Suche löschen...
Dresdner Journal : 01.03.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186103014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1861
-
Monat
1861-03
- Tag 1861-03-01
-
Monat
1861-03
-
Jahr
1861
- Titel
- Dresdner Journal : 01.03.1861
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
er: „Gott wolle, daß da» verfinsternd« Band von den Augen falle. Todt sind nur die König«, die dei Lebzri- ten sich nicht vertheidigeal" — Ms-«. Dupanloup halte,' um sich nicht durch seinen Unwillen hinreißen zu lassen, vor der Herau-gabe der Broschüre fit einem Eomite, gebildet au» Senatoren, Deputaten, lauter Anhängern der Negierung, deren Unheil also nicht verdächtig war, vorgelegt. Diese haben den Enlwurs einstimmig gebilligt, bi» »ns drei Punkte, dir in Wegfall kamen. Der erstcre enthielt den Dank gegen dir Kaiserin, die ihre christlichen Gesinnungen inmitten de» Hofe» bewahrt habe. Der zweite warf dem „Journal de» Debat»" Abtrünnigkeit von seinen religiöse» Principe«» vor. Der dritte ging gegen Herrn v. Lagurrronntöre persönlich und sagte: scine Schrift habe seiner Stirn und der seiner Nachkommen schaft ein unvertilgbaret Maal ausgeprägt. Er wurde zu einer Art kaiserlichen ewigen Juden gestempelt! Diese Persönlichkeiten fand man denn doch zu stark. — E» geht da» Gerücht, Graf d'Hauffonville habe endlich die Erlaubniß zur Herausgabe eine» Journals erhalten. Bern, 24. Februar. (Echw. M.) Der Abschluß de» französisch-englischen Handelsvertrag» hat den zahl« reichen und mächtigen Handel»- und Fabrikantenstand namentlich in der Ostschweiz auch nach einem ähnlichen Betrage mit Frankreich lüstern gemacht. Mit großem Ungestüm wurden die schweizerischen Behörden bestürmt, die nöihigrn Schritte bei Frankreich zu thun, und au» dem gleichen Grunde auch bet Anlaß de» savoher Han del» Alle» aufgeboten, um einen Bruch zu verhüten. Da die Sache nicht schnell genug vorwärts geht, so stellt man sich im Osten unzufrieden und im Westen, nament lich in Genf, verwahrt man sich gegen allfälliges Auf geben deS schweizerischen Rechtes in Bezug auf Saveyen gegen Einräumung günstigerer Vertragsbedingungen von Seiten Frankreich», und würde lieber den gegenwärtigen Zustand verziehen, obschon Genf von Frankreich zu A ringeschlossen ist. So erklärten sich letzte Woche etwa 3000 Bürger von Genf in öffentlicher Versammlung und theiltrn ihren Willen dem BundeSrathe telegraphisch mit, der sich eben in mehrer» Sitzungen mit dem Gegenstände befaßt hat. Wahrscheinlich werden noch Monate verflie ßen, ehe die Sache spruchreif ist, besonders wenn sich die Vermuthung der Genfer bestätigen sollt«, daß Frankreich auf diesrm Wege sich auch in den rechtlichen Besitz von Savoyen zu setzen wünsche. Lern, 24. Februar. (Wes.-Z.) Der Abschluß de» Handelsvertrag» mit Frankreich ist auf unbestimmte Zeit vertagt; eine andere Deutung ist dem gestern nach zweitägiger Debatte gefaßten bundeSräthlichen Be schluß, die Angelegenheit dem eidgenössischen Zolldeparte ment nochmals zur Prüfung zu überweisen, nicht zu geben. Offenbar hat der BundeSrath wichtige Gründe, die Frage nicht zu übereilen. — Schon seit einiger Zeit geht da» Gerücht, Savoyen werde mit 50,000 Mann französischer Truppen besetzt werden. Diese» Ge rücht dürfte schon jetzt mehr al» blose» Gerücht sein: wir wissen, daß fast täglich klein« 200—300 Mann starke Abthrilungen französischer Truppen in diese Provinz ein- . rücken und dort bald diese, bald jene Ortschaft in aller Stille al» Garnison beziehen. — (Sch.Dl.) Der französisch« Cousul in Genf weigerte sich, einen seiner Angestellten vor den genferi- scheu Gerichten erscheinen zu lassen, und berief sich auf da» Recht der Exterritorialität, weil auch die schwei zerischen Consuln in Frankreich dieselbe genießen. Der BundeSrath hält di« bisherige Prari» aufrecht, wonach uur eigentliche diplomatische Vertreter bei unS exterritorial sind und auch die Schweiz für ihre Consuln im Aus land diese» Recht nicht beansprucht. — Am 15. d. M. ist in Vevey die bekannte Fahnengeschichte zur ge richtlichen Verhandlung gekommen. Die waadtländifchen Bürger, die angeklagt waren, auf eine französische Fahne, die auf einem savoyer Fahrzeug al» Herausforderung aufgeflanzt war, vom Schweizerufer au» geschossen zu haben, sind freigesprochen worden. Gaöta. Der Minister der auswärtigen Angelegen heiten de» Königs von Neapel, General Casella, hat folgendes Rundschreiben an die neapolitanischen diplo matischen Agenten bei den europäischen Höfen gerichtet, in welchem die Ursachen der Capitulation von Gaöta dargestellt werden. „Mein Herr! Die Gründe, welche die Sapitulativn Gaöta« herbeigeführt haben, sind rheil« politischer, «heil« militäxiswcr Natur. Zu dcn politischen Gründen muß man rechnen, die sostematische Feindseligkeit England«, den laut von dem Kaisir der Franzosen ausgesprochenen Entschluß, da« Prineip der Nicht- iarervention aufrecht zu erhallen, endlich die Unthätigkeit der andern Mächte, welche einen raschen Beistand nicht hoffen ließen. Was die militärische Frage betrifft, so hatte der Platz schrecklich durch da« verlängerte Bombardement gelitten, der Lyphus deci- mirte die Varvisen, die feindliche Artillerie war der de« Platze« überlegen, zwei Breschen waren gedffnet durch die Explosion der ' i Pulvermagazine (eine Explosion, welcher der Verrath nicht fremd gewesen ist), und zu gleicher Zeit, al« die Angriff«miitel der Belagerer in bedeutendem Maße zunahmen, verminderten sich sogleich die Hilfsmittel de« Platze«. Unter diesen Umständen, da dir Dertbeidigung nur um einige Lage und um den Prei« der größten Opfer verlängert werden konnte, hat der König geglaubt, ' lieber alt Souverän und Vater, denn oll General handeln zu müssen, indem er die letzten Schrecknisse der Belagerung Trup pen ersparte, welche bereit waren, den letzten Blutstropfen für die Erfüllung ihrer Pflicht alt Unterthanen und Soldaten zu vergießen. Aber die Tbarsachen, weich« feiten der Piemontesen die Verhandlungen begleitet habe», tragen einen Eharakter, der gekennzeichnet werden muß. Der General Eialtini har verweigert, die Feindseligkeiten während der Unterhandlungen «inzustrllen. Drei Lage lang hat er »en Plgtz mit Bomben und Mirserkugeln überschüttet. Alle Bedingungen waren bereit« festgrstellt, et fehlten nur n,ch zur Beendigung der Eapitulation da« Umschrei ben diese« langen Aktenstück« und die Formalitäten der Unter zeichnung, und dennoch verbreiteten die piemontesischrn Batterien fortgesetzt den Lod in Gaöta, und dir Explosion eine« andern Pulvermagazin« begrub unter ten Trümmern Offiziere und Sol daten Empfangen Sie rc. Easello." Turin, 24. Februar. (K. Z.) Baron Ricasoli zieht ' sich nun definitiv vom officiellrn Schauplätze zurück. Der König hat heute Morgen das Decret unterzeichnet, wel che» den Marquis Sauli zum Generalgouverneur der toScanischrn Provinzen ernennt. Derselbe wird in den ersten Tagen des März nach Florenz abreisen, so daß, da Baron Risasoli entschlossen ist, am 1. März schon sein Amt niederzulegen, ein Interregnum von wenigen Tagen entstehen «Kd. Margui« Sauli reist allein nach Florenz, höchsten» nimmt er einen Privatsecretir von hier mit. — Da» Centrale de» Senates hat, wie die „Perse- veranza" berichtet, beantragt, daß von nun an der e rst- grborne Prinz de« König» von Italien für immer de« Titel „Prinz von Piemont" führen soll, um an jene Provinz zu erinnern, von welcher di« Unabhängig keit Italien» hrrvorging. — Die „Bvhemia" bringt, au» Venedig datirt, folgende Milthrilung: AuS Turin schreibt man, daß am Tage der Eröffnung de» Parlament», «ine halbe Stund« vor der Abfahrt de» Königs au» dem Nesidenzpalastr, in eine« versteckten Winkel in der Nähe der S. Giovanni- Kirche von einem Sergeanten der Nattonalgarde eine Bombe von der Größe eine» kleinen Kürbisse» gefunden wurde. Die Bombe war nach Art der Orsini'schen fabricnt, mit 36 Kapseln versehen und mit einer starken Dosi» «xplodirrndrn Zündstoffe» gesüllt. Maa gab sich natürlich alle mögliche Mühe, um die Sache zu ver tusche«, und suchte die Leute glauben zu machen, daß die Bombe rin unschädlicher FeuerwerkSapparat gewesen und von dem mit der Leitung der am Po am Abend veranstalleteu Feuerwerke betrauten Pyrotechniker daselbst deponirt worden sei. Die Quästur hat sich indrß be eilt, zahlreiche Verhaftungen vorzunehmen, und an dem selben Abend durchstrichen doppelte Patrouillen die Stadt. Trotz der Bemühung der Polizei glaubt doch kein Mensch, daß diese Bombe zu etwa» Andrem al» zu einem Attentate bestimmt gewesen sei. Die Republi kaner beschuldigen nun die Clericalen diese» Mordver suche» und vieo ver«». Der König soll hierüber äußerst verstimmt gewesen sein und erschien auch nicht bei den Abend» veranstalteten Festlichkeiten. — Ein Gerücht will ferner wissen, daß an demselben Tage auf der Piazza- Carignan in Turin ein Parmesaner kurz vor der An kunft deS König» im Besitze einer Pistole gefunden und verhaftet worden sei. — Die piemontesischen Blätter be obachten über diese bezeichnenden Einzelnheiten der Er öffnung des ersten italienischen Parlaments, die ihnen begreiflicherweise nicht gelegen kommen, rin unverbrüch liche» Stillschweigen. Madrid, 25. Februar. Die „Conrspondencia" mel det, daß da» Schiff „Edetana" von Tanger zurückgekom- men ist. Man versichert, daß eS «inen von Marokko unterzeichneten neuen Vertrag mitbringe. St. Petersburg, 21. Februar. (H. C.) Im Kau kasus haben die Bergvölker wieder einige handgreifliche Zurechtweisungen erhalten. Uma Dujeff und Atabai, zwei bisher unbekannte Personen, welche denBersuch ge macht, die verschiedenen Stämme unter einen Hut zu bringen und mit dieser vereinten Macht, die nach An gaben de» „Odessaer Boten" gegen 12,000 Mann betragen haben soll, gegen die russischen Truppen lo»zubrechen, sind mit blutigen Köpfen heimgrschickt worden. Da» ganze Voihaben war gleich von Anfang an «in verfehlte», denn die rasch getroffenen Gegenmaßregeln der russischen Ge nerale machten rin Gelingen sofort unmöglich und be schränkten den Kampf auf einige Scharmützel, die selbst verständlich nur zum Nachtheile der aufgewiegelten Berg völker auSsallen konnten. Wiederum «i« in» Wasser geführter Schlag, der von Konstantinopel au», wie üb lich, al» eine Affaire von Wichtigkeit in die Welt hin aus telegraphirt worden war, bei näherer Besichtigung aber auf den Arm, der ihn vollsührt, zurückgefallen ist. — In Feodofla ist die authentische Meldung ringegan- grn, daß, sobald die Witterung r» erlauben wirst, mit den Arbeiten an der MoSkau-Feodosia Eisenbahn be gonnen werden soll. Für den ersten Ansang ist eine Summe von 600,000 R. S. von hier au» nach Feodosia rcmittirt und dabei erwähnt, daß die Arbeiten ohne Un terbrechung fortzuführen seien. -s* Warschau, 26. Februar. Seit der bekannten hiesige« Volksdemonstration am 29. November v. I. zur Jahresfeier der polnischen Revolution, die von den Be hörden ignortrt geblieben war, verbreitete sich im ganzen Lande da» Gerücht, daß in Warschau am 25. Februar, als am Jahrestage der Schlacht bei Grochow, eine groß artigere Demonstration stattfinden würde, was sich auch gestern in der Thal verwirklicht hat. Anfang» hieß es, daß am gestrigen Tage ein TrauergotteSdienst in der Mittagsstunde auf dem Schlachtfelde selbst (unweit der Vorstadt Praga) abgrhalten werden würde. Nachdem sich aber daS Gerücht verbreitete, die russischen Truppen hät ten die Absicht, auf demselben Felde gleichzeitig für die gefallenen Ruffen ebenfalls einen TrauergotteSdienst ab zuhalten, wurde da» Vorhaben dahin abgeändert, daß man Abends eine große Procession mit Fackeln durch die Hauptstraßen der Stadt veranstalten wolle. I« de» letz ten Tagen wurden gedruckte Zettel in de« Straßen auS- gestreut und sogar an manchen Gebäuden angcklebt, mit der Aufforderung, sich recht zahlreich auf dem Altmarkte um halb 6 Uhr Abend» zu versammeln. Schon um 5 Uhr waren nicht nur der große Marktplatz, sondern auch alle dahin führenden Straßen mit Menschenmassen überfüllt, wobei r» auffiel, daß sich unter den Neugie rigen nicht nur Männer au» den bessern Ständen, son dern auch viel Frauen befanden. Die zahlreich vertre tene Polizei forderte die Massen auf, sich zu zerstreuen, aber vergeben». Die Polizei wurde auf jede Weise ver höhnt, und die Volk-massen, die von allen Seiten hinzu strömten, machten dir Circulation lebensgefährlich und später ganz unmöglich, wozu ein großer Nebel und man gelhafte Straßenbeleuchtung wesentlich beitrugen. Während auf diese Weise di« Polizei auf dem Alt markte vollauf beschäftigt war, versammelten sich di« Un sichrer der Demonstration in der nahe gelegenen Pauli- nerkirche zum Gottesdienste. Die Kirche konnte die her- zuströmende Menge nicht fassen, so daß die Straße vor derselben von Menschen ««gefüllt war. Gegen halb 7 Uhr begann die Procession au» der Paulinerkirche durch die Taubeugaffe und bald erschien dieselbe auf dem Altmarkte. De« Zug eröffnete ein Ma«n mit einer polaischen Fahne (weißer Adler aus rothem Felde). Hinter diesem folgte eine Masse junger Leute, meiste»« Studenten der medkinischen Akademie, der lgndwirth- schaftlichen Schul«, der Kunstakademie und de» adligen Institut», sowie junge Leute au« dem Handwerkerstand«, meisten» mit kleinen Fahnen in den polnische« National farben (roth und weiß) und mit Fackeln. Die Proces sion schritt singend durch den von dichtgedrängten Massen gefüllten Altmarkt, und al» da» Volk de» Weiße» Adler erblickte, so erscholl rin furchtbarer, nicht enden wollen der Jubel. Der Zug hatte die Absicht, durch die Jo- hanniSgaffr vor dem königlichen Schlosse vorbei, nach der Krakauer Vorstadt (die schönste und belebteste Straße Warschau») zu ziehen und dort vor da» Palai» der Statthalterschaft, wo gerade der landwirthschastlichc Ver ein seine Berathungen hielt. Zur Zeit ist nämlich der ganze Adel de» Königreich» hier zur Generalversammlung de» landwirthschaftlichrn Verein» (welcher erst seit un gefähr 2 Jahren besteht und. bereit« 4600 Mitglieder zählt) versammelt. Al» der Zug sich der JohannrSgaffe näherte, erschien plötzlich eine Abthcilung berittener Gen darmerie und sing an, von ihren Säbeln Gebrauch zu machen. ES entstand natürlich unter der Menge rin furchtbarer Tumult und die Theilnehmer de» Auge», die arrelirt werden sollten, vertheidigten sich eine Weile mit ihren Fahnen und Fackeln. Nach einer Stunde ungefähr war der ganze Altmarkt gesäubert, die ganze Garnison trat unter Waffe» und besetzte alle öffentlichen Plätze, sowie di« Hauptstraßen, durch die eine ungeheure Men schenmenge bi» tief i» di« Nacht wogte. Man spricht von zahlreichen Verwundungen unter dem Volke, wobei zu bedauern ist, daß auch unschuldige Personen betroffen worden sind, die von dem plötzlichen Erscheinen der Mi litärmacht nicht» geahnt hatten. Vom Militär ist Nie mand verwundet, da da» Volk gänzlich unbewaffnet war. Heute erschien eine Bekanntmachung vcS Polizciminister» in den Zeitungen, worin das ruhige Publicum vor Be theiligung an dergleichen Aufzügen gewarnt wird. Heute trugen die Männer schwarzen Flor an ihren Hüten und Mützen, und wer sich ander» auf der Straße blicken ließ, mußte sich auf unzarte Bemerkungen gefaßt machen. Heute Mittag begaben sich sämmtliche hier anwesende Adelsmarschälle znm Fürsten-Statthalter. Die heutige Abendversammlung de» landwirthschaftlichrn Verein» soll außerordeutlich zahlreich besucht und sehr animirt gewesen sein. E» mögen Wohl an 2000 Mitglieder versammelt gewesen sei«. Dresdner Nachrichten vom 28. Februar. —0. Der wegen Morde» seiner Kinder in zwei In stanzen zum Tode verurtheilte vormalige Staatsschulden buchhaltereikanzlist Karl August Gladrwitz genannt Leh mann ist von Er. Majestät dem König zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden. Proviiyialnachrichten. Chemnitz, 24. Februar. Der hiesige Turn verein, welcher am Schluß de» vorigen Jahre» 360 ordentliche Mitglieder und 70 Zögling«, Letzter« sind junge Leute unter 18 Jahren, welche ohne Stimme und Wahlrecht sind, zählte, hat am 19. diese» Monat» eine erweiterte gesellige Zusammenkunft veranstaltet, um vor geladenen Gästen durch musikalische und andere Vorträge dem Vereine sowie dem Turnen überhaupt immer mehr Freunde zu gewinnen und seinen Mitgliedern auch öffent liche Gelegenheit zu geistiger Regsamkeit zu geben. Die Gesänge sind Leistungen «ine» besonder« Gesangcirkcl» von Mitgliedern und wurden wie sämmtliche übrige Vorträge mit vielem Beifall ausgenommen. Betont wurde in der ersten Ansprache, daß der Verein sich fern von jedem, auch dem geringsten politischen Treiben hält und rein turnerischen Zwecken huldigt. Da der bisherige Turnplatz nicht mehr ausreichen will, und die Auffin dung und Herstellung eine» neuen mit vielen Schwierig keiten verbunden ist, so hat sich der Verein an den Rath gewendet, und zu Förderung deS guten -zwecks um Ueberlassung eine» communlichen Platzes gebeten, zugleich aber auch der Gemeinde seine Dienste angrboten, indem seine tüchtigsten und befähigtsten Mitglieder die Bildung eine» freiwilligen Feuerlöschcorps zusagen. Da» Letztere dürfte sicherlich nur dankbar zu acceptiren sein. Nach dem hiesigen Adreßbuche giebt es übrigen» hier nicht weniger al» 4 verschiedene Turnvereine, außerdem existi- rea noch kleinere Turnzirkel, rin erfreulicher Beweis, daß da» Turnen auch hier immer festere Wurzeln faßt. Auch bei den hiesigen VolSschulen steht die Einführung de» Turnunterricht» in gewisser Absicht, nachdem die Stadtverordneten bei Gelegenheit der Äudgetberathung hierauf einen ausdrücklichen Antrag gestellt haben. lD Bautzen, 26. Februar. Am verflossene»! Mon tag« gründeten allhier eine Anzahl Schuhmacher eine „Schuhmacher-Association" zu dem Zwecke, um alle ihre Bedürfnisse, namentlich Leder :c. gemeinschaft lich und im Ganzen einzukaufen. Es ist behufs dessen zur Niederlage ein feuerfeste» Local gemiethet. Bi» dato sind 15 Mitglieder, die einen Vorsteher, Schriftführer, Cassirrr und Ausschuß gewählt, und da auch VerufSge- noffen deS platten Laude» der Association britreten dür-' fcn, so dürste die Anzahl der Mitglieder sich bald ver mehren. Jeder der Eintretenden hat 2 Thlr. Eintritts geld zu zahlen und darf innerhalb Jahresfrist nicht wie der auStreten. Allerdings ist der Verein genöthigt, zu vörderst einige» Geld aufzunehmen, um da» Geschäft gleich anfangs schwunghaft zu betreiben, und eS soll brhus» desselben auch im ersten VerrinSjahre keine Dividende ge zahlt werden. Gerichtsverhandlungen. —ck. Dresde«, 28. Februar. Gestern fand gege« den der Unterschlagung fiskalischen Eigentbum» angeklaz- te« k. Revierg«Hilfen auf Langebrücker Revier, E. Klipp chen, «ine Hauptverhandlung statt, bei welcher 15 Zeuge« gegenwärtig waren und die bi» zum späten Abend an dauerte. E» würde un» zu weit führen, wollten wir die Detail» der dem Angrschuldigten brigrmessenrn Ver gehen in gleichem Verhältnisse mittheilrn, al» dieselben sich, trotz der bekannten Bündigkeit de» Vorsitzenden, Hrn. Gerichts«. Einert, nur allmählich vor der zahlreichen Zu hörerschaft entwickelten. E» genüge vielmehr hier, den Thatbestand im Allgemeinen aufzusasse» und nur da» Einschlagendste wiederzugeben. Klippchrn, im Jahre 1856 bei hiesigem GerichtSamt al» Neviergehilfe in Eide»- pflicht genommen, 33 Jahr alt und zeither ganz unbe scholten, hatte die Aufsicht über die auf dem Revier auf bewahrten Holzwaaren. Aber schon im folgenden Jahre ergaben sich Defecte an denselben, die er dadurch zu decken versuchte, daß er denjenigen Personen, welchen er sie zu überliefern hatte, andere Posten dafür anwir», zum Theil auch da» entstandene Manco bei dem k. Rent amt« aus eignen Mitteln au»glich, und r» blieb unrr- örtert, ob im Anfänge jene Hölzer von ihm selbst für seinen Nutzen verkauft, oder von Dieben au» der Wal dung erholt worden waren. Durch diese» Decken und Jmmcrwiederdeckcn wurde die Unordnung nach und nach riesengroß, und er sah sich bei der Unzulänglichkeit seine» GehallS und vielleicht von der Hoffnung geleitet, schließ lich doch die Sache applaniren zu können, infolge dessen in die Nothwendigkeit versetzt, einige Male Holzwaaren im Werthe von circa40Thlr.u. bez. l O THlr.an dritte Personen um einen niedrigrrn Preis, al» der Waldzin» beträgt, zu ver äußern. Von dem Erlös halte er, wie constatkt wurde, Zahlungen für frühere Defecte, wegen deren er gedrängt wor den sein mochte, im k. Reutamte geleistet, wie denn über haupt alle Zeugenaussagen, und namentlich sein nächster Vorgesetzter, Herr Oberförster Sieger, bestätigten, daß Klippchrn ei« höchst reaelmäßige» Leben geführt und in keiner Weise einen verdächtigen Aufwand gemacht habe. Unter dcn ihm bcigemrssenen Vergehen trat ferner gra» virend hervor, daß er, um einen von ihm zu vertreten den Mehraufwand von Culturlöhncn zu decken (wie durch Zeugen nachgewiesen wurde), zu deren Verwen dung er aber vom k. Rentamt vorher nicht ermächtigt worden war, die jedoch die betreffende«, von ihm angr- stellten ArbeitSleute auch von ihm hartnäckig verlangten, 12 zum Werthe von 26 Thlr. veranschlagte Stockklaftern für 24 Thlr. veräußerte, und mit diesem Gelbe jene Arbeiter bezahlte. E» konnte nach alle Dem, obschon die übrigen Fälle mehr eine Ordnung»widrigkeit al» eine Unterschlagung involvirten, nicht fehlen, daß Klippchrn, der von dem Hrn. Adv. Lohrmann mit großer Theilnahme und unläugbarem Scharfsinn vertheidigt wurde, wegen der hier näher bezeichneten Unterschlagungen zu 3 Jah ren Zuchthaus condemnirt wurde, von welchen jedoch wegen erlittener einjähriger Untersuchungshaft 6 Monate al» bereit» verbüßt erachtet werde« sollen. * Liugesandtes. Schlußwort auf die „Erwiderung" der Kircheninspection zu Forch heim in Nr. 46 dieses Journals. Auch ich bin nicht gemeint, die Leser diese» Journal» länger mit einem Privatstrrite zn behellige«, sondern werde eine actenmäßige Darlegung der bezüglichen Vor gänge für den Fall bereit halten, daß ich Veranlassung haben sollte, davon Gebrauch zu machen. Wohl aber bin ich eS meiner Ehre schuldig, den von mir gebrauchten Ausdruck „verläumderische Insinuation" zu rechtfertigen und damit den Verdacht einer Unbeson nenheit abzuwenden. In dem vorigen „Eingesandt" »ar gesagt: die Amt»- hauptmannschaft, welche damals noch unter Lei tung de» Freiherrn von Biedermann stand, habe dir Annahme der Steine vom Schulbüschel verweigert. Was ist die» Andres, als die Beschuldigung eine» Mißbrauchs meiner AmtSbefugnisse zu einem verwerf lichen Privatzwecke, denn ohne eine solche Absicht wär« jener Zusatz ein völlig müssiger. Der Sachverhalt ist aber der, daß während de» letzten JahreS meiner Dienstzeit, die mit ministerieller Geneh migung abgeschloffenen dreijährigen Steinanliefrrungt-Con- tracte noch nicht abgelaufen waren, folglich die Annahme andrer Steine unmöglich gewesen wäre. Die Hauptsache aber ist, daß die fraglichen Steine der AmtShauptmannschaft gar nicht angeboten wor den sind. Die Verweigerung der Annahme demnach rin erdichtete- kaetum ist. Wie soll man aber eine solche, nicht direct ausgesprochene aber sehr verständlich angrdeutete Beschuldigung, ander» al» geschehen, bezeichnen. Ferner ist gesagt worden: Mein Jäger habe die Cul- turarbeit im Schulbüschel au» dienstlichen Rücksichten ver weigert. Hat er sich dieser Ausdrücke bedient, so ist die» ganz ohne mein Zuthun geschehen, denn ich habe meinem Jäger in dieser Sache völlig freie Hand gelassen; er erklärte aber gegen mich, daß er da» Gelipgen für unmöglich halte und dem Vorwürfe sich nicht auSsetzen möge, dabet ungeschickt verfahren zu sein. Dem sei nun, wie ihm wolle, so liegt doch immerhin in der Hervorhebung jene» WeigerungSgrunde» der angedeutete, unbegründete Vor wurf, daß ich meine Stellung al» Dienstherr gemißbraucht habe, um etwa» Nützliche» zu Hintertreiben. Niedrrforchheim, den 25. Februar 1861. Freiherr von Biedermann. Statistik und Nolkswirthschast. Königlich sächsische Erfindungspatente. Verlängert: Dir Frist zur Lu«fützrung der Herrn Friedrich Hermann Lod in Dresden für Herrn Jamei Warturton in Xddingham bei Leeds, Borkshtre, am 28. Februar 1860 patentirtrn Zusammen stellungen von Maschinen und Vorrichtungen mit Anwendung der von Hrn. Warburton erfundenen Lranlportschriben, Trans- portkettenschirber und Kratzenlaufbänder auf Kämmmaschinen dis zum 28. Februar >862. ÜLnäelsIvIirLiislLit. Der neue UntrrrichtScursu» der 2. Ahtheilung, deren Zöglinge nicht zu den hiesigen HandlungSlchrlingen gehören, beginnt am 3. April. Der Unterzeichnete bittet die Anmel dungen hierzu möglichst bald zu bewirken und verweist wegen der Aufnahmebedingungen auf den im Schullokale, so wie in der Schöufrld'schen Buchhandlung zu erlangenden Prospect. Dretden, im Januar 1861. . »r. Oberin»»». Director La «Irr Nün<lel8-t>elirün8tslt L» beginnt am 8. April eia «eue» Schuljahr und liegen die Regulative, welche d»e Aufnahme- Bedingungen enthalten, bei dem Unterzeichneten zur Disposition. Leipzig, im Februar 1861. ,, Vr. «Tvlaksus. Dei Z. G. Bach in Leipzig ist erschienen: Geschichte der Sächs. Armee, in Wort und Bild, von Or. Ferdinand Hauthal. Mit 60 Tafeln in Folio, fein colorirt nebst Titelblatt, Sc. Maj. König Johann darstel lend, und 44 Bogen Text. In 10 Lief. » 2 Thlr. 20 Ngr. Pracht-AuSgabe » Lief. 5 Thlr. Au» diesem Werke wird separat abgegeben: Die Sächs. Armee der Ge genwart» 20 fein color. Tafeln und 10 Bö ge« Text und fein color. Titel. » 7H Thlr. Pracht-Ausgabe 12 Thlr. Vorräthig in der Aruvldischen Buchhandlung. Dekanntmachung. Nach dem Beschluß der, dem mitteldeutschen Eisenbahn-Derbande an- gehörigen Verwaltungen ist der Artikel: ,,8p>r>tn»" vom 1. März e. ab ,m Verkehr von und nach allen Verbandstationen zur »mäßigsten Fracht nach Claff« II. deS mitteldeutschen Verbandtarif» zu befördern, wa» wir hiermit zur öffentlichen Keantniß bringen. Leipzig, den 27. Februar 1861. Im Auftrage der mitteldeutschen Verwaltungen: Direktorium der Leipzig-Dresdner Eisenbahn - Compagnie. Gustav Harkort, Vorsitzender. Hirzel, s. d. Bevollmächtigten.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)