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Dresdner Journal : 26.02.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186102262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610226
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1861
-
Monat
1861-02
- Tag 1861-02-26
-
Monat
1861-02
-
Jahr
1861
- Titel
- Dresdner Journal : 26.02.1861
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— — . r AbomuuuntoprM: SN^eli«»» b ru». 16 «-r. io »-»—.1 I» -vown-n ., 1Y ,. .. „ lUettr l'«^ Es 2vl»«Ui«t» io vr—: 15 ki^r. s 8»«wp,l«»- kt»»w«ru: 1 »Ur. 1 »elü»^ Um». 1 »^erntmprrtst: ^ür ä,v 8»«w ,tz»«r p»It«»«a 2«it«: 1 8^e. u v»1«r „Li»»«ch*«ä»" sl« L«U«i 2 Kssr. Lrfchetimu VschAab, »tl ^a»v»kiv« ä,r So»»- m»ä ^«torloG», H»«»ck» ktlr ä«o kolx«»ä«u 1°»^. Dienstag, den 26. Februar. Dres-nerIournal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartoiann. 1861. »asrratnunnuchnw anmvikrlsr k°». N»^»v,,»»v»», Oomml»»louUe äe» vrosäoer ^ournol»; U. Uii»«»»; ttn,»»n»i» » Vooi.«»; LsrUa: 8»o»iv»'»ok« Loekk., N»r»»»r»»'» Lore»»; Lr«m«a: L. 8c»l.o^r«; krTiUNurl «. Nl.: ^LL0»»'»ok» Suckkollölunx; N61»: ^voi.» Stör»»»; N»ri«: v. (28, rue ö«5 do»» «ok»o»)j kr»U: t ». L»»l.rc»'» Luedd»»<U»»x. Herausgeber: Nö»l?t. L»p«6itio» ä»» Ursräoee 1onr»»I», Or«!>6«ll, Ll»ri«»»te»»»» öle. 7. Amtlicher Theil. Dresdrn, 14. Februar. Se Kvatglich« Majestät haben de» von Er. Majestät dem König« der Nieder» Aland« zu« Consul in Dresden ernannten Gerhard Thtn van Kenten t» der gedachten Eigenjchast anzurrkennr« grr»^. Dretde«, 21. Februar. Sein« MajefiA der Röntg hab« dem hiesigen Schneidermeister Eduard Heben« streit, auf sein Ansuchen da» Prädieat „Hofscharider" zu verleihen geruhet. UM »—MW— -'» "' —MW—WWWMM»WWESI Nichtamtlicher TheU. Viberftcht. krlegruWttschr MachriMrn Aeitunßtsch«. (Weser-Zeitung. — Wiener Zeitung. — Hongkong Daily Preß.) Kngrtarschichte Dresden: Vom Landtage. — Wien: ventdek. Versuche mit gezogenen Kanonen. Groß herzog von ToScana. Dampfschifffahrt»verbindung zwi schen Triest und London. Kein« Convention mit Ruß land und Preußen. — Pesth: Einberufungsschreibrn zum Landtage. Vermischte». — Berlin: Kammer verhandlungen. Gesetzvorlagen in Aussicht. Städtische Skeuerangelegeahritrn. Eisenbahnvertrag mit Braun schweig. — München: Der Köniareist nicht nach Berlin. Frhr, v. Heidrck s.—KarlIruh «Steuer Krirgsmiuister. Frankfurt: BundrStagsfltzung.K— Hamburg: Ge neralversammlung der norddeutsche» Bank. — Hol stein: Zur Etändeeinberufung. — Paris: Die syrische Conferrnz. Eialdini erwartet. — Haag: Aus den Kammern. — Neapel: Die Nachricht von der Capjtulation Gaetas. Abreise der königl. Familie von Ga«ta. — Turin: Dekrete in kirchlichen Anglegen- heiten. Lusprqche Cavour'» an den Senat. Kämpfe tu deu'MWWDL Gerüchte bezüglich eine» Meister- Wechsel-. --^^Venua: Kriegsgefangene aus Oaeta. G«»«gl VoiWt — Bologna: Straßenräuber. — Madrid: Der Conflict mit Mexico. — Lon don: Parlament-Verhandlungen. Bankausweis. — Aleraisd^i-n: Reise de» Vieekönig». — Ost indien u. China: AuS der neuesten Ueberlandpost. Rietschel't Leichrvbegtvgni-. Telegraphische Nachrichten. Landtagtstatuten und den OrdreS zur Einberufung der Landtage auf den 2., de< Reichäratht auf den 2V. Lpril, jetzt unmittelbar da» Protestantengesetz, das Unterrichtsstatut und da» Organisationsstatut des Handelsministeriums publicirt werden dürften. Gerüchtweise verlaute sogar von Republication der Grundrechte. Pesth, Gonnabend, 23. Februar, Abends. Die Stadkrepräsentanz hat beschlosten, über die Unge setzlichkeit des Landtags, falls nach dem Eindsru- fungsschreiben (vergl. dasselbe unter „Tagesgeschichte'!) vorgegangeu werde, einen Protest zu Protokoll zu geben. Ts wurde ferner der Beschluß gefaßt, für den Landtag zv wählen, in der Hoffnung, die Ver treter der Nation würden erkläre«, daß der Land tag in Pesth zusammcntreten müsse. Pesth, Montag, 25. Februar, vorige Nacht wurde in der Kömgsgaste eine Polizeipatrouille von einer Schaar zusammengerotteter Gassenjun gen durch Pfeifen und Steinwürfe thätlich insul- ttrt. Durch die Steinwürfe aufs Aeußerste gereizt und bedroht, «achte ein Polizei»««» von seiner Feuerwaffe Gebrauch und verwundete einen Kell ner i« Oberarm. Hamburg, Montag, 25. Februar. Die heu tigen „Hamb. Nachr." enthalten ein Telegramm aus Kopenhagen vom 24. Februar, wouach in dortige» officielleu Kreisen die Mittheilung, da- die dänische Negteruug den Neichsrath in zwei Kammer« nmzugeftalten beabsichtige, bestätigt wird. Die Erste Kammer ernennt der König, für die Zweite Kammer «erde eine breitere »ahlbafis er folgen. Die Holsteiner sollen angeblich völlige Freiheit in ihren inuern Angelegenheiten erholte», und es »erde glaubwürdig versichert, das Wahl«, recht der holsteinischen Stande werde ganz unbe schränkt sein. Nom, 22. Februar. Das „Giornale di Noma" erklärt, die päpstliche Negierung weise jede Verant wortlichkeit zurück, welche die Laguerronniöre'sche Broschüre auf sie »u wälzen suche, und fügt hinzu, da- die Broschüre sich in ähnlichen Punkten wie die früher« bewege, vnd daß die Allocvtion vom Januar 18KV, die weiter folgenden Allocutionrn ««d die Depesche des Cardinal-Staatssekretär» Antonelli vom SS. Febrvar 18W an den päpstlichen Nuntius in Paris, Msgr. Sacconi, hinlänglich gezeigt hät te«, auf wen die Verantwortlichkeit für die bedauer lichen Ereignisse zurückfalle. St. Petersburg, Sonntag, 24. Februar. Das „Journal de St. Pekersbonrg" veröffentlicht eine Depesche des Fürsten-Gortschakoff an den Grafen Kisseleff in Paris, durch welche der letz tere ermächtigt wird, an den Confrrenzrn betreffs der syrischen Frage Theil zu nehmen. In der De pesche heißt es: „Wir werden die Verlängerung der französischen Okkupation unterstützen. Sollte die Conferenz eiue Vermehrung der Streitkräfte in Syrien durch Truppen anderer Mächte für nütz lich halten, so wollen Sie dagegen keinen Einwand erheben." Dresden, 25. Februar. Die „Weser-Zeitung" vom 22. Februar enthält eine Eorrrspondenz auS Leipzig, in welcher eS unter Antzerm heißt: „Unsre „„gute"" Presse scheint neuer dings eine nrae Waffe in ihrem Kampfe gegen die un abhängige Presse entdeckt und al» gut erprobt zu haben: sie wirft nämlich den Gegnern ohne Wettere» — Jn- tos-rauz vor! Selbst in den Kammern hat Hr. v. Beust sich hinter diesen dürftigen Vorwand geflüchtet, und in de» ministeriellen Blättchen liest man gar nichts Andere» mehr." — Zur Charakteristik dieser Angaben wollen wir hier bemerken, daß Herr Staatsminister v. Beust während ^'--»wrrt^ ^t^Hltrant" «°ch, nicht ei« einziges Mal ausgesprochen, und ihm dazu auch kein« Gelegenheit gegeben worden ist. Diejenigen deutschen wie ausländischen Blätter, welche eS sich in der letzten Zeit zur Aufgabe gemacht hatten, über die künftige friedfertige Haltung de» „Königreich- Italien" die Welt zu beruhigen, hatten zum Beleg dessen auch auf die Thronrede de» Königs Victor Ema nuel hingewiesen. Die „Wiener Zeitung" urtheilt anders. Sie sagt: „Die Thronrede de» König» Victor Emanuel ist rin treuer Abdruck der Handlungen wie der Sprache, welche die Welt von piemontesischrr Seite ge wöhnt ist. Sie blickt qiit sehr unvollständiger Befrie digung auf da» fast befreite, fast geeinigte Italien; sie sucht die Abberufung de- französischen Gesandten zu einer nicht» bedeutenden Etikettedifferenz abzuschwächen und erhebt wiederum die äußerlichen Etikette-Ehren, die dem piemontesischen Gesandten in Berlin widerfuhren, zu einer Kundgebung principieller Sympathien, die sie eigentlich blo» bei Herrn v. Vincke und dessen Freunden zu suchen hätte. Sie empfiehlt endlich: zu rechter Zeit zu warten, wie zu rechter Zeit zu wagen. Der letztere PassuS, sollte man meinen, wäre verständlich genug, und wenn gleichwohl von mancher Seite die Haltung dieser Thronrede al- „entschieden friedlich" gerühmt wird, so hat die „Opinione", deren Kompetenz in dieser Beziehung Niemand bestreiten wird, eine etwa- andere al» eine „friedliche" Haltung au- der Thronrede herautgrfühlt. Sie findet sich durch dieselbe sofort zu der Erklärung Feuilleton. K. Hoftheater. Sonnabend, 23. Februar: „Jdo- meneus", groß« heroische Oper in drei Acten von BareSco, Musik von Mozart. — Diese- ewig merk würdige, in vieler Hinsicht so hervorragende Werk de» großen musikalischen Dramatikers gehört zu denjenigen Gebilden der Kunst, welche in der Regel entweder Über oder unterschätzt werden. Weder den unbedingten Lob rednern desselben, noch auch der entgegengesetzten Partei darf man ganz Unrecht geben: die Wahrheit aber liegt, wie immer in solchen Fällen, mitten inne. Die ein seitigen Mozartbewunderer, für die e» außer diesem Meister leider keinen andern giebt, sind keineswegs zu tadel«, wenn sie sich auf den Reichthum an herrlicher Musik berufen, die der damals noch beinahe im Jüng lingsalter stehende Komponist an diesen Stoff ver schwendete, — die Stimme der AnverSdenkenden, welche diesem Werke die eigentliche dramatische Lebensfähigkeit absprcchrn, ist jedoch auch nicht ganz zu überhören. Be- merkenSwrrth bleibt eS, daß Mozart'» „JdomenruS" sich trotz seiner zum großen Theil unvergleichlichen Musik nie dauernd auf dem Repertoir erhalten hat. Hieran ist, wie nicht verkannt werden mag, nur da» Gegenständliche de» Libretto» schuld, welche» dem zweifellos günstigen Resultate einigermaßen hemmend im Wege stand. Mo zart'» künstlerische Individualität, dir, wie seine später« Mastcrop.ra nur zu deutlich erkennen lassen, durchaus in der Realität, in dem reich bewegten, fri,ch pulstrrndrn Leben des von ihm gekannten Mcnschenbasein» wurzelte, konnte sich unmöglich ganz heimisch in der ideal erhobenen Sphäre des, durch Stuck übrigen» bereit» zum höchsten musikalisch dramatischen Ausdruck gebrachten elasflschea Nttrrthum» fühlen. Und diesen tuaern Zwiespalt zwischen seiner Natur und dem fremdartigen, ihm von außen her zugesührten Stoff« merkt man sehr wohl in einigen Theilen de» „Jdomeneus". Wo das rein Menschlich« in der an sich bescheidenen, nur ermüdend in die Länge gezogenen Handlung durchbricht, da herrscht Mozart mit unwiderstehlicher Allgewalt, wie kein Anderer vor und nach ihm. Aber überall, wo er darauf hingewiesrn war, sich an Gluck anzulehnen, da tritt der echte, unver fälschte Mozart um uns einige Schritt« ferner, da zeigt sich die Vollkraft seine» herrlichen Genius um ein Ge nüsse» beeinträchtigt, wie gewaltig auch immer bereits der Fortschritt hinsichtlich Beherrschung und Verwendung des Kunstmaterials, namentlich im Orchester und im GesangSensemble gegen seinen großen Vorgänger ist. Ja, stellenweise, wie im ersten Finale, macht sich sogar ein überwiegend conventionelles Element der musikalischen Behandlung breit, dem man sonst in Mozart'» später« Opern kaum noch einmal in dieser Weise wieder begegnet. Hieraus rrgiebt sich ein Mangel de» Werke» al» Gänze genommen : es ist der der vollen Styleiuheit, welcher den Begriff der unbedingten Vollendung ausschlteßt. Am auffallendsten tritt er zwischen dem ersten und dea bei den folgenden Acten hervor. Hier macht sich ein Ab stand de» Gestaltungsvermögens fühlbar, wodurch eben Mozart'- Wunderbrgabung schlagend charakterisirt wird. Da» Genie schreitet freilich in Tagen und Wochen auf «ine mitunter unglaubliche Weise fort, wie da» Talent e» meist kaum in ebenso viel Jahre« vermag. Dies zu erkennen, ehrt den Meister mehr, al» alle unbedingte, bliube Götzendienerei. Wenn man au- dem Umstande, daß der „Jdomeneus" als musikalisch dramatisches Kunstwerk in seiner Totali tät weder den unbeschränkten, rückhaltlosesten Antheil der Urtheilssähigen noch des Publicum» beanspruchen kann, die Folgerung ziehen wollte, der Vorführung dieser ermuthigt: es könne nur dann von Unterhandlungen mit Rom die Red« sein, wenn der Papst seiner weltlichen Herrschaft entsagen wolle. Man kommt endlich zu der Wahrnehmung, daß alle piemontesischen Publikationen über eine und dieselbe Form geschlagen sind; daß in ihnen je nach dem Stande der Dinge die momentane Furcht vor dem Kriege mit der dauernden Furcht vor dom Frieden abwrchselt. Es ist rin unablässige» Geklap per mit den Schlüsseln de» JanuStempels, den man jetzt geräuschvoll schließt, um ihn im nächst.« passendern Augen blicke geräuschlos zu öffnen. Ist doch auch der neueste Gesetzentwurf de» Turiner kadinet», der Victor Emanuel zum „König von Italien" ernennt, ihm die Herrschaft eine» erst „fast" befreiten und „fast" geeinigten idealen Reiche» zuspricht. Nichts als rin abermaliger Reflex jener wiederholt zu Tage getretenen Jntrigue, die sich ihre Rechlsiitel mittelst willkürlicher Namen und Bezeichn»»«, gen schafft und ihrer AnticipalionSpolitik nochmal- bei gelegener Zeit die Thatsache de» Verschlingens folgen läßt." Ucber das Verfahren der Engländer in Ehina und Japan schreibt ein Londoner Korrespondent der „Weser Zeitung": Von der Jurisdiction nach den Lande-grsetzen ausgenommen, scheinen die englischen Kauf leute in China, so sagte g'strrn Lord Grey im Ober hause auf Grund der amtlichen Dokumente, ihre be vorzugte Stellung benutzt zu haben, um nicht nur den Opiumhandel und den unter dem Namen „KuliauSfuhr" bekannten modernsten Sklavenhandel den machtlosen chine sischen Behörden aufzuzwingen, sondern den Schmuggel zu einer officiell beschützten Institution zu machen. Sticht zufrieden damit, zu ihrem eigenen Vortheile „die Mo ralität de» britischen Handel- von ihrer Höhe in den Kchmuz herabzuziehen", denen sie da- Privilegium der Gesetzlosigkeit auch auf die Eingeborenen auS. Britische Flaggen, die gegen eine entsprechende Remuneration leicht zu erhalten find, dienen Seeräubern und Schmugglern zum Schutze; chinesische Geschäftsleute, die wegen uncr- lauötrr TranSactionrn mit den Behörden in Kollision gerathen, pflegen mit ihrem Eigenthume eine Echrinschen- kung an einen englischen Kaufmann zu machen, um ge gen alle Anforderungen de» FiScu» gesichert zu sein. Solche Geschäfte gehören, wie Lord Grey auS den Be richten Lord Elgin'» und teS früher« Konsuls Alcock beweist, z« der Tagesordnung. Am meisten sind die Chinesen gegen di« KuliauSfuhr, welche der Redner einen „schlimmern Sklavenhandel als den an der afrikanischen Küche üblichen" nannte, und der Unterstaatsstcrrtär de» Aeützern, Lord Wodehous«, »«ststigl« dies.-. Gleichwohl hat die englische Kriegsmacht eS durch ihre Cooperation mit den französischen Alliirten dahin gebracht, daß diese den ungehinderten „Kutihandcl" zu einer Stipulation ihres Friedknsvertrage» machen konnten. Der Au-bruch der chinesischen Revolution datirt vom Frieden von Nan king, und Lord Grey behauptet, daß dieselbe eine un mittelbare Folge de» Opiumkriege» sei, wenigsten» wird sie von den chinesischen Behörden englischem Einflüsse und englischer Unterstützung zugeschrieben. Ebenso sind die Japanesen stufenweise vo« dem entgegenkommen den Vertrauen, mit dem nach Mr. Alcock'S eigenem Zeugnisse die Europäer ausgenommen wurden, zum feind seligsten Mißtrauen getrieben worden, und bedauern, sich je auf Handelsverträge eingelassen zu haben. Dieser nur zu gerechtfertigten Stimmung ist da» Scheitern der preußischen Expedition zuzuschrriben. Insofern es sich um den Abschluß eine» Handelsvertrages handelte, hat da» preußische Geschwader den Zweck seiner Sendung ver fehlt, und zwar lediglich deshalb verfehlt, weil die Ja panesen keine neuen Handelsverträge mehr wollen, sie haben übergenug an den bereit- abgeschloffenen. Ueber den Zustand wüster Anarchie, den die Europäer in da friedliche Jnselkaiserreich importirt haben, erhalten wir bemrrkrnSwerthe Aufschlüsse von einem Correspondenten der „Hongkong Daily Preß". Von der nicht neuen Urberzeugung ausgehend, daß „die Japanesen dieselbe Lektion erhalten müssen, al- die Chinesen, und je «her, desto besser", avancirt der fragliche Korrespondent den Bühnenschöpfung sei nicht da- Wort zu reden, so ist dem mit aller Entschiedenheit zu widersprechen. Der musikalische Theil der Oper bleibt in der Hauptsache immer ein kostbare- Juwel deutscher Tonkunst, und der materielle Erfolg einer Aufführung darf nie allein den «ndgiltigen Au-schlag solchen GeisteSproducten gegenüber geben. Zumal die Hofbühnen, welche nicht ausschließlich auf eine ängstliche Berücksichtigung der lukrativen Seite angewiesen sind, haben die Ehrenpflicht, derartige Er zeugnisse, zu denen auch vor allen in erster Reihe die Gluck'schen Opern gehören, von Zeit zu Zeit immer wieder darzustellen. Mag auch die Zahl Derer, welche die- ganz zu würdigen und dankbar zu schätzen wissen, verhältnißmäßiq gering sein, — Kunstinstitutr ersten Range- dürfen sich, unbekümmert um die Meinung Ein zelner, principiell nie die Gelegenheit entgehen lassen, den Ginn und die Erkenntniß für da- wahrhaft Schöne, Bedeutende und Erhabene anzuregen, zu läutern und zu befestigen. » Die Besetzung der Oper, deren Leitung in Abwesen heit de- Herrn Kapellmeister- Krebs erfreulicherweise vom Henn Kapellmeister Rietz wenige Tage vor der Aufführung übernommen worden, war die frühere, auS- gezeiämete. Die Damen Bürde-Ney, Jauner- Krall und Kreb--Michalesi (Letztere war nicht ganz günstig diSponirt), gaben die Rollen der Elektra, Ilia und d»S Jdamante» in bekannter Vorzüglichkeit, nicht minder di« Herren Tichatscheck und Mttterwurzer die Partien des Jdoüienrus und des Obriprtester». Auch da- Ensemble war trefflich und gerundet, mit Au-nahme von einzelnen Schwankungen im Chore. Von der Kapelle ist höchst Rühmliches zu sagcu. Nur ein Theil der Holzblasinstrumente ließ ein paar Mal an Reinheit der Stimmung zu wünschen übrig. So gewiß r» ist, daß hierin krine absolute Vollkommenheit ztt erzielen ist, so neuen völkerrechtlichen Grundsatz, daß alle Au-länder dieselben Privilegien in Japan beanspruchen können, die sie in ihrer eigenen Heimath genießen. Die» ist aber nicht der Fall. Ein japanrfische» Gesetz bestimmt z. B., daß in einem Umkreise von 25 englischen Meilen um Debdo nicht geschossen werben darf. Die Au-länder ha ben jedoch diese- Gesetz konsequent gebrochen, ohne daß die japanesischen Behörden etwa- Andere- gethan, al» bei den fremden Consuln gegen di« Ungesetzlichkeit der Hand lung Protest «inzulrgen. Da diese Proteste wirkungslos blieben, so wurde rin Herr Telge, ein Deutscher, neulich auf der That ertappt, und da er zu keiner handel-ver traglichen, von der LandeSjurisdiction ausgenommrnrn Nation gehörte, arrettrt. Mehrere Engländer kamen hinzu, zogen ihre Revolver („ohne welche keiner von uns ausgcht") und zwangen dre japanesisckrn Offiziere, ihren Gefangenen frei zu geben. Am folgenden Tage wurde ein Engländer, Mr. Moß, arretirt, als er eben von einer Jagdpartie zurückkehrte, wahrscheinlich nicht so wohl wegen seiner eigenen, durch den englischen Handels vertrag geschützten Gesetzübrrtretung, al» weil er irrtüm licherweise für Herrn Telge gehalten wurde. Al» die japanefischen Soldaten auf ihn zu kamen, hielt er ihnen seine geladene Doppelflinte entgegen, «in Handgemenge erfolgte, di« Flinte ging los und rin Japanese wurde erschossen, k? »eciäent. wie Mr. Moß behauptet, vorsätz lich, wie die japanesischen Behörden erklären. Der bri tische Consul, Mr. Wyse, derselbe, der in einem Circu lar seinen Landsleuten eingeschäift hatte, nur bewaffnet auSzugrhen, drang gewaltsam in das Wachthau», wo der verwundete Mann lag und verlangte auf den Rath zweier englischer Aerzte, die ihn begleiteten, daß der Verwun dete amputirt werde. Dies wurde verweigert und der Mann starb. Auch die Freilassung de» Mr. Moß wurde abgeschlagen. Da verschaffte sich Mr. Wyse da- Ver sprechen einer bewaffneten Unterstützung vom Kommodore der preußischen Flott«, und alle Vorbereitungen zum Angriff auf die Stadt Uokuhama, welche der Schauplatz dieser Vorgänge war, wurden getroffen. Jetzt begab sich der englische Consul mit seinem französischen Kollegen abermals zum Gouverneur und zwang ihn, durch den Hinweis auf die preußische Kriegsmacht, Mc. Moß frei zu geben. Dazu bemerkt ein Londoner Morgenblatt: „Diese Theilnahme der Preußen an einer britischen Ge- waltthätigkeit ist rin neuer und alarmirender Zug in der Geschichte unser» Verkehr» mit Japan." Man sieht nicht rin, warum die Preußen e» für nüthig hielten, sich zu den Statisten einer englischen Drohung herzugebe«. Dt« „^«»yLisch« Siviltsatio«"" mncht also defriedi. grnde Fortschritte in Japan, und es lst daher mehr al- wahrscheinlich, daß die englische Flotte bei ihrer Ankunft Gelegenheit finden wird, da- Vertrag-recht, die japane- fischen Gesetze zu brechen, eindringlich zu wahren. Viel leicht wird Ueddo bombardirt und Lord Palmerston und Mr. Disraeli eine neue Gelegenheit geliefert werden, den Dank de- Unterhauses für die englische Armee und Flotte zu beantragen." Tagesgeschichte. * Dre-dkN, 25. Februar. Unter den neuesten im Druck erschienenen LandtagSacten befindet sich der Be richt der dritten Deputation der Ersten Kammer (Ref. Herr v. Böhlau) über den Antrag des Abg. Gehe auf Erledigung de- von der Zweiten Kammer während des Landtag- 1850/51 gegen mehrere bei derselben auS- gebliebrne Abgeordnete beschlossenen Verlusts der Wählbarkeit. Derselbe empfiehlt, dem von der Zwesten Kammer angenommenen Anträge: „dem von derselben während de» Landtag» 1850/51 gefaßten Beschlüsse, nach welchem mehrere ohne für begründet erachtete Entschul digung bei derselben au-grblietrne vormalige Abgeord nete und Stellvertreter der Wählbarkeit verlustig erklärt wurden, keine weitere Folge zu geben, und zu Erledigung jene» Beschlusses im Vereine mit der Ersten Kammer an die Staatsregierung den Antrag zu stellen: dieselbe wolle die erwähnten Männer wieder in die Wahllisten unter kann doch durch Manipulation Viele» geschehen, um geradezu ausfallenden »Differenzen der Stimmung gegen über dem Streichquartett vorzubeugen. Nicht mit Stillschweigen ist zu übergehen, daß Herr Kapellmeister Rietz, soweit e» eben die Kürze der Zeit erlaubte, den »tolus quo der Mozart'schen, ehedem vom Herrn Kapellmeister Reisstger etwa» zu weitgreifend be arbeiteten Originalpartitur, wie nur billig, wiederher gestellt hat. —k— Dramatisch« Borlesuug. Sonnabend, den 23. Fe bruar, hielt Herr Bogumil Dawison im Saale de- „Hotrl de Gare" eine dramatische Vorlesung, in welcher er vor einem sehr gewählten Publicum ein Schauspiel von H. v. Kleist: „Prinz Friedrich von Homburg" zu Gehör brachte. Die lebensvolle Färbung der geschilderten Zu stände, der bezaubernde Duft der Poesie, welcher auf einigen Scenen ruht und der echt soldatische Geist, der in kräftigen Accorden wie schmetternder Trompetenton al» Grundton da» Ganze frisch durchzieht, sowie die warme, innige Hingebung an da» Vaterland machen diese» letzte Werk de» unglücklichen Kleist zu einer seiner schönsten Dichtungen. Man muß r- Herrn Dawison Dank wissen, die» Stück gewählt zu haben, trotzdem daß eS dem Vor leser hie und da fast unübersteigliche Schwierigkeiten ent gegenstellt, wie z. B. in der Parole-Scene, wo roman tische Visionen im Hirn de» Prinzen spuken und seine sehnsucht»kranken Gedanken mehr nur im stummen Spiel zwischen den Worten de» Feldmarschalls und dem gefun denen Handschuh umherirren; wo also das blose Wort als darstellendes Mittel nicht recht au-reichen will. Das eminente Vvrleseitalent de- Herrn Dawison ist bekannt, e» bewährte sich auch diesmal; er verstand r» vortrefflich, jeder Roll«, jeder Stelle ihre rigenthümlich charakteristi sch« Färbung zu -eben, und zwar mit solcher Wahrhett
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