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Dresdner Journal : 29.07.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186007297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-07
- Tag 1860-07-29
-
Monat
1860-07
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 29.07.1860
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O175 V Sonntag, t>en 29 Juli. 1860. Ibonnemrutspreist: ILdrU-N: 5 7blr. 10 k.'»r. w >»«L» « ^)itbrl.r 1 ,, 10 „ „ „ Xtou»tllcb io vr»»L»v! Id Hgr. Liorelu« biuwivvro: 1 bigr. lw LN»I»v4< tritt ?o»t uuck 8»«np,l»o- ocbt»g bin»«. rnftrateapveist: kür ä«u k»um «ioor g«»z»»It«uon 2«ll«: 1 Kxr. Vot«r ,,Lluge»»nat" äi« 2«N«: 2 dlgr. «rschtiur»: l'tglicb, mit Xa»»»dm« ä»r 8uuL. m»ä kliert»^«, Xboilü» kür ä«u folgens«» 7»g. , SS Dres-nerAmrM. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. , ,, ' , -nsrratrnaanahme auswärt«: I^iprig: k». L»x»v8r»rr>», OommwsionLr cke» vresäuer ^ournslo; ebeng»,elk,t: tt. Uv»»»»; ^It»»»: U»^»»»»r»i» 4k Vooi.»u; LsrU»^ O»orir»'»cd«! tturbk., tt»r»:x»r»» » öursau; Lreweo: L 8c»r.orr»; rr»»lckurt ». N.: a»»u»»'»cl>e öuclibenillunx, Löw' Xvoi,» Liir>»»r»; kari«: v. l-o^rx»»!.» (28, rue äs» dvn» enk»os); kr»g: t». ttuoblisnälunx. Herausgeber: Xönigl. Lxpsäitioo äs» vresäusr 4our»»Io, Oresävn, Llurieirstr»»»« I^r. 7. !-q nrü" 171-1- -i M.lnrnsn^n>, „ Rachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate August und September werden für Dresden zu dem Preise von L Thlr. bei uns angenommen. — Für auswärts müssen die Bestellungen auf das volle Quartal lauten (Preis: in Sach sen Thlr.) und find an die nächstgelegenen Postanstalten zu richten. Die Jnsertionsgebühren betragen beim „Dresdner Journal" für die Zeile oder deren Raum im Jnseratentheile I Rgr., unter „Eingesandt" 2 Rgr. Kömgl. Llpebitioa des Dres-ver Zourvals. (Marienstraße Nr. 7.) Amtlicher Theil. Dresden, 28. Juli. St. Majestät der Kaiser Franz Joseph von Oesterreich sind heute Bormittag ^>9 Uhr von Pillnitz nach Reichstadt abgereist. Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Meinin gen ist heute Nachmittag A3 Uhr nach Leipzig abgrreist. Dresden, 26. Juli. Se. Majestät der König ha ben allergnädigst geruht, dem I)r. Gustav Adolph Struve hier das Ritterkreuz Allerhöchst-JhreS AlbrechtordenS zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicdt. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Korrespondenz Stern. — Times. — Herald.— Morning-Post.) Tagesgeschichte. Dresden: Vom königlichen Hofe. — Wien: Einschreiten gegen den „VolkSfrrund." Der Proceß gegen die Triester Kaufleute. Bücherverbot aufgehoben. Einverleibungswünsche in Therrsiopel. ObservationScorps an der südöstlichen Grenze. Ver änderungen im Polizeiministerium. Prehverwarnung. — Salzburg: Eisenbahnverbindung mit Innsbruck. — Pesth: Die Stadt durch Benedek beruhigt. — Gratz: Fackelzug sür Prof. Ahrens. — Triest: Don der Marine. — Verona: Ein Falschmünzer verhaftet. Assentirung in den neupiemontesischen Provinzen. — Berlin: Die Kaiserin von Rußland angekommen. Der Prinz-Regent zurück. Befestigungen in Spandau. Die,,Loreley" nach Sicilien bestimmt. — Karlsruhe: Versammlung katholischer Geistlicher in Appenweier. — Wilhelmsthal: Vom Hofe. — Wiesbaden: Ei senbahnankauf genehmigt. — Paris: Präcisirung dcS Preßregimes. Abd-el-Kader's Benehmen. Badereise der Kaiserin. Die syrische Erpedition. Tagesbericht. — Rom: Pietri erwartet. Verurtheilung. — Bo logna: Erklärung gegen Lafarina. — Palermo: Nähere Nachrichten über die neuesten Vorgänge. — Madrid: Wahlen. Die portugiesischen CorteS. — London: Erpedition nach Syrien. Schlägereien zwischen Orangisten und Katholiken. Vermischtes. — Christiania: Ankunft der Majestäten. — St. Pe tersburg: Operationen im Kubangcbiet. Rccruti- rung vorbereitet. Der letzte Castcllan deS polnischen KönigShofes -s. — Konstantinopel u. Smyrna: Die Vorgänge in Syrien. — Bukarest: Die russische Schuld. — Belgrad: Neues Skupschtinagesetz. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten (Leipzig. Zittau.) Statistik und Volkstvirthschaft. Lrtiebsüderficht der k. sächs. StaatSeisenbahuen pro Monat Juni. Feuilleton. Die neuesten Erwerbungen für die k. Gemälde- Galerie. Von Juli» Hübner. Al» die Zeitungen dir Kunde von der im Juni d. I. in London bevorstehenden Versteigerung der nachgelassenen Bilder- und Handzeichnungsammlungen de» verstorbenen Kunsthändler» Mr. Samuel Woodburne brachten, war eS insbesondere Herr Dir. Schnorr v. EarolSfeld, welcher die Aufmerksamkeit auf diese namhafte Sammlung lenkte, welche er bei seiner Anwesenheit in London im 1.1851 noch im Besitze deS Verstorbenen gekannt und bewundert hatte. Namentlich Warrn eS die Meister der alt-italienischen Schule, welche in derselben fast ausschließlich in vortreff lichen Werken vertreten waren. Infolge dessen erhielten der Unterzeichnete und der Director L. Gruner den allerhöchsten Austrag, sowohl für die hiesige k. Gemäldegalerie, al» auch für da» Cabinet der Kupferstiche und Handzeichnnngen einige passende Erwerbungen zu machen. Die Resultate diese» Auftrage« und namentlich die Erwerbungen für die k. Bildergalerie sind de« kunst liebenden Publicum seit kurzem in den Räume» de» Museum» zur Anschauung übergeben worden, und es wird daher nicht unangemessen erscheinen, einige nähere Notizen über dieselben au» authentischer Quelle hier «itzutheilen. ES sind im Ganzen sechs Bilder alt - italienischer Meister angrkanst worden ; von Giunta Pisano, Giottino, Starnina (2), Signorelli und Leonardo da Vinci. Das Bildchen von Giunta Pisano (geb. u« 1210) ist eine Madonna «it dem Kinde auf dem Throne fitzend, noch ganz in dem sogenannten byzantinischen Style, wie Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonnabend, 28. Jnli. Der heutige „Covftitutionnrl" berichtet: Wie es heißt, werde die Convention wegen der syrischen Angelegenhei ten zwischen den Mächten heute unterzeichnet wer den. Die Erklärung der Pforte, dabei Beruht- gungfaffeu zu wollen, fei gestern Abend angekommen. Aus Neapel, vom 24., wird über Genua ge meldet, in Avellino (sechs deutsche Meilen östlich von Neapel in den Abruzzen gelegen) habe ein Aufstand stattgefunden. Die fremden Truppen (von den Fr«m- denregimentern) hätten Blut vergvsseu, auch einige Häuser geplündert. In Gaöta sollen die Solda ten gerufen haben: „Nieder mit der Constitution! Es lebe Marte Therese (die Stiefmutter des gegen wärtigen König»)!" London, Freitag, 27. Juli, Abends. In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Staatssekretär deS Auswärtigen, Lord John Rus sell, der neapolitanische Gesandte habe mitgrtheilt, seine Regierung wünsche nur Englands Interven tion zum Frieden und habe nicht daran gedacht, daß Gewalt anarwendet werden solle, um Gari baldi in seinem Laufe zu hemmen. — Der Staats sekretär deS Innern, Sir G. Lewis, meinte, eine augenblickliche Kriegsgefahr liege nicht vor. Strenge Maßregeln gegen Fremde würden nur unnöthigen Verdacht erregen. Dresden, 28. Juli. Vor einigen Tagen brachte die in Berlin erscheinende ,,Correspondenz Stern" folgenden auS derselben in die „Schlesische Zeitung", „Kölnische Zeitung", den „Straß burger Korrespondenten" und andere Blätter übergegan genen Artikel: „Eine große Gefahr hat über Preußen geschwebt; eine Beust'sche Drohnote hat unsre Politiker in Schrecken versetzt und nur durch reuige Entschuldigung sind wir den Gräueln de» Bruderkriege» entronnen. Man höre: Bei der letzthin stattgehabtcn DiSlocirung derTrup- pcn traf e» sich, daß auf irgend welche Weise 2 Mann und 1 Unteroffizier — eS mögen auch ein paar Bayvnnrte mehr gewesen sein — von der königlich preußische» In fanterie ihren Weg durch da» Königreich Sachsen nahmen, nlit Sack und Pack und Schieß- und Spieß- und Seiten gewehr in Dresden ankamen, dort verweilten und — ob an demselben, ob am andern Tage, ist uns nicht mitge- thcilt worden — ihren Weg auf der Eisenbahn weiter fortsehten. Darob geriethcn die Sachsen in große Auf regung — sic mochten die Durchzügler sür die Avant garde eines preußischen OccupationScorpS halten, da» Sachsen wie Anno 1756 überfallen wollte. Die hoch weisen Herren steckten die Köpfe zusammen, fanden auS den mit Preußen abgeschlossenen Conventionen heraus, daß der Durchmarsch preußischer Truppen den sächsischen Behörden vorher angezeigt werden müsse, daß dies hier unterlaßen worden sei. — Kurz, so schreibt man au» Dresden, die Sache wurde zu solcher Höhe hinausge schraubt, daß Herr v. Beust die Friedenspfeife bei Seite stellte, die Stirn runzelte, die spitzigste Feder herbeiholen ließ und 48 Stunden lang an einer Note schrieb, wel cher die Note an Rußland nicht daS Wasser reichen soll. ES war richtig; — der Kommandeur des Regiments, welchem die 3 oder 5 preußischen Bayonnete «»gehörten, hatte die pflichtschuldige Anzeige unterlaßen. Da hat denn Preußen zu Kreuze kriechen müssen, es hat höflichst um Entschuldigung gebeten und in Dresden glaubt man, daß im Ministerconseil beschloßen werden wird, Preußen das erbetene Verzcihungsmandat gnädigst auszufertigen." Zu diesem Artikel haben wir nur Folgendes zu bemer ken. Unterm 12. Juni d. I. ist allerdings auA dem Mini sterium der auswärtigen Angelegenheiten auf Antrag des Kriegsministeriums ein Erlaß an die königliche Gesandt er dem Meister, der noch dem Cimabue in der Zeit vorangcht, eigen war. Dennoch sind schon Spuren von einer Charakteristik sichtbar, wie sie in den rein byzanti nischen Arbeiten nicht vorkommt, und es ist jedenfalls in hohem Grade interessant, den ersten Beginn der Madonnendarstellung in diesem Bilde gegenüber der Sirtinischcn Madonna, das Samenkorn gleichsam gegen über der vollendeten Blüthe, zu betrachten. Da» Bild von Giottino, welcher eigentlich Tommaso di Stefano heißt und von 1324 bis 1356 in Florenz lebte, stellt Johannes den Täufer im Gesängniß vor, wie ihm die beiden Jünger Botschaft von Christo bringen (Ev. Matth. 11, 2). ES zeichnet sich durch eine groß artige Komposition und edle Charakteristik der heiligen Gestalten auS, welche lebhaft an die spätern Arbeiten de» Masaccio in der Kirche del Carmine erinnert, und repräsentirt in würdiger Weise diesen seltenen Meister. Von Ghrrardo di Jacopo Starnina, geb. 1354 in Florenz, gest. um 1413, zwei anmuthige Rundbilder, der Erz engel Michael in voller Waffenrüstung mit Schwert und Weltkugel in den Händen, und der Engel Raphael mit dem kleinen Tobias, welcher den wunderbaren Fisch trägt; beide- find Theile einer sogenannten Predella, von außerordentlicherAnmuth und einer soweit vorgeschrittenen Trefflichkeit der Zeichnung und Klarheit der Farbe, daß man schon an Raphael'sche Elemente erinnert wird. Star nina soll nach Vasari'S Bericht einer der Ersten gewesen sein, welche von dem Antonello da Messina da» Orlmalrn irr Eyck'scher Weise erlernten. Auch dieser seltene Meister war bisher in unsrer Sammlung nicht vertreten. An Größe wie an Bedeutung jedoch stehen die Bilder de« Luca Signorelli und Leonardo da Vinci an der Spitze der Erwerbungen, wenngleich wir dieselben hier, der chronologische« Reihe gemäß, erst auf die andern folgen laßen. schäft zu Berlin ergangen, welcher wörtlich folgender maßen lautete: ,, Am 30. Mai c. sind zwei Unteroffiziere und ein Gemeiner vom königl. preußischen 10. und 11. Jn- santerie-Regimentc in voller Ausrüstung in Dres den eingetroffrn, haben auf eigene Rechnung daselbst übernachtet und sind Tags darauf mittelst der Eisenbahn auf Kommando nach Sömmerda abgcgangen. Dieses Com- mando hat sich — vom Dresden-Leipziger Eisenbahn-Bille teur bei Vorzeigung einer Legitimation zur Erlangung einer Fahrgelder-Ermäßigung dazu veranlaßt — beim Stadt- Commando vorgrstrllt, wogegen ein anderes dergleichen Kommando, welche», dem Vernehmen nach, am 29. Mai o. ebenfalls in voller Bewaffnung in Dresden ein getroffen ist und sich daselbst aufgehalten hat, gar nicht angemeldet worden ist. Da solche Durchzüge bewaffneter Mannschaften ohne Ankündigung bekanntlich nicht statt finden dürfe», so ist die Vermittelung des königl. preuß. Ministers der auswärtigen Angelegenheiten — unter Er wähnung deS im Juli vor. Jahres vorgekommenen ähn lichen Beschwerdefalles — dafür erneuert zu erbitten, daß die betreffenden königl. preußischen Militärbehörden deren Wiederholung vermeiden mögen. Ich ersuche die königl. Gesandtschaft, sich dessen mittelst Note und in rücksichtsvollster Form zu unterziehen." Dieses ist der einzige in der Sache von hier aus ergangene Erlaß, aus Grund dessen die „Korrespondenz Stern" in den Stand gesetzt worden ist, der Welt die obige Geschmacklosigkeit aufzutischcn. — Also auch hier wieder wie anderwärts: große Zwecke, kleine Mittel. Die neuesten englischenZeitungenbesprechennochvor- zugsweise die syrischeAngelegenheit. Die „Times" nimmt entschieden sür die französische Politik Partei. „Die Drusen und Maroniten — sagt sie — haben ein Ab kommen getroffen, das man mit dem Namen eines Frie- densvrrtrages beehrt. Mit andern Worten, die Mörder von Zahlch und Damaskus, in Schrecken gejagt durch daS Erscheinen europäischer Schiffe an der Küste, und im Be wußtsein, daß sie durch ihre Thaten die schnelle Rache der christlichen Nationen über sich gebracht haben, wollen für jetzt mit der Ausrottung ihrer Gegner inne halten und haben nichts dagegen, daß ihre Verbrechen vergessen werden. Ein solcher Abschluß dieser Geschichte würde ohne Zweifel den Drusen, den pflichtvergessenen türki schen Befehlshabern,« und der hohen Pforte selbst an genehm sein; aber cs ist nicht wahrscheinlich, daß die Westmächte eine Erledigung solcher Art annehmen wer- . den. Der Frieden des Orients hängt jetzt von der Stim mung von einem Halbdutzend verschiedener Stämme ab, die vom mittelländischen Meer bis an das Ufer des Euphrat zerstreut leben, und wir fürchten, daß die ganze musel männische Bevölkerung drauf und dran ist, das Werk der Verfolgung zu beginnen. Aleppo ist bedroht und in die sem Augenblicke vielleicht schon gefallen, obgleich es dort weder Drusen noch Maroniten giebt. Die Christen der ganzen Region im Osten Syriens erwarten ein ähnliches Schicksal von den Händen der Muhamedaner, unter denen sie leben; die Drusen haben dort keine Macht, aber der einmal begonnene Krieg dürfte sich über Orte ausbrei ten, wo ihr Name entweder unbekannt, oder verabscheut ist. Wir möchten daher auf Grund der vermeintlichen Aussöhnung der Libanonstämme Frankreich und England nicht abrathcn, sich in Syrien zu zeigen, schwere Rache für das Geschehene zu fordern und Vorsichtsmaßregeln gegen eine Wiederholung des Verbrechens zu treffen. Aus Allem geht eine solche Mitschuld aller nichtchristlichen- Raren hervor, daß man nicht die Drusen allein verant wortlich machen, daß man die Muselmannen nicht frei sprechen darf. Die Einmischung der Westmächte ist voll kommen gerechtfertigt, und wir sehen ohne Bedauern, daß Frankreich die Sache mit seiner gewohnten Energie auf nimmt. Die Staaten, welche die Convention von 1840 unterzeichnet und die an dem Vertragsabschluß von 1856 Theil genommen haben, sind verantwortlich sür die Wohl fahrt der Region, die sie bei der erster» Veranlassung unter die türkische Obrigkeit stellten und dem Sultan vor Das größte von allen ist das Rundbild des Luca Signorelli, eine heilig: Familie mit Engeln in fast lebensgroßen Figuren darstellend. Luca di Gilio oder Egidio Signorelli, genannt Luca di Cortona, wo er um 1441 geboren wurde und um 1521 starb, war ein Schüler des Pietro della Francesca und von Einigen als der Meister des Michel Angelo genannt. Er erscheint, wie die »reisten Heroen jener frühe» italienischen Kunstcpochc, am größten in seinen berühmten Fresken im Dome von Orvieto, und seine Staffelcibildcr gehören zu den größten Seltenheiten. Allein daß er auch in dieser Art zu malen nicht minder groß gewesen sei, dafür liefert das in Rede stehende Bild einen schlagenden und unwiderleglichen Beweis. Die Madonna hat das Christuskind vor sich auf einen Felsenvorsprung gelegt, welchen sie sorglich mit ihrem Mantel bedeckte; der Blick der Mutter und des Kinde» begegnen sich, wie in inniger magnetischer An ziehung, während der kleine Johannes lieblich das Köpfchen des Christkindes umfaßt und den alten Joseph anblickt, der zur Linken sitzend in stiller Freude zu schaut. Hinter der schönen Gruppe erhebt sich eine Felsen höhe, auf welcher zwei jugendliche Engelgestalten, innig umschlungen, aus einem offenen Buche die Wonne der himmlischen Hcerschaaren singen. E» ist unmöglich, den hohen Ernst und dir feierliche Anmuth diese» Bildes auch nur annähernd zu beschreiben, das, wie rin stre-ger, frischer und reiner Morgenhauch jenes alt-italischen KunstfrühlingS, erquickend und kräf tigend da» Herz deS Beschauers anweht. Selbst die Schroffheiten der Behandlung, die dunkeln Umriffe und starken Schatten gehören bei diesem Dor bilde und Geistesverwandten des Michel Angelo zu dem vier Jahren nebst dem Rest seiner Besitzungen gewähr leisteten. Frankreich ist daher im Begriff, eine Anzahl Truppen auf der syrischen Küste zu landen, und Eng land wird zur See cooperiren. Möglich, daß die Pforte sich dadurch zu mehr als gewöhnlicher Thatkrast auspor- nen lassen wird, und daß Fuad Pascha sich bemüht, die Dinge inS Gleis zu bringen, bevor die vereinigten Ge schwader ihre Operationen beginnen. Die Nachricht von dem zwischen den beiden Stämmen hergestcllten Frieden scheint ein Schritt in dieser Richtung. Aber Europa wird sich schwerlich durch so hohle Kunstgriffe täuschen lassen. Es wird die Pflicht und Schuldigkeit der christ lichen Staaten sein, jene Küstenpunkte zu besetzen, wo durch man die muselmännischen Racen des Lande« dahin bringen kann, daß sie die Nothwendigkeit cinsehen, ihren Fanatismus in Schranken zu halten. Es wird auch ihre Pflicht sein, darauf zu bestehen, daß die Pforte die Häupt linge und ihre Mitschuldigen bestrafe, selbst wenn einige der Schuldigen sich in den Reihen der türkischen Armee finden sollten. Die politischen Arrangements zur Errci chung dieser Zwecke scheinen unS von untergeordneter Be dcutung. Es ist entschiedcn rathsam, die Pforte wie eine unabhängige und uns ebenbürtige Macht zu behandeln und das Land nur kraft einer Convention mit ihr zu besetzen, aber wenn rin solches Abkommen nicht getroffen werden kann, so laßt uns im Namen der Menschlichkeit die Etikette bei Seite setzen und diesen Gräueln ohne Weiteres ein Ende machen." — Der „Herald" nimmt dagegen einen andern Standpunkt ein. Er schreibt: „Lord John Russell s Darlegung seiner Ansichten über die syri sche Frage war ebenso erfrischend durch ihre Einfalt wie rührend durch das Vertrauen, das sic an den Tag legte. Unser StaatSsecrerär des Auswärtigen weiß nichts gewiß, als was ihm der französische Gesandte sagt. Hr. v. Per- signy trat , bescheiden genug auf, als er mit Lord John Russell von der syrischen Angelegenheit zu reden anfing. Eine europäische Intervention, nicht eine französische Okku pation war cs, was er wünschte. Aber Lord John Rus sell muß ihn mit seiner Complaisance erdrückt haben. Von einer europäischen Intervention mag Lord John nichts hören. Sie muß rein, oder vorzugsweise fran zösisch sein, und England, im richtigen Bewußtsein seiner untergeordneten Stellung, sendet ein Geschwader von Dam pfern mit, um die Gcbirgsvölker des Libanon zur Raison bringen zu helfen. Man denke sich das Entzücken der französischen Diplomaten. England war ja die einzige Macht, von der sie einen Widerspruch erwarten konnten. Wenn England den Vorschlägen der Tuilerien beisttmmte, wer sollte sie znrückwersrn? Aber, der Mensch denkt, und Gott lenkt. Der Sultan blieb fest, und gerade im rech ten Augenblick habe» die Drusen und Maroniten ihren Streit geflickt. In Paris wird man diese Nachricht wahr scheinlich als einen sehr unangenehmen conlrelempsi an sehen; wir aus dieser Seite des Canals können sie nur als ein höchst glückliches Ercigniß betrachten. Hoffentlich wird Lord John Russell die Gelegenheit benutzen, um seine unglückselige Zustimmung zur französischen Inter vention in Syrien zurückzunehmen." — Diese Erwar tung hat sich bekanntlich nicht erfüllt. Die „Morn ing Post" schrieb in dem Artikel, welchen sie ihrer Meldung von den Friedensschlüssen zwischen Drusen und Maroniten folgen ließ: „Wir wol len hoffen, daß die syrische Frage durch das zwischen den Drusen und Maroniten getroffene Abkommen bereits ihre friedliche Erledigung gefunden hat. Sollte dieses nicht der Fall sein, dann hoffen wir, daß die Türkei stark genug sein wird, die Ordnung in ihrem Reiche wieder herzustellen, und daß sie daS Princip einer frem den Intervention erst dann sanctioniren wird, wenn sie sich erst von der Unzulänglichkeit ihrer eigenen Kräfte die feste Ueberzeugung verschafft hat. Die einer militä rischen Einmischung und Occupation entspringenden Ucbcl sind so zahlreich, daß diese nur als das alleräußerste Mittel angewandt werden sollten. Eine derartige Occu pation, selbst in der ehrlichsten Absicht unternommen, wird nothwcndiger Weise keine blos vorübergehende sein können. Es werden sich jeder Zeit neue, mitunter trif- cigenthümlichcn Eindrücke dcS Ganzen und bedingen so gar eine malerische Wirkung auf die Ferne, wie sie un gesuchter und unerwarteter kaum in irgend einem Bilde jener früher« Periode gefunden werden mag. So liegt z. B. eine wahrhafte Musik in der wundervoll heitern Färbung von Luft und Landschaft zu den ernsten Tönen der Gewandung und Carnation, welche dem ganzen Bilde den durchsichtigen Glanz eines dunkelglühendcn Edel steine- verleihen ; Eigenschaften, welche um so schlagender hervortrctcn, als das Bild, bei seiner jetzigen Aufstel lung im Correggiosaalc (l>), die Concurrenz mit Bildern der vollendetsten Epoche, wie Paolo Veronese, Bagnaca- vallo, Dosso und Correggio selber zu bestehen hat und siegreich besteht. Daß die Formen deS Kopfes der Madonna vom höchsten Adel, die kühne Bewegung dcS Christkindes fast der au-gebildetsten Epoche Raphael'schcr Auffassungen (man denke an die Madonna der Bridgewater-Galeri«) glcichkommen, die Beleuchtung des Joscphkopfc» im kühn sten Helldunkel gehalten, alles DicS überrascht beim ersten Anblick eines Bildes auS so früher Kunstcpochc eben so sehr, als es bei wiederholter Beschauung fesselt und immer neue Reize darbietet. Gewiß, ein solches Bild wird in jeden: Sinne er klärend und überzeugend die geistige Reihe jener Vor gänger der größten Meister Italien- dem Beschauer ver vollständigen und die Lücken füllen, welche in dieser Be ziehung auf der Galerie von Dresden sich bisher noch fühlbar machten. Hierbei mag noch bemerkt werden, daß das Bild de» Luca Signorelli au» dem Besitze der Familie Venrrosi in Pisa von Mr. Samuel Woodburne erworben wurde. (Schluß folgt.)
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