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MM MMM MMWM MMW Aelletrißische Aeitage Pi* ^chßscht» Erzthler. -ur -e«ei«AÜ-i-e» L«terhalt«üg für alle StSude. >s»rssr«sKxss, Im MW W klWN Skizze von AlfonS de Resee. (Nachdruck verboten.) „De Stürmann bliewt baden!" ES war schwer, sich durch den heulenden Sturm verständlich zu machen, aber Kapitän Kirchfeldt hatte ein so kräftiges, durchdringendes Organ, daß er sogar bei dem Teufelsspektakel noch von der Brücke bis ach tern zu hören war, und so kehrte der junge Offizier, der den einen Fuß bereits auf die Treppe zum Logis gesetzt hatte, wieder um. Ihm schien die Sache nicht so schlimm. Jugend ist sorglos, zudem war er müde, abgespannt und durchnäßt von der zweiten Wache; sie war recht beschwerlich gewesen, wegen des unsichtigen, böigen Wetters. — Aber wenn der Alte befahl, hieß eS bleiben Und mürrisch fand er sich auf der Brücke wieder ein. — Gewiß, es war ja etwas unruhig, — aber im De zember macht man bekanntlich keine Luftfahrten auf See, und die „Adeline" hatte seit Beginn des Herbstes schon so manche beschwerliche Tour von Kiel nach Neu fahrwasser und zurück gemacht. Indes der Alte sagte, die „Adeline" sei ein „Klapperkasten", und die acht zehn Leben darauf kein Kinderspiel! — Er mochte recht haben, — schließlich ist Vorsicht besser, als Nach sicht.— Fast schien es, als ob das Wetter noch ständig kräf tiger aufkam, wenn das überhaupt möglich war. Die „Adeline" wurde vom Sturm hochgehoben und vor wärts und rückwärts und nach allen Seiten geschleu dert, als ob sie große Sprünge machte; ihre Schraube arbeitete halbe Minuten lang in freier Luft, anstatt wer nichts vermißt und wer nicht leidet, ein Glücklicher wird er genannt; doch frage ihn, eh' ihr ihn beneidet, nur «st, ob « sein Glück erkannt. Den meisten güt in späten Tagen als Inbegriff -es Glücks das Aind; sie wissen, daß sie glücklich waren erst dann, wenn sie es nicht mehr find. A. Wickenburg. im Wasser. Dann Wied« neigte sich daS Schiff aufW Backbord oder Steuerbord, al» ob es im nächsten AwW genblick kieloben treiben wollte, oder der Bug stieg fast D senkrecht in die Höhe und Heck und halb Achter deck 'W blieben vier, fünf Sekunden und läng« unter Wasser. « Und dabei ging die „Adeline" niO einmal leer, odev/I in Wafserballast; im Gegenteil, sie hatte volle FrachkZ und dazu Deckladung. Daß die letztere sich nicht würde, sah Kapitän Kirchfeldt freilich Vorau». der Tat gingen alsbald ganze Partien HeringStoimen, H so fest sie gestaut und verbunden waren, über Bord. DI Man kann'S nicht hindern, man tröstet sich damit, daß man in Danzig vor dem Amtsrichter verklagen wird und daß der Schaden durch Versicherung g^ecktvM ist, wird der „Kaptein" den Verlust in das nal eintragen. — Es ist ein Muster von einem Schiffs- W tagebuch, dieses Journal; denn „Kaptein" Kirchfeldt M gehört nicht zu den alten Seebären, denen da» Schrei-/M den die größte Last auf Erden bedeutet. Im Segens. M teil, er hat in sein« Kabine sogar eine regelrechte^M Bibliothek, mit drastischen Dichtungen, die er alle aus- M wendig kann, und er selbst macht dann und wann sog« M in seinen Mußestunden ein humoristische» Gedicht, um M eS in Kiel oder Danzig am Stammtisch vorzutragen, O ja, er ist ein gemütliche» Haus, der alte Kirch- M feldt, mit den spärlich herübergeborgten Haaren auf W der Platte; der Typus' eines biederen Mecklenburger» M von der „Woaterkant". — Aber heute hat « nicht W Zeit, an seine Wippchen zu denken. Die Sache ist gar M nicht spaßig, sie wird verteufelt ernst. — Das Leuchtfeuer von Rixhöst kommt in Sicht. Maa Di peilt es, während die „Adeline" weiter ihren tollen Schlenkertanz aufführt. Dabei geht der „Jung" üb« H Bord. Wer kann ihm helfen! Besser Einer, als We! ' - In der eigenen Bedrängnis und Aufregung wird man sich des Unglücks gar nicht so recht bewußt. Jeder muß mit aller Kraft darauf Bedacht nehmen, daß ihn die , wilde See nicht selbst von Deck fegt. Ein Uhr nachts vorüber! Wenn man nur erst um die Landzunge herum wäre! Es . scheint, als ob die „Adeline" überhaupt nicht vorwärts kommt. Und da- bei steigt die Gefahr ständig. Einigemal ist die „Ade line" schon so tief in daS Wassergrab gesunken, daß . man glauben konnte, sie werde überhaupt nicht mehr in die Höhe kommen. — Und jetzt liegt sie wieder im v tiefen Tal, und eine fürchterliche See kommt steuer- 2 bord üb«. Das Herz droht ihnen allen stille zu stcheu. Das hält der alte Kasten sich« nicht lange au». Aber, da steigt er wieder hoch, pfeilschnell Meßt « empor und schwebt eine Sekunde halb in der Lust. Und — da geht es wieder hinunter, — und da wieder hinauf!