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Dresdner Journal : 09.04.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186104099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610409
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610409
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1861
-
Monat
1861-04
- Tag 1861-04-09
-
Monat
1861-04
-
Jahr
1861
- Titel
- Dresdner Journal : 09.04.1861
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336 — Die Zweite Kammer hat heute ihr« Sitzungen wieder aufzenommen und hierbei zunächst de» Antiaz de- Adg. Cichoriu« aus Prüfung der Verfassungsmässig« keil der seit b.m letz en Landtage publicirten Veordnun« gen durch eine Deputation, mit 34 gegen 30 Stimmen abgelehnt. Weiler beschäftigte sich die Kammer mit Pe titionen und beschloß dabei, eine Petition des Abg. Reiche- Eiscnstuck, zum Zweck der Hebung der Fischerei, nicht nur in der von der Deputation vorgeschlagcnen W^.st der Negierung zur Bciücksichiigung zu empf hlen, son« dein auch die vom Antragsteller gewünschte piovisorische Einfühlung der Schon- und Hegezeit zu besüiworten. — Wien, 5. Apiil. Die französische Politik liebt e-, der Welt beständig Räthsel vorzulegen, und daher wissen wir nicht zu sagen, welche Bedeutung den heftigen Aussähen beizulegen ist, die verschiedene osficiöse Blätter in Paris neuerlichst gegen England richten. Bule hallen dafür, daß die Aufmerksamkeit der Welt auf eine falsche Fährte hingeleitet werden soll und hinter der scheinbar gereizten Stimmung gegen den Nachbar jenseits des Canal- sich ganz andere Pläne verstecken. Die Ansicht, daß mit England wirklich gebrochen werden soll, um da« Bündniß mit Rußland zu befestigen und in G meinschaft mit dieser Macht die sogenannte orien talische Frage, d. h. die Zertrümmerung des türkischen Reichs, zur Lösung zu bringen, hat nicht minder zahl reiche und sehr beharrliche Vertreter, während wieder Andere die Meinung äußern, daß Rußland durch die gegen England angencmmene Haltung getäuscht und be wogen werden soll, sich den Bestrebungen der Polen nicht mit Nachdruck zu Wiedersehen. Daß man sich in Paris um das Vertrauen mehr als einer slavischen Na tionalität bewirbt und darin ein mächtiges Werkzeug er blickt, um allen constituirten Regierungen Verlegenheiten zu bereiten, ist offen, namentlich in der Prinzenrede, ausgesprochen worben und kann mithin nicht bezweifelt werden. Auch ohne alle Nebenabsichten ist Kaiser Alexan der l>. gewiß aufrichtig bereit, die Lage seiner polnischen Unterthanen zu verbessern, und den bereits gemachten Zuge ständnissen würden andere Nachfolgen, wenn sie nur sonst mit Dank ausgenommen würden und eine Befriedigung erzeugten. Da jedoch im Gegenthcil durch Alles, was geschieht, die Ansprüche nur gesteigert werden und der Widerstand einen gewaltthäligcn und gefährlichen Cha rakter annimmt, so dürfte man sich in St. Petersburg zuleht doch überzeugen, daß cS mehr darauf abgesehen sei, Rußland im Innern zu beschäftigen und seine Kraft zu lähmen, als derselben eine Verwendung zu ge ben, welche Macht und Besitz deS nordischen Kaiser- thumS vermehren könnte. Solche Erwägungen werden in St. Peteitburg endlich durchschlagen und zu der An sicht führen, daß cs in Betreff der polnischen Angelegen heiten gerathcncr sei, sich mit Oesterreich und Preußen zu verständigen, als für zweifelhafte Hoffnungen wirk liche Güter aufs Spiel zu setzen. Wien, 6. April. (W. Bl.) Die feierliche Erösinung der ersten Session des niederösterreichischen Land tages hat heute um 12 Uhr Mittag im Sitzungsaale des Landhauses stattgefunden. Vor dem erhebenden Acte fand ein Gottesdienst im altehrwürdigen St. Stephans- dome statt. Dre Eiöffnung selbst erfolgte durch den Leiter der niedervsterreichischen Statthaltcrei, Freiherr« v. Halbhuber, mit einer Ansprache, woraus der Lan- deSmarjchall, Füist Colloredo, den Präsidentenstuhl einnahm und ebenfalls eine Ansprache an die Versamm lung richtet«, die er mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Maj stät den K riser schloß, das in der Versammlung einen begeisterten Wiederholt fand. Nachdem ein aus 7 Mitgliedern bestehender Ausschuß zur Prüfung der Wahlen ernannt worden war, stellte der Abg. Or. Mühl- se.d im Verein mit den Abgg. Or. Kaiser, Schierer, Wil helm Abt zu Mölk^ Hock, v. Tick, Winterstein, Lösch« nigg, Fraun, Bauer, Br. Dobblhof, Reckenschuß, Dreher, Br. Sommaruga, Freiherr v. Kalchberg, Springer, Bach meier, Schneider, Dienstl, Or. Ofner, Mayer, Freiherr v. Pillersdorf, Nebcsky, den Antrag, daß eine Adresse an den Thron gebracht werde, für welche er zugleich fol genden Entwurf verlegte: „Ew. k. k. apostolische Majestät! In dem feierlichen Augen blicke, in welchem der Landtag de« Erzherzogkhum« Oesterreich unier der Enns infolge alltihöchster Einderufung zusammentriit, füh t sich derselbe gedrungen, Ew. Majestät den «hrfurchwvollen Dank für die eingeieitetr Verwirklichung de« konstitutionellen Peirk p« auezusprechen, da« — mit den Vcrfaffung«geskhen vom 26. Februar o. I. begrüntet — seine weitere Entwickelung zum vollen Äusbaue de« konstitutionellen Kaiserstaate« erhalten möge. Jnicm der Landtag diese« auosp icht, ist er erfüllt von der Idee eine» großen und mächtigen freien Ocsterre ch« und erkennt nach seiner fisten Ueberzeugung al« dessen nolhwendige Grundlage die ii dem Gesetze über die Reichsvertretung eniholtene Einheit de« Reiche». Möge die verfassungsmäßige Einheit, weiche nach ih cm Maße allen Lä dcrn der Monarchie hinreichende Selbstständigkeit betet, um ilren rigenthümlichrn Bedü fniffcn und Wünschen ge- re hr zu werden, wie im Worte, so in der Tbat «ine Wahrheit s in und die den!!! Vertrauensvoll auf die Erfüllung d cle« Wun- >ches hoffend, versichert der Landtag Ew. Majestät seine un- krsdü terliche Treue und Hingebung." Naturkunde. Der „Oanarx-Oarrol" ober Canarlen- voael Papagcr der Eolonisten Neuhollands ist vielleicht da hübscheste Thierchen, welches man in unsrer Zett, wenig stens für unsre Zimmer akklimatisirt hat. Schon gegen Ende deS veiflosscncn Jahrhunderts wurde der zierliche Vogel durch Shaw'S B.lvcrwcrk: dialurnlislrj Iili>ccIIany pl. 673 bekannt. Sein Name war st»i>lacu» uneieilalu», Wellenpapagei, von der feinen Wellenzcichnung auf den Federn, genannt. DaS au-gestopfte Eremplar in der birinoan 8oeie»lx in London war da» einzig bekannte, lu der ausgezeichnete Beobachter I. Gould Neuhollanv be reiste. Dies.m gelang cS, diese Art wieder zu finden und er brachte sogar, ungeachtet der Reise mitten im Winter um daS Cap Horn, 1840 rin Pärchen lebendig mil nach England. Eine Haut zum Autstopfen war jetzt schon für 2 Pfd. St. und bann für 10 Thlr. zu haben und die lebendigen begannen bald eine Generation in Europa zu gründen. Auch in Paris pflanzten sie sich vom Jahre 1846 an öfter fort, dann in Holland und Deutsch and. Indessen ist cS auch hier die Wissenschaft allein, welche die Praxis zu fördern vermag und die Kenntniß des Leben» der Thierchen in ihrer frcien Na tur. So lesen wir noch in diesen Tagen vom 23. März in der „Schwäbischen Chronik", wie schwer e» gelungen, nach mißlungenen Blutungen ein kräftige- Junges ei langen zu können. AuS meiner „vollständigsten Natur geschichte der Vögel NeuhollanbS ", welche die Lebens weise aller dort vorkommcnden Vögel sorgfältig beschreibt, ergiebt sich S. 129, daß diese Art in ihrem Vaterlande in den Baumlöchern der hohen Eukalypten nistet, folg lich auch bei un» ein Baumloch mit Baumerde und Ab schluß der Brutstellc vom L.chle, ohne Nest verlangt. Dort ist auch die Geschichte dieser Art und ihre Lebens weise ausführlich geschildert, daher ich hier dabei nicht länger verweile. Nur Da» ist noch zu erwähnen, daß Nachdem zur Vorberathung diese» AdretzentwurfS ein Comit« von 7 Mitgliedern gewählt worden war, wurde die Sitzung geschlossen. Die nächste Sitzung findet Mon tag statt. Nach der „Ostd. P." setzten sich im Saale die Landtag-Mitglieder mit offenbarer Vorlieb« in- Centrum; auf bi« rechre Seile setzten sich nur wenige Herren; auf die linke mehrere wohl nut Absicht, einige ander« viel leicht nur, weil im Centrum kein Platz mehr war. Orga- nistrt ist bl» jetzt nur eine Partei, die der Großgrund besitzer, denen sich mehrere andere Abgeordnete angeschlos- scn haben. Nach der Abstimmung über zwei Ausschuß mitglieder (die Herren Schindler und Monde) zu schlie ßen, gebietet dies« Partei über 33 Stimmen, also genau über die Hälfte der Versammlung. Die andern Abgeord neten bewegen sich zerstreut und ohne Führer, ih-e Ab stimmungen sind ganz individueller Natur, und kS ist er sichtlich , daß keine bestimmte Gruppirung unter ihnen besteht. — Weiter enthält die „W. Ztg." Telegramme auS Brünn, Gratz, Linz, Innsbruck, Klagenfurt, Salzburg, Laibach, Troppau, Görz und Czer nowitz, wclche allenthalben die daselbst am 6. April stattgehabte Landtagseröffnung melden. In den meisten Landtagen wurde eine Dankadresse an Se. Ma jestät den Kaiser beantragt. Der Landtag in Klagenfurt beschloß „mit dem Dank« für den im Grundgesetze vom 26. Februar d. I. festzehaltenen Grundsatz der Reichs einheit den Ausdruck LeS Vertrauens zu verbinden, daß bis zur Wirksamkeit deS ReichSrathS keine AuSnahmrbe- willigung erfolge, welche die Reichseinheit mittelbar oder unmittelbar gefährden könnte." Ob. Prag, 7. April. Gestern ging die Eröffnung des Landtages vor sich. Um 10 Uhr Vormittags fand ein feierlicher Gottesdienst statt, den Se. Eminenz der Cardinal-Erzbischof Fürst Schwarzenberg celebrirte und dem Se. Ercellenz der Statthalter mit den übrigen Ab geordneten beiwohnte. Se. Ercellenz Graf Forgach wurde bei seiner Ankunft vor der St. NiklaSklrche mit lebhaf tem Slavaruf von den anwesenden tschechischen Studi- renden begrüßt. Vor der Kirche und dem Sitzungsaale paradirten die Bürgergarden Prag-. Um 12 Uhr er öffnete im ständischen Landhause Se. Ercellenz der Statt halter Graf Forgach den Landtag mit einer ku zen tsche chischen Ansprache, welcher Slavaruf« von Seilen der tschechischen Abgeordneten folgten. Hierauf hielt der Oberstlandmarschall Graf Alb. Nostitz crne deutsche Rede, in welcher auf die Wohlfahrt und Giöße Les österreichi schen GesammtstaateS besonderer Nachdruck gesetzt war, und forderte die Versammlung auf, Se. Maj. Lern Kaiser ein Hoch auszabringcn. Die ganze Versammlung brach in ern dreimaliges stürmisches Hoch auf Se. Maj. den Kaiser aus. Nachdem der ehemalige Bürgermeister und nun Stellvertreter deS Obcrstlandmarschalls, Or. Wanka, in tschechischer Sprache die Aufgabe des Landtages näher bezeichnet, übergab Se. Erc. der Statthalter das Diplom vom 20. Oktober v. I. und daS Patent vom 26. Febr. 1861, damit dieselbe im Landcsarchlv niedergelegt werden. Nun sollte die Wahl der Eorrccloren für die Richtigstel lung der Protokolle deS Landtages nach Curien vor sich gehen, vr. Rieger, welcher tschechisch sprach, erklärte sich gegen die Wahl der Correctoren nach Curien, weil da durch die Einheit und Gleichheit unter den Abgeordneten aufgehoben werde. Ec und mehrere seiner Freunde neh men die Geschäftsordnung wie die Landtagswahlordnung wegen der Kürze der dem Landtage zugemcfsenen Zeit als etwa- UnabwcislicheS an, sie verwahren sich jedoch, daß aus dieser Annahme ein Präjudiz betreffs ihrer fernern Meinung gezogen werden soll. Diese Verwahrung ist von den Herren Or. Rieger, Or. Palacky und Or. Brunner unterzeichnet. Hierauf wurden die Correctoren und zwar nach den Curien gewählt. Dann ging man zum Thema der Wahlprüfungen über, ohne daß sich ein bemerkens- werther Zwischenfall ergab. Der Sitzungsaal ist für die große Anzahl der Abgeordneten fast zu klein. Man ist bezüglich LeS Raumes sehr beschränkt. Die deutsche Par tei hat ihre Zusammenkünfte im „Hotel de Sare", die tschechische in den Räumlichkeiten der Bürgcrresfource. Letztere ist sehr gut diSciplinirt; von dieser Seite in An regung gebrachte Anträge bezüglich einer Petition an den Kaiser, der böhmischen Krone re., wurden von der Ma jorität der Partei abgewiesen. Es ist von einer Erklä rung die Rede, welche von mchrern Mitgliedern des Großgrundbesitzes dem Landtage übergeben werden soll und in der sich dieselben aus die angeborne Standschast, daS Recht der Gesetzgebung rc. berufen und das Ver langen stellen, Se. Maj. der Kaiser möge sich auch als König von Böhmen krönen lassen. DieS Actenstück ent hält jedoch auch die Versicherung, daß die Mitglieder der ehe maligen Sande loyal und opferbereit das Ihrige zur Ausrcchthallung und Kiäfligung der Staalseinheit bei tragen wollen. Bis heute ist diese Erklärung noch nicht erlassen worden. Möglich, daß cS auch nicht dazu kommt. — Die tschechischen Zeitungen „CzrS", „NaroLni Lifly" und „Poscl z Prahy" sind in Preßprocesse ver» diese kleinen Papageien, deren eS sehr viel« Arten gicbt, Wie solche im nalurhistorijchen Museum ausgestellt sind, über die großen Ebenen, vorzüglich MrttelaustralienS, allgemein verbreitet sind und als Zugvögel im Frühling in Schaaren von Hunderten erscheinen, um die Sameu der Gräser zu fressen. Ihr munterer und angenehmer Gesang ist tzillrrnd Und ost hört man ihn unablässig vom Morgen bis Abend, ja bei Beleuchtung und menschlicher Unterhaltung sogar in der Nacht, üanariensarnen ist ihre gewöhnliche Nahrung. Rchb. s Di« Commission zur Prüfung der ConcurS- Pläne für den Bau eines Opernhauses in Wien hat — wie die „Bohemia" schreibt — den k. k. Archi tekten und Professoren Aug. v. SiccardSburg und Eduard van der Nüll den ersten PiriS von 3000 VereiirSthalcrn, den Architekten Ernst Giese und Bernhard Schieibrr in Dresden den zweiten von 2000 VerrinSthalern, dem Architekten Karl Hastnauer in Wien den dritten Prei sen 1000 Dereinslhalern, dann dem Hofconcipisten beim k. k. Obrrsthofmeisteramt, Architekten Ferb. Kirschner und dem Privatbaumeister K. Guido Ehrig in Leipzig je ein Honorar von 1000 Vereinsthalern zuerkannt. s Der große Lesesaal im britischen Museum zu London, der erst vor wenigen Jahren mit einem Kostcnauswande von einer Million Pfund Sterling auf geführt wurde und alS ein- der herrlichsten Baudenk male unsrer Zeit bewundert wird, reicht für die Masse der Leser nicht mehr auS. ES ist die Rede davon, den Lesern «inen zweiten Saal zur Verfügung zu stellen und die Zahl der Custoden zu vermehren. Die Bibliothek selbst und die Antikensammlungen wachsen so rasch an, daß die Verlegung der naturwissenschaftlichen Samm lungen in ein anderes Gebäude wohl nicht lang« mehr zu umgehen sein wird. wickelt. — AlS künftiger Bürgermeister Prag wied der Ledersabrikant Herr Pstroß, al» Bürgermeister- Stellvertreter Or. Kieleky bezeichnet. — Heute wurde hier die Gemäldeausstellung «öffnet. Sie enthält dies mal weniger Nummern al- sonst. Triest, 6. April. (W. Z ) Da» zur Blokade bestimmte türkische Geschwader ist gestern vor Anlivarr ange kommen. Pesth, 4. April. (O. P.) Der Wortlaut drS aller höchsten Bescheide» auf va- E.suchen der D.putirtcn, daß der Landtag in Pesth und nicht in Ofen tage, ist folgender: „Zufolge de» unterbreiteten Wunsche- dec Landetvertreier hat Se. Majestät eingcwllligt, daß der ge setzgebende Körper sogleich nach der im königlichen Pa last voizunchmenden Eröffnung seine Sitzungen in Pesth hatte und halten könne, und daß der zur Eröffnung des Landtag« ernannte k. Commissar, der Herr luckere Curise, dies in der Eröffnungsrede ausspreche." AuS Pesth, 6. April, liegrn un- über die Eröff nung des ungarischen Landtag- in den Wiener Zeitungen folgende telegraphische Meldungen vor: In einer eben beendeten Privatconferenz der Deputirten wurde beschlossen, Nachmittag- um 4 Uhr die erste Sitz ung im Nationalmuseum zu halten. Eine Proklamation de» Grafen Michael E-zterhazy, deS Alterspräsidenten der Magnatentafel, beruft die Mitglieder derselben auf Nachmittag 1 Uhr zur ersten Sitzung im Lloydsaale. Um 11 Uhr wurde ein Veni »»ncle abgehalten. Der Primas pontificirte. Gegenwärtig waren fast alle Mag naten, aber nur gegen 100 Deputirte (von 300). Eine zahlreiche Volksmenge wohnte ruhig der Feier bei. Um 12 Uhr fand die Eröffnung des Landtags in der Burg zu Ofen statt. Der luckere Ouriao, Graf Appouyi, las, auf deS Throne- unterster Stufe stehend, die königl. Botschaft. Dieselbe lautet nach der „Press«" im We sentlichen: „Der König, welcher sein Wort «ingeldff, sendlt dem gesetz- gebenken Körper Ungarn« verlrauenSvoll seinen Gruß, von d>r Ueberzeugung erfüllt, daß e« kein Hinderniß, kein Mißvei ständniß gebe, da« nicht guter Wille und Aufrichtigkeit zu beseitigen im Siande wären. Dec König setze seine Hoffnung auf den Landtag, den er einbernftn, um die Verfassung h.rzustellen, zu fi. ern und den Bedürfnissen, der Zeit anzupaffen, besonder« aber, um nach beschwormm Krönung»dipleme sich mit d.r heil gen K>one des ersten König« klönen zu lassen. Der König wolle den rechtlichen Foiderungen der Nation um so m>hr genügen, a « er erwarte, daß auch d ese d e Autorität des Kön g» und den Fortbestand de« Re'che» achten werde " Die Lbren>«be betont >m weitern Ver laufe die Fortentwickelung de« OcloderN'p oms und d e Lu«keh- nung verfaffurgsmäßiger Zustände auf da« g>nze R.ich unter Wahrung ter Rechte Ungarn« Der Kön g diücki die Hoffnung au«, die ungarische Nation werde bei der fnedachen Lösung einer den Völkern der ganzen Monarchie so nahe gehenden Froge da« Bliipiel ihrer Ahnkn befolgin, w.lche e« stet, verstanr.n baden, die Verfassung den Zei Verhältnissen anzupaffen. Der König be dauert, daß er die Verfassung nicht in dem Maße Herstellen konnte, als sein väterliche« Herz e« gewollt habe. Die Rücksicht auf die Integrität de« Reiche» machte >« zur Nvthweudigkeit, daß vorder die Gefühle der Nakionalilä en erforscht wurden. Un ec den Ge setzen gab es solche, welche die Rechte de« Souverän« und die Sicherheit der Monarchie bedrohten; die Frage bezüglich dieser Gesetz« blribe zeitweilig in der Schwebe und »'«selben werdendem Landtage zur Revision vorgelegk werden. Die Thronrede erwähnt schließ ich auch die Uebertragung de« Landtag« nach Pesth. Zahlreiche Stellen der Thronrede wurden beifällig, die auf da» Februarpatent bezü liche Stelle mit Murren ausgenommen. Sämmtliche Magnaten und beiläufig 120 Deputirte hatten der Erösinungtfeirrlichkeit im Ofener Schlosse beigcwohnt. G>as Apponyi, Desk und der Füst- Ptimas wurden mit EljenS empfangen. Gegenwärtig Sitzung deS Oberhauses. Die Straßen sehr belebt. Die Sitzung der Magnatentascl wurde vom Al terspräsidenten Graf n Eezterhazy eröffnet; derselbe ge denkt ehrend BaUhyany's und stellt den PatriolismuS desselben als Muster auf. Hierauf folgte die Constttui- rung deS Hauses, die Vorlesung des Decictcs der Er nennung des Grafen Apponyi zum Präsidenten und des Grafen Majlälh zum Viccpräsidenten. Baron Gabriel Pronay (einem Telegramm vom Schars'schen Bürcau zu folge Graf Karl Zicky) beantragt einen Protest gegen diese Ernennung, welche der Contrasignirung eines un garischen Minister- entbehre, und verlangt unter großer Zustimmung ein ungarisches Ministerium. Nach längerer Debatte wird kein spccieller Protest, sondern nur die be treffende Verhandlung in das Protokoll ausgenommen. Die Rede, mit welcher die Sitzung des Unterhau ses von Palcczy eröffnet wurde, ist ohne wesentliche Be deutung. Per Sccreiär der Magnatentafel übergab die Abdicirungs- und ThronbesteigungSurkundcn. Hierauf folgte die Wahl des Vensicatiouscomitö». Die nächste Sitzung wird am Dienstag stattfindcn. Agram, 4. April. (Ostd. P.) Der bedauerliche Er- ccß, welcher vorgestern von zahlreich versammelten Sol daten deS Erzherzog Slephan-Jnsanterie-Ressimenls durch daS Herabrcißen des k> oat,sch - slavonisch - dalmatinischen Landeswappens verübt wurde, das sich an dem Hause am Jcllachichplatze befand, No sich die NotariatSkanzbi befindet, gab zu einer lebhaften Debatte in der gestrigen S tzung des G-meinderalhs Veranlassung. Der Ge meinde, ath beschloß, sich an Se. Ercellenz den Ban mit der Bitte zu wenden, daß daS Militär, welches den Er- ccß verübt, von hier entfernt, oder falls die- nicht lhun- lich, aus den Häusern, wo eS rinquartiert, hinweg in eine Caserne, und da dicSfall» locale Hindernisse bc- st hen, allenfalls in da- neu erbaute, seinem Zwecke noch nicht zug-wrndcte LandcShospital verlegt und die Nachl- patrou llcn durch die andern hier garnisonircndcn Trup- ncnkörprr verrichtet werden. Zugleich soll Se. Ercellenz gebeten werden, daß der versprochenen gerichrlichen Un tersuchung in diesem Erceßfalle auch eine Commission von Seiten der Stadt bcigezogen werde. Ueberdies wurde beschlossen, an Se. Majestät den Kaiser sogleich eine De putation abzusenden, um Allerhöckstdenselben um die DtS- locirung deS Erzherzog Stcphan-Jnfantcrie-RegimentS zu bitten und die- im telegraphischen Wege dem kroatisch» slavonischen Hofdicasterinm bekannt zu geben. Nach die sen Beschlüssen verfügte sich ter Gemcinderath in corpore zu Sr. Ercellenz dem Ban, dessen Antwort dahin lau tete: über die Entfernung dcS betreffenden Truppcnkör- pers selbstständig nicht verfügen zu können, die Concen- trirung desselben jedoch in dem LandeSspitalgebäude an ordnen lassen zu wollen; hierbei erklärte auch Se. Er- cellenz, daß er für di« Erhaltung der Ordnung und Ruhe feiten» deS Militärs bürge, indem er diesfalls bereit- die nölhigen Weisungen erlassen, daß er aber auch von Seiten des Civils erwarte, daß eS sich jeden Anlässe» zu Ruhestörungen enthalte. Was den letzten Erccß anbe- lange, so sei die strengste gerichtliche Untersuchung ein geleitet und werde die Gemeinde von deren Resultat in Kenntniß gesetzt werden. — Eine von der Gymnasial jugend vorgebrachte Bitte, an die Stelle de» vom Mili tär herabgerissenen LandeSwappen» rin andere» in ihrem Besitze befindliche- aufstellen zu dürfen, wurde genehmigt und beschlossen, daß die Aufstellung unter Jntervrnirung der Etudthauptmannschaft zu geschehen habe, die denn auch um 5 Uhr Nachmittag» unter Abfingung von Na- tionalliedern und lebhaften Ziviorufen der Gymnasial jugend, die im feierlichen Zug« herangekommrn war, vor genommen wurde, Agra«, 6. April. (W. Z.) Die herabgrrissenen k.k. Adler wurden heute bei allen k. k. Aemtrrn, mit Ausnahme der Pollzeidirection, da die Herstellung de« stark beschädigten AblerS der selben nicht vollendet wurde, feierlichst aufgrrichtet. Dir ganze Garnison und da» auf dem Durchmarsch hier befindliche Bataillon des Wa- ra diner-Kreuzer Grenzregiment» rückte hierzu in Parade aus und die Truppe gab nach beendeter Aufrichtung der k. k. Adler drei Salven. Der Adler der Polizeid>rection wird, sobald er fertig wird, ebenfalls feierlichst ausge richtet weiden. Die Bevölkerung verhütt sich ganz ruhig und anständig. tt Berlin, 6. April. Die Vertreter der Zoll- vereinsstaatea bei der hiesigen ZollvereinSconfcrenz, welche sich vor dem Osterfeste in die Heimath zurück be geben hatten, sind bereits wieder hier versammelt, und die Verhandlungen nehmen aufs Neue ihren Fortgang. — Vor Eintritt in die Tagesordnung der heutigen Sitz ung deS Hause- der Abgeordneten gab der Mini ster der auswärtigen Angelegenheiten folgende Erklä rung ab: „In den letzten Tagen ist rin Vorfall zur Kenntniß d«r Regierung gekommen, welcher in weiten Kreisen Aussehen erregt hak, und zwar mit Recht, da derselbe geeignet ist, «in zweideu- t ge« Licht auf die preußische Diplomatie zu werfen. Nach den Miltheilungen öffentlicher Blätter und nach sonstigen Miltheilun gen sollen in Palermo Briefe in die Hände der Behönen ge fallen sein, welche durch einen der preußischen Gesandlsebalt at- tachirien Offizier überbrache worden sind. In diesen Briefen soll Lieser Offizier al« «ine Vertrauritpersoa für gewisse, auf die po litische Lage ter Insel Sicilien bezügliche Absichten und Bestre bungen bezeichnet sein. E« ist wohl nicht ndkh'g, hirvorzuheben, daß die preußische Reg'krui'g solchen Bestrebungen fern steht und deß dieselben nicht nur nicht von dir Regierung auwr'sirt sind, sondern daß dieselben auch im entschiedenen Widerspruche mil den bereit« bekundeten Intentionen der preußischen Regierung stehen. (Bravo.) Wenn testen ungiachtet eine solche Mitwirkung wirk lich stattgefundin Haden sollte, ja, wenn sie auch nur versucht und beabsichtigt sein sollte, wa« bi-her nicht ei wiesen worden ist, so winde die« von der preußischen Regie-ung auf da« AUcrnach- d'ückl chste und Unzweideutigste de«avouirt und mißt lligt werden müst n. (B avo) Denn, meine Herren, kein« Regierung kann einer in dienstlichen Beziehungen stchen'ei Person grstatten, Po. lit k auf eigene Hand zu tre ben. oder w.h> gar sich zum Organ und Träge fiemder politischer Interessen und Zw.cke zu machen. De Staai«r gicrung dat auch hrerseit« die eiste Kunvevondem Vorfälle durch d e Zeitung« e erhalten, sie hat sofort da« Erfor derliche angeor net, um in kürzester Frist eine vollstänoige und au hentische Aufklärung über d.n ganzen Sach>veihalk sich zu ver schaff n, und sie wird je nach Maßgabe de« Ergebnisse» der an- gestelli.n Ermittlungen e nged nk Dessen, wa« ih-e Pflicht und ih e« Amte« ist, die geeignete Remedur noch allen Seilen hin rintreten zu 'assen w ff.n. (Bravo.) Um „dessen von vorn ber- rin jeder Mißdeutung vorzub.ugrn und um von vorn Herrin keinen Zweifel bestehen zu lcssen über die Stellung, w lche die Staat«- regierung zu dieser uneif eulichen Angelegenheit einnimmt, hat e« mir zweckmäßig erschienen, vor dem Lande und dessen Vertre tern gleich jetzt die gegenwärtige offene Eiklärung abzugeben. (Bravo.)" Die Tagesordnung führt zur Bcrathung über daS Gesetz, betreffend die Eide der Juden. Es handelt sich Labei bekanntlich um einfach« Normirung der Foim: „Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen rc. — so wahr mir Gott helfe" unter Abschaffung der bisherigen,— wir die Commission motivirt — „ein Mißtrauen bekundenden und abgeschmackten Foimcn" der Verwarnung. Gegen die Vorlage sprechen die Herren Neichenspcrgrr (Geldern) und Wagcner (Regenwald«), dafür dir Herren Or. Veit und Or. Gneist als Berichterstatter, sowie der Jüstizmt- nister, sämmtlich unter Hinweis auf das durch 400 Pe titionen motivnte Bedülfniß. Nach sehr eingehender De batte wird die N gierungsvorlage mit überwiegender Ma jorität angenommen. (Dagegen stimmen die Fraktion v. Blankenburg und ein Theil der Katholiken.) Ein Amendement Waldeck, die EldeSnorm auch für die E«de der Christen unter fakultativer Hinzufügung der vorge schriebenen konfessionellen Bekrästigungsform-l einzufüh- ren, dagegen abgelehnt. — DaS Gesetz über die PenfionS- beiechligung der Gemeindeforstbeamten in der Rheinpro vinz wird nach den Beschlüssen deS Herrenhauses ange nommen. Es folgen PetitionSberathungen, deren eine auf die Einführung des Ballot bei der Ab stimmung gerichtet ist. Die Commission empfiehlt lieber« Weisung an daS Ministerium. Der Abgeordnete für Brombcrg, v. Bethmann-Hollwcg, beantragt di« motivnte Tagesordnung. H.rr Schulze (Berlin) spricht für die Ueberweisung an das Ministerium und empfiehlt die ge heime Abstimmung als einen Damm und Schutz gegen dcmoralisircnde Einflüsse der Bestechung rc. Die Frage sei unabhängig von jedem Wahlsystem, ihr AuSlrag im Sinne der Petitionen werde nur einem diiugrnden Be- dürsniß enl'prechen. Herr Wagcner (Regenwalde) und der Minister deS Innern sprechen für einfache Tagesord nung, Herr v. Carlowitz sür Ueberweisung an daS Mi nisterium. Nachdem Herr Bescler noch die einfache Ta gesordnung beantragt, wird der Schluß der Debatte an genommen. Es waren noch sechs Redner für, drei gegen die Commission eingeschrieben. Bei der Abstimmung wird die motivnte Tagesordnung angenommen. Nächste Sitz ung Dienstag. — Die Huldigungsfrage ist nun endgiltig dahin entschieden, daß das KönigSpaar eine Reise nach Königsberg zu einem Kiönungsfeste unternimmt, Während nach der Rückkehr von dort ein feierlicher Ein zug in Berlin stattfindrn soll. — Der Entwurf des deut schen Handelsgesetzbuch- befindet sich bereit- im Druck und soll in 1000 Exemplaren an die Mitglieder deS Landtags u. A. zur Vertheilurig kommen. Der Ent wurf umfaßt 911 Paragraphen und wird 10 Octavbogen stark sein. Nach den bisher getroffenen Abreden unter den Mitgliedern der Commission darf man deren Ewpf.h- lung der unveränderten Annahme de- Gesetze- en blue und einem dem entsprechenden Beschlüsse deS Plenum- entgegen sehen. Stuttgart, 5. April. (A. Z) Unsre Minister» krisrS ist seit gestern Abend definitiv beendigt. An Rümelin'S Stelle wird al- Deparlement-chef de- Cultu- der bisherige OberregierungSrath Gollhrr allgem.in be zeichnet. Nach, als zuverlässig angesehenen Angaben wird der Kammer in entgegenkommendster Weise begegnet wer den, und die in heutigen Stuttgarter Blättern enthaltene Behauptung, daß ein vor acht Tagen im „Staat- An zeiger" erschienener Artikel, unter dem Titel „Rückbltcke auf die letzte ConcordatSdebatte", da- neue Regierungs programm in sich fasse und mit demselben in irgend welcher Verbindung stehe» entbehrt jeglicher Begründung. Dessau. (E. Ztg.) Am 30. März feierte der Chef deSherzoglichen Militär-, Oberst Ttockmarr, sein fünfzig jährige- Dienstjubiläum unter allgemeinster Theil- nahme von nah und fern. Se. Hoheit der ältestregie« renbr Herzog geruhte am Abend zuvor -en verdienstvollen Jubilar zu sich zu bescheiden und ihn in den herzlichsten und huldreichsten Au-brücken zu beglückwünschen und zum Generalmajor zu ernennen, tngleichen ihm da» Com-
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