterreich im In nern und in Italien vollauf beschäftigt ist, die Rheru- frage mit einem kurzen und rapiden Feldzuge zur Ent scheidung zu bringen." Die französische Presse ist durch die neuesten Nach richten au» Warschau in eine sehr heftige Stimmung ge gen die russische Regierung gerathcn und hat, obschon sie den eigentlichen Zusammenhang nur vermuthet, leb haft für daS Warschauer Volk Partei ergriffen. Wäre der landwirthschaftliche Verein nicht aufgelöst worden, dann hätte e» so weit nicht kommen können, wie e» nun, leider! gekommen ist: damit glauben sämmtliche Blätter die „Blutschuld" der russischen Regierung bewiesen zu haben. Nur da» „Journal deS DebatS" läßt sich nicht zu solchen Schlüssen fortreißen und bewahrt eine gewisse Unparteilichkeit. Charakteristisch ist rin Artikel der die „organistrte Demokratie" vertretenden „Opinion na tionale". „Die Krise der Erneuerung, in welcher Europa sich befindet, kann nur auf zwei Arten endigen: entweder eine allgemeine Erhebung, welche den ganzen Weltthcil mit Blut und Ruinen bedecken wird, oder «ine friedliche und fortschreitende Lösung unter dem Patronat der Nationen, die sich an der Spitze der Civilisation fin den, und der Mächte, welche schon im Besitze der Güter, welche die andern erst zu erobern trachten." Es folgt eine weitere Ausführung über den Beruf Englands und Frankreichs, hier rinzuschreiten. England wird dann vor gehalten. dummer Welse in Syrien seine Kcäfte für da» „Schattenbild eine» Reiches" zu verschwenden und sich von den Inspirationen „eines feindseligen Greise»" leiten zu lassen. Tie „Opinione nationale" entwickelt endlich, daß England, statt sich in fortwährenden Rüstungen zu erschöpfen und sich lächerlicher Angst hinzugeben, sich mit Frankreich und Italien zum Zwecke „der Wiedergeburt dcr Welt" verbinden sollte- — Zu bemerken ist überhaupt, daß e» schon seit einiger Zeit, seitdem sich wieder starke pol nische nationale Tendenzen zeigten, in der ganzen fran zösischen Presse, selbst die legitimistischen und katholischen Blätter nicht ausgenommen, in Bezug auf Polen nur eine Meinung giebt, nämlich die, daß Polen wieder her gestellt wcrden müsse. Die Demonstrationen, welche kürz lich in Preußen selten hervorragender Mitglieder de» Na- tionalverrin» stattfanden, die Haltung de» preußischen Abgeordnetenhauses in der polnischen Frage, und die Rede, welche der demokratische Abg. Schultze-Delitzsch in Brom berg gehalten und in welcher er jeden TranSactionSge- danken in Bezug auf Posen mit Entrüstung zurückwie», haben in der französischen und namentlich in der osfi- ciösen Pariser Presse eine lehrreiche Polemik hervorgeru« fen. So geht z. B. die „Revue Contemporaine", eine zu den bevorzugten Blättern gerechnete Zeitschrift, von der Ansicht aus, daß Preußen, so wenig al» Ruß land, Polen gegenüber die von ihm 1815 vertragsmäßig übernommenen Velflichtungen erfüllt habe. Um seine Autorität aufrecht zu erhalten, habe r» die Verträge zer rissen und den Grund zu einem künftigen Kriege gelegt, denn Frankreich werde da» Fortbestehen der Tractate von 1815 in den nur ihm lästigen Ciauseln nicht dulden. Wenn nun Preußen sich als den natürlichen Ver treter der deutschen Nationalität betrachtet, wenn e» da» auch fehlen und da» bei trüben, regnerischen Tagen Nichts vor einer norddeutschen Landschaft in kalten Novembertagen voraus hat. An solchen unfreundlichen Mahnungen de» Winter» fehlt eS denn auch nicht, und WaS es bedeuten will, bei tagelangcm, unaufhörlich strömendem Regen, kaltem, heulendem Sturme und düsterm, grauem Himmel im Innern eine», nach japanesischer Sitte au» dünnem Holz und Papierwänden bestehenden Hause» zuzubringen, — davon vermag nur Dcr sich eine rechte Idee zu bilden, dem vergönnt war, diese unbehagliche Existenz zu er proben. Wie oft haben wir un» nach soliden, tüchtigen Häusern, nach dem wärmenden Ofen und all' den tau send erfreulichen Dingen unser» häuslichen Comfort» gesehnt, deren Werth un» erst durch die Entbehrung recht fühlbar wird. — Die leichte Breterhütte bebt unter der Wucht deS heulenden Winde», der strömende Regen weicht die Papierfenster auf, man ist gezwungen, hölzerne Wände zum Schuh um die schmale Veranda de» Hause» zu ziehen und bei brennendem Lichte durch Lectüre oder Arbeit den unbehaglichen Tag hinzubringen, da e» förmlich unmöglich ist, einen Fuß vor die Thür zu setzen. Mit Hilfe von Kohlenbecken versucht man, der feuchten, kalten Atmosphäre einige Milderung zu verleihen, muß bei dieser ungenügenden Erwärmung freilich die Kopf schmerzen mit in den Kauf nehmen, die der giftige Dunst der glimmenden Kohlen verursacht. „Die Ex treme berühren sich" ist eine Wahrheit, die hier in Japan zur vollsten Bestätigung kommt. Auf stürmische«, naß kalte» Wetter, unter dem wir mehr leiden, al» unter einem klaren, kalten, echt nordischen Wintertage, folgen fast immer um so ruhigere sonnige Tage; tiefblau wölbt sich der Himmel über der Erde, die Strahlen der Sonne glitzern in den tausend Tropfen, die der Regen an Halm
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