Suche löschen...
Dresdner Journal : 07.12.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186012070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18601207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18601207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-12
- Tag 1860-12-07
-
Monat
1860-12
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 07.12.1860
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«UOHA - > Freitagj, den 7. December. - . : > . Abviüromrtaprrist: ^Lbclic^: d "riilr. 10 klxr. i» »—>»—».1 Iw »aal—ä, 1 ,', 10 ., „ .„ stritt I-—t an» ttuu-rtlcl, io 0»—<«»: Id I 8t»wp«l«»- Lu»»«!»« 8'nwmerp: 1 kiyr. ) bin»». Laser atenpreist: Vvr 4<m Raum ki»«r so»p»ttei>«i> 2«il«: 1 ttyr. ttutvr „Riuxe-rallcke" cki« L«U«r 2 Xxr. Lrschrmt«: L<r,»tworll>ch«r «ed-cteur: I. «. Harlmaniü 1860. rnsdratenannahme auswärt«: 1». 1i»L»o»r«rri», Oowml-iiurrte cko» k>re»<1u«rckournnl»; »deu«l«i,vN>^i tt. Llloua: K Vvur.«n; O»o^iv»'»cb<' tkucbb., Rnr^nir«»-, Iturvau: Lrowio: R. Vviil-orrn; krnMtturr ». K.: cka»:UL»'-irbu LutibllnittHui^b; Rvw- Xl>or.>- RLv«rrr»; krrrüi: v. I.üvoxsni.» (28, rue de» doa» enknn»); kr»^: >'». tinul.it.u i> LuokkuiKtluu^. Herausgeber: Xöoixl. Lrpeditioa ii«» ttce,äu«r guurrnrls, Orn-täv», ölnrivirstr»»»» Kr. 7. Nichtamtlicher Theil. Lelegraptisch« Rachrichtrv. ZritungSschau. (Donau-Zeitung. — Ost-Deutsche Post. — Constitutionnel. — Patrie. — Times.) Tayrtgeschichte. Dresden: Kammerverhandlungen. — Wien: Proceß Richter. — Prag: Stimmung gegen Oesterreich in den türkisch-slavischen Provinzen. — Pesth: Tumulte. — Berlin: Untersuchung gegen die Polizei. Hypothekenversicherung. Ministrrbrra- thnng. Dir Verhandlungen wegen eines Handelsver trags mit Frankreich. — Kassel: Bericht de» Ver- sastuugrauSschüsse» der Kammer über den Ziegler'schrn Antrag. — Malchin: Landtagsverhandlungen. — Pari»: Miuisterernennungr». Da» städtische Bud get. Vermischte«. — Bern: Entscheidung bezüglich de» Vermächtnisse» Purry'S. Schweizer in Mailand verhaftet. — Neapel: Prinz von Carignan erwar tet. Entwaffnung der Garibaldianer. Tagesbefehl Sirtori'S. Villamarinu. Zusammenrottungen. — Pa lermo: Proklamation zur Ankunft. Virtor Emanuel'». — Turin: Neuorganisation des Königreich». Pro klamation des Königs au» Palermo. — Genua: Truppen au» Neapel. Ehrengeschenk sür Garibaldi. — — Bologna: Bewaffnete Banden. — Rom:Aqua- pendente von den Franzose» besetzt. — Kopenha gen: Neue Gemerndeorganisation. Vom Reichstage. La«dtag»verhandl«»gen. Ernennunae«, Versetzung«» re. im -ffnttl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnnchrichte«. Kenilleton. Tageskalender. Inserate. Würfen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wie«, Mittwoch, S. December. Rach einem hier einaetroffenrn Telegramm der Ssterreichischea Vefandtschaft an- Lissabon vom gestrigen Tage war die Lckijerin von Oesterreich im besten Wohlfeil» am SS November ans Mndeira gelandet. Paris, Donnerstag, 6. December. Der „Mo niteur" veröffentlicht rin Circularschreiben det Ministers des Innern, Grasen Perfiany, an die PrLfecten, des Inhalts: Der kaiserliche Act vom 24 November bereite die friedliche Ausübung der Freiheit vor, deren Entwickeln«« den Napoleonischen Tbron schützen werde; er empfehle den Präfrcteu, nichts zu vernachlässigen, um daS Werk der Ver söhnung der Parteien zu vollenden. , Paris, Mittwoch, 5. December. Rach hier ringetroffeneu Nachrichten aus Pisa ist der Prinz von SyracuS an einem Tchlagfluß gestorben. Neapel, Mittwoch, L. December, AbendS. Der König Victor Emanuel verließ Palermo und ist nach Neapel zurückgekrhrt. Die General - Statt halterschaft hat die in der Proclamation des Ge nerals Pinelli über -en Kriegszustand enthaltenen Bestimmungen widerrufen. Loudon, Mittwoch, 5. December. Hier ein getroffenen Nachrichten a«S Rrw-Aork vom 23. v. MtS. melden, daß SSO Mann aus KansaS an deu Küsten deS Missouri, in der Absicht, die Skla ve« zu befreien, angekommen seien, vnd daß Gene ral Harney dieselben bekämpfe. Die Banken von Philadelphia, Baltimore, Washington und Nor folk haben die Baarzahlungen suSpendirt, die von Charleston nur theilweise. Feuilleton. Da» dritte Symphonie-Concert dcr k. Kapclle (Mittwoch den 5. December) gewährte durch die Zu sammenstellung sämmtlicher Ouvertüren zu Berthoven's Oper „Leonore" (oder „Fidelio") besondere» Interest«. Die Besorgniß, daß diese Ouvertüren, in denen offen bar eine poetische Grundidee festgehalten ist, und namentlich die drei ersten in derselben Tonart und mit theilweise gleichen oder doch ähnlichen Motive« monoton wirken könnten, wurde vollständig entkräftet durch den thatsächlichen Eindruck, der in tief-erregter Spannung nnd gewaltiger Steigerung nur den Triumph de» Geniu» verkündete. Die Ouvertüre Nr. 1 — zuerst zur Oper geschrieben und nicht bloS auf Rath der Freunde zurück- gelrgt, sondern auch, weil Beethoven selbst kein rechte» Vertrauen zu ihr hatte — wird von B. Marr in seinem trefflichen Werke über Beethoven mit liebevollem Ein gehen in ihrem Inhalt ganz besonder» hochgestellt. Man wird dieser Meinung indeß nur mit Einschränkung ckci- stimmcn können. Die nächste Verwandtschaft derselben mit dem VZescn und dem Style der Oper al« deren musikalischer Prolog, ihre schöne Schilderung von Leo- norcus ruhigem Glück, dem furchtbar eingreifenden Ge schick und dem Siege deS helvenmkthigcn liebenden WeibeS —x muß gern zugestandcn werden, aber al» voll endete Kunstschöpsung steht sie unbestreitbar hinter den übrigen Ouvertüren zurück. Die zweite Ouvertüre da- gegeu^ welch« in d«r dritten wohlbekannten eine weitere Bearbeitung zn epischer und symphonistisch größerer Um gestaltung sand, trat mit außerordentlicher, gleich sieg reicher Wirkung neben dieser hervor. Sie behauptet sich neben derselben namentlich durch ihren dramatischen Cha rakter, und e» wäre darum sehr wohl motivirt für dir Dresden, 6. December. Ja de» Wiener Zeitungen wirb die von der „Wiener Zeitung" bekanntlich demeMirte9tachricht englischer Blätter, «S seien Verhandlungen über den Verkauf Venetien» in» Werke, ausführlicher besprochen. Die Donau-Zeitung sagt darüber u A.: „Ein unglück licher Krieg kann einem Lande Provinzen entreißen, — welche» Volk wäre diesem Schicksale nicht schon unterle gen, welche» hätte nicht darauf gedacht, es zu sühnen? — aber n>aS infolge eines hrldcnmüthigeu Kampfes und einer Niederlage nur ein einfaches Unglück wäre: der Verlust an Land und Volk, e- wäre eine entehrende Schmach, wenn r» durch einen Handel, einen Schacher, wie er Königen und Völkern nicht ziemt, herbeigesührt würde. „Verkauft und verrathen!" wäre die einfache Charakteristik dieser Handlungsweise, und eine Politik, welche eine solche adoptirt, ist eben eine Politik des Ver kaufs und deS — Verrathes! Freilich steht im Geschäfts bericht der sogenannten italienischen Befreiung schon «in derartiger Handel verzeichnet s und gewisse Leute würden vielleicht einen Trost darin finden, neben dcr brennenden Schmach an dcr Westküste der Halbinsel einen blut- und ehrlosen Handel im Osten um Venetien ausweisen zu können. Wir wollen hier nicht von der Wichtigkeit Ve netien» reden, die besten Stimmen, militärische und po litische Autoritäten haben sich darüber einhellig ausge sprochen —; unser Protest will einfach jenem unwürdigen Ansinnen entgrgentreten, welches man einer Macht wie Oesterreich stellt, die im Glück, wie im Unglück ihre Würde zu bewahren wußte, und die während der vielen Jahrhunderte ihre» Bestehens zu einer solchen Zumuthung gewiß niemals Anlaß gegeben hat. Den Völkern aber, welche sich allzu bereitwillig diesen Principien, die der Egoismus erdacht und ausbeutet, zur Verfügung stellen, möchten wir rathrn, ernstlich zu erwägen, auf welcher Seite sie ihre Wohlfahrt am meisten gesichert sehen: dort, wo man sie befreit, um sie zu erobern, wo man ihre Unverletzlichkeit beschwört, um sie im geeigneten Moment zu verkaufen, wenn der Handel gerade rin vortheilhafter zu werden verspricht, — oder dort, wo der Glaube an die Würde der Kronen - und an die Gerechtigkeit, welche Nationen sich schulden, noch nicht erloschen ist, und wo man für eine Hufe Lande», wenn ein beutegieriger Feinh sie entreißen will, einsteht mit dem Leben und der Macht de» ganzen Reiches und aller seiner Völker." — Die „Ostdeutsche Post" sagt über den Vorschlag, Venetien zu »erkaufe«: „Zu einem solchen Schritte müßten zuerst zwei Parlamente einberufen werden, da» sardinische, oder wenn man es so nennen will, das italienische, welche» den Ankauf decrrtirt, die Summe festsetzt und das Mi nisterium autorisirt, enorme Steuern zu diesem Behufe anfzulegen und einstweilen bei England eine Anleihe zu machen; hierauf müßte ein Antrag im englischen Parla ment gestellt werden, welcher diese Anleihe oder die Ga rantie für die von Sardinien an Oesterreich zu zahlenden Summen übernimmt. Nun denke man sich di« Stellung Oesterreichs während der Zeit dieser Debatten! Man denke sich diese Debatten selbst mit ihrem ausstachelnden Inhalt. Denn von dem Augenblicke an, wo Oesterreich zu dem Verkaufe seine Einwilligung giebt, hat cs allen moralischen Boden unter den Füßen verloren. Die Feinde — und nicht bloS diese — werden in beiden genannten Parlamenten dann überhaupt gegen einen Kauf sein, denn sie werden nicht ohne Begründung sagen, daß rin Staat, der ein Land um Geld abtreten will, in keinem moralischen Zusammenhänge mit demselben stehe, und wo die moralischen Grundlagen fehlen, da sei die LoSreißung pur« et simple geboten. Man wird vielleicht großmüthig — oder um unS recht zu demülhigen — eine Minimal summe bieten, weniger als unS der Bau der Casematten in den vrcr Festungen gekostet, weniger als die Ziegeln Werth sind, die zu dem Bau der Schanzen verwendet wurden. Und wenn dann Oesterreich sich sträuben wird, gegen dieses Sündengeld im wahren Sinne des Wortes loszuschlagen, dann wird Alles rufen: „Heraus au» dem Lande, daS man wegen einiger Millionen Gulden in Beschlag hält; fort mit den Menschenhändlern, deren Oper, vorzugsweise auch diese Ouvertüre zu acceptiren. Sie eben war'S, über die man in Wien einig war (nach einem Berichte 1806), „daß so etwas Unzusammen- HLngendeS, Grelles, Verworrenes, das Ohr Empörende» schlechterdings noch nie in der Musik geschrieben worden sei". Daß Beethoven in der glänzenden, geistreichen L-ckur Ouvertüre (1814) dcr Ideenwelt seiner Oper und der Begeisterung dafür schon völlig ferngestanden hat, ist unwiderleglich klar und auch von ihm selbst ausge sprochen. — Nach den C-ckur Ouvertüren war F. MendelS- sohn's Symphonie Nr. 3, mo», eingeschaltet, allerdings eine bedenkliche Stellung für diese» lyrische, im kleinen Style breit durchgesührte Werk, in welchem von dem Componisten offenbar mehr geistreich gedacht und inten- dirt ist, al» zum Ausdruck kam. Die Hand des meister lich gewandten, feinsinnigen Künstler» bleibt stet- un verkennbar, vor Allem in der Technik und namentlich auch in der Instrumentation, aber ebensowohl auch die reflective und nicht inspirirte Bedachtsamkeit, die sie führte. Die Motive und deren Behandlung leiden an einer monotonen Grundstimmung, die aufgewcndeten Mittel entsprechen nicht der mindern Bedeutung deS In halts und leere Phrasensähe klingen öfter» anspruchsvoll hervor, so z. B. im Adagio. Der gelungenste Satz ist das Scherzo: rin geistvolle», reizendes Tonspicl. Die Ausführungen der k. Kapelle gelangen in ganz außerordentlicher Weise, und namentlich waren die der Ouvertüren Nr. 2 und 3 wahrhafte Mustcrlcistungcn: höchste musikalische Präcision und borrcctheit, wohlge- lettctc und doch sreie Bewegung, Geist der Auffassung und Schönheit und rdler Schwung des Vortrags einig ten sich zu meisterhafter Vollendung dieser Produktionen. Doch sei auch keineswegs die fein nüancirt« Wiedergabe der Symphonie unterschätzt, die sehr schwierige und deli kat instiumentirte Ausgaben bietet. C. Banck. Geldgier allein da» einige Italien verhindern will. Soll di« große Idee scheitern, weil Italien zu arm ist, seine Freiheit zu — bezahl««?" Und Oesterrejch würde ge foppt sein um sein Laad und um sein Gelv! Die gro ße« Mächte, die eonservaliven Parteien im englischen Parlament, die Billigdenkenden in Frankreich und vor Allem daS große deutsche Volk — auf dessen Urtheil wir da» höchste Gewicht legen — würde unS den Rücken keh ren und un» im Stiche lassen. H>ute, wo wir für unser Recht streite» und für die Sicherheit unsrer und Deutsch lands Grenzen, haben wir noch vielfache gute Chancen. Wir haben die Chance, daß Sardinien, auS Scheu, mit dem Heere und den festen Positionen Oesterreichs e» auf zunehmen, besorgt, durch einen Rückschlag Alle- oder doch Vieles einzubüßen, sich eines Bessern besinnt. Wir haben die Chance, daß die Mächte, durch die Festigkeit Oesterreichs imponirt, alle Mittel ausbicten, einen wirk lichen Krieg zu verhüten. Wir haben die Chance, daß Deutschland, durch das himmelschreiende Unrecht gegen einen seiner bedeutendsten Bundesstaaten aufgoregt, um di« Sicherheit seiner südlichen Grenzen ernstlich besorgt, u«S im Falle der Brdrängniß zur Hilfe kommt. Alle» dies ist in dem Momente verloren, wo wir unS selber aufgrben, wo wir in einen Verkauf willigen und im letzten Augenblick«, nach Monate langer Agitation in den Parlamenten wegen d«S — Preises nicht einig wer de« und die Unterhandlungen abbrechen." Nachdem die französische Presse mit Hoffnungen auf die Konsequenzen der neulichen Verfassungsde crete sehr freigebig gewesen war, kommt nun die offi- ciöse Presse, um zu erklären, daß alle Folgerungen, welch« die liberale Partei aus dem Decrete vom 24. vorigen Monat» gezogen, zurückgewiesen werden müßten. Der „Constitutionnel" erklärt: „daß die Regierung nur den Modus ihrer Action vervollkommne, um die Principien zu verstärken, auf denen sie ruhe". Das Blatt sagt weiter: „Die Regierung ist nicht von ihrer politischen Linie abgrwichen, das Princip der Au torität ist nicht geschwächt, und die Ausdehnung, welche den legislativen Diskussionen gegeben worden, wird keine der Consequenzen herbeiführen, welche die Einen hoffen und die Andern fürchten. Spricht man nicht schon von der Auflösung des gesetzgebenden Körpers, al» wenn die Macht den parlamentarischen Leidenschaften oder Forde rungen preisgegcbcn wärc? Der Kaiser hat sein Regie- rungspersonal nicht geändert. Die Männer, welche in seinem Rathe tagen, find dieselben nach dem Dekrete vom 2H. November, wie vor demsetde«. Dia eingotreto««» Modifikationen haben die Minister versetzt, aber keine neuen gebracht. Eine Kammer zu erneuern, ist nur nöthig, wenn eine neue Politik inaugurirt werden soll; aber cs handelt sich nicht darum, wie wir schon gesagt haben, die Sachen zu wechseln, sondern nur, sie besser kennen zu lernen. Es giebt also kein neues Ministe rium, und cs wird keine neue Legislatur geben. Die öffentlich« Meinung möge sich vor solchen Erfindungen hüten; die Regierung bleibt stark und unabhängig unter dem hohen Antriebe, dcr sie leitet. Edclmüthig unter wirft sie sich der ernsthastern und vollständigcrn Controle der großen Staatskörper, aber sie stellt nicht den Anta gonismus der Gewalten wieder her. Deshalb kann daS Land seine Sicherheit bewahren." — Die „Patrie" bringt einen Artikel, worin sie erörtert, daß auch die Erwartungen größerer Preßfreiheit, welche man an das Vcrfassungsdrcret geknüpft habe, unberech tigt seien, sintemalen das herrschende Prcßsystcm ein durch aus gutes und vollkommenes wäre. — Es verdient be merkt zu werden, daß die officiöse Pariser Presse seit einiger Zeit einmal wieder in ihren italienischen Kor respondenzen die Sache Piemonts in Neapel sehr ungünstig schildert. Sie legt den „reaktionären" Auf ständen große Bedeutung bei und versichert, Gaöta werrde sehr schwer, wenn überhaupt, von den Piemontesen zu nehmen sein. Auch die englische Presse ist durch die neapoli tanischen Nachrichten wieder etwas gedrückt in ihrem Ca- vour-EnthusiaSmuS. Indeß nimmt die „Times" vom 3. Literatur. Ein zweibändiger Roman von Rudolph Keudell: „Ein Glückskind" (Leipzig, BrockhauS) zeigt ein zu geringes Bestreben des Verfassers, uns die reale Wirklichkeit deS Lebens vorzuführen; und man ver mißt dies unr so mehr, da das entwickelte Gedanken material zwischen verschiedenen sich cntgcgenstchenden Ge sichtspunkten und Betrachtungen hin- und herschweist, ohne zu einem, geklärtenrOewinn bringenden Resultate zu führen. DaS Talent Keudcll's möchte sich den Schil derungen landschaftlicher Bilder und einfacher mensch licher Zustände und Verhältnisse günstiger erwiesen haben. Manche gelungcnere Partien der Erzählung deuten darauf hin, und e» wärc sehr willkommen gewesen, wenn wir die vom Stoffe gebotene Veranlassung, Lithauen und sein Volksleben uns näher vor Augen zu führen, ausführlicher und mit Vorliebe benutzt fänden. — Gustav vom See (RegierungSrath Struensee) hat in BrcSlau bei Trcwendt „Erzählungen eines alten Herrn" cdirt, deren Stosse er — dem Vor worte nach — einem alten verstorbenen Freunde ver dankt, mit dem er manche Abende traulich plaudernd verlebte. Er hätte indeß das Publicum nicht zum Ver trauten dieser Plaudcrabcnde machen sollen, denn die Mittheilungen des alten Freundes sind in ihrem stoff lichen Inhalt dazu nicht interessant genug, und sic haben durch die Art dcr Darstellung und Behandlung des StylS in ihrer Unbedeutendheit Nicht» cingebüßt. Die ansprechendere Erzählung ist die erste: „Der Mönch". — Ein bei- weitem gelungeneres Werk hat dagegen Gustav am See in seinem dreibändigen Romane „Zwei gnädige Frauen" (Breslau, E. Trcwendt) geliefert. Sowohl ein anziehender Stoff al» rine ver ständige und warme Behandlung desselben lassen diesen Roman aus der Ueberfülle werthloser Unterhaltungs literatur mit Auszeichnung h«,vertreten. Die vielleicht au» Anlaß der Veröffentlichung der Cavour'schen Antwort-note an Preußen doch Anlaß, noch ein mal dem „alten Völkerrechte" den Stab zu brechen, die Thaten Piemonts mit denen Wilhelm Tell'S zu verglei chen und Preußen abwechselnd zu schmeichcln und zu brÜSquiren in Bezug auf seine Stellung zu den Wiener Verträgen. In der erster» Absicht bemerkt da» „Wcltblatt" u. A.: Preußen selbst hab« zwar ei« leb haftes Interesse an jenem Theile dcr Wiener Verträge, der ihm seine rheinischen Provinzen wiederaegede«; aber zum Glück für Preußen ruhe sei« EigenthumSrecht an diese» Provinzen auf einer fcstern Grundlage, als Ver träge eS sein«. Langer Besitz, das teutonische Ge blüt dcr Einwohner, die Segnungen guter RegierungS- wcife nnd eine weise Eifersucht gegen die Vergrößerung Frankreich« bildeten eine Gesammtbürgschaft für den preu ßischen Besitz am Rheine, wie sich dieselbe nicht leicht für die Bonrbonenherrschaft in Neapel oder für die öster reichische Herrschaft in Venetien aufweisen ließe. — Die „Time»" scheint demnach nichts davon zu wissen, daß Preuße» rrst durch die Wiener Verträge in den Besitz der Rheinprovinzen, mit Ausnahme weniger kleinerer Gebietstheile (Mörs, Cleve und Gelder«), welche e» schou früher dort besessen, gelangte. Tagesgeschichte. Dresden, v. December. Die Erste Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung dem (von der Zweiten Kammer bereit» genehmigten) Gesetzentwurf« wegen provisorischer Forterhebung der Steuern ihre Zustimmung ertheilt und sodann den Entwurf eine- Gesetze- über den ArdeitSer- wcrb der in den Lande» Straf- und Corrertionsanstalten, sowie in den Gerichtsgefängnissen detinirten Personen beiathc» nnd angenommen. Die Zweite Kammer beendigte die Specialberathung des Vll. Abschnitte» de» Gewerbegestheü (Behörden und Verfahren) und begann sodann dir Brrathung de» Gesetze» über Errichtung von Gewcrbegrrichtcn. (Berg eiche unter „LandtagSverHand lungen".) ' Wien, 4. December. (Tgbte.) Im Proreß Rich ter wurde heute dcr Leiter de» Finanzministerium«, Hr. v. Plenrr, als Zeuge vernommen; derselbe gab dem An geklagten da» beste Leumnnd-zeuguiß, erklärte hingegen, Minister v. Bruck habe di« Anordnungen in Betreff da» Armeeoberkommando» getroffen, das Finanzministerium wmds keiytz. Fordemt«»« umtzk der. ErMtanstatt bewil lige«. — Er« Telegramm der „Bvhemia" über dieselbe Sitzung lautet: Herr v. Plencr hält durch de« Ausgleich mit der Kreditanstalt die Forderung derselben rndgiltig für geordnet. Freiherr v. Bruck sei berechtigt gewesen, den Deviscnankauf anzurathen, weil derselbe zweckmäßig war, doch zweifelt Herr v. Plenrr, daß Bruck denselben in Monturangclegenheiten angeordnet. Prag, 4. December. (Bvh ) Die Zeichen mehren sich, daß in den türkisch-slavischen Provinzen und in den Do- nauländern sich Ernstes, auch für Oesterreich Wichtige» vorbereite und daß dem kleinen Montenegro eine we sentliche Rolle in dem in Scene zu setzenden Drama zu gedacht sei. Allerlei verlautet« schon-von den Fäden, die von Montenegro aus weiter gesponnen werden, um nicht blos in den türkischen Provinzen, sondern auch in einem andern Nachbarreichc den revolutionären Funken aufflam men zu lassen. Man sprach auch von einem Raubzuge nach Oesterreich, auf den sich die Montenegriner schon freuen. Unverhohlen brachte der Wojwode von Grahowo neulich bei Nikizza'S Vermählung einen Toast auS auf die „Befreiung und Vereinigung der Slaven, sowie die Italiener befreit worden seien", und neuestens verspricht Fürst Nikizza seinen Garden, er werde ihnen recht bald Gelegenheit geben, ihre Tapferkeit zu zeigen. Kann man im Unklaren sein über den Sinn solcher Reden? Cha rakteristisch ist übrigens die Mittheilung unsers Tele gramms, daß die Montenegriner den Franzosen eine Ort schaft „zur Colonisation" überlasten wollen. Welcher Art diese Colonisation sein wird, darüber kann wohl > >->. . »»» » - -!>>»><»>- u ", > ...» einem wirklichen Vorfälle entnommene Familiengeschichte spielt in Schlesien im siebenjährigen Kriege, der dazu eine bewegte, sehr lebendig ausgesührte Staffage abgicbt, und die Handlung entspringt dem Motive, eine Majorats herrschaft dem preußischen Zweige dcr Familie zu er halten und vor der österreichischen Linie zu bewahren. Die Charaktere und namentlich die der Hauptpersonen sind vortrefflich,, mit überzeugender und unsre Theil- nahmc weckender Leben-Wahrheit gezeichnet. Dir Er eignisse gestalten sich natürlich und die Wirkung mancher behaglichen und leeren Breite in der Darstellung wird doch durch da» Interesse an der Entwickelung der Ver hältnisse ausgewogen: ebensowohl auch durch einzelne Züge, die so treffend und geistvoll erfaßt die Figurrn und Situationen charakterisircn, daß sic den instinktiven Blick im Talent de» Verfassers größer erscheinen lassen, als dessen gesammtc schriftstellerische und künstlerische Durchbildung. —v— * Wie uns mitgethrilt wird, hat Herr geh. Mrdicinal- rath Vr. Carus am 1. d. M. abermals 123 Thlr. sür die v. Heuglin'sche Erpedition zur Aufsuchung Vr. Ed. Vogel's abgehen lassen, wovon 50 Thlr. von der hiesigen „Gesellschaft sür Natur- und Heilkunde" brige- steuert worden sind. * Am 2. December starb zu Wiesbaden l>r. Karl Heinrich Jürgen». Derselbe war geboren 1801 in Braunschrveig, studnte seit 1819 in Göttingen Theo logie, wurde 1824 Pfarrer in Amclungborn und 1834 in Stadtoldendorf. Im Jahre 1848 war er nach ein ander Mitglied deS Vorparlaments, des Fünfjigcrans- schusscS und der Nationalversammlung in "Frankfurt. Zn letzterer gehörte er anfänglich zu der Gagern'schen, spälcr aber zur großdrutschen Partei. In, Sommer 1849 kehrte er zwar aus seine Psa,rei zurück, gab dieselbe aber 1851
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite