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Dresdner Journal : 03.08.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186008035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600803
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-08
- Tag 1860-08-03
-
Monat
1860-08
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 03.08.1860
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Abomumral-preift: sill-rUeb : 5 l'UI,. 10 tixc. ü» -»«L—U. f Iw ^itiUurä» ^lübi-I.: 1 „ 10 „ „ „ (tritt kost- ooä ÜuuMlick io vr«»-»»: IS Xxr. s 8l«wp«Iru- Lioiolo« Kowwero: 1 Xxr. 1 »cbl»^ biutu. Insrratenpreist: kür ä«o k»ow «io«r oeipoiteoeo 2«ile: 1 Xxr. V»t«r „LiL^esonat" <lie 2 Xxr. Erschrt«»: IL^tied, mit Xll»o»t>w« 6«r 8oou- uoä kolertox«, ^beoü» für ä«o kol^«ockea VresdurrIMmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Lusrratrnannahmr auswiirt«: !,«ip»ix: k». V»t»v»r«rr«o, 6ommi,»io»Lr <te» Oresäner ^ourools; ebe»s»üslb«t: 1l. He»«nit; Xiloax: Iltxxrkisrrix L Voul-iiu; Lsriio: Oxui-lex rcbe iiucbb., lir rt orrro » Lurc-xu; Lrswoo: k. 8cul.orr«; kroo^furt x. L ,kx»:uL8 Kl:k<- liiiebllxnälun^: Xdio: kLvrxrx; kxrii: v. I,:i<vrxrxi.!« (28. rus <ie» bou» eofou»); kriex- i«. Lu«i.l«:ll's llu^btlxnllluux. sscraiisgcber: leöllix!. Üx>>ocliti<»u <io» Oresüuer ^uuruxle, Ore-iden, SlarieusilLü^e Xr. 7. ' »> Amtlicher Theil. Dresden, 1. August. Der ordentliche Professor der philosophischen Staate- und Rechtswissenschaft zu Gratz, Vr. Heinrich Ähren», ist zum ordentlichen Professorder Staat-Wissenschaft an der Universität Leipzig ernannt worden. Luch habe« S«. Königliche Majestät allrrgnä- digst geruht, demselben da- Prädikat al» Hofrath in der 4. Classe der Hofrangordnung taxfrei zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeituvgsschau. (Donau-Zeitung. — Oestcrreichische Zeitung. — Neue Hannoversche Zeitung. — Karls ruher Zeitung.) TageSgeschichte. Dresden: Reise Sr. Majestät deS xönigS. — Wien: Die bevorstehende Eisenbahncröff- nung in Salzburg. Minister v. Beust. Religiöse Serie. Viehseuche erloschen. Ein Dampfer in Wiesel burg angckommen. Zur Sprachenfrage. — Verona: Piemontesische Deserteure. — Berlin: Ankunft der bayerschen Majestäten. Mini ster v. Auerswald unwohl. Ordensverleihungen aus Anlaß der Teplitzer Zusammenkunft. — Posen: Be kanntmachung wegen deS Gebrauchs der polnischen Sprache. — Kassel: Gehaltserhöhungen. — Karls ruhe: Kammervrrhandlungen. — Freiburg: Ge neralversammlung der katholischen Vereine. — Paris: Die syrische Convention. Neue Geschühgießerei. Ver suche mit neuen Patronen. Sitzungen des Oberhan- delSrathS. Ueberwachung der Provinzialpresse. Die spanischeGrcßmachtSfrage.Vermischtes.— Neapel: Die Austritte in Avellino. Aufregung in denProvinzen.—P a - lermo: Neuer Polizeidircctor. Freischärler. Die Ent lassung deS KricgSministers. Die Einnahme von Mi lazzo. Papiergeld. — London: La Grcca's Mission. Parlamcntsvcrhandlungcn. Zur syrischen Frage. — St. Petersburg: Geschwader nach Syrien. — Bu karest: Ministrrabdankvngen. — Athen: Lebens mittel nach Syrien. — Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dre-dner Nachrichten. Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. TageSkalevder. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Paris, Mittwoch 1. August. AuS Konstan tinopel wird vom gestrigen Tage berichtet, daß die Lazaristen-Schwestern und andere Damen un ter dem Schutze einer von Abd-el Kader gestellten EScorte auS Damaskus in Beirut eingetroffeu seien. Paris, Mittwoch 1. August, AbendS. Nach hier eingegangeuen Nachrichten auS Konstanti nopel vom 2s. v. PitS. hat Lavalette die Ent schließungen ArankrerchS der Pforte notificirt. Der- selbe theilt mit, daß der Sultan 10,00V Mann Verstärkungen vom Vicekönig von Aegypten ver langt habe. Berichte auS Damaskus vom 13. v. Mts. bestätigen, daß 6000 Ehristenhüuser zerstört worden find. DaS Judenviertrl brannte. Ein türkisches HauS, welches den Christen ein Asyl gewährt, wurde ebenfalls niedergebrannt. DaS Morden währte bereits 80 Stunden. Der neue Gouverneur war mit 1200 Soldaten eingetroffen. Man weiß nicht, ob AllcS vorüber ist. DaS „Journal de Constantinople' gicbt die Zahl der Opfer zu Damaskus auf Höhe von 2000 zu. Nach demselben dauerte daS Morden daselbst am 13. »och fort. — Der Sultan hat keine Un Feuilleton. II Stenographie. (Forts, aus Nr. 171.) Haben wir in einem früher» Aufsätze zwei Publikationen des k. sächsischen stenographischen Instituts betrachtet, welche bibliographisch und historisch den Fortschritt der Steno graphie im Allgemeinen bis zum heutigen Tage deutlich zu machen bestimmt sind, so wenden wir uns nun zu denjenigen, welche den gegenwärtigen Standpunkt der GabelSberger'schen Methode kennzeichnen. Ander Spitze steht daS „Lehrbuch der deutschen Stenographie nach F. Zl. GabelSbergrr'S System", mit Genehmigung des k. sächsischen Ministeriums deS Innern verfaßt von Prof. Rätzsch, herauSgegeben vom k. stenographischen Institut. Verlag von Adler L Diehe in Dresden. — ES ist dies eins jener gründlichen und umfassenden, auch vom Steno graphen mit Nutzen zu gebrauchenden Hauptwerke, deren die deutsche Rcdezeichcnkunst, trotz der Menge'kleiner, für den Schüler berechneter Anleitungen, nur sehr wenige besitzt. Das erste, daS Grund- und Hauptwerk deS Ä- finderS, erschien im Jahre 1834. Ihm dürfte nur noch daS von Wigard im Jahre 1850 hrrauSgegebcne Lehr buch an die Seite zu stellen sein. Seit zehn Jahren ist kein Werk von ähnlicher Tragweite mehr erschienen. Diese zehn Jahre sind aber für dir Entwickelung der deutschen Redezeichcnkunst von außerordentlicher Bedeutung ge wesen, nicht blo» durch die erstaunlich schnelle äußere Verbreitung — da- würde für die literarischen Hilfs mittel nichts ändern —, sondern vornehmlich durch die unausgesetzte und in den mehrjährigen vereinten Arbeiten de- Dresdner Institut» sowie der gemischten Prüfungs kommission zu einem gewissen Abschluß .'gebrachte Revisions arbeit. Hat man e» unmittelbar danach nöthig befunden, da- verbreitetste und anerkannteste der Lehrmittel für den terstützung von Aegypten gefordert, wird aber die syrische Armee auf 26 000 Mann bringen; 20 Ba taillone NrdifS find angekommen. Hier bat man umfassende militärische Vorsichtsmaßregeln getrof fen Die Brücken nach Galata und Pera werden NachtS aufgezogen. Mehrere Christen sind geschla gen worden. — Die hier strhendcn Truppen wer den ihren rückständigen Sold erhalten. London, Mittwoch, 1. August.*) Dir Londoner Blätter veröffentlichen einen Bries deS Kaisers Napoleon an den hiesigen französischen Gesandten Grafen v Perfigny. ES heißt darin: „Sagen Sie Lord Palmerston, daß ich seit dem Frieden von Lillafranca nur einen Gedanken ge habt habe, nämlich eine neue Arra deS Friedens zu inauguriren und mit allen meinen Nachbarn, besonders mit England in gutem Einverstündniß zu leben. „Man wird gegen diese Behauptung den Ein- wand machen: „„Sie wollen den Frieden, und ver mehren die Streitkräfte Frankreichs?"" Ich leugne die letztere Thatsache in jeder Hinsicht. Ich halte die Armee auf einem niedriger« Effertivstande, als sie unter Louis Philipp halte. „AIS Herr v. Lavalette nach Konstantinopel ab reiste, gab ich ihm folgende Instruktionen: Geben Sie sich alle mögliche Muhe, den 8i»t«8 «,u» zu erhalten. ES liegt im Interesse Frankreichs, daß die Türkei so lange als möglich lebe. Welches andere Interesse alS daS der Humanität könnte mich also veran lassen, Truppen nach Syrien zu schicken? „ES ist mir schwer gewesen, mich wegen Mit telitaliens mit England zu verständigen, weil ich durch den Frieden von Lillafranca gebunden war. WaS Süditalien betrifft, so bin ich frei von Ver bindlichkeiten. Ich verlange nichts weiter, alS mich mit England über diesen Punkt, wie über andere zu vereinbaren. Ich wünsche, daß Italien zum Frieden komme, gleichviel wie, aber ohne fremde Intervention, und daß meine Truppen Rom verlassen können, ohne die Sicherheit des PapstrS bloS zu stellen." *) Wiederholt, weil gestern nicht in allen Trcmplaren de« Blaktet enthalten. Dresden, 2. August. Unter der Aufschrift: „Die Zusammenkunft in Teplitz" bringt die in Wien erscheinende, für osficiös geltende „Donau-Zeitung" folgenden, gestern bereits telegraphisch erwähnten Artikel: „ES sind etwa sechs Wochen verstossen, seit wir an dieser Stelle unsrer Ueberzeugung Ausdruck gaben, daß Oesterreich die Consercnz deutscher Fürsten in Baden nur willkommen heißen könne. Anstatt einer österreichischen Verstimmung sei vielmehr ein sehr ausgeprägtes österreichisches Vertrauen sichtbar, seit ein erlauchter Mund die bedeutsamen Worte sprach, daß die Unabhängigkeit der Nation und die Integrität des vater ländischen Bodens Güter sind, vor deren Bedeutung alle innern Fragen und Gegensätze weit zurücktreten. Den bedeutungsvollen Tagen von Baden-Baden folgten die bedeutungsvollen Tage von Teplitz. Sie ergänzen sich gegenseitig, sie haben gleiche Bedeutung, sie sind aus gleichen Motiven hervorgegangcn. Das gleiche und das gegenseitige Bedürfniß ist cs gewesen, das hier wie dort die deutschen Fürsten zusammenführtc. WaS in Baden-Baden begonnen wurde, ist in Teplitz zu ent schiedener Förderung gelangt. Für die großen politischen Fragen, von welchen Europa im Augenblicke bewegt ist, sind in Baden-Baden, wie in Teplitz, die festen, aus reichenden Grundlagen zu einer gemeinsamen deut schen Politik geschaffen worden. Das persönliche Zu sammentreffcn der hochherzigen Fürsten, in deren Hände heute die Geschicke Oesterreichs und Preußens gelegt sind, hat dieser erfreulichen Verständigung eine höhere Weihe gegeben. Die Erwartungen, welche wir auf die Zusam Anfängcr einer vollständigen Umarbeitung zu unter werfen, so läßt sich das wirkliche Bedürfniß nach einem neuen, den gegenwärtigen Standpunkt festhaltcndcn, um fänglichen Werke schwerlich abläugnen. Das Buch des Herrn Prof. Rätzsch entspricht nicht nur diesen selbstver ständlichen Anforderungen, wie es nur von der Arbeit eine- durch vieljährige Vertiefung in den Gegenstand und durch eigne thätige Theilnahme an der oben er wähnten Rcvisionsarbeit bestens dazu vorbereiteten Mannes von Fach erwartet werden kann. Es besitzt daneben noch verschiedene eigenthümliche Vorzüge, von denen wir nur ein paar, auch dem größer» Publicum bemerkliche bcr vorhebcn wollen. Es ist zunächst da- an Lernstoff reichste und doch das wohlfeilste derartige Werk. Während die Zahl seiner Beispiele in stenographischer Schrift auf die noch nirgends erreichte Höhe von nahezu 20,000 steigt, be trägt der Preis nur den dritten Theil, bez. die Hälfte deS bisher für ein Werk von ähnlicher Bedeutung Aus- zugebcnden, ein Umstand, der neben den zahlreichen innern Vorzügen deS Werkes nicht wenig zu seiner ver dienten Verbreitung beitragen wird und schon beige- trägen zu haben scheint, indem kaum ein paar Wochen nach der ersten Versendung bereits eine zweite Auslage nöthig geworden ist. Aber nicht nur die Menge, auch die Wahl und Anordnung de-Gebotenen ist lobend hervor zuheben. Beides wird der daS Buch Gebrauchende am besten im praktischen Umgänge mit demselben wahrneh men. ES ist keine kleine Aufgabe für den Verfasser und doch für den Leser ein höchst ersprießliches Werk, die Tausende von Beispielen — um hierbei steh n zu bleiben — so zu wählen, daß an ihnen nicht nur im Allgemeinen die Regeln deutlich werden, sondern daß gerade die hervorstechendsten, unterscheidungSbedürstigstrn Anwendungen herorgchoben und so nicht nur die Prin- ripirn einleuchtend gemacht, sondern zugleich die am menkunst gestellt Hutten, sind nicht getäuscht worden. Ohne in die jüngsten Verhandlungen deutscher Fürsten un deutscher Staatsmänner eingewciht zu sein, glauben wir doch die zuversichtliche Ueberzeugung aussprechen zu dür fen, daß eine Uebercinstimmung der Anschauungen aller deutschen Regierungen, zumal der beiden deutschen Großmächte, in allen Fragen der auswärtigen Poli tik künftig nicht zu den frommen Wünschen gehören werde. Es sind die Bürgschaften dafür erreicht, daß in europäi schen Angelegenheiten Deutschland in der Lage sein werde, als großes Ganzes das Gewicht seines cinverständlichcn Wollens und Handelns künftig in die Wagschale der Ent scheidung zu legen. Für die Verwirklichung dieses glück lichen Ergebnisses ist nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa Allen, die es ermöglicht und befördert haben, zu großem Dank verpflichtet. Die Politik Deutschlands ist keine Politik des Angriffs, sondern wesentlich und aus schließend der Vertheidtgung. Eine gemeinschaftliche Haltung aller deutschen Staaten in Fragen der äußern Politik kann also nach keiner Seite hin beunruhigen, sondern nur die Bürgschaften für den Frieden und für das Gleichgewicht Europas erhöhen. Für Oesterreichs innere politische Aufgaben ist der ruhige Gang der Ent wickelung vorgezcichnet. Finden die jetzt schon erzielten Fortschritte auch außerhalb seiner Grenzen Anerkennung, so kann dies jedem Vaterlandsfreunde, so nahe es ihm liegen muß, sich gegen jede äußere Einwirkung zu ver wahren, nur aufrichtige Genugthuung gewähren. Es kann die gegenseitige bundesfreundliche Theilnahme nur zum gedeihlichen Ncchtsbestande Deutschlands in hohem Grade beitragen." Die „Oestcrrcichische Zeitung" schließt ihren Leitartikel über die Teptiyer Zusammenkunft mit folgen den Worten: „Für unfern Fortschritt ist es Bedingung, daß nicht jeden Moment die Laune eines Dritten uns alle innern Verbesserungen zu suspenduen zwinge. Es ist nothwendig, daß eine gewisse Stabilität der äußern Verhältnisse gesichert sei, und dies kann nur geschehen, wenn jene Mächte sich aneinander schließen, welche keine Revolution, aber gesetzliche Freiheit wollen; wenn Deutsch land und Oesterreich als Wagcbalken am europäischen Gleichgewicht sesthalten. Mehr als geschriebene Verträge thut die Uebercinstimmung in Ansichten und Gesinnungen. Einige präcisirte Satze nützen oft viel mehr als alle schrift lichen Verträge. Der Tag von Teplitz dürste die große Folge haben, Deutschland und Europa zu zeigen, daß Oesterreich und Preußen, daß Oesterreich und Deutsch land einig sein können, ohne Karlsbader Beschlüsse zu fassen und ohne Olmützcr Punktationen festzustcllcn, daß sie das Ausleben und die Fortbewegung ihrer Völker im Innern fördern und dennoch dafür sorgen können, daß die Staatengestaltung nicht wie Flugsandhaufcn durch jeden Windhauch aus den» Westen verändert werde." Die „Neue Hannoversche Zeitung" bespricht ebenfalls die Tcplitzer Zusammenkunft in einem länger» Artikel. Sic sagt in demselben: „Die Zusam mcnkunft des Kaisers von Oesterreich und des Prinz-Re genten von Preußen in Teplitz regt von Neuem die Hoff nungen derjenigen Deutschen auf, welche in einer Ver brüderung Preußens und Oesterreichs die erste Grund lage zu einer Stellung Deutschlands zu den übrigen Staaten Europas sehen, die seiner Intelligenz, seiner wahren Kraft und seiner ruhmreichen Geschichte allein würdig ist. Erwägen wir die Lage der Dinge in Europa, in Deutschland, so steigen wohl Vermuthungcn in uns auf, welche Fragen in Teplitz hauptsächlich mögen ver handelt worden sein. Die italienische, die orientalische und die mit beiden in enger Verbindung stehende deutsche Frage, alle begründet auf die Ucbermachl Frankreichs und das Streben Napoleon'», die Angelegenheiten Euro pas nach seinem Belieben zu lenken und zu ordnen, sind zu einer Bedeutung herangewachsen, daß eine Verein zelung der Mächte, ein geduldiges Geschchcnlassen des scheinbar Unvermeidlichen nicht mehr gestattet ist, wie im vorigen Jahre. Der Einfluß Frankreichs, den man in den Verwickelungen in Italien und im Oriente theils Nachweisen kann, theils zu sehen glaubt, gicbt ihnen eine erhöhte Bedeutung für Mitteleuropa Oesterreich wird von beiden fast unmittelbar berührt, eben so sehr weil es noch Besitzungen in Italien zu vcrtheidigen hat und eine französische Invasion in Syrien leicht die rcvo lutionären Elemente in den, seinen Grenzen anliegenden türkischen Provinzen zur Nachahmung reizen könnte, als auch aus dem tiefer liegenden Grunde, daß durch die italienische wie türkische Umwälzung seiner Macht we scntlich Abbruch gethan werden kann. Aber auch Preu ßcn kann diesen wachsenden Verwickelungen in Europa, die alle dem Uebcrgewichte Frankreichs zum Fußschemel dienen, nicht länger mit gekreuzten Armen zusehcn. Mag man einen Angriff Frankreichs auf Deutschland, den man bisher fürchtete, unter den schwebenden Verhältnissen für nicht denkbar halten oder den übermäßig gerüsteten Nachbar auch dazu fähig erachten, Preußen muß, schon in seiner Eigenschaft als europäische Großmacht, in die sem Conflict der Interessen eine selbstständige Ansicht ver treten. Allein aus seine Hauemacht gestützt, wird cs nie den Einfluß gewinnen, den es erstreben will, es bedarf dazu des übrigen Deutschlands. Die? wird uns von der gcsamnrten preußischen fresse täglich vordemonstrirt; es muß also wahr sein. Aber eben so wahr Hst cs, daß Preußen bisher sich kirres grcßcn'Vertraucns unter sei nen deutschen Bundesgenossen erfreute. Ter Prinz-Rc gcnt hat indessen beim Schluß der diesjährigen Kammern wie vor den in Baden-Baden versammelten deutschen Fürsten goldene Worte gesprochen, er hat ihnen gewisser maßen ihren Besitzstand von Neuem garantnt, sowohl gegen einen Angriff von außen als gegen MeLiatisirungs Projekte deS Nationalvcrcins. Aber man verlangte nicht Worte allein, sondern auch ihnen entsprechende Thaten, und welche That man in Deutschland zunächst von ihm erwartet, haben die Fürsten in Baden-Baden nicht ver heimlicht. Sie boten ihre freundschaftliche Vermittlung zu einer Versöhnung mit Oesterreich an. Wird man cs uns verargen, wenn wir nach diesem Allen uns zu der Ansicht hinncigen, daß diese Angelegenheiten in Tcplitz daS Ziel der fürstlichen und ministeriellen Besprechungen gewesen sind? Eine aufrichtige Verständigung Preußens mit Oesterreich in Bezug auf die deutsche Rcsoimsraze kann allein ein festes Band uin alle Glieder des Deut schen Bundes von Neuem knüpfen und Deutschland die jenige Kraft und Selbstständigkeit geben, welche in den gegenwärtigen Verhältnissen so dringend erfordert wird. Sie kann allein die Integrität unsers großen gemeinsa men Vaterlandes sichern und neues Leben in alle seine Glieder strömen. DaS zweite daraus folgende Ergcbniß, nicht minder wichtig und nothwendig, ist die Feststellung einer gemeinsamen Politik zwischen Oesterreich und Preu ßen, um die Regelung der großen europäischen Fragen zu beeinflussen. Sind Oesterreich und Preußen in die scr Hinsicht eines Sinnes, dann wird sich DeuschlandS Einfluß in Europa bald bemerkbar machen, und so manche phantastische Hoffnungen werden schwinden, die von Paris erweckt wurden, obne doch die Elemente einer gedeihlichen Entwickelung in sich zu tragen. Möchten die Tage in Teplitz diese Früchte tragen!" Die „Karlsruher Zeitung", das Organ der großh. badischen Regierung, schreibt unterm 30. Juli: „Die zuWürzburg beginnende Consercnz militärischer Be vollmächtigtcn der deutschen Mittelstaaten, welche eine Verständigung über Einthcilung und Oberfeldherrnschast des deutschen Heeres im Falle eines BundcskriegeS an bahnen und den deutschen Großmächten zur Gcnchmi gung unterbreiten soll, ist auch von Baden beschickt wor den, obwohl cs an den frühcrn Würzburger Confcrenzcn keinen Anthcil genommen hat. Sichcrm Vernehmen nach beruht diese Belhciligung Badens nicht auf einem Wech sel der Ansichten bezüglich der früher» Würzburger Con- fcrcnzen und eben so wenig aus unbedingter Billigung der Basis deS jetzigen Vorschlages, sondern auf der Er wägung, daß Baden, als zum 8. Armeecorps gehörig, für den Fall des Eingehens der Großmächte auf die An träge ein großes Interesse dabei hat, an den Berathun- gcn über die Aussührung dieser militärischen Angelegen heit Theil zu nehmen und seine Ansichten auszusprcchen." leichtesten verkommenden praktischen Schwierigkeiten und Zwciscl beseitigt werden. Hierzu bedarf man eines Schatzes gesammelter Erfahrungen und, wie zum besten srusenmäßigcn Fortschreiten in dem Lehr gegenstände, einer nicht so bald zu gewinnenden vollständigen Uebersicht und Beberrtchung desselben, dessen sich der Verfasser in vollem Maße rühmen kann. Die zum großen Vortheil für den Schüler allenthalben bcigefügten Lese- und Ucbungsstückc sind übrigens nicht blos nach stcnographi schen Rücksichten, sondern auch mit Geschmack gewählt. Endlich ist nicht unerwähnt zu lassen, daß die dem Buche bcigegebenen 80 Tafeln stenographischer Schrift nicht nur der Wohlseilern Herstellung, sondern auch der genauen Wiedergabe der Züge wegen von deS Verfassers eigner musterhafter Hand in Autographie hergestcllt sind und daher vom ortho- wie vom kalligraphischen Standpunkte dem Lernenden als sicherer Führer dienen. Die typo graphische Ausstattung des Buches ist bei aller Rücksicht auf Naumcrsparniß durchaus gut. Dasselbe kann daher als den eingangs erwähnten Anforderungen in jeder Weise entsprechend und wirklich den errungenen Stand punkt der deutschen Rcdczcichcnkunst darstellend bestens empfohlen werden. (Schluß folgt.) Geographie. Ein Gebiet von eben so hohem geo graphischen Interesse, al» bisher fast gar nicht bekannt, ist die großartige GcbirgSrcgion, die sich in der ge mäßigten Zone Südamerikas von den Ufern de» großen Oceans über die Knotenpunkte der Grenzen von Peru, Bolivia, Chili und Arqentina erstreckt. Hier führte ein Iw. Philippi in den Jahren 1853 und 1854 seine denk würdige Reise von Copiapo nach Atacama au»; hier gelang eS Herrn Tschudi im Jahre 1858, eine neue wichtige Route — von Cordova über Catamarca nach Cobija — zu durchforschen, und hier durchschnitt noch in den letzten Monaten Professor Burmeister die Anden auf seiner Reise von Tucuman über Catamarca nach Copiapo. Es ist somit durch den Heldcnmuth und die Ausdauer dieser drei verdienstvollen deutschen Reisenden über jene Region ein gewaltiges Dreieck gelegt worden, welches die einzige Basis der Geographie derselben auS- macht. Ein ausführlicher, lehrreicher und anziehender Bericht von Tschudi's Reise erscheint jetzt zuerst in einem Ergänzungshefte von Petcrmann's „Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gcsainmtgcbictc der Geo graphie" (Gotha bei Justus PertheS) mit Holzschnitten und einer Originalkartc von lw. Petermann. Um von der Ausdehnung seiner Gebirgsrcise, von Catamarca bis Cobija, einen deutlichen Begriff zu bekommen, muß man sich zuin Vergleich eine Entdeckungsreise denken, die das ganze Alpcnsystcm von Nizza bis Wien durchschneidet. Mit unsäglichen Beschwerden und Gefahren gelang cs H. v. Tschudi, in 40 Tagen schleunigsten Reisens den Ucbcrgang über jenes „Gebirgs-Chaos von unbeschreib lich unheimlicher Pracht" zu bewerkstelligen. — Da vit. Heft der gedachten „Mitthcilungen" beschäftigt sich wiederum mit Nordamerika. Für die Topographie und Orographie deS Alleghany-Gebirges — welches eine Längen-Erstreckung hat wie etwa von Marseille nach St. Petersburg — war bi» vor wcnigen^Jahrcn so zu sagen gar Nichts geschehen. Erst in der neuesten Zeit haben der rühmlichst bekannte Physiker und Geograph Professor Guyot und mehrere andere Männer begonnen, diese- großartige Gebirgesystem zum Gegenstände spcciellrr Aufnahmen und Messungen zu machen, und ein Ver wandter dieses Gelehrten, Herr E. Sandoz, kam mit den Resultaten derselben und anderm Material nach Gotha, wo er gegen zwei Jahre an der Zeichnung einer Karte deS Alleghany Systems zubrachte, welche in dem vor»
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