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Dresdner Journal : 22.06.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186006223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-06
- Tag 1860-06-22
-
Monat
1860-06
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 22.06.1860
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143. ,, Freitag, dm 22. Juni. ... . - 1—!— — —— ! ^I,oii»r«w«'.,prttst: a»itrU«l». b ?l»1» 10 Kss» 1l> »»«L»«. I ll» ^«1»»-» „ 10 ., „ ,. (»t« «»- i» vr—s«: 1b dt,r. s 8r«o»s,«l,i»- LtLlslN« ttun>o,«ro: 1 Xxr. - blLiu. »nseratenpretst: kB^ -«» H»ow <loer L«il«: 1 di^r. ,,LtvG«»»na»" <li« k«il«: 2 ti^r. Lrschri-rn: 1'S^Ucb, mll Xu>o»bm« ä»r 8oru> - u»6 I' kllr ä«u so1^«llä«o DresdnerMurml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 18«0 Lnseratrnnnnahmr anawSrt,: L«tpÄU: 1». L»x»l>,r,r^i», Lowmiiitooiie äk, vr«»äner 0ouro»I»; eb«n6»»«It>»1: U. Ui)»»«,; Umrxirii» L Vool.,»; -«rUa: O»oi-rr»'»<-be Uiickb., k»e>:>«xv»x'» Kurs»»; Lr«w«»: k. 8cui.orvii; rnnillkurr ». N.: ^«>ro»:» »eke Uu<-t>k»nälunx; Lola: Xvvi.» ÜLvixi»; k»rl»: v. I.ö««»»«i.» (28, rue 6s» doo» entxo»); 1». Lnxi-icu'» 8uct>U»n6Iu»^. Hrransgrber: Iköni^I. Urpeäitioo äs» vresänsr ^onrnxl», Dressen, >lerien»tre„« -ir. 7. Ämtlichrr Shell. Vreßdr», I. Juni. Seine Königliche Majestät haben huldreichst »« Erstatten geruht, daß drr Geheime Justtj- rath Etznarb Sirbrnhaar dir von Griner Hoheit dem H«rzvge zu Aphalt ihm verliehenen Insignien einet Com- «attdeur zweiter Klafft des Herzoglich Anhaltischen Ge- sammthau--Orden- Albrecht- de- Bären anaehme und trag«. D«td<«, 12. Juni. Se. Majestät der König haben geruht, dem Oberleutnant Schultz vom 14. Jnfanterie- LataWlvn, da» Annrhmen und Tragen de- ihm von Er. Majestät dem Kaiser von Brasilien verliehenen Ritter kreuze- de» RosenordenS, allergnädigst zn gestalten. Derorduung de- Ministerium- des Innern, gänzliche Wiederaufhebung gegen die Rinderpest in Böhmen getroffener Maßregeln betreffend. Da- Ministerium de- Innern hat beschlossen, die »Och der Verordnung vom 12. vorigen Monat» infolge dar in» vorige» Jahre in Böhmen ausgetretenen Rinder pest «vch untersagt gebliebene Hinfuhr von lebendem Hornvieh auf der DreSden-Prager und Zittau-Reichen- -ergrr Eisenbahn au- Böhmen nach Sachsen nunmehr «heußall» wieder freizugeben. Dresden, am 18. Juni 1860. Ministerium des Innern. Ardr. vo» Beust. Schmiedel, 8. Nichtamtlicher Shell. Ue»««,!»« Telegraphische Nachrichten. Zeitunggschau. (ZeitungLstimmen über dit Fürsteuzu- sammenkunft in Baden. — Morning-Advertiser. — Sardinisch« Blätter.) Tagetgeschichte. Dresden: Befinden der Frau Prin zessin Georg. Gratulation-deputation von Er. Majestät empsangrn — Wien: Kaiserliche» Handschreiben an de» Feldmarschalll. Loronini. Neuer Ban für Kroa- tir» ernannt. Perändernn-e» i« der Arme«, — Prag: Petition für Wiederherstellung de- Handels ministerium». Wünsche für Auslastung der Jnsera- teusttuer. — Berlin: Befinden de- König». Herr v. Reumont. Militärisches. — Baden-Baden: Der Prinz-Regent »ach Wildbad. — Koburg: Schluß de» Turnfeste». Bremen: Der oldenburgische Gewerbegesetzentwurf. — Pari-: Der „Moniteur" über die Reise de- Kaiser-. Marokkanische Botschaft. — Turin: Au- den Kammervrrhandlungen. — Bo logna: Polizei-Erlaß. — Genua: Die Wegnahme Garibaldi'scher Schiffe. — Neapel: Vermischte Nach richten au- Sicilien. — Madrid: Budgetvorlage. Zahlung der rückständigen Schuld. — London: Par lament-Verhandlungen. — St. Petersburg: Ar- bettrrcompagnien aufgehoben. Don der Flotte. Ant wort auf eine Adresse. — Don der polnischen Grenze: Demonstration in Warschau. Vrr-dner Nachrichten. Pr-Vinzinlnachrichten. (Leipzig. Elster. Geithain.) Gtckti-ik und Loltttvirthschaft. Kenilleto«. Tage-kalevder. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Vie», Mittnwch, 20. Inai, Bte»d-. Rach hier eingetroffene« Nachrichten an« Genua vo« geßd^UM Tage hat eine neapolitanische Fregatte einen von einem Dampfer bugfirten amerikanischen Clipper mit 1000 Freiwilligen und ABO Gewehren «nter dem Tvmmando de- Obersten Corte gecapert. Die Fregatte soll die britische Flage aufgedifft und vorgegeben haben, da- Schiff nach Palermo bug- firev zu «ollen. Sie führte e- aber nach Gaöta. (Scheint mit der bereit- bekannten Wegnahme identisch zu sein. Dergl. unter Neapel. D. Red.) Wien, Donnrr-tag 21. Juni Die amtliche ..Wizner Zeitung" meldet in ihrer heutigen Nummer, daß die Landesregierungen von Karn- then und Krain aufgelöst werden. Käruthen wird der Gratzer, Krain der Triester Statthalte ret, unter Wahrung der Stellung dieser Herzog- thümer al- Kronländer mit eigener Lande-vertre- tnng, untergeordnet. Dib KreiSbehörden de- Kü stenlande- werden aufgelöst. Baden, Mittwoch 20. Juni, Abend-. Dem Lrrnehmen nach hat sich bei den Besprechungen d«S Prinz-Regenten und der deutschen Fürsten vor deren gestriger Abreise schließlich eine Ueberein- Kimmung in Bezug auf diejenigen Kragen heran-- gestellt, welche Deutschland- Beziehungen zum AuSlande berühren. Die vor der Ankunft deS Kaisers Rapolron erfolgte Mittheilung, daß der wesentliche Zweck der Zusammenkunft erreicht sei, wird dadurch vollkommen bestätigt. Außer de« preußischen Minister deS Auswär tigen, Herrn v. Schleinitz, ist auch der württem- bergische Minister deS Auswärtigen, Frh. v. Hü gel, hier augekomaren. Pari-, Mittwoch, 20. Juni, Abend-. Rach dem heutigen „Pay-" hätte der englische Gesandte Herr Elliot die Reclamatioa de- sardinischen Ge sandten betreff- der gekaperten Schiffe nicht unter stützt und die sardinische Regierung die Reklamation ihre- Gesandten nicht gutgeheißeu. Pari-, Donner-tag 21. Juni. Der „Consti- tutionnel" weist in einem von seinem Chefredak teur Grandguillot unterzeichneten Artikel laut und offen die Meinung zurück, alS beruhe die unlängst erschienene Broschüre „Preußen im Jahre 1800" (früher „Napoleon lll. und Preußen" betitelt) auf offf- eieller Eingebung. Turin, Mittwoch 2V. Juni. Die Nachricht von der Besetzung deS Castells von Palermo durch die Engländer stellt sich al- absolut falsch hrrau-. Au- Cagliari, Mittwoch 20. Juni, wird von Sicilien gemeldet: Medici ist mit 8000 Freiwilli gen in Palermo angekommen. (Er ist also nicht in Calabrien gelandet.) Aus allen Gemeinden gehen dem Diktator Garibaldi Adressen für die Anuerion zu. Die neapolitanischen Truppen befestigen sich in Messina. Morgen sollen beträchtliche Streit kräfte von Palermo nach Messina abgeben. (W?nn darunter königliche Truppen zu verstehen sind, so wäre Palermo noch immer nicht völlig geräumt.) Die De pesche spricht von fortdauernden Desertionen nea politanischer Soldaten. Dre-den, 21. Juni. Diejenigen Parteien, denen die Begegnung der deut schen Fürsten in Baden und die in allen Lheilen Deutsch land» daran geknüpften frohen Erwartungen einer inni geren Annäherung aller deutschen Bundesregierungen we nig zu ihren entzweienden Tendenzen paßte, und die deshalb, wie wir an dieser Stelle mehrfach gezeigt, früher jenem Ereignisse gar keine politische Bedeutung zugeste hen wollten, scheinen nunmehr, wo doch in der öffent lichen Meinung da» Zusammentreffen der Fürsten die unverhohlenste Genugthuung erweckt hat, auf die Taktik gerathen zu sein, durch gehässige Conjecturen über die Motiven, welche auf jeder der an der Badener Zusam A e uilleto u. K. Hsftheater. Donnerstag, den 21. Juni. Da gestern zum ersten Male gegebene Lustspiel: „Der Familiendiplomat" von Arnold Hirsch ist — wenig sten» ans der Bühne — rin dramatische- Erstling»- prvdntt de- Verfasser», und dir zu breite Exposition und «auch« behaglich gedehnten Scene» weisen genugsam darauf hin. E» ist bei diesem Stücke wenig auf Cha rakteristik und noch weniger auf psychologische Motive, sondern a»f de« Witz der Situationen, auf die komische Verwickelung der Jntrigne abgesehen. Gn schlichter Baron und Gutsbesitzer hat die Schrulle, sich für einen geboruen, vom Geschick übersehenen großen Diplomaten zu halten, und da er mit seinem vermeintlichen Talent nicht i« der Politik sündigen konnte, so will er damit t« Schooße seiner Familie agiren. Zwei bestehende, voll- koumten Kare und auch von ihm gebilligte Liebesverhält nisse in derselben will er, im Vertrauen auf den Oppo sitionsgeist der Menschrnnatur, dadurch noch steigern W»d rasch zmn Ziele führen, daß er Hindernisse bereitet, Mißverständnisse Und Eifersucht erweckt. Seine Schwester »uterststtzt ih» dabei mit einer Nebrniatrigne auf eigne Hand noch über Gebühr. Di« erregte Verwirrung aber «it ihren unseligen Resultaten wächst dem Familien - ralleyraud über den Kopf und setzt ihn in Verzweiflung -der die Dummheit seiner Diplomatie; e» kommt zur Erklärung drrselbcn und schließlich rettet ihn noch dir cou- ragöse Zunge seiner Schwester unzart genug vor den rom- 'Wrolmttlsknden Folgen. So ist der ganze Inhalt «in ^ftenische» Rcchnenrrempel, eben so willkürlich in seiner -Aufgabe und in seiner Lösung, al» unwahiffcheinlich in Kiner Durchführung; der Verfasser hat sehr Acht zu gebe», um nicht irgend «ine seiner Figuren zur Unzeit tt« aufklärende» Wort, einen Namen sprechen zu lassen denn damit wäre da- in seinem Ende unS wohlbekannte Spiel sofort beendet. Gleichwohl aber zeigt der Verfasser ein natürliche- und gesunde- Talent für glückliche Er findung von Situationen, für den derben und drastischen Ausdruck besonderer, komisch wirkender Stimmungen und Eharakterzüge. Hierfür fehlt e» auch nicht an manchem humoristischen Einfall und mancher heitern Wendung, doch ist der Dialog sonst ohne Glätte, Eleganz und geist reiche Pointen, und wahrt sich nicht vor Geschmacklosig keiten und geschraubtem Wesen. Mit der gewähltern und feinern Durcharbeitung» desselben wird da» Talent de- Verfassers bei weiterer Thätigkeit auch die künst lerische Einsicht für eine mehr psychologisch motivirte Be handlung und Erfindung gewinnen, wodurch allein unsre innere Thrilnahme erweckt werden kann. — Außer der Titelrolle, die von Herrn Quanter höchst vortrefflich und charakteristisch gegeben wurde, erschien die junge Hermine am besten gezeichnet — namentlich Wohl auch, weil Fräulein Goß mann diese der Pension enthobene Unschuld mit ungemeiner und reizender Vollendung ge staltete : sie wußte deren kindische, gewitzigte Unbefangen heit mit der stark erwachten Erkenntniß der höhern weib lichen Interessen voll künstlerischer Feinheit in neuer zarter Färbung zu verschmelzen und in den kleinsten Details stet- naturwahr und ungesucht aufs Liebens würdigste zu fesseln. Ohne ihre Mitwirkung möchte das Stück langweilen, obgleich auch die Herren Jauner und Walther ihre Lirbhaberrollrn sehr lobenSwerth und wirksam skizzirten, und auch Frau Sch ubert al-Schwester Kunigunde soweit erheiterte, al» die» für dir abgespielten, heirathSwüihlgrn und tabakschnupfenden alten Jungfern noch möglich ist. Ein im Allgemeinen weit raschere- Rrdetempo und Spiel sei für da» EonversationSstück auf unsrer Bühne mit warmer Empfehlung wiederholt in Er» innerung gebracht. menkunft theilnehmcnden Seiten mftgewirkt, sowie durch Entstellung der Vorgänge bet dc» Confcitnzrn der deut schen Fürsten neue Verstimmung und Zwietracht hervor zurufen. Augenscheinlich gingen au- solchen Parteiten- denzrn zwei telegraphische Meldungen der letzten Tage über die Verhandlungen der deutschen Fürsten hervor, von denen wir hoffen, daß sie noch eine aufklärende Berichtigung erfahren werden. Für heute wollen wir uns darauf beschränken, diesen Depeschen gegenüber, welche bei der Fürstenver einigung im großherzoglichen Schlosse Sc. Majestät den König von Württemberg' zuerst spiechen und die Ansprache Sr. königl. Hoheit des Prinz-Regenten gewissermaßen als eine zurückwcisende Antwort auf diese Worte erschei ne» lassen, zu bemerken, daß die Sache sich gerade umgekehrt verhält, indem Se. k. H. der Prinz- Regent zuerst gesprochen, und Se- Majestät der König von Württemberg, als Senior der anwe senden Souveräne namens derselben darauf er- widerthat. Gleicher Art sind auch jene Stimmen der „natio nalen" Parteipresse, welche seit zwei Tagen der Welt die Ver sicherung erthcilen, Preußen werde seine liberalen Prin- cipien nicht dem Einverständnisse mit den deutschen Mit telstaaten opfern, und die letzter« müßten deshalb, wenn sie jetzt die Nothwendigkeit einsähen, sich von Oesterreich ab und Preußen zuzuwenden, um ihre äußere und innere Sicherheit bei den Gefahren der heutigen Weltlage zu behaupten, sich von ihrer bisherigen „particularistischen" und „reactionären" Politik loSmachen und in die „neue Aera" mit eintreten. Worauf cs mit solchen Partei stimmen abgesehen ist, liegt klar zu Tage — nämlich auf Erweckung von Widerspruch. Denn jene Parteien hoffen, dieser Widerspruch würde so lebhaft werden, um der Par teipresse willkommenen Stoff zu neuen Verhetzungen zu bieten. Wir unsrerseits wollen jenen Blättern nicht den Gefallen thun, ihren Absichten zu entsprechen, die Wahr heit wird ohnehin zu Tage kommen, und wir verweisen den heutigen Auslassungen jener Partripreffe gegenüber nur auf Da-, wa» wir an dieser Stelle schon zwei Tage vor der Fürstenconferenz sagten (vergl. Nr. 137), und was, wie wir versichert zu sein glauben, durch die Ereignisse der letzten Tage an Wahrheit nichts verloren hat. Don den österreichischen Zeitungsstimmen über die Badener Zusammenkunft heben wir heute einen Artikel der „Donau-Zeitung" hervor, in dem er klärt wird: eS stehe der österreichischen Regierung eine angebliche Verstimmung über rin Ergebnis», da- Oester reich nur willkommen heißen könne, fern. Gern werde es Preußen di« Ehre der versöhnlichen Initiative bei den Mittelstaaten lassen und sich Glück wünschen zu dem Er folge, welcher die gemeinsamen Interessen kräftige. Auf dem festen Boden der Bundestreue sei man sicher, auch mit Oesterreich zusammenzutreffen. Anstatt einer öster reichischen Verstimmung aber sei vielmehr rin sehr aus geprägte» österreichische- Vertrauen sichtbar, feit ein er lauchter Mund die bedeutsamen Worte gesprochen, „daß die Unabhängigkeit der Nation und die Integrität des vaterländischen Boden» Güter sind, vor deren Bedeutung alle inner» Fragen und Gegensätze weit zurücktreten." Die norddeutsche Presse beschäftigt sich vielfach mit den ungünstigen und feindlichen englischen Pre st ur th eilen über die Badener Zusammenkunft. Sie steht den Grund davon in der englischen Besorgniß, Frank reich könne, je mehr eS gelinge, in Deutschland das Miß trauen gegen französische EroberungSgelüstr zu beseitigen und die friedlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland zu befestigen, um so eher die englische Allianz entbehren. England werde dann aber ganz isolirt sein. ES mag etwa- Wahres in dieser Auslegung drr Gründe für die Wuthausbrüchc der „Time-" gegen die deutsche Fürstenzusammenkunft in Baden liegen. Nur will e» uns nicht scheinen, als wenn gerade jene preußische Presse, die jetzt so voller Hohn auf die englischen Besorgnisse sieht, von ihrem Standpunkte au» im Rechte wäre, daß sie der „Times" vorhält, England habe sich diese schwie rige Lage durch seine Politik wohl verdient. Denn mit einziger Ausnahme der Elbherzogthümersachr hat„Timcs", die „Lenkerin der öffentlichen Meinung Englands", seit Fräulein Goß mann entzückte noch im „Kurmärker und die Picarde" durch die höchst graziöse und in echt französischer Weise auSgeführte Partie der Marie — gut unterstützt von Herrn March ion. C. Banck. Reiseskizzen au- Serbien und der Türkei. III. Die Tochter deS Schkipetaren. (Schluß au« Nr. 142.) Es war bereit- spät geworden und die Gäste der Caffano — meistentheilS Kaufleute aus dem Orte — hatten sich zum größten Theil entfernt; nur zwei der selben und ein fremder Durchreisender, ein Grieche aus Larissa, spielten noch mit Manoli, unserm Wirthe, Domino. Ich ward, da Mar heute gegen seine Gewohn heit allzu lange ausblieb, seinetwegen besorgt, und be schloß endlich, da ich wußte, daß man mich in der Caf fano schwerlich für eine Nacht vermissen würde, in meinen Mantel gehüllt und für alle Fälle mit den nöthigen Waffen versehen, ihn aufzusuchen. Bald befand ich mich auf dem Wege gegen jene Anhöhe, wo der mir bekannte Fußsteig zu dem Brunnen führte. Die Nacht war, wie gewöhnlich in jenen Gegenden, im Verhältniß zu dem äußerst heißen Tage kalt; der Mond stieg eben über die südöstlichen GebirgSgipfel empor und sein bleiches Licht gab der Gegend ein eigenthümlich düsteres Ansehen; an den höhern Bergkuppen gegen Norden und Westen hin entstiegen den Waldungen weiße Dünste, die, vom Monde magisch beleuchtet und vom leisen Hauche der Nachtluft bewegt, zauberische Formen zeigten. UebrizenS herrschte in der Stadt und Gegend die vollkommenste Nachtstille, nur hier und da unterbrochen durch da- Gebell der Hunde in den verschiedenen Wohnungen. Immer noch hofft» ich, daß Mar mir begegnen würde, und ward um so unruhiger, al- ich ihn auch dort noch nicht gesunden, wo jener Fußpfad in da» Gehölz mündete. Da Jahr und Tag allen Parteitendcnzen jener kleindeutschen Preff« volle Unterstützung widerfahren lassen. In Schmäh ungen gegen Oesterreich und die Miltelstaaten, in Be günstigung der „nationalen" Projekte in Deutschland und des italienischen Umstürze- sind „Time-" und die „natio nale" deutsche Presse Hand in Hand gegangen, und wenn die letztere trotzdem jetzt findet, daß „Time-" sich gegen ihre Tendenzen versündigt habe, so liegt darin nur da unbewußte Zugcständniß ausgedrückt, daß die gemeinschaft liche Parteipolitik des letzten Jahres nicht zur wahren Befestigung der englischen wie deutschen Macht und zur aufrichtigen und loyalen Annäherung England- an Deutschland habe dienen können. Eine Durchsicht der neuesten englischen Blätter zeigt zunächst, daß die ministerielle Presse die Badener Zusammenkunft zwar kalt, aber nicht aggressiv be spricht. So erwähnt der „Globe" die verschiedenen Gerüchte, welche über die Motive circuliren, dir den Kaiser Napoleon bestimmt hätten, eine Begegnung mit dem Regenten von Preußen zu wünschen, und hält seinerseits die Angabe für die richtigste, wonach der Kai ser beabsichtigte, Versicherungen über den friedljchen Cha rakter seiner auswärtigen Politik zu geben. — Auch die ministerielle „Morning-Post" findet die Befürchtun gen, zu denen die Fürstenzusammenkunft Anlaß gebe, absurd. — Die „Time-" dagegen will immer noch Nicht- als Unheil von dieser Zusammenkunft prophezeien. Sie nimmt dabei Bezug auf die vor wenige« Tagen erschie nene Flugschrift Abont'S, in welcher sie gleichsam den ersten Spatenstich, die Eröffnung de- ersten Laufgraben erblickt. „Wenn Ihr," sagt diese Flugschrift den Deut schen, „so fortwährend wegen der Pläne Frankreich- in Unruhe schwebt, wenn Ihr darauf besteht, daß wir nach der Rheingrenze trachten, so reizt Ihr un» und zwingt unS geradezu, diese Grenze zu nehmen." Die- Lied sei schon einmal Oesterreich und auch Piemont vorgesungen worden. Belgien habe es vernommen, und selbst gegen England habe man es anzustimmen versucht. Es sei rin wohlbekannte- Formular. Im passenden Moment werde man hören, daß Napoleon III. über den Druck bekümmert sei, den die Conscription auf den Gewerb- fleiß seines Landes übe, und daß er, um die Ar- mrelasten vermindern zu können, sich die „natür lichen Grenzen" Frankreichs ausbitten werde u. s. w. Weiterhin geht die „Time-" wieder in den Ton über, den sie in ihren frühern Artikeln gegen die deutschen Fürsten angeschlagen, und der mehr von dem Charakter de» „Punch", al- von dem eine» ernsten und auf seine eigene Würde haltenden Blatte- an sich trägt. —„Daily- NewS" entgegnet auf diese Art, die Dinge zu betrach ten, Folgende-: „Strack- sieht man Se. kaiserliche Ma jestät auf einem Piedcstal zu einem Götzen erhöht, vor dem sich ganz Deutschland beuge. Herr de la Guer- ronniöre hätte seinem Herrn diesen Dienst nicht leisten können; nur ein englischer Journalist vermochte die». ES ist offenkundig, daß der Kaiser dir Herablassung hatte, sich selbst zu dieser Gesellschaft einzuladen. Er ging im Entgegenkommen so weit, daß es geradezu eine Unhöf lichkeit gewesen wäre, ihn nicht empfangen zu wollen. Er ließ sich herbei, über 300 englische Meilen weit zu reisen und seine eigene Grenze zu überschreiten. Die- gleicht doch wahrlich mehr der Umgänglichkeit eine- Ge schäftsreisenden, als dem Stand eines Souverän», der Huldigungen annimmt. Indem der Prinz-Regent die deutschen Fürsten aufforderte, an der Zusammenkunft Theil zu nehmen, ergriff er das wirksamste Mittel, die Besorgnisse seiner Nachbarn zu beschwichtigen." Bezüglich der neapolitanisch-sicilianischrn Er eignisse beharrt die englische Presse in ihrer garibaldi-gün stigen Haltung. Drr „Morning Advertiser" verlangt dabei von der englischen Regierung nicht- weniger, al» daß sie den britischen Kriegsschiffen in den neapolitani schen Gewässern die Weisung gebe, etwaige neue neapo litanische Bombardemcntsversuche „im Namen der Mensch lichkeit" durch Gewaltanwendung zu hindern — dabei aber nicht aus der bisherigen Neutralität herau-zutreten I Wenigsten- erwähnt der „Advertiser" nicht» von der gerade, al- ich nicht ohne ein gewisse» Bangen in das selbe eintrat. — hörte ich einen Schuß fallen, dann plötz lich noch einen — — und zwar in der Gegend nach dem Brunnen zu; ich fürchtete sofort einen Schurken streich deS rachsüchtigen Albanesen und eilte, meinen montenegrinischen Dolch in der einen und meinen Re volver in der andern Hand, im Dunkel drr Gebüsche vorwärts, um wo möglich dem gefährdeten Freunde Bei stand zu leisten. Einen Moment, nicht weit von dem Brunnen, blieb ich stehen, um zu horchen; aber eine Todtenstille herrschte ringsum und ich näherte mich daher dem Orte vorsichtig, um nicht meuchlings selbst über fallen zu werden; endlich bog ich um jenen Fel»block herum und lauschte abermals, hörte aber Nicht- al» da» Geflüster der vom Nachthauche bewegten Blätter; noch einige Schritte und ich stand auf dem vom Monde theil- weise hellbeleuchteten Platze, in dessen dunkelm Hinter gründe das ins Becken fallende Wasser murmelte. Ver geblich strengte ich meine Augen an, Etwa- zu entdecken; der erleuchtete Theil des Platzes war leer und in dem tiefen Dunkel am Brunnen war mir noch Nicht» wahr nehmbar. Nach wenigen Schritten aber bemerkte ich dort etwa» Weißes am Boden , ich schauderte, denn das konnte nur dir Leiche Mar Thurner's sein, trat hastig -Sher, erhob angsterfüllt da» bleiche Antlitz deS Tobten — und der Mond zeigte mir das dunkle, nun gebrochene Auge — Helenen-, — Ich fühlte meine Glieder beben, sah mich scheu um, bemerkte aber durchaus nicht» Verdächtiges; da» Wasser murmelte wie sonst ruhig seine eintönige Weise, die Blätter flüsterten zitternd und schie nen Trauerlieder auszuhauchen. O wie herrlich sah dieses Gesicht noch im Tode au»! Ein schmerzlich lächelnder Zug spielte um den edel ge formten Mund, auf dessen halbgeschloffrnen Lippen ein Tropfen Blutes stand; die hohe weiße Stirn schien au-
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