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.ZS 41 Donnerstag, 27. «ai. ztztztz Aeltetristische IZeitage M sächsischen Erzähler. L»r gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. W mr er mcht die Zeit -er KOIMe? von Friedrich Natteroth. Und war es nicht die Zeit der Apfelblüte? Wir schritten stumm den stillen Pfad zusammen. Zm Sonnengold das Dorf im Tal erglühte, Und Hinterm Wald erlosch der Tag in Flammen. Vom nahen Airchturm klang die Abendglocke. — Lin feiner Dust von weißem Flieder sprühte; Und in dein haar fiel eine Blütenflocke; Und eine Amsel sang so leis und müde. Und sang so süß, daß'wir es selbst nicht wußten, Wie unsre Herzen sich zusammenfanden, Wie jenes wilde, selige Glück entstanden, Um das wir, ach so oft, nun weinen mußten: Sag', war es nicht zurzeit der Apfelblüte? Auf Ruhmeshöheu. Erzählung von F. Stuckert. (6. Fortsetzung.) - --- - (Nachdruck verboten.) O, wamm war er nicht im Besitz de» Reichtum», den die kleine unbedeutend^Person, von der er sich soeben verabschiedete, in so reichem Maße besaß, dann wäre ja in sein und Hanna» Schicksal eine rasche Wendung zum beiderseitigen Glück wahr scheinlich gewesen. Wa» konnte er aber unter seinen jetzigen Verhältnissen Hanna bieten! Ein Heim, auSgestattet mit den alten wurmstichigen Möbeln seiner verstorbenen Eltern, eine Zukunft, über die sich gar bald die dunkeln Wolken der Sorge um da» Dasein breiten würden. — Und doch, die über große, schöne, heilige Liebe, war sie e» nicht wert, darüber alle kleineren sErdensorgen zu vergessen? — Wenn er wieder zur Feder griff und ganz und gar Schriftsteller würde. Manche Schriftsteller sollen ja große Reichtümer erwerben! Wamm sollte der Geniu», der in ihm schlummerte, nicht ebenso stark, ebenso bedeutend sein, wie der anderer, die da jeden nur halbweg» klugen Gedanken in alle Welt hinaus verkünden, und sich jede» ihrer geschriebenen Worte mit Gold aufwiegen lassen! Reichtümer erwerben mit Ruhmestaten und für Hanna, nur um ihr Leben damit zu schmücken! O kühner, berauschender Gedanke! Der Abend kam. Der Salon bei Bergs war behaglich durchwärmt, die Teemaschine summte und die GaSkronen brannten. Elvira im blauen Kleide, blaue Schleifen in dem blonden Haar, war noch allein und stand sinnend vor dem Spiegel. War sie denn so gar nicht liebenswert? War eS wirklich ihr Reichtum nur allein gewesen, der den geliebten Mann ihr zugeführt? Und nun sollte sie ihn freigeben, Hanna» wegen? Nein, nie und nimmer, dachte Elvira. WaS in ihrer Macht stand, da» Gefürchtete zu verhindern, da» wollte sie mn, und sollte sie mit den niederen Waffen von Lug und Trug um ihr LebenSglück kämpfen! .Ganz allein, Elvira?' tönte da plötzlich Frau Lucie Berko» Stimme störend hinein in die Ge danken de» jungenZ Mädchen». Sie wandte sich hastig um, die Freundin zu begrüßen. .Hoff ist noch nicht hier?' fragte Berko, der mit dem Amt-rat seiner Gattin folgte. .Nein, er ist noch nicht hier, er hatte einen Termin, der mag etwa» lange gedauert haben,' er widerte Elvira so unbefangen al» möglich und setzte sich dann mit Lucie in eine Plauderecke, um über allerlei Neuigkeiten zu plaudern. Auch über Hanna tauschten die Freundinnen ihre Gedanken au», und kamen darin überein, daß die junge Dame eine ganz abgefeimte Kokette sei. .Papa ist nun gänzlich in ihren Schlingen,' teilte Elvira der Freundin mit, .und da» will ich ja auch ruhig ertragen, aber auch mit Han» fängt sie jetzt zu kokettieren an, und wenn ich auch an seiner Liebe nicht zweifle, aber der Eitelkeit der Männer schmeichelt ja dergleichen immer.' .Ja, die Männer!' seufzte Frau Lucie. „Wenn nur eine Dame hübsch und kokett ist, dann ziehen sie alle denselben Strang; auch Berko, so gut er sonst ist, leidet e» nicht, daß man ein böses Wort über Hanna sagt. Die ist wirklich nur zu unserem Unheil hierher gekommen. Hätte ich sie doch nie eingeladen, un» zu besuchen. Die so liebenswürdig beurteilte Hanna war unterdes auch eingetreten und stand jetzt an der Teemaschine, den Tee zu bereiten. Sie hatte ein Helles, mit Spitzen besetzte- Schürzchen über das dunkle Hauskleid gebunden, und der Kommerzienrat fand Hanna so allerliebst und ganz wie «ine sorgende Hausfrau ausschauend, daß er mit be wundernden Blicken jeder ihrer Bewegungen folgte und dabei eine ziemlich zerstreute Unterhaltung mit Berko führte. Noch zerstreuter aber war Hanna. Sie hatte soeben statt Tee eine Hand voll Zucker in die Tee kanne getan, und starrte nun ganz erschrocken darauf.