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Dresdner Journal : 25.07.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186007258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-07
- Tag 1860-07-25
-
Monat
1860-07
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 25.07.1860
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.V 171 Adomumeatrpretse: ätiirtted: k> 11>lr. 10 kkxr io «««Li,». „ 10 „ ,. „ KoottUcd >N Vr»»6«»: 15 Lioril», tiummerv: 1 ötxr. lw tritt ?o»t- ooä 8t«mp«lrn- »ekl»^ biarn. I»strat«nprtist: I'IIr ä«L Rtirm «loar ee»p»tteosu 2»il«: 1 b'utrr „LInxesLoät" <Ue Teil«: 2 «rschriar«: l^itIlleb, wit ^u»v»bm« ltsr 8aon- unä leiert»^«, ^drllä» kür ä«o kolxeoäeQ L86O Mittwoch, den 25. Juli t. DresdnerMunml Derautwortlicher Redakteur: I. G. Harimaun Herausgeber: Xiiuijsl l.»pe6itivll <le» I^rbxiluer .Iourv»!l Oreeilvn, sl»rieu»tr»«»« >r. 7. JasrraUimilluchmr auswärlat k». S»^i«o»r»ir«», Lomau»»ic>o»r <te» Ore»äo«r ckourn»!»; eveoä»-elt»t: H. Ui)«»,!«; ^Itoo«: ttnc»rx»etcidi äc Vc>oi.r«; Lirtio: 6«ur,r»'»ede Lnclili-, lirruxxrl«'» kuresu; Lrbwe«: L. Kcui-orri; ?r»»^1Urt «. H: ^«»crr» »cl>e Uuckü«llälunx; Ldw: >oai-r U«v»«««r k»ri»: v. <28, rue 6e» bau» rukitwi); kr»^: l «. » Lucbb»i»lttuu^. tzlichtamtlicher Theil. Uebersicht. T«le-rap-ische Nachrichten. Ä«itM»D»schau. (Preußische Ztg. — Constitutionnel. Wvrning-Post. — Time».) Aaa*4geschichte. Dresden: Reise Er Majestät des König». — Wien: Aum Untcrschleifsprocefse. — Aus Oesterreich: Auszeichnungen an Juden. — Berlin: Hofnachrichtrn. Herr v. Schleinitz zurück. Graf v. d. Goltz abgerrist. Zusammenkunft de» Prinz-Regenten mit Kaiser Nikolaus noch nicht feststehend. Der kur- hessische Gesandte wieder eingrtroffen. Der Besuch der deutschen Lehrerversammlung. — Hamburg: Bürgerschast-berathung. — Pari»: Der neapolitanische Abgesandte nach London. Die Expedition nach Syrien. Die Prinzen von Or leans in Gefahr gewesen. — Brüssel: Frier des Kö- nigstageS. — Neapel: Wahlcollegien cinberufen. Geldsendung auS Palermo. Die Wahlen in Sicilirn verschoben. La Mass nach London. — Palermo: Instructionen der Abgesandten Garibaldi's. — Lon don: Sondiruugen für die Legung de» tran-atlan tischen Kabels. Bevorstehende Reise der Königin. Par lament-Verhandlungen.— Kopenhagen: Eine Schü- tzengtlde zu Flensburg geschlossen. — Warschau: TabakSmonopol aufgehoben. — Belgrad: Jnsurrec- tionSversuchr in Bosnien. Kirchliche Bewegung in Bulgarien. Eritntnunaen, Bersetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provivzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Bautzen. Waldheim. Wurzen. Burgstädt.) LermischteS Statistik und Bolkswirthschaft. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 23-Juli, Abends. DaS Heu- tige Abendblatt der „Wiener Zeitung" meldet ans Pesth vom 21. d., daß daselbst Abends eine Men schenmenge sich vor dem Zrinykaffeehause versam melt habe. Ein Mann harangnirte nach Been digung der Borstellung im ungarischen Theater das Publicum in der Hatvanregasse, worauf aufrüh rerisch« Nltfe erfolgten. Die eivschreitende Wache «rfnh« Ttzatlichseaten. Die Ruhe »ar um Mitter nacht hergesteltt. Zehn dem Lrbeiterstaude avge- hsrtge Individuen nmrden verhaftet Wien, Dienstag, 24. Juli. Se. Majestät der Kaiser ist heute früh 2 Uhr in Begleitung des Miuisterprüfideuten Grafen v. Rechberg und des ersten Geueraladjutamen KeldmarschnLleut- »ants Trafen Crrnueville nach Teplitz abgrreist. Graf v. Rechberg ist von dem Hof- und Miui- sterialratbe v. Biegeleben begleitet. Teplitz, Dienstag 24 Juli, Nach«. 4 Uhr. Der Kaiser Kranz Joseph ist soeben hier einge trosten und festlich empfangen worden. Teplitz »st prächtig geschmückt; österreichische, böhmische, preu ßische, sächsische und bayrische Klaggen zieren die Stadt. Berlin, Dienstag, 24. Juli Lormitt. '411 Uhr. Ihre königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Wilhelm (Prinzessin Victoria von England) ist soeben von einer Prinzessin glücklich entbunden worden. Die hohe Wöchnerin und die Neugeborne befinden sich wohl. Marseille, Moutag, 23. Juli. Es ist Be fehl gegeben, gleichzeitig in Marseille, Toulon und Algier Truppen (nach Svricn) einzufchiffen. Zwei Neaimenter auS dem Lager von Chalons werden soeben in Toulon ankommen. DaS Reservegrschwa- der wird arunrt. Loudon, Montag, 23. Juli, AbendS. In der heutigen Sitzung des Unterhauses sagte der Staats sekretär drS Auswärtigen,Lord John Russell: Eng land könne gegen die Absendung europäischer Trup pen nach Syrien nichts einwenden. Zugleich theilte derselbe mit, daß wegen der syrischen Angelegen heit zwischen England, Preußen, Frankreich, Ruß land und Oesterreich eine Convention unterzeich net worden sei. Welche Schritte die Pforte thue, sei noch unbekannt. Lord Palmerston empfahl die Annahme des Commisfionsbrrichts, wonach die Kosten der Lau- desvertheidigung, welche eine Ausgabe von 11 Mil lionen Pfd St. nöthig machen wird, durch jähr liche Abzahlungen gedeckt «erden sollen, und wies dabei auf den Umstand hin, daß Frankreich eine größer« Armee und Marine besitze, als es zu seiner eigenen Lrrtheidigung brauche. London, Dienstag 24. Juli. „Mornina-Post" schreibt: Wenn die Nachricht von dem Abschlüsse deS Friedens mit den Drusen verfrüht sein sollte, so würden doch die türkischen Streitkräfte genü gen, jene zu Paaren zu treiben. Die Pforte werde in die französische Intervention nicht einwilligen. Die Occupation Syriens würde eine endlose wer den, wie die von Rom. England und Frankreich sollten sich begnügen, mit ihren Klotten bei der Hand zu sein. Die „Times" läßt sich aus Neapel vom Sonn tag, 22 Juli, melden, König Victor Emanuel werde einen Brief an Garibaldi schreiben, mit dem Be gehren, er möge die Besitzungen des Königs von Neapel auf dem Festlande nicht augreifen. Dresden, 24. Juli. Die „Preußische Zeitung" sagt in einem Leit artikel über die Ereignisse in Syrien: „Es kann nur von geringem Interesse sein, zu untersuchen, von welcher Seite dieses Mal der erste Anlaß zu den Metze leien gegeben, ob cs wahr ist, daß die christlichen Bewohner von Zalch gegen einen drusischcn Häupt ling den unbegründeten Verdacht gehegt haben, er habe einen Mönch ermordet, und daß sie durch die Ermordung des Häuptlings die fanatischen Drusen zu den furcht baren Repressalien gereizt haben, welche uns jetzt täg lich gemeldet werden. Ebenso mag cS für jetzt dahin gestellt bleiben, ob auswärtige Einflüsse zum Ausbruche dieser Feindseligkeiten mitgewirkt haben. In diesem Au genblick kann cS im Interesse der Humanität nur darauf ankommen, rin weiteres Umsichgreifen der blutigen Anarchie zu verhindern und den bedrängten Christen zu Hilfe zu eilen. Der gute und loyale Wille der Pförte wird nicht in Zweifel gezogen werden; sie hat einen ihrer hervor ragendsten und umsichtigsten Staatsmänner sogleich auf den Schauplatz der Unruhen geschickt und ein ansehn liches Truppencorps rasch in Bewegung gesetzt. Aber zweifelhaft bleibt es immer, ob die Hilfe, welche Fuad Pascha bringt, rechtzeitig eintreffen und ob sie au-reichen wird, dem Blutvergießen rin Ende zu machen. Um so mehr haben die europäischen Mächte, welche so große Opfer für die Sicherheit und den Bestand der Pforte gebracht haben, die Interessen der Menschlichkeit und des ChristenthumS innerhalb des türkischen Reiches da zu vertreten, wo die Macht der Pforte nicht ausreichen sollte. Die Einstimmigkeit, mit welcher die Mächte die erforder lichen Maßregeln beschlossen und zum Theil schon deren Ausführung begonnen haben, läßt uns hoffen, daß in diesem Falle politische Verwickelungen vermieden werden, von denen sonst jede Einmischung in die innern Ange legenheiten der Türkei begleitet zu sein pflegt. Wir dürfen erwarten, daß dem bewaffneten Einschreiten der Mächte jede Absicht fern liegt, irgendwie die Integrität oder Autonomie der Pforte zu bedrohen; daß der Zweck der , ergriffenen Maßregeln nur sein kann, die Fortdauer der gegenwärtigen Grausamkeiten und wo möglich eine Er neuerung derselben zu verhindern." Die französischen Blätter beschäftigen sich haupt sächlich mit der Expedition nach Syrien, die von den officiöscn Journalen als feststehend betrachtet wird. Der „Constitutionnel" bringt folgenden, bereits tele graphisch signalisirten Artikel aus der Feder Les Herrn Granvguillot: „Es herrscht so vollkommene Uebereinstim- mung zwischen dem Nationalgcfühlr und der Politik der Regierung des Kaisers, daß die Maßnahmen, welche in der syrischen Angelegenheit getroffen wurden, von der öffentlichen Meinung geahnt wurden, während die fran zösische Presse sie gleichzeitig einstimmig gefordert hat. In Europa wie in Frankreich wird also die edle Ini tiative, welche die ganze Welt von dem Souverän erwar tete, der un» regiert, die nachdrücklichste Billigung finden. Niemand wird erstaunt sein, zu vernehmen, daß franzö sische Truppen binnen kürzester Frist eingeschifft werden sollen, um den Christen im Orient Hilfe zu bringen. Auch dieses Mal ist es nicht ein lediglich französisches Interesse, welches wir Vertheidigen werden. Treu den Grundsätzen des Völkerrechts, welche stets die Politik des Kaisers leiteten, wird er eine Sache unterstützen, welche allen großen Staaten Europas gemeinsam angchürt. Die Existenz der orientalischen Christen wurde durch alle Mächte garantirt, welche den Vertrag von Paris unterzeichneten, ebenso wie durch die Türkei. Die Initiative, welche wir ergreifen, ist somit nur eine treue Erfüllung unsrer Ver bindlichkeiten; der Sultan sah dies Wohl ein, indem er k ein Schreiben an den Kaiser richtete, welches den Aus druck seines schmerzlichen Bedauerns und daS Versprechen seines kräftigsten Einschreitens enthielt. Unglücklicher weise ist zu befürchten, daß die Türkei machtlos sei, und cS ist unmöglich, das Schicksal dieser Völkerschaften, welche unter dem doppelten Schilde der Verträge und der Ehre Frankreichs stehen, dem Zufalle eines ungewissen Ein schreitens oder vielleicht den Möglichkeiten eines Schei terns preiSzugeben. Offenbar wird Frankreich im Ein vernehmen mit den Großmächten und mit dem Sultan selbst in Syrien handeln. Die orientalische Frage gilt seit lange als eine jener Angelegenheiten, welche die Ruhe der Welt stören können. Das beste Mittel, schweren Ber wick lungen zuvorzukommcn, ist, von vornherein durch Entschlossenheit und Loyalität Schwierigkeiten zu heben, welche ohne Energie und Aufrichtigkeit vielleicht unheil bar werden könnten." — Die übrigen osficiösen Organe sprechen sich in ähnlicher Weise aus. Ueber die Natur der französischen Vorschläge bezüglich der Intervention in Syrien gicbt ein Pariser Telegramm der „Morning-Post" folgende Aufklärung, deren Richtigkeit wir indessen noch dahinge stellt sein lassen müssen: „Die französ. Regierung schlägt vor, 8000 Mann unter dem Commando-von General Trochu nach Syrien zu schicken. Frankreich wünscht: 1) Truppen nach jenen Gegenden zu schicken, in denen die Christen gefährdet sind; 2) eine gemischte Commission zu ernennen, dir eine administrative Reorganisation zur später» wirksamen Bcschützung der Christen ins Leben rufen soll." — Zu diesem Telegramm macht die „Post" an die Spitze ihrer Leitartikel folgende Bemerkungen: „Die englische Regierung wird diese Vorschläge ohne Zweifel gründlich in Erörterung ziehen. Doch muß gleich von vorn herein darauf aufmerksam gemacht wer den, daß eine so bedeutende Einmischung in die Rechte der Türkei, als einer souveränen Macht, kaum ohne eine mit der Pforte abgeschlossene Specialconvention geschehen kann. Darüber müßten Unterhandlungen gepflogen wer den, und mittlerweile wird, wie sich wohl hoffen läßt, die vom Sultan unter dem Oberbefehle Fuad Paschas nach Syrien entsandte Armee im Stande gewesen sein, die bedauerlichen Ausbrüche zu unterdrücken. Wofern dies, wie wir mit Zuversicht erwarten, der Fall sein wird, dürfen wir auch erwarten, daß die Pforte, gestützt auf den Rath und Beistand der bei ihr beglaubigten Ver treter der Großmächte, in der Lage sein werde, Bürg schaften dafür zu geben, daß sic kräftig genug ist, für die künftige Ruhe Syriens cinzustchcn, ohne erst zu außerordentlichen oder cxceptionellen Maßregeln greifen zu müssen." (Vgl. oben die neuesten telegraphischen Nachrichten.) Die „TimrS" vom 21. Juli beschäftigt sich mit dem österreichischen ReichSrathe, an dessen Wirken sic hohe Erwartungen knüpft. Sic sagt u. A.: „Wir dür fen selbst in dieser aristokratischen, priesterlichen und vorzugsweise au» Grundbesitzern bestehenden Versamm lung Debatten erwarten, die eben so scharf sind, wie irgend welche, die je in Westminster vorgekommen sind. Alle diese verschiedenen Volksstämme sind bei all« ihrer Eifersucht und ihrem Groll doch darin einig, daß sie von der obersten Gewalt Gerechtigkeit fordern. Der Reick» - rath hat seine Arbeit zu thun; aber wenn sie gethaa ist, wird Oesterreich ein neues Land sein und hoffentlich in Europa jene Stell« wieder einnehmen, welche dir beste Bürgschaft für den allgemeinen Frieden bietet." In Bezug auf die bevorstehende Fürstenzusammenkunft in Teplitz bemerkt die „Times": „WaS die Anstreng ungen von Patrioten, die Rathschläge von Bundesge nossen und der Spott von Nebenbuhlern so viele Jahre lang nicht vermochten, daS scheint jetzt durch die drohende Miene Frankreichs zu Stande kommen zu sollen; Preußen und Oesterreich gehen einem guten Einvernehmen ent gegen, welche» Deutschland eine wahre Einigkeit verlei hen wird, und Oesterreich scheint aufrichtig und ohne Rückhalt jene liberale Politik einschlagcn zu wollen, auf welcher seine einzige Hoffnung beruht/' Tagesgeschichtr. Dresden, 24. Juli. Ueber die Reise Sr. Ma jestät des Königs, Allerhöchstweicher morgen Vor mittag hier zurückerwartet wird, sin'd uns heute nach stehende Mitlheilungen zugegangen: Hl Elsterberg, 21. Juli. Nachdem die zuverläs sige Nachricht eingetroffcn, daß Se. Majestät der Kö nig bei der Reise durch das Loigtland auch die hiesige im freundlichen Elstcrthale gelegene Stadt am heutigen Tage zum ersten Male mit Allerhöchstseinem Besuche be glücken werde, hatte sich die ganze Bevölkerung sowohl der Stadt, als der an der Plaucn-Elsterbcrg-Greizcr Chaus see gelegenen Dorfschaften beeilt, dem allverrhrten Lau dcsvater einen möglichst festlichen Empfang zu bereiten; in allen Straßen, in allen Häusern war man emsig mit Binden von Kiänzen und Laubgrwtnden und Errichtung von Flaggenstangen und Ehrenbogen beschäftigt. Zu nächst an der fürstlich reußischen Landesgrenze hatten die benachbarten Rittergüter ihrerseits eine Ehrenpforte er richtet und harrten daselbst im Verein mit dem königl. Friedensrichter, Rittergutsbesitzer Döhler sen. auf Ktem- gera, und dem Vorstand des hiesigen GerichtSamteS, um Se Majestät beim Eintritt in den hiesigen Gerichtsamts bezirk ehrfurchtsvoll zu begrüßen; längs der Straße und auf den sich daran hinziehenten Bergen batte sich eine dichtgedrängte Menschenmenge ausgestellt: '/«12 Uhr Vor mittags nahte der königliche Wagenzuq, begleitet von dem k. Kreisdirector, dem k. Amtshauptmann, dem k. Kammer herrn v. Mctzsch auf Friesen, sowie mehrern sürstl. reuß. Hof- und Postbeamten, und nahmen Se. Majestät die Be willkommnung durch den Gerichtsamtmann Steinhäuser huldvoll entgegen; nach kurzem Aufenthalte setzte sich der Zug unter Borritt der Rittergutsbesitzer Adler auf- Ko- schütz und Döhler sim. und unter dem Fcftgeläute der Glocken wieder in Bewegung und langte nach wenigen Minuten über die festlich geschmückte neue Elsterbrückc an der am obern Ende der Langcgassc errichteten Ehren pforte an; hier begrüßten der Sladtralh und die Stadt verordneten unter ehrfurchtsvoller Ansprache des Bürger meisters Steinmüllcr Se. kön. Majestät speciell namens der Stadt; das von hier an im Verein mit den städti schen Innungen und den sonstigen Bürgern in Spalier ausgestellte armirte SchützcncorpS machte die militärischen Honneurs. An dem neuen Rathhausc am Markte geruhten Se. Majestät abzusteigcn und wurden hier von eurer Feuilleton. j-j- Koburg, 22. Juli. DaS Sangerfest ist in vollem Gange. Die Zahl der eingetroffenen Sänger be trägt über 1400, von denen die entferntesten auS Leipzig, Dresden, Stettin, Bremen, Regensburg und München kamen, welche Städte thcils durch Vereine, thcils durch Deputationen vertreten sind. Außer diesen Sangergästen haben die verschiedenen Eisenbahnzüge Massen von Frem den uns zugeführt, welche zum größten Theil mit Extra zügen heute Abend wieder abrerscn. Die ganze Stadt ist festlich geschmückt und am Eingänge derselben vom Bahnhofe her ist eine Ehrenpforte erbaut, welche die In schrift führt: „Seid gegrüßt, Ihr deutschen Sangesbrüder, vereinigt Euch durch Wort, durch That und Lieder", und die Festhalle führt das Motto: „Der deutsche Sang, ver eint mit Wort und That, giebt Eintracht uns, bringt goldne Saat". Sämmtliche Sänger vereinigten sich heute früh auf dem Marktplätze, wo nach Vortrag des Liedes „O Eintracht, hold« Eintracht rc." der Bürgermeister der hiesigen Residenzstadt die Sängergäst« in einer vom Rath- hallse auS gehaltenen Rede begrüßte, worauf ein zweite- gemeinschaftliches Lied vorgetragrn wurde. Außer ver schiedenen Festgedichten, von denen wir namentlich eine poetische Begrüßung des Präsidenten de» hier stattge- fundenen allgemeinen deutschen Turn- und Jugendsestes, Georgi zu Eßlingen, hervorheben, sind auch auf tele graphischem Wege verschiedene Sängergrüße eingegangen, wie z. B. von Jena, Leipzig und dem in Bielefeld ver sammelten norddeutschen Sängerbünde; auch wurden die in Mainz versammelten Festgenossen, welche heute da tierte mittelrheiaische Musiksest dort feiern, von hier aus telegraphisch begrüßt und den grüßenden Vereinen der i Dank der Sänger gebracht. Die höchsten Herrschaften wohnten der heute Nachmittag ftattgcfundcncn Haupt- production bei, welche sich durch die Gediegenheit der Com- posilioncn und den ausgezeichneten cracten Vortrag der Sänger und Musiker auszeichnete. II Stenographie. Aus dem k. sächsischen steno graphischen Institute, über dessen vielseitige Arbeiten wir bereits öfters an dieser Stelle berichtet haben, sind vor kurzem nicht weniger als fünf Schriften fast zu gleicher Zeit hervorgegangen, von welchen auch dem weitern nicht stenographischen Publicum einige, wenngleich nicht er schöpfende Mittheilungen zu machen um so angemessener sein dürfte, als sich in diesen Publicatiouen sowohl der errungene Standpunkt als die weiter zu beschreitenden Bahnen der deutschen Redezcichcnkunst und ihrer ver nehmlichsten Hüter und Pfleger treffend wicderspiegcln. Zuerst gedenken wir des jetzt im Druck vorliegenden „Katalogs der Bibliothek des k. stenographi schen Instituts zu Dresden". Was kann ein Bibliothek Katalog, namentlich einer, der sich über einen so speciellen Wissrnsgcgenstand verbreitet, Unterhaltendes darbieten? dürfte Mancher fragen. Wenn nichts Unter haltendes, doch viel Lehrreiches. Oder sollte es nicht eine lehrreiche und bedeutungsvolle Bemerkung sein, die uns dieser Katalog zu machen »erstattet, daß es möglich gewesen ist, über einen so jungen, seit seinem Neu erstehen kaum ein Jahrhundert wieder einigermaßen in Bearbeitung gekommenen und bei aller erfreulichen Ver breitung doch bis in die allerneuestc Zeit nur einem kleinen Theile deS Publicums näher bekannten Wissens zweig in wenigen Jahren über 600 Fachschriften auS allen civilisirten Ländern Europa» in einer Bibliothek zu vereinige«? Giebt dicS einerseits Zeugniß von dem unermüdlichen Sammeleifer und der Freigebigkeit, mit der man iy Dresden an der Vervollkommnung dieser Sammlung arbeitet, der sich schwerlich eine ähnliche in irgend einem Theile der Welt wird an die Seite stellen lassen, so ist cs aus der andern Seite ein selbstrcdender Beweis deS ungemeinen Aufschwunges, den das Interesse an der Stenographie und die Kenntnis; derselben in vcr- hältnißmäßig kurzer Zeit genommen haben muß, da nur ans diesem sowohl die zur Production jenes Schriften schatzes nöthigc Thätigkcit so vieler Federn, als die vor- auszuschendc große Zahl von Interessenten und Käufern sich erklären läßt. Ueber den speciellen Inhalt der Biblio thek des k. sächs. stenographischen Instituts sei noch be merkt, daß dieselbe in ihrem stenographischen Hauptthcile (sie enthält auch eine nicht unbedeutende Zahl Hilfs werke, verwandten oder in einzelnen Beziehungen zur Stenographie stehenden Disciplinen angehörig) allerdings in vorzugswciscr Reichhaltigkeit alle auf das beim In stitute cingcführtc und von demselben ausgeübte Gabcls- bcrger'sche System irgendwie bezüglichen Schriften angc- sammclt hat, ein Vorrath, der sich nach den wiederholt gemachten Mitlheilungen über die schnell fortwachsende und neue geographische Mittelpunkte bildende Zahl der Anhänger dieses Systems zweifelsohne auch ferner einer unausgesetzten reichlichen Vermehrung zu erfreuen haben wird. Da indessen der wissenschaftliche Stand punkt deS Instituts demselben alle Versuche der Ausbil dung der Redezeichenkunst als lehrreiche Momente der EntwickelungSgcschichte dieser Kunst nahe bringt, so ist man zugleich auf eine vollständige Sammlung der steno graphischen Literatur aller Systeme und Sprachen bedacht gewesen, und hat auch nächst der altrömischen aus allen neuern europäischen Cultursprachen Bearbeitungen der Stenographie auszubringen vermocht, auS der französi schen und englischen, die das Meiste in dieser Art her vorgebracht haben, in besonderer Fülle, wie genügend der Umstand bezeugt, daß allein die englische und amerika nische Phonographic, eine in neuerer Zeit besonders in Aufnahme gekommene Methode, mit nicht weniger als 152 Nummern vertreten ist. Nicht der kleinste Wtrth dieses literarischen Schatzes besteht übrigens in seiner liberalen Zugängigmachung durch allwöchentlich zweimäligc Eröffnung desselben zum öffentlichen Gebrauch (Montags und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr im JnskitutSlocale im Landhause). An die Bibliographie reiht sich passend die Literatur und Geschichte einer Wissenschaft, der redende Cvnimcn- tar an die stummen Denkmale. Auch sie soll nicht im Dienste einer einzelnen Richtung stehen, sondern mit wissenschaftlicher Unbefangenheit alle Versuche u. Strebsin gen als Entwickelungsphasen der betreffenden Disciplin abschildcrn. Für die „Kunst so schnell zu schreiben, als man spricht", hat das k. stenographische Institut ein Werk dieser Art herauszugcben begonnen, welches nach den vorauSgegangencn Vorstudien alle ähnlichen an Voll ständigkeit und Gründlichkeit bei weitem zu übertreffen verspricht, nämlich die „Geschichte und Literatur der Gcschwindschreibkunst" von Or. Jul. Zeibig. Das im Verlage von Adler <b Dietzc in Dresden kürzlich erschienene, fünf Bogen starke erste Heft behandelt fast nur die Stenographie des Alterthums und Mittclalftrs. Interessant und manche irrige Vorstellung berichtigend sind die Untersuchungen über das angebliche Alter der Stenographie, deren historischer Anfang, unter Zurück weisung der zweideutigen morgcnläudischcn Geschichten, auf die Ciceronianische Zeit Roms zurückgcführt wird. Die bekannten Belegstellen sind sämmtlich neu verglichen, kritisirt und namentlich die weniger zugänglichen meist vollständig bcigedruckt. Manches bisher dafür ange nommene Zeugniß von Stenographie ist auSgcmerzt. Dafür find, besonders über das spätere Alterthum und die dunkle Zeit deS Mittelalters, wo die Verborgenheit
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