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Dresdner Journal : 12.09.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186009123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-09
- Tag 1860-09-12
-
Monat
1860-09
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 12.09.1860
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1860 Mittwoch, den IS. September. V 2I!j ö-,ä Dl esdnkrÄonrml ^Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann -s WS I»srratraannahme auawLrt«: k». OowmittionLr äs» Oe«»än«r .louroal»; «ben6»»«Id»t: tt. ttkini»; «.Iran»: Vooi.r»; L«rU»; 6»oi-rv»'»ck« ltiirl>I>., 8«rru»v«»'a 8ure»u; Lr»w«n: k. 8«n^orr»; ». N-! »el»e Luckt»n6Iun^; Lölni Xool.» ÜLvr*»»i v. 1-HvLxrri.» (28, rue ä«, dooi «okan»); , kr»x: l». 8u?k>i»nälunx. cheranagrder: Ik8oi-I. Lrpeäitioo Dreisnir ckouraal«, vresäen, X»r»eiu>tr»»»« b>r. 7. k-'-IIOts I» L«la»Sa tritt ?o»t- »«t kiorN. st rar! ;nn j ii e'< Fd»»im»r«t»»rrjsr: 1»ke1!eb: s rblr. 10 K»r t» »—»«» U t«ilrt r 1 ,, 10 ,, ,, ,, ,1 LU»r»In« 8n»»ar»- t X^r<. „ - ... »«stratryyrttst:', kür L<» k»n« «In«r r—p»l»«L« 2 all«: 1 dlssr V«1«r „Lt«-»i»oat" al« Hella: 2 tt-r. )I l .s' s f/tkk ' Ersty«ttu«r r u- - . l'Azllvl», «lt Xuanabm» -»» 8»»» uoä ret»rt»F», ,11 Xd,aä, kiir äov kül,»»<j«» , i IU/I1 »1^,1 ,c)!-,ar ,11-ckrarlrr/e arni IN I —ii—i" ni ' s'mr ii' i, .lot!«» NichtmnUicher Thril. L»t erst ch t. relr-nGßtsche Sr-chrichtea. Zttt«»g«schau. (Preußisches Wochenblatt. — Ost- Drutsche Post.--- National-Zeitung. — Opi«i»««. — > Patrie. — 'C«nsti1ntt»a«el.' — Economist. -- Loüdon Review. — Herald.) (-> ra-Aaeschichtt. Wie»: Feiet" bt» Namen-fester tze« Kaiser» von Rußland. Die österreichischen Dampfer von dar syrischen Küste zurückberufen. — Verona: Militärische Bewegung in der Lombardei. Ein Revo- litttonseomitS aufgehoben. Verhaftungen. Ernst der Lage. — Berlin: Erhöhung der Zahl der Infanterie regimenter. — Köln: Bolkswinhschaftlicher Tongreß. — Weimar^Hofnachrichtr«. — Schwerin: Blüchgr- Denkmal. — Fraflkfnrt: Soldatenrauferei. — Pa ri«: Keine ReclamattonSnote nach Genf. Ein Kaisrrdtnk- mal in Ehambery projectirt. Telegraphenvrrbindung mit Algier. Plan zu »««en Festungwrrken in Cherbourg. — Floren»: Ein, angebliche Drohung Lamoriciöre'S.^— Rom: AufstaadSfymptome. LamvrieiSre'» Stellung. — Neapel: Garibaldi'« Einzug. Victor Emanuel al» König von Italien proclamirt. Die Trümmer der Besatzung von Reggio. — Haag: Reise de» König» nach Warschau in Aussicht. Hoher Besuch erwartet. — Kopenhagen: Protest de« Erbprinzen gegen da» Thronfolgrgrsetz. — Stockholm: Der König zurück. Apanageuerhöhungrn. -- Pera: Vorstellungen d^ englischen Gesandte». — Beirut: Das franzvstsche Erprditionscorp». Entwurf einer Kirchenordnuvg für die evangelisch lutherische Kirche 1« Königreiche Sachsen. (Fort setzung.) Dretdner Rackrichte«. Provinrialnachrichte«. (Leipzig. Chemnitz. Grimma.)^ Vericktsverhandiungen. (Dre-dru.) Bermischte» Statistik (Die sächsischen Eisenbahnen im ll. Quartale 1860.) Telegraphische Nachrichten. Wien, Dienstag 11. September. Wie die brü tige „Presse" meldet, wurde in der gestrige« Ple- Esstzamg das »eichtraths bei der Debatte über da« Budget de» Eultusministrrivm« vvv de« Han^ delskammerpräfidentrn Neichsrath Maager ein An trag auf Revision de» Toncortzatt und Gleichstel lung aller christlichen Glaubensbekenntnisse al« Staattgrundsatz eingebracht. Die Versammlung beschloß im Sinne diese» Antrag» zwei Zusätze zum Commisfionsberichte, in welchen sie sich gegen jede Verschiedenheit der Staatsunterstützung für Kirch« und Schule außspricht und Regelung der konfessionellen Verhältnisse beantragt. Turin, Montag 1v. September. Die au» den päpstlichen Marken und Umbrien hierhergesandte Deputation ist augekommen und wird vom Könige »mpfavgen werden. Au» Bologna vom S. September wird gemel det, daß KOVV Mann päpstliche Soldaten in Si- uigaalia augekommen seien und auf Urbino mar- schirtev, da» sich zur Lertheidigung rüste. ES ist di« Rede von weitern Bewegungen. Bologna, Montag Ist. September. Urbino wird verschanzt. Man hat dort die Annexion an Piemont proclamirt. Di« päpstlichen Trappen zie he« sich ohne Widerstand zurück. In Fano, Si- »igaglia und Pesaro ist der Belagerungszustand proclamirt. Fünftausend „österreichische Söld ner" (jedenfalls find päpstliche Soldaten von den Frcm- denregimentern gcmcint) find in Sinigaglia ange- kommen. Der sardinische Konsul in Ancona hat sich geuöthigt gesehen, die Stadt zu verlassen. Mailand, Dienstag 11. September. ES wird hier bestimmt versichert, die Gesandten Oesterreich«, Rußland» und Preußen» Rruprl hätten Ordre erhalten, sich nach Gatta zu begeben. Dre»dea, 11. September. Da» „Preußische Wochenblatt" enthält einen Artikel über „die italienische Bewegung" der auf die Gefahren aufmerkfam macht, welch« aus der Erobe rung Gicilien» durch Garibaldi entstehen mußten. „DaS Priucip der Nichtinterventien bricht zusammen, sobald die italienische Bewegung di« Grenzen de» Kirchenstaats überschreitet — werden wir verhindern können, daß eS (nicht in ein« alleinige bewaffnet« Mitwirkung Frankreich bet Regrlung der italienischen Angelegenheiten umschlägt?" Da» osficiöse Organ macht ferner aus die Lage aufmerk sam, tn welche nach Wegnahme Venetien- Tirol versetzt sein würde. „Ein Stück deutschen Boden- würde dann, auf drei Seiten von einem fremde» Staat eingefaßt, wie «ine schmale Landzunge in die- fremde Gebiet hineinrage« und nur ein absterbendeS Glied de- deutschen StaatS- körper» fein." Die Abhandlung schließt mit den Worten: ,,E» wird also Denjenigen, die der italienischen Bewegung einen ungeschmälerten Sieg wünschen und die dem Wie ner Cabinet aarathen, Venedig freiwillig zu opfern, die Nothwendigkeit nahe treten, zu prüfen, ob sie der ita lienische« Nation «in Stück Deutschland al- Morgrngabe darzubringen geneigt flud. Sollten sie fiudrn, daß die Generosität Deutschland- zu Gunsten einer fremden Na tion nicht bi» zur Selbstverstümmelung gehen dürfe, so würden sie — dünkt uns — weise handeln, den En thusiasmus, mit dem sie die Fortschritte der italienischen Bewegung begrüßen» bei Zeiten zu mäßigen und nicht durch ihn in dem jungen Nachbarstaat den Irrthum zu nähren, daß seiire Uebergriffe auf deutsche- Gebiet auch in Deutschland selbst Entschuldigung, vielleicht gar kos mopolitische Selbstlosigkeit finde« werden. Wir unsrer seits, die wir weder um der italienischen, noch um der slavischen oder irgend einer andern fremden Einheit wil len unser Vaterland der Gefahr neuer Einbußen ausge setzt sehen wollen; wir, die wir eS für da- erste Gebot nationaler Ehre in unserm viclbcraubten Baterlande hal ten, wenigsten- Das mit Festigkeit zu behaupten, waS wir besitzen; wir haben geglaubt, unS den Gang der italienische^Siwrgung nach ihren offen ausgesprochenen Zielpunkten auch bi- «n ihre letzten principlellen und na türlichen Consequenzcn kaltblütig vergegenwärtigen zu muffen und uns nicht durch treuherzige- Vertrauen und gutmÜthige Hoffnungen überdic Thatsache täuschen zu dürfen, daß, je vollständiger der Sieg dieser Bewegung ist, desto ent schiedener ihre Spitze unter dem Zwang der Umstände zunächst gegen Deutschland sich kehren muß. Und des halb sind wir nicht in der Lage, mit ungetrübtem Beha gen den Fortgang der verhängnißschweren Ereignisse zu betrachten, dir in Süditalien ihren Anfang genommen haben und auf deutschem Boden ihren Abschluß suchen." Bon mchrern Seiten sind neue Nachrichten gekom men, welche der Verwickelung in Italien große neue Dimensionen zu verleihen scheinen. Die „Ost- Deutsche Post" nimmt daraus Veranlassung zu folgen den Bemerkungen: „Während in Neapel die Jnsurrection ohne große Anstrengung zum Ziele gelangt, bereiten sich neue Verwickelungen im Kirchenstaate vor. Piemont ist entschlossen, die Rolle, welche cs in Betreff der Romagna gespielt hat, nun auch bezüglich Umbriens und der Marken durchzuführcn. Es verlangt, der Papst solle die Armee, welche General Lamoriciere gebildet hat, entlassen und sich allein dem Schutze des französischen OccupationScorps anvertrauen; d. h. er solle den ganzen Kirchenstaat mit Ausnahme der Comarca di Roma und der Provinzen Brterbo und Civitavecchia der Jnsurrection und den Pie montesen überlassen. Schon ist in Montefeltro und in der Provinz Pesaro eine aufständische Bewegung zum Ausbruch gekommen, und 300 Insurgenten sollen dort die päpstlichen Truppen zurückgrdrängt haben. Die ,,Perse- vrranza" will bereit- wissen, daß die picmontestschcn Trup pen unter Cialdini dir Grenze de- Kirchenstaate- über schritten haben und den Aufständischen zu Hilfe eilen. Ader auch General LamoriciSre hat seine Maßregeln ge troffen; er hat mit drei Armercoips von je 7000 bis 8000 Mann feste Stellungen eingenommen, und der Kampf im Kirchenstaate könnte leicht ernster und nach haltiger werden, al- der Kampf im Königreiche beider Sicilin." — In ähnlicher Weise äußert sich die „Na- tional-Zritung": „In dem Augenblicke, wo Garibaldi in Stapel einzieht und den König Victor Emanuel pro clamirt, liegt dem Papste rin Ultimatum der Turiner Regierung vor, in welchem sie die Entlastung der fremden Söldner fordert, deren Anwesenheit auf römischem Boden ei« Bruch de- Grundsätze- der Nichtintervention in sich schließe. Gleichzeitig ist der Ausstand in Umbrien und de» Marken au-gebrochen, ohne Zweifel auf die Weisung, daß nun endlich der rechte Augenblick gekommen sei. Ein« provisorische Regierung ruft den Beistand SaidinienS a«; dessen Armee bereit- an den römischen Grenzen con- centrtrt und zum Einmarsch bereit ist. Es ist offenbar, daß Cavour und Garibaldi, wenn je ein ernstlicher Zwie spalt zwischen ihnen bestand, jetzt wieder im vollsten Ein- verständniß handeln. Man bestreitet Garibaldi die Dik tat«» in Neapel nicht. Um aber die Leitung in den Händc« zu behalten, geht die Turiner Regierung selbst ständig gegen den Kirchenstaat vor, wo überdies der Er folg der Frrischaaren Garibaldi'- ohne die dircctc Mit wirkung der sardinischen Armee nicht hinreichend gesichert war." — Der Artikel der ministeriellen Turiner „Opi- nione" vom 8. Sept., in dem ein beabsichtigtes Vorgehen Piemonts auseinander gesetzt wird, wird in den Wiener Blättern in folgendem telegraphischen Referate mitgcthrilt: „Ein Leitartikel der heutigen „Opinionc" mit der Ueber- schrift: „Die römische Frage" offenbart die Absicht Pie mont», an den Papst eine energische Aufforderung wegen Entlastung der fremden Truppen unter Lamoriciere's Oberbefehle ergehen lasten. Piemont rüste für alle Fälle und werde dem „Schmerzcnsrufe" der Bevölkerung Um brien- und der Marken Rechnung tragen. Sollte sich da- Gerücht bewahrheiten, daß Oesterreich als italienische Macht, vom Papste und Neapel ausgefordert, intcrveniren wollte, so würde sich Piemont nicht auf blose Voisichts- maßregcln beschränken, sondern cs würde sich verpflichtet sehen, eine solche Intervention zu verhindern. Piemont, welche- die Expedition Nicotera's ins Römische vcrhin- drtte>h«b« dafür die dreimal heilige Verantwortung für da- Wohl Umbrien» und der Marken übernommen und könne ihnen die Erlösung nicht versagen. Piemont glaube, wenn der Papst die Unthunlichkcit erkenne, im Herzen Italien» 25,000 fremde Soldaten zu erhalten, so könnte ein Conflict vermieden werden. Der Papst habe zu seinem Schutze die Franzosen, bedürfe also keiner andern Trup pen, und cs wäre von Piemont unklug, zu warten, di es von Lamoriciöre angegriffen würde." Während so die Dinge in Italien sich immer drohen- hender entwickeln und Piemont seinem Ziele mit allen Kräften näher zu kommen sucht, schlagen plötzlich die offi- ciösen französischen Blätter einen sehr kühlen und warnendenTonPiemont gegenüber an. Dieselben weisen jede Verantwortlichkeit Frankreichs sür die Pläne Sardi niens bestimmt zurück. Die „Patrie" vom 8. enthält folgende Mittheilung: „Die Hauptorgane der italienischen Presse kündigen an, daß Piemont mit Frankreich und England betreffs der Einheit Italiens einig sei und daß beide Mächte ihre Zustimmung zur Annexion Neapels und der römischen Staaten gegeben hätten, und zwar unter der Bedingung, das von nnsern Truppen verthei- digte Rom und das durch den Frieden von Villafranca beschützte Venedig zu respectircn. Da di: sich auf diese Weise äußernden Blätter einem Losungsworte zu gehorchen scheinen und unfreiwillig einer irrigen Idee Glauben ver schaffen, so halten wir cs für unvermeidlich, genaue Er klärungen kn dieser Beziehung zu geben. In Beziehung auf jene Unternehmungen sind die. in Rede stehenden Blätter in formellem Widerspruch mit der Politik deS Kaisers, wie man erkennen muß, wenn man die loyal« , Handlungsweise seiner Regierung ve»folgt. Frankreich hat seil Villafi anca seine Ansichten über das innere R«- gime Italiens nicht geändert; dem Principe der Nicht intervention aber getreu, läßt eS die Italiener über ihr Schicksal verfügen; eS beschränkt sich darauf, ihnen di« Gefahren zu bezeichnen, die sie vermeiden müssen, fl« daran zu erinnern, daß sie, indem sie die absolute Ei nigung Italiens verfolgen, auf eigene Gefahr und Ver antwortlichkeit handeln, und ihnen die ernsten Conse- qucnzcn darzuthun, die ein Angriff auf Rom i^cr Venedig für sie haben muß. Was Oesterreich betrifft, so glaube« wir zu wissen, daß dessen letzte Erklärungen dahin gehen, eS werde in Neapel nicht intcrveniren, weil die auf diese« Staat beschränkte Revolution seine Grenzen nicht bedrohe; seine Erklärungen gehen aber darüber nicht hinaus." — Wie schon gestern telegraphisch bekannt wurde, enthält der „Constitutionnel" vom 10. einen Aufsatz, in dem unumwunden das Auftreten Piemonts getadelt wird und daraus ernste Gefahren für Italien in Aussicht gestellt werden. AuS allen diesen Aeußrrungen der französischen Presse scheint wenigstens Da» sicher hrrvorzugehen, daß Frankreich die Zeit gekommen hält, sich wieder frei« Hand in Italien vorzubrhaltcn. Die englischen Blätter verfehlen natürlich nicht, den König von Neapel im gröbsten und niedrigsten Tone AbschiedSrufe zu widmen. I« ähnlicher Sprach« drücken sie ihre Wünsche sür den baldigen Fall Rom» und des Papstthums au». Oesterreich wird noch immer zur käuflichen Abtretung Venetien» ermahnt. D«r „Economist" glaubt, daß O.stcrreich durch die Abtre tung Venetiens nicht nur den Italienern, sondern auch sich selbst und Europa eine Wohlthat erweisen würde. Di« „London Review" dagegen hält eS für möglich, daß Garibaldi'» Triumphzug in letzter Instanz zur Ver größerung Rußland» auf Kosten der Türkei, und Frank reichs auf Kosten Deutschlands und Belgien- führen wird. Wir nehmen unS nicht heraus, — schließt sie —, bestim men zu wollen, welche Politik unsre Regierung unt«r diesen sebr schwierigen Umständen befolgen sollte. Unsre liberalen Sympathien bewegen un» vielleicht, eS mit Ruß land, Garibaldi, L. Napoleon und Kossuth gegen da vereinigte Deutschland und den Sultan zu halten; aber ' unser Instinkt der Selbsterhaltung wird un» vermögen, die französische Einmischung für Italien zu einem Kriegs fall zu machen und Garibaldi von Oesterreich zermalmen zu lassen. Wir deuten nur in allgemeinem Umriß die wahrscheinliche Tragweite der bevorstehenden Katastrophe a« u^b wü»sche» urFor» Stuat-mLuueru, ^»aß.st« glücklich^ . hindurchkbmmen mö^n? Das Piogramm des Koburger deutschen Ratio- nalvcrernS veranlaßt den toryistischcn „Morning- Herald" zu folgender Warnung: „Das preußisch« Supremat ist ein Angriff auf die Würde Oesterreichs und muß die politische Bedeutung von einigen 30 klei nern Staaten ganz vernichten. Der erst« Verdacht, daß Preußen nach dem Supremat strebt, würde wahrscheinlich alle guten Resultate des Tcplitzer Meeting» zerstören und Deutschland so schwach und gespalten zurücklasten, wie es vorher war. Wir fürchten, der Verein spielt ei« kurz sichtiges Spiel und setzt das Wesen für den Schatten ein. Nur eine Macht gicbt e-, der die androhende deutsch« Einheitsbewegung nützen wird, und dies« Macht ist — Frankreich." Tagesgeschichte. Wien, 10. September. (Oest. Z.) Zur Feier de» Namensfeftes Sr. Maj. deS Kaisers von Rußland findet morgen (Dienstag) bei Hofe im kais. Schlosse zu Schönbrunn ein Galadiner statt, zu welchem nebst dem ganzen Personale der hiesigen kais. russischen Botschaft Se. k. Hoheit der Großherzog von Hessen und mehrere hohe Militär- und Civilpcrsoncn geladen sind. — Wie wir erfahren, haben die nach Beirut entsendeten drei östcrr. Kricgsdampfer den Befehl erhalten, zurück- zukehrcn, da einerseits die an der syrischen Küste be» n——-—-e—- - '.Q ' ' —» Feuilleton. Alejo der Bergbewohner. Au» dem Spanischen de» Victor Balaguer. Balaguer, ein spanischer, in Barcellona lebender Schrift steller, hat unter dem Titel „Monserrat" die Sagen und Historien diese» in der ganzen Welt bekannten und berühmten Klosters, da» man gewissermaßen eia spani sche» Jerusalem nennen könnte, gesammelt und heraus gegeben. Die entschiedene Gunst, welche sich die- Werk in Spanien erwarb, hat ein« deutsche Ucbersetzung von D. A. Rosenthal (in Regensburg bei G. I. Manz er schienen) zur Folge gehabt, und das historische Inter esse und der poetisch« Gehalt, wodurch sich rin Theil der darin mitgetheilten Ereignisse und Legenden auSzeichnct, dir gewissermaßen eine Chronik jene» merkwürdigen Felsen kloster» bilde», veranlaßt un», die gebildeten und für die unbekannter« Episode« der Epecialgeschichte empfäng lichen Leser aus die erwähnte deutsche Bearbeitung jene» spauischen Werke» aufmerksam zu machen. Wir theiler» au» demselben die obenbenannte romantische Geschicht« mit, welche zwar «icht in nächster Beziehung mit Mon- ferrat steht, aber namentlich in ihrer zweiten Abthrilung sich durch hohe Poesie rührender Tragik au-zeichnrt. Ich war «och sehr jun-, al» ich dies« Geschichte da erste Mal hörte. E» giebt Dinge in der Kindheit, welche die Phan tasie auf solch« Weise reizen, sie so beherrschen, so mysteriös auf sie einwirken, daß man sich ihrer auch im Alter noch gern erinnert, wie sich Ossian die melanchoU- schen Lieder in» Gedächt»iß zurückrirf, unter deren Gv sang seine Wiege schaukelte. Wenn eutf,fielt der Stur« rast«, die stärkste« Stei»- «ichcn umbrechend, oder wenn dicht und drohend die Wolken sich am Horizonte sammelten; wenn die alten schncebekränzten Berge uns ihre eisigen Lüste sandten, oder wenn endlich unheimlich und geheimnißschwanger die Schatten der Nacht sich näherten, dann, o der wunder baren Erinnerung! — dann setzten wir uns im Kreise um den Gebirgsherd, und ein Greis mit silbernen Locken erzählte un» die poetischen Legenden deS Lande-. Und wenn er zuweilen anhielt, um sich zu sammeln, oder wenn ihm nicht gleich eine neue Geschichte einfiel, mit welcher er unsre Aufmerksamkeit fesseln konnte, dann sagte ich zu ihm: „Erzähle uns doch die Geschichte der beiden Liebenden!" Und der gute Alte erzählte sie und ward niemals müde, sie immer wieder zu erzählen, wie wir niemals ermüdeten, sie stets von Neuem anzuhören. Nicht wett von Monserrat liegt eine kleine Stadt, die am Ansange deS vorigen Jahrhundert- an ihrem äußersten Ende und noch etwa» getrennt von den letzten Häusern ein alte» Gebäude zeigte, ein reiche- Schloß zur Zeit der Grafen, jetzt der bescheidene Aufenthalt zweier Frauen, die, vom Unglücke gebeugt, unter dem zerfallenen Dache ihrer ruhmreichen Vorfahren, dem letz ten Ueberreste ihre» Glanze», ein Asyl gesucht und ge funden hatten. I« dres-m Gebäude befand sich unter Anderm rin gothische» Fenster, da» die Sonne alltäglich mit ihrem goldnen Glanze umspielte, täglich in einem Purpur meere badete. E» ging auf einen Garten, in dem blühende Lilien und Gai-blatt liebliche Düfte au»hauch- ten. Der biegsame JaSmin und die Waldrebe rankten sich phantastisch an die Bogengänge und zackigen Arabe-ken de» Steine». E» war da» Fenster der beiden Liebende«. An dem- elben saß jede« Abend Rosa, zu ihren Füße« Alejo. Alle Welt kannte ihre Liebe, alle Welt beneidete sie. Welch' anmuthiges Paar! sagte man. Wenn sie vereint am Altäre stehen werden, die zarten Finger Rosa's, des cdcln Mädchens, umfaßt von der rauhen Hand Alejo'S, deS Bergbewohners, dann wird der Glanz ihres Glückes auf Alles zurückstrahlen, wie ihre Liebe jetzt Alle- verschönt. Aber, ach! Die Liebe Alejo'S und Rosa's war eine sehr traurige. Sehr traurig, ja, denn Alejo besaß Nichts auf der Welt, als seine Flinte, und Rosa konnte ihm keine andere Mitgift zubringen, als ihren berühmten Namen, die Mauern ihre» alten, zerfallenen Schlosses und eine betagte, von Jahren und Unglück gebeugte Mutter. Doch die jungen Leute hatten Vertrauen auf die Zukunft. Und warum nicht? Es ist ja die Zukunft so reich und so schmeichelnd, wenn man sie mittelst des optischen Glase» der Jugend und der Liebe betrachtet! Eines Abend» stand Rosa an dem Fenster, das schon hundertmal ihre Gelübde vernommen; eine ihrer Hände spielte nachlässig mit einigen Locken, die sich aus ihrem üppigen Haarwuchse gelöst hatten; ihre Augen waren feucht, und der Mond, ein keuscher stummer Zeuge ihrer Liebe, beleuchtete zwei Thränen, die wie zwei Thau- tropfen langsam über ihre Wangen rollten. Alejo saß an seinem gewohnten Platze, am Fuße des KreuzbogenS, unbeweglich, den rechten Arm auf den Lauf der Flinte gestützt, das Gesicht über den Arm geneigt und mit der Stirn die Fingerspitzen der andern Hand Rosa's berüh rend, die am Fenster hrrunterhing. (Forts, folgt.) — Marienberg, 6. September. Gestern gjlb der DiolinvirtuoS Herr Karl Oeser, Mitglied deS Leipziger GrwandhauSeichester-, und al» geborner Obererzgedirger von frührrher un» wohlbekannt, auf allseitigen Wunsch mit Unterstützung unscrs braven Stadtmuflkchors hier ein Concert. Derselbe trug ein Concert (Nr. 5) für die Violine von C. Beriet, Phantasie-Caprice sür die Violine von Vieurtcmps und Variationen für die Violine über ein russisches Thema von David vor und entzückte die zahlreich veisammelte Zuhörerschaft eben so durch seinen schönen, seclcnvollen Vortrag wie durch seine vorzügliche Technik. Haben wir daher dem jungen bescheidenen Manne — der, wie wir hören, ein Schüler Drcyschock'S ist — nur zu wünschen, daß er auf der einmal glücklich betretenen Bahn rüstig sortschreite, so haben wir noch ganz besonders Herrn Hofcantor Lorenz in Dresden, der gerade hier zu Besuch anwesend war und mit großer Bereitwilligkeit das Concert dirigirtc, unsern Dank für den uns verschafften Genuß hiermit auszusprechen. Geographie. Weniger beachtet, als da» wunder schnell seine materiellen Hilfsquellen entfaltende Nord amerika, bietet der Continent Australien- ebenfalls ein seltenes Beispiel eine- sich in riesigem Maßstab« ent faltenden Landes. Seine Staatseinkünfte betrugen schon vor einigen Jahren mehr als 50 Millionen Thalcr, ein« Summe, welche das gesammte türkische Kaiserreich nicht einträgt. Diese,^kolossale Ausschwung ist nicht blo» dem Goldreichthume zu verdanken, sondern auch andern Quel len deS Erwerbs, z. B. der ausgedehnten Viehzucht, und um für diese neue geeignete Districte aufzusinden, aber auch der geographischen Entdeckungen halber, werden un ausgesetzt Expeditionen und Vermcssungs-Corps nach dem fernen Innern entsandt, deren Berichte so schnell auf einander folgen, daß r- schwer hält, sie zu übersehen- Eine werthvolle Arbeit in dieser Beziehung ist eine neue' im achten Hefte der „Mittheilungen" au» I. Perthe»- geographischer Anstalt in Gotha publicirte Karte Vr. Peter, mann'-, welche die Entdeckungen im Innern Süd,
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