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Dresdner Journal : 16.12.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186012163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18601216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18601216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-12
- Tag 1860-12-16
-
Monat
1860-12
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 16.12.1860
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Ä»,n,r«ritt«vrrtsr: )»t>rliok: 5 l'KIr. 10 io »tred—ir. j Iw LuilauL» tzMrl.: 1 „ 10 „ „ „ Ilritt ko,t uoä tz1»n»t>irk in vr«»<l«°: 15 I Ntsmpoleu- Dior-Io« ^noimeni: 1 dixr. ) »eklox kioro. r,serate«prrise: ?ilr lteo N»nm «io«r ee»p»It«uen 2«il«! 1 N^r. Duksr „Linx»»»nät" ckis 2»il«: 2 Nxr. Srscheinnr: 1Ax1i«l>, mit Xneuukme ä»r 8ovv- uuä IVlettag«, Xdouä» t'iir ä«a kolx«oä»o 1»x. DttMerImmml. ' Verantwortlicher Redactem: I. G. Hartmann. Anseratenannahme au «wärt,: Lolpli^: >'«. Lumoorn-r»:», t!ommi«sio»iir <!«» Orsininer .tonrnnl»; «dencluooldot: II. UV»»»»; Llton»: L Vooi.ro; Loriio: Ooo^ino'scke lilielili., tts^ünr.vrii'» iinroon; »r«m«u: >.. 8cni.nrru; rruukturt ». ^rruro'iei»» öucdkonckluvx; Lvio: Auoi.r ürnrrr»; kurr»; v. Kovnnrur.» (28, rns <ie» dou» «ut»u»); ?r»x: I'». Luui-rou'» Luoiiiionälunx. Herausgeber: XSoixl. NrpecUtlou äs» vrsüänee ckonruali, vrssäsn, ^l«rien»tr»»»s dtr. 7. 5« Amtlicher Theil. Drtddra, IL. TxttMber. Wrgen ersolgtm Adltbeal - Seiner Durchlaucht de» regierenden Fürsten Georg Wil helm zu Schaumburg-Lippe, wird am Königlichen Hofe eine Trauer auf «ne Woche, vom 16. bi- Mit 22. De- cember angelegt. Dresden, 3. December. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, dem Kellerei-Verwalter Carl Ernst Ferdinand Scharf allhirr, auS Anlaß seines 50jährigen Dienstjubiläums, das zum Verdienstorden ge- gehürige Ehrenkreuz zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitangSschau. (Preußische Zeitung.) , LageSaeschichte. Dresden: Besuch Sr. Majestät in der Kunstausstellung. Chemnitz - Annaberger Eisen bahnvorlage. — Wien: Eingehen der Regierung auf die Wünsche der Kroaten. Erkenntniß im Procrß Richter. Ungarisches Costüm ausgeschlossen. —Prag: DaS Handelsportefeuille. Wahrung deutscher Inter essen. Bahnhoferweiterung. — Triest: Recrutirung unterlassen. — Venedig: Der flüchtige Husarenlrut- nant. — Berlin: Justizministerium angenommen. Vom Johanniterorden. Zollconfererrzen. Staderzoll- repartition. Japan-Erpedition. Landtagstermin. — Frankfurt: Nachdruck der preußischen Militär broschüre verfolgt. — Paris: Von der Donau. AuS Neapel. Stellenjagd. AuS der Akademie. Bro schüre. lieber den Verkauf Venetiens. — Turin: AuS der „Opinione". Neapolitanische Kriegsgefangene. — Neapel: Truppen auS Piemont. Wahlen. Par- teikämpfe. Belagerung von Gaeta. — London: Lord Aberdeen -f. Ostir.dische Nachrichten. Dresdner Nachrichten. Feuilleton. TageSkalendrr Inserate. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 14. December. Heute Mittag hat sich der Minister des Innern, Graf Golu- chowski, von den Beamten seines Ministeriums verabschiedet. Herr v. Schmerling überuimmt mor- geu das Staatsministerium. — vr. Berger, der Lertheidiger Richter s, hat heute Appellation an- gemeldet. Wien, Sonnabend, IS. December. Die amt liche „Wiener Zrituug" veöffentlicht iu ihrer heu tigen Morgen-Nummer vier kaiserliche Handschrei- beu von vorgestern datirt, wodurch Graf Golu- chowski seines Postens als Staatsmiuister erhoben, Ritter v. Schmerling an der Stelle des Vorigen zum StaatSminister, der bisherige provisorische Leiter des Finanzministeriums, Herr v. Plenrr, definitiv zu« Fiuanzminister ernannt wird. Der Ministerpräsident, Graf Rechberg, und Graf Go- luchowski haben das Gro-kreuz des Gtephanordens, llr. Hein (Advocat und Bürgermeister zu Troppau, eines der liberalen Mitglieder de» erweiterten ReichSrathS) das Ritterkreuz der eisernen Krone erhalten. Aus Madeira über Lissabon ist GrafLinha- res mit einer Depesche au» Fuuchal vom 11. ein- getroffen, wonach das dortige Klima der Kaiserin sehr wohl bekommt. Paris, 14. December. Der „Moniteur" mel det uutrrm IS.: Die Kaiserin ist heute Mittag gegen >42 Uhr iu Boulogne gelandet. Um 2 Uhr von Boulogne abgereist, traf die Kaiserin in AmieuS den Kaiser, der ihr entgegen gefahren war. Ihre Majestäten find '47 Uhr in Paris avgekom- men. Die durch den Verlust ihrer Schwester, der Herzogin von Alba, so erschütterte Gesundheit der Kaiserin ist heute viel befriedigender. Turin, Freitag, 14. December. Seit S Tagen find die Feiudseliakeiteu gegen Gaeta eingestellt worden. Man hofft, da- die gemachten diploma tischen Schritte von Erfolg sein werden. Loudon, Sonnabend, IS. December. Gutem Vernehmen zufolge steht die Hierherberufung der Gesandten in Wien und Berlin, Lord Bloomfield und Lord Loftus, mit Beratungen über die vene- tiauische Frage in Verbindung.- Dresden, IS. Dccrmbrr. Die „Preußische Zeitung" enthält einen Artikel über die Auflösung der kurhessischen Kammer, nachdem dieselbe sich für inkompetent erklärt. E» wird darin behauptet, daß „da- Verhalten der Abgeordneten der Au-druck der Gesinnung des gesammten kurhesstschen Volkes war", und „daß r» in Kurhessen, wenn e- sich um Wiederherstellung de- seit 1850 suSpendirten Rechts handele, keinen Gegensatz der Parteien geb«, daß vielmehr bi- auf eine verschwindende Minorität vereinzelter Per sonen da» ganze Land in der festen Treue zu seinem Recht zusammenstehe." ES ist dies eine Ansicht der „Preußischen Zeitung", welcher man mindestens die un zweifelhafte Thalsache entgrgrnstellen kann, daß e» in Kur hessen, wie der Verlauf der ständischen Berathungen von 1852 bi- 1859 beweist, vor den Agitationen de» letzten Jahre- nur eine sehr kleine Partei war, welche die Wie derherstellung de» 1850 aufgehobenen Verfassungszustan- dcS wünschte, und eS ist in Anbetracht dessen auch Wohl die Erwartung nicht unbegründet, daß, wenn jene Agi tationen, gleich andern, welche jetzt die Weltlage beunruhigt erscheinen lasten, minder günstigen Boden in der allge meinen Lage finden sollten, auch die frühere jahrelange Geneigtheit der kurhesstschen Kammer, sich mit der kur fürstlichen Regierung über einen Abschluß der in diesem Jahre publicirten Verfassung zu verständigen, sich wieder finden wird. Die Erscheinung, daß die Partei der Un zufriedenen, welche e» ja in jedem Staate giebt und an der e» auch in Preußen keineswegs fehlt, in kurzer Zeit sehr mächtig werden und die Stimmung deS Landes äußerlich beherrschen kann, wenn ihr von einem mächti gen Rachbarstaate aus Unterstützung gewährt wird, ist eine in der Weltgeschichte so gewöhnliche, daß es nicht erlaubt ist, aus dem Auftreten der kurhessischen Kammer seit dem vorigen Jahre den Schluß zu ziehen, dieselbe verirrte die wahre innere Stimmung des kurhessischen Volke» und die wirklichen Interessen der Gesammtheit. — Dir „Preußische Zeitung" äußert ferner: „Die Stellung Preußens zu dem kurhesstschen Verfassungsstrrit ist aus reichend bekannt. Preußen hat, gestützt auf die Grund gesetze de» Bundes, der Ansicht nicht zustimmen können, daß es in der Kompetenz des Bundestages liege, zu Recht bestehende Verfassungen auf einem andern als auf dem landesverfastungSmäßigen Wege zu beseitigen. Von die sem für die Erhaltung der gesetzmäßigen Freiheit der deutschen Einzelstaaten so nothwrndigen Grundsätze aus gehend, hat Preußen gegen die Konsequenzen des Bun- deStag-bcschlusses vom 24. März d. I. Verwahrung ein legen müssen; und wenn es die Schlichtung des kurhes- sischen VerfastungSstretteS zunächst als dir innere Ange legenheit eine» souveränen Staates betrachtet, über welche die Regierung desselben mit der Bevölkerung sich zu ver einbaren hat, so hat es doch, eben von diesem Stand punkte auS, deutlich zu erkennen gegeben, daß es einen abermaligen Eingriff in den Verlauf jene- innern Strei tes von Seiten einer zu solchem Schritt nicht competetrten Gewalt nicht werde gestatten können. Preußen hat end lich nicht abgelassen, der kurfürstlichen Regierung seine Rathschläge im Sinne der Mäßigung und Versöhnung noch bis in die jüngste Zeit hinein zu ertheilen. Wenn trotzdem bei der kurhessischen Regierung noch einmal ver- hängnißvvüe Rathschläg« den Sieg gewonnen haben, so ttnnen wir doch von der Ansicht nicht lassen, daß die selben nicht für immer die Oberhand behalten werde«. DaS hessische Volk wird durch die letzten Ereignisse, durch die Verlängerung seiner Prüfungen, in seinem Glauben an den endlichen Sieg deS Recht- schwerlich erschüttert sein. Keinen Fall» wird es wanken in seinem lange be währten Sinn strengster Ordnung und Gesetzlichkeit." Auch zu dieser Auslassung der „Preußischen Zeitung" gestatten wir un» einige wenige Bemerkungen. Von jeder Wie deraufnahme oft diScutirter Fragen über die BundeSrompe- trnz in dieser Angelegenheit sei hier abgesehen. Bei der prak tischen Sachlage ist auch keine Nothwendigkrit vorhanden, auf die srühern dieSfallfigen Meinungsdifferenzrn am Bunde zurückzukommen; denn auch die übrigen deutschen Regierungen betrachten, gleich der preußischen, die Ord nung der kurhesstschen Verfassungöangelegcnheit nunmehr al» eine innere Angelegenheit Kurhessen». Die kurfürstliche Regierung hat wegen der definitiven Fest stellung de» Verfassungswerke» an sieben Jahre lang mit den in anerkannter Wirksamkeit bestehenden Kammern verhandelt; sie hat schließlich alle Destderien, die ihr diese zu erkennen gegeben hatten, berücksichtigt; e» ist da» damit abgeschlossene Verfassungswerk am Bunde für den Bundesgesetzen nicht widersprechend befunden wor den, somit hat der Bund gar keinen Anlaß, noch ein mal in diese Angelegenheit einzugreifen. Gewiß giebt sich jeder deutsche Vaterlandsfreund, gleich den deutschen Regierungen, der Hoffnung hi«, daß in Kurhessen der gesunde und gesetzliche Sinn fest genug sei, um jede offene Auflehnung gegen die Regierung unmöglich zu machen, damit dem AuSlande nicht ein Schauspiel ge geben werde, welche» von dorther zu bedauerlichen Fort setzungen für das ganze deutsche Vaterland benutzt wer den könnte. Rathschläge im Sinne der Versöhnung sind der kurhesstschen Regierung auch von den Staaten ge geben worden, welche bei dem letzten BundeSbeschlusse über diese Angelegenheit nicht mit Preußen stimmten. Daß sie auf guten Boden gefallen sind, beweist die nach giebige und entgegenkommende Haltung, welche die kur hessische Regierung den ständischen Wünschen nach libe ralerer Gestaltung der Verfassung gegenüber beobachtet hat. ES war bei dieser Haltung kein Zweifel, daß eS, ließ man jetzt feiten der Zweiten Kammer die leere Streitfrage um die alte und neue Verfassung ruhe« und beschäftigte sich mit dem Abschluß der bestehenden, leicht gelungen sein würde, in Kurhessen einen verfassungsmäßigen Zustand zu befestigen, welcher alle nur irgend in andern deutschen Verfassungen gegebenen konstitutionellen Garantien auch dem kurhesstschen Volke bot. Dies praktische Resultat, bei dem sich volle Beruhigung und Befriedigung aller Theile in Kurhessen von selbst ergeben haben müßte, ist durch die Jncompetenzerklärung der Zweiten Kammer lei der wieder hinausgeschoben. Aber auch wir hoffen, daß es durch die wachsende Besonnenheit künftiger Kammern noch erreicht werden wird, während wir andererseits glau ben, uns davon überzeugt halten zu müssen, daß diejeni gen Parieivorstellungen, welche jetzt ein so nahe liegendes Versöhnungswerk verhindert haben, das kurhessische Land nicht zur Ruhe kommen lassen würden, auch wenn ihnen jetzt die Regierung nachgegeben hätte. Denn Alles, was wir seit einem Jahre über die Richtung und die Ziele der an diesen Vrrfassungstreit sich knüpfenden Partei tendenzen erfahren haben, berechtigt zu der Behauptung, daß da» kurhessische Verfaffungsrecht selbst nicht der Ge genstand jener Parteibemühungen ist, sondern die Ver wirrung der allgemeinen deutschen Zustände, und so fest wir überzeugt sind, daß jede deutsche Regierung ein sol che» Ziel zu vermeiden trachtet, liegt doch die Besorgniß nicht so fern, daß unheilbereiteude Parteibestrebungen sich durch fortgesetzte Differenzen unter den deutschen Regie rungen ermuthigt fühlen. Tügesgeschichto. ' Dresden, 15. December. Unter den neuesten, im Druck erschienenen LandlagSacten befindet sich das aller höchste Dekret vom 7. d. M., eine weitere Eisenbahn verbindung für daS obere Erzgebirge betreffend. Di« mittelst desselben an dir Stände gelangte Mittheilung lautet schließlich dahin: „Auch bei der Regierung hat sich di« Ueberzeugung mehr und mehr befestigen müssen, daß, wenn die Fortsetzung der Schienenverbindung für da» obere Erzgebirge in der gedachten Richtung ins Le den treten soll, dies nur in der Weise möglich sein wird, daß sich der Staat durch deren Ausführung für Rech nung der Staatskasse in» Mittel schlägt. Daß dies ge schehe, sieht die Regierung, in Betracht der bedrängten Lage der obererzgebirgischen Industrie wie des dortigen LandeSthetleS überhaupt, als eine der Forderung der Bil ligkeit und al» eine Erfüllung der bei der Bewilligung der Geldmittel für andere Eisenbahnanlagen in den der selben noch entbehrenden LandeStheilen erweckten Hoff nungen an. Dieselbe befindet sich hierdurch zu dem An träge bewogen, die Ständeversammlung wolle zu Aus führung einer von Chemnitz nach Annaberg durch das Zschopauthal aus Staatsmitteln herzustel- lrnden Eisenbahn die verfassungsmäßige Zustimmung ertheilen. Indem die Regierung zunächst der Beschluß- nahme über diesen Antrag entgegensieht, ist'zu bemer ken, daß, dafern dieselbe zustimmend ausfallen sollte, eS eines außerordentlichen NachpostulatS von vier Millionen, sowie der speciellcn Vorschläge über deren Beschaffung bedürfen und die Regierung solchenfalls nicht unterlassen wird, der Ständeversammlung hierüber recht zeitig die Wetter erforderlichen Mittheilungen zu machen." Wien, 14. December. (W. A.) Gestern wurde das Utheil über Franz Richter, Krumpholz und Bayer gesprochen. Dasselbe lautet: . „Franz Richter, Mitbesitzer zweier Spinnfabriken und Hauptdirector der Kreditanstalt, ist I) schuldig de« Ver brechen« d er Verleitung zum Mißbrauche der Amt«- gewalt nach §. 10S St.-G. durch Verabfolgung eine« Ge schenke« von Rordbahnactirn im Werthe von 2ü,634 Fi. ü Kr. ist. W. an den k. k. FMS. Baron ». Synattcn, um ihn bei Entscheidungen über rrmeelieferungen zur Parteilichkeit zu ver leiten; 2) wird derselbe von der Anklage wegen Ver brechen« de« Betrüge« nach §. IS7 St-- G-durch listige Aufrechnung eine« Betrage« von 60,746 Fl. 37 Kr- ist. W. beim Devisengeschäfte von 20,000 Pf». St- zum Rachtheile te« k k. Lrmee-Obercommando« «egen Unzulänglichkeit der Be- weilmittel nach K. 287 St.-P.-O sreigesprochen; 3) wird Franz Richter von dem ihm angeschuldeten Verbrechen de« Betrüge« nach §. IS7 u. 20l lir ». und ä. Tt.-S. durch Anfertigung eine« falschen Conto« für da« k. k- Finanzministc rium zum Rachtheile der tsterreichischen Sceditanstalt, dann durch absichtliche Stoffminderung bei der Li.ferung von 4 Millionen Ellen Ealieo zum Rachtheile de« hohen Aerar« und durch Re duction eine« Theile« hiervon zum Schaden der Sublieferanten §. 288St.-P-O. lotgesprochen und schuldlos erkannt." Die Staatsbehörde meldete zwar rücksichtlich eines LheileS de» Urtheils gegen Richter die Berufung an, empfahl aber dem Gerichtshöfe in Erwägung der vielen MtlderungSgründe, insbesondere der langen Haft, die Ausübung des außerordentlichen Milderungsrechtes. Der Vertheidiger meldete keine Berufung an, führte jedoch, die Humanität der Staatsanwaltschaft anerkennend, in warmen Worten die MilderungSgründe umständlicher aus, welche für das geringste Ausmaß der gesetzlichen Strafe sprechen. Richter selbst hörte die Verkündigung des Urtheils mit Fassung an und fand über Aufforde rung deS Vorsitzenden nichts zu bemerken. Das Ur- theil lautet gegen Franz Richter auf die Strafe des mit zwei Fasttagen verschärften Kerkers in der Dauer eine» Monats, sowie zum Ersatz der Kosten des Straf verfahrens; auch ist daS Geschenk von 25,634 Fl. 5 Kr. zum Armenfond der Stadt Wien zu erlegen. Johann Krumpholz und Heinrich Bayer find losgcsprochen und schuldlos erkannt. OK. Prag, 14. December. Wir habe» heute wieder mit Berichtigungen zu beginnen. Bekanntlich ist mar» der Ansicht, daß bei der gegenwärtigen Veränderung im Ministerium auch die Ernennung eines Handelsministers stattfinden werde. Aus Prag wurde nun die Nachricht ausgesandt, das Portefeuille des Handels sei dem Redakteur der demnächst hier zu erscheinenden Zeitung „Narod" und Wortführer des tschechischen TheilcS der Feuilleton. Weihnacht» - Wanderungen. (Fortsetzung au« Rr. 2Sl.) 's Wie Muhamed-Eben-Mansur alle seine Lieder mit dem Lobe deS Pferdes anfing, so hätte ich am liebsten diese» Jahr alle meine Feuilleton-Artikel mit der Klage über die Witterung begonnen. Viele meiner Kollegen haben e» gethan und in vielen Zeitungen war eS daS tägliche Thema; nicht mit Unrecht. DaS Wetter war diese» Jahr nicht bloS Ausfüllung der Verlegenheit und Gedankenlosigkeit in der Unterhaltung. ES war eine Macht, ein Dämon, ein Moloch, dem Millionen an Producten und Waarea, dem Menschen in Mord, Doppel- und Triple-Mord und Selbstmord geopfert wurden. Wie Viele starben unter seiner furchtbaren Herrschaft, und oft war e» nur der Schnupfen, diese- perfide Ungeheuer, da», harmlos austrctend, sein Opfer häufig für da nachfolgende Nervenfieber präparirte und diesem den Titel in der Todtealiste zuschob. Fehlte im Sommer sie Wärme, so jetzt eine entschiedene Kälte; eS ist weder kalt noch warm, und mit einer Ausdauer, dre einer bessern Sache Werth wäre, scheint die Witterung bi» zum letzten Tage deS JahrcS in ihrer Launenhaftigkeit ver harren za wollen. Der Thermometer macht sonderbare Sprünge, bald über, bald unter Null; man schwankt zwischen Ueberzieher und Pclz, zwi chen steifem Grog und kühler Limonade, bi» der potenzirte Schnupfen unS die Taff« mit Haferschleim und den Löffel voll Apothekir- Drstillat reicht. Wenn bisher die Sonne über Gerechte und Ungerechte geschienen, sie giebt sich diese Mühe seit mehrer« Tagen nicht mehr. Dresden ist zum Siegfried mit der Nebelkappe geworden, durch welche man nur verdrießliche Gesichter schimmern sieht; feuchte Luft dringt Wie ein Strom verhaltener Thränen in die Seele und draußen in der Natur folgt man mit suchendem Blicke und mit einem gewissen Neid der sich verkriechenden Thierwelt, die so glücklich oder geschridt ist, den Winter ganz „ohne Saison" zu verschlafen. Nur die Jagdlust verbindet noch Stadt und Land; sucht man für solch' einen Jagdlustigen ein Weihnachtsgeschenk, so findet man in dem Gewölbe von B. G. Voigt (Sporergasie) neben Schul- und Brieftaschen, Portemonnaie» und Reise utensilien auch eine große Auswahl von Jagtrequifiten, bei deren Anblick dem Jäger da» Herz im Leibe lachen wird. Während letzterer im Felde „still und wild", gespannt sein Feuerrohr, den Hasen und Hühnern nach- schletcht, geht die Jagdlust in der Stadt auf den Zobel fang — zum Kürschner. E» ist auffallend, wie beliebt hier das Pelztragen geworden. Kaum, daß der erste Frost den Braunkohl für die Hausfrauen nutzbar ge macht, so löst der Dresdner seinen Schuppenpelz oder Nerz-Paletot vom Kürschner oder — sonst woher au», wohin er ihn gegen die Motten-auf Sommerplaisir, um einen specifisch DreSdnerischen Ausdruck zu gebrauchen, gegeben, und der fünfte Mensch, dem man auf ter Straße begegnet, steckt bi» an die Nasenspitze im Biber, JltiS, Bisam oder Waschbär, von der Uuzahl der Muffe, Pelz-Pelerinen und Krage« gar nicht zu reden. D rum ist da» Küischnergewerk rin so blühende» und zahlreiche-, wie die vielen Gewölbe in den Gaffen zwischen Schloß - straße, Alt- und Neumarkt bezeugen; eigrnthümlich genug ist r», daß sich selbst die Nordländer, wie Russen und Schweden, hier mit Pelzen versehen, weil viele Sorten Grauwerk hier billiger stad al- in der Heimath. Eins der reichst ausgestalteten ist da- vom Hofkürschner W. A. Schmidt (RoSmaringaffe), an dessen Schaufenstern auch in diesem Jahre wieder Damen- und Herrenpclze von dem kostbarsten Zobel bi» zum billigsten Astrachan und Fe« hängen. Wer einen solchen Pelz um sich und einen der ebenso praktischen als dauerhaften Alpacca- Regenschirme von I. Teuchert in der Neustadt (Haupt straße, an der Kaserne) über sich hat, der könnte schon sein Jahrhundert, wenigsten» das schlechteste Winter wetter seines Jahrhunderts, welches sicher da» diesjährige ist, in die Schranken fordern. Man wird mich des schlechten Geschmacks beschuldigen, daß, wie Muhamed- Eben-Mansur vom Pferde, ich, wie ein Ballherrchen, immer wieder vom Wetter anfange; aber man wird mich entschuldigen, wenn man hört, daß selbst die gestrenge Wissenschaft vielfach über das diesjährige Wetter den Verstand verloren hat; wenigsten» kamen die Meteoro logen in ihren Wetterabhandlungen zu direkten Gegen sätzen. Einer bewies, daß e» immer kälter und feuchter geworden sei, während ein anderer aus sorgfältiger Untersuchung da» Resultat fand, daß der Regen abge- genommen und da» Wetter im Jahresdurchschnitt milder geworden sei. Das wurde dem Marqui» v. Treeddale, Präsidenten der meteorologischen Gesellschaft in London, zu arg, so daß er einen Preis auf Beantwortung der Frage au-schrieb, ob e» neuerdings ärger geregnet habe, äl» früher. Unter den vielen eingelaufenen Abhand lungen gewann die von F. T. Jamieson den Preis, welche im Buchhandel erschienen ist und nachweist, daß Barometer, Thermometer und Hygrometer seit Jahrhun derten im Durchschnitt und im großen Ganzen sich gleich geblieben seien, daß Temperatur und Regen alle Jahre ziemlich dieselbe Rolle gespielt habe«. Wesentliche Ver änderungen seien bloS geologischer Natur und dehnten sich über Jahrtausende aus. Diesem Wettrrdogma der preisgekrönten Weisheit der meteorologische« Gesellschaft gegenüber trugen wir in den HundStagen wollene Jacken und ein Regenschirm wurde da» unschätzbarste Gut für den Weltbürger. Major Serre auf Maren erkannte mit richtigem Blick diesen wunden Fleck seine» Jahrhunderts und wurde, indem er dem allgemein am fühlbarsten sich machenden Bedürfnisse durch seine Masscneinkäufc von Regenschirmen für die Schiller-Lotterie abhalf, einer der Hauptwohlthäter der Menschheit. Ja, cs ist eine seit same Zeit! Die nach uns kommen, werden einander er zählen, daß Anno 1860 die Erde an seltsamen Pro cessen, gräßlichen Verblutungen, an Blitzen aus heiterm Himmel laborirte, und daß die Schirmfabrik von I. Teuchert Taschen-Regenschirme, an den Spazierstock zu schrauben, annoncirte, welche sich als die nützlichste Entdeckung diese» JahreS erwies. Obgleich wir hoffen, daß „nach un» nicht die Sündfluth", sondern po«l nubii» Phöbus wieder auf goldstrahlendcm Wagen komme, so halten wir doch einen „en tcml oso," aus der genannten Schirmfabrik für da» passendste Weihnachtsgeschenk. (Fortsetzung folgt.) Die zweite Soiree für Kammermusik, gegeben von den Herren Blaßinann, Hüllweck, Körner, Göring und Grützmacher, welche gestern, den 13. December, im „Hotel de Sare" stattfand, begann mit einem Clavier trio von Haydn. Man kann ein unbedingter Verehrer der Haydn'schen Kunst sein, ohne sich doch deshalb für jede seiner Kompositionen zu begeistern. So ist es mit diesem Trio. BloS der letzte Satz gewährt eine außer gewöhnliche Wirkung durch sein liebenswüidiges Ton spiel- Ohnehin dürfte gerade diese» Stück weniger in den Concertsaal passen, als andere Trios von Haydn. Die Ausführung war im Ganzen lobenewcrth. Aber man möchte nicht behaupten können, daß Herr Blaßinann in derartigen Leistungen ercellirt: sein reproduktives Ver mögen wurzelt hauptsächlich in der Neuzeit, und er Hal sich durch Vorführung von Tonwerkcn, welche ihr ange- hörcn, schon oft wahrhaft verdient um unser Musikleben gemacht.
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