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Dresdner Journal : 16.08.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186008167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600816
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600816
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-08
- Tag 1860-08-16
-
Monat
1860-08
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 16.08.1860
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^kiso. Douuerstag, dm 16. August. Äb»-rmrut-prrisrr ^Ikrltvb: d ruu. 10 w z^si-brl.r 1 ,, 10 ,, „ „ io Lr«»L»»: 15 Upr Lmrela» Kummern; 1 K^r. Im ^«ttlao-o tritt k»»t- ooU 8r«mp«l,u- -cbl»? tÜLtt». »»srratrnpretst: kür ä«o 8»um «ioer U-»p»It«o«o 2«Uo: I blzr- U»t«r ,,kiiox«»»ool" 41« 2«il«: 2 UUr. rrscheine»: ILxliei», mit Xittookm« ä«r 8ooo- UN» k«l«rt»E*, Nir 6«o f»Ix«oä«o l'ox. Dres-nerIMrnal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 186V. Juftrateuaunatzm« Moroiirt«: k'o. U»»»v»r»rr«>, Oomml-Lloniir <t«s Iire»üi>er ^onrn»I»; eboaüs-elli-t: U. Lltou«: Ilnsir.isrkiri t Voaeuir; IsrUa: O»orro»'»cl>e Ilnetib-^ UL7»:urrr«'« 8ur«»u; Lrrm4o: 8. 8citt.orrn; l-aslv-tt o. 8.: ^L«uk»»rb« Iturkbnnslnnx; X»io: ^ool.» N^i-tnens v. (28, rue >l«, bau» vot»o»)z kr»g: 1'«. Luul-rca« LuLlch«u4In>ix.« Herausgeber: Iliioi^I. krpeäilioo <ie» vro'.iloor.tc,arnal>, Dreüäen, ^larieu-lru«»» Kr. 7. Nichtamtlicher Theil. u.»ersi»,- Lelegraphisch« Nachrichtev. ZeitvSßischn». (Ocsterrrichische Zeitung. — Ost-Deutsche Post. — Presse. — Moniteur.) Llßeltzeschlchte. Dresden: Zusammentritt der ständi- schen Zwischendeputationen. — Wien: Kein« Spal tungen in» Retchsrathseomitö. — Prag: Lu» den BaHandlungen der Handels- n. Gewerbrkaunner. Et- senbahnaugelegrnhciten. — Pesth: Militärische Eria- nerung»f«ier in Temrsvar. — Berlin: Bo« Hose. Gras BeauUncourt -f. Der deutsche Juristenlag. Le gattonsrath Lembke zurück. Urlaubsreife des Kriegs minister». Der französische Gesandte nach Ehalons. — Danzig: Juden zum Schulzrnamt zulässig. — München: Der Kaiser von Oesterreich. Orster- retchische Jnvalidendeputation bei der Königin. — Hannover: Außerordentlicher Landtag in Aussicht. — Hamburg: Creditfordcrung sür Casernenbauten. — Paris: Der Krieg-Minister in- Lager von Cha» lonS. Manna angekommen. General Goyon. Die syrische Erprdition. Berauschtes. — Bern: Das eid genössische Osfizirrfest. — Turin: Ruhestörungen in der Romagna. UebungSlager. — Florenz: Unzu friedenheit. — Neapel: Petition um Entlassung der fremden Truppen. Canofari als Gesandter für Part» bezeichnet. Rundschreiben de» Minister» des Innern. Aufforderung an die fremden Kriegsschiffe. Wahlcomtte. Palermo: Ministerwechsel. Die Einführung der sar dinischen Bersafsung verschoben. — Lissabon: Schluß der CorteS. — London: Unterseeische» Kabel. — Stockholm: Vom Reichstage. — St. Petersburg: Reorganisation der Polizei. Dresdner Nachrichten. Proviazialvachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Franken- b«rg.) Lernnfchtes. Statistik und Bolkstvirthschaft. Kenilleton. Lageskalevder. Inserate. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Ans Genna, Dienstag, 14. Lngust, wird ge meldet: Rach Angabe der hiesigen Blätter find achttansend Garibaldianer, von Garibaldi selbst geführt, in der Nacht vom 10. Angust bei Reggio ans der ralabrtschen Seite der Meerenge ans Land gestiegen. Dresden, 15. August. Di« ntursten Wiener Blätter beschäftigen sich vor zugsweise mit der am 12. d. M. erfolgten Eröffnung der WestVahn und den (in unserm gestrigen Blatte enthaltenen) au» Salzburg gemeldeten fürstlichen Fest reden. „Die Westbahn — schreibt die „Oesterreicht- sche Zeitung" — ist nicht dlo» die kürzeste Eisenstraße zwischen Wien und München, sondern auch zwischen Wien und Pari-, ist bestimmt, der Heerweg zwischen Byzanz und London zu werden, die Verbindungslinie zwischen dem atlantischen und schwarzen Meere zu bilden, die Cul- turstraße von West nach Ost abzugeben. Die Zukunft dieses Schienenweges entzieht sich der Berechnung, die nicht nach dem Procentsatze der Dividenden, noch nach den Gulden und Kreuzern der Einnahme, sondern nach den großen Folgen angestellt werden müßte, die dem Völ ker- und Güterverkehr, die dem Leben und der Kunst, die den staatlichen und intellektuellen Interessen darau» entspringen werden und müssen. Nur in dem Zauber spiegel der Einbildungskraft vermag man die Wirkungen des neuen Bindemittels zwischen Oesterreich und dem deutschen Süden sich zu vergegenwärtigen. Dem Caleul des berechnenden Verstandes fehlen dazu die Einheiten. Darum wallt auch da» Gefühl der beiden Hauptstädte so hoch auf, wollen beide in so glänzender Weise den Tag feiern, wo dem deutschen Süden ein neuer Eisenstreif reue Einigungsbande verbürgt, und den Hochgefühlen de» Vol kes geben die Herrscher Ausdruck. Oesterreich- Kaiser selbst spricht im Namen der Söhne seine- Lande-, bringt Gruß und Handschlag dem Nachbar, bringt sie aber auch dem ganzen deutschen Brudervolk«. Die Worte, welche der Herrscher Oesterreichs hinausruft in alle deutschen Lande, sind so kräftig, so herzlich, daß sie nur allgemei nen Wiedcrhall finden können, und dem Hoch für die Einigkeit der Fürsten und Völker Deutschlands können die Völker nur antworten: Möge Gott sic kräftigen und erhalten." — Die „Ost-Deutsche Post" sagt: „Die Tischreden, welche Se. Majestät der Kaiser und Se. Ma jestät der König von Bayern bei dem Einweihungsfcste in Salzburg gehalten haben, sind von hoher politischer Bedeutung und werden nicht bloö in Deutschland, son dern auch in Frankreich, in England und in Italien be deutenden Eindruck machen. Die Betonung und die Wärme, mit welcher der Kaiser bei dieser Gelegenheit die Zusammenkunft mit dem Prinz-Regenten erwähnt, der Toast, den der König von Bayern speeiell auf die voll brachte Verständigung zwischen den beiden deutschen Groß staaten ausbrachte, sind bedeutende Zeichen der Zeit; sie beweisen, daß Deutschland endlich den Weg der Einigung betreten hat, die ihm unerläßlich ist, wenn eS nicht zum Spielball und Tummelplatz fremder Gelüste und Herrsch sucht werden soll."— In der „Press«" heißt eS: „Es war eine Zeit, wo deutsche Fürsten sich versammelten, ohne daß sie bei ihren Toasten der Abwesenden gedach ten. Auch damals spielte die Politik eine große Rolle, aber eS war nicht die Politik des guten Willens, de» Vertrauen» und der Einigkeit, sondern die der Eifersucht, de» Argwohns und deS Zwiespalt». Oesterreich und Preußen standen sich gegenüber als scheinbar nicht ver söhnbare Nebenbuhler. Die Kluft, die den Norden vom Süden trennte, klaffte jedeSmal breiter und tiefer, so oft rin öffentliches Wort von erlauchten Lippen gesprochen wurde. Zwischen Bregenz und Salzburg, welch rin Con- trast und welch rin Umschwung in der gegenseitigen Stel lung der Cabinete von Wien und Berlin! In der Grup- pirung der Thatsachen liegt oft «ine Bedeutung, welche darüber irre führt, ob wir eS mit einem sinnigen Zufall, oder mit einem sorgfältig vorbereiteten Errigniß zu thun haben. Bei Eröffnung einer Bahn, welche Oesterreich mit dem bayrischen Lande so eng verbindet, und den süd deutschen Verkehr von Norddrutschland gewissermaßen emancipirt; bei Einweihung einer Echicncnstraße, welche den alten Handelsweg von Osten nach Westen über Wien und Augsburg wieder herstcllt, war König Mar von Bayern vor allen Andern berufen, die Worte des öster reichischen Kaiser» zu beantworten, und die Art und Weise, wie er es gethan, ist Wohl geeignet, die Bedeu tung de» Tage» von Salzburg zu erhöhen." Der Pariser „Moniteur" enthält — wie bereits gemeldet — einen halbosfieiellen Artikel über die letzte Sitzungsperiode deS gesetzgebenden Körpers, in welchem den französischen Staatscinrichtungen große» Lob gespendet wird. Er lautet: „Wenn die Zeit, die der Prüfstein alles Dessen ist, wa» von Dauer sein soll, alle ohne Lebensfähigkeit gebornen Werke vernichtet, so kräf tigt sie dagegen auch Alles, was in sich selbst die Be dingungen der Lebensfähigkeit und des Fortschrittes birgt. Niemand, den nicht Parteileidenschaft blendet, wird be streiten, daß diese untrügliche Probe äußerst günstig aus gefallen ist für die Verfassung, welche Frankreich der Weisheit seines Kaisers verdankt. Jeder Tag kräftigt sie und macht sie den guten Bürgern, den unparteiischen und aufgeklärten Leuten werther, indem sie zeigt, welche gesunde Abwägung der Landesdedürfnisse und des Na- tionalcharaktcrs unsre politische Organisation cingegeben, und welch richtiges Gleichgewicht unter den großen Staatsgewalten ein tiefrindringendes und scharfsinnige» Genie herzustellen verstanden hat. In den ersten der Wiederherstellung de» Kaiserreiches folgenden Jahren war das dringendste Werk die Rückführung d«r Ordnung in die Mitte einer tief gestörten Gesellschaft, im Innern die Gewalt der Autorität wieder zu errichten, nach außen die Ehre de» französischen Namens wieder zu erheben, mit einem Worte, Frankreich auf den neuen Weg zu führen, auf dem es so schnell dem Wiederaufleben, seiner Wohlfahrt und der Rückkehr seine» alten Ruhme» begegnen sollte. Während dieser Periode waren natürlich die mit der Initiative bekleideten Gewalten mehr im Vorder grund«; ihre Thätigkeit war mehr in» Auge fallend, und die kurzsichtigen Geister gewahrten nicht die ganz« Wich tigkeit und den ganzen Vortheil der Rolle, welche die Verfassung dem gesetzgebenden Körper beilegte. Heute, wo der nothwendige Anstoß gegeben ist, wo die Consti tution sich frei bewegt, und wo mitten in einer durchaus geregelten Situation die praktischen Studien und die Er ledigung der Geschäfte ihren legitimen Rang wieder ein genommen haben, zeigt jenes ablaufende Jahr klarer, welche beträchtliche Stellung die gewählte Kammer in unsrer polrtischen Organisation einnimmt, und welch großen Einfluß sie auf alle großen Landesinteressen aus übt." (ES folgt dann eine Uebersicht der Thätigkeit de» gesetzgcbrnden Körpers in der letzten Session, der wir entnehmen, daß 213 Gesetzentwürfe vorgelegt wurden und 200 derselben „nach gründlichen Debatten," die Bei stimmung der Kammer erhielten.) „Angesicht» aller die ser Thalsachen," so schließt der Artikel, „wer könnte da noch behaupten, daß der gesetzgebende Körper keine Ge walt habe, und daß er keinen ernstlichen Einfluß auf die LandeSangelrgenhcitcn ausübc? Ein Gesetzentwurf, den er abzuweisen schien, ist zurückgezogen worden; andere wurden vertagt, um einer neuen Prüfung unterworfen zu werden und eine Umarbeitung zu erfahren. Fast alle angenommenen wurden gemeinschaftlich zwischen der Re gierung und den Commissionen modificirt. Zugleich be zeugten diese täglichen Arbeiten die fruchtbare Thätigkeit des gesetzgebenden Körper» und bestätigten seinen Einfluß; glänzende und belebte Debatten, welche die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkten, haben bewiesen, daß da» politische Leben nicht in ihm erloschen war. ES ist wahr: die Wahlkammer hat aufgehört, rin Tummelplatz zu sein, wo die Ehrgeizigen, selbst auf Kosten de» öffentlichen Wohl», sich die Gewalt streitig machten; sie ist heute eine ernste und würdige, von praktischen Gesichtspunkten be seelte Versammlung, welche mit Reife debattirt und mit Unabhängigkeit ihr Unheil fällt, wo alle großen Inter essen des Landes gleiche Aufmerksamkeit finden, wo die Verwendung de» Landesvermögens streng überwacht wird, und wo persönliche Eifersüchteleien und Leidenschaften nicht mehr die gute und rasche Erledigung der Ange legenheiten hemmen. Diese einfache Darlegung der Ar beiten des gesetzgebenden Körper» in einer einzigen Ses sion erklärt hinreichend die Achtung, welche sie umgiebt. Man hat kraft der Thatsachen und einer glücklichen Er fahrung ein Recht, zu sagen, daß Frankreich kein Volk um irgend etwas zu beneiden hat, und daß seine Ver fassung den Vergleich mit den gerühmtesten Organisa tionen aushalten kann. Die Deputaten werden bei ihrer Rückkehr an den häuslichen Herd nach einer glücklich beendeten Session dort die Dankbarkeit ihrer Mitbürger finden für den wirksamen Beistand, den sie ohne Unter laß dem Kaiser boten, und für all da» Gute, wa» sie zu leisten wußten. Die Erkenntlichkeit des Landes, welche cs dem gesetzgebenden Körper schuldet, wird sich auch auf den Staatsrath erstrecken, der den Arbeiten der Kam mer so innig bcigesellt ist in der Vorbereitung und Vcr- theidigung von Gesetzvorlagen. Die ausgcwählten Män ner, welche den StaatSrath bilden und dem Studium der Geschäfte so viele Einsicht, Kenntniß und Klarheit zuführcn, fahren würdig fort, die Traditionen dieses er habenen Staatskörpers zu wahren. Die aus der Zu sammenwirkung des gesetzgebenden Körpers und deS Staatsralhes hervorgehcnden Gesetzentwürfe, haben noch Feuilleton. Anne LieSbeth. Von K L. Andersen.*) (Korts- on< Nr. I8S.) Nun ward der Kaffee getrunken, darauf wurde ge plaudert, und endlich verließ Anne LieSbeth die Hütte de» Feldarbeiter» und ging weiter auf da» Städtchen zu, woselbst sie den Fuhrmann antlrffcn und noch in derselben Nacht mit diesem in ihre Heimath fahren wollte. Als sie aber den Fuhrmann sprach, sagte derselbe, er könne erst den Abend de» nächsten Tage» zum Fahren fertig sein. Sie sann jetzt über die Kosten und die Läng« de» Wege» nach, und indem sie bedachte, daß der Weg, wenn sie läng» der Meertsküste ging, sich schon um zwei Meilen kürzer al- der Fahrweg gestalte, daß ei Narr» Wetter und Wohl auch Mondschein sei, ent schloß sie sich, denselben zu Fuß zurückzulegen und so- zleich weiter zu wandern, so würde sie schon avr nächsten läge zu Hause sein. Die Sonne war üntergegangrn, da» Abendläuten au» de« Glocken der Dorskirchen hallt« noch durch die Lust, — doch nein, e» war da» Läuten nicht, sondern die Unken, die im Schilfe klagten. Jetzt schwiegen sie, Alke» ringsum war still, nicht einen Bogel vernahm man, auch jeder war zur Ruh', selbst die Eule mochte »icht zu Haus« fein; lautlose Stille herrschte am Waldr»- jaum und MeereSstrand; wie sie dahinschritt mm Ufer, hörte sie ihre eignen Fußtritte im Sande; da» Meer hatte keinen Wellenschlag, Alle» draußen in dem tiefen *) »u« öeffea werte: „»«« Herz und Welt". Leipzig, t»,r- az »n» L. Wiedermnm. Gewässer war verstummt. Alle dort unten waren ver stummt, die Lebendigen und die Tobten des Meeres. Anne LieSbeth schritt dahin, sie dachte, wie man sagt, an gar Nichts, sie war abwesend von ihren Gedanken; allein die Gedanken waren von ihr nscht abwesend, die sind niemals von uns abwesend, sie schlummern nur so, sowohl die in Thätigkeit getretenen Gedanken, die sich gelegt, al» diejenigen, die sich noch nicht gerührt haben. Aber diese Gedanken brechen seiner Zeit hervor, sie rüh ren sich bald im Herzen, bald im Kopfe, sie kommen gleichsam über uns wie von oben! Es steht geschrieben: „Eine gute That trägt ihre Frucht deS Segens!" und cs steht auch geschrieben: „In der Sünde ist der Tod!" Vieles steht geschrieben, Diele» ist gesagt worden, man weiß es nicht, man entsinnt sich dessen nicht; so erging e» Anne LieSbeth; allein es kann Einem ein Licht aufgehen, das Vergesseneise kann sich Einem nahen! Alle Laster, alle Tugenden liegen in unserm Herzen: in dem Deinigen, in dem meinigen; sic liegen fest als kleine unscheinbare Samenkörner; von außen her kommt dann ein Sonnenstrahl, die Berührung einer bösen Hand, Du biegst um die Ecke, lenkst rechts oder link em, ja, da- kann entscheidend sein, und da- kleine Samenkorn wird erschüttert, e» schwellt auf dabei, es zerspringt und ergießt seine Säfte in all Dein Blut, und nun bist Du schon auf der Fahrt. ES giebt qual volle Gedanken, dir hat man nicht, wenn man so gleich sam schlummernd umherwandelt, aber sie find da, sie gähren im Herzen; Anne LieSbeth schritt so mit schlum mernden Sinnen dahin, die Gedanken gährten! Von Lichtmeß zu Lichtmeß hat da» Herz Biele» auf dem Rrchenbrrt, e» hat eine ganze Jahre-rcchnung, Biele» ist vergessen, Sünden in Wort «nd in Gedanken gegen Gott, unfern Nächsten und unser eigne» Gewissen, wir denken nicht darüber nach, und Anne Liesbeth that da» auch nicht ; sie hatte Nichts verbrochen gegen das öffent liche Recht und Gesetz, sic war sehr wohl angesehen, eine rhrcnwcrthc, geachtete Person, das wußte sie. Und wie sie einherrschritt am Mccrcsufer, — was mochte da liegen? Sic hielt an; wa» war dort ««geschwemmt? — Ein alter MannShut lag da. Wo mochte der Wohl über Bord gegangen sein! Sie trat näher heran, blieb stehen und blickte den Hut an. — Eia! was liegt denn dort! sie fuhr erschreckt zusammen; allein eS war Nicht», worüber sie erschrocken, cs war Seegras und Schilf, das sich über einen großen länglichen Stein gelegt hatte, — sah cs doch ganz aus wie ein Mensch — eS war nur Schilf und Seegras, aber sie erschrak doch, und indem sie weiter schritt, kam ihr so Vieles in den Sinn, Wa ste als Kind gehört, alter Alberglaube von Gespenstern am MeerrSufer, dem Gespenste von dem Ertrunkenen und nKht Begrabenen, der an der öden Meeresküste an geschwemmt liegt. Der tobte Leib, der thue Niemandem etwas zu Leide, aber dessen Gespenst, ja, das verfolge den einsamen Wanderer, hänge sich an denselben und fordere, nach dem Kirchhofe getragen zu werden, um in geweihte Erde zu gelangen; angeklammert! angeklammcrt! rufe das Gespenst. — Und indem Anne LieSbeth still für sich diese Worte wiederholte, stand ihr plötzlich mit einem Male ihr ganzer Traum vor Augen, leibhaftig wie er gewesen war, wie die Mütter sich an sie angc- klammert und dieses Wort immerfort gerufen hatten, wie die Welt versunken und verschüttet, ihr Hcmdärmel zer rissen und sie aus den Händen ihres Kindes gefallen sei, da» sie in der Stunde de» jüngsten Gerichts hätte aufrecht erhalten wollen. Ihr Kind, ihr eignes leibliche» Kind, das sie nie geliebt, ja für das sie nicht einmal einen Gedanken gehabt, diese» Kind liege jetzt auf dem Meeresgründe, e» könne al» Gespenst au» den Wellen eine letzte Probe zu bestehen: sie sind der hohen Con trol« des Senate» unterworfen, der untersucht, ob sie mit der Verfassung und mit den schützenden Grundsätzen unsrer Gesetzgebung im Einklänge stehen. Aber damit ist die Rolle dieser Versammlung nicht begrenzt! diel Prüfung der Petitionen führt vor sie die Untersuchung aller politischen Fragen, in dem Maße, als sie die öffente liche Aufmerksamkeit erregen. Eine Neuerung, nach wel cher die Senat-Verhandlungen bekannt gemacht werde«, hat die Dienste gezeigt, welche eine Versammlung Frank reich erweist, in der so viel Manner sich begegnen,- die durch den Glanz ihrer Laufbahn, die hervorragende Würde ihrer Aemtcr, die Ausdehnung ihrer Kenntnisse und da» Verdienst ihrer Werke unter den „„Glanzpunkten de» Landes"" Platz genommen haben." Tagesgeschichte. Dresden, 15. August. Die gegen Ende de» letzt vergangenen ordentlichen Landtags im Jahre 1858 zur Berathung der Entwürfe der Gewerbeordnung, der Mi litärgerichtsordnung und der evangelisch lutherischen Ktr- chenvcrfassung von beiden Kammern der Ständeversamm lung nirdcrgesetzten Zwischendrputationen sind heute hier zusammengetreten. Bis heute Mittag waren angr-- meldet u) au» der l. Kammer: die Herren Major v. Schön fels auf Reuth (Präsident der Kammer während des letz ten Landtags), Bürgermeister Koch aus Leipzig, Bürger meister Müller aus Chemnitz, Kammerherr v. Zehmen auf Stauchitz, Kammerherr Freiherr v. Friesen aus Rötha, Bürgermeister Hennig aus Grimma, Advocat v. Könneritz aus Dresden, Rittergutsbesitzer v. Böhlau auf Döbe«, Superintendent 1>r. Lechler aus Leipzig, Kammcrhcrr v. ErdmannSdvlff auf Schönfeld, Kammerherr v. Beschwitz auf Arnsdorf und Rittergutsbesitzer v. Römer auf Neu- inark (als Stellvertreter für Herrn Klostervoigt v. Posern auf Pulsnitz); d) aus der II. Kammer die Herren Ab geordneten Bürgermeister Haberkorn auS Zittau (Präsi dent der Kammer während deS letzten Landtags), Stadt rath Hoffmann aus Kamenz, Staatsminister a. D. Georgi auS Mylau, OberappellationSrath v. König auS Dresden, Advocat vr. Arnesi aus Dresden, ge heime Rcgierungsrath a. D. Rriche-Eisenstuck auf Schön-' selb, Gutsbesitzer Mai aus Polenz, Gutsbesitzer Kierberg aus Görnitz und Rittergutsbesitzer Rittner auf Merz dorf. Wien, 14. August. Di« „Orst. Ztg." schreibt: Seit einigen Tagen werden beunruhigende Gerüchte von Spaltungen und aufregenden Vorgängen im Eomit« des Rcichsrathe» verbreitet. Diese wirkten sogar auf die Course an der Börse zurück, so daß man allgemein von Auslösung de» RcichsrathcS und andern Absurdi täten fabelte. Erkundigungen, die wir eingezogen, setzen uns in die Lage zu versichern, daß diesen Gerüchten aller positive Boden fehlt. Die Debatten im BudgrtauSschusse haben das Maß einer eingehenden Besprechung nicht überschritten und haben bisher stet» zu positiven Resul taten in Feststellung des Budgets geführt. l'b Prag, 14. August. Wir vernehmen, daß die Discussion in der Sitzung der Prager Handels- und Gewerbekammer am 13. d. M. sehr interessant war. Das Kammcrmitglied Herr Pstroß, Lcderfabrikant, be zeichnete in einem länger» Vortrage über die Handels-, Industrie- und Gcldverhältnisse de» Landes die Beru fung einer Vertretung der Gesammtmonarchie durch Se. k. k. Majestät al» das Mittel, den Credit in allen Rich tungen zu heben und ein günstiges Verhältniß der Va luta herzustellen. Er beantragte, diese Erläuterung Sr. Erccllcnz dem Herrn Statthalter Böhmens mit der Bitte mitzutheilen, dieselbe an die Stufen deS allerh. Thrones gelangen zu lassen. Der bei der Sitzung anwesende k. k. Commissar, der Statthaltereirath Rieger v. Ricgersho- fen, erklärte jedoch, daß dieser Antrag durch seinen po litischen Inhalt, der noch dazu nicht blos den Kammer bezirk, sondern ganz Böhmen und die Monarchie um faßt, über die Befugnisse der Handelskammer hinausgehe. austauchcn und rufen: „Angeklammcrt! bringe mich in geweihte Erde!" — Und indem sie das dachte, prickelte ihr die Angst in den Fersen, daß sie schneller dahin schritt; die Furcht kam heran als eine kalte, nasse Hand und legte sich in ihr Herzgrübchen, daß sie fast ohn mächtig ward, und indem sie nun über das Meer hinaus blickte, wurde dort Alles dicker und dichter; ein schwerer Nebel wälzte sich heran, legte sich um Gebüsch und Baum, diese sonderbar gestaltend. Sic wandte sich um, nach dem Monde schauend, der hinter ihr stand, der war wie eine blasse Scheibe ohne Strahlen; es war, als habe sich ein Etwas schwer auf alle ihre Gliedmaßen gelegt: „Angcklammert! angeklammcrt!" dachte sie, und al» sie sich wieder umkehrte und den Mond anblickte, schien eS ihr, als sei besten weißes Gesicht ihr ganz nahe, und der Nebel hing ihr wie ein Gewand an den Schultern herab. „Angeklammcrt! trage mich in geweihte Erde!" klang cs in ihren Ohren, so hohl, so gar sonderbar; der Laut kam nicht von den Unken, nicht von Raben oder Krähen, sie sah keine solche. — „Ein Grab! grab' mir ein Grab!" klang es ganz laut; ja es war das Ufer gespenst von ihrem Kinde, da» auf dem Meeresgründe liege, da- keinen Frieden habe, bi» e» auf den Kirchhof getragen und ihm ein Grab in geweihter* Erde gegraben werde. Dorthin wollte sie gehen, dort wollte sie graben, und sie schritt dahin in der Richtung, wo di« Kirche lag, und eS schien ihr dabei, als werde di« Last ihr leichter, ja sie verschwand, und nun wollte sic wieder umkehren und auf dem kürzesten Wege nach Hause ge langen, — aber da faßte e» sie wieder : „Angcklammert l angcklammert!" — es hörte sich an wie das Quaken der Frösche, wie da» Klagen eine» Vogel», wie — r» klang zu deutlich: „Grab', grab' mir ein Grab! Grab!" Der Nebel war kalt und feucht, Hand und Gesicht war«« ihr kalt und naß vor Entsetzen, an ihren Körper
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