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Dresdner Journal : 27.09.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186009275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-09
- Tag 1860-09-27
-
Monat
1860-09
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 27.09.1860
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Ihre Majestäten der Königs und die Königin und Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Sidonie und Sophie haben Sich heute Nachmittag 4 Uhr nach Jahni-hausen begeben. Nichtamtlicher TIM relegraphische Nachrichten. Aritnnßtschan. (Deutsche Turnzritung. Neue Preu ßische Zeitung. — Observrr. — Morning Post — Economist. — Journal de» D^bat». — Courrier du Dtmanche. — Dagbladet.) La-etaeschlchte. Dresden: Der Krieg-Minister zu den Manövern. — Wien: Verhandlungen deS Rrichs- rathS — Prag: Die Generalversammlung der Ka- tholikeuvereine. Vermischte». — Berlin: Di« Re organisation der Landwehr. Preußen» Antwort auf Oesterreich» Memorandum in der Zolleintgung-frage. — Köln: Der Prinz - Regent und die Königin von England. — Heidelberg: Au- der Versammlung der Land- und Forstwirt-«. — Gotha: Herzogin Marie f. — Frankfurt: Königin Victoria. — Straßburg: Aufstellung de» Gitterwerke» der Rhem- brilcke. — Turin: Circular in Paßangelcgenheiten. Beschlagnahme. Gefangene Priester. Vou der römi schen Expedition. Die Leiche Pimodan'S. Vermischte». — Ancona: Die Beschießung. — Neapel: BoSco in Capua. Bildung eine» neuen Ministeriums. Be sprechung Garibaldi'» mit Mazzini. Der Brief Ga ribaldi'» an BoSco. — Gaeta: Decrete des König- Franz II. Ernennungen. Versetzungen re. im öffevtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. sproviazialvachrichtev. (Leipzig. Zwickau. Annaberg. Löbau. Bischof-Werda.) Statistik und Lolkswirthschatt. Letriebsüberficht -er k. sächs. Ttaatteisevbahnen pro Monat August. Feuilleton, rageskalevder. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Dienstag LS. September. Lbevds. In der hevttgen Sitzvng des Reichsratbs sprachen Lraintki, Salm, Szegiöuyi. Nostitz, Ttroßmayer, Llmaffp, Mercandiu, Tolloredo, Schwarzenberg and Lraniczany für den Majoritätsantrag. Lich- trvfrls, der für den Minoritätsantrag stimmte, sprach fich namentlich gegen Wiedereinführung der alten »ngarischea Verfassung ans. Derselbe fieht auch in» MinoritätSaatrage die Avtonomie der Kronländer gewahrt nnd hehauptrte, daß eine weitergeheade Lntouomie die Einheit des Reichet gefährde. Er vertheidigte die Regierung wegen Siasührnna österreichischer Gesetze in Ungarn, wo durch Gleichheit vor dem Gesetze und Einheit de» Rechts hergestellt worden seien. Ohne die letztere seien kein freier Verkehr, kein gemeinsamer Aufschwung denkbar. Die Annahme des Majoritätsavtrages würde die Länder künstlich auseinander zerren und die Einheit und Gleichheit der Grsehgebuva ver nichten. Während Deutschland nach der Wohlthat einer gleichen Grseharbung strebe, versuche der Majorttättautrag in Oesterreich Entgegengesetztes. Lurch solche Deceutralisation würde Oesterreich zu einer Macht zweiten Range» herabfinken. Harttg findet beide Gutachten unklar und unbestimmt, kann beiden nicht beistimmen und verla» ein zwölf Punkte enthaltendes Programm alSLermittelungs- vorschlag beider Gutachten. Paris, Dienstag SS. September. Rach hier eingrtroffenen Nachrichten aus Perugia vom gestrigen Lage haben die Piemontesen Civita-Ca- stellaua und Corvrto in der Delegation Viterbo besetzt, nachdem die Franzosen diese Plätze ver lassen hatten. St. Petersburg, Mittwoch, SS. September. Infolge der noch nicht riugetrrtenen Entbindung Ihrer Majestät der Kaiserin vou Rußland wird die Warschauer Zusammenkunft nicht vor dem SV. October stattfiuden. Dresden, 26. September. Nach einer Notiz in Nr. 19 der in Leipzig erschei nenden „deutschen Turnzeitung" soll auf der Po- ltzeiconferenz zu Stuttgart eine deutsche Regierung Vor sichtsmaßregeln zu Uebcrwachung der Turnvereine bean tragt, der Vertreter Preußens aber sich dagegen erklärt und geltend! gemacht! haben, man solle abwartrn, bis die Turnvereine sich politisch-gefährlichen Treibens wirklich schuldig gemacht hätten. Dies ist durchgängig un richtig. Auf jener Conferenz hat keine Regierung Vor sichtsmaßregeln zur Uebrrwachung der Turnvereine bean tragt, wohl aber hat eine Regierung, die sächsische, sich dafür vnMendtt, daß da- Turnen von Setten der Re gierung« in ähnlicher Weise wie es in Sachsen durch Errichtung einer TurnlrhrerbildungSanstalt geschehen ist, gefördert »erden möge, indem dadurch am besten die wohlthätigr» Zwecke deS Turnens unterstützt, der etwaige Mißbrauch desselben zu fremden Zwecken verhütet und den Rcgieruagen die gegen sie gerichteten Verdächtigun gen erspart werden dürften. Der Vertreter Preußens hat die ihm in den Mund gelegte Erklärung nicht abgegeben, hätte nach Vorstehendem auch zu einer solchen Erklärung keine Veranlassung gehabt. Der zu obiger unrichtiger Notiz in der „Turnzeitung" gemachte Zusatz: „Nichts ge lernt und nicht- vergessen" stellt sich hiernach als unbe gründete Verdächtigung deutscher Regierungen heraus. Die „Neue Preußische Zeitung" urtheilt über da- Zerwürfniß zwischen Cavour und Gari baldi folgendermaßen: „Da» öffentliche Andringen, den Grafen Cavour zu entlasten; die laute Brandmarkung de- Verkaufs italienischer Provinzen; die Erklärung, daß die Annerirung SicilienS und Neapel», sowie da» Kö nigreich Italien erst von der Höhe Roms, al» der „ein zig möglichen Hauptstadt" einer Imlis umt», proclamirt werden soll, — ei ist die- Alle« durchau- corrrct und folgerichtig in dem Munde eine» Manne-, der eS mit der Einheit Italien» ehrlich und ernsthaft meint. Aber freilich ist die» eine Kriegserklärung nicht blcs gegen den Grafen Cavour, sondern in gleicher Weise gegen dessen Herrn, gegen den Zukunftskönig Italiens. Ist die» aber der Fall und erwägt man dabei, daß außer dem König Victor Emanuel Niemand da ist, welcher als Träger und Repräsentant eine- Königreichs Italien aufzutreten ver möchte, dann scheint die Kriegserklärung Garibaldi» noch größere Dimensionen zu gewinnen. Um was eS sich dann recht eigentlich handelt, das ist die Kriegserklärung de» italienischen Rcpublikanismus al» der einzig noch möglichen Form der Einheit Italiens gegen das italieni sche Königthum, welche- diese Einheit verrathcn und ver kauft. Auf welcher Seite die Svmpathien der Diploma ten sind? Wir können kaum zweifeln, daß der Kaiser Napoleon die Gefühlt Garibaldi s, wenn auch nicht mit gleicher Offenheit, doch mit gleicher Stärke erwiedert, und was England betrifft, so versichert die „Times", daß „ihre Sympathien bet Garibaldi, ihre Hoffnungen aber bei Cavour" sein werden. Wer wird also unterliegen? Man würde eS heute vielleicht noch nicht glauben, wenn wir sagten: Beide!" Der Zwist, der sich zwischen Cavour und Gari baldi entsponnen hat, giebt den englischen Blät tern fortwährend Anlaß zu trüben Betrachtungen. Der „Observer", das Wochenblatt der Whigs, schreibt: „Verwegene Worte sind gefallen, die nur durch verwe gene Thaten wieder gut gemacht werden können. Man hat es dahin kommen lassen, daß sich persönliche Feind seligkeiten tinschlichen und jene Eintracht störten, ohne welche dre Erschaffung einer italienischen Nation blo» ein eitler Traum ist. Wird nicht jeder wahre Freund Ita lien» verzagt den Kopf hängen lassen und mäuschenstill sein, wenn der erst«, beste triumphirende Kämpe altehrwür diger Mißbräuche mit bösartiger Wollust auf ein solche- Beispiel htnweist, welche» den Beweis liefern soll, daß die Italiener zur Selbstregierung unfähig sind?" Wir wollen jedoch hoffen, daß da- Gerücht diese unerfreuli chen Symptome gröblich übertrieben hat. Man wird der „Morning Post" sicherlich nicht verwerfen können, daß sie in der italienischen Frage zu den Pessimisten ge höre. Allein auch sie ist über die neuesten Vorgänge in Italien bestürzt. Sie fürchtet, daß der MazziniS- mu» Garibaldi wieder umgarnt habe; die Ernennung Saffi'S zum Unterdictator in Sicilien (deren Bestätigung jedoch noch abzuwartcn ist) lasse kaum daran zweifeln und rechtfertige die schlimmsten Besorgnisse. Hoffentlich werde Garibaldi noch den Warnungen aufrichtiger Freunde Gehör geben. Der „Economift" äußert dieselben Be sorgnisse und fügt hinzu: „Die englische Regierung wird, wie wir fürchten, nicht lange im Stande sein, gegen eine französische Intervention zu sprechen, wenn Garibaldi's Mazzinistische Freunde die ganze Halbinsel wieder in ein Chaos, wie das von 1848, zu stürzen suchen. Die sar dinische Regierung solle jetzt im Süden thun, was sie in Umbrien that, die Armee des Königs in Ga-tta schla gen und mit oder ohne Garibaldi's Zustimmung Neapel und Sicilien besetzen. Hierin liegt, wie uns scheint, die einzige Hoffnung, das kommende Chaos abzuhalten. E» wird das einzige Mittel sein, die Sympathie Englands zu behalten." Einige französische Blätter suchen der bevor stehenden Zusammenkunft in Warschau die Bedeu tung einer Wiederherstellung der heiligen Allianz zu ge ben. So sagen die „D'bats" in ihrem Bülletin: „Die Zusammenkunft in Warschau ist nicht unwichtiger al» die von Trplitz. Das eigenhändige Schreiben de» Kaisers Alexander an Franz Joseph, die Mission des Fürsten Äortschakoff nach Wien, die zahlreichen Mitthei lungen zwischen Wien und St. Petersburg bezeugen, daß die Annäherung zwischen Oesterreich und Rußland inni ger sein wird, als man dies anfangs glauben wollte. Die Verschiedenheit der Ansichten beider Höfe über Italien und den Orient bildet, so groß sie ist, nicht nothwrndi- gerweise einen Grund zur Uneinigkeit zwischen beiden Ländern. Nicht» steht dem im Wege, daß der Kaiser Alexander sich entschließe, nötigenfalls die Angelegen heiten Italiens von demselben Standpunkte auS zu be trachten, den Franz Joseph einnimmt; und cs giebt in der Welt noch viele Interessen, die weit unversöhnlicher sind, als diejenigen Rußlands und Oesterreichs im Orient. Daher hat man sich auch nicht über die Maßen gewundert, als man dieser Tage von verschiedenen Seiten versicherte, Oester reich habe sich gegen Rußland förmlich verpflichtet, sich weder der Revision deS Pariser Vertrag» vom 30. März 1856, noch einer, Rußland mit der Donau in Verbindung sehenden Grenzberichtigung in Bessarabien zu widersetzen. Der „Courrier du Dimanche" geht noch weiter. Ihm zufolge handelt es sich nicht blos um einen wirksamen Beistand Oesterreichs in Ungarn und Venetien, sondern um einen Widerstand gegen jede fernere gewaltsame Umänderung deS polnischen oder territorialen Zustandes von Europa, und selbst eine Rückführung der italienischen Fürsten gelegentlich zu begünstigen." Wenn dem so wäre, so stelle die Zusammenkunft von Warschau, meinen die ,,D<'bats", keinen Congreß vor, sondern eine Tripelallianz. Der Artikel, in welchem das Kopenhagener „Dag bladet" vom 18. September die Einführung seiner be reits erwähnten französischen <Io la motivirt, lautet in seinen Hauptstellcn wie folgt: „In dem Kampfe, welchen Dänemark für seine Existenz als unabhängiger Staat führen muß, steht eS in mancher Be ziehung in ungleichen Verhältnissen seinen an Anzahl, Einfluß und politischer Bedeutung übermächtigen Gegnern gegenüber. Aber in keiner Hinsicht ist diese Ungleichheit gefährlicher und so empörend, als in der öffentlichen Be handlung der dänischen Verhältnisse in der europäischen Presse. Die deutschen Blätter wenden sich an Millionen und schreiben in einer Weltsprache, die verstanden und gelesen wird über di« ganze gebildete Welt. Die däni * sche Presse dagegen wendet sich an eine» beschränkten Kreis, und ihre Sprache ist so gut wie ganz unbekannt jenseits de» skandinavischen Norden». Da sich nun die Organe der deutschen Presse systematisch verschlossen halten für jede dänische Einsprache in der Debatte über die dänisch deutsche Frage, und zwar nicht allein für politische Rä sonnements und staatsrechtliche oder historische Drductio- nen, sondern selbst für einfache faktische Berichtigungen der Verdrehungen und Verleumdungen, welche letztere im Gegentheil von ihnen immer mehr auSgebreitet werden, so ist die Folge hiervon, daß die europäischen Staats männer und die nichtdrutschrn Journalisten, welche Muth haben, sich mit dem verwickelten dänisch-deutschen Streite und der immer wiederkehrendcn schleswig-holsteinischen Frage zu beschäftigen, unwillkürlich ihre Stimmung em pfangen und oft zugleich ihr Urthei! auf die einseitigen und verdrehten Darstellungen der Streitfragen bauen, die ihnen direkt und indirekt auS deutschen Duellen zu fließen. Was die dänischen Blätter dagegen schreiben, was sie über unfreiwillige Mißverständnisse und absicht liche Verdrehungen aufklären, erreicht sie nicht; der Klang davon reicht kaum nach der Elbe hinunter. Und in Frank reich und England, ja selbst in den Theilen von Deutsch land, wo man nicht fanatisch die Augen vor der Wahr heit verschließen will, schöpft man seine Kcnntniß von un fern staatsrechtlichen, politischen, literären und socialen Verhältnissen auS unreinen Quellen. Die öffentliche Mei nung in Europa hat bisher mit sehr wenig Ausnahmen Dänemarks Angelegenheiten nur durch deutsche Brillen von stark schleswig-holsteinischer Farbe betrachtet. Dies Verhältniß, so unglücklich für unser Valerland, hat seine Wurzel in der Natur der Sache und wir bilden uns nicht ein, laß wir cs vernichten können. Aber wir ha bcn c» doch eines Versuches Werth geachtet, ob cs der dänischen Presse nicht möglich sein sollte, sich eine kleine Ocffnung zu bahnen durch das Dvrnengchege deutscher Verdrehungen, welches Dänemarks Angelegenheiten vor den Augen Europas verdeckt hält." Tagtsgeschichte. Dresde», 26. September. Se. ExceUenz der Kriegs- Minister hat sich gestern Nachmittag auf fünf Tage nach Oschatz begeben, um den Hebungen der concentrirten Armee-Division beizuwohncn. Wien, 25. September. Dem Berichte der „Donau Avitung" über die (telegraphisch schon erwähnte) gestrige Sitzung des Reichsrathes entnehmen wir Folgen des: Nach Eröffnung der Sitzung erhielt der Cultus Minister Graf Thun da» Wort, um auf die jüngst Hinsicht lich der Sprach en frage gefallenen Bemerkungen Ein! geS zu erwidern. WaS die Länder betreffe, in welchen mehrere Sprachen mit einander rivalifiren, so gebe er gern zu, daß auf diesem Felde noch keine befriedigende Lösung gefunden worden sei. Die Schwierigkeiten seien hierbei auch außerordentlich groß, und da habe man den Weg einzuschlagen befunden, die ausgebildelstr Sprache in dem betreffenden Distrikte auch hinsichtlich deS Schul wesens am meisten in den Vordergrund treten zu lassen. In Ostgalizicn, wo die Schwierigkeit der Frage sich da durch ungemein steigere, weil das sprachliche Verhältniß daselbst mit dem dienstlichen in innigstem Zusammenhänge sich befinde, habe sich die Regierung entschlossen, an der bisherigen Einrichtung, derzufolge die deutsche Sprache die Unterrichtssprache in den Gymnasien sei, so lange nicht zu rütteln, bis die ruthcnische Sprache sich so weit herangebildct habe, um auch in dieser Beziehung an Stelle der deutschen treten zu können. Zur Abstimmung über die Schlußanträge deS Feuilleton. Au» hohe« Norde«.*) (Fortsetzung aut Rr. 224.) Vor Jahrtausenden — wer könnte sagen wann — erschütterte eine furchtbare Umwälzung die Insel in ihr«« Ttefrn, und aufsprudelnd au» frrnen Quellen im Inner« ergoß sich die feurige Fluth durch di« Berg- thälrr, bi» sie, die enger« Schluchten durchbrechend, sich üb«r da» offene Land verbreitete und, die Gegend weit hin mit einer Hülle geschmolzenen Gestein» überziehend, di« ungleich« Oberfläche de» Lande» zu schwarzverbrann- ter Ebene gestaltete. Einer von zwei Fällen muß dann riugetteten sein: entweder die verglaste Masse zog sich bei« Lbkthlen zusammen und borst, indem sich der mittlere Raum von fünfzig englischen Quadratmeilen nach allen Seiten hin von dem anstoßenden Plateau ab löste und, zu seiner jetzigen Tiefe herabfinkend, die beiden parallel laufenden Felswände stehe« ließ und so die Acenze« de» Bruche» bezeichnete; oder aber, di« Ober fläche der Lava erstarrte, während die innere Masse noch in feurigem Flusse blieb, und bildete «ine Deck«, unter welcher der geschmolzene Strom nach tiefer gelegenen Abhängen schoß, eine weite Höhlung hinterlassend, in welch« die obere Kruste später zusammenbrach. Ich konnte vor Freud« und Urbrrraschung kaum Worte finden, Fitz war nicht weniger erstaunt; wa» Wilson anlangt, so schien rr zu denken, jetzt find wir an» Ende der Wett gekommen. Nachdem Sigurdr uv» hinreichend Zeit grlässen, un» an diesem Anblicke zu weide«, wandte« wir un- links und gingen am Rand« Iln« den „Brief, n au« hohen Breitegraden" von Sord Vvffertn. (Braunschweig, Bieweg u. Sohn.) deS Abhänge» hin, bi» wir einen schmalen Pfad erreich ten, der wie zufällig gebildet an einer langen Nische in der zerbröckelten Felswand hinabsticg und, die Sohle der Schlucht durchschneidend, an der gegenüberliegenden Fels wand empor- und in die Ebene von Thingvalla hinab führte. Von Rechtswegen hätten unsre Zelte vor uns ankommen müssen; als wir aber eine kleine Erhöhung erreichtcn, wo wir sie aufgeschlagen zu finden glaubten, war keine Spur von Dienern, Führern und Pferden zu sehen. Da wir sie nicht überholt hatten, so war uns ihr Nichterscheinen unerklärlich. Wilson vermuthetc, der Koch sei unterwegs gestorben und die Ucbrigen hätten sich auf di« Seite begeben, um ihn zu begraben; während dieser interessanten Cercmonie müßten wir unbemerkt an ihnen vorbeigekommen sein. WaS aber auch die Ursache sein mochte, da» Resultat war nicht erquicklich. Wir fühlten un» sehr ermüdet und hungrig, und e» hatte gerade an gefangen zu regnen. Freilich befand sich ganz in der Nähe ein Pfarrhaus und eine Kirche, beide von Stein und mit Rasen ge deckt; in dem Psarrhause war vielleicht Milch zu be kommen und in der Kirche konnten wir schlafen, wie manche Bessere als wir, Madame Pfeiffer mit einge schloffen, vor un» gethan haben; allein da- Innere schien so dunkel, feucht, kalt und gebeinhausähnlich, daß c» wirklich zweifelhaft war, ob man auf dem Kirchhofe nicht angenehmer liege. Du kannst Dir daher denken, welche tröstlichen Gefühle in un» wach wurden, al» der ver spätete Gtpäckzug am Horizonte sichtbar wurde, wie rr langsam am Purpurrande de» Abhänge» auf die Treppe loOfleuerte, auf welcher wir bereit» herabgekommen waren. Eine halbe Stunde darauf war der für unser Lager au-gesuchtr Grasplatz mit Pfählen, Kisten, Töpfen, Thee- krffeln und all' dem Höllengeräthr einer Aigeunrrwirth- schaft bedeckt. Wilson's Kaffer-Erfahrungen kamen uns hier gut zu statten; unter seiner feierlichen aber erfolg reichen Leitung erhob sich in weniger als zwanzig Minuten da» gehörnte Zelt trocken und behaglich über dem Rasen. Nachdem er den Boden mit Wachstuch und Teppichen belegt und unsre drei Betten mit reinem frischen Linnen, Couvcrtrn und Nebeldecken im Hinter gründe deS Zeltes aufgeschlagcn hatte, deckte er den Tisch am Eingänge desselben mit einer Sorgfalt, als würde der Erzbischof von Canterbury zu Tisch erwartet. In zwischen hatte sich der Koch, der, wie ich bemerkte, etwas bleich aussah und in seinen Bewegungen ziemlich schwer fällig war, gcheimnißvoll mit einer Spirituslampe in ein kleine», für ihn extra aufgeschlagenes Zelt cingcschlossen, aus dem gelegentlich die herrlichsten Bratcndüfte hervor drangen. Olaf hatte mit seinen Kameraden die Pferde auf die Weide getrieben und Sigurdr und ich waren im Schach vertieft. Glücklicherweise hatte sich der Regen, der un» «inen Augenblick bedrohte, verzogen. Obwohl bereits fast neun Uhr Abends, war cs doch noch so hell wie am Mittag; der Himmel glühte wkc ein goldncr Dom und Ruhe und tiefer Frieden breiteten ihre Fittige über di« rasengeschmückte Ebene aus, die einst der Schau platz so furchtbarer Umwälzungen gewesen sein muß. Du darfst überzeugt sein, daß die fröhlichste Laune unser Mahl würzte: der tetanisirte Salm erwieS sich unver gleichlich, die Kibitze und Schneehühner waren untadel- haft gebraten, die Mulligatawny-Suppe über alle» Lob; aber ach! muß ich leider hinzufügen — der Künstler, dessen Genie nur alle diese Triumphe verdankten — nach vollendeter Aufgabe von der srlbstgrschaffenen Energie seiner artistischen Begeisterung nicht länger mehr ge tragen —, erlag zuletzt und streckte sich im verborgenen Hintergründe seine» Zelte» nieder, wie Psyche in der „Prinzessin", und „sprach und regte sich nicht mehr". Nach ein paar weitern Schachpartien, an die sich an genehmes Geplauder und ein kurzer Spaziergang reihte»' verfügten auch wir uns zur Ruhe. In den nächsten acht Stunden herrschte dann vollkommene Stille in unserm kleinen Lager, nur zuweilen unttrbrochcn, wenn Wilson's seufzerartiges Schnarchen das Zelt, in dem er schlief, »n seinen Grundfesten erschütterte. (Forts, folgt.) Literatur. „Leben und Dichten Joh. Christ. Günthcr's. Von Otto Roquettc. Stuttgart, I. G. Cvtta'schcr Verlag. 1860. XIV und 206 Seiten." — Otto Roquette, der sinnige Dichter von „Waldmeister» Brautfahrt", der früher durch langen Verkehr Vielen von uns lieb geworden ist, hat uns jungst mit einer literar historischen Schrift überrascht. ES ist gut, wenn ein Dichter cs auf sich nimmt, einen ältern Dichter zu feiern, und da Günther, wie längst anerkannt worden, vor allen Lyrikern der trostlosen Zeit nach dem dreißig jährigen Kriege bi» zu Klopstock's Auftreten durch poetische Begabung und poetischen Charakter eigenthüm- lich hervorragt, so muß seine Beleuchtung besonderes In teresse erregen. — Roquette giebt ein lebendiges, an schauliches Bild deS Lebens und eine sinnige Charakte ristik des poetischen Strebens deS unglücklichen Dichter», dessen Unglück und Untergang allcrlingS thcilweise die damaligen traurigen Zustände in Deutschland verschulden. Denn wer, wie Günther, einerseits von einem redlichen, aber beschränkten Vater verkannt, andererseits wegen seltener Begabung verwöhnt, in der konventionellen Bornirtheit, Trivialität und Lüderlichkeit deS damaligen deutschen Lebens emporstreben wollte, der mußte eine Charakterstärke besitzen, welche sich der leben-frische, reiz bare und naive Jüngling in seinen Umgebungen nicht erwerben konnte. Dies Alles hat Roquette fein und sauber auseinandergesetzt, so daß man mit großem In-
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