Suche löschen...
Dresdner Journal : 17.11.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186011170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18601117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18601117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-11
- Tag 1860-11-17
-
Monat
1860-11
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 17.11.1860
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Äb-tte»t»t-pr«tstr ^«krlick: b Iblr. 10 ttxr. io .1 Iu> : 1 „ 10 „ „ „ stritt Port uoä Üoixllicb io vr—««»: IS dkss». s Li»»»la« dim»mee»: t dixr. - »vdl», VU»»». »nsrraUiprrist: klir ä«o 8»uw «io«r xr»p»I»cuco 2»il«: 1 Kxr. tt»t«r „Li»x«»»oat" äle L»U«: 2 kkssr. Lrschrt»««: VLss1i«i>, mit ^»»o»bio« ä«r 8ooo ooä k«l»rt»U», ^d,«i» Nir <t«o kol^voä«» 1»M. Soilnabt'nd, de» 17. Noveuiber. 1860 Dres-nerIourrmü Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Zascratrnannahmt auswLrt«: 1». Nmxv-ritrr«», l-omwiioiooLr «l«» l>re»<1iier ,7o»ro»I«; «be»<l»»eld»t: 11. IkL»»>r«; Lltooo: t <>»neii.»'!tcl>e Itu<I>i>., Itureou; Lr««»o: L. tjl.ui.or'r«; krooillort «. N.: ^Lrar»'»cke Uu< I>b»oäl»uis; Löio^ ^ooi.r L^oo»»»; ?»ri»: v. (28, ru«» <i<?M don» «os»o^); 1». knxr.iv»'» ktiiobbonäluox. qrra««grber: Xvoizl. Lrpoüitioo 6,» I)re»<lu«r 1oueo»l», vreräen, ^l»rie»»tr»»»« dir. 7. Nichtmullicher The». u e t e r s 1 «b t Telegraphisch« Nachrichte« Zeit»«gtscha«. (Der Würzburger ConventionSentwurf.) Tagetgeschichte. Dresden: Kammrrverhandlungen. — Wien: Ein neue» türkische« Anlehen. — Berlin: Erlaß de« Handel-mtnister« bezüglich der Competenz- conflict«. — Pari«: Die Kaiserin nach Schottland gereist. Eisrnbahnunfall. Dementis. Adresse an den Papst. Errichtung eine« Lager« in Südfrankrcich. Ehrendege» für Lamorici^rr. Frieden mit China. — Neapel: Einzug Btetor Emanuel'«. Nachrichten au« Sicilirn. Fanti'S Meldung über de« Kampf vom 3. No». — Turin: Die auf« römische Gebiet überge- tretenrn neapolitanische» Truppen. Eouscription zum Serdienste. — Bologna: Aushebung. — Ancona: Sardinische Gesetzbücher eingeführt. Vermischte«. — Nom: General Goyon. Di« Lage der Dinge. Königin Christine. Die übergetretenen Neapolitaner. — Lis sabon: Die Sitzungen der Corte« vertagt. — Lon don: Da« Gesandtschaft-Wappen in Neapel. Festmahl. LaudtagSverhaudlunge«. Enlevuuugru, Lersetzuugea rc. t« -ffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichtev. (Leipzig. Löbau.) Vermischtet. Eingesandts. Fentüeto«. Tagetkalevder. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Plymouth, Donnerstag, 15. November, Mor gens 8 Uhr. Torben wird der ,.Hero" mit de» Prinzen von Wales am Bord ügnalifirt. Der Dampfer „Avon" bat die Rbede verlassen, um sich de« „Hero" zuzugesrlleu. London, Douverstag, 15. November, Nach«. Der Prinz von Wales ist soeben glücklich in Ply mouth ein getroffen. Dresden, 16. ütovrmber. Di« „Wochenschrift de« Nationalverein«" rheilt den Wortlaut der Vorschläge über die Bunde-krirg-ver- sassung mit, über welche die in Würzburg vertrete nen Regierungen von Bayern, Sachsen, Hannover, Würt temberg, Baden, Kurhessen, Großherzogthum Hessen, Meck lenburg-Schwerin und Nassau sich geeinigt haben und di« demnächst durch Bayern der preußischen und öster reichischen Regierung zur Begutachtung übermittelt wor den sind. Vermuthungen über den Ursprung dieser „Enthüllung" anzustellen, wäre müssig. Die „Köl nisch« Zeitung" besprach ja schon vor einiger Zeit de» wesentlichen Inhalt de» Würzburger Entwurf« auf Grund „verlässiger Berliner Nachrichten". Zu bedauern hat dieselbe gewiß keine der dabei dethriltgten Regierungen. Die den Tendenzen de« Nationalverein» ergebene Press« beeilt sich natürlich, ihr verdammende« Brrdict über die Borschläge der Convention auszusprechen. Mit welcher Leidenschaft und Gereiztheit die« geschieht, kann man auS einem Artikel der „National-Zeitung" entnehmen, in dem u. A. gesagt wird: „Daß Preußen den Entwurf „ablrhnen, und derselbe nur den schon jetzt unüberseh baren Stoß der berüchtigten Bunde-maculatur vergrö ßern wird, ist natürlich bereit« al« feststehend zu be ¬ dachten. Di« Frag« ist, wie von dem Deutschen Bund« „überhaupt noch geredet werden kann, wenn selbst die „dürftigsten Maßregeln scheitern, die darauf gerichtet sind, „ihm eine andere Existenz al- auf dem Papiere zu ver schaffen. Wie kann man noch von Buude-pflichten „sprechen, wo jede« Mittel, ihnen gerecht zu werden, „einfach abgrschnttten wird? Wie kann man von Preu ßen dir Beschützung der österreichischen Südgrenzen ver gangen, wenn jedem Kriegt an der Seite solcher Bun- „de«genossrn von vornherein der Charakter eine« Srlbst- „mordversuche- ausgeprägt ist? Wenn allen wirklichen „Verhältnissen in solcher Weise in- Angesicht gcschlagen „wird, so bleibt da- ganze Bundriband nur noch eine „leere Fiction, deren Hohlheit der erste Anstoß kläglich „darthun muß. Anstatt sich weiter mit Anfertigung je- „nrr Maculatur zu befassen, sollte Preußen offen rrklä- „ren, daß e« auf diesem ganzen militärischen Gebiete „künftig nur noch nach dem Gesetze der Nothwrhr han deln werde." Wir brauchten un« nicht zu scheuen, die» leidenschaftliche Absprechen über den Würzburger Conven- tion-enttvurf mitzutheilen, da eine ruhige Untersuchung de» Inhalt« desselben, sowie eine unbefangene Eeörternng der Stellung, welche jener Entwurf al« Verhandlungs material inmitten der verschiedenen Anschauungen am Bunde über mehrere Hauptfragen der Revision der Bun- deSkriegSverfaffung rinnimmt, klar machen müssen, daß nicht materielle Prüfung de- Gegenstände«, sondern nur voreingenommener politischer Parteieifer zu einem Ur- thrile von der Art de« oben mitgetheilten führen können. Bekanntlich war e« vor Allem die Frage wegen de« Ober befehl» über die BundeSarmee, welche zu vielfachen dissen- tirenden Erörterungen zwischen den deutschen Regierun gen und am Bunde Anlaß gab. Von Preußen wurde «ine Zuweisung der BundeScontingente der deutschen Staaten an das Commando der beiden Großmächte in Vorschlag gebracht, also eine vollständige Theilung des Oberbefehl«. Es sind darüber, ob ein solcher Vorschlag militärisch und politisch thunlich sei oder nicht, die Mei nungen mannichfach auSgrtauscht worden, ohne daß der preußische Vorschlag an Anhängern gewonnen hätte. Die zahlreichen Schriftstücke, welche über diese Angelegenheit von den deutschen Regierungen ausgingen, zeigten, daß die Befürchtungen, welche in politischer wie militärischer Beziehung an eine grundsätzlich ausgesprochene Theilung der deutschen HecreSmacht geknüpft wurden, durch die preußischen Gegenerörterungca nicht gemindert werden konnten. Sie zeigten, daß dir mindermächtigen deutschen Staaten gern bereit waren, sich nach Maßgabe ihrer mi litärischen Kraft in die BundeSarmee einzureihen, aber nur zu Gunsten und zum Heile deS Ganzen, nicht um «inen Riß durch die deutsche Gcsammtmacht, den zu ver meiden sich die Politik der größten deutschen Staatsmän ner seit Entstehung des Bundes zur Aufgabe gestellt hat te, drohender und gefährlicher zu machen. Und wenn von einer Presse, welche so gern bereit ist, die Motiven einer Politik zu verdächtigen, die ihren Parteitendenzen nicht gelegen kommt, auch bei dieser Gelegenheit dem Mangel an Beifall, welchen der preußische Vorschlag bei den deut schen Regierungen hatte, als Beweggrund untergeschoben wurde, die deutschen Mittelstaaten widerstrebten aus po litischem Sondergeiste einem dem ganzen deutschen Vater lande zu bringenden Opfer, so bleibt dem gegenüber die Thatsache stehen, daß Preußen auch bei der andern deutschen Großmacht, der doch die Vortheile des preußi schen Vorschlages in gleicher Weise wie Preußen zufallen sollten, Widerstand gegen den Antrag der Zwritheilung deS Oberbefehls fand. Sonach fehlte eS für die An nahme deS preußischen Vorschlages an jeder Chance. Nichtsdestoweniger wurde von den ablehnenden Seiten anerkannt, daß die Bestimmungen der BundcskricgSver- fafsung auch bezüglich des Oberbefehls einer weitern Aus arbeitung bedürften, da namentlich der Fall, daß die Bundesgroßmächte mit ihrer gesammten Streitkraft an einem Bundeskrieg« Theil nähmen, nicht vorgesehen sei und somit eine präcise Bestimmung fehle, durch welche dem großen Machtgewichte der deutschen Großmächte als solcher bei der Führung eine- BundeskriegeS verdiente Berück sichtigung auch in Bezug auf dicArmceführung zu Theil werde. In dieser Absicht bemühten sich nun die Mittrlstaatrn Vor schläge aufzustrllen, von denen erwartet werden konnte, daß sie al- dem Interesse beider deutschen Großmächte entsprechend von diesen angenommen wurden, daß sie ferner dir Streitkraft Deutschlands unter einer den An sprüchen der Großmächte gerecht werdenden militärisch-prak tischen Oberleitung wahrhaft vereinigt hielten und daß sie Deutschland vor dem Schicksal bewahrten, seine krie gerische Kraft für die Particularinterrssrn einer der deut schen Großmächte zu vergeuden. Der Würzburger Con- ventionSentwurf bestimmt dr-halb, daß die deutschen Groß mächte, wenn sie beide oder nur eine derselben mit gesamm ter HeereSmacht an einem Bundeskriege Theil nehmen, durch Verständigung unter sich den obersten Befehlshaber be stellen sollen. Nur in dem Falle, daß auf diese Weise keine Verständigung erfolgt, soll der Bund über die Vor schläge beider deutschen Großmächte zu einer einheitlichen Oberleitung entscheiden. Somit begeben sich die übrigen deutsche» Staate» zu Gunsten der Verständigung der beiden Großmächte der Wahl eines Bundcsfeldhcrrn —, ein Opfer, daS voraussichtlich bei jedem Kriege des Bunde- mit einer Großmacht in Anspruch genommen werden wird. Sodann aber ist auch der Fall vorgesehen, welcher der Be hauptung preußischersrits entspricht, daß eS einer der deut schen Großmächte räthlich erscheinen könnte, im Kriegs fälle ihre gesammte HeereSmacht für sich selbst verfügbar zu erhalten und sie den Vorschriften der Bundeskriegs führung nicht zu unterstellen. In diesem Falle soll den übrigen BundeSarmeecorps von den dieselben stellenden Regierungen nach Maßgabe der bundeSgesetzlichen Vor schriften «in Oberfeldherr bestellt werden. Auch hierin liegt offenbar wieder eine besondere Rücksichtnahme gegen die Selbstständigkeit der Großmachtstellung Oesterreichs wie Preußen?. Preußen, welches den Eintritt dieses Falles, den man früher im Bunde nicht vorgesehen hatte, als leicht möglich darstellle, erhält nun die bundesgesetz liche Füglichkeit, seine Streitkräfte ganz ungctrennt unter besonderem Commando zu haben, ohne daß natürlich die allgemeine Schutzpflicht in Bezug auf die Sicherheit des Bundes und die Pflicht, mit dem Bundesfeindc kein Spccialabkommen zu treffen, dadurch erschüttert erscheint. Wird aber von dieser Füglichkeit seitens einer der Groß mächte Gebrauch gemacht, dann freilich liegt eS auf der Hand, daß Deutschland, welches sich über Wahrung seiner Interessen bei einem innigen Einverständnisse beider Groß mächte i» der Kriegführung watzl beruhigt halte» ka»n, — wenn ein solches Einverständniß fehlt, eine vermehrte Sicherheit in Bezug daraus gelassen werden muß, seine kriegerische Kraft möglicherweise nicht im Dienste eines Particular-Jnteresses einer Großmacht vergeudet zu sehen. Und aus diesem Grunde, welcher sowohl dem deutschen Interesse, als auch, richtig verstanden, dem Interesse jeder einzelnen der deutschen Großmächte vollkommen entspricht, ist in dem Conventionsentwurfe den deutschen Staaten die Mitwirkung bei Bestellung deS Oberbefehls für den Fall, daß eine Großmacht ihre HeereSmacht von der Bun desarmer trennt, nach Maßgabe der bisherigen Bestim mungen belassen. Endlich ist in dem Entwürfe noch eine, die Schlagfertigkeit der von den Großmächten nicht ge bildeten BundeSarmeecorps wesentlich fördernd« Bestim mung getroffen worden, welche indcß mit dem Oberbe fehl deS gesammten Bundeshceres nichts zu thun hat. Es ist die, daß für das 7. bis 10. Armeekorps von den dieselben bildenden Staaten ein gemeinschaftlicher Oberbe fehlshaber ernannt werden soll, der dem Bundesfeldherrn gegenüber die Stellung eines Corpscommandanten ein nimmt, somit ihm unbedingt untergeordnet ist. Jenem gemeinschaftlichen Oberbefehlshaber sollen die Mittel ge geben werden, die Sammlung und kriegsbereite Aufstellung des 7. bis 10. Armeecorps aufs Schnellste zu bewerk stelligen. Auch für schnelle Transporte und prompte Ver pflegung soll alle Sorge getragen werden. Hierin also liegt eine innere Verbesserung der Kriegstüchtigkeit der einzelnen Corps. Es soll durch Vereinigung und Jn- einandergreifen der betheiligten Staaten DaS erreicht wer den, was die Großmächte in ihren einheitlich organisirten Heeren bieten. Bon Sonderung und Trennung ist keine Rede. Dir Einordnung ins Ganze wird vielmehr dadurch erleichtert, dir Unterordnung ausdrücklich gewahrt. — Und rin Conventionsentwurf, der so in jedem Para graphen di« Absicht verräth, den deutschen Großmächten eine ihrer Kraft entsprechende Stellung in jedem Bun- deSkriege zu geben und da» gesammte BundrSarmeematr- rial praktisch für den höchsten Oberbefehl zu machen, kann der „nationalen" Presse dazu dienen, die Mittel staaten anzuklagen, daß sie jeder Verbesserung Feind seien! Dieser Entwurf, der eine in so hohem Maße entgegen kommende VerhandlungSbasis den Großmächten bietet, wird zum Anlaß von der bezeichneten Presse genommen, um Preußen aufzufordern, gar keine Verbesserung zu Stande kommen zu lassen und vielmehr bei passender Gelegenheit seinen deutschen Bundesgenossen mit Gewalt Befehle auf- zuerlcgen! Das Opfer völliger Entsagung in Bezug auf Mitwirkung bei der Einsetzung deS höchsten Commandos feiten der Mittelstaaten ist entgcgengrbracht worden. Ein so hohes Opfer konnte freilich nur der Gcsammtheit gemacht werden, da- lag in der heiligsten deutschen Pflicht begründet. Aber daS ist es eben, was jener Presse so widrig ist, daß sie ein solche- Opfer, welche- sie doch un ablässig gefordert, jetzt mit neuen Schmähungen vergilt. Sic will keine deutsche Gesammtmacht; sie will kein Zu sammengehen, keine Verständigung zwischen Preußen und Oesterreich, und ginge eS nach ihrem Sinne, so müßt« der erste europäische Krieg die deutschen Großmächte auf verschiedenen Seiten finden. Wer aber ander- denkt — und dies thut Gottlob mit Ausnahme einer verhältniß- mäßig kleinen Partei, das ganze deutsche Volk — der wird die Ueberzeugung haben, daß «in großer Krieg nur dann glücklich von und für Deutschland bestände» werden kann, wenn beide deutschen Großmächte in dr»- selben unter inniger Vereinigung und Verständigung ein treten. Und genau diese Grundlagen nimmt der Würz burger ConventionSentwurf an. Man kann von dem deutschen Sinne unsrer Großmächte sicher erwarten, daß sic diese Grundlage des Würzburger ConventionSrnt» Wurfs als eine, willkommene VerhandlungSbasis betrach ten werden. Al- etwas Fertige- und Abgeschlossene- bie tet sich derselbe nicht. Es mußte vor Allem der Ver ständigung zwischen Oesterreich und Preußen überlassen werden, die Vorschläge deS ConventionSentwurf« zu prü fen und dieselben im gemeinschaftlichen Jateresse zu aorr»- diren. Daß dem letzter» in dem Entwürfe i» hohem Maße Rechnung getragen und somit rin Weg eingrfchlagen ist, der die meisten Chancen de- Gelingens bot, wird wohl in Berlin wie,in Wien anerkannt werden müssen, und wir wenigstens haben, ganz im Gegensätze zu der Aufforderung der „nationalen" Presse an Preußen, alle Vorschläge kurz abzulehnen, die Hoffnung, daß die preu ßische Regierung mit Geneigtheit auf Verhandlungen über Anträge cintreten wird, welche lediglich einer Berückfich tigung ihrer eigenen Wünsche gewidmet sind. Die Zri» tungen, welche ihre Unzufriedenheit darüber aurdrücken, daß diese Sache keinen schneller« Verlauf nimmt, z. B. die „Neue Preußische Zeitung", mögen doch einen We- angeben, dessen Betreten feiten der Mittelstaaten prakti scher gewesen wäre, als der ist, daß sie den sachlichen Anträgen Preußens entgegenkommend Preußen und Oester reich einladen, sich zu verständigen? Hierin liegt doch sicher nicht-, was einer gewissen Presse gerechten Anlaß geben könnte, die Mittelstaaten der „ Großmachtgrlüste" zu zeihen. Und wenn man jede ordnungsmäßige Ver handlung in dieser Angelegenheit als zu weitläufig den Forderungen der Weltlage an Deutschland gegenüber be klagt, so vergißt man, daß die in dem Würzburger Con ventionsentwurfe vereinigten Regierungen noch im vorigen Jahre den Beweis gegeben haben, wie sie gern den For derungen des Augenblickes durch Unterordnung ensspre» chen, um ihrerseits in Zeilen, wo an Stelle von Ver handlungen nur Thaten sprechen und gelten können, kein Hinderniß für Entfaltung einer deutschen thatkräftigen Politik zu sein. Der rechte Augenblick wird sie auch künftig wieder bereit finden, zu thun, was ihnen deutsch« Pflicht zu gebieten scheint, und sie sind eS sicher nicht, Feuilleton. Toralie Walto», di« englische Provi«zschauspielerin. Sine Episode au« dem wirklichen Leb»» Von S. Va»de»h-ff.*) (Fortsetzung au« Nr- 268.) IV. Don Einem, dessen Hand, Dem nieder» Juden gleich, die Perle wegwars. Mehr werth, al« all' sein Volk! Othello. ' Drei Wochen später, im August 1842, ging ich an Bord de» guten Schiffe- „Garrick" und segelte gen New-Pork. Einer meiner ersten Gedanken nach unsrer Ankunft war, die Zettel sämmtlichrr Theater zu lesen, um so vielleicht den Namen Lionel Ransom zu ent decke»; aber mein Suche» war vergeben». Ich beauf tragte einen Theateragentr», mir eine Liste sämmtlichrr Schauspieler in den Vereinigten Staaten aufzusetzen; wieder vergrben«; der Name Lionel Ransom war nirgends zu finden. Ich trug da- kleine Paket überall mit mir hrrym, wohin ich ging, »ach Philadelphia, CharlcSton, Baltimore, New-Orleans, aber vergeben-. Er, für den es bestimmt war, schien auS der Thraterwelt verschwunden. Er konnte vielleicht seinen Namen geändert haben ; aber ich begegnete auch Nitzmandem, der seiner Beschreibung glich. , Im Anfänge d«S Jahre- 1847 war ich in St. Loui« und hörte wenig« Minuten vor dem Dmer in meinem Hotel eine Stimme rufen: „He, Liouell Wo *) Lu« dessen „Blätter» au« dem Lagebuche rin,«Schauspieler«", übersetzt vo» L.». »MtrrsttM Berti», W Vehr « Buchhandlung (E Bock). sind Sie denn gewesen? Wir haben Sic überall ge sucht." Der Name Lionel machte mich sofort aufmerksam. Ich blickte auf den eben Eintretenden, an den jene Worte gerichtet waren, und war sofort überzeugt, daß ich meinen Mann gefunden hatte. Um jeden Zweifel zu beseitigen, laS ich das Fremdenbuch und fand dort von etwas früherm Datum den Namen: „Lionel Ran som, von der Armee der Vereinigten Staaten". Die Glocke zum Diner ertönte, ich folgte meinem Gefährten in den Saal, setzte mich ihm gegenüber und beobachtete ihn mit Interesse, aber auch mit Vorsicht, um seine Aufmerksamkeit nicht auf mich zu lenken. Er mußte eS sein, unter allen Umständen. — DaS war der gelbliche Teint; aber blaß, sehr blaß; das volle, lockige, schwarze Haar, das dunkle, glänzende Auge und die elegante Figur, die mir Henderson beschrieben hatte. Es blieb mir kein Zweifel mehr. DaS war Coralie Wal ton'» Lionel, der Geliebte, der sie verlassen, und dem ich ihre letzte Botschaft und ihre Vergebung bringen sollte. Wie sollte ich ihn allein bekommen ? — Seine Ge fährten schienen ihm mehr al» gewöhnliche Höflichkeit zu beweisen, und er war freundlich und leutselig gegen sie, sprach wenig und das Wepige mit einer ernsten, fast strengen Miene. Ich sah ihn nicht ein einziges Mal lächeln. Den Wein, den man ihm einschenkte, führte er blos an seine Lippen, ohne ihn zu trinken. Nach aufgehobener Tafel hörte ich ihn mehrere Einladungen seiner Freunde unter dem Vorwande ablehnen, daß er auf sein Zimmer gehen und Briefe schreiben wolle. Ich sah ihn die Treppt hinausgehen, und wenige Minuten später sandte ich ihm meine Karte mit der Bitte um eine Unterredung unter vier Augen. Der Kellner kam zurück, um mich zu seinem Zimmer zu führen, und auf meinem Wege dorthin holte ich daS Paket aus meiner eignen Behausung und steckte es in meine Brusttasche. Er verbeugte sich bei meinem Eintritt und bat mich, Platz zu nehmen. „Mister Ransom," sagte ich, mich setzend, „ich suche Sie bereits seit Jahren vergeben-, denn ich trage ein geheiligtes Depositum bei mir, daS ich Ihren Händen übergeben soll." „Meinen Händen?" fragte er. „Irren Sie sich nicht in der Person? — Ihr Name ist mir natürlich bekannt, obgleich ich nie ein Theater betrete (ein finsterer .Schatten flog über sein Antlitz); aber ich kann dennoch nicht begreifen . . ." „Dies wird Ihnen Alles erklären," sagte ich, ihm da- Päckchen überreichend, daS ich aus der Brusttaschc gezogen hatte. „Die-?" entgegnete er, eS mit gleichgiltiger Miene in die Hand nehmend; aber in dem Augenblicke, wo er das Siegel erblickte, rief er mit einem Schrei, als wenn ein Dolchstoß ihn getroffen: „Allmächtiger Gott! Coralie!" Ich glaubte, er würde vom Stuhle sinken. Er er holte sich jedoch wieder, blickte noch einmal auf das Päckchen, küßte wiederholt und leidenschaftlich da- Siegcl, bedeckte dann die Augen nut beiden Händen und weinte lange und bitterlich. — Ich saß schweigend dabei. Als er wieder aufsah, hatten sich seine Züge merk würdig verändert; fein Blick war stier, beinahe wild; rin Blick, wie ihn Romeo gehabt haben muß, kurz be vor er den Giftbecher trank an Julia'» Grabe. „Warum kommen Sie hierher, die Todten aufzu wecken?" fragte er beinahe grimmig. „Weil die Todte eS so wollte," antwortete ich. „WaS sagen Sie?" „Das Päckchen," fuhr ich fort, „ward mir im August des Jahre- 1842 übergeben." „Der Monat, in dem sie starb!" rief er auS. „Sie wußten es also? — Es war mir auf die Seele gebunden, Ihnen dasselbe cinzuhändigen, wenn ich Ihnen in diesem Lande begegnen sollte. — Ich habe nun den Auftrag der Sterbenden erfüllt. — Sie bat mich ferner, Ihnen zu sagen, daß sie Ihnen vergeben habe und Sic segnen werde mit ihrem letzten Seufzer." Während dieser Worte starrte er mich wie irrsinnig an; wie ein Mann, der ein Gespenst zu sehen glaubt, dessen Wirklichkeit er bezweifelt, aber fürchtet. — Ich schwieg, doch sein Blick, blieb auf mich geheftet, fest und durchbohrend (Forts, folgt.) O Löbau. Sonntag, 11. November fand hier al« „zweites Gesangfest" eine Wiederholung der am 3. Oct. in Bautzen zur Aufführung gelangten „Ernte", wendisches lyrisches Gedicht von l' Seiler, Musik vom Lehrer Katzcr, statt. Vierzig Sänger und Sängerinnen aus Bautzen, vom hiesigen Comitö festlich empfangen, hatten sich mit einer Anzahl Sänger und Sängerinnen aus hiesiger Gegend zu einer trefflichen Ausführung der Chöre vereinigt. Unter den Solisten heben wir vorzugs weise Frau Schuster, ehemalige k. sächsische Kammer sängerin, und Herrn Seminarlchrer Fieder hervor, welche durch gut ausgcfaßtcn und correctcn Vortrag verdienten Beifall ernteten. Das dem Conecrtc folgende Festmahl ward durch vielfache treffliche Trinksprüche und ein äußerst humoristisches Tafellied gewürzt. Da- erste Hoch galt, nicht allein auS Herkommen, sondern auS dem, dem Wendenvolke rigrnthümlichen Hcrzenszuge, Sr. Majestät dem Könige Johann, auSgebracht in wendischer und deutscher Sprache vom Herrn Adv. Mostg v. Aehrenfrld von hier. Sodann wurde vom Herrn Lehrer Müller
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite