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Dresdner Journal : 11.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186010114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18601011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18601011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-10
- Tag 1860-10-11
-
Monat
1860-10
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 11.10.1860
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U«d»rsl<»>. rrlegraphlsche Rachrichteu. Zeitungsscha«. (Frankfurter Postzeitung. — Oester- reichische Zeitung. — Russische Blätter.) kagetgeschichte. Wien: Russischer Gesandter in Turin abberufen. AuShebungserleichterungen. Uniformän» derunge«. — Berlin: HoheGäste. Landtagsvorlagen. Berliner UniverfitätSseier. — München: König von Württemberg abgereist. König Mar nach Würzburg. — Stuttgart: Volksfest. — Kassel: Kurfürst nach Frankfurt. LandtagSauSsichten. — Karlsruhe: Falsch« münzer. Die Regierung und die gehorsamen katho lischen Geistlichen. — Koburg: Prinz Friedrich Wil- HÄm von Preußen. Die englischen hohen Gäste. — Frankfurt: Wahlen. Beisteuer zu Hruglin» Gr» pedition. Jndustriebörse. — Pari-: Befestigungen von Cherbourg. Lamoriciöre-Subscription verboten. Hirtenbriefe und TrauergotteSdienstc. — Turin: Fanti zurück. Einmarsch in Neapel. Winspeare'S Pro test. AnnerionSgesetzberathung. — Rom: Französische Besatzungen. — Neapel: Autmarsch der Piemon tesen. — Madrid: Königin in Saragossa. — Kopenhagen: Hohe Freimaurer. — Et. Peters burg: Polizriverordnung. — Montenegro: Die verwitwete Fürstin. Vrctdver Nachrichten. Provivzialnachrichten. (Annaberg.) Die Tharand-Kreibergrr Gtaattrisenbahv. Feuilleton. Lagettalevder. Inserate. »örsen- aachrichtev. Beilage. Provinzialnachrichten. (Zwickau. Bad Elster. Schei benberg.) vermischte-. Statistik und Lolttwirthschaft. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Paris, Dienstag S. Oktober, Abends. Die eben erschienene ..Patrie" versichert mit Vorbehalt, drei Grostmichtt bitte, Oege, de» Einmarsch der Piemontesen in Neapel protestirt. Ancona, Dienstag v. Oktober. König Victor Emanuel ist nach der neapolitanischen Grenze ab gereist. Er hat rin Manifest an die Völker Süd italiens erlassen, worin er die von ihm befolgte Politik auSeinandersctzt. Nachdem Deputationen aus dem Königreich beider Sicilien Victor Ema nuel verlangt, constituirte Körperschaften ihn als König proclamirt, rücken beute die von ihrem Kö nige befehligten piemontefischen Truppen an drei verschiedenen Punkten in die neapolitanischen Pro vinzen ein. AuS Rom wird gemeldet, General Goyon habe notificirt, daß er Bklletri und Frofinone besetzen werde. Im Vatikan würden ostensible Vorberei tungen zur Abreise des Papstes gemacht. Die Entscheidung sei indrß noch verschoben worden. Ein officieller Artikel beansprucht für den Papst den St. PeterSpfennig, aber keine Grldhilfe welt licher Mächte. Neapel, 6. October. Mazzini ist auf erhal tene Weisung (von Wem?) abgerrist. Dresden, 10. October. Die geschlossene Session des Reichsraths in Wien veranlaßt die „Frankfurter Postzeitung" zu fol genden Betrachtungen: „Die Verhandlungen des Reichs raths sind geschloßen und Oesterreich sieht nun der Eut- ' " , .. .. _ Feuilleton. Die Abenteuer am Nebrasca. Von Dalduin FÜLllhausen.*) Wenn die Schalten der Bäume sich mit zunehmender Geschwindigkeit auf dem unruhigen Spiegel deS Colorado verlängerten und endlich auf dem Ufer mit den unbe stimmten Umrissen der Weidrngebüsche in einander ver schwamme«, dann rückten wir um unser Lagerfeuer zu sammen und unterhielten uns wie Menschen, die noch nie in ihrem Leben Sorgen kennen gelernt haben. Wir musicirtcn, wir sangen, wir schmiedeten Pläne für die Zukunft, und wenn die Kühle der Nacht uns auf der einen Seite zu sehr belästigt«, auf der andern dagegen die Flammen uns durchglühten, dann kochten wir mit unter, um da- Gleichgewicht wiederhcrzustellcn, einen starken, heißen Punsch und ließen fröhlich die Becher kreisen. Der Eine oder der Andere erzählte noch eine Geschichte, die Uebrigen horchten, rauchten ihr Pfeifchen und schürten dabei da» Feuer, und zwar geschah Alles mit einem Ernste, als ob das Wohl von Nationen davon abhängig gewesen wäre. Da ich mich jetzt der eignen Erlebnisse besser entsinne, al» der von Andern vorgetragenen Erzählungen, so lasse ich hier Bruchstücke meiner ersten Reise nach den Rocky- mountain» folgen, und zwar in derselben Weise, wie ich sie an solchen gemüthlichrn Abenden meinen Kameraden mittheilte. Diele Jahre sind nun schon verflossen, seit ich dir nördlichen Felsrngebirge zum letzten Male sah; es ge schah, al» ich den geistreichen und unternehmenden Her- *) lut dessen „Reisen in di« Frlsen-ebisge Nordamerika«", k'tpzt-, Hermann Softenodle. schlirßung de» Kaisers entgegen. Nur der vulgäre Un verstand, der da wähnt, man könne mit dem politischen Zauderstab einen seit langen Jahren durchgreifender Re formen entwöhnten staatlichen Organismus über Nacht in einen konstitutionellen Musterstaat mit freien Insti tutionen verwandeln, mag sich in seinen Erwartungen ge täuscht finden. Ebenso die Kortschrittsfanatiker, welch« sich der Meinung Hingaben, die vom Kaiser berufenen Männer deS öffentlichen Vertrauens würden sich beeilen, nach A»t vieler deutschen parlamentarischen Versammlun gen in feurigen Philippiken gegen Krone und Minister zu donnern und durch Interpellationen, Kraftworte, Stam pfen und Zischen ihren Eifer und ihre Bravour an den Tag zu legen. Die Mitglieder der Versammlung tagten ohne Zuhörergalerie und doch drangen ihre Worte in die wei testen Kreise. Die Sache de» Bürgerthums, der politi schen und religiösen Freiheit hat so gut ihren tüchtigen Ausdruck gefunden, wie die Ansprüche der Aristokratie und deS CleruS. In einer Reihe von gründlichen Be ratungen find die Meinungen der Centralisten und Fö deralisten zur Sprache gekommen und in den Debatten über das Finanzbudget eine Menge wirklicher oder ver meintlicher Uebelstände an das Licht der Orffentlichkeit ge bracht worden, welche von den Lenkern de» Staate- nicht ignorirt werten können und wo thunlich, gewiß Abhilfe finden. Wir möchten behaupten, daß bei aller Unvoll kommenheit dieser neuen, bcrathendcn Versammlung doch durch ihre kurze Wirksamkeit bereits der- Beweis vorliegt — nicht nur der Möglichkeit, sondern auch der Nützlich keit einer centralen Vertretung des Reichs durch eine repräsentative Körperschaft, die nicht aus lebenslänglichen Mitgliedern, sondern aus gewählten Vertretern zusam mengesetzt ist, bei deren Auswahl Intelligenz und An sehen, nicht aber die Agitation und die schwankende VolkS- gunst entscheiden. Es zeigt sich, daß Oesterreich ungeach tet des bisherigen Mangels an einem öffentlichen Leben doch genug Staatsmänner auszuweiscn hat, die sich zu parlamentarischen Functionen eignen nnd mit ihrem Bei rath der Krone wirksam an di« Hand zu gehen vermögen auch in schwerer Zeit. Ebenso bedeutsam ist die Ein wirkung auf die öffentliche Meinung. Europa hat sich überzeugen können, daß die Existenz der österreichischen Monarchie nicht blos durch Gewohnheit, Armee und Bürcaukratie beschützt wird, sondern daß im Kern der Bevölkerungen aller Kronländer Anhänglichkeit an Staat und Thron ihre feste Wurzel hat und bei aller Verschie denheit der Ansichten über die Mittel und Wege doch die Nothwrndigkeit eine» großen Grsammtstaat» von Alle« anerkannt wird, von den Ungarn und Dalmatinern so gut, wie von den Deutschen, Nord- und Südslaven. Unbe streitbar ist das Ergebniß, daß der Geist vernünftigen Fortschritts in der Aristokratie so gut seine Stütze hat, wie in den übrigen Volkskreisen, wenn auch über die Grundsätze der Reform die Meinungen auseinander gehen. Obwohl nicht von Wahlversammlungen, sondern durch das Vertrauen deS Kaiser» erwählt, haben sich Alle dahin ausgesprochen, daß Oesterreich aufhören muß, ein absolutistisch-bürcaukratischer Staat zu sein, daß vielmehr nur eine angemessene Verfassung dem Staatsleben jene frische Bewegung, Durchsichtigkeit und Controle sichern kann, deren Alt-Ocsterrcich zn fiinem großcn Schaden so lange entbehrte. Alle Vertreter im Neichsrathe haben an erkannt, daß große Uebelstände und Gefahren ihr Vater land bedrängen. Kein Einziger hat aber durch Reden oder Schweigen zu erkennen gegeben, daß er an der Lage Oesterreichs verzweifelt. Damit widerlegt sich das thö- richte Geschrei einer gewissen Parteipresse, die ihre An sichten über Oesterreich aus dem Lager der italienisch ungarischen Revolution bezieht und ein altcS, trefflich arrondirteS, mit den reichsten Hilfsquellen versehene» Reich nach dem Matzstabe einer Handelsfirma oder Fabrik zu messen geneigt ist. Oesterreich bedarf nur einer regern Entwickelung der Kräfte seiner Vollsstämme, die meist zu den rührigsten des Wcltthcils gehören, um sich zn der Cultur und dem Wohlstände des Westens aufzuschwin- gcn. Die Kräftigkeit eines Staates, auch die finan zielle, beruht nicht auf der momentanen Fülle oder zog Paul Wilhelm von Württemberg auf seinen Reisen begleitete und mich mit demselben ans der Heimkehr von Fort Laramie befand. Schnell und ungestört hatten wir den langen Weg vom Missouri nach den Rocky-Moun tains zurückgelegt; auf der Heimfahrt waren wir dagegen weniger begünstigt, denn dieselbe glich im vollen Sinne des Wortes nur einer Reihe von Abenteuern und Un- glückssällen. Ich will Ihnen hier eine kleine Probe da von geben, eine Probe, die in der Erzählung komisch genug klingen mag, die aber damals der bitterste Ernst für uns war. Versetzen wir uns also im Geiste noch drei Tagereisen weiter östlich von den Scott-bluffs, an die Stelle, wo die Straße den Nordarm des Nebrasca verläßt, in einer wilden Schlucht, Ash-hollow, auswärts auf die hochgelegene Ebene hinauf und über diese hin weg an den südlichen Arm des cbengcnannten Flusse- führt. Es war im Spätherbste , der Herzog, der auf solchen Reisen, mit an Tollheit grenzender Kühnheit, selten mehr als zwei Begleiter bei sich hat, zählte in seinem Gefolge nur meine Wenigkeit, indem wir unfern dritten Gefährten, einen eben so unerfahrenen Prairie- wanderer, wie auch ich damals noch war, auf unbegreif liche Weise auf der Hinreise schon verloren hatten. Welche Stütze ich für den Herzog bildete, läßt sich daraus ent nehmen, wenn ich ansühre, daß diese- mein erster Be such in den Grassteppen war und ich also mit vollem Rechte die bei alten Reisenden gebräuchliche Bezeichnung eine» „Grünen" verdient«. Trotzdem ein heftige» Fieber mich täglich schüttelte, verlor ich doch keineswegs meinen guten Muth, der durch daS Benehmen de» gegen Ge fahren und Entbehrungen gleichgiltigen Herzog» noch ge steigert wurde. Wir hatten also vor der Mündung der Ash-hollow die Nacht zugebracht, kamen aber mit unserm beabsichtigten frühen Ausbruche nicht zu Stande, einr»- theils, weil wir noch einen Besuch von dem in unsrer Leere de» Staatsschatzes, sondern auf den producti ves Kräften der Nation. Und diese sind nicht bloS in den Zuständen de» lebenden Geschlecht- enthalten, son dern auch in den kommenden, ein großer Staat zählt sein Leben nach Jahrhunderten, nicht nach Jahren. Aus wärtige Kriege sind mit lästigen Opfern verbunden, aber doch auch wieder mächtige Bindemittel für die innere Eintracht einer Nation, und sogar die Niederlagen er höhen da» Gefühl der staatlichen Zusammengehörigkeit. Wir günstig aber siegreiche Erfolge in einem gerechten und ehrenvollen Kampfe der Waffen auf die Macht eine» Staate» einwirkcn, zeigt die Völkcrgrschichte aller Zeiten. 8» heißt die Gefahren nicht verkennen, mit denen Oester- rcich umgeben ist, wenn wir «in züustigr» Urthcil über seine Lage abzugcben wage«. Nur eine politische Grund reform kann da« Vertrauen im In- und Auslände so vollständig Herstellen, al» r» der Kaiferstaat bedarf. Durch dir Größe der Schwierigkeiten dürfen sich seine Lenker nicht abschrecken lassen, dcn Forderungen der Zeit gerecht zu werden. Jeder Fortschritt bringt Gefahren, der Still stand aber den sicher« Untergang. " Dir „Oesterreichischt Zeitung" sagt in einem „die modernen Punier" überschriebenen Artikel: „Daß die Grundsätze de» Völkerrecht» seit dem Jahre 1857 auf den Kopf gestellt sind, darin liegt die Unbe haglichkeit, welche ganz Europa fühlt. Wer erinnert sich nicht der Vorgänge in den Donausürstenthümern, wo ein Vertrag schon gebrochen wurde, ehr kaum die Tinte trocken war, mit der man ihn unterschrieben hatte, oder der Vor gänge in Montenegro, wo über die garantirte Integrität der Pforte zu Gunsten von Halbbarbaren hjnwcggcgan- gen wurde. Wie man sich in Mittelitalien durch da allgemeine Stimmrecht von Verpflichtungen, dir man gegen Dritte «ingegangen war, abso'.viren ließ, ist weltbekannt. Die Krone alle» Treu- und WortbruchS aber ist das Ver halten Sardiniens Rom und Neapel gegenüber. Die Al- lvcution des Papstes hat theils angedeutet, theil» enthüllt, daß er von Frankreich Erklärungen erhalten hat, denen zufolge er geglaubt halte, ein Vorgeben, wie Pie mont es beobachtet hatte, nie erfahren zu dürfen. Man hat ihm die ausdrückliche Versicherung ertheilt, die pienion- testschcn Truppen hätten keineswegs die Absicht einer In vasion, sie sollten das blose Eindringen von Freischärlern in d«S päpstljche Gebiet wehren; die Invasion aber hat dennoch stattgcsundcn ohne rechtliche Begründung, ohne vvrhcrgegangcne Kriegserklärung, nach einer eben so unge- -rachten al- lächerlicheu Aufforderung. Alles Bisherige übertreffend ist da» Verhalten Sardinien» gegen den König von Neapel. Schon der Krieg in Sicilien weist That- fachen auf, die an Verschmitztheit und Hinterlist nicht leicht ihres Gleichen haben. Man läßt einen Freischaa- renführcr gegen eine Regierung los, mit der man in be freundeten Verhältnissen steht, sendet ihm Truppen und Munition und verläugnet ihn fortwährend. Aber die neapolitanischen Truppen sind bereits corrumpirt, die Of fiziere sind erkauft; die Schiffscapitäne lassen den Feind allenthalben hinkommen wo er will, und scheuen nachträg lich sogar die Lüge nicht, die Engländer hätten ihre Ac tion verhindert. Man muß sich billig fragen, wessen Ehrlosigkeit größer ist, ob jene der neapolitanischen Schiffs offiziere oder diejenige dcr sardinischen Regierung. Wäh rend aller dieser Vorgänge unterhandelt man mit dem Könige von Neapel, empfängt seine Gesandten und giebt ihm Rathschläge, die sein Verderben bereiten. Der un glückliche König hat zwar seine Hauptstadt verlassen, aber nicht sein Reich, noch besitzt er Mittel, sich zu vertheidigcn und zu siegen, noch weilt sein Gesandter am Turiner Hof; das aber hindert Victor Emanuel nicht, die neapo litanischen Schisse für sich zu nehmen, und als endlich der letzte Haufe treuer Truppen der Sache eine Wendung zu geben sich anschickt, welche dcn König retten kann, da wiederholt Piemont die Nolle, welche cs im Kirchenstaat gespielt; cs greift selbst den König an, der noch immer einen Gesandten in Turin hat. Ohne die Hilfe Piemonts wäre Franz ll. heute wieder Herr in Neapel. Garibaldi und seine Schaaren haben allein bei Caserta nicht widcr- Nähe lagernden Fitzpatrick und mehrer» Oglala-In dianern erhielten, dann aber auch, weil uns die kunst gerechte Verpackung einiger Stücke frischen Büffclfieisches etwas Zeit raubte. Es war mithin schon spät, als wir in die Ash-hollow einlcnkten, wo wir abermals Zeit ver loren, indem wir angesichts einiger grasenden Büffel unsre Jagdlust nicht zu zügeln vermochten. Auf diese Weise erreichten wir also gegen Mittag erst die Hoch ebene, und dann blieben uns noch ungefähr fünfzehn Meilen bis zum nächsten Wasser, dem südlichen Arme deS Flusses, zurückzulegen. Der Herzog fuhr in einem leichten, mit zwei Pferden bespannten Wagen, während ich ein sehr kräftig gewesenes Pferd ritt und meine Auf merksamkeit zugleich einem Maulesel zuwcndcte, den wir zur Aushilfe mitgenommen halten. Trotz der großen Eile, mit welcher wir gereist waren, stellte sich die Dämmerung schon rin, als wir unS dem Flusse näher ten. Meinen Vorschlag, auf dem linken Ufer zu über nachten, verwarf der Herzog, auS dem natürlichen Grunde, weil sich kein Gras für die Thiere daselbst befand; ich mußte also vor dem Wagen hinab in den Fluß reiten, um die Richtung der Furth zu halten, was bei der sich schnell einstellenden Dunkelheit keine geringe Mühe kostete. Alle- ging gut, bis wir in die Mitte des Strome» gelangten; verfehlte ich nun daselbst die Rich tung oder standen die Pferde einen Augenblick still, ich weiß eS nicht; kurz, ich sah nur, daß die Räder so tief in den losen Treibsand sanken, daß nur der Kasten de» Wagen» noch über dcr Oberfläche de» Wasser» blieb und die Pferde mit Aufbietung ihrer ganzert Kräfte ihre Last nicht mehr zu bewegen vermochten. Wir steckten in einer schlimmen Lage, denn zu der Finsterniß gesellte sich noch ein feiner Regen, der gewiß nicht dazu diente, da- Unglück erträglicher zu machen. Wir verloren in dessen keine Zeit mit nutzlosen Versuchen, von meinem stehen können. Die piemontestsche Hilfe hat si. gerettet. Wir sind die Letzten, welche der römischen und früher« neapolitanischen Wirthschast das Weit reden; wir haben oft genug, in soweit es anging, unsre Meinung darüber ausgesprochen. Die neapolitanische Regierung hatte keine Sympathien i» Europa, sie hatte auf solche wenig An spruch; aber da- hindert nicht den Recht-- und Treu bruch Piemonts als eine schändliche That hinzustcllen. Piemont hat nicht nur seine Nachbarn, e- hat den Mann selbst betrogen, der sich für dasselbe aufopfert. Man hat Garibaldi sich hübsch verwickeln lassen, um ihn retten zu müssen. Der kühn«, aber wenig politische Mann hat geglaubt, mit seinem Schwünge, mit seiner Begeisterung den Macchiavel in Turin aus dem Sattel werfen zu können; er hat sich getäuscht. Garibaldi kann nicht neben den piemontefischen Ministern stehen; der König kann einen Mann von seiner Macht nicht neben sich dulden; in den Tuilerien will man ihn nicht. Man hat ihn da her compromittiren lassen. Sein Versprechen, da- ein heitliche Italien vonz Quirinal zu proclamiren, hat ihn lächerlich gemacht; He Schlappen von Capua haben ihn gedemüthigt. Jetzt muß Piemont ihn retten; er sinkt zu einem einfache« «nd nicht zu dem besten Soldaten im sardinischen Hetr« herab. Noch mehr, Cavour klagt ihn bereits an, seine dictatorische Gewalt überschritten zu haben. Eine lächerlichere Anklage giebt es kaum; denn Garibaldi hat seine Dictatur von Niemandem erhalten er hat sich dieselbe selbst gegeben; Cavour hat kein Recht zu sagen, wo sie aufhöre, wo sie überschritten sei. Der Kammer in Turin ist Garibaldi keine Rechenschaft schul-. dig: sie hat in. Neapel ebensowenig rechtliche Jngerenz als Cavour. Aber der Mann ist zum Falle bestimmt; er muß eine parlamentarische Schlappe erleiden, nachdem cr eine auf dem Schlachtfeld« erlitten." Während zwei der russischen Zeitungen, die „Neidische Biene" und die „Akademie-Zeitung", die Be richtigung deS „Journal d: St. Pctersbourg" gegen die russisch-österreichische Allianz (vergl. Nr. 2Z3 d. Dr. I ) einfach abdrucktcn, drückt der „Invalide" seine Genugthuung über diese Erklärung sehr lebhaft au»; er ist „dankbar" dafür und „fügt seinerseits nur hinzu, daß die Artikel der Wiener Zeitungen und de» „Journal deS Debats" eine fieberhafte Aufregung in der öffentlichen Meinung hervorgerufen haben", daß „aber di« Erklärung de» „Journal de St. Pctersbourg" sie be ruhigt". Die „Akademie-Zeitung" ist die erste, welche sich eingehend in einem leitenden Artikel mit dem österreichischen ReichSrath beschäftigt, und zwar erörtert sie die Fr»«' warum seine Verhandlungen im Auslände verhältnißmaßig sü wenig Theilnahme erwecken. Sie fin det bei aller Anerkennung für die Wichtig! it der be handelten Gegenstände und dcr Art der Behandlung, den Grund der Theilnahmlosigkeit darin, daß man nicht Debatten, sondern Thaten zu sehen wünsche. „Europa", so schließt dcr Artikel, „erwartet keine Reden, sondern ein Wort Franz Joseph'-. Je mehr die Glieder de» Rrichsraths als Redner gewinnen, um so mehr verliert das Land." Der Artikel ist durchweg sehr freundlich ge schrieben und beweist, daß die wiiklich gegen Oesterreich und Rußland vorhandene Feindseligkeit wenigstens bei der liberalen Partei einer ganz andern Stimmung Platz machen würde, wen» man sich iu Wien zu einem Systcmwcchsel entschlösse. Tagesgerichte. — Wien, 9. October. Die pi montcstsche Regrerung hat sich nunmehr offen zu dem Principe der Eroberung bekannt. Sie verlangt von ihren Kammern die Ermäch tigung zur Besitznahme eines Landes, von dem man nicht sagen kann, daß cs von seinem Herrscher verlassen sei. Im Gegenthcile, dieser Herrscher hat sich, wie die letzten Tage zeigten, mit Erfolg den aus sardinischen Häfen gegen ihn auSgezogcnen Freischaaren gegenüber zu behaupten vermocht, ja deren bisherige Errungen schaften und die darauf begründeten Zustände ernstlich Pferde herab spannte ich die Wagenpferde aus, der Her zog reichte mir aus dem Wagen das Leder cincs india nischen Zeltes und ein Beil, worauf ich mit den Thieren meinen Weg ans Ufer suchte. Er selbst beab sichtigte, trotz der Gefahr, vollständig zu versinken oder fortgewaschen zu werden, die Nacht im Wagen zuzu bringen. (Forts, folgt.) Literatur. Von „Louis Spohr's Selbst biographie" (Kassel und Göttingen, G. H. Wigand) ist mit der dritten Lieferung der erste Band vollendet erschienen und bereit- das erste Heft des zweiten Bande» auSgcgebcn worden- Die beiden letzten Hefte enthalten Spohr's Kunstreise in Italien in den Jahren 1816 und 1817, und seine Mittheilungen sind für die Geschichte und die Zustände der musikalischen Kunst in jener Periode reich an interessanten Beiträgen, interessant für gebildete Köpfe, auch dann, wenn sie sich an längst ver schollene Namen knüpfen, die doch immerhin an dcn Kunsterschrinungen in ihrer Aert den thLtigsten Mit- anthcil hatten. Aber auch für Spohr selbst werden diese unbefangenen Aufzeichnungen einer aufrichtigen Natur zu einer tief eingehenden Charakteristik für den denken den Leser, und Spohr ist zugleich ein respectabler Ver treter für einen großen künstlerischen und dilettantischen Theil deS Publikums. So sagt Spohr zum Beispiel über Beethoven'S O-moll Symphonie: „Bei vielen ein zelnen Schönheiten bildet sie doch kein classisches Ganzes. Namentlich fehlt sogleich dem Thema des ersten Satzes die Würde, die der Anfang einer Symphonie, meinem Gefühle nach, doch nothwrndig haben muß. Dies bei Seite gesetzt, ist daS kurze, leicht faßliche Thema aller dings zur thematischen Durchführung sehr geeignet und vom Componisten mit den übrigen Hauptideen deS erst rr Satze» auch sinnreich und zu schönem Effect verbunden
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