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Dresdner Journal : 09.06.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186006092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-06
- Tag 1860-06-09
-
Monat
1860-06
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 09.06.1860
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«V 132« j 7»7"—" - > ! .—7—' IyeAlwmeut-prtlse: cküdrikb - d -pktr. E lk S«°L»«».j tta Su»w»4» ^jubet 1 ,.«»<>;, ,. „ s trttl ?«»"- <»>- >dä»»eliet» i» «r»äi» : 15 Ksse. 1 v»wp»i»«- Ktt»»«ck»r 1 . ;/ «KI«? tüuru. »nstrale»prrtft: kiir ck«Q 8«»ill «illek ?e»p»1r«»Eo ^eitvr'l bt?r. V»t«r ,,«1»?»,»*«'' -1« Seit«» 2 ««« «rsch«ttu»: 1'S,Nek, wir >1iuo»kw- <l«r 8o»a orul kelsrr»?«, Xkeoöi Ntr <i«o tvlr-oä«» 1?«?. 1860. Sonnabmv, den 9. Juni Dres-ncrIourmck VeranNvortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. laseratenannahmr auvwärt»: k'». kniKvirUrri», <?omivi«»iooLr <Ie» l>r«»<Iuvr .I»uru«Is; «b«-»<lL-,eId»t: ll. Nfiün»! Lltoiw: «»^»rirzrrl» L r'nalri«; >«rlm: O»vrn »>eke INi<4>)>., Uirr^xrrrri'« Unr«>L>»; Lr«o«o: KI. kroi-n^rx; kr»l»kturr ». N.: .1»ro»»«ke Lnckk»n<tlu»k! «Ülo: >l>ol.r ÜLor«>»; k»rw^ v. k.ö»knrrl.<« ^2b, riik <te» dou» enk»P); kr»?: 1«. klmri-icli'» Nuckkunälunx. Herausgeber: U8oi?I. L,^,k4itiol> cke» Nresäner ckourv»!», I)re»6t!», kt»ri«u»«r»»»e >r. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 8. J»»i. Seine Königlich« Hvhett der Herzog Tart Theodor in Bayer« ist am 6. d. M. früh 1 vhr von Leipzig hier eingetroffen, im Hütel „Bellevue" abgetreten und heute Mittag Al Uhr nach Wie» abgereist. Dresden, 6. Juni. Se. Königliche Majestät Haden de» Dtrrctor der Porzellan-Mnnufactrrr zu Meißen, Berg rath Heinrich Gottlieb Kühn, zum Geheimen Bergrath iu ernennen, tnglrtche« de» BetriebS-J«spector Friedrich August Köttig das Ritterkreuz und dem Vorsteher der GestattuugSbranch« bei dieser Fabrik Ernst August Leu teritz das Ehrenkreuz Allrrhöchstihre» AlbrechtordenS zu verleihen geruht. — - ' Nichtamtlicher Shell. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitUNgtschau. (Ost-Deutsche Post. — Donau-Zeitung. — Weftr-Zütuug.) Tages-eschicht«. Dresden: Die Bcrathung de» Ent wurfs eine» bürgerlichen Gesetzbuch» beendigt. — Wien: Erzherzog Ferdinand Mar. Don der Marine. — Ve nedig: Verkehr mit der Lombardei. Rückkehr rmigrir- ter junger Leute. — Berlin: Der Prinz-Regent zurück. Gedächtnißfeier für Friedrich Wilhelm III. Neue Cavalerieregimenter. Zur KüstenbefestigungS- frage. — München: König Ludwig zurück. — Hannover: StantzeSerhöhung des Ministers v. Bor ries. — AuS Thüringen: Gewerbeordnung vorbe reitet. Straßenbauten. Turnvereine. — Paris: Besitznahme von Madagaskar angeregt. Ein Bild. Eingeladeu« nach Fontainebleau. Städtische» Anlehen. — Turin: Fortschrriten der Grenzregulirung. Aus hebung. Erhöhung der Civilliste. Auflösung der Brigade Savoyen. AnnrrionSfeier. — Florenz: De menti. — Neapel: Nachrichten über die Vorgänge auf Sicilien. — Madrid: Dank für die afrikanische Armee. — London: Unzufriedenheit mit dem Han delsvertrag«. Parlamentsverhandlungen. Erklärung drS Jnfanten Don Juan. — St. Petersburg: Eirculardepesche bezüglich der orientalischen Frage. — Japan: Angriff auf de« Regenten. Ernennungen, Versetzungen rc. iw Sffeutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Prsvinzialvachrichten. (Leipzig. Freiberg. Meißen. Hohenstein) Statistik und Dolkswirthschaft. Kenilleton. Tageskalender. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Varis, Donnerstag, 7. Juni, LbevdS. Dir heutige „Patrie" meldet aus Neapel, daß die Ca pitulatiou «och nicht unterzeichnet worden sei. Garidaldi hat ei« Ministerium gebildet, eine außer ordentliche Aushebung angeorduet und andere Maß regeln ergriffe«, um den Krieg fortzusetzen. — Am 2. d. M. waren die Insurgenten Herren der Stadt «irgenti. Lo«d»n, Donnerstag, 7. Juni. Im Unter bause wurde Kerauson's Amendement, welches die Vertagung des Nrformprojeetes ans unbestimmte Zeit bezweckte, mit 26S gegen 248 Stimmen ver worfen. Cochrave's reforwfeindliches Amendement wurde mit 267 gegen 222 Stimmen verworfen. Ueber Mackinnon- ebenfalls reformfeindliches Amen dement findet die Abstimmung erst am Montag statt. (Dergl. London unter „TageSgrschichte.") Dresden, 8. Juni. Die „Wiener Zeitung" veröffentlichte gestern, wie bereits erwähnt, einen sehr ausführlichen und sachge- tteue« Bericht über die Sitzung de- ReichSratheS vom 4.Juai, wobei jede bedeutendere Rede in ihrem vollen Wortlaute wiedergrgebcn ward. Die heutige „Ost- Deutsche Post" begleitet diese» Referat mit folgenden Bemerkungen: „Wir können dem Präsidium nur gra- tuliren zu der Genauigkeit und Raschheit, mit welcher diese Veröffentlichung stattgefuaden hat. Dem Princip der Oeffentlichkeit ist dadurch die Bahn gebrochen; da» Weitere wird sich mit der Entwickelung der Institution finden. In der kurzen Zeit, seit welcher der Reich-rath in» Leben getreten ist, hat er daS öffentliche Interesse in einem weit ho Hern Grade an sich gezogen, als von einem nicht duach die Wahlen de» Landes zusammengesetzten Körper zu er warte» stand. Seine ersten Schritte zeigen, daß das Bewußtsein einer großen Aufgabe und der Geist würde voller Selbstständigkeit ihn beseelt. Wir enthalten uns, seine ersten Athemzüge bereits mit einer Kritik zu be gleiten. Lob kann ihm gefährlich werden; Tadel über manche» Einzelne wäre kleinlich und ungerecht. Wir warten ab, bi- er au» den Windeln der Formalfragen sich herauSgearbeitet hat und positiven Boden betritt und Lebensfragen behandelt. Wenn die nationalen und politischen Schattirungen, die heute noch wie in einem Kaleidoskop unaufgerüttelt durcheinander liegen, sich schei den und gegen einander treten werden, dann ist e» Zeit für un» wie für Alle, die Meinungen zu unterstützen, denen wir angrhören, und die entgegenstehenden zu be leuchten und zu bekämpfen. Für heute begnügen wir un- mit der treuen Wiedergabe der Verhandlungen." Unter der Aufschrift: „Zur Einheit Italien»" bringt die neueste Nummer der „Donau-Zeitung" einen Artikel, in dem sie sagt: „Es macht einen rigen- thümlichen Eindruck, zu lesen, wie die sardinische Kammer der Abgeordneten ganz ernsthaft darüber dr- battirt hat, ob Nizza und Savoyen abzutrrtrn sei oder nicht. Al» wenn e» in ihrer Macht gelegen hätte, die Abtretung rückgängig zu machen! Diese Machtlosig keit war denn auch da» Hauptargument des Ministe rium» ; e» lag klar vor Augen, daß man gar keine Wahl mehr hatte, und der Sieg der Regierung bestand darin, daß sie ihren Mangel an Freiheit und Selbstständigkeit glorreich über jeden Zweifel erhob. ES war ein Sieg, der gleichsam die Achseln zuckte: — wa» konnte Sardi nien ander» thun, al» genehmigen und sich unterwerfen?" Wen» Herr Ratazzi, der an der Spitze der Opposition auftrat, die Entdeckung gemacht, daß die Abtretung ita lientscker Gebiets- und Volkstheile gänzlich unvereinbar sei mit dem Princip der Nationalität, da» man so laut in die Welt hinauLschrie, so könne man sich einiger maßen darüber wundern, daß Herr Ratazzi diese Dinge nicht früher kommen sah. Gras Cavour, der Alles von Anfang an so abgekartet, habe den Ausgang schon längst gekannt, und wenn er dessenungeachtet der gefeierte Jta- ltanissimo sei und bleibe, „so girbt ihm der Erfolg Recht, daß er die andern Jtalianissimi hinter das Licht führte und e» noch fortwährend thut." „Von Deutschland — sagt die „Donau-Zeitung" — scheint Herr Ratazzi einen Begriff zu haben, der den GothaiSmu» gleichsam Lügen straft. Al» ein Hauptnachtheil der Verschacherung von Nizza und Savoyen erscheint ihm nämlich der schlimme Eindruck, den ein solcher Handel in Deutsch land hervorbringen mußte. E» ist augenfällig, daß er die gothaischen Sympathieblätter nicht zu lesen pflegt ; denn sonst würde er wissen, daß ihre Evmpathie nach wie vor zu haben ist, und zwar aus dem guten Grunde, weil Sardinien nur noch auf die letzte Vergrößerung auS der Hand Frankreich» wartet, um mit einem Male für den deutschen Rhein gegen Frankreich loSzuschlagen, womit alsdann jene Sympathie nachträglich als motivirt und gerechtfertigt dasteht! Graf Cavour seinerseits hatte die Aufgabe, die vollkommene Unschuld der Regierung an dem Verkauf italienischer Nationalität zu beweisen; zu diesem Zweck mußte er darthun, daß Sardinien so zusagen eine blose Null ist, zu der sich der Einser in Pari» befindet, und e» gelang ihm ausgezeichnet. Die Savoyarden find seine Wackern „Landsleute", und Nizza ist dir „Perle Italien»"; allein dem Willen Frankreich gegenüber kann sich Sardinien doch unmöglich „isoliren" wollen. DaS neue Königreich darf keine „egoistische" Politik treiben; eS sind eben jetzt wieder neue Verhäng nisse im Anzug, und Kaiser Napoleon muß der öffent lichen Meinung Frankreich» Etwa» zu bieten haben, wrnn da» französische Volk nochmals für Italien in die Schranken treten soll! Eine dankbare Rolle fiel den „Re publikanern" in der Kammer zu: — sie hatten den Vor- theil, über Cavour und Ratazzi gleichmäßig herfallen zu können, da auch Ratazzi seiner Zett im Ministerium geseffen und der französischen Politik dienstbar gewesen war. Eine „dankbare Rolle", d. h. io so weit cs sich um einen Erfolg in Worten handelte; den THatsacken gegenüber, deren Vorwurf eine so schlagende Wahrheit in sich schloß, waren dir republikanischen Redner eben so hilflo», al» ihre Gegner, und nicht minder mit dem Schuldbewußtsein belastet, zu der Anbahnung des be nagten Schlußergebnisses mitgeholfen und Vivat dazu geschrien zu haben." Da» Gefühl der „frei" errungenen Unselbstständigkeit habe sich denn auch in der nach vier tägiger Debatte vorgenommenen Abstimmung ausgrdrückt, welche mit großer Mehrheit den Abtretungsvertrag vom 24. März genehmigte. „Hiermit — so schließt der Artikel der „Donau-Zeitung" — constatirt sich nun of- ficiell, wa» man seither mit fast überschwänglichem En thusiasmus die „Einheit Italien»" genannt hat: — es ist eine Andersstellung innerer Grenzen, erkauft durch Abtretung äußerer Grenzlande an Frankreich, welches dieselben keineswegs italienisch regieren wird. Italien al» Ganze» verliert dabei; gewonnen hat nur der sar dinische ParticulariSmus, und zwar auf Kosten de» Gan zen. Wenn Da» „national" sein soll, so wäre es eben mäßig in Deutschland national, für eine Andersstellung innerer Grenzen da» linke Rhrinufer an Frankreich ab- zutreten; da aber der Gothai-inus mit Recht einen sol chen Gedanken von sich weist, so sollte er princHunäßig auch die „Sympathie" für Sardinien bei Seite thun, — schon deshalb, weil sie in Frankreich nothwendig mißver standen werden muß. Auch Graf Cavour hatte oftmals und feierlichst erklärt, daß er niemals zu einer Abtretung Savoyen- und Nizzas dir Hand bieten werde; so lange man nun gothaische Svnrpathirn für die Cavour'schc Politik zur Schau trägt, so lange wird Frankreich nur allzusehr geneigt sein, auch Cavour'schc Hintergedanken dabei vorauszusetzen oder für znöglich zu halten." Der Stand der Dinge in China, wie derselbe jüngst von Lord I. Ruffell dargrlegt worden ist (vgl. Nr. 120), veranlaßt die „Weser-Zeitung" zu folgenden Bemer kungen: „Ein Krieg mit China kommt den englischen Ministern in der heutigen Weltlage sicherlich sehr unge legen; ihre frühern Aeußerungen deuteten entschieden darauf hin, daß ihnen eine leidlich genügende friedliche Erledigung des Streites überaus erwünscht gewesen sein würde. Nach dem Ultimatum Mr. Bruce's und der schnöden Abfertigung, die dasselbe durch den großen kai serlichen Rath erhalten hat, ist es indeß kaum abzusehen, wie eS Mr. Bruce's besonnrnerm Nachfolger, Lord Elgin, noch gelingen soll, den Krieg zu verhindern oder ihm auch nur ein baldiges Ziel zu setzen. Den Chinesen ist seit der Schlappe, die sie den Engländern vor den Taku-Forts am Peiho beigebracht haben, und den De müthigungen, die sich der amerikanische Bevollmächtigte von ihnen hat gefallen lassen, gewaltig der Kamm qe schwollen, so daß eS etwaiger aufstachelnder Rathschläge der russischen Gesandtschaft in Peking kaum bedurft hätte; und andererseits scheint Mr. Bruce zu jenen heißspor- nigen Diplomaten zu gehören, bei denen mqn nicht nöthig hat, französische Anspornungen vorauSzusetzen, wenn er das Princip des „Sich-nicht-lumpen-lasscnS", mit dem Lord Palmerston bekanntlich vor einigen Jahren die Angriffe seiner Gegner so glänzend abwehrte, niit mehr Virtuosität durchgeführt hat, als eS gegenwärtig seinem Principal selbst behagen mag. Diese eisenfresserische Politik trägt eben ihre Frucht." Tagesgeschichte. Dresden, 8. Juni. Nachdem die Arbeiten der Com mission zur Berathung eines bürgerlichen Gesetz buchs für da- Königreich Sachsen und mehrere benach barte Staaten nunmehr vollständig abgeschlossen worden sind, dürft« eine Uebersicht über den Gang und Umfang derselben für unsre Leser nicht ohne Interesse sein. Die Berathung über den Entwurf de» bürgerlichen Gesetz buch- umfaßte fünf Conferenzprrioden, welche 229 eigent liche Commissionssitzungen und 83 RedactionSsitzungen in Anspruch nahmen. Die erste dieser Sitzungen ward am 24. Januar 1856, die letzte am 3. Aprit 1860 gehalten. Die Superrevision erforderte 16 Sitzungen und ward am 24. Mai 1860 beendigt. Hiernach sind überhaupt 328 Sitzungen gehalten worden. Den Vorsitz in der Commission hat ununterbrochen Se. Ercellenz der Herr Oberappellationsgcrichtspräsidrnt wirkliche Geh. Rath l>r. v. Langen» geführt. Die sämmjlichen Protokolle, 328 an der Zahl, sind von dem OberappellationsgerichtSsecretär Jähnichen abgefaßt worden. Am 4. Juni 1860 ist der vollständig redigirte Entwurf mittelst Vortrags des Herrn Vorsitzenden an da- königl. Ministerium der Justiz gelangt. Wie«, 7. Juni. (W. Z.) Ihre k. k. Hoheiten der (Erzherzog Ferdinand Mar und die Erzherzogin Char lotte sind am 3. d. M., von Wien kommend, in Triest angelangt. — Contre-Admiral Fautz ist am 5. Juni in Pola eingetroffrn, um das Linienschiff „Kaiser" nach Triest zu bringen. Lenedig, 3. Juni. (Tr. Z.) Der Verkehr mit der Lombardei ist in letzter Zeit ein sehr lebhafter geworden, wenn auch bedeutend mehr crportirt, al- im- portirt wurde. Die den Verkehr beschränkenden Paßvor schriften sind größtentheilS aufgehoben worden, und na mentlich wird der Verabfolgung von Pässen in da- Aus land nun kein Hindrrniß mehr in den Weg gelegt und nicht mehr so strenge auf die Motivirung des Zwecke» der Reise gesehen. E» genügt, daß der Paßwerber nicht in hervorragender Weise polizeilich compromiltirt sei, um dir Erlangung eine» Paffe» ohne Schwierigkeit zu er möglichen. Seit einiger Zeit ist deshalb auch der Per sonenverkehr mit den italienischen Staaten ein viel regerer und die hiesige Eisenbahngesellschaft macht di« besten Ge schäfte. — Die Rückkehr entigrirter junger Leut«, welche sich den Freischaaren angeschlossen, hat in letzter Zeit sehr häufig stattgefunden, man kann, ohne zu über treiben, behaupten, daß bereit» mehr als die Hälfte nach Hause zurückgekchrt ist. Dieselben werden bei ihrer Rück kehr nirgends und auf keine Weise belästigt. tt Berlin, 7. Juni. Ihre königlichen Hoheiten der Prinz-Regent und der Prinz Friedrich Wilhelm sind gestern Abend um 10 Uhr mit Gefolge au» Ostpreußen zurückgekchrt. — Heute Mittag um 12 Uhr fand in der ehemaligen Hauskapelle des hochseligen Königs, welche sich im Palais des Prinzen Friedrich Wilhelm und zwar ganz unverändert wie bei Lebzeiten König Friedrich Wil helm'- Ul. befindet, die Gedächtnißfeier für diesen Monarchen statt, welcher am 7. Juni 1840 verschieden ist. Se. königl. Hoheit der Prinz-Regent an der Spitze sämmtlicher hie» anwesenden königl. Prinzen, sowie Se. königl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Schwe rin (Enkel des hochseligen König-) wohnten der Feier bei. Die Gedächtnisrede hielt der Consistorialrath Hof- und Domprediger Iw. Strauß, die Trauerliturgie wurde vom Domchor ausgesührt. — Die Bildung der zehn neuen Cavalerie-Regimenter ist beendet. Es sind bekanntlich nur Ulanen und Dragoner, von denen jedes Armeekorps ein Regiment, die Garde zwei Regimenter erhält. Es stellt sich indessen jetzt ein empfindlicher Man gcl an Offizieren heraus, der um so schwerer in taS Ge wicht fällt, als die CavalericoffizicrSlaufbahn mit großen Kosten verknüpft ist. Man hofft vorläufig auf den Zu wachs des Ofsiziercorp» aus dem Cadettenhaus«, da un Fe«illet-u. Die KLaguruh-Jnsel. Von Friedrich Serflicker. *) (-orts, an« Xr. 131.) Die unglückliche Frau saß am Kamin, da- Haupt auf die Lehne de» Stuhle» gedrückt, aus dem sie ruhte, und regte sich nicht, als Gentleman John die Thür öffnete. „Jenny!" rief da John mit von Leidenschaft heiserer, nur gewaltsam gedämpfter Stiznme, „komm — der Augenblick zur Flucht ist erschienen — mein Schiff liegt bereit, un» aufzunehmen. Komm, Herz, ermanne Dich und laß da» dumpfe Brüten — todt ist todt, und alle Thränen erwecken Dein arme» Kind doch nicht zum Leben wieder." „Todt ist todt," stöhnte da die arme Frau, indem fk da» bleiche Antlitz und thränealosr starre Auge wild zu ihm erhob. Sagst Du mir da», Mörder meines Kind«-." „Unfinn, Schatz!" rief der Räuber, in aller Hast feine im Zimmer umhergestreuten wenigen Habseligkeiten »nd Waffen zusammenraffend. „Wa- kann ich dafür, daß da» fchwache Ding die Strapazen unser» Marsches nicht ertragen konnte. Hab' ich e» nicht den kalben TKg geschleppt? — Aber eile Dich — weiß der Teufel wie dir Kunde so rasch über die. Insel gekowme» ist, ab«r Det» Mana, mein Schatz, ist hinter uns her, «nd wir müssen wahrhaftig machen, daß wir an Bord kommen." „Dort liegt eS," rief da plötzlich die Frau, den Arist *) UM Mffe» kvrzUch Miiftnxrk« „IvsUnMt". Mtmtg, Lnwlb'sch« Bochhaatül-og. von sich gestreckt, das glanzlose Auge in die Leere starrend, „dort, dort, in seinem armen kalten Bett — in der harten, erbarmungslosen Erde, die es hält und nimmer, nimmer wtrdergeben will — kein warmes Tuch dabet, seine zarten Glieder einzuhüllen — kein Kissen selbst, da» kleine liebe Haupt darauf zu betten — nicht einmal einen kahlen, harten Sarg für da» Wesen, für da» ich mit Freuden mein Leben hingegeben hätte. Fort — fort von mir!" schrie sie plötzlich, seine nach ihr auSgestrcckte Hand mit Abscheu zurückstoßend, fort oder, beim ewigen Gott da droben, ich schlage meine Zähne in Dein Flrisch und würge Dich, wie Du mein Kind gewürgt!" „Wahnsinnig, bei Allem was da lebt," brummte der Buschrähndscher vor sich hin, „und der ganze Aufenthalt umsonst. Da bleibt mir freilich nichts Anderes übrig, al» -" Die Thür wurde in diesem Augenblicke aufgerifspn und Droadley'S erschreckte», todtenbleichr» Gesicht zeigte sich darin. „Unke," rief ihm der Capitän entgegen, „was bringst Du?" „Der Schooner ist genommen!" rief der Unglücks bote, den Verdacht und sein Aussehen vollkommen recht fertigend. „Polizeiboote hab^i ihn geentert und die Masten gekappt!" „Die Masten gekappt?" rief John erschreckt. „Es ist Alles vorbei," drängte aber der Bursche, „und die Boote rudern schon wieder ans Land. Uns bleibt keine andere Zuflucht als der Busch." John knirschte dir Zähne wild auf einander, aber da» einmal Geschehene ließ sich nicht mehr ändern, die solcherart abgeschnittene Flucht zu Wasser konnte nach dieser Richtung hin nicht mehr erzwungen, sondern mußte auf andere Weise versucht werden. Deshalb seine Waffen aufgreifend, warf er noch einen Blick auf die wild und erstaunt zu ihm aufschauende Frau und winkte dann Broadley, ihm zu folgen. Wie er nur vor die Hütte trat, sah er schon, daß sein Begleiter Wahrheit gesprochen. Der Schooner draußen an der Point sag, ein Wrack, vor seinem Anker, und während Bewaffnete aus einem schon gelandeten Boote ans Ufer sprangen, eilten Andere von dem HauptstationS- hause auf seine eigne Wohnung zu. Kamen sie als Freunde oder Feinde? — er hatte nicht Lust, ihr Kom men abzuwarten, und flüchtete, von Broadley dicht ge folgt, mit langen Sähen dem nächsten Dickicht zu. Schon hatte er dieses erreicht, schon verbargen ihn die nächsten Gumbüsche den Augen der Verfolger, als dicht vor ihm eine dunkle Gestalt sich wie auS dem Boden hob und ihm die Arme bittend entgegenstreckte. Es war Lloko, sein schwarzes Weib, den Opossum-Mantel locker um dir Schulter geschlagen, die schwarzen Haare wirr die Stirn umflatternd. „Halt!" rief sie ihm mit mehr drohender al» bitten der Stimme entgegen, da er fast scheu vor ihr zurück weichen und an ihr vorübereilen wollte, indem sie seinen Rock ergriff und hielt. „Halt! falscher weißer Mann — wo ist Dein ander Weib mit den bleichen Wangen und dem lichten Haar — wie? Und wo ist das Kind, das Du ihr auf dem Wege todt und in den Boden ge drückt hast — wie? Wohin gehst Du jetzt? — wieder zu meinem Stamm? — nimm mich mit, nimm mich mit. Lloko hungert hieb und Niemand gicbt ihr zu essen!" „Ist denn der Teufel heute in dir Weiber gefahren?" rief John, mit eiserner Faust die schwache Hand der Frau ergreifend und von fick werfend. Aber schon hatte Lloko die andere in seine» Gürtel gekrallt und schrie mit wilder, gellender Stimme. „Teufel — ja, das ist Euer Wort für Alles, was bös und schlecht — Teufel. Da» ist Dein Name, Gentleman John, und wenn da droben so ein Wesen wohnt —" „Fort mit Dir!" rief zwischen den Lippen durch zischend der gereizte Räuber, und sein Faustschlag traf die Unglückliche so rauh an die Stirn, daß sie den Gürtel loslaffcn mußte und halb bewußtlos auf den Boden zu- rücktaumelte. Im nächsten Augenblicke waren Hie beiden Männer auch im Busch verschwunden. Gentleman John hätte übrigens nicht in so großer Eile zu sein brauchen, denn die aus der Station zu ihm hinüber Springenden waren nur Bloome und dessen Bruder gewesen, die ihr Fahrzeug im ersten Augenblicke von Buschrähndschern überfallen glaubten und den ver meintlichen Capitän zu Hilfe holen wollten. Nur zu bald sollten sie aber auS solchem Jrrthume gerissen wer den, denn wenn sie schon die übereilte Flucht deS ver meinten Freundes stutzen machte, benahmen ihnen die rasch erkannten Uniformen der Polizrisoldaten den letzten Zweifel. (Forts, folgt.) —* Leipzig, 7. Juni. Auf unsrer Bühne drängen sich jetzt die Gastspiele, um für offene Fächer neue Ver treter zu gewinnen oder durch Notabilitäten da» zwischen Kunst- und Naturgenuß unschlüssig wählende Publicum zum Besuch de» Theater» anzulocken. Fräulein Fanny Janauscheck aus Frankfurt a. M., bekannt als eine Meisterin in ihrem Fache, verdient unter den Gästen vor Allen rühmliche Erwähnung. Nicht mit Unrecht hat man sie den weiblichen Dawison genannt, namentlich weil sie al- grborne Böhmin die deutsche Sprache voll kommen beherrschen lernte, — oder auch dt« deutsche Rachel wegen ihre» scharf markirten und dämonisch leidenschaftlichen Spiel». Dir ersten zw«i Rollen, in
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