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Dresdner Journal : 16.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186010166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18601016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18601016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-10
- Tag 1860-10-16
-
Monat
1860-10
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 16.10.1860
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V 2 tS Ibsunemeals-rcist: äLbrtleb: 5 1'UIr. 10 Hxr. iu S»°Iu»Q. 'qj»l>rl.: 1 ,. 10 „ „ „ iu Druck«»: 10 Hxr. Liureluv Ouuuuvrn! 1 Oxe. Im tt»»l»»ck« tritt k»it uuck 8temp«I«u- sedlux Oiuru. Inseralrnpreifr: kür äro 8»um ei»«r ee«p»lte»«o T«U«: 1 Hxr. Hüter „LinxeSLvat" ckie Teile: 2 ktssr. «rschetnen: l^xlick, mit Xu»o»time 6«r 8orur- n»<I k«i«rt»x», Xbeuü, kür üeu kolxsuäeu 1'»x. Dienstag, den 16. October. -'- - — > . - — . > > . - Ares-ncrMnrnal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 18«0. Snseratrnannahme auswärt«: . I^iplix: k». UuLiiuerirr»«, Oomrniesioniir üe» I>re»ü»er .lauruuln: eüeuü»»eli>it: U. IIüui«»«; ^Itouu: -c Vuui-t it; Lortiu: Ouvri» »'»el>e Du, >>N . It» i»x,:rL« « kure»»; Lremeu: L. keuiuiru; kr»vl,kurt » H.: .I^Lu»»'»clie Nueliüunülu»^; L»lu: Xvoi-I- It„u, »»ii; k»ri»: v. Di>» »:»»>,».» (28, r»e üex üuu« enl»U8); kr»x: t u. Luur-ivu» Dueüüuuüluu^. Hrrausgcber: Xöuixl. Lupeültlou üe» Drsrüusr ^o»rn»I«, Oresüeu, >1»rieu»tr»»»e kr. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 8. October. Allerhöchster Entschließung zufolge ist der Oberleutnant Huschte vom 3. Jäger- Bataillon, unter Entziehung des Offiziers - Charakters, aus den Listen der Armee gestrichen worden. Nichtamtlicher Theil. n - b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Zkitungsschav. (Hamburger Nachrichten. — Allge meine Zeitung. — Constitutionnel.) Tagesgeschichte. Wien: Prinz Adalbert. Baron Prokesch. Falschwerber verhaftet. — Prag: Scharf schützenjubiläum. Die Jnternirten. Silbersechser. Neues Stationsgebäude in Bodenbach projcctirt. — Pesth: Evangelischer Convent. — PcSchiera: Ex plosion eines piemontesischen Kanonenbootes. — Ber lin: Vom Hofe. — Koblenz: Königin Victoria. — München: Oesterreichische Truppentransporte. Ei senbahnunfall. — Paris: Der Bischof von TroyeS Zollconvention. Bankausweis. Dementis. — Bern: Marquis Turgot nach Paris. Französische Note. — Brüssel: Königin Victoria. — Turin: Victor Emanuel'S Manifest an das italienische Volk. Ver mischtes. — Neapel: Capua cingeschlosscn. Die Ver luste Garibaldi's bei Maddaloni. Mazzini nicht ab gereist. Vermischtes. — Madrid: Lager aufgehoben. Zur Reise der Königin. — St. Petersburg: Neuer Mdrineminister. Nachrichten aus dem Kau kasus. — Konstantinopel: Dcir-el-Kamar von den Franzosen besetzt. — New-York: Walker doch hin gerichtet. Ein Sclavenschiff aufgebracht. Eisenbahn eröffnung. Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Freiberg.) Statistik und Lolkswirthschaft. Kruilleson. Tageskalender. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Paris, Montag 15. Oktober. Der Kaiser hat den päpstlichen Nuntius empfangen, der auf einige Wochen in Urlaub nach Rom geht, indem er sich die Ehre erbeten, dem Papste seine Ehrfurcht be zeigen zu dürfen. Neapel, Freitag 12. October. Nach einer zu Caserta zwischen Garibaldi, Crispi und dem Pro dictator Pallavicino stattgehabten Conferenz bat Letzterer seine Demission gegeben. Mailand, Sonntag 14. October. Die heu tige „Persrveranza" meldet: Neapolitanische Blätter berichten, General Salzano habe in einer Unter redung mit Garibaldi die Kapitulation CapuaS unter brr Bedingung angeboten, daß der Besatzung der Abzug mit Kriegsehren gestattet werde, Gari baldi habe jedoch dies verweigert und verlange die Urbrrgabe von Gaöta und Capua. Korfu, 12. October. Eine britische Flotte mit einem Admiral an der Spitze (wahrscheinlich ein Theil der Mittelmeerflotte) wird hier erwartet und soll den Winter znr Ueberwachung des adriati- schen Meeres hier zubringen Konstantinopel, Sonntag, 14. October. Der Erkaimakam des Großwesirats (?), Aali Pascha, ist zum interimistischen Minister deS Auswärtigen an Savfet Efendi s Stelle ernannt. Dresden, 15. Oktober. Die „Hamburger Nachrichten" bringen in einer Berliner Korrespondenz die Behauptung: die Meldung des „Dresdner Journals", daß die Piemontesen „schon am 8. October über die neapolitanische Grenze gerückt" Feui^^ton. ll. Berlin, 14. Oktober. Das Jubelfest der hiesigen Universität hat mit dem gestrigen Abend seinen Anfang genommen. Die Deputationen waren in den letzten Tagen überaus zahlreich ringetroffen. Keine deutsche Universität ist unvertretcn geblieben, dagegen sind osficielle Deputationen, mit Ausnahme von Basel, Bern und Zürich, vom Auslande nicht eingetroffcn. Inzwischen haben auch die studentischen Corporation«» fast aus ganz Deutschland Abgeordnete entsendet; diese und die hiesigen Studirenden strömten in den letzten Tagen so zahlreich zu der Einzeichnung ihrer Namen in das Festalbum, daß die Räume des Universttätsgerichts förmlich überfüllt Warrn. Zur Erinnerung an daS Fest ist eine Medaille geprägt worden, welche die Festtheilnehmer an schwarz weißem Bande als Abzeichen tragen werden. Sämmt- liche Gymnasien und höher» Lehranstalten Berlins sowie die Communalbehörden und die Geistlichkeit haben auch Deputationen abgesandt. Diese wurden sämmtlich gestern Abend in der Wohnung des JubelrcctorS, Geh. Raths Böckh, empfangen; cS fand eine allgemeine Begrüßung statt. Heute Mittag erfolgte der ofsiciellc Empfang der Deputationen in der Aula, deren Vorhallen sowie, das ganze Treppenhaus in reichem Herbstblumcnschmucke prangten. In der Aula selbst war die Wand hinter der Rednerbühnemitcrotischcn Gewächsen geschmückt; hierwaren die Büsten Friedrich Wilhelm'» III-, Friedrich Wilhclm's IV. und des Prinz-Regenten ausgestellt. Der Rector Böckh hatte auf einer Estrade Platz genommen; ihn umstanden dir vier Dceane Twcsten, Hefter, Ehrenberg, Trendelen burg; die Doecnten der vier Fakultäten hatten sich rechts und link- auf Erhöhungen ausgestellt. Auf langen Tafeln waren die Zuschriften und Ehrengeschenke ausgestellt. Um 12 Uhr eröffnete der Rector die Frier mit einer Ansprache, seien, dürfe „unter allen Umständen als verfrüht" be trachtet werden. — Wir ersuchen den berichtigenden Herrn Berichterstatter, unsre Meldungen künftighin doch vorher gefälligst zu lesen, ehe er sie zum Gegenstände seiner Korrespondenzen macht. In unserm Turiner Telegramm vom 8. October Abends (vgl.. Nr. 237) heißt cS: „Die Piemontesen rücken inS Neapolitanische ein", — und die seitdem eingegangcnen Nachrichten, f welche unter Anderm melden, daß der Marsch der piemontesischen ArmercorpS nach dem Neapolitanischen bereits in der Nacht zum 6. Octbr. begonnen hat und am 8. October5000 Piemontesen in Neapel auSgeschifft worden sind, beweisen, daß unser Telegramm in obiger Fassung keine „verfrühten" Angaben enthielt. — In andern Blättern wird die Nachricht als „unrich tig" und „mindestens verfrüht" bezeichnet, daß der rus sische Gesandte in Turin „abberufen worden" sei. Auch bezüglich dieser Angelegenheit wird cs genügen, darauf hinzuweisen, daß das „Dresdner Journal" (vgl. Nr. 238) gemeldet hat: Rußland habe „beschloßen, seinen Gesandten in Turin abzurufen", nicht aber, daß die Abberufung bereits erfolgt sei. Ob sich diese unsre Meldung als „unrichtig" erweist, wird abzuwarten sein. In der „Allgemeinen Zeitung" finden wir einen eingehenden Artikel über die angebliche „Ver armung Oesterreichs", von der man in den Verhand lungen des Rcichsraths ein so trauriges Bild aufzuroüen versucht. Der Aussatz weist dagegen im Allgemeinen hin auf die ungeheuer vermehrte Güterbewcgung auf Eisen bahnen und Dampfschiffen, auf den namhaften Ueber- schuß der Bodenproduction, der dem steigenden Export zu Gute kommt, auf die gänzliche Verdrängung des Colonialzuckers durch die heimische Cultur, auf die Blüthe der meisten Fabrikationszwerge nach einer schwer treffenden Handclskrisis, auf den Mangel an arbei tenden Händen in sehr vielen Industrien und auf ähnliche Jndicien einer wachsenden Betriebsamkeit; ferner auf die Consumtion von Artikeln, die gerade nicht zu den unmittelbarsten Lebensbedürfnissen gehören (z. B. Bier, Spielkarten, Tabak), auf das Anwachsen der De positen in den Sparkassen und die täglich steigenden Ein lagen in die Assccuranzgescllschaften. „Die großen Ver mögen — fährt der Artikel fort — in den einzelnen Händen haben in den letzten Jahren manche Erschüt terung erlitten; die Grundablösung und das Ausgeber, des Prohibitivsystems haben eine Wandlung der Rente zur Folge gehabt, und der Geldbedarf deS Staates, die dadurch konstant gewordene Entwerthung der Landeswäh rung und das Chaos in den Rechtsverhältnissen verküm merten manche Existenz. Allein die große Mehrheit der producirendcn und erwerbenden Klasse hat selbst unter diesen Umständen gewonnen und die Lage ausgcbcutet. Einige Herren haben im Reichsrath den Lurus der bäuer lichen Bevölkerung als Merkmal der Verarmung vorge bracht; der bürgerliche Verstand erkennt in diesem Lurus, den der Bauer mit Brkleidungssachen treibt, den erhöhten Wohlstand der untern Bevölkerung. Die Etablissements sind vollauf beschäftigt mit der Erzeugung von Artikeln mittlerer Qualität, da Bürger und Bauer, Städter und Landmann, niemals vorher größere Quantitäten verbrauch ten. Der Bauer schickt aber auch seine Kinder zahlrei cher in die Schule, als je vorher, und bestreitet daS theure Lehrgeld; der Bürger sendet trotz des kostspieligen Agios der Valuta seine Söhne in die Fremde, die so lange versperrt war. Der Handelsstand kauft Stadt- und Landhäuser, und die Financiers füllen mit Frauen und Kindern alle Curorte. Man hat aber auch nicht gehört, daß die großen und kleinen Grundbesitzer Einschränkungen in ihrem Haushalt zu machen sich gedrängt fanden, daß Pferde und Carrossen und sonstige Zuthaten kavalier mäßigen LebenS aus Mangel an Consumentcn billiger feilgeboten würden. Wohin man kommt in Oesterreich, wohin man blickt, ist aufkeimendes Gedeihen bemerkbar, trotz der Lage deS Staats. Der Wohlstand wird jedoch theucr erkauft. Die Regierung selbst drängte hin zu den materiellen Bahnen, um die Unterthanen vom Gebiete der Politik fern zu halten; man begünstigte das Geld, worin er den Zweck dieser Feier hervorhob und nament lich betonte, daß die Bürger des Gelehrten-Staates oder, wie man zu sagen pflegt, der „Gelehrten-Republik" keine politischen Grenzen kennen; als Altersprivilegium erbat sich der Redner die Erlaubniß, auf einer bescheidenen „sella ourulis" Platz zu nehmen. Die Reihe der Depu tationen eröffnete der Gencralsuperintendcnt Ur. Hoff mann in Begleitung des Bischofs Iw. Ncander, deS Propstes Iw. Nitzsch, des Superintendenten Schulz und anderer Geistlichen, vr. Hoffmann sprach den Dank der Kirche nicht blos Berlins, sondern deS gesammten deut schen Vaterlandes für die Pflege auS, welche die Theo logie von dieser Hochschule empfangen, und bezeichnete es als Undank, wenn die Kirche ihre Stimme an diesem Tage nicht dankend erheben wollte; dann hob er hervor, was die Geschieht-- und Sprachforschung und Erdkunde, die Rechtswissenschaft der Kirche und naturwissenschaftliche Forschung, die in das kirchliche Denken und Forschen hinein neue Bahnen gezeigt habe, dieser Universität ver dankten. Der Rector wies in seiner Antwort auf die Bedeutung der Geistlichkeit für die Wissenschaft und Er- kenntniß des AlterthumS hin und betonte, wie nur un echter Eifer und Ucberhcbung zwischen zwei Kreisen des geistigen Leben- Zwiespalt hervorbringcn könne. Hierauf kam die Deputation der Stadt Berlin, geführt von dein Oberbürgermeister und Bürgermeister sowie dem Vor sitzenden der Stadtverordneten. Der Oberbürgermeister übergab mit einer Anrede eine Urkunde, nach welcher die Stadt zwei Jubclstiktungen gründet, deren eine in der Verwilligung von jährlich 120!) Thlr. zu Stipendien für Sludircndc, die zweite in jährlich 300 Thlr. dergestalt besteht, daß jede Facultät 75 Thlr. für Preisausgaben verwendet. — Für die Stadt Danzig sprach demnächst der Confiftorialrath Breßler, der vor 40 Jahren hier studirt und später docirt hat. Böckh, der alle Reden um die Geister zu beschwichtigen und zu befriedigen. Der Wohlstand ist auf Kosten der freiheitlichen Ent wickelung zur Ausbreitung gelangt', und deshalb auf Sand gebaut. Man blickt in die Zukunft und sicht das erworbene Habe nicht gesichert. Und diese Beängstigung lastet viel schwerer auf den Schultern deS Volke-, als all die Steuern und Abgaben, die zur Bestreitung der Staats erfordernisse den Besitz und Erwerb treffen. Die Be ratung des Budgets hätte vielfach Gelegenheit gegeben, diese Seite der Nationalwirtschaft ins Licht zu stellen. Man hat eS nicht getan. Parteizwccke riethen dazu, den Stand der Finanzen des Staates nicht von jenem des Vermögens der Bewohner gesondert zu beleuchten. Die Debatte bewegte sich um die hohlste Anschauung der oberflächlichen Dinge. Die ungarischen Reichsräthc decla- mirtcn, als ob ihr Landsmann Monsieur Horn in Pa ris soufflirt hätte. Sie erwähnten freilich nicht, daß noch in den vierziger Jahren, als die historisch-politische In dividualität in voller Blüthe prangte, verhungernde Be wohner Ungarns bis vor die Linien Wiens krochen, und daß ein solches Vorkommniß heute selbst bei Mißwachs zu den Unmöglichkeiten gehört; die böhmischen Voifecktcr deS magyarischen Votums gedachten nicht der Fiebcrepidc- micn im Webcrdistricte deS Riescngebirgcs, und die Herren auö den deutsch-erbländischen Provinzen gestanden nicht, daß die Ueberzahl der Feiertage dem Arbeiter das Brod verteuert. Sie waren nur einig in den Phrasen über den Vcrmögensstand der Bewohner. Auf all diese Phra sen replicirte, statistische Belege in der Hand, der Leiter des Finanzministerium-: „Das Bild ist ein recht effekt volles, aber kein der Wahrheit gemäßes." Der Finanz minister sprach hiermit die Wahrheit." Der Artikel des „Constitutionnel", auS dem wir telegraphisch einen Auszug mitthciltcn, lautet in der Uebcr- sctzung der „Köln. Zeitung" vollständig: „Der Einmarsch der piemontesischen Armee ins neapolitanische Gebiet ist nunmehr eine vollendete Thatsache; wir wollen mit ge wissenhafter Unparteilichkeit Charakter und Bedeutung die ses Ereignisses prüfen. Die Souvcränetät der Staaten ist die Grundbürgschaft für die Unabhängigkeit der Völker. Die Souvcränetät kann verschieden ausgcübt werden. Sie kann einer Dynastie innewohnen, welche sie über trägt, oder der Nation, welche sie verleiht. Bewegt sie sich in sich selbst in dem ihr vom Völkerrechte gezogenen Kreise, so gehört sie sich selbst und handelt in voller Frei heit, in ihrer ganzen Verantwortlichkeit gegen die Mei nung der Welt, auS der sich dereinst das Urtheil der Geschichte entwickelt. Der Grundsatz von der Unabhän gigkeit der in regulärer Weise conftituirten Regierungen gestattet sehr Wohl politische Umwälzungen eines Volke-, von ihm bezweckte Dynastiewcchscl und innere Revolu tionen, zu denen es durch Leidenschaft oder Interesse soll gezogen wird. Darin gicbt sich gleichfalls seine Sou- vcränctät kund, und die andern Staaten würden dieselbe nicht bestteiten können, ohne ihre eigene bloszustcllcn. Die Politik der Nichtintervcntion, welche unser Jahrhun dert als einen Fortschritt des Völkerrechts zur Geltung gebracht hat, ist nur die feierliche Bestätigung dieser gegen seitigen Bürgschaften. Die Anwendung dieser Grund sätze und Regeln auf die Thalsachen, welche wir prüfen wollen, ist eine ganz natürliche. Wenn cs den Neapo litanern und Sicilianern paßt, bei sich Revolution zu machen, so geht daS sie ganz allein an; aber es ist keines fremden Staates, Piemonts so wenig wie Oesterreichs, Sache, sich in die inncrn Angelegenheiten jener Völker zu mischen und durch eine bewaffnete Intervention ihnen eine, gleichviel, welche Gelegenheit zu politischer Existenz zu geben. Zwischen der Invasion Garibaldi's und der des piemontesischen Heeres ist ein allaugcnfälliger Unter schied. Garibaldi war nur ein Parteiführer. Bevor er sich nach Sicilien eingeschifft, hatte er seinem Souverän seinen Commandodcgen übergeben. Er folgte Dem, was er für seinen persönlichen Beruf hielt, und was er ge- than, dafür ist nur er verantwortlich. Wenn es wahr ist, daß unter den Freiwilligen, welche sich seinem Unter nehmen angeschlosscn, Fremde sind, so kam er doch um eingehend beantwortete, hatte auch für diesen seinen ehe maligen Schüler verbindliche Dankesworte. Es folgten die Deputationen der Akademie der Wissenschaften und Künste, der Düsseldorfer Kunstakademie, der Bauakademie, des Gewerbe-Instituts, der Vereine für Geschichte der Mark Brandenburg und Nicderlausitz, als deren Sprecher der geh. Oberbaurath Hagen sungirte. Hiernächst er schien der Unterrichtsministcr Iw. v. Bethmann-Holl weg in großer Uniform mit zweien seiner Räthc (Lehnerdt und Kneck). Der Minister zeigte in kurzer Ansprache, was der erhabene Stifter für die Universität gcthan und wie dieser Geist in dem glorreichen Hause der Hohenzollern fortlebt. Davon besitze die Universität huldvolle Zeugnisse; deS König- Majestät und Seine königl. Hoheit der Prinz-Regent haben befohlen, daß einem dringenden Bedürfnisse der Universität abgeholfcn und im nächsten Jahre der Bau eines neuen Anatomie- grbäudeS begonnen werden soll. Der Minister schloß mit Segenswünschen für die Universität, deren Schüler und Lehrer er gewesen. Ihm folgte der Präsident deS evangelischen Obcrkirchenrathes und diesem als Vertreter sämmtlicher Universitäten deutscher Zunge der greise Pro fessor Mittermaier. Derselbe hob in langer Rede hervor, wie heute ein Fest begangen werde, hinter wel chem die ganz: deutsche Nation steh«, ein Fest deutscher Freiheit, deutschen Sinnes. Specicll auf Berlin ein gehend, beleuchtete der gefeierte Rechtslchrer, was von hier auS für Wissenschaft und deutsches Leben geschehen sei. Er schloß seine Rede mit einem Blicke auf das Jahr, in welchem das erste Jahrhundert der Universität erreicht sein wnd. Am 15. Oktober 1010, so hofft der Redner, würden di« Abgeordneten des deutschen Volke-, der deutschen Volksvertretung an der Feier thcilnehmen; welche Kämpfe Deutschland auch bis dahin zu bestehen haben möchte, immer werde es neu gekräftigt daraus deshalb nichts weniger im Namen Italiens und als Ita liener, um in den Staaten des Königs von Neapel eine innere Revolution anzuregen und zu leiten. Mit seinen Freischaarcn konnte er nicht ein Volk von zehn Millionen Menschen erobern, er konnte demselben nur seine eigene Leidenschaft mittheilcn und cs durch den Glanz seines Namens zu dem äußersten Kampfe gegen eine durch ihre Unvolksthümlichkeit geschlagene Regierung fortreißrn. Die picmontesische Invasion hat einen ganz andern Charakter. Sie ist die gerade Einmischung eines regulären Staates in einen andern unabhängigen Staat, folglich eine Der lctzung der Souvcränetät des Königreichs beider Sicilien durch den König von Sardinien. Und als ob Alles in dieser Situation fremdartig und regellos sein müßte, di: picmontesische Invasion hat auch ohne Kriegserklärung stattgcfundcn, während der Vertreter des Königs von Neapel noch in Turin war. Aber das Verfahren Pie monts ist nicht nur gegen das Völkerrecht; cs widcrr- spricht sogar allen von ihm selbst angcrufencn und jetzt mißkaunten Grundsätzen. In der That, als die römische Regierung die neapolitanische Intervention zum Schutze gegen die Drohungen der Revolution anrufen zu wollen schien, nahm das Turiner Cabinct keinen Anstand, zu erklären, daß cs den Einmarsch der Armee des Königs von Neapel in den Kirchenstaat als eine Verletzung der Neutralität betrachten würde. Noch vor ganz kurzem be stritt cS dem Papst« selbst das Recht, sich aus fremden Bestandtheilen eine öffentliche Streitmacht zu bilden, und gerade, weil das Kirchenoberhaupt sich weigerte, einer Aufforderung zu willfahren, die ihm zumuthete, diese Streitmacht aufzulösen, erfolgte der Einfall in seine Staa ten. Welch seltsamer Widerspruch liegt darin, daß eben jenes Piemont, welches gegen die Regierungen, die sich schützen wollten, das Princip der Neutralität in so dro hender Weise verfocht, cs heute denselben Regierungen gegenüber, um sie außer Besitz zu setzen, mit solcher Drei stigkeit verletzt! Doch das ist noch nicht Alles. Als Graf Cavour in seiner Denkschrift den Einfall in den Kirchen staat rechtfertigen wollte, gab er deutlich zu verstehen, daß Piemont dort dem Hercinbrcchen der Revolution zu vorkommen wolle, und daß dieser von seiner Seite ge- thanc so ernste Schritt gewissermaßen ein hauptsächlich gegen den Einfluß Garibaldi's gerichteter militärischer Staatsstreich sei. Will nun jetzt Piemont etwa, indem es in den neapolitanischen Staaten cinschreitct, Garibaldi» bekämpfen ? Offenbar nicht; es will ihn vielmehr unter stützen. Nicht nach Neapel, sondern nach Gaeta sollen sich die Anstrengungen des piemontesischen Heeres richten. Unmöglich kann man daher umhin, das Benehmen Pie monts, von welchem Gesichtspunkte man cs auch ins Auge fasse, zu beklagen. Durch den Einfall i» den Kirchen staat und in das Neapolitanische ladet cö eine Verant wortlichkeit auf sich, die verringern zu wollen, ein ver gebliches Beginnen sein würde; sic charakterisirt sich von selbst. Wir wollen sie weder übertreiben, noch be schönigen; wir stellen die Sache einfach hin, wie sie ist. Piemont ist angesichts Europas für die von ihm ergrif fene Initiative verantwortlich. Europa bildet eine Ge richtsbarkeit, deren Bereiche natürlich so große Wirren, wie die, deren Schauplatz Italien gegenwärtig ist, an- hcimfallcn. Wir glauben, ihm und zwar ihm allein kommt cs zu, das verkannte Recht wieder zur Geltung zu bringen und die Regierungen, welche von seiner Bahn abweichcn, zur Achtung vor den alle Staaten bindenden Gesetzen zurückzusührcn; denn die Staaten sind auf Ge rechtigkeit, Civilisation und die Interessen der Völker ge gründet." Tngesgeschichtr. Wie», 13. Octobcr. (W. Bl.) Se. k. Hoheit Prinz Adalbert von Preußen wird am Montag nach Stralsund zurückkchrcn. — Der k. k. Jnternuntius Herr Baron v. Prokesch-Osten wird morgen nach Kon stantinopel abreisen; heute hatte derselbe Besprechungen mit dem Ministerpräsidenten Grasen von Rrchbcrg und dem Botschafter der Pforte, Fürsten Kallimachi. — Aber- hcrvorgehcn und als „furchtbares und gefürchtetes Land" endlich seine Stelle finden. Die Abgeordneten der ein zelnen Universitäten überreichten ihre Zuschriften unter besonder» Ansprachen. Im Namen der Berliner Gym nasien und höher» Schulen sprach Direktor Ur. August, des Provinzial - Schul - Collegiums re. RegierungSrath Reichenau; endlich beschloß die Reihe der Deputationen die der in Berlin promovirtcn Doctoren, für welche der, 71 Jahr zählende Obcrconsistorialrath 1>r. ik. ul. Marot das Wort nahm. Böckh dankte dem Uneior >Iuvl>>rnin und ältesten Doctor Deutschlands. Die Feier währte von 12 bis ^3 Uhr. Die geographischen Mitteilungen von Iw. A. Petermann (Gotha, I. PertheS) bringen im neunten Hefte einen ausführlichen Originalbcricht über die wich tige und umfangreiche Reise am rothen Meere des Th. v. Heuglin, der an der Spitze der in diesem Augen blick« vorbereiteten Erpedition nach Inner-Afrika steht; begleitet von einer colorirtcn Karte und 10 Special Plänen von Iw. Petermann. Diese Arbeit ist in viel facher Beziehung die belangreichste, welche die Literatur über das rothc Meer auszuwcisen hat, dessen Geographie, politische und kommerzielle Verhältnisse an und für sich ein großes Interesse beanspruchen. Auch bildet die Arbeit gerade jetzt ein rechtzeitiges und willkommenes Oricntirnngknrittel für das Publicum, welches mit so warmerThcilnahmeda? neue Unternehmen Hrn.v. Hcuglin's unterstützt. Die 10 Specialplänc, von denen 9 im großen Maßstabe gezeichnet sind und die Glanzpunkte von Hcuglin's Forschungen bilden, sind für die Kennt niß jener Gegenden von wesentlichster und vielseitig unter richtender Bedeutung. Zugleich hat Herr JustuS PertheS rin Circular nebst zweiter Quittung betreffs der Gcldsammlung aus
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