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Dresdner Journal : 30.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186010309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18601030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18601030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-10
- Tag 1860-10-30
-
Monat
1860-10
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 30.10.1860
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O 254 1« .Nt^ Dienstag, dell 30. Oktober. —-> >' -u—* > > — -- — Fbanneinenlrpr'rist: z.h,n,k>: 7'lit>-.-»> in s«ek>.„a.> >,, j!tl>cl.: t i 1>) „ c, »!,-u»kii< U >,> Vr»s,'«vk lk> Nxr. tlniL'lov tiumoioru: 1 )>kr. Im Xu»I»n<i« tri»» »nä e!»emp«lra- «> tzlux diurir. Snseralenpreist: k^!r itmi üilnm «iu»r respsktea«» H«N«i 1 dl^o- Vvter ,,tii»ix<!,»nät" 4i« Leit«! 2 btLr. rrscheiuk«: lilxlieb, mit Xu»o»kms N«r 8onv- uo6 keiert«^«, Kdeiul, kür äsn kolxsucl«» 1'»x. Dres-nerIournat. Vera»ltwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. I8«o. . Inferatenannahnre auswärta: ,-i^ I.«!piix: b«. »«««os^ü^i-üir, k'nmmi»»inn?ir ' ! >ts» tkrosilnrr .I<»i>rn»l!<: «tzeniiicselbst: It. Uv»«««; Kit»»«: t Nsrllo: si«»>-».»'setzo tiu< Iili., Nnreauj Lrsm«»: I'.. ni-orr«; kr»alck»rr » H.: ck«üor»'«et>s Ni>ot>I>»n<ttn>>>e; K8l»: Kvoi-o öilo»»r»; ?»ri«: v. k,ö>vt:nr>il.» (28, ruo <I<>« Kon, enk»«»); kr»x: t ». bl«»«.»»« NuoNtiuncllnux. Herausgeber r itöoixl. klrpsstiti»« stos Drvsstnorckanrn»l«, ' Nrosäen, »»rionstric««« Xr. 7. Amtlicher Lheil. Dresden, 28. October. S«. König!. Hoheit der Kronprinz ist heut« früh 4 Uhr von Sibyllenort wie der hier eingetroffen, r Nichtamtlicher Theil. 1l « d « rficht. Telegraphische Nachrichten Die neue österreichische Staattorgavisatio«. Lagesgeschichtk. Wien: Der Kaiser zurück. Minister rath. Adresse an Grafen Thun. — Prag: Abreise Mecsery'S. Neue tschechische Zeitung. —Pesth: Die Erceffe. Ehrenbürgrrdiplom von Benedek zurückgewie sen. Jnternirte freigelaffen. — Preßburg: Keine Judenverfolgung. — Gran: Ansprache des Fürst- Primas. — Verona: Jubel über Brnedek's Ernen nung. — Berlin: Der Prinz-Regent zurück. Rus sische Ordensverleihungen. Glieder der russischen Kai serfamilie durchpassirt. Herr v> Schleinitz. Päpstliche Soldaten. Vorbereitungen zur Fahnentveihe. Karlsruhe: Zur Gewerbefrage. — Darmstadt: Kammerverhandlungen. — Paris: Eine ZeitungS- mittheilung demcntirt. Der Tod des Herzogs De- cazr». Revue angesagt. — Neapel: Zur Minister krisis. Vorrücken der Piemontesen. Bauernerschießung angedroht. Zur Annerionsabstimmung. — Bologna: Mobile Nationalgarde. — Moden»: Die sardini schen Gesetzbücher. — New-Pork: Revolutionsver such in Costa-Rica. Prinz von Wales. fprovivzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Meißen.) Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Frankfurt a. M., Sonnabend, 27. Oktober, Nachmittags. In der heutigen Sihung des Bun destages nmrdr feiten deS sardinischen Gouver- uements von der Blokade Anconas Anzeige gr- «achtt Die Bundesversammlung beschloß, Hirse Anzeige einfach »s «-t» zu legen, und erklärte bei diesem Anlässe, der von Sardinien in Italien be folgten Politik überhaupt nicht zustimmrn zu kön nen. — Im weitern Verlaufe der Sitzung wurde das Bewaffnungssystem für die Bundesfestungen mit gezogenen Geschützen als zweckmäßig anerkannt, und das deSfallfige Anerbieten Preußens dankbar angenommen. Darmstadt, Montag 29. Oktober. DieZweite Kammer hat heute wiederholt daS Gesetz über die RechtSverhältuissc der Grundherreu mit 26 gegen 12 Stimmen bei namentlicher Abstimmung abge- l«hnt. Paris, Sonnabend, 27. Oktober, Abends. Die heutige „Presse" veröffentlicht ein Schreiben deS ehemaligen ungarischen Ministers Szemcre, in welchem er sich zu Gunsten der ungarischen Ver fassung ausspricht und sagt, daß Ungarn Recht habe, wenn eS zufrieden sei. Ein Telegramm aus Neapel vom 27. Octbr. meldet, daß tagS zuvor ein Kampf zwischen den Piemontesen und Neapolitaner» zwischen Teano und Seffa stattgefundrn habe und daß letztere sich auf der Straße nach Gaöta über Seffa auf Co rigliano zurückgezogen hätten. — Nach der „Opinione" ist Victor Emanuel am 27. Oktober iu Teano (etwa 5 Stunden nordöst lich von Capua) angelangt und dürfte am 2V. Octo der im Lager von Caserta eiutreffen. Die neapo- Feuilleton. K. Hoftheater. Montag, 29. Octobcr. In der gestrigen Aufführung der „Za über flöte" von Mozart debütirte Fräulein Bald amus als Pamina. Die De bütantin wird nach ihren löblich erfolgreichen Vorstudien dahin zu streben haben, ihre sehr hübsche, frischx und besonders in der Höhe angenehm klangvolle Stimme immer weniger als bloseS Tonmaterial zu gebrauchen und ihr vielmehr durch Auffassung, warme Empfindung und feineres Toncolorit im Vortrage inneres Leben mitzutheilen. Für das Organ selber aber muß aller dings zunächst noch Schliff und Ausgleichung des Tones mit Rücksicht auf die verschiedenen Vocalc gewonnen werden und vor Allem eine reinere Intonation. Diese ist außerordentlich schwankend, namentlich in der höhern Mittellage. — Frau Jauner-Krall besitzt zwar nicht die glänzende Bravour, für welche die Arien der Königin der Nacht geschrieben sind, aber sie führte dieselben nicht allein mit einer seltene» musikalischen Cvrrrclheit und mit wohlklingendem Gelingen deS delikaten Staccato, sondern auch mit charakteristisch gestaltendem, dramatischem Ausdruck auS. Herrn Hahnemann (Sarastro) gelang der Gesang „O Isis, o JsiriS" am besten; die Läuter ung und Veredlung seine- ToneS, vorzugsweise in der höhern Lage, und die wünschenSwerthe völlige Reinheit desselben, wird noch fleißige Studien erfordern. LobenS- werth sang Herr Rudolph den Tammo, besonders auch die Flötenarie. De« Papageno führte Herr Dettmer sehr befriedigend im Gesänge, erheiternd und belebend in Dialog und Spiel aus. Vor dem Tremulando-AuS- druckc möge er seinen Vortrag bewahren. Noch sei Fräulein Raeder's Papazena hervorgchoben. Die übrigen Leistungen sind genugsam bekannt Ein treff litanischen Trupp«» hält«» sich hinter d«n Gärig- liano zurückgezogen und ein weiterer Kampf habe nicht stattgefunden. Die neue österreichische Staatsorganisation. Wir haben an dieser Stell« seit mehrern Tagen den Urtheilen der Presse über die neue österreichische Staatsorganisation unsre Aufmerksamkeit zugcwandt, und unsreLeserwerden aus den darauf bezüglichen Aeußerun- gen der deutschen wie nicht-deutschen Blätter einige Ergebnisse gewonnen haben, welche der Erörterung Werth genug zu sein scheinen. Das erste derselben ist, daß alle aufrich tigen und wahren Freunde Oesterreichs, alle Deutschge sinnte, welche Oesterreichs innere Kräftigung durch eine freiere politische Entwickelung als eine Stütze deutscher Macht, Ehre und Sicherheit in der gegenwärtigen un sicher» Weltlage heiß ersehnten, freier aufathmen und mit Hoffnung und Vertrauen auf die Fortentwickelung einer neuen Epoche Oesterreichs sehen, die mit so hoch finnigen kaiserlichen Entschlüssen voll Opfern der man- nichsachsten Art ringeweiht wurde. Nicht minder aber hat uns das Verhalten der Presse gezeigt, daß Oester reichs Gegner — gerade diejenigen, welche unermüdlich in Anklagen gegen das „reactionare" und „absolutistische" Rrgierungssystem gewesen sind und cs der kaiserlichen Regierung zum steten Vorwurf gemacht haben, die „na tionalen" Wünsche der Ungarn nicht befriedigen zu wol len — um so mißtrauischer und verstimmter durch di« kaiserlichen Erlasse geworden sind, je heftiger sie früher Oesterreich deswegen angegriffen haben, weil cs die jetzt eingeschlagene Bahn zu betreten lange zögerte. Der Grund, welcher auf dieser Seite Mißstimmungen veran laßt, die sich in den Aeußcrungen der norddeutschen „na tionalen" Presse, in einem Theile der englischen, am heftigsten aber in den demokratischen französischen Blät tern kund gaben, steht in inncrm Zusammenhänge mit der dritten Beobachtung, welche man bisher schon über den Eindruck der kaiserlichen Erlasse machen konnte. Es ist nämlich eine Thalsache, welche den Werth und die Be deutung der neuen StaatSorganisation Oesterreichs inS klare Licht setzt, daß alle Parteien und Nationalitäten ihr mit Hoffnung und Dank sich zuwcnden. Die aristo kratische Presse sowohl, wie die liberale, die deutschen wie die slavischcn und ungarischen Länder haben die Neuge staltung de- SlaatSrechtS im Allgemeinen mit gleich«? Hoffnungen,' mit gleicher Befriedigung ausgenommen, und cs ist hiermit nicht nur der Beweis gegeben, daß die Neuorganisation auf einer gerechten Abwägung aller berechtigten Wünsche und Bedürfnisse beruht, sondern auch eine Gewähr geboten, daß eine Einlebung und Fortentwickelung der neuen staatsrechtlichen Zustände durch eifrige Theilnahme aller politischen und nationalen Volks kräfte Oesterreichs Statt finden wird. So wird Oester reich zur Befriedigung seiner Volkselcmente, zu einem sichern Gange des inner» Staatslcbcns und dadurch zu einer allgemeinen Kräftigung gelangen. Und dies ist eS eben, was seine Feinde und Neider fürchten. In Oesterreich ist geschehen, was seine aufrichtigste» Freunde längst wünschten, und was, wenn cs vor zwei oder drei Jahren schon in das Werk gesetzt worden wäre, nach menschlichem Ermessen eine ganz andere Weltlage geschaffen haben würde, als diejenige ist, unter deren Druck wir uns heute befinden. Der Kaiser Franz Jo seph hat den großen Entschluß gefaßt, die länger als ein Dcccnnium währenden Versuche, das gesammte Reich in eine Einheitsform zu gießen, aufzugebcn, um zu einer Vervollkommnung des historischen Staatsbaucs durch die entwickelnde Kraft konstitutioneller Staatsideen zu greifen. Jene zwölfjährigen Versuche, einen centralistischen Ge- sammtstaat zu bilden, sind fehlgeschlagen. Indem man sich dies heute bekennen muß, würde es doch ungerecht sein, wenn man diese Idee, welche der verewigte Fürst Felir Schwarzenberg einwcihtc, für ein sinnloses Er- periment halten wollte. Man wird, um dieselbe nach ihrem Vollgehalte würdigen zu können, sich zunächst die kicher Gewinn für diese, stets gern und mit entzückender» Genuß gehörte Oper bleibt die gut hergestclltc Ausfüh rung der Damen- und Genien-Terzetts. Die Leistung des Orchesters war vorzüglich. C. Banck. Die Märkel-Feier im Wehlener Grunde. Ein herrliches, den Theilnchmern gewiß unvergeßliches Fest wurde gestern (28. Oct.) in der sächsischen Schweiz, in dem romantischen Wehlener Grunde, gefeiert; es galt dem Andenken des als bedeutenden Entomologen weit bekannten, im März dieses Jahres verstorbenen Cantors Märkel in Wehlen. Die naturforschcnde Gesellschaft „Isis" in Dresden hatte diesen Tag bestimmt, eine. Marmortafel, Märkel's Andenken gewidmet, zu weihe» und zu enthüllen. Im „Gasthofe zur sächsischen Schweiz" in Wehlen versammelten sich die Festtheilnehmer und Hl2 Uhr setzte sich vom Markte aus ein Zug in Be wegung, wie Wehlen einen gleichen noch nicht gesehen hatte. Voran zogen die ehemaligen Schüler Märkel's, geführt vom Cantor Krause. Hierauf folgten die An gehörigen des Gefeierten, begleitet von dcm Ortsgeistlichen. Nun folgten die Mitglieder der „Isis", denen sich eine Anzahl Lehrer aus Dresden, Bautzen und der sächsischen Schweiz anschloß, und endlich die Bewohner Wehlens. Herrliches Wetter begünstigte den Tag, und der Wehlener Grund erschien in einer so lieblichen und dabei so feier lichen Beleuchtung, daß er nicht verfehlen konnte, die geeignete Fcststimmung auch in Denen zu erzeugen, die nur gekommen waren, eine Partie in der sächsischen Schweiz zu unternehmen. Schon auS einiger Entfernung machte sich der Frstplatz bemerkbar. Vorausgeeilte hatten sich, die Feier besser zu bcohgchten, in malerischen Grup pen an dem, dem Denkmal« gegenüberliegenden Berge auf Kel-blöcken und Steinwänden ausgestellt. Paffende Gesänge, vom Wehlener Gesangvereine mnd den Schul- Umstände klar machen muffen, aus denen sic erwuchs. Die Revolution deS Jahres 1848 hatte keinen Staat Europa- tiefer in seinen Grundelementen erschüttert, als Oesterreich. Selbst Frankreich, das damals seine Dynastie verlor, wurde im Vergleich zu den Veränderungen, welche Oesterreich in seinem ganzen staatlichen RechtS- bestande erlitt, weniger von der Revolution erschüttert. In den übrigen deutschen Staaten waren die rechtlichen und thatsächlichcn Wirkungen der revolutionären Be wegungen verhältnißmäßig geringe, und deshalb kostete cs auch später wenig Mühe, die revolutionären Urber griffe in der Gesetzgebung zu beseitigen und daS Schäd liche von Dcm zu trennen, was der Conservirung Werth war. Oesterreich dagegen ward durch und durch er schüttert, dort ward alles StaatSrccht in Frage gestellt, und cs wollte sich kein von den historisch gegebenen Zu ständen ausgehender Weg zeigen, auf dcm man sicher zu einem neuen staatsrechtlichen Boden gelangte, der allen Theilen deS Reiches Platz bieten konnte. Die Nationa litäten in Ungarn, Italien und Böhmen strebten mit mehr oder weniger Glück und Gewalt, sich ganz vom Kaiscrstaatc zu trennen; im Reste des Reiches kämpften Deutsche und Slaven um die Gewalt. Was in andern deutschen Staaten in jenen Zeiten der Erschütterung den Regierungen dazu diente, um wieder festen Fuß zu. fassen auf dem Rcchtsboden, nämlich die auf ständischen Grundsätzen errichteten kleinern Staatskreise, das war eben in Oesterreich der Ausgangspunkt der größten Zer rüttungen gewesen. Durch Conccssioncn an diese Ele mente konnte damals Oesterreich nicht bewahrt werden, denn ihre Forderungen waren revolutionär und mußten, wenn bewilligt, den Gcsammtstaat vernichten. Thatsache ist, daß Oesterreich in seinen einzelnen nationalen Ele menten wieder zusammcnerobert werden mußte. Die Idee der Reichseinheit, welche nun Fürst Schwarzenberg aufstellte, gründete sich einesthcils darauf, daß alle ge schichtlichen Rechtszustände zum Chaos geworden waren, anderntheils war sie der natürliche Rückschlag aller An strengungen der einzelnen Nationalitäten, das ganze Reich aufzulösen. Die Idee war an sich eine wahrhaft große und staatsmännische, und sie war aller der Opfer, Mühen und Zeit Wohl würdig, welche zu ihrer Ausfüh rung aufgewandt wurden. Die Geschichte zeigt uns mehr als ein Beispiel, daß es Wohl möglich ist, verschiedene Nationalitäten, welche bis dahin getrennt im allgemeinen. HlaatHvcrbande lebten, in eine StaatSsorm ^u vereini gen. Großbritannien, daS seine innere Einigung un ter dem größten Widerstreben einzelner Nationalitäten durchsetzte, legt Zeugniß dafür ab- Aber um diese Idee der Rcichseinheit zum Gelingen zu bringen, war Zweierlei nöthig — und an beiden fehlte cs in Oesterreich. DaS Erste bestand darin, daß das Interesse an der Neichsein- hcil durch gleichzeitige Entwickelung von Institutionen, die den einzelnen Ländern Werth werden konnten, im Volke geweckt werden mußte. Je unzweifelhafter cs war, daß die Herstellung einer Einrichtung, die einem Parla mente ähnlich gesehen hätte, ein mit der cigcnthümlichen Zusammensetzung der österreichischen Monarchie und ihre» Grundbedingungen ganz unvereinbares Unternehmen ge wesen sein würde, um so dringender war die Aufgabe geboten, jenes nothwendige Jntereffc der Bevölkerungen durch eine richtig bemessene, aber vertrauensvoll zugcthcilte provinzielle und communlichc Sondervcrwaltung mit ent sprechender Vertretung zu beleben. Es ist nicht zu ver kennen, das: in dieser Beziehung der richtige Zeitpunkt und die günstigste Zeitlage versäumt worden ist, und daß das anstatt dessen mit großer Rührigkeit entwickelte bü- reaukratische System keinen Ersah dafür bieten konnte, obschon dasselbe sich sehr bemüht zeigte, demokratische Ueber- liefcrungcn aus den Jahren >848 und >819 zu pflege», und in der Abneigung der Aristokratie einen populäre» Nimbus zu gewinnen meinte. Mair entfernt sich daher: sicherlich weit von der Wahrheit, wenn behauptet wird„ die Oesterreich befreundeten deutschen Regierungen hät ten dieser Richtung das Wort geredet. Wir glaube» nicht zu irren, wenn wir auf ihrer Seite den sehr be stimmten und bei geeigneter Gelegenheit zum Ausdruck gelangten Wunsch voraussetzen, daß der Artikel >3 der BundrSacte in Oesterreich zur vollen Geltung und Aus führung gelange und die Stellung der Regierung im Innern, wie im Deutschen Bunde erleichtern und stärken möchte. DaS andere Erfordcrniß aber für ein Gelingen der Nrichseinheit lag nicht in der Macht Oesterreichs: eS war, daß die äußere Lage hätte beruhigt sein müssen und nicht stets die Gründe innerer Aufregung, Beun ruhigung und Unzufriedenheit aus den drohenden äußern Zuständen geflossen wären. Unter dem Zusammenfluß dieser ungünstigen Verhältnisse hatte sich seit Jahren wieder der innere Kampf in Oesterreich gegen die Rcichseinheit entwickelt und schon lange konnte es dem Schärferblicken den kein Geheimniß mehr bleiben, daß das centralistische System, obgleich es nut äußerer Kraft und Herbigkeit sich, jemehr Gegner eS fand, geltend zu machen suchte, vor dem Widerstreben der Nationalitäten wie der con- stitutionrllen Sympathien in allen Klassen des Volkes weichen würde. Das kaiserliche Manifest auS Larenburg, welches nach Beendigung des unglücklichen italienischen Krieges im vorigen Jahre erlassen wurde, zeigte bereits deutlich, daß das bisherige Staatssystem großen Abänderungen unter zogen werden sollte. Die Verhandlungen des Reichs- ratheS dienten dazu, um die Erfordernisse und Bedürf nisse einer neuen staatsrechtlichen Organisation klarer her auszustellen. Wie man weiß, machten sich im Reichsrathe die Gegensätze in den Anschauungen über die neue all gemeine Staatsorganisation in den beiden Richtungen geltend, daß die überwiegende Majorität vor Allem die historisch rechtliche Stellung der Kronländer wiederherge- stellt und bewahrt wissen wollte, während die Minorität wenigstens insofern noch der Idee der Reichseinheit an hing, als sic glaubte, durch eine für das ganze Reich aufzustcllcnde liberale constitutionclle Verfassung könnten alle Wünsche befriedigt werden. DaS Letztere wäre ein sehr einfacher Weg gewesen; ob er mit Erfolg betreten werden konnte, durfte in Hinblick auf frühere Ersah rungen und die geschärft,n nationalen Stimmungen der ' Gegenwart mehr als fraglich erscheinen. Jedenfalls hätte derselbe dem deutschen Interesse an der Neugestaltung Oesterreichs wenig Vorschub geleistet, denn in einem ge meinschaftlichen Reichstage war das deutsche Element be deutend in der Minorität, und die Gefahr lag nahe, daß dadurch Oesterreich seinen deutsch-nationalen Auf gaben im Innern, sowie als deutsche Mark nach Osten und Süden entzogen würde. Der Weg, drffen Betretung die Majorität des Reichsraths mehr oder weniger deut lich forderte, bot nicht weniger große Gefahren. Sollte den Kronländern eine Autonomie gegeben werden, welche ein harmonisches Zusammenwirken aller Staatskräfte zu großen Zielen und Zwecken (des Verkehrs, der inner» und äußern Sicherheit des Gesammtstaates) unmöglich oder doch sehr beschwerlich machte, so konnte Oesterreich bei der jetzigen Weltlage und bei Len Anforderungen, welche der heutige Culturstand an jeden Staat stellt, seine Macht als Gesammtreich kaum behaupten. Die Regierung Hal daher einen Mittelweg eingcschla gen, welcher die Ideen constitutioncller Freiheiten, sowie die das historische Recht betreffenden berechtigten Wünsche beider Seiten verbindet, ohne den Gcsammtstaat den Ge fahren größter Abschwächung und innerer Kämpfe preis zu geben. Sie hat für die näher bestimmten allgemeinen Zwecke des Gesammtstaates die konstitutionellen Ideen adoptirt. Sie hat die großen Grundsätze der Gleichheit vor dem Rechte für alle Staatsbürger ploclamirt. Sic hat zur Förderung der in den Beruf Les allgemcrncn Reichs raths entfallenden gemeinschaftlichen und nur durch Zu sammenwirkung aller Theile zu wahrenden Eultur- und StaatsintcrcsscnvcrsassunaomäßigeFormcn festgcstcllt. Dies sind die neuen Staatsidecn, deren organischer Ausdruck ganz neu geschaffen werden mußte, weil hier historisch ein Anhalt nicht gegeben war. Sodann aber hat die österreichische Regierung dcm historisch Gewordenen in der einzelnen Kronländern offen wieder die Hand gereicht, und auch hierin zeigt sie das Bestreben, alte Formen durch ^Zuführung neuer Ideen zu verjüngen. Wie aus den lindern unter Leitung des Caniors Krause aufgcführt, wechselten nun mit Festreden. Der Sccretär der „Isis" >>r. Drechsler, machte die Anwesenden zunächst mi^ dcnr Zwecke dieser außerordentlichen Versammlung der Gesellschaft bekannt und theiltc sodann mit, daß, da der Vorsitzende, Hofralh Prof. l>'- Reichenbach, durch Krank heit abgchalten sei, derselbe den Rcgierungsrath v. Kicse.n-- wctter, einen langjährigen Freund des Gefeierten, ge beten habe, an seiner Statt die Weihe vorzunc'ymcn. Rcgierungsrath v. Kiescnwcttcr sprach daraus folgend: herzliche Worte: „Vor dcm Unfrieden da draußen auf dem wechsclvollcu Kampfplätze des Völker- und Menschen lebens, vor dcm Lärmen streitender Parteien flüchten wir gern einmal, froh aufathmcud, in die heimathlichc Stille der Mutter Natur, denn sic ist redlich, sic hält auf dcm ewigen Ankergrunde fest, wenn alles Andere auf de» wildbewegten Wellen des LcbcnS unstät treibt. Klar und blau wölbt sich der Himmel über uns. Ernst und lieblich zugleich umhegen die uralten Sandstcinwände das reizende Felscnthal,' erfrischend wehen uns die reinen Lüste der Berge an, die Wälder umfangen uns mit feierlichem Rauschen und der Frieden der GoltcsschopfuNj. z lagert sich um unsre Herzen. Das ist die Stimmung,, in welcher wir Märkel's gedenken wollen, unsers Märkel, dem cs wie Wenigen gegeben war, ein treues Kind der Natur zu bleiben. Hier in der Abgeschiedenheit dieser Schluchten wahrte er sich bis zum Ende die heitere Klar heit eines redlichen Strebens, den kindlichen Friede» eines wohlwollenden Herzens; in der malerischen Pracht dieser Gründe entfaltete sich sein reiche- dichterisch be gabtes Gcmüth, hier war der Hauptschauplatz seiner Thätigkeit als Naturforscher, hier sammelte sein uner müdlicher Eifer die meisten jener Schätze, die seinen Namen weit über di« Grenzen seines Vaterlandes be rühmt gemacht haben; an den unerschöpflichen Resch Ihünrern dieser Felscnwclt bildete sich sein richtiger Blick, sein gediegenes Urtheil, seine reiche Erfahrung als Ento molog; mit einem Worte, hier im Schooße der Natur wurde er die anspruchslose und doch bedeutende, die un geschminkte, aber durch und durch liebenswürdige Per sönlichkcit, die uns Allen unvergeßlich ist. Tiefempfunden und sinnig spricht sich Märkel's Liebe zu seiner schönen Heimath in einer Ode aus, mit welcher er diese Felsen gründe besungen hat: Frühiingssonnc, du strahlst mild auf die Flur herabr Klara s Kinder, sic schau'« freundlich zu dir <mpor Und dein Strahl weck« die Käfer Aus vom eisernen Winterschlaf. Froher Hoffnungen veil greif ich zum Fanggrräth, Das im WmNr gcruhk, und auf bekannter Bahn Wandr' ich fördernden Schritte« Hin ins prächtige Felscnthal. ac. ^lch, ^bie Frühlingssonne dieses Jahres hat den lieben, würdigen Forscher nicht aufgeweckt von seinem tust,, Winterschlafs, nicht wieder hat er zum FanggnäN. greifen Können, das den Winter geruht, um froher H.si nungen voll hinauszuwandern, — aber dieser Bode« .j. klassischer Boden geworden für die Naturwissenschaft, de:, Entomologen ist Märkel's Name unzertrennlich von Lei Gründen der sächsischen Schweiz. Und so wie sich Marl-.! in seiner Sammlung, die jetzt, wie er cs so innig g. wünscht, eine unschätzbare Zierde unsers vatcrlLndlsck e» Museums geworden ist, ein sprechendes Denkmal stu».- rrfolgrcichcn Strebens gestiftet hat, so wollen wir jetzt mit der einfachen Drnklasel, welche die Liebe und V r ehrung der naturforschcndenGesellschaft,,Isis" zu T'.-e.en dem vaterländischen Forscher widmet, dieses Felse, t'.,al dem Andenken unsers Märkel weihen. So möge lcuu die Hülle fallen. Bescheiden, wie sic ist, entsprich: li Marmortafel doppelt dem bescheidenen Sinne de> l-ul schlafenen. Möge sie die Mit und 'Nachwelt au b<
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