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Dresdner Journal : 30.05.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186005304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-05
- Tag 1860-05-30
-
Monat
1860-05
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 30.05.1860
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Lrpeäiti»» Ne» l>rr»<1o»r ^ovr»»l», !>e«»<ten, B1»riei»»tr»»»» ^r. 7. ^mNicher Theil. Dresden, 28. Mai. St. Hoheit der Herzog von Nassau ist heute Nachmittag ^H3 Uhr von Wien hier etngetroffen und im „Hütet de Sare" abgetreten. Bekanntmachung. Auf Antr'ag der Zündrequisitenfabrikanten Kummer und Günther in Königswalde har das Ministerium des Innern dir von denselben hergrstrlllen und in Handel gebrachten phosphorfreien Zündhölzer durch den Herrn Professor Stein an der polytechnischen Schule all hier chemisch und svast genau untersuchen lassen und nimmt in Rücksicht dessen, daß diese Zündwaaren in mehr al- einer Hinsicht den gewöhnlichen, wegen de- PhoS- phorgehaltS schädlichen und gefährlichen Zündhölzern vor- zuziehea sind und daher anstatt derselben zum allgemei nen Gebrauche empfohlen zu werben verdienen, hiermit Veranlassung, da- von dem genannten Sachverständigen abgegebene Gutachten in der Ansuge zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Dresden, am 19. Mai 1860. Ministerium des Innern. Für den Minister: Kohlschütter. < Schmiedel, S ' G „Die Verwendung deS Pho-phor-, wie sie bei den gewöhnlichen Streichhölzern stattfindet, unterliegt, selbst abgesehen von der großen Entzündlichkeit jener Substanz, «heil- wegen der nachthciligen Einwirkung der letztem auf die Gesundheit der Arbeiter, thrilS wegen ihre- möglichen MisbrauchS als Gift bekanntlich sehr erheblichen Beden ken. Schon längst haben deshalb die Negierungen ihre Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand gerichtet und die Bestrebungen der Fabrikanten, eine minder schädliche und minder gefährliche Zündmasse hrrzustellen, unterstützt. Der gewöhnliche Phosphor verliert, wenn er in den so genannten amorphen Zustand versetzt wird, ohne als Reib zünd stoss untauglich zu werden, diese nachtheiligen Eigenschaften und es schien deshalb zurrst, als ob der amorphe Phosphor am besten geeignet sein würde, den gewöhnlichen alS Zünder zu ersetzen. Nachdem jedoch der Anwendung desselben zu diesem Zwecke in der Schwie rigkeit seiner Fabrikation nicht zu beseitigende Hinder nisse sich entgegeustelltrn, hat man schließlich an verschie denen Orten versucht, den Phosphor ganz zu beseitigen ptzvSpharfre« Zü»d«r pe fadricire«. „Zn der neuesten Zeit haben auch die Fabrikanten Kummer und Günther zu Königswalde bei Annabcrg derartige Zünder in den Handel gebracht, welche beim Gebrauche alle Bequemlichkeiten der gewöhnlichen Phos phorzünder darbieten, ohne bei der Fabrikation oder sonst gefährlich, wie diese, zu sein. „Nach der damit angcstellten chemischen Untersuchung enthalten diese Zünder weder gewöhnlichen noch amorphen Phosphor, sind also in der Thal phosphorsrei. Es ist in der Züudmasse eine andere giftige Substanz, außer Blei und Antimon, welche in kleinen Mengen für Leben und Gesundheit, wie bekannt, ungefährlich sind, nicht vor handen. ' „Die zündende Substanz, welche die Stelle deS Phos phors vertritt, ist von der Art, daß bei ihrer Verarbei tung keine Gefahr für die Gesundheit der Arbeiter zu befürchten ist. „Um die Entzündlichkeit' dieser Zündhölzer zu prüfen, wurden dieselben auf den Boden geworfen, auch mit einem hölzernen Hammer geschlagen, der direkten Be strahlung der Sonne ausgesetzt und in drei Zoll Ent fernung von einem geheizten Stubenofen gebracht, so daß der an den Hölzchen befindliche Schwefel sich röthete, ohne daß bei allen diesen Versuchen eine Entzündung rintrat. „Die Entzündungstemperatur selbst wurde endlich, um einen genauen Vergleich mit den gewöhnlichen Streich hölzern anstellrn zu können, in geeigneter Weise bestimmt Feuilleton. Die Känguruh-Insel. Don Friedrich Gerflacher.*) (Aorts. au« Nr. I2S, An demselben Abend erreichten Tolmer und Rodwell di« Station eines alten Bekannten des Letztem, den dieser wenigstens auf seinen verschiedenen Fahrten durch die Insel schon manchmal besucht hatte. Hier war Gentle man John mit der Frau, die der Slationsbesitzrr für dessen eigne gehalten, über Nacht geblieben und mit dem Frühesten gegen Mount-Dorrens aufgebrochen. Das Kind hatte viel die Nacht geschrien, und die Dame vom Hause behauptete, die arme Frau habe viel geweint, weil sie sich wahrscheinlich um da- Kind gegrämt. Rodwell, obgleich er sein Geheimniß nicht verrieth, war in furchtbarer Aufregung, und Tolmer bei Seite nehmend, bestand er darauf, hier keine Rast zu machen, sondern an demselben Abend trotz einbrechrnder Dunkel heit noch weiter zu gehen. Die Straße bis zum Lorrcns- derge, an dessen Fuß eine andere Station lag, war ziem lich gut, der Mond stand ebenfalls am Himmel» uud sie konnten dadurch recht gut, ohne ihren Pferden weh zu thun, einen wettern Vorsprung gewinnen. Tolmer war nalür- Uch vollkommen damit einverstanden, und nach einem rasch emgenomurentn Mahle brachen die beiden Reiter zum großen Erstaunen ihres Wirthes wieder auf. Zwei Stunden scharfen Rittes brachten sie in Sicht des nächsten Hauses, dessen Licht ihnen schon von weitem durch di« hier ziemlich dünn stehenden Büsche entgegen schimmerte — wenigstens kouutcn sie im Freien einen *) «tu« defl<n kürzlich «rschiemnrm Rrifiwerk» „Inselwelt". tiewt^A, Arnold sche Buchhandlung. und beobachtet, daß die Entzündung bei -ft 170 ° 0. erfolgte, rvährend gewöhnliche phvsphorhaltige Zündhöl zer, dem gleichen Versuche unterworfen, sich schon bei -s- 87 ° 0. eutzündeten. „Die phosphorfreien Zündhölzer der Fabrikanten Kum mer äc Günther verdienen hiernach den Vorzug vor den gewöhnlichen phoSphorhaltigen nicht blos mit Rücksicht auf die Gesundheit der mit ihrer Fabrikation beschäftig ten Arbeiter und die geringere Giftigkeit ihrer Zünd masse, sondern eben so sehr wegen ihrer geringeren Feuer gefährlichkeit." Verordnung deS Ministeriums des Innern, die Beschaffenheit der FlüssigkeitSmaaße betr. Da« Generale vom 31. Januar 1816 (Cvä. -Vux. 3 Forts. Th. 1 S. 512) schreibt vor, daß Geschirre — zu denen die FlüssigkeitSmaaße unzweifelhaft ge hören — wenn sie von Zinn gefertigt sind, höchstens '/io Bleizusatz in ihrer Masse enthalten dürfen, und wenn sie von Eisen-, Kupfer - oder Messingblech verfer tigt sind, innerlich mit reinem Zinn vollständig und gut verzinnt sein sollen. Der Gebrauch von Zinkge schirren ist aber durch Verordnung vom 22. März 1860 (Ges. u. Ver. Bl. 1860 S. 29) überhaupt verboten. ES ist nöthig, daß die Aichämtcr bei der Annahme von Flüs- sigkeitSmaaßen zur Aichuug auf diese Vorschriften Rücksicht nehmen und wird daher hiermit verordnet wie folgt: 8 1. Die Aichämter haben Maaße, welche von der Kanne abgeleitet sind, demnach als FlüssigkeitSmaaße dienen sollen oder können, nur dann zurAichung anzunehyren, wenn sie — abgesehen von den aus Holz gefertigten Aichkanncn und Gebinden und von den nur selten verkommenden Maaßen au» edlen Metallen und Argentan, welche keinem Bedenken unterliegen — den oben angezogenen Vor schriften entsprechen. 8-2. Die Aichämter haben sich jedoch, was die Reinheit der Verzinnung bei Eisen-, Kupfer- und Messtngblech- maaßcn und den Bleigchalt bei Zinnmaaßcn anlangt, an die äußeren Kennzeichen zu halten und sind nicht ver pflichtet, selbst chemische Proben anzustellen. 8- 3. Kommen einem Aichamte Maaße vor, welche obigen Vorschriften nicht entsprechen, oder nach äußerem Ansehen nicht zu entsprechen scheinen, so sind sie nicht den Eigen tümern zurückzustcllen, sondern an die Mediciualbchörde d«A Wohnart» des letzteren akzugrbea, welcher das Martere zu überlassen ist. 8- 4. Auf Maaße, welche nur als Normalmaaße zu Con trolirung der Richtigkeit anderer VcrkehrSmaaße dienen sollen, leiden vorstehende Bestimmungen keine Anwendung. Dresden, den 23. Mai 1860. Ministerium deS Innern, Frdr. vvn Geust, . Demuth. Nichtamtlicher Ltieit. nebeesicPr Telegraphische Nachrichteu. ZeitungSschau. (Constitutionnel. — Daily-NewS. — Morning-Post.) tagrtgeschichte. Wien: Prüfungscommission für Leh rer der Stenographie. König Ludwig. Vermischtes. — Berlin: Der Prinz-Regent erwartet. Hr. v. Bis marck. Das Projekt eines Parlamentsgebäubes. Nu- bar-Bey. — Köln: Herzog von Brabant. — Hal ber üadt: Verurtheilungrn im Steucrdefraudations- proceß. — München: Reise de» Königs.—Frank furt: Bundestagssitzung. — Paris: Uebersicht der Handelsbewegung. Von der Flotte. Parade. DaS Hellen Feuerschein erkennen. Näher gekommen, entdeckten sie aber bald, daß der Schein nicht auS einem Gebäude komme, sondern von einer Fackel herrühre, um die drei oder vier Männer unter einigen Gumbäumen geschaart standen. Tolmer zügelte im Anfänge sein Pferd ei«, denn möglich war eS ja doch, daß sie, anstatt die Station zu erreichen, vielleicht gar einem Trupp von Buschrähndschern in die Hände fielen. Cap Bords war von hier gar nicht mehr so weit entfernt und Gentleman John viel zu umsichtig, seine Leute nicht gerade dort, sondern weit eher in der Nähe versteckt zu halten. Da» Geläute lagernder Heerden aber in der Nähe und das Gebell von Hunden verrieth doch auch wieder einen von weihen Ansiedlern bewohnten Plah, und deutlich konnten sie jetzt zwischen den um die Fackel versammelten Männern auch einen etwa zwölfjährigen Knaben erkennen. DaS waren keine Buschrähndscher. Rach ein paar flüchtig mit einander gewechselten Worten sprengten sie wieder vor, während einige dort nach Opossums umhersuchende Hunde Wind von ihnen bekamen und laut bellend gegen sic ansprangen. Wenige Minuten später hielte« sie neben der kleinen, von dem flackernden Lichte der Fackel grell beleuchteten Gruppe Menschen, die neugierig zu dem späten Besuche auf schauten. ,,Guten Abend, Ihr Herren," sagte da Tolmer, sich an den Aeltesten der Leute wendend, ,.könnt Ihr uns Nachtquartier für heute und vielleicht einen Hut voll Hafir für unsre Pferde geben? Sic haben einen langen Tagesmarsch gemacht und bedürfen einer Stärkung." ' „Ja wohl, Fremder — gern," lautete die gastliche Antwort. „Steigt nur ab und nehmt Eure Pferde am Zügel, denn von hier bi« zum Hause stehen eine Menge kurz abgehanener Baumstümpfe." Eckeuntniß im Processe gegen den Bischof Dupanloup cassirt. Vermischtes. — Bern: Antwort auf fran zösische Noten. — Turin. Äammerdebatte über den Abtretungsvertrag. Die Armee auf den Kriegsfuß. Vermischtes. — Genua: Abzug französischer Lrup pen. — Rom: Ahmarsch der Franzosen verschoben.— Neapel: Preis auf Garibaldi'- Kops. — Palermo: Angriff der Insurgenten erwartet. — Madrid: Er öffnung der EorteS. — London: ParlamentSverhand- lungcn. — St. Petersburg: Türkische Untersuch ungseommissionen für Bosnien rc. — Ostindien: Unbehagen — China: Fortschritte der Rebellen. Das englische Ultimatum. — New-Bork: Miramon un trrlegen. Dresdner Nachrichten. Vrovtnzsalnachrichrev. (Mittweida. Bautzen.) EivgesandteS. Statistik und LolkSwirthschaft. Telegraphische Nachrichten. Paris, Dienstag 29. Mai. Der heutige „Mo niteur" enthält die Rede, welche der Staaksmini- ster Fould bei der landwirthschaftlichrn Prriöver- theilung zu Tardes gehalten hat. Nach Aufzäh lung der durch die neuen volkswirthschaftlichen Maßregeln bedingten Fortschritte erinnert der Staatsminister an die von dem Kaiser nach dem Kriege bewiesene Mäßigung und saßt, diese Mä ßigung in der Vergangenheit sei ein Pfand für die Zukunft, und weist darauf hin, daß die ver schiedenen Berufskreise sich bestreben, dieser Auf fassung zu entsprechen, ungeachtet der Ereignisse, welche einige Staaten beunruhigen, und trotz der Aufregung, welche man hervorzurufen suche. „Frankreich — schließt der Minister - ist ruhig, Frankreich weiß, daß der Kaiser stark genug ist, um Allen Achtung vor seinen Rechten einzuflößen; der Kaiser ist ein zu loyaler Nachbar, ein zu treuer Bundesgenosse, um die Rechte Anderer zu bedrohen." Au» Turin, 27. Mai, AbendS, wird der „Jndop " gemeldet, daß die am 2s. Mai begon nenen Verhandlungen der Deputirtenkammer über den Vertrag wegen Abtretung Savoyens und Nizzas noch fortdauerten. (Näheres darüber s. unter „Tagesgeschichte.") Neapel, Gounabend , 26. Mai. Am 24. Mai haben die königlichen Truppen dir durch ficilianische Aufständische verstärkten Garibaldianer angegriffen, geschlagen, aus der starken Position von Pareo vertrieben nnd denselben schwere Verluste beigr- brackt. Die gedachte Position wurde von einer Colonne königlicher Truppen besetzt. Eine andere Colonne königlicher Truppen verfolgt die Flüchtigen in der Richtung von Piano de' Greci. Wien, Montag, 28. Mai. Nach einer hier eingeganaenen Meldung des kaiserlich österreichi schen Gesandten in Neapel, vom 27. Mai Abends, hatte die dasige Regierung die Nachricht von der völligen Thronte der Garibaldianer erhalte«. Ga ribaldi, von den Sicilianern verlassen, sei flüchtig und sucheficheinzuschiffrn. DiesiciliauischenAufstän dischen hatten sich mit den Fremden veruneinigt und Schimpfreden und Flintenschüsse mit densel ben gewechselt. London, Montag28. Mai. Die heutige „Mor- ning Post" sagt, der Pariser Vertrag von 185« gebe Rußland das Recht, Klagen über dir Türkei den Mächten vorzutragen. Eine einfache Verwer fung der Eröffnungen Rußlands würde dessen ex klusive Schutzpolitik herbeiführen. Wenn eine Con- ferenz zusammentretr, so müsse die Basis dersel ben der Vertrag von 1856 sein, welcher die Unab- „Was habt Ihr da gemacht?" sagte Rodwell, der kein Auge von der Gruppe verwandt hatte, mit heiserer, angst beklemmter Stimme. „Ihr habt —" „Ein Grab gegraben für ein armcS Kind!" sagte der alte Mann mit ernstem, wehmüthigem Tone. „Euer Kind?" frag Rodwell, und das Licht der Fackel begann vor seinen Augen zu tanzen und wilde, wirre Kreise zu ziehen. „Meines? — nein, Gott sei gedankt, daß er mir bi« jetzt solchen Schmerz erspart. — ES war das Kind einer'armen Frau, die es todt auf ihrem Arm zu unserm Hause trug, cs wenigstens rn der Nähe von Weißen — von Christen begraben zu lassen." Rodwell glitt auS seinem Sattel, ließ den Zügel seines Pferdes frei und taumelte mehr als er ging dem frischen kleinen Grabe zu, über da» die freundliche Hand der Fremden eben erst den niedern Hügel gewölbt. „Eine fremde Frau?" rief Tolmer rasch und er schreckt, während sein mitleidiger Blick den armen Vater streifte. „Sic kam mit ihrem Mann« und einem Träger von Osten her," erwiderte der alte Mann. „Ihre Pferde waren ihnen im Busche abhanden gekommen, wie sic sagten, und der Mann wollte die Frau nur nach Cap Borda bringen und daun zurückkehrcn, sie zu suchen." „Sein Name war — „Lieber Gott, wir fragen die.Leute, die zu unS kommen, nicht nach ihrem Namen; aber ich dächte, ich hätte den Mann schon vor einigen Wochen einmal an Cap Borda gesehen. Ich glaube, sie nannten ihn dort Howitt!" Rodwell hörte Nichts mehr — vor den Augen flimmerte es ihm, seine Kni« zitterten und brachen unter ihm, und mit dem Schmerzensschrei: „Mein Kind — mein armes, arMrS Kind!" sank er an dem Grabe bängiakrit der Türkei begünstige. Selbst wenn Frankreich seine Politik geändert hätte, so wnrde dock die Majorität der Confer,uz: England, Preu ßen und Oesterreich, der Türket stet» günstig ge stimmt sein. vrestzeu, 29. Mai. Mit Ausnahme de» diplomatischen „PayS", da» al» sprciclleS Organ des auswärtigen Ministeriums betrachtet wird, ergreifen die officiösen Pariser Journale „Patrie" und „Constitutionnel" in ihre« Artikeln über den sicilischen Ausstand gegen di« neapolitanisch« Regierung geradezu Partei. Der „Constitutionnel" findet e- mit der „sOpinion Nationale" vollkommen unbegreiflich, was die neapolitanische Regierung durch die Beröffentlrchung ihrer Siege-büllrtins gewinnen könne, welche auf die Ereignisse keinen Einfluß und heutzutage nicht einmal den Vortheil hätten, die öffentliche Meinung auch nur auf einige Stunden irre zu leiten. Der „Constitutionnel" spricht der neapolitanischen Regierung dir wesentlichsten Eigenschaften ab, die eine Regierung besitzen müsse. Der „Constitutionnel" beklagt auch in einem Artikel vom 26. Mai die Herbheit der Angriffe der deutschen, insbeson dere der preußischen Zeitungen auf Frankreich. Deutsch land wie da» übrige Europa werde sich an das berech tigte Uebergewicht Frankreichs gewöhnen müssen; Napo leon lil. hab«, nachdem eS durch dir Verträge von 1815 verloren gegangen, durch di« Kriege mit Rußland und Oesterreich dieses Gleichgewicht wieder erobert. Der „Con stitutionnel" erblickt somit in dem Uebergewicht Frank reichs da» Gleichgewicht Europas. DaS Kaiserreich könne nicht der Friede sein ohne Macht und Größe. Dem Conflict, in welchen die piemontefische Regie rung jetzt mit der höhcrn Geistlichkeit gcrathen ist, wird von englischen Blättern eine größere Bedeutung bei gelegt, alS irgend einem frühem dieser Art, welchen je neS Gouvernement zu bestehen hatte. „Daily New»" hofft sogar, die Sache könne zu einem Schisma führen; sie sagt: „Sollte die picmontesische Regierung durch die Gewalt der Ereignisse in die Nothwendigkeit versetzt wer de«, da- römische Supremat abzuschütteln, so dürften die Schwierigkeiten dieses Schritte- sich geringer erweisen, als Manche von unS annehmcn wollen. Der niedere CleruS in Piemont hat viele Interessen mit dem Volke gemein, ist dem Papste keine besondere Erkenntlichkeit schuldig und würde mit der Regierung gehen, die für seinen Unterhalt sorgt. Selbst die Bischöfe würden mit sich reden lassen, wenn die Regierung die Verwaltung der Kirchengüter kraftvoll i« die Hand nähme. Durch vernünftige Bewirthschastung könnte sie den Prälaten eine glänzendere Stellung bereiten, als sie unter dem ge genwärtigen System einnehmen. Wenn sie z. B. die jetzt erledigten ErzbiSthümcr von Bologna und Ravenna verschmelzen wollte, hätte sie eine Prämie in Händen, zu deren Annahme sich Wohl ei« Bischof vvn Ruf bereit finden ließe." Die „Morning-Post" greift dir ka tholische Geistlichkeit Irland- an, indem fie die Thatsachc erwähnt, daß die Werbungen für die päpstliche Armee, der neulich erlassenen königl. Proclamation zum Trotz, lebhaft fortdauern. Was den Vortheil betrifft, den man sich in Rom von diesen Werbungen verspricht, so glaubt und hofft die „Post", daß die „irische Brigade nichts Große» leisten werde." Auf Sardinien übergehend, be müht sich die „Post", den König Victor Emanuel von Einmischung zurückzuhalten. Wenn der Papst die Ro magna wieder erobern wolle, dann freilich bleibe Sar dinien Nichts übrig, al» diesen jetzt untrennbaren Be- standtheil seine» Gebiete» zu vrrtheidigen. Beschränke sich dagegen die päpstliche Armee auf die Dertheidigung de» Kirchenstaates, so müsse Sardinien ruhig bleiben. „Eben so" — sagt sie — „darf von keiner Mitschuld mit Garibaldi die Rede sein. Er ist ein Glückssoldat. Auf eigene Faust, ohne irgend eine Regierung-Vollmacht, ist er au-gezogen. Gelingt es ihm, da- Hau» Bourbon zu stürzen, so wird er ein Recht haben von dem Volke, da» er durch sein Genie und seine Tapferkeit befreit ha- schluchzend nieder. — Die Männer waren erstaunte Zeugen dieses ganz unerwarteten Ausbruche« wilden, verzweifelten Schmerze-. Sein Kind, da- fremde Leute hier begraben? — dann der späte Ritt in dunkler Nacht — da» sonderbare Benehmen jener Frau dazu —, daß hier nicht Alles war, wie eS sein sollte, unterlag wohl keinem Zweifel. Die Bewohner Australiens sind jedoch an solche außergewöhnliche Familienscenen zu sehr gewöhnt, einer jeden nachzuforschen. Selbst da- Ge- hcimnißvolle der Abstammung von mehr als drei Vier theilen der damaligen Gesellschaft trug viel dazu bei, rin verschlossene- Wesen bei Vielen zu entschuldigen und vor unbequemen Fragen zu bewahren. Schweigend blickten deshalb die Männer auf den Unglücklichen nieder, der das Grab seine- Kinde- mit seinen Thräney netzte. Tolmer dagegen, der sein Pferd am Zügel genommen, faßte de- Alten Arm und ließ sich von diesem, während er mit ihm langsam dem Hause zuschritt, die ihnen vor auSgeeilten Fremden näher bezeichnen. <-orts. folg»., L«pp»'« tköittr« ucuäSmiqn«. Sonntag den 27. Mai eröffnete Herr Franxoi» Rappo seine Vorstellungen. Außer den sogenannten indischen Spiele», Jongleur und Athlctenkünsten brachte die erste Abtheilung der Vor stellung noch gymnastische Produktionen im Trapezgenre und in der modernen Kautschuckmanirr, denen da- zahl reich versammelte Publicum mit Interesse n«d Beifall folgte. Die Herren der Gesellschaft, welche in dieser elften Abtheilung auftraten, zeichneten sich durch elegante Toilette, Grazie und Sicherheit, Schönheit und Kraft der Glieder au», und namentlich gilt dies vom Herrn Franfoi» Rappo, der mit großem Erfolg seinem Vater nachgestrcbt und seinem Namen alle Ehre macht. Weniger konnte man sich an der zweiten Abtheilung, welche lebende Bilder brachte, erwärmen. Mehr al» einmal mußten
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