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^»41 E>k«st«K, 7. Oktckher. 1O18. AFetrißische Aeitage MM Sächsischen Erzähler. Zur gemeinnützige» Unterhaltung für alle Stände -> L 5-, .5 ' - »VrOSx»8x»»S>rSSr<ssr<ssxssr«s«>«»««TN<SN4S » L TSricht Haschen" wir auf Lrden Ä nach des Glückes Irrlichtschein; § 8 wer sich quälh beglückt zu werden, D hat die Zeit nicht, es zu sein. N keiiau. V WK>«WSXSSrrSXGXSK-rSDxTLr<TLr«TLXTU8»rASXTSXS« Aus dem Sattel gehoben. Skizze von M. Tipp. (Nachdruck verboten.) Die Krümperwagen, Landauer und Breakd, die der Rennbahn zustrebten, wurden überholt von einem blitzblan ken Dogcart auf lautlosen Gummirädern. Die kutschierende Dame war Manna von Hutten, des berühmten Herren- reiters schöne Schwester. Sie war sehr apart gekleidet in goldbraune, damaszierte Seide mit komplizierter Raffung. Bon Hals und Ärmeln wehten duftige Spitzenplissees. Auf dem runden, flachen Hute lagen schwere gelbe Rosen. Als das Fahrzeug sich mit elegantem Bogen der endlosen Reihe von Wagen und Autos angeschloffen hatte, warf Manna dem Groom die Zügel zu und trat in die Bahn. Wie ost sie es auch schon gesehen, das bunte lebensvolle Bild machte ihr immer wieder aufs neue Spaß: die Menschengir lande an der Barriere, das Treiben, die exzentrischen Toi letten, die Uniformen fremder Garnisonen, Hoheiten, Trat- ner, Zivilisten mit Hellen Zylindern und Gamaschen, die flatternden Fahnen der abgesteckten Bahn, auf dem glitzern den Rasen der Tisch mit den silbernen Preisen, die in der Maisonne funkelten. Unter lebhaftem Grützen nach allen Seiten wandte sich Manna ihrer Loge zu. Da lief ihr ein vornehm aussehender Rotrock in den Weg: Graf Thale. Mein Stern geht auf, sagte er leise und kützte feurig ihre Hand. — Die Sternkunde scheint nicht Ihre Stärke zu sein, Graf, sonst mützten Sie wissen, datz die Sterne am Tage nicht sichtbar sind. — Sie haben recht . . . Ich war offen bar geblendet, weil ich die Sonne sah. Manna lächelte nachsichtig über seine veraltete Ritier- lichtest: Wenn sich Ihre Augen erholt haben, dann schauen Sie doch bitte nach meinem Bruder aus — ja? — Er läßt Sie grützen, gnädigstes Fräulein. Durch das veränderte Programm des Amateurrennens ist er stark engagiert und hat mir erlaubt, Ihnen einige Turfneuigkeiten zu überbrin gen. Mayfkowar Lust nämlich-nicht. Es hat heute nacht geregnet,-und sie hatzt nassen Rasen. Zeppelin hat Reugeld bezahlte O, wie schade, rief Manna aus, die diese Pferde kannte. Gern hätte sie erfahren, ob Baron FlavynS Num mer keine-Änderung brachte. Aber ihr Zartgefühl hielt sie ab, -en Grafen Thale an einen Mitbewerber um ihre Hand zu erinnern. Darum fragte sie etwas anderes: Und Sie reiten laut Programm-— Robiw Adair? — Ach nein, Robin Adair-chat leider plötzlich Sehnenentzündung bekom men. Aber denken Sie, welch herrlichen Ersatz ich dafür habe! Baron Flavyn war so grobherzig, mir seine Letter- hexe anzuvertrauen. Die will ich hoffnungsvoll besteigen. — Die Wetterhexe? Sie schien es gar nicht Hauben »u wollen. Dann fügte sie aber enthusiasmiert hinpr: Das ist nun wirklich nett von Flavyn'. — Richt wahr? Ich will ihm aber auch Ehre machen. Und weil der Graf ein Signal hörte, verabschiedete er sich schnell, aber sehr herzlich Man nas guten Reiterwunsch mit ins Feld nehmend. Als er gegangen war, setzte sich Manna in ihrer Loge zurecht und nahm das Fernglas zur Hand. Dort drüben ging neben ihrem Bruder, der schon jetzt allgemein wie ein Sieger begrützt würde, Flavyn. Im lächle« Renndretz. die dünnen hohen Stiefel ohne Sporen, die Mütze tief ins ge bräunte Gesicht gezogen, sah er prachtvoll aus. Ur Herz klopfte stärker bei seinem Awblick. Hatte ihr Match« körper- lich bisher immer am besten von allen Männern gefallen, so stieg sein, ethischer Wert für sie nun ins Matzlose, seit er eines seiner besten Pferde einem Reiter uberlietz, den man in -er Sportswelt nicht ernst nahm. Die Wetterhexe würde dem Grafen Thale eine Siegesmöglichkeit bieten, mit der Flavyn sich quasi selbst Konkurrenz machte. Wenn daS kein Beweis von Grotzzügigkeit war! Es wurde zum Aufsitzen fürs erste Rennen geläutet. Die Nummern schnMen auf, vom Richterpavillon tönte die Glocke, die rote Fahne der Starts hob sich, alles richtete sich straff auf. Die Pferde wurden abgelaffen. Einige brach», falsch auS und mutzte« zurück. Unter diesen befand sich auch Graf Thale. Ramm benutzte die kurze Spanne Zeit, daS Lier mit Kennerblick zu - mustern, das sie selbst schon geritten hatte. Und ihr geübtes Auge sieht deutlich klar: das ist ja gar nicht die Wetterhere, das ist ihre Schwesterstute Backfisch, ihr allerdings zmn Ler- wechseln ähnlich, nur etwas roher und inn die Nase bedeu tend konkaver. Ist das ein Versehen des Stallknechts? Oder ein Mitzgriff ThaleS, der weniger BerständmS als Passion hat? Oder — und ihr Puls stockt einen Moment — ist das Flavyns Werk, der seinen Nebenbuhler auf einem Pferde lächerlich machen will, das noch nicht auf Training höhe steht? Nein, nein. Es kann nur ein MitzverstandniS sein. Hoffentlich führt das zu keiner Katastrophe. Sie will jedenfalls Graf Thale, den sie seiner Gesinnung halber schätzt, im Auge behalten und auf die andauernde Verfol gung der Chancen ihres Bruders verzichten. Tcht dieser schlechte Scherz gut aus, will sie dem übermütigen verzechen. Nimmt aber Thale auch nur den geringsten Schaden an Körper oder Ansehen, dann war bei ihr Flavyn am längsten Herz-König. Der bewegte Rasen lenkt ihre Gedanke« ab. Acht Pferde silld im Felde: Korpsbursch unter Hutten, White Rose unterFlavyn, die falscheWetterhexe unterThale, Extra. Fatalist, Star, Eljen und Don Carlos. Der Fuchs HuttenS hat sich an die Spitze gesetzt und legt eine Paco vor, der ein anderes Pferd kaum folgen kann. Diele verhalten, manche kommen keuchend in schärfere Aktion. Wie vom Hinden nis angezogen, fliegt Korpsbursch über die Hürden und ga loppiert im gleichen Schwung weiter. Einzelne Wetten ge-