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Dresdner Journal : 01.07.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186007016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-07
- Tag 1860-07-01
-
Monat
1860-07
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 01.07.1860
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Abmnmarnttprrtst: 7»tzrlieb: L Ltzle. 10 »er 0» »-«V-L z^jitbel.: 1 „ 10 ,, ,, ,, io Vroos»»: 1) »er Lior«!», tiuo>m«rv: 1 »e*- lm litt» r,«r- uvä vr,wp«U:a- »ekl»e töo«». »«strawvrrisr: I'tlr ä«u N«am e,o«r »«,p»Ie*a«u 2»Ue: 1 Kxr. V»r«r ,,Liax«»«uäe" <ii« L«U«: 2 »er- Lrschekm,: lifflicii, r»it La,a»i>me cker 8orm - null k'«liiere«, ^deoä» kilr ä«o kole«oä«o 1»x. DreMerImmal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Sastrattnamrahmk auswärts: I'» L»^»v»r«rr»>, <?ommb»toi»ilr «le» Or»»änvr Sonrn»!», eb«nä.r,«lt>»t: N. Utz»»!«; «Ilona: L Vvorr»; LerUv: Ol»opio»'«ckk tjacbti., ktnrxrrrn» Loreal»; Lrornon: L. LeSl-or-rn; rrantcknrl ». w.: gxrvrs'icb« LucbUnnälanx; Köln: «oc>l.r ll»vkm«; k»ri»: v. l-üverü^il.» (28, ruo äe» doo» eukitn»); Via?: 1» Losk-icu'» Luctcknogluox. chrransgeber: Kvoixt. ?!rp«lli1ton äe» vrosänee ^onronlo, vrsrüon, Llarieostr»»»« Xr. 7. Abonnements - Einladung. Auf da» »it der heutigen Rmnmer begin ueude neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Journals" werden Bestellungen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresden bei der unterzeichneten Expedition angenommeu. Der Preis beträgt in ganz Sachsen vierteljährlich I Thlr. IO Rgr.; im Auslände tritt Postzuschlag und Stempel gebühr hinzu. Atsigl. Lrpeditios des Dresdner Znrnals. (Marienstraße Nr. 7.) Amtlicher Theil. Dresden, 21. Juni. Seine Königliche Majestät Haden dem Wachtmeister beim GerichtSamte Oel»nitz Jo hann Michael Weigand auS Anlaß seine- fünfzigjäh rigen DienstjubiläumS in Anerkennung seiner treugeleiste- ten Dienste di« zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber zu verleihen huldreichst geruhet. Dresden, 21. Juni. Seine Majestät der König haben die vom Leutnant von Egidy vom 6- Infanterie- Bataillon wegen überkommenen Dienstunvrrmögens erbe tene Entlastung au» der Armee, unter gleichzeitig »achge- suchter Enthebung de» OsfijierScharacter«, zu genehmigen geruht. Dresden, 25. Juni. Seine Königliche Majestät habe« dem OrtSrichter Johann Gottfried Kirmse in Car-dorf au» Anlaß seine» fünfzigjährigen AmtSjubiläumS in Anerkennung seiner treu geleisteten Dienste die zum Verdienstorden gehörig« Medaille in Silber zu verleihen huldreichst geruht. Bekanntmachung. Die MonatSabschltzsse über da» Brutto-Einkommen der Ehemnih-Riesaer StaatSeisenbahn in dem Betriebs jahre vom 1. September 1858 bi» ult. August 1859 lie fern, nach erfolgter Abrechnung mit den betreffenden Zusammen: 483,756 Thlr. 11 Ngr. — Pf. Verwaltungen, folgende- Ergebniß 1858. September: 51,963 Thlr. 23 Ngr. 8 Pf. Octodrr: 52,441 14 7 - November: 37,765 4 8 - December: 36,318 29 3 - 1859. Januar: 29,792 6 -: Februar: 30,978 28 s März: 42,862 1 — r April: 39,870 28 9 - Mai: 36,827 7 3 - Juni: 36,087 16 1 - Juli: 39,079 11 8 - August: 46,768 19 3 - E» wird daher Solche», in Hinblick auf 8- 5 3 a des Vertrag» vom 31. December 1850, die Ueberlassung der Chemnitz-Riesaer Eisenbahn an den Staat betreffend, hierdurch bekannt gemacht. Dresden, am 20. Juni 1860. Finanz - Ministerium, Frhr. von Friesen. Geuder. Nichtamtlicher Theil. Nebersicht: Telegraphische Nachrichten. ZettangSschtUl. (Preußische Zeitung. — Gazette de France. — Constitutionnel. — Opinion nationale.— Triester Zeitung. — Dänische Blätter,) TageSgrschichte. Wien: Hoftrauer für den Prinzen Jörüme. Herr v. Prokesch. Thouvenel's Annerions note. — Prag: Petitionen um Errichtung eines Han dels- und eine- Ackerbauministcriums. Genossenschaft der Buchhändler. — Venedig: Eröffnung der Crn- tralcongregation. Präsidentenwahl der Handelskam mer. — Berlin: Der Elaatshaushaltetat veröffent licht. Einnahme aus dem ZeitungSstcmprl. — Ba den-Baden: Die hohen Gäste. — Frankfurt: Be richtigung. — Pari-: Keine neue Anleihe. Wenig Lust für die russische Anleihe. Der Tod de» Prinzen Jördme. Reisen des Kaiser». Vom gesetzgebenden Körper. Vollmachten an Baron GroS. Vermischte». — Bern: Zur savoyischcn Frage.—Neapel: Oester- reichischc Kriegsschiffe. Zur Lage. Ausbruch d.VcsuvS.— Palermo: Die Armee und der Einzug Garibaldi'S. — Madrid: Eongreßverhandlungen. — London: Der Untergang de» Dampfers „Malabar". Scercchts grundsähe. — Glücksburg: Ankunft des König». — St. Petersburg: Umgestaltung der Rcichscrebitan- ftaltcn. — Konstantinopel: Aus der neuesten Post. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau.) Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 29. Juni, Abends. Heute Mittag ist die österreichisch-englische Telegraphen convention mit der Pforte behufs Legung einer unterseeischen Linie zwischen Ragusa und Alexan drien hier unterzeichnet worden. Wien, Sonnabend, 30. Juni. Wie direkte zu- verlässige Telegramme auS Neapel vom 29. Juni melden, find die Nrbellenbanden, welche am 28. die bereits gemeldeten Gewaltthaten begingen, auch einen Versuch gemacht hatten, die Sträflinge zu befreien, zuletzt von deu Truppen bewältigt wor den, wobei mehrere der Rebellen umkamcn. Zu gleich mit der Verkündigung deö Belagerungs zustandes wurde eine Bürgergarde gebildet. Das neue Ministerium hat sich bereits consti- tuirt. Die Königin-Mutter ist am Abend des 28. Juni mit ihren Töchtern nach Gaeta abaereist. Der König weilt in Neapel. Das Gerücht von seiner Erkrankung ist unwahr. Am 29. ist die Ordnung nicht wieder gestört worden. Pari-, Freitag, 29. Juni. Nach hier einge- troffeneu Nachrichten auS Neapel vom gestrigen Tage ist die Bildung des Ministeriums beendet. Spinelli, Präsident; Martino, Aeußeres; Debri, Innere-; Manna, Finanzen; Forella, Cultus; Morrlli, Justiz; Lestucci, Krieg; Garofalo, Marine. Ein Telegramm meldet aus Madrid vom 28. Juni, daß der Graf Montemolin und sein Bruder ihre Abdicatiou annullirt haben. Paris, Sonnabend, 30. Juni. Aus Neapel find Nachrichten vom 28. Juni rinaetroffen, wo nach an diesem Tage die (Polizei-?) Commiffariate von zwölf Quartieren geplündert, ihre Archive ver bräunt und die Beamten ermordet worden sein sollen. Der Belagerungszustand ist proclamirt. Vereinigungen auf der Ttraße find verboten. Turin, Freitag, 29. Juni. AuS Neapel wird gemeldet: Die Regierung hat die Rückgabe der weggenommenen Schiffe sammt den daraus be findlichen Passagieren anbefohlen. Man fürchtet Anarchie und Conflicte zwischen den Lazzaroni und der übrigen Bevölkerung. Die „Unione" berichtet ans Palermo, daß die Collegien der Jesuiten und Liguorianer aufgelöst find, die Mitglieder derselben aus Sicilien auS gewiesen und ihre Güter als dem Staate anheim gefallen behandelt werden. — Alexander DumaS der ältere (Garibaldi'S Biograph) hat von der Stadt Palermo daS Bürgerrecht erhalten. Feuilleton. K. Hoftheater. Mit dem Schauspiele „Dorf »ud Stadt", welche» Freitag den 29. Juni neu ein- studirt gegeben wurde, Hal Fra» Birch-Pfeiffer einen glücklichen Griff an Herrn Auerbach gethan, besten sie sich »och lang« erfreuen wird; denn die naiven und nationale« Elemente diese» lebensvollen Genrebild«», in denen sich Auerbach'» eigrnthümlicher DichtungScharakter höchst geschickt inscenirt auSsprtcht, behaupten stet» wieder eine anziehende Wirkung. DaS Lorle bietet Fräulein Eoßman« für eine glänzende Seite ihres Naturells, ihren H»mor und Witz der Darstellung, keine Gelegen heit. und doch gehört diese Partie zu ihren schönsten Ge stalte». Einige frühere bedeutende Darstellerinnen haben diese dankbare Rolle noch mit stärker aufgrtragenen dramLtischen Gefühl-affrcten au-gestattet, aber gewiß nicht zum unbedingten Borthril der wahren Erscheinung des innig in sich verschlossenen schwäbischen Gemüthslebens diese» holden Naturkinde». Denn gerade, durch den7^ kindlich schlichten, naiv einfachen Ton und durch das natürlich unbefangene, herzige Wese« de» Lorle Fräulein Goßmann'S offenbart sich da» träumerisch stille, aber tiefe Watten, der ungefälschte, jede» Fremdartig« ab weisende, einfältige Natursinn und die unaussprechliche Lieb« dieser Frauenseele in jener lieblich unbewußten Reinheit, Bescheidenheit und poetischen Ursprünglichkeit, welche «it innerster Sympathie bestrickt und jede Regung herabsetzender Absicht irr ihrer Umgebung entwaffnet. Lo» Dnzrlnhette« der reizend vollendeten Leistung sei nur noch der tief empfundene Liedervortrag, da» Liebe»- geständniß gegenüber de« Vater, di« Schilderung de» inner« Kampfe», Zwange» und de» verschlossenen Leide» de» liebenden Weibe» sowie die rührend ergreifende Schluhsten« erwähnt. — Neben dem Gaste sei vor Allem die meisterhafte Darstellung des Bärbel »01; Fräulein Berg erwähnt. Herr Marimilian gab den Maler Reinhardt, der zum Lorle mit seiner beweglichen, wechseln den, leidenschaftlichen Natur den städtischen Gegensatz bildet, höchst lobenswerth, mit Wärme, künstlerisch cr- centrisch, aber dabei maßvoll und edel gehalten. Vor trefflich wurde auch der-Lindenwrrth von Herrn Ger st orser charakterisirt; erwähnt seien noch die Herren Walther und Seiß als Collaborator und Bauer Christoph. Im Ucbrigen war der größte Theil der Stadtgesellschaft nicht so günstig vertreten, um sich nicht au» ihr gern und mit Vortheil aufs Land zurückzuziehen. Die Vorstellung ging, namentlich in Bezug auf die ge nannten Mitwirkenden, abgerundet und lebendig zu sammen. . C. Banck. Nach Japan.*) Reisebriefe von Gustav Spiess. II. Kairo, am 1L. Juni Iks<>. Die Fahrt mit der Eisenbahn von Alerandrien bis hier dauert etwa 7 Stunden und gewährt wenig Jntcr- rffe. Zu einer andern Jahreszeit, wenn die weiten Ebenen, welche von der Bahn durchschritten werde«, mit Grün bedkckt sind, mag der Blick lohnend sein. Jetzt ist hier die erste Ernte schon seit geraumer Zeit beendet und die FellahS sind mit der neuen Bestellung der Felder beschäftigt. Recht» und links erscheinen die Lehmhaufen, in denen der ägyptische Bauer mit seinem Vieh zu sammenwohnt, — seltener eine sogenannte Stadt mit ver fallenen Moscheen und Minaret», Gruppen von Palmen, lange Züge von Kameelen und Eseln. In Kafr-Ci- führt eine Brücke über den Nil, der uns hier zum ersten *) Nr. IS7 d. »l. In Rom geht das Gerücht, es ständen Re formen bevor. London, Freitag, 29 Juni, Abends. In der heutigen Sitzung deö Unterhauses erklärte Lord Palmerston auf eine Anfrage Sheridauö, er habe keine Nachrichten von Unruhen in Neapel erhalten. Peel verschob seine gestern angekun- digte Interpellation wegen der eventuellen Ber einigung Siciliens mit Sardinien, weil Lord John Russell durch Unwohlsein behindert war, zu er scheinen. London, Sonnabend 30. Juni. Die „Mor- ning-Post" enthält ein Telegramm folgenden In halts a»S Neapel von gestern: Die Aufregung dauert fort. Die Reformen haben keine Befrie digung gewährt. Wenn für den gestrigen Angriff aus den französischen Gesandten, Baron Brenier, keine Genugthuung gegeben werden sollte, so wird wahrscheinlich die französische Flotte einscdreiten. Der „Times" zufolge findet die neue russische Anleihe keinen Anklang und wird wahrscheinlich zurückgezogen werden. (Vgl. die Pariser Conespon- denz unter TageSgrschichte.) Dresden, 30. Juni. In der Bundestagssitzung vom 23. Februar stellten Bayern, Sachsen, Württemberg, die beiden Hessen, Nassau, Meiningen und Altenburg den Antrag: „die Bundes versammlung wolle sich die Einführung gleichen Ma ßes und Gewichtes in allen Bundesstaaten zur Auf gabe stellen." Der Antrag wurde dem handelspolitischen Ausschüsse überwiesen, welcher am 8. Juni dahin Be richt erstattete, daß die Angelegenheit zur Competenz der Bundesversammlung gehöre, die Einheit des deutschen Maß- und Gewichlsystcms zur Förderung der materiellen Interessen höchst wünschenswcrth, die Frage aber, ob und in welcher Weise dieselbe als ausführbar erscheine, tech nischer Natur sei; der Ausschuß beantragte daher, am Eitze der Bundesversammlung eine Commission von Sach verständigen zur Ausarbeitung eines Gutachten» nieder zusetzen. In der vorgestrigen Bundestagssitzung kam (wie telegraphisch schon gemeldet) dieser Antrag de» han delspolitischen Ausschusses zur Abstimmung. Eine Re gierung (wie die „Nat.-Ztg." berichtet: Weimar) war der Ansicht, daß es im vorliegenden Falle auch schon bei den vorberathenden Entschließungen der Einstimmigkeit be dürfe. Die Versammlung erhob den Antrag per majoia zum Beschluß. Preußen gab, wie die „Prcuß. Ztg." berichtet, ein mvtivirteS Votum dahin ab, daß es nicht gegen die Sache an sich sei, der vorgcschlagcnen Behand lung aber nicht zustimme, vielmehr wünsche, daß zunächst die Regierungen über die Bedürfnißfrage entschieden und bestimmte Vorschläge formulirtcn, welche alsdann etwai gen Commissionsberathungcn zu Grunde gelegt würden. Das durch diese Abstimmung ausgedrückte Verhältnis! der preußischen Regierung zu dem Anträge ist in einem Auf sätze der „Preußischen Zeitung" näher entwickelt, und da es jedenfalls von Interesse sein wird, jenes Verhältnis; näher kennen zu lernen, lassen wir den Ge- dankenDang des Artikels der „Preuß. Zeitung" folgen. ES könne sich, sagt das halbamtliche Organ, nicht mehr um die Frage handeln, ob die Einführung gleichen Ma ßes und Gewichts wünschenswcrth sei, sondern nur noch um die, auf welchem Wege dieses Ziel am besten zu er reichen sei. In dieser Hinsicht sei aber der Ausschußan trag bedenklich. Derselbe vermische zunächst, wie der der acht Regierungen, zwei sehr verschiedene Drnge: die Her stellung gleichen Maßes und die Herstellung gleichen Gewichts. Was das Gewicht angeht, so sei das Zollpfund in allen Bundesstaaten außer Oesterreich, Bayern, Meck lenburg und Liechtenstein als ausschließliche Einheit des Landesgrwichts anerkannt, und die Thätigkeit der Bundes versammlung könnte sich in dieser Beziehung nur darin äußern, daß sie durch Bundcsbeschluß die Einführung des Zollpfundes auch in den genannten vier Staaten be schleunige. In Betreff des Maßsystems aber liege die Sache bei der verwirrenden Mannichfaltigkcit der Längen- i . , . — —.... Male entgegcntritt und trotz der Periode des niedrigsten Wasserstandcs als ein ansehnlicher Fluß erscheint. Zur Zeit der Ueberschwemmung, wenn das ganze Land unter Wasser steht — im September und Oktober — mag der Ackblick großartig sein. Der Nil ist im engsten Sinne des Wortes die Quelle des Lebens für das ganze Land; die Wüste tritt scharf und unmittelbar an sein Gebiet heran; nur dort, wo seine Fluthen den Boden tränken und befruchten, ist Lebensfähigkeit für die Menschen-, Thier- und Pflanzenwelt; er giebt das einzige Trink wasser für die Millionen Geschöpfe, die an seinen Ufern wohnen, und cs begreift sich leicht, daß man den Bringer alles Guten heilig hielt, daß noch heute die Durchstechung der Dämme beim Eintritt des höchsten Wasserstandes mit großen Feierlichkeiten verbunden ist. Kairo selbst liegt nicht unmittelbar am Nil; ein auf steinernen Bogen erbauter Aquäduct versorgt die auf etwa 300,000 Seelen geschätzten Einwohner der Stadt mit dem nöthigen Wasser. Ich kam mit großen Erwartungen in die Hauptstadt Aegyptens, die als die schönste und interessanteste aller Städte des Orients geschildert wird, und war in diesen Voraussetzungen noch wesentlich bestärkt durch unfern Reisegefährten Herrn v. B., der den Aufenthalt in Kairo als wahrhaft paradiesisch und göttlich gepriesen hatte. Ich verhehle nicht, ich war nicht wenig enttäuscht, was wohl zum großen Theil dem Umstande beigemessen werden muß, daß wir uns zur heißesten und ungünstig sten Zeit in Aegypten befinden. Unerträgliche Staub wolken waren schon am Bahnhofe die erste Begrüßung und bilden seitdem die beständige Schattenseite unsers Aufenthalts in Kairo. Ich bin indeß doch nicht minder empfänglich sür die Merkwürdigkeiten und Schönheiten der Stadt, für da- bunte Drängen und Treiben in den Bazar- und auf den Straßen, — Hitze und Staub haben und Körpermaße verwickelter. Die „Pr. Ztg." verweist nun darauf, Laß bieher alle Einigungen dieser Art in Deutschland nicht durch Dundesbeschlüsse, sondern durch Vereinbarungen unter den einzelnen Regierungen erreicht seien. So zahlreiche Erfahrungen berechtigten doch wohl einigermaßen zu der Annahme, daß Herkommen, Geschäfts ordnung und Organisation des Bundestags der Erledi gung derartiger Geschäfte.ungünstig sein müssen. Auch der Vorgang in Betreff des Handesgeseybuchö sei ge eignet, neue Bedenken zu erregen, da der Nürnberger Confcrenz lediglich die Revision und Umarbeitung eines ihr vorgclegten Entwurfs zur Aufgabe gestellt sei. Eine Commission von Fachmännern sei nicht geeignet, über eine Frage zu entscheiden, welche nur von dem alle betheiligten Interessen und Rücksichten überblickenden und abwägenden Standpunkte der Regierungen bc antwortet werden könne; eben so wenig sei sie ge eignet, eine schwierige legislatorische Aufgabe ohne alle Vorlage zu erledigen. „AuS dem Gesagten ergirbt sich," so schließt der Artikel, „daß zuerst die Einführung eines gleichen Gewichts durchaus von der Einführung eim» gleichen Maßes geschieden werden muß, daß in Bezug auf das Gewicht der Bundesversammlung nur übrig bleibt, die nahezu vollendete Annahme des -Zollpfundes in allen Bundesstaaten zum völligen Abschlüsse zu bringen, daß so wenig von der Aufstellung einer neuen Gewichtsein heit, als von der Beseitigung der verschiedenen Unter - abthcilungen de» Zollpfundes die Rede sein kann. Es ergicbt sich zweitens, daß in Betreff des Maßsystems jetzt nicht bereit» zur Berufung einer Commission von Fach männern geschritten werden kann, vielmehr zuerst die Bc- dürfnißfrage von den Bundesregierungen entschieden und sodann bestimmte Vorschläge gemacht werden müssen, deren Prüfung einer Commission nach Art der Nürnberger Con- ferenz übertragen werden mag. Wie Jedermann ein leuchtet, handelt es sich hier nicht um Parteinahme sür oder gegen die Bundesversammlung, sondern lediglich um die Wahl des richtigen Weges, nicht um politische Dok trinen, sondern nur um eine zweckmäßige Praxis." — So die „Preuß. Zeitung". Die letztere Bemerkung kann nur geeignet sein, überall Befriedigung zu erwecken. Die Schwierigkeiten, welche in der Sache liegen, können, wenn man von allen Seiten ernstlich das Ziel anstrrbt, schon überwunden werden, gleichviel ob die» Regierungen selbst zuerst das Materielle der Angelegenheit im Detail unter suchen, oder ob sie dies völlig einer Sachverständigen commission überlasten. Wir haben auch in Deutschland schon Belege dafür, daß Aufgaben, welche ein lebhaftes Bedürfniß aller Staaten betrafen, von Sachverständigen mit Glück zunächst in Angriff genommen wurden, und was de» Hinweis der „Pr.Ztg." darauf betrifft, daß früher allerdings die meisten gemeinsamen deutschen materiellen Interessen durch Specialvereinbarungen der Regierungen gefördert wurden, so ist damit keineswegs bewiesen, daß der Bund, wenn er hierin eine größere Thätigkeit als früher zeigen will und nicht durch systematische Opposi tion darin behindert wird, nicht die Sache eben so gut, eben so gründlich und eben so schnell, ja vielleicht noch schneller und erfolgreicher betreiben könnte. E» steht dem nichts entgegen, daß die von der „Pr. Ztg." ent wickelten Gesichtspunkte in der einzuberufenden Commission zur Geltung gebracht werden, und wenn es hiernach u. A. darauf ankommt, die Annahme des Zollpfundcs in den vier Staaten zu vermitteln, wo dasselbe noch nickt als Landesgewicht cingesührt ist, so glauben wir nicht zu irren, wenn wir voraussetzen, daß gerade diese vier Staaten einem Bundesbeschlusse weit eher geneigt sein werden, ein williges und bequemes Opfer zu bringen, als einer „Vereinbarung". Die ganze französische Presse hat, wie schon erwähnt, dem Prinzen Jörömc die letzte Ehre erwie sen. Die oppositionellen Blätter sind dabei ziemlich ge messen gewesen; nur die legitinnstiscke „Gazette de France" war unmanierlich genug, den Todesfall unter die „Vermischten Nachrichten" zu setzen. Der „Con stitutionnel" nannte dieses Verhalten jenes legitimi- unS nicht abgchalkcn, einen mehrtägigen AuSflug in die Wüste — zu den Todtenfcldern, die sich mehrere Meilen am Rande derselben hinzichen — zu machen und die Pyramiden zu besuchen. Zu allen Ausflügen in und außerhalb der Stadt be dient man sich in der Regel der Esel, die hier als ganz andere Wesen erscheinen denn unsre Langohre; stattlich glänzend von Haar, meist geschoren, kräftig und muthig. Sic begreifen, wie geschätzt das Thier unter dem hiesigen Himmelsstriche sein muß, und nicht selten wird ein sol ches mit 40 bis 50, ja selbst bis über 100 Pfd. Sterl. bezahlt. Das „Hotel d'Oricnt", in dem wir wohnen, liegt an der Ezbekich, einem Wäldchen von hohen Acacicn und Sykomoren, unter deren Schatten sich allabendlich die Europäer und die vornehmen Türken und Araber versammeln. Mehrere Kaffeehäuser sind errichtet, und von 6 Uhr bis Mitternacht wird das an solche Genüsse nicht gewöhnte Ohr in der Regel von zwei oder drei mittelmäßigen Musikbanden gemartert, die gleichzeitig in geringer Entfernung von einander und unbekümmert um Harmonie Strauß'sche Walzer und arabische Märsche (im Wesentlichen von der großen Pauke und der Pickel flöte erccutirt und von verstimmten Blasinstrumenten be gleitet) zum Besten geben. Trotzdem ist die Ezbekieh der einzige Zufluchtsort für Fremde und Einheimische, wenn man der Äbendkühle genießen will. Bis in die späte Nacht weilt man draußen; eS fällt jetzt fast kein Thau, so daß man unbesorgt in leichter Kleidung im Freien sitzen darf. In den Zim mern sinkt der Thermometer auch während der Nacht nicht mehr unter 24", bei Tage haben wir 28" R. im Schatten, ein Wärmegrad, der unwillkürlich zur Ruhe und Unthätigkcit zwingt. Gleich in den ersten Tagen unser» Aufenthalt- hatten
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