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Dresdner Journal : 28.12.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186012282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18601228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18601228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-12
- Tag 1860-12-28
-
Monat
1860-12
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 28.12.1860
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Majestät der König w«rr» am grstrtgrn Abend nicht ganz fieberfrei und litten in der vergangenen Nacht häufig an katarrhalischen Lö» jungen der Mund- und Bronchial-Schleimhaut, »elche de» selten rintrrtenden Schlaf oft unterbraeben. Diesen Morgen ist Sr. Majestät Befinden durchaus zufrieden stellend- vr. Caru». vr. ». Ammon. Dresden, 1. December. Seine Majestät der König haben dem herzoglich braunschweigfchrn Hofmarschall und Intendanten de- herzoglichen Hoftheaters, Earl BörrieS Ludwig Freiherrn von Münchhausen, da- Comthur- kreuz 1. Elaste de» AlbrechtordrnS zu verleihen geruhet. Dresden, 10. December. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, «dem königlich hannöverschen Geheimen Ober-Kommrrzienrathe Heinrich Wilhelm H a hn» Inhaber der Hahn'schen Verlagsbuchhandlung zu Leipzig da- Ritterkreuz de- AlbrechtordrnS zu verleihen. Nichtamtlicher Thril. Ueberficht. rele-raphische Nachrichten. Zritnngsschav. (Donau-Zeitung. — Ost-Deutsche Post. — Oefterreichische Zeitung. — Presse. — Constitu- tionnrl.) kagrstzeschichtr. Dresden: Der Besuch der Hof- ' Silberkammrr gestattet. — Wien: Dementi. — Prag: Da- Rundschreiben v. Schmerling'-. Preßprocrß. Rüh- rtgkett der Parteien. — Pefih: Ungarische Telegra phisten. — Venedig: Agitation. — Berlin: Vom H e G ld::e Hochzeit des Feldmarschall» v. Wrangrl. Ein vsterr. General. Gesetz über Einzelhaft in Aussicht. Pari-: Die ftanzösische Flotte vor Ga«ta. Victor Emanuel. Oberst Dunne. Ein neuer Abgesandter au- Gaöta. Vermischte-. — Bern: Die Bundr-ver- sammlung geschlossen. — Florenz: Diebstahl im Grmmencabinet. — Rom: Nachrichten au- Gaota.— Montenegro: Berichtigungen. — Ostindien und China: Au- der neuesten Ueberlandpost. Erne«n«ngeu, Versetzungen re. im öffrvtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau.) Letriebsüberficht der k. sächs. Staatseisenbahnrn pro Monat November. Statistik und LolksVirthschast. Keuilletov. Tagrskalevder. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag ?7. Deetmber. Rittmei ster v. Latour, der vou Madeira in Lissabon an gekommen ist, hat von da gestern die telegraphische Meldung geschickt, der Gesundheitszustand der Kai serin sei vollkommen befriedigend. Die heutige „Morgenpost" berichtet: Im Justiz ministerium sei eine besondere Commission zur Berathung einer veueu Civilprocrßordnuug «ie- dergesetzt wordeu. Paris, Vie«staa Lb. Deeember, Abends. Rach hier eiuaetrosseue« Nachrichten aus Gabt« vom » d. M. haben die Belagerer das Feuer ver stärkt. Zwei Offiziere, die sich in drr Nähe des Königs befanden, find von den Kugeln erreicht worden. Der spanische Gesandte hat sein durch das Bombardement sehr mitgenommenes Palais ver lassen. In Gaöta war eine Deputatio« auS Ca- labrien avgekommen, welche diese Provinz iusur- giren zu wolle« versprochen hat. Zu Neapel hat die Inskription sämmtlicher Bürger für die Miliz stattgefunden und ist eine Mobilisation angrkündigt worden. Aas Rom gingen zahlreiche Transporte von Lebensmitteln nach Ga< ta ab. Dresden, 27. Drcember. Dir Wiener Blätter besprechen da-Rundschrei ben de- Minister- v. Schmerling. Die Mehrzahl der selben drückt sich befriedigt und hoffnung-voll aus. Es wäre im Interesse Oesterreichs zu wünschen, daß sie in diesen Gesinnungen verharren und dem neuen Programm nun auch ihre sorgsame Unterstützung in der öffentlichen Meinung angedrihen ließen, damit wir nicht abermals da- Schauspiel erleben, daß da- erfolgreiche Betreten der neuen politischen Bahn in Oesterreich durch neue unge stüme Forderungen erschwert wird. Die „Donau-Zet- tung" sagt darüber: „Mit hoher Befriedigung erfüllt uns vor Allem, daß der Minister feine Aufgabe in der Aufrechthaltung und Durchführung de- kaiserlichen Ma nifestes und kaiserlichen Diploms vom 20. October er blickt. Diese denkwürdigen Aktenstücke bleiben di« magna ckari» Oesterreich«. Sind diese Institutionen im Geiste de« kaiserlichen Manifeste» und im Sinne de» ministeriel len Rundschreibens verwirklicht, dann wird in Bezug auf die persönliche Freiheit der Unterthemen, auf die Freiheit der Gewissen und der Presse, auf di« Pflege der Wissen schaften, der Justiz, drr materiellen Interessen, auf die Autonomie des Gemrindrlrben», und auf jene verfas sungsmäßigen Satzungen überhaupt, die eine Prärogative aller Culturstaaten sind, zwischen Oesterreich und Deutsch land dem Wesen und dem Grade nach kein Unterschied obwalten. Es wird dann keinen Bundesstaat geben, wel cher den Forderungen der deutschen BundeSacte bezüglich der Theilnahme der Bevölkerung an den öffentlichen An gelegenheiten in freisinnigerem Matze genügt hätte, als Oesterreich. Wir begegnen an keiner Stelle des Rund schreiben» den Schablonen eine» französischen oder eng lischen Parlamentarismus; die Ideen und Pläne des Herrn Minister» futzen auf den wohlverstandenen Be dürfnissen drr Monarchie, auf dem historischen Boden, auf den realen Verhältnissen Oesterreichs. Ein wesent licher Punkt de» ministeriellen Programm« ist ferner die bei aller Aufrechthaltung der provinziellen Sonderheiten, drr nationalen Unterschiede und der historischen Berech tigungen zur wahren Geltung gebrachte formelle Gleich förmigkeit in der Behandlung der ungarischen und der nichtungarischen Länder de- Kaiserstaates. Diese formelle Gleichberechtigung ist der Grundgedanke des Rundschrei ben», durch welchen die Zusammengehörigkeit aller Kron länder, da- Princip der Einheit Oesterreichs auf dem Boden de- kaiserlichen Diplom- vom 20. October auf recht erhalten wird." — Die „Ost -Deutsche Post" schreibt: „Wir müssen die Thatsache constatiren, daß das Rundschreiben de» Herrn v. Schmerling allenthalben einen sehr guten Eindruck gemacht hat. E» sind eigentlich zwei r»-»—,i»t - Theile, in welche da» Programm zerfällt. In jenen Fra gen, welche da» Verhältnis der Regierung zu den Staats bürgern betreffen, kann Jedermann dir Ucberzeugung ge winnen, daß rin Gouvernement, welche» Principirn be folgt, wie sie in diesem Rundschreiben ausgesprochen sind, dem Individuum, der Gemeinde, der Presse, drr Wissen schaft Srlbstbewußtsrin und selbstständige freiheitliche Ent wickelung sichern wird. Dagegen ist Dasjenige, wa» da» Rundschreiben über dir Gestaltung de» Gesammtreiche» un» zu sagen weiß, noch keineswegs mit jener Sicherheit au-gestatSet, welche un» ein bestimmtes Bild der politi schen AuÜtnft Oesterreich» zu geben vermöchte. Indem die Bildung de» ReichSrath» fortwährend aus dir Wahle« au» dem Landtage basirt bleibt, ist die Aussicht auf de« Zusammentritt dieser Körperschaft, di« für die Finanz fragen maßgebend ist, weil rhr allein über die Reichs steuern und Anlehea das legislative Votum zustrht, in eine nicht zu bemessende Fern« gerückt. Nun mag es allerdings in der Absicht dev Regierung liegen, daß eine» der erste« Geschäfte eine- jeden Landtage» darin bestehen soll, zu der Wahl der aus seiner Mitt« zu nehmenden ReichSräth« zu schreiten. Wird man aber auf allen Land tagen hierzu den nöthigen guten Willen finden? Wir stehen hier vor einem groß -n und sehr bedenklichen Thema, da- wir nicht an dem Tag« ausspinnen wollen, an wel chem die Bevölkerung der warmen Worte und drr freund lichen Perspective de» gestrigen Programms sich erfreut." — Die „Oefterreichische Zeitung" sagt: „Das Programm kündigt den Statthaltern im Namen des Mi nister» äs', daß Oesterreich in die Reihe jener Staaten getreten fei, welche in der Theilnahme des Volke» an der Gesetzgebung da» Mittel zur Macht und Größe gesun den haben, und zwckr in allen dessen Theilen gleichmäßig nnd gleichartig. Oesterreich tritt also in die Reihe der constituüonellen Staaten ein, und damit nicht ettva ein Zweifel stattfindr, wird diese Staatenreihe als eine solche bezeichnet, wo diese Theilnahme auf ältester geschichtlicher Bast» begründet ist. Oesterreich wird ein constitutionrller Staat, gleichwie England, wie Holland, wie Schweden und Norwegen eS sind. Darin ruht der Schwerpunkt des ganzen Programm-- Dadurch wird mit der ganze« Vergangenheit, die nun volle zehn Jahre, seit dem 3l. De- 'cembrr 1851 währtc, gebrochen. Da ist von keiner „Mit wirkung", von keiner „Zustimmung" mehr die Rede, da ist die volle Theilnahme de» Volke» an der gesetzgeben den Gewalt, di« ganz« Thciluug der Gewalten, der Be grün eiorS wahrhaft constitutto«ekk» Leben» auSgespro- che«."-^ St» .»Presse" zeigt sich weniger befriedigt. Sie sagt: „Die entscheidendste Bedeutung liegt für jetzt in der BerfassungSfrage. Der Dreigliederung: Gemeinde, Kronland und Reich antsprrchcnd, mußte un- da» mini steriell« Programm mit den Grundzügen der Gemeinde ordnungen, der Landtagsstatute und de» ReichSraths ver traut machen, und es ist die», wenigsten» zum großen Thril, auch durch da« Rundschreiben geschehen. Den Ge meinden wird rin neues Gesetz nicht verheißen. Daraus darf man wohl auf die Absicht schließen, daS nie gesetz lich aufgehobene, sondern nur in Ruhestand versetzte frei sinnige Stadion'sche Gemeindegeseh, dessen Wahlordnung bereits wieder in Uebung gebracht wurde, werde unser Gemeindeleben auch ferner schirmen. Um ciwas weniger klar treten die Grundsätze hervor, welche daS Ministerium Schmerling In den Landesstatuten zu verwirklichen ge denkt. So bedeutend der Abstand zwischen Schmerling und seinem Vorgänger in Bezug auf die Landtagsfrage ist, so bleibt un» doch noch immer zu bedauern, daß an einer ständischen Grundidee festgehalten wird. Nach dem neuen Programm wird für die Landtagsbildung zwar durch das angenommene Princip der Interessenvertretung auf Grundlage unmittelbarer Wahlen der Kreis der Wäh ler, wie der Wahlfähigen im Vergleich mit den Tenden zen des Grafen Goluchowski sehr erheblich erweitert, aber den sogenannten ständisch Berechtigten ein Sonderrecht Vorbehalten, daS freilich erst definirbar sein wird, wenn wir die Zahlenverhältnisse für die Landtagsabgrordnetcn kenüen werde«. Zudem bleibt abzuwarten, wie in den außerungarischrn Provinzen Da», was in Ungarn Mag Feuilleto«. Rach Japan. Reisebriefe von Gust« Spiess. IV. Am Lost» drr preußischen Arira-rorvette „Arcona" I«.A«ig°st iSso. (Schluß au« Ar. SOV.) Al» ich Ihnen meinen letzten Bericht sandte, weilten wir in Kandtz, und ich erwähnte schon, daß die herz lichste, zuvorkommendste Gastfreundschaft unfern Aufent halt daselbst zu einem der schönsten gestaltete. Dank baren und bewegten Herzen» schieden wir von einem Orte, der durch seine herrliche Umgebung, seine merk würdigen buddhistischen Bauwerke, seine Bevölkerung und endlich durch die lieben-würdigen Männer, die wir ken nen gelernt, de» Schönen, Interessanten und Genuß reichen so viel geboten hatte. Nach zweitägiger Fahrt, die un» wiederum durch Colombo führte und un» auf» Neue Gelegenheit bot, da» geordnete Wesen der Colonie in Stadt nnd Dorf, Weg und Straße, Kirchen, öffentlichen Gebäuden, Brücken, Rasthäusern, kurz Allem, wa- allgemeine Wohlfahrt und Verkehr erheischen, zu bewundern, langten wir wieder in Point-de-Galle an, um di« nöthigen Vorkehrungen zur Weiterreise zu treffen. War unser Aufenthalt im Innern der Insel auch nur von kwzer Dauer, so durften ^vir doch in jeder Hinsicht mit Befriedigung daraus zurückbltcken. Di« Fahrt selbst hatte UN» die landschaftlichen Schönheiten der gebirgigen Distrikte vor Augen geführt. Dank drr Zuvorkommenheit de» englischen Gouvernement», war un» da« Innere de» Haupttempel« der Buddhisten in Kandy zugängig gewe'en, Hesse« Priester sich beetferten, nn» di« reichy, Schätz«, Reliquien, den Zahn Buddha», Ver ¬ körperungen Buddha'» u. s. w. zu zeigen und zu erläu tern, so daß wir uns von dem Gottesdienste der buddhisti schen Religion, zu der 300 Millionen Menschen sich be kennen, wenigstens ein Bild zu formen vermochten. — Friedlich stehen in Ceylon, wie in vielen Ländern Ost indien» die Tempel drr verschiedensten religiösen Be kenntnisse neben einander. Manche hübsche englische Gotteshäuser stehen in der nächsten Nähe von muha- medanischen Moscheen — für die im Lande lebenden Araber —, Hindu-Tempel schließen sich ckn römisch-katho lische Bethäuser und Kirchen an und der Haupttempel der Buddhisten stößt dicht an da» HauS de» Gouverne ment»-Agenten in Kandy, der einen Flügel deS alten Wohnsitzes der eingrbornen Könige von Kandy bewohnt. Toleranz ist vor Allem den Buddhisten eigen, und wir hörten, daß religiöse Zwistigkeiten auf der Insel fast nie zü Tage treten. Doch e» gilt, von der Insel zu scheiden und den Weg weiter zu verfolgen, der vor uns liegt. Am 20. Juli lief der Steamer „Gange»", ein alter Raddampfer der „Pentnsular and Oriental Company", auf der Rhede von Galle rin, der uns nach Singapur bringen sollte. Da» Schiff war klein und schwer mit Opium und Geld beladen, und versprach schon keine überschnelle Reise. Am 22. waren wir glücklich mit allem Gepäck wieder am Bord, um 4 Uhr ging'» hinaus in die wogende See und bald waren die Küsten der Insel mit ihren schlanken, sich wiegenden Palmrnkronen hinab getaucht in die endlose Fluth. Die Fahrt war ermüdend und langsam, der Comfort in jeder Hinsicht gering, kurz wir hatten täglich gerechte Ursache, un» über mangel hafte Verpflegung — bei so enormen Fahrpreisen — zu beschweren. Di« Gesellschaft, größtenthril» au» ein paar holländische« Familien bestehend, blieb un» ziemlich fern; Wir beschränkten uns aus den Gedankenaustausch »ntrr un» selbst, aus Lectüre u. s. w. "und harrte« mit Ungeduld drr Tage, die un» dem Orte unsrer nächsten Bestimmung entgegrüführen sollten. Fast um drei Tage gegen die regelmäßige Zeit hatte sich drr „Gange»" von Bombay auS verspätet und in den Häfen, wo man ihn erwartete, schon Besorgnisse wach gerufen. Die langen Stunden drr früh rinbrrchen- drrt Nacht saßen wir oft auf dem hohen Radkasten, um die kühlere Luft zu genießen, und die Blicke schweiften über die einförmige Mecresfiuth. Wohl mögen solche Momente ihre eigne Poesie haben, wenn bei mondheller Nacht da» dunkle Schiff fast lautlo» durch die weite Wasserstraße zieht, und drr gestirnte Himmel über dem Schifft und die dunkle Woge unter uns dir einzigen Begleiter sind, — während aus dem Salon vom Piano die Klänge einer ansprechenden Melodie heraufdringen. Dennoch nehmen alle Gesichter am Bord eine» Schiffes, und wenn e» auch unter den günstigsten Verhältnissen segelt, den Ausdruck freudiger Erregung an, wenn man weiß, daß rin Hafen nahe ist, und das „Kapp? lanä" malt sich auf den meist,« Zügen. So war e» unS Allen rin frischer, belebender An blick, al- wir am Morgen des 25. Juli in der Bucht von Pinang — der Hauptstadt drr englischen Besitzung Prince-of-Wales «Island — vor Anker lagen und für fünf bi- sechs Stunden an» Land steigen durften. Malerisch lag di« schöne Insel, nur durch eine schmale Wasserstraße von dem festen Lande getrennt, vor unfein Blicken. Schöngcformte Berge, mit herrlicher Waldung bedeckt, bildeten den Hintergrund der Stadt: freundlich t blickten auS de« schattigen Baumgruppen die von Säulen halle« umgebenen Wohnhäuser der hier lebenden Euro päer; — kurz, da» Panorama der Bucht, in der sich europäisch«, chinesische und indische Fahrzeuge gruppirtrn, war so anziehend und eigenthümlich schön, wie mir natentafel hieß, verwirklicht werden soll, denn da» Rund schreiben scheint anzudeutrn, daß der neue Staatsmini- ster di« Gleichartigkeit der landtäglichen Institutionen die-seit» und jenseits der Leitha mit besonderer Vorliebe durchzusühren gedenkt." Ferner bekämpft dir- Blatt da» Wahlprincip für den ReichSrath. E» sagt: „Da» Wahl» princip jedoch, die indirrcte Wahl durch die Landtage, bleibt aufrecht erhalten, wenngleich mit der Abänderung, daß die Landtage nicht mehr blos einen Ternavorschlag für die von ihnen zum ReichSrath zu entsendenden Ab geordneten zu machen haben, sondern dir RrichSräthe un mittelbar wählen werden. Bekunden diese Modificationea immerhin einen an sich erfreulichen Fortschritt im libe ralen Sinne, so bleibt doch der entscheidende Punkt, dir Wahl der Reichsabgeordneten durch die Landtage, in der Hauptsache ungrändert, und gerade diese», daß dir Ver treter für di« constitutionrlle Reich-Versammlung direkt au- allgemeinen Wahlen hervorgingen, wäre die werth vollste Errungenschaft gewesen, die wir von dem neuen Staatsminister erwarte« zu können meinten." Der „Constitutionnel" vom 22- d. M. bringt den auf telegraphischem Wege bereits im AuSzuge mit- getheilten zweiten Artikel über Oesterreich und Ve netien. Wir geben nachstehend einen Auszug diesc» ArtikelS,der un» nur deshalb erwähnenswerth erscheint, weil er in einem der ofsiciösen französischen Blätter sich be findet. Die Behauptungen des Artikels zu kritisiren, er scheint für deutsche Leser unnöthig zu sein. Hr. Grand- guillot nimmt den Fall an, daß Oesterreich einen Angriff der Italiener siegreich zurückschlage und Venedig ein noch schwereres Joch auferlege. Das wäre wohl rin Unglück mehr, aber noch keine Lösung. Die Völker, welche sür ihre Unabhängigkeit kämpften, seien gewöhnlich zu allen Opfern entschlossen. Trotz der erlittenen Niederlage y»d trotz der Aussicht auf eine neue, werde im folgenden Jahr abermals eine italienische Armee vor Venedig er scheinen, und dieser unerbittliche Streit werde sich Jahr« lang hinauSziehrn. Freilich gäbe e» nach der Ansicht gewisser Parteien eine schließriche Lösung, wenn man Oesterreich gestatte, Schlag mit Schlag, Angriff mit An griff zu erwidern und sich sein Schlachtfeld in der Lom- ' bardei, in de» Herzogthümern oder irgend wo ander» auSzuwählrn. E» sei nun aber rin Unglück sür die Leute, welche einer solchen Lösung da- Wort redeten, daß ihr alle europäischen Staaten, wenn auch au- gar ver schiedenen Beweggründen, entgegen seien. „Frankreich — fährt Herr Grandguillot fort — ist den Bedingungen von Vrllafranca treu geblieben, und r- ist nicht seine Schuld, wen« die beide« andern conttahirenden Parteien dieselben, wechselseitig verletzt haben. Es verlangt aber, daß man sie zum Mindesten ihm gegenüber beobachte. Mit andern Worten, es wird, was auch immer sich zu tragen mag, nun und nimmer «ine offensive Rückkehr der Oesterreicher in dis Lombardoi dulden. Es handelt sich dort um sein Interesse, und es kann nicht dulden, daß dre Vorposten der österreichischen Heersäulen zwei Tage märsche von Grenoble lagern. Es handelt sich ferner um seine Ehre. Frankreich darf DaS nicht wieder wegnehmcn lassen, was cs au« freiem Antriebe gegeben hat. Eng land seinerseits hat seit vorigem Jahre so viel zu Gun sten der italienischen Unabhängigkeit gesprochen, daß cS moralisch gebunden ist. Möge Oesterreich das nicht ver gessen. Es hat aufgchört, „der festländische Soldat Groß britanniens" zu sein. Es bleiben nun noch Rußland und Deutschland übrig. Wir wissen nicht, ob das Wie ner Cabinet in der letzten Zeit ernstlich an die Möglich keit eines neuen Bündnisses zwischen ihm und den nor dischen Cabineten geglaubt hat. Sollte es sich aber in Bezug auf diesen Punkt Illusionen gemacht haben, so wird es jedenfalls durch die Warschauer Zusammenkunft grausam enttäuscht worden sein. Man weiß jetzt, um welchen Preis und unter welchen eng beschränkten Be dingungen man sich dazu verstehen würde, ihm einen illusorischen Beistand zu leihen. Rußland scheint fest entschlossen zu sein, an Oesterreich da- Wiedervergrltungs- rccht zu üben. Wollte übrigens auch Zar Alexander nichts Achnliches im Gcdächtniß vorschwcbt, es ser denn die Felscnbucht von Korfu, die freilich in anderer Weise noch rerchere und pittoreskere Formen bietet. — Die An kunft de- Gesandten und seine» Gefolges war in Pinang erwartet und alle Vorbereitungen zu einem feierlichen Empfange getroffen. Bei seiner Landung ward Graf Eulenburg von dem Gouverneur und dem Militär- Commandanten begrüßt, eine militärische Ehrenwache stand am Ufer und die Geschütze de- Fort» salutirten au» ehernem Munde. Während Graf Eulenburg mit einem Thril« d«S Gefolges im Haus« deS Gouverneurs verweilte, fuhren wir zu einem in der Nähe der Stadt gelegenen Wasser falle und kehrten dann, einer Einladung de» mecklen burgischen Consul», Herrn K., Chef eines angesehenen deutschen Handel-Hause-, folgend, in der Villa de» Ge nannten ein, um dort die wenigen Stunden, die uns noch bi» zur Abfahrt blieben, in deutscher Gesellschaft zu verbringen. — Auch hier, wie später in Singapur, trug man uns die herzlichste Freundlichkeit entgegen, und wir sahen deutlich, e» war den hicr in der Ferne leben den Deutschen ein festlicher, freudiger Tag, uns und die Kriegsschiffe einer deutschen Macht zu begrüßen. Man sagte un» häufig, welchen Werth die deutsche Handels welt in Ostasirn und Indien aus dies erste Erscheinen legt. — Nur zu rasch war dies schöne Intermezzo des Ausenthalte» in Pinang beendet. Unter abermaligen Salutschüssen begab sich der Gesandte und wir in seinem Suite an Bord de- „Ganges" zurück. Zwischen zahl reichen grünen Inselgruppen hindurch kamen wir bald wieder ins offene Meer und nahmen als beste Gabe von Pinang dir sichere Nachricht mit un», daß die „Arcona" in Singapur eingetroffen und die „Thetis" nahe bei Singapur in der Sunda-Straße angesprochen worden sei. Noch im letzten Augenblicke unser» Aufenthalt» am
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