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Dresdner Journal : 04.09.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186009049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-09
- Tag 1860-09-04
-
Monat
1860-09
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 04.09.1860
- Autor
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DreOe«, 2. S«ptn»b<r. Ih.« MajestIK« der »ig und die Königin nebst Ihre« Königlichen Hohei ten den Prlatessinne« Stdvnie und Sophie, so wie Ihrer Kaiserlich Königliche« Hoheit der Erzherzogin Lnttztnelle, Prinzessin von To»eana, haben Sich gestern Abend 6 Uhr von Weesenstein Mieder in da» Hoflager »u PUnttz begebe«. Drrlven, 2S. August. Der ordrntliche Profeffor der Staat»- und Cameralwiffenschaften, Hofrath vr. Ro scher ist zum Rector der Universität Leipzig für da» Univrrfitätsjahr 1860/61 gewählt worden und hat dies« Wahl di« erforderliche Bestätigung erhalten. vekanntmachnng, die Ausgabe neuer ZinSbogen iu den 3procentigen landschaftliche» Obligationen v. I- 1830 — Steuer- kreditkaffenscheine — betreffend. Den Inhabern Zproceutiger landschaftlicher Obliga tionen vom Jahre 1830 — Gteuerkredttkassrnschetne — wird hierdmch zur Nachachtung bekannt gemacht, daß die Au-gab« »euer ZinSdocumente zu diesen Scheinen, be stehend ia Talon» und Ain-coupon- für die Termine 1. April 1861 bi» mit 1. October 1869 de« 1. October diese» Jahre» ihren Anfang nehmen soll. Dl« Aushändigung dieser ZinSdocumente geschieht bei der GtaatSschulden-Buchhalterei in Dresden — Landhaus l. Etage — gegen Zurückgabe der abgelaufeaen Talon», täglich in den Vormittagsstunden von 9 bi» 1 Uhr, mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage. Auswärtige Interessenten, welche die Empfang nahme der neue« ZinSbogen nicht persönlich bewirken könne«, haben dies Geschäft lediglich durch hier- ortige Beauftragte besorgen zu lassen. Sowohl zu Durchführung eine- geregelten und be schleunigten Geschäftsgänge», al» auch im eignen In teresse d«S Publikums, ist e» unerläßlich, die alten Ta lons, wenn deren mehrere in einer Hand sich befinden, »ach den AppointSgattungrn gesondert und nach der Num- «er folge geordnet, mit einer Epecification begleitet, an Ort und Stelle zu bringen. Dresden, am 1. September 1860. Der Landtagsausschuß zu Verwaltung der Staats- schulden. spfoteuhauer. ' Nichtamtlicher Theil. U.btrfi»« Telegraphisch« Nachrichten. ZeitUNg»scha«. (Preußische Zeitung. — TimeS. — Morning- Post. — Advertiser. — Daily - News. — Herald. — Journal de» DebatS. — Rufs. Invalide.) TagSgeschichte. Wien: Die französischen Frteden-stim- men. Bevorstehende Reise deS Kaiser». Der Groß herzog von Hessen. Vom ReichSrathe. — Pesth: Er- kenntniß im HochverrathSprocesse. — Berlin: Der Juristentag. Der Prinz-Regent zurück. — Posen: Der Sprachenstreit. — Weimar: Fürstenconferenz. — Paris: Zwei Noten de- „Moniteur". Zur kai serlichen Reise. Reden bei Eröffnung der General- rithe. — Bern: Keine Begrüßung de- Kaiser- Na- poleo». — Brüssel: Keine franzöfische Note ringe gangen. — Turin und Mailand: Truppen nach Neapel. — Parma: Aufregung. — Neapel: Der Gras v. Syracu-. Neuer Militärkommandant. Garibaldi. Ei« Abgesandter nach Paris. Der König noch in Neapel.— Kopenhagen: Einberufung der Beurlaubten abge- strllt. Baron v. Brockdorfi abberufrn. — Konstan tinopel: Stand der Dinge ia Syrien. — New- Port: Sclavenverschwörung in Trra». Chinesenein- wanderung in Kalifornien. Orr«d»er Nachrichten. Provinzialaachrichtru. (Leipzig. Chemnitz. Pulsnitz.) Statistik und Salttwirthschast. Frequenz sächsischer Bäder. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Börsea- «achrichteu. Telegraphische Nachrichten. Pari», Montag, 3. September. I« heutigen „Moniteur" reclamirt Priuz Lucian Murat gegen dir ihm im vorgestrigen Blatte (vgl. unter Pari») beigemeffenen Hintergedanken. Er habe nie die Absicht gehadt, den Kaiser zum Voran» zu ver- biuden, sondern nur sagen »olle«, »en« sich die LolkSahftinuuung zu seinem Gunsten ausspreche, so müsse sie in Neapel ebenso gut respectirt »er den, »te in jedem andern Thrile Italien». Marseille, Souuabrnd, I. September. Rach hier eingetrossene« Nachrichten au» Rom hätte Ge neral Lamoriciere durch Tagr»befehl au» Perugia vom 3v. v. M. bekauut gemacht, da-jede Stadt, die sich bei Annäherung Garibaldi» erheben sollte, der Plünderung prei»gegebeu «crden würde (?). Au» Turin, 1. September, wird der „Allg. Zta." telegraphirt: Die Laaer werden wegen In subordination and Demorallsatiou einzelner Trup- penkörper autzehoben.' Die Polizei ist in größter Aufregung; sie läßt Tag und Nacht allerort» auf Mazziui fahnden, welcher sich hier mit englische« Paß unter dem Namen Bulaw befinde« soll. Torin, Sonntag, r. September. Eine große militärische Bewegung mit Concentration der Trup- pen an der Grenze findet statt. Der Graf von Syracu» (Oheim de» König» von Neapel), woh«t hier im königliche« Schlosse. — Gartbaldi ist laut Nachrichten au» Neapel t« Anmarsch auf Sa- . lern» (5 bi- 6 deutsche Meilen südöstlich von Neapel). Turin, Sonntag, 2. September. Die heutige „Optnione" meldet an» Neapel vom gestrigen Tage, daß Garibaldi in Monteleone angelangt, daß ein Theil der königlichen Truppen zu ihm übergegan- aeu sei, ein anderer sich zerstreut habe. Die gauze Provinz Salerno ist insurgirt. Rach der Mailänder „Perseveranza" vom heu tigen Tage ist der König noch gestern in Neapel gewesen. Lu» Neapel, Sonntag, 2. September, wird gemrldrt, in der Provinz Terra-di-Lavoro (der nächsten an Neapel mit der Hauptstadt Capua) sei ein Aufstand auögebrochen, Insurgenten marschirten auf Campobasso, die Hauptstadt der östlich an die erstgenannte angrenzenden Binnenprovivz Molise. Dreöden, 3. September. Ueber die Bedeutung der aus den Einundzwanziger- Berathungen deS österreichischen Reichsraths her vorgegangenen Anträge schreibt man der „Preußischen Zeitung": „Der Hauptgegensah zwischen beiden Par teien liegt darin, daß die Majorität für die einzelnen Kronländer fast völlige Unabhängigkeit in Legislation und Administration begehrt (das alte Streben der Ungarn), während die Minorität behauptet, daß in ihre« Kron ländern kein« lebenskräftigen Ueberlirferungen solcher histo rischen Institutionen mehr bestehen, auf dir sich eine völ lige Selbstverwaltung begründen ließe. Diese verlangen daher Centraltsation, währeud die Föderalisten der Ma jorität daS Berhältniß zwischen den SrlbstverwaltungS- und Gesrtzgebungsorganrn in den einzelnen Kronländern einerseits und der Reich-centralgewalt andererseits nur äußerst unklar darstellea. Gehr beachtenSwerth aber ist der Unterschied zwischen beiden Parteien, daß die föde ralistische Majorität, um zu der von ihr so dringend ge wünschte« Autonomie der einzelnen Landestheil« zu ge langen, die Regierung mit liberalen Anforderungen, mit den freiheitlichen Bedürfnissen der Bevölkerung durchaus nicht behelligt, währeud die deutsche Minorität gerade darauf rin besondere- Gewicht legt. Auch die letztere will Selbstverwaltung, aber nur in den einzelnen Ge meinden, und ist überzeugt, daß diese Institutionen in dem Berichte de- Finanzministeriums vom 31. Juli 1860 gemeint sind, welche dort als Bedingung zur Wiederge winnung de- allgemeinen Vertrauen» bezeichnet wurden. Von solchen Dingen halten die aristokratischen Herren Föderalisten in ihrem Majoritätsantrage sich fern; da würde ja auch ihre Autonomie, d. h. ihre aristokratische Selbstherrschaft, in den einzelnen Kronländern beschränken." Die letzte englische Parlaments-Session in ihrer Gesammthrit giebt Stofs für die Leitartikel aller Lon doner Blätter her. AU«, mit Ausnahme der „Post", sind höchlichst unzufrieden. Die Auslassungen der „ TimeS " kommen einer Verurtheilung des Parlamentarismus ziem lich gleich. Die „Time-" schreibt u. A.: „Wie gering ist da» Ergebniß von mehr als sieben Monaten der schwer sten legislativen Plackerei. Mit Ausnahme zweier Maß regln ist Alles, wofür Ihre Majestät dem Parlament Dank sagt, in den letzten Augenblicken der Session und von einem zehnten Thetle deS Hauses vollbracht worden. Da» Parlament hat beabsichtigt und geredet, hat gehofft und gefürchtet, bat gesehen und beklagt, hat abgelrhnt und verschoben und so die Zeit vertrödelt, bis ihm die Prorogation ins Gesicht starrte, und dann vertheilte e» in Eile seine Effecten, that etwas für Verbrecher, Ma trosen, Gutsherren und Pächter, wohlthätige Anstaltea und Katholiken, und dann gab es den Geist auf. ES hat nie ein kläglicheres Todtenbett gegeben." — Die „Morning-Post" geht in ihren Betrachtuugen, gleich der Thronrede, über alle Unzulänglichkeiten der Session leicht hinweg, um dafür die auswärtige Politik in der italienischen Frage und den Abschluß de» Handelsver trages mit Frankreich zu beloben. Von der Festigkeit des Ministeriums zeige der unerhörte Umstand, daß die Opposition, mit der Ausnahme eines einzigen Falles (als Disrarlt und Ducane den Handelsvertrag und das Bud get in der Diskussion trennen wollten), keinen Angriff auf dasselbe gewagt habe. Der radikale „Morning- Advertiser" ist daS einzige Blatt, welches über die Thronrede, als eine Reihe nichtssagender Redensarten aus dem parlamentarischen Complunentirbuche, kurz hin weggeht und dasür die Möglichkeit einer Invasion Eng lands näher beleuchtet.— „Daily-News" äußert sich über die Thronrede in einem Punkte fast wörtlich wie die „Times". Wie der Rückblick auf rin vollbrachtes Leben, so zeige der Blrck auf die Geschichte einer Session wenig mehr als gebrochene Schwüre und getäuschte Hoffnungen. Aber wenn dies von Parlaments - Sessionen überhaupt gelte, so sei eS von der eben beendeten Session ganz be sonders wahr. Wie man bemerken kann, tröstet sich daS Organ Lord John Russell's, hierin mit „Morning- Post" und „Chronicle" übereinstimmend, sür alle andern getäuschten Erwartungen mit der Nichtintervention in Italien. — Der konservative „Morning - Herald" ist in Verlegenheit, welchen Theil der Thronrede, den auf daS Auswärtige, oder den auf daS Innere bezüglichen er als den kläglicher« bezeichnen soll. In beiden zeige sich dieselbe Halt- und Charakterlosigkeit. Während Herr Gladstone die Majorität im Parlamente mit seinem „Han- delSvrrtragS-Delirium" angesteckt habe, von demsichManche noch immer nicht erholt hätten, ließen Lord Palmerston und Lord John Ruffell die Nation im Unklare« dar über, welch« Phase ihrer auswärtigen Politik, die de» blinden Vertrauens zu jedem Wort Loui» Napoleon », oder die de» tiefen Mißtrauen» gegen denselben Herr scher, als die «rastere und wahrhaftere zu betrachten sei. Der „Herald" spricht schließlich die Ueberzeuguog au», daß di« konservative Partei all« Elemente zur Bildung einer Regierung enthalte, welche nächste» Jahr de« Schild England» rein waschen »erde. — Persigny'» Rede beschäftigt die Londoner Tageblätter fast mehr »l- di« letzten gesprochenen »der geschriebene» Manifeste de» Kai ser- selbst. Da» politische Barometer scheint von der Red« nicht asficirt, denn die meisten Blätter, wie „Time-" und „Daily New»", finden nicht, daß irgend eine Besyrgniß bezüglich der auswärtigen Politik Frankreich- jetzt gertn ger geworden sei, aber dem Redner, der persönlich für einen warmen Anhänger England» gilt, begegnen alle Blätter mit ausnehmendem Wohlwollen. Die Rede des Herrn v. Persigny wird von den französischen Blättern im friedfertigsten Tone erläutert. So hofft da» „Journal de- D-batS", daß diese Kundgebung gewissen Chimären über wettere Annerionrn ein End« machen werde, namentlich durch da- nüchterne Urtheil über die Rheingrenzr. E» bedauert aber, daß Herr v. Persigny die innere Politik ganz mit Stillschwei gen übergangen habe; solle wirklich eine danernd« Frie densära eingelettet werden, so werde man nicht umhin können, dem FreiheitSbrdürfniffe der Nation Zugeständ nisse zu machen. DaS Dementi, welche- die „Pr. Ztg." den Angaben deS „Nord" über die Verabredungen auf der Teplltzer Zusammenkunft ertheilt, giebt dem russischen „In validen" heute Gelegenheit, sich über da- gegenwLr- tige Verhältniß Rußland» zum AuSlande und na mentlich zu Oesterreich de- Nähern au»zuspr«chen. Der „Invalide" sagt, daß er die Angabe de» „Nord", wonach der Prinz-Regent sich ia Teplitz verpflichtet hab«, seinen Einfluß zur Versöhnung Rußland» mit Oester reich zu verwenden, von vornherein bezweifelt hab«, und fährt sodann folgendermaßen fort: „Diese Annäherung ist unsrer Meinung nach schwerlich zu bewerkstelligen. Mag immerhin Oesterreich, nach den Worten seine» er sten Ministers, Europa durch seine Undankbarkeit in Er staunen gesetzt haben; mag Rußland, wie einer unsrer Diplomaten sagte, wohl verzeihen aber nicht vergessen können; mögen politische Rücksichten immerhin irgend ein mal ein« solch« Annäherung möglich mache« — »bersch»« der erste Punkt der angeblichen Teplitzer Uebereinkunft zeigt, daß zur Zeit eine solche Annäherung eine Unmög lichkeit ist. Oesterreich und Preußen verpflichten sich im Verein mit England zur strengen Aufrechterhaltung der die Türkei betreffenden Artikel de» Pariser Frieden». Dies ist hinreichend, daß wir nicht mitgeheu. Der Se paratvertrag vom 16. April 1856 zwischen Frankreich, England und Oesterreich ist mit wahrhaft beleidigendem Mißtrauen gegen Rußland gerichtet, und so lange dieser eristirt, kann Rußland sich diesen Cabineten in der all gemeinen Politik nicht nähern. Und jetzt, da sich angeb lich ein Triumvirat zwischen England, Oesterreich und Rußland in der orientalischen Angelegenheit bildet, ist diese Annäherung noch schwieriger." — Wie man sieht, steht, dem „Invaliden" zufolge, auch dem Zusammenge hen Rußlands mit Frankreich jener Vertrag entgegen, und kann dies nur in einzelnen politischen Fragen, nicht aber in der „allgemeinen" Politik, auf Rußland» Zu stimmung hoffen. Gegen England aber ist der Groll durch sein Verhalten in der syrischen Angelegenheit noch erbitterter als früher geworden, wie denn der „Invalide" in der heutigen Nummer ebenfalls nicht verfehll, in den herbsten Ausdrücken seine Entrüstung über die Erklärung Lord Palmerston's vom 8. August auszusprechen, wo nach die Christen die ersten Urheber der Blutscenen in Syrien gewesen sein sollen. Feuilleton. Flüchtige Reiseskizzen an» der Schweiz und Italien. VIQ.') Vrooa, in»Lu-ust 1860. Um die wunderbar schöne und stolz« Lage de» merr- beherrschendrn Genua- kennen zu lerne«, genügt r» nicht, in eine« Hotel am Häfen mit der Aussicht auf diesen zu wohnen, eine Viertelstunde weit in- Meer hinau»- zufahren oder den Thurm der hochgelegenen Kirche Sa. Maria-di-Carignano zu besteigen. Man muß ein« Spazierfahrt aus der Seite nach Sprzzia hinan» auf der Straße nach Parma und nach S. Martino-di-Albano und eben so westlich auf dem Wege nach Nizza zu machen. So nur erhält man eine Anschauung von dem reiche« Anbau der mit Landhäusern und prächtigen Billen be deckte« Abhänge de» Appennin, von der südlichen, in brrnntnder Sonnrngluth prangenden Vegetation, deren Färbung und Charakter großentheil- mehr an Gicilien und f an einen Uebrrgang zum afrikanischen Typu» mahnt, al» an Neapel. Die harmonische Verschmelzung der Archi tektur mit den Linien und Formen der Bergzüg« und Pflanzeneultur erhöht hier, wie fast immer in Italien, de« charakteristisch schönen Gcsammteindeuck; die fein nüancirte und doch ruhige Einheit de» Colorit» wird durch di« wei-glänzenden Häuser mit ihren grauen Schieferdächern nicht gestört, sondern nur licht belebt, und die leuchtende Blüthrnpracht einzelner baumhoher gefüllter Oleander wird durch die dunkelgrünen Schafte der Cypreffe« und graugrüne, filbermnschleierte Oliven abgedämpst. Freunde eine» wahrhaft poetischen, entzücken- *) «gl. «r. 18«, 197,198,«». Aw d. »l den Naturgenuffes müssen vor Allem die „Villa Palla- vicini" mit ihrem Park in Pegli auf der Straße nach Nizza besuchen, die unmittelbar fast am MeereSufer auf den liefern HügelabhLngen de» Appenin gelegen ist. Dieser Garten hat schwerlich einen Rivalen. Er ist wundervoll und einzig in seiner Art, nicht wegen der Kunst und mancher höchst lururiösen Spielerei in ein zelnen Parten — Baulichkeiten, Tröpfsteingrotten rc. —, sondern wegen seiner unvergleichlich prachtvollen und durchaus natürlich geordneten Vegetation, wegen seiner schönen Lage und mannichfachen Aussichten und wegen de» feinen Geschmacks, der sich in seiner Gesammtanlage offenbart. Die Kunstanlagen tragen nicht die Künstelei zur Schau und ordnen sich der Natur unter; die Ge bäude, z. B. ein mittelalterliches Castell, ein römischer Triumphbogen von kostbarer Marmorarbeit rc., dienen in ihrer Architektur nur dazu, die natürliche Umgebung zu zieren und mit ihr zu Harmoniken. Vor Allem aber entzückt eine zweistündige Wanderung in einem Harne von Kirschlorbeer, Pinien, Cedern, Cyprcffen, Kork eiche«, Magnolien, zwischen hohen baumähnlichen Ge sträuchen von Camellien, Azaleen, Oleandern Eriken rc., die frei im Boden wachse«; und von so fesselnder Nähe wird der Blick zu den reizendsten Aussichten auf Meer, Küste und di« nächsten Gebirgszüge mit ihrem üppigen Anbau abgezogen. Die „Villa Pallavicini" ist Jedem durch einen Eintrittschei« geöffnet, den man im gleich namigen Palast in Genua gegen Meldung empfängt. Der Marquis Pallavicini verwendet auf dir Erhaltung dieser Besitzung, deren Anlagen und Marmorbauten mit ihre« bi» in» Epeciellst« durchgeführten eben so lururiösen al» geschmackvollen und kunstsinnigen Einrichtungen natür lich Millionen kosteten, jährlich 50,000 Fr». Nach sol chen Lustbrfitzungen, sowie nach der staunen-werth kost baren und im. vornehmen großen Style vollendeten Au srottung der Genueser Paläste mag man den Reichthum ermessen, den sich ein Theil der Aristokratie der alten stolzen Republik noch bewahrt hat, wiewohl dir Namen mancher berühmtesten Geschlechter nur noch in der Ge schichte glänzen. Handel und Schifffahrt lasten die Mit tel zu andern Prachtbauten auch bei dem Bürgerstande nicht versiegen. Seitdem jene Befestigungswerke, welche die Stadt wie mit engem Gürtel umgaben, demolirt und auf einen weitern und höher« Halbkreis der umliegenden Bergrücken verlegt sind, geht die Vergrößerung der Stadt nach allen Seiten hin mächtig vorwärts. Italien ist reich an baarem Gelde. Der Italiener ist sparsam, ja geizig, genügsam und ökonomisch in seinen gewöhnlichen Bedürfnissen, ohne jene Genußsucht, die sich in öffent lichen Vergnügungsorlen in Essen und Trinken mani- festirt; er besucht täglich sein Cast-, beschließt auch seine Abendpromenaden hier mit einer Erfrischung, hat im Theater wohl seine Loge, giebt aber keine Gasterei, be- wirthet keine Freunde — was übrigens schon in Süd deutschland abseiten bleibt —, hat und kennt keine Ver- gnügungSlocale außerhalb der Stadt, überhaupt kein höhere» geldzehrendes Kneipenleben: er lebt frugal und gleichmäßig, und der Norditaliener ist dabei betriebsam, vorsichtig und sicher in seinen Unternehmungen und hält sein Geld in klingender Münze oder in großen Besitzun gen zusammen. Italien zieht wenig Verschwender und Schwindelspeculationen sind hier noch nicht eingebürgert. Hinterlassenschaften von 10 bi» 30 Millionen Frank» sind hier wie in der Lombardei nicht» zu Seltene«; so ist denn auch baareS Geld für besondere Zwecke, für die man sich erwärmt und vollsten Antheil nimmt, wie sich z. D in der Gegenwart zeigt, sofort bereit und wird in diesem Falle mit höchster Freigebigkeit verwendet, tz. j? Chemnitz, 2. September. Der hier unter dem Namen „Kunsthütte" bestehende Verein hat von jetzt an eine permanente Ausstellung von Gegenständen der bildenden Kunst in seinem VereinSlocale eröffnet. Aus gestellt sind gegenwärtig eine Mehrzahl Oel- und anderer Gemälde. — Die Saison de» Sommertheater- ist nunmehr zu Ende. Begünstigt war sie freilich nicht, ob wohl man mit den Leistungen der Ahrrndt'schen Schau- spielrrgesellschaft im Allgemeinen zufrieden gewesen ist. Der Direktor Ahrendt geht dem Vernehmen nach mit zum großen Theil neu engagirten Mitglieder auf einige Zeit nach Annaberg und wird Mitte October hierher zurückkehren, um sodann das Wintertheater zu überneh men. — Am 13. d. M. wird der Musikdirektor Schneider das Oratorium „Jephta" von Reinthaler in der Jakobikirche nochmals zur Aufführung bringen. Die von ihm getroffene Einrichtung, von Zeit zu Zeit in einer der Kirchen mit seinem schon recht trefflich geschul ten Sängerchore geistliche Musiken auszuführen, findet hier lebhaften Anklang. Die am 30. v. M. veranstaltete von vielen Zuhörern besuchte BeSper zeichnet« sich durch rin gewähltes Programm sowie durch eine höchst feine Ausführung der einzelnen Gesangsstücke auS und ge währte an freiwilligen Spenden eine sehr namhafte Summe, welche zum Besten de- Gängerchors verwendet wird. Literatur. „Bibelkunde für evangelische Schulen. Von I. C. Jäkel. Mit einer Karte von Palästina. Leipzig, Verlag von Jul. Kltnkhardt. 1860." — Vorliegende Schrift bildet da- achte Bändchen de» CommentarS zum „größer» und kleinern Handbuche für Schüler" von Brrthelt, Jäkel, Petermann, und somit erscheint da» Unternehmen den bereit» vorhandenen Be arbeitungrn der Bibelkundc gegenüber gerechtfertigt. Da»
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