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Zur gemeinnützige« Unterhalt««- für alle Stände. Er fährt auf. «Da- ich jenen Artikel gegen herrschende Regierungssystem schrieb, ich. der erste dakteur des fortschrittlichen Blattes in Moskau — war doch wohl meine Pflicht!" „Und so verloren wir unser Brot, Stellung alles! Du wirst bewacht wie ein Mörder!" Der Mann schweigt. Und vor ihm steht sein ff und blickt ihm in das verhärmte Gesicht. Wie U hatte eS aus ihrer Stimme geklungen. Nun wurden die harten Züge in diesem ei artig schönen Frauenantlitz wieder weich, und f fuhr ihre schmale Hand über seinen vollen, grar lierten Scheitel. »Mein armer . . .!" Alexander Arpadin ergriff diese Hand und pr seine Lippen darauf. Und dank lehnte er seine I tige Wange an die kühlen, einst so heißen Mn „Maria," klang eS leise, „um mich, mein Gott — > liegt an mir! Aber du und der Junge — du — keine Kopeke mehr im Hause, nichts — nichts!" stöhnte auf. „Ich bin herumgelaufen überall — i all. Keine Arbeit." — Durch die letzten Worte - ein bitterer Hatz. Die Engel, die nennen es Himmelsfreud' Die Teufel, die nennen es Höllen leid', Vie Menschen, die nennen es Liebe. Heine. „Alexander Arpadin, überleg dirS", sagte eindi lich der elegante Herr, „überleg dirS! Dreihw Rubel monatlich! Du bist alles Elend los." — während der vornehme Herr hinter dem grün be nen Tisch dm vor ihm Stehenden scharf fixierte, Nne hohe Befriedigung über sein vertrocknetes Ge Arpadin stand sinnend da. In dem großen Pot zeipalaste herrschte eine so drückende Stille. Der Lao von der Straße drang nicht in diese Räume; und W Gespenster, so lautlos, mußten die Menschen hier drn nen ihre Arbeit tun. So unheimlich lastete da Schweigen über diesem Hause. Der Herr hinter dem Tische drehte einen Federh ter in seinen Fingern. An seiner Hand blinkten ein kostbare Ringe. „Dreihundert Rubrl!" klang seine harte St« wieder. Und in AipadinS Ohren tönte eS n ..Dreihundert Rubel!" Er dachte an Weib und K an die jetzt abgearbeiteten, rauhen Hände der gelte! Frau, an all das Elend, die Bettelei um wenige K ken! — Aber — er — er, Arpadin, der Revolutio den sie einst hier gefürchtet hatten, er sollte?!" „Nein," sagte er laut und richtete sich auf, „n. Herr Präfekt, auch um den Preis verkaufe ich m nicht!" - Und bann suchte er seinen abgegriffen Hut, machte eine Verbeugung und ging schnell da» Eine Todesfahrt. Von WaltherKabel. (Nachdruck verboten.) Der Mann mit dem dunklen Vollbart um das verhärmte Gesicht, dem die fest zusammengepreßten Lippen und die starke, leicht gebogene Nase einen so energischen Ausdruck verliehen, klimmt langsam die Stufen empor. Die Stufen sind ausgetreten, schlüpf rig vor Schmutz. Und in dem düsteren Treppenhause riecht's nach Armut. Den Mann packt eS wie Ekel. Als er sich an dem fettigen Holzgelände mühsam höher zieht, stöhnt er leise auf. Oben unter dem Dach klopft er an eine Tür. Eine weiße Karte hangt in Augenhöhe daran. „Alexander Arpadin" steht darauf, weiter nichts. Es wird geöffnet, und in dem Halbdunkel sieht er eine schlanke Frau vor sich, sein Weib. Er zögert ... Da fragt sie leise, so müde und gleichgültig: „Wieder nichts?" Er schüttelt den Kopf. Dann geht er hinein durch die enge Küche in daS kleine, finstere Mansardenzim mer mit den ärmlichen Möbeln, den zwei Heiligenbil dern und den getünchten Wänden. Müde fällt Alexander Arpadin in einen Stuhl. Tann dreht er sich feinem Weibe zu, schaut ihr in das blosse Gesicht. — Und sein Blick irrt weiter zu dein schinächtigen Kinde hin, das da am Fenster über ern Buch gebeugt sitzt. „Nichts, Maria, nichts!" nichts sagt er trostlos „Wir sind jetzt verhaßt hier in Rußland, auSgestoßeu — wir Retter des Volkes . . . man meidet uns wie die Pest, wir hungern wie das Volk. — Jetzt sind wir eins — Retter und Notleidende, nur daß wir das Elend mehr empfinden. . . . Und er lacht dazu so bitter. Die Frau nickte nur verzagt. „Und wie glücklich »raren wir einst vor diesem unseligen Tage!" meint ne leise. O l8. ttzlK AeltetrißW Anlage N« sächsisches Erzthler.