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Dresdner Journal : 11.07.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186007117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-07
- Tag 1860-07-11
-
Monat
1860-07
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 11.07.1860
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1860 Mittwoch, den 11. Juli 1 Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann -- SS . .1.' .ui SrsthriiMl: n:-. mit La»a»dm« övr 8»»>» NüL kvivrlag:», Lb«u<ti fLr ä«o Herausgeber: Xouixl. ktrprältioll 6e» l)r«»än«r lournal», vresäsu, d(r. 7. raseratraanaahme auswärts: k». Lu^nvgrirr»«, Oommisirouilr ä«» vrooäoor ckourn»!»; «boaä»8«Ib»t: U. Ui)»xr»; ^Itou»: tlmimsrurü L Vool.»ir; Lorlm: üucdli., liurrurrr«'« lluroau; Lr«meu! L. 8c»l.orr»; krLulreark ». A.: ^^ro^uocbe Uuokk»n6Iuiix; Lütlli Xooi.» k»r»: v. l,ü^u»rul.8 (28, rue «les dou» easauo); kr»x: l «. Lusl-icu » LucUvauäluu^. Ät»n«u>»e»ts»rtist: litkrllob: 5 Idle. 1V r.gr. u» —d^a. ^jldrl.: 1 „ 10 „ „ „ tUm>»rttod io vr«8<l»»' 15 Ngr Llussia» Llummsro: 1 dixr. ,, I»frratr«yrrsstr I'Ür ü«a Rsuw <»ü>«r -»»jsdlrvaoo 1 tlgr. Votvr ,,Ling«z»Lat" äl« 2«U«: 2 klgr. Ult Dres-nerImmml insifr-A ,'ai r '? I.j , )sN2 ) ^i)q>,!1 i.i 6, Iw Laslasä» tritt kost uaä tjt«wp«lru- 8«dl»x diara. Nichtamtlicher Nhell. »«»erficht. r,le-raO-ische Rachrichte«. Zritungsscha». (Oesterreichische Zeitung. — PayS. -7- Revue des derer Mondes. — Opinion nationale. Moniteur.) , TagrSgrschichte. Dresden: Namen-fest der Königin. Badereise de- Justizminister-. — Wien: Amtssprache in Kroatien. — Triest: Eisenbahnbauten. — Vene« big: Demonstrationen in der MarknSkirche. — Ber lin: Abreise hoher Gäste. General v. Moltke zurück. Gras zu Inn - und Knyphause« -s. Graf v. d. Goltz. Fürbitte für zwei Prinzessinnen. — München: Stimmen für Gewerbefreiheit. — Koburg: Vom Nationalverein. — Frankfurt: Bon der Bundesverfammlung. Militärische- Festmahl. Wit terung. — Kiel: Hennigsen —' Pari-: Vom Hofe. Armerreduction. Instructionen an den Ge sandte« in Konstantinopel. Schiffe nach Beirut. Ver mischte-. — Turin: Kammerverhandlungen. Prinz von Earignan. Neapolitanische Emigranten abgereist. Di« Bedingungen zu einem Bündniß mit Neapel. — Ravenna: Desertionen. — Neapel: Tagesbericht. — Palermo: Strafandrohung. Revue. Mord. — London: Noch eine Freiwilligenrevue in Aussicht. Parlament-Verhandlungen. Zur Corrferenzfrage. Nach richten von Lord Elgin und au- Australien. — Ko penhagen: Neue Formation de- holsteinischen Eon- tingentS. — Pera: Die Kämpfe im Libanon. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Meißen.) Feuilleton. TngeSkalender. Inserate. Börsen nachrichten. . Hriu /I-feN'i.'ll .s-i 1 -u._ Telegraphische Nachrichten. Triest, Montag, S. Juli. Nachrichten der „Triester Zeitang" aus Bari vom 6. d. zufolge hat sich der dortige Erzbischof entfernt, das Se- miaarium ist aufgelöst und die Jesuiten sind abge zogen. Der auf der Klucht begriffene Intendant von Lecce ist bei Brindisi aufgegriffrn worden und hat drei Stichwunden erhalten. Auch seine Gattin ist verwundet. Derselbe« Zeitung zufolge habe« in Florenz am 4. d. Ruhestörungen stattgefunden, in deren Folge Verhaftungen vorgenommm worden find. Paris, Montag S. Juli, Abends Dieheutige „Patrie" thellt mit, daß die französische Negierung beschlossen habe, die Schiffe „Donauwerth" und „Eylau" unter dem Admiral Jehcnne sofort nach Beirut zu senden. Konstantinopel, Montag, v. Juli. Der Minister der auSwärtißeu Angelegenheiten, Fuad Pascha, begiebt sich m einer außerordentlichen Mission nach Syrien. Dresden, 9. Juli. Ueber die neuern Vorgänge in Neapel äußert sich die „Oesterreichische Zeitung" folgendermaßen: „E- find jetzt etwa 12 Jahre her, daß Sicilien sich zu einem Aufstande erhob und der König von Neapel eine Constitution gab, mit Sardinien und dem Papste «in Uebereinkoinmen gegen Oesterreich abzuschließen bereit war, auch Truppen und Schiffe gegen Oesterreich ent sandte und alle- Da- that, wa» etwa heute Graf Ca vour fordert oder fordern kann. Kaum aber war da rrst« neapolitanische Parlament versammelt, als es sich auf einen Boden stellte, welcher dem Könige Veranlas sung gab, dasselbe mit Waffengewalt auscinanderzusprcn- gen. Ein Aufruhr entstand, die Schweizertruppen und die Massen standen zum Könige. Die Verfassung wurde su-pendirt, da- Bündniß mit Piemont abgebrochen und ch S USt» S-M, rin Regime installirt, welche- selbst gegen da- vor dem Jahre 1848 herrschende System als eine bedeutend« Re- action angesehen werden muß. ES lag nach ihrem Siege in der Hand der neapolitanischen Regierung, zu bewei sen, daß sie da- Best« der Parlamente sei, denn die De- putirten und die parlamentarische Regierung hatten sich eben nicht beliebt gemacht. Allerlei war zerstört, nichts aber geschaffen worden. Würde die absolute Negierung die Sachen bester angefaßt haben, würde die Regierung eine erleuchtete gewesen sein, hätte sie die Administration und da- Gerichtswesen purificirt, gute Schulen, gute Straßen, Eisenbahnen, rasche Postverbindungcn herge- stellt; hätte man der Presse einigen Spielraum gestattet, überhaupt diesem Volke, da- de- Schwünge- so nöthig hat, nach irgend einer Richtung hin eine Leitung gege ben, so wäre der König einer der geliebtesten Souveräne geworden, die je auf einem Throne saßen. In Neapel aber schien man von allem Andern abzusehen, wenn nur die bprocent- Schuldverschreibungen einen hohen Cours hatten, die Arsenale gefüllt waren und die Truppen ein gute- Aussehen hatten. Gerichte und Administration thaten Alles, was man von ihnen verlangte; sie thaten aber auch Das, was Andere verlangten, wenn man es gut zahlte. Gesetze und Einrichtungen sind in Neapel sehr gut; aber Beamte und Richter sind käuflich. So groß die Gewalt der Regierung war, wo sie sah, so schwach war sie, wo sie nicht direct sehen konnte und Andere den unfehlbaren goldenen Schlüssel anwenden konnten. Sie handhabte da- vcratonschste Fremdenregime, da- überhaupt möglich ist. Alle diese Lorsichtsmaßregeln hinderten nicht, daß Emissäre fortwährend das Land durch zogen, geheime Gesellschaften organisirten und Aufstände vorbereiteten; sie wußten die Wege zu gehen, wo ihnen nicht aufgepaßt wurde, oder wußten sich dieselben durch Geld frei zu halten. Es gab außer den officiellcn und einigen Klatschblättern keine Journale; die meisten frem den Zeitungen waren verboten. Da man Nichts lesen konnte, was im Lande gedruckt wurde, so griff man zu Dem, was von der Fremde her kam, und da- war in der Regel sehr aufreizend. Man durfte nicht sprechen, ohne gefährdet zu sein; aber man conspirirte. Je länger die ser Zustand dauerte, desto schwerer wurde die Rückkehr, und König Ferdinand hatte nicht Unrecht, wenn ihm vor jeder Reform bange war. Nach seinem Tode fehlte die feste Hand und dauerte das System fort. Man beraubte sich de- WiderstandsmittrlS, das in den Schweizertrup- pen lag, und regierte doch wie vorher. Die Folge ist, daß man heute bei Piemont um eine Allianz bettelt und Piemont Miene macht, sie zu verweigern. Die neapo litanische Verfassung ist nie aufgehoben, sondern nur su-pendirt gewesen, man stellt sie also wieder her. In den nächsten Kammern werden wahrscheinlich die Männer wieder sitzen, die schon srüher gegen den König conspi- rirten. Die Opposition wird keine gouverncmcntale, son dern eine dynastische sein. Graf Cavour und Piemont werden in diesem Parlamente herrschen, »nd sie sind ihrer Sache so gewiß, daß sie es für unnütz halten, den Kö nig von Neapel zu ihrem Verbündeten zu haben, da sie glauben, sein Land bald unmittelbar beherrschen zu kön nen. Die Heercsmacht Neapels hat sich als sehr unzu verlässig gezeigt, doch die Piemontesen hoffen, daß sie mit andern Truppen gemischt, ein besseres Material ab geben werde. Neapel aber hat eine ganz hübsche Flot tille, und gut dirigirt, kann sie ein ziemlich tüchtiges Kriegsinstrument werden. Das sind zu lockende Sachen, als daß sich Graf Cavour leicht des Gedankens entschla- gcn sollte, über dieses Land zu regieren. Piemont und England sind gegen Neapel verbündet, Frankreich hält an sich, um die Gelegenheit nach Umständen zu benutzen; im eigenen Lande ist der Boden, auf dem die neue con- stitutionelle Regierung steht, schwankend. Man müßte Sehergabe haben, um die Zukunft dieses Landes auch nur ahnend zu cnträthseln. Piemont scheint seinem Ziele, über das ganze Italien zu herrschen, ganz nahe. Aber die Geschichte hat bereits der Beispiele zur Genüge ge zeigt, daß eine so rasch zusammengewürfelte Macht keine Dauer hat. Die Sandhaufen, die der Sturm zusam ¬ menbläst, dauern eben nur so lang«, al- bi- ein anderer Wind sie davon trägt." Die officiösen französischen Blätter beginnen in ihren Berichten aus Neapel den dortigen Umschwung sehr vertrauensvoll und freundlich zu behandeln, und heben besonder» mit Genugthuung den Einfluß de- Herrn Brenier hervor, über dessen Jnsultirung sie wenig Worte gemacht haben. Da- „PayS" bringt z. B. folgende Notiz: „Neapel ist fortwährend ruhig. Die klugen Zu geständnisse deS König- werden immer mehr begriffen und gewürdigt. In der diplomatischen Welt ist di« Bei stimmung allgemein; sie ist es ebenfalls in dem gesunden Theil de» Volkes. Besonders werden die Gemüther der Regierung dadurch wieder zugeführt, daß die Regierung eS offen sagt, daß sie viel von dem Wohlwollen Frank reichs hofft." — Im neuesten Heft der „Revue des deur Monde»" tritt ein Artikel von Charles de Remusat, unter dem Titel: „Dir äußere Politik Frankreichs", der Bearbeitung der öffentlichen Meinung für einen Inva sionskrieg nach Kräften entgegen und führt aus, daß Frankreich, wenn cs die Politik der Nationalitäten und der natürlichen Grenzen zu verwirklichen suche, die bis jetzt in sich getrennten und zerspaltenen Mächte Europa- abermals gegen sich vereinigen würde. Alle gemäßigter» Blätter in Frankreich sprechen ähnlich. Von der demo kratischen Presse wird dagegen das Annerionsthema um so unverhüllter täglich besprochen. — Eines dieser Blätter, „Opinion nationale", hatte vor einigen Tagen den Prinzen Napoleon direct aufgefordert, wieder eine poli tische Rolle zu übernehmen. Der „Moniteur" ertheilt dem Blatte dafür einen Verweis, daß eS bei Gelegenheit des Verlustes, welchen die kaiserliche Familie und Frank reich erlitten, solche Aufforderungen stelle, welche die „Empfindlichkeit des Prinzen erregt hätten". Das „Pays" enthält einen Artikel, der wie eine Wie dererweckung einer „orientalischen Frage" auch feiten Frankreichs ausstcht. Da» Blatt appellirt an die europäischen Mächte, dem Morden, Sengen, Plündern der fanatischen Drusen rin Ziel zu setzen, denn in den bedauernswürdigen Maronitcn seien Europas christliches Gefühl und Civilisation gekränkt und schwer verletzt wor den. Europa sei aufs Tiefste bei den Vorfällen am Li banon interrsstrt; Pflicht und Ehre geböten ihm, dort cinzuschreiten. „Wir zweifeln nicht — sagt das osficiöse Blatt — „daß das die Absichten Frankreichs sind; Frank reichs Sache ist e» hier, die Initiative zu ergreifen, der ganz Europa mit Eifer zu folgen »richt'ermangeln wird." (Berg!, unter Pari».) Tagesgeschichte. / Dreödrn, 10. Juli. Zu Ehren des Namensfestes Ihrer Majestät der Königin fand heute Morgen große Reveille der Militärmusik statt. Dresden, 10. Juli. Se. Erccllenz der Herr Justiz minister vr. v. Behr wird morgen einen mehrwöchentlichen Urlaub behufs einer Badereise nach T «plitz antreten. Wien, 8. Juli. Von hier wird dem „P. Ll." ge schrieben: „Ich kann Ihnen die Mittheilung machen, daß nach Kroatien wichtige Verordnungen auf dem Wege sind. Es soll nämlich dort künftighin im inncrn und äußern Dienst der untern Behörden die Amtssprache die kroatische sein, und ebenso werden die ober» Behör den in ihrem Verkehre mit den untern sich der Landes sprache bedienen müssen." Triest, 6. Juli. (Tr. Z.) Nach einer officiellcn Mit theilung ist die Sektion Easarsa-Nabresina der Voll endung nahe, und dcr Schienenweg wird ohne Unter brechung bis Turin und Genua am 1. September in Betrieb sein. Venedig, 5. Juli. Dcr „Tr. Z." wird geschrieben: Es ist nicht zu verkennen, daß seit einiger Zeit und namentlich seit den Erfolgen der Garibaldi'schen Expe dition in Sicilien die Agitation auch in diesen Pro vinzen ihr Haupt wieder zu erheben begann und die ver schiedenen Revolutionscomit« S neuerdings eifrige Propaganda zu machen suchten. So waren denn auch jetzt, wie in srühern Zeiten, sogenannte Cafö-Clubs orga nisier worden, wo die Pläne zu den verschiedenartigen Demonstrationen auSgcarbeitet wurden. Namentlich Waren die Oasen »xli 8pecebi und all' äneora ck'ora unter den Procuratien am Marku-Platze und das Oalö »l ?a- lliglione in der Frezzeria neben der Burgwache die Haupt quartiere, von wo au» die weitern Operationen erfolg ten. Die Gelegenheit mußte diesmal die Kirche geben. In der MarkuSkirche pflegte nämlich nach der sonntägi gen Frühmesse der Domherr Zinrlli zu predigen, welcher durch mehrere Flugschriften, in denen er die Rechte de- heiligen Stuhles und die Sache der Ordnung verthei- digte, und durch seine Predigten, die er in gleichem Sinne hielt, bekannt und den hiesigen Eraltirten ein Gräuel war. Einer Verabredung gemäß begaben sich letztere am verflossenen Sonntag in die MarkuSkirche, wo der erwähnte Geistliche eben über die Ercommunication und deren Fol gen sprach. Einige Stellen der Rede mußten natürlich das Gefühl dieser Leute verletzen, was sie durch Räus pern und Husten an den Tag legten. Als der Geist liche sich nicht beirren ließ, ging dieses Husten in ein heftiges Zischen und Murren, sowie iir ein Scharren mit den Kirchenstühlcn über. Als der Prediger dieses Be nehmen mit strengen Worten rügte und mit der Erklä rung, daß er sich dadurch von seinen Pflichten nicht ab bringen lassen werde, die Unruhestifter nufforderte, sich zu entfernen, wenn ihnen die Worte der Religion an stößig wären, stampften und zischten dieselben heftiger als früher, ein großer Theil der Zuhörer aber nahm den Prediger in Schutz und gab ihm seine Sympathien durch energisches Applaudiren und Beifallsrufen zu erkennen, so daß endlich die Agitationspartci sich zurückziehen und die Kirche räumen mußte. Da die Haupturheber dieses Skandals dcr Polizei bekannt waren, so wurden mehrere Verhaftungen vorgcnommen und die Hauptcluborte, näm lich die erwähnten drei Kaffeehäuser, gesperrt. Berlin, 9. Juli. (B.Bl.) Se. Majestät der König von Bayern traf gestern Nachmittag von Potsdam hier ein und übernachtete im königlichen Schlosse. Se. Ma jestät begab sich heute Morgen 8 Uhr nach dein Pots damer Bahnhof und empfing dort mit Sr. königlichen Hoheit dem Prinzen Adalbert Ihre Majestät die Kö nigin von Bayern, Allerhöchstwelche in Begleitung Sr- königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Wilhelm mit telst Ertrazuges von Potsdam hier eintraf. Ihre Ma jestäten fuhren mit Sr. königlichen Hoheit dem Prinzen Adalbert nach Bunzlau weiter, von wo sie sich über Lö wenberg und Hirschberg nach Schloß Fischbach begaben. Ihre königliche Hoheit die Prinzessin Elisabeth von Hes sen und bei Rhein ist mit Familie bereits mit dem ge strigen Abendzuge dahin vorauSgcreist. Sc. Majestät dcr König von Bayern wird nach zweitägigem Aufenthalte in Fischbach sich zur Cur nach Gräfenberg begeben und etwa 3 Wochen dort verweilen. — Der Generalleutnant und Chef deS Generalstabcs der Armee, Frhr. v. Moltke, ist nach Beendigung der Küstenbesichtigung dcr Ost- und Nordsee von Emden hierher zurückgckchrt. — Dcr könjgl. hannoversche Gesandte am hiesigen Hofe, wirkt. Geh. Rath und Kammerherr Graf Karl zu Inn- und KnypHaIl sen (geb. 1784), ist auf dcr Rückreise von Montreux in Frankfurt a. Main am 6. Juli gestorben. Graf Knyphausen hat sich während seiner länger als fünfzehn jährigen amtlichen Wirksamkeit Hierselbst die allgemeinste Achtung zu erwerben gewußt; er war seit dem 1. Nov. 1844 Hierselbst accrcditirt. — Der königliche Gesandte in Konstantinopel, Graf v. d. Goltz, ist hier cingetrof- fen. Derselbe wird sich, wie wir hören, bald nach der Vermählung seines Bruders auf seinen Posten zurück begeben. — Nächst der Prinzessin Friedrich Wilhelm wurde gestern zum ersten Male auch der Prinzessin Friedrich Karl im Kirchengebete gedacht und Fürbitte für deren glückliche Entbindung gethan. AugSburg, 7. Juli. (Ab. Z.) Die auf Anordnung deS k. Staat-Ministerium- dcS HandclS und dcr öffcnt- Feui^letosL. DaS Glück schenkt Nichts, leiht nur. Bon Feroan Eidaller».*) (Forts, au« Nr. IbS.) Eine halbe Stunde später trat der Caplan heraus. Sein Antlitz war auf eine entsetzliche Art verstört; er war todtenbleich und seine Anstrengungen reichten nicht hin, ein AMern zu unterdrücken, so daß seine Zähne an dem Glase mit Wasser, das man ihm eiligst darbot, zu sammenklapperten. „ES ist Nichts, eS ist Nicht»; ein Schwindel,^ ant wortete der Pater auf die Fragen, die man an ihn stellte. — „In diesem Zimmer ist die Luft erstickend, und ich fühlte mich schon, bevor ich kam, unwohl. Es hat Nichts zu bedeuten, meine Herren, in der frischen Luft wird eS vorübergehen. Eilt, dem Kranken beizu stehen, der eine Erleichterung zu verspüren scheint." Wirklich fanden sie den Verwundeten in einen wohl- thätigen Schlaf versenkt. Was hatte diesen sonst so ruhigen Priester in einen solche»» Zustand versetzt? Der Leser, welcher da» Vorleben deS Sterbenden kennt, wird es errathen haben. Er hatte im Namen Gotte», dessen Diener er war, de« reuigen Mörder sei ne» Vaters absolvirt! Per Pater Caplan ging fort und wandte seine wankenden Schritte nach der Kirche; dort sank er auf die Knie und verharrte mehrere Stunden in dieser Stel lung. Und al» er au- der Kirche trat, war seine Stirn heiter, sein Blick ruhig und sein Mund lächelnd, wie *) »u« d«ff— „»»«-«»Lhltea Werk«»", ü»ers«tzt von H. «o,f. Paderborn, Brrla- von Frrd. Schbningh. Im Gebete zu Gott hatte die heilige Pflicht über die stürmischen menschlichen Gefühle, das Amt über die Persönlichkeit, der Priester über den Menschen den Sieg davongetragcn. Die Ruhe war in seine Seele zurück gekehrt; ober dcr Körper erlag der Aufregung. Als er in sein HauS zurückkam, befiel ihn eine Gehirnentzündung, welche ihm alle» Bewußtsein raubt« ; seine heroische An strengung hatte ihn entkräftet. Man hält den oft wiederholten Satz, daß Unglücks fälle und irdische Ucbel Gnaden Gottes zu sein pflegen, für moralisches Geschwätz, mystische Abstraction und reli giöse Schwärmerei; aber eS ist eine Wahrheit, die wir »Lglich bestätigt finden; doch trotzdem wird sie von den philosophischen Denkern den albernen Fabeln vergangener Zeiten beigezählt. Das Unglück, welches Don Victor Guerra an den Rand des Grabes gebracht hatte, war der Schlag ge wesen, mit welchem Gott fein eingeschlafeneS Gewissen wieder weckte. Wenn er gestorben wäre, seine Seele in Thränen der Reue aufgelöst und durch die Buße ge reinigt, so wäre er gerettet gewesen. Hätten, am Leben geblieben, ihn andere Unglücksfälle getroffen, so würde er vielleicht auf dem Wege der Buße ausgeharrt haben. Aber eS kam nicht so! Kaum schritt er der Genesung zu, als ein Choru« von Lobreden über seine neue Helden- that seiner Eitelkeit schmeichelte und Aussicht auf Be förderung feinem unersättlichen Ehrgeiz entgegenlächelte. Dir drei Galonen deS Obersten glänzten in seiner Zu kunft wie der höchste und leuchtendste Punkt. Noch krank, dachte der Verblendete nur an irdischen Ruhm. Das Gewissen, die Vorwürfe, die heiligen Vorsätze waren ver gessen ; die guten Engel verhüllten sich ihr Antlitz und flohen von feinem Bett! i: Eurige Zeit, nachher kehrte sei« Oberst, der nun General war, mit seiner ganzen Familie nach Spanien zurück und beredete Don Victor Guerra, der schon Oberst geworden, ihn zu begleiten. Dieser, welcher seine sehn lichsten Wünsche erfüllt sah, faßte den Vorsatz, seinem Glücke die Krone aufzusetzcn, indein er eine Verbindung mit der Tochter des Generals zu erreichen suchte, welche mit einer großen Schönheit eine ausgezeichnete Erziehung verband und die nicht minder eifrig begehrten Vortheile besaß, von väterlicher Seite einem sehr vornehmen Ge schlecht anzugehören und mütterlicherseits Erbin eine großen Vermögens zu sein. Der Ehrgeizige hielt die Vergangenheit für vergessen und unerforschlich und betäubte sich mit beruhigenden Vorstellungen. Seit seiner Abreise aus Spanien, sagte er sich, waren zehn Jahre vergangen; es war unmöglich, daß Jemand in dem angesehenen Obersten Don Victor Guerra den Juan Luis, fpottweise mit dein Spitznamen Scheermesser benannt, den Barbiergesellen einer Vorstadt von Jerez, wiedererkennen sollte. Was den Tod eines armen unbedeutenden Wesens, wie den des Wirthes an belangte, so war die» ein Ereigniß, dessen sich Niemand nach so vielen Jahren erinnern würde. Der General wünschte auch den Caplan mit sich zu nehmen, der nur auf seine Bitten in Amerika geblieben war; dieser aber suchte, da er wußte, daß der Oberst sie begleiten würde, einen plausibeln Vorwand, um zu rückzubleiben und sich von seinen Freunden auf eine Weile zu trennen. Die Reisenden langten glücklich in Bordeaur an, welche» der Bestimmungsort de» Schiffe», an dessen Bord sie sich befanden, war. Von da wandten sie sich nach Marsrille und von diesem Punkte nach Malaga, der Gc- burtSstätte de» Generals. Erst nachdem sie »'n dieser Stadt angekommen waren, be schloß der falsche Don Victor Guerra, den General um die Hand seiner Tochter zu bitten, deren Liebe er zu gewinnen gewußt hatte und die er sich einbildete, anzu beten. Nie hatte dieser herzlose Mensch geliebt, dessen un ruhige- und bewegtes Leben, das nur die beiden Zweckt kannte, eine unsichere und ungewisse Zukunft zu erobern und eine fürchterliche und drohende Vergangenheit zu verbergen, ihn nie hatte bemerken lassen, daß aus der Erbe duftige Blumen und aus dem Herzen süße Nei gungen keimen. Aber jetzt überredete er sich, daß er mit Leidenschaft liebe; und er belog sich nicht ganz. ES gicbt Personen, sowohl weiblichen als männlichen Ge schlechts, welche in den Gegenständen ihrer Neigung nicht ihre Individualität lieben, sondern die Stellung, den Glanz und die Vorthcile, welche sie durch ihre Liebe er langen und die daher die Leidenschaft dcr Eitelkeit mit der Liebe verwechseln. Der Antrag Guerra'S gefiel dem General nicht, trotz der Vorliebe, die er für ihn hatte; denn seine Tochter konnte sicher auf eine glänzendere Verbindung rechnen. Aber ihre Thränen und die Fürsprache der Mutter, welche ihr beistand, siegten endlich über seinen Widerstand. (Fortsetzung folgt.) " Im Züricher Hospital ist dcr Prof. A. Schmid au- Stuttgart gestorben, ein Mann von hervorragender Bildung, der schon in den dreißiger Jahren aus politi schen Gründen längere Zeit verhaftet war, 1849 als Ge meiner den badischen Feldzug mitmachte und seitdem als Flüchtling und Lehrer in der Schweiz lebte. * In Leipzig haben Frau I. Rettich und Herr I. Wagner vom Wiener Hofburgtheater «inen Gast- rollrncyklus mit großem Beifall begonnen. * Die „Gaceta" kündigt officiell an, daß Ende October in Madrid eine große Kunstausstellung statt finden soll.
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