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Dresdner Journal : 24.05.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186005244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-05
- Tag 1860-05-24
-
Monat
1860-05
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 24.05.1860
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Majestät haben b«a anßerordenttich«» Professor der Philosophie an der Uchdxrsittt Leipzig und Rector an der Thoma-schulr, ^vr. ptu Gottfried Stallbaum, das Ritterkreuz de» 4 Ulbrechtorden» zu verleihen geruht. Uiürtamtlicher Theil. Itebersiedt. Uelrgraphifch« Nachrichten Leitvv-tschaa. (Noch einmal die Aeußerung de» Mi nister» v. Borrie».) Tllges-rschichtt. Wien. Erweiterung der Karls-Stif- tung. Enthüllung de» Erzherzog-Karl-Monument». Da» Geschwader im Mittelmeere. — Berlin: Kam merverhandlungen. Der angebliche Deprschendirbstahl. — Ko bürg: Da- Programm der Lehrerversammlung erschienen.— Pari»: Gerücht von einer projectirten Ausdehnung der Erbrechte in den Eollaterallinirn. Bon der Börse. Ein Bild verboten. Da» Mittelmerr- geschwader. — Turin: Kammerverhandlungen. — Florenz: Cardinal Corsi nach Turin transportirt. Be- / richtigung. Einschreiten gegen sämmtliche Bischöfe. — Parma: Da» Seminar in Piacenza geschloffen. — Bologna: Die Güter der erzbischöflichen Monza. Ddsertirte Soldaten. — Neapel: Carafa's Note br züglich der Unternehmung Garibaldi'». Truppen nach Sicilien. — London: Die Ablehnung der Papler- fteueraufhrbung. — China: Da» englische Ultima tum abgelehnt. - Ernennuvaeu, Versetzungen re. im öffrutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtru. (Werdau. Maren. Pottschappel.) Tingesandtet. Statistik und Lolkswirthschaft. Feuilleton. Lageskalender. Inserate. Börsen nachrichten. Trlrgraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 28 Mai, Nach», st Uhr. Poetzur hat i» wei-ev Saale -et königl, Schlat« fts der Schloß des Landtags durch de» Prinz- Regenten stattgefunden. In der Thronrede Sr. königl. Haheit heißt es: Die Negierung sei mit volle» Ernst benmht. in den Aragen, welche die Thätigkeit der europäischen Cabinete in Anspruch nehmen, auf 8-fnngeu hinznwirken, welche den An forderungen des politischen Gleichgewichts entspre chen. „Die Gruudsäde, welche die Regierung i» Ver hältnis zu den dem Deutschen Bunde und der Bun desversammlung vorlteaendeu, hochwichtigen An gelegenheiten leiten, sind im Laufe der Session darge legtworden. Die Negierung wird auch fernerhin an deusrlden festhaltcn und fortfahren, in Währung der anerkannten Rechte Anderer die Wahrung ihres eige nen Rechts zu erblicken. Wenn auch Meinungs verschiedenheiten über wichtige Fragen stattfinden, in Eine« Gefühle find alle deutschen Regierun gen und Stämme mit Mir vnd dem preußischen Volke einig, in der unerschütterlichen Treae für das ge meinsame Vaterland und in der lebendigen lieber- zengvug, daß die Unabhängigkeit der Ration und die Integrität des vaterländischen Boden» Güter find, vor deren Bedeutung alle innern Fragen und Gegensätze weit zurücktreteu.' Karlsruhe, DienStaa, 22. Mai. Die Re gierung hat heute der Zweiten Kammer sechs Ge setzentwürfe, betreffend die Regelung der kirchli chen Verhältnisse, vorgelegt. K e Killeto «. K. Hoftheater. Dienstag, 22. Mai. Die Vor stellung de» Gcribe'schcn Jntriguenspirl» „Ein Gla» Wasser" brachte die bekannte, durch brillante Einigung von Geist, pikanter Schärfe und Laune der Rede mit Feinheit und Noblesse de» Spiel» ausgezeichnete Leistung de» Herrn Emil Devrient al» Henry von Saint John. Fra» Bayer-Bürck repräsentirt« die hochmüthige Her zogin von Marlborough, deren intriguante Herrschsucht an ihre« Liebesspiele scheitert, sehr vorzüglich, und die Wortkämpfe de» Witze» und der feindselig bittern Malice mit Henry von St. John waren künstlerisch vollendete Seinen her Darstellung. Doch fehlte der Herzogin, be sonder» der Königin gegenüber, zu sehr die maßvolle Beherrschung de» Redetone»; e» trat zu ausfällig in schroffe und hart« Aeußerung über, wa» nur al» innere Stimmung erscheinen darf. Ei» so heftig ausfahrender und scheltender Ausdruck — wie z. B. im dritten Acte — möchte auch von der schwächsten Königin nicht geduldet und übrigens von keiner Oberhsfmeisterin angrstimmt werde», dir schon aus Grwohnheit und Macht der Sitte di« Grenzen des gebotene« glatten und geschmeidigen Tone» höchstens im plötzlichen Drange unbewachter Leiden schaft überschreiten kann. — Herr Kramer gab den von zwei wählerischen Frauen al- wünscheuSwerthen Lieb haber ausgezeichneten Fähndrich Masham, Fräul. Gui- »and recht anmuthig und befriedigend dessen wirkliche Geliebte Abigail. Fräulein Ulrich ließ die SinnrS- schwäch«, di« kleinea Launen und Mißstimmungen der liebenswürdigen und lenksamen Königin Anna so stark hcrauStreten, daß dadurch nicht nur die Königin, sondern ;ogar die Frau zu viel etnbüßte. Auch ließen Gang und Haftung Ahel und Grazie »ermiffen. Scribe'S Stück ist nicht däzn gemacht, nue auf äußerliche» Effect ht» und ----- London,Dienstag,Lk.Mai, Morgens.*) Die heutige „Moraing Post"' sagt: Die Majorität iur vverhanse gegen die Papiersteuer Borlage an»- fasse so viele Anhänger der Negierung, daß das Votum nicht als ein Parteifieg betrachtet werde» könne; das Ministerium »eh»e daher die Ent scheidung des Oberhauses an «ud werde die Steuer, bereu Abschaffung die Regieruugsvorlage bean tragte, aufrecht erhalten. *) Für unser gestriges Blatt zu spät eingetroffen. Aus Rom veröffentlicht dir Reuter'sche Agen tur eine Depesche vom 20. Mai, wrlcheriufolge daü gestern gemeldete Gefecht am IS. Mai bei MontefiaScone zwischen den päpstlichen Gendarmen und eine« aus Toscana kommeudeu Insurgenten haufen von 35V Mann stattgefundea hat; .die In surgenten sollen 56 Tobte und 25 Verwandele ge habt haben. Unter den Getödteten, sagt man, be findet sich der Bruder Orfini's. Die Geudattnen sollen nur drei Manu verloren haben. London, Dienstag, 22. Mai, Abends. In der heutigen Sitzung d«S Unterhauses zeigte Lord Palmerston an, er »erd« die Ernennung einer Commission Vorschlägen, welche das Archiv des Oberhauses uach Präcedenzfällea zu der Abstim mung über die Papiersteuer durchforschen solle. Die Regierung wünsche nicht, Schritte zu thun, welche einen Antagonismus »wischen beiden Häu sern Hervorrufen könnten. (Vergl. die TagcSgrschichte unter London.) Konstantinopel, Montag, 2l. Mai, Abends. Der französische Botschafter, Marquis de Lava lette, wurde heute iu feierlicher Aridieu» durch den Sultan empfangen. Eine Ansprache, welche Herr v. Lavalette an hier wohnende Franzosen richtete, hat die heutige Börse sehr verstimmt und eiu be trächtliche« Steigen der Wechselcourse hervorge- rufeu. DreSde«, 23. Mai. Wenn wir den »tcht endende» Artikeln über die Aeußerung de» Minister» v. Borrie» auch unsrer seits noch , et» Wort heuzufügea, so bitte« wir unsre Leser, diese» Mißbrauch ihrer Geduld mit den Anfor derung«» einer gerechten Nothwehr zu entschuldigen. Die Parteiprrffe, welche jene Aeußerung zu ihren Zwecken weidlich auSbeutet, hat glücklich auch auS dem darauf bezüglichen Artikel des „Dresdner Journals" allerhand Dinge herau-gelesen, die nicht darin stehen, und insbe sondere eine Vertheidigung derselben im Sinnt eines eventuellen Rheinbünde». Da- „Dresdner Journal" ist Organ der sächsischen Regierung und hat an und für sich durchaus keinen Beruf, die Aeußerungen fremder Minister zu vertreten. Wenn es in diesem Falle da» Wort ergriff, so geschah es in gerechtem Unwillen über eia Parteimanöver, welche» darin bestand, dem Sprecher sein Wort geradezu im Munde hrrumzudrehrn, und ihm Da», wa» er al- eine Gefahr bezeichnete, als einen Wunsch in Rechnung zu stellen, und hiergegen durften wir um so entschiedener auftreten, als das Verhalten der königlich hannoverschen Regierung in allen aus wärtigen Fragen unverändert einen durchaus deutschen Charakter bewährt hat. Um »un die Entstellungen, denen man unser Blatt zu unterziehen beliebt hat, in da- rechte Licht zu stellen, wollen wir kürzlich auf den incriminirten Artikel in unsrer Num mer 11V vom 12.. Mai zurückvrrweisen, worin Fol gende» zu lesen war: 1) „die deutschen Regierungen sind entschloßen, dem Feinde keinen Fuß breit deutschen Boden zu geben"; 2) „die deutschen Regierungen sind davon überzeugt, daß nur eine einheitliche Leitung der militärischen Bunde-kräfte Deutschland Sicherheit vor sei nen Feinden geben wird"; 3) „nur eine gewaltsame M»-d«utung der Aeußerung de» Herrn v. Borrie» kann al» Beleg dafür citirt werden, daß einer deutsche» Re gierung der Gedanke beikomme, sich auf da» Ausland zu stützen"'; 4) „wenn Alle» drunter und drüber geht, wird auch dir Intervention des Auslandes Deutschland auf gedrängt — und wo wäre dann noch dir Kraft, der un gebetenen Einmischung zu widerstehen? An einem Vor wande zur Intervention würde eS selbst in dem Falle, daß die deutschen Staaten sich ihr« Vergewaltigung ruhig und vhn« Anrufung der Garanten der Verträge von 181L gefallen ließen, wahrlich fremden Mächten nicht fehlen, dir geltend machen könnten, daß da» deutsche Föderativ band al- rin wesentlicher Inbegriff de- europäische» Gleich gewicht- nur mit Zustimmung der übrigen Mächte um gestaltet werden könnte, und hat Frankreich schon Sa voyen und Nizza erlangt, weil e» sich dnrch einen Nach barstaat, wie Piemont, bedroht glaubte, so würde wohl manche hunderttausend Fuß breit deutschen Boden» dazu gehören, Frankreich über die Umgestaltung Deutschlands zu einem Carlowitz-Vincke'schen „Einheitsstaate" zu be- r»higen"; 5) „der Parteigedankr, Deutschland auf ganz ober halbrevolutionärem Wege umzugestalten, ist offen in ds« Berliner Kammer proclamirt. Man kann über die Gefährlichkeit und die Erfolge dieser Proclamation der Cpvourisirung Deutschlands verschiedener Meinung sein. Mehrend wir dieselbe ziemlich gering zu schätzen glauben müßten, mag man eS aber auch dem Minister eine» Staa te», in dem die „nationalen" Parteiumtrirbe sich sehr thätig zeigten, zu Gute halten, wenn er schwärzer sieht und deshalb die Möglichkeit der traurigsten Consequen- ze» de» BundeSumsturzeS al» Abschreckungsmittel an- dentet« ' Alle diese Sätze finden sich wörtlich in dem Artikel de» „Dresdner Journals", über den man hrrfallen zu ßürfrn gemeint hat und, wir fragen, ob eS sich mit den geringsten Begriffen von Ehrlichkeit verträgt, wenn man dreist erzählt, da» „Dresdner Journal" habe den Rhein bund gepredigt! Wir knüpfen daran noch eine Bemer kung: Die Partei, welche jetzt die BorrieS'sche Aeußerung zum willkommenen Vorwande nimmt, um ihre Hetzereien gegen ein vertrauensvolles Aneinanderschließen aller deut schen Staaten sowie der Völker und Regierungen fort zusetzen, und die dabei da» Wort „Rheinbund" regelmäßig de« Mittelstaaten entgegenschlrudcrt, während sie Preußen »ur di« Befreiungskriege in Anrechnung bringt, bedenkt wtzhl nicht, unter welchen Umständen der Rheinbund ent stehe» kopitte. Möge sie doch, will st« zu Rutz und From men der Gegenwart au» jener Geschichtsperiod« Erinne rungen heranziehen, hübsch chronologisch verfahren. Jene Periode begann mit dem französischen Revolutionskriege und dem Bündniß Preußens mit Oesterreich im Februar 1792. ES folgte 1795, wo Preußen vom Kampfe zu rücktrat und — während Oesterreich noch lange fort kämpft«, rrlag und wieder zu den Waffen griff — sich in einem Privalgewinn verheißenden Zustande der Neu tralität gefiel. Al» Deutschland durch die Vereinzelung und Niederlage seiner einen Großmacht, durch die Nru- tralitätsucht seiner andern Großmacht wehrlos war, da entstand der Rheinbund. Diese Logik der Thalsachen herauSzustellen, dürfte heute viel räthlicher sein, als wie den Mittelstaaten da- Wort „Rheinbund" fortwährend vorzuhalten. Tagesgeschichte. Wien, 22. Mai. (W. Z.) Von Sr. kaiserlichen Hoheit dem Erzherzog Albrecht ist nachfolgender höchste Erlaß an das k. k. Armee-Obercommando gelangt: „Um der k- k. Armer einen Beweis Meiner hohen Achtung und rreurn Anhänglichkeit zu geben. habe Ich Mich bestimmt gefunden, au« Anlaß der feierlichen Enthüllung des Monument«, womit dir Srinnrrung an Meinrn vrrrwiglrn Herrn Baler, Erzherzog Karl, der Nachwelt überliefert wird, die von Höchst- dlmsrlbrn errichtete Stiftung von Srziehungtbeiträgen für zehn mittellose k. k. Offizierltbchter auf die doppelte Anzahl zu erhöhen. Ich habe Mein Obersth^fmeisteramt be auftragt, dem k. k Armee-Obrreommando zu diesem Ende den Betrag von EOl» Fl. Sonvaaliontmünze la fünfproeeulzgen k. k- Staat«schMdot!icbikibu»gka zu übergeben, und ersuch«, daß diese Erhitzung ganz i» Ginne der ursprünglichen Stiftung drhandelt weed«. Vie hiervon zu betheilende« .rste« zehn Of- fiziersktchter betzalt« Ich Mir vor, au« dec Aatzl der über An trag de« k- k Armee - Oberkommando- bereit« in Bormrrkung Befladlichen zu wählen, deren Namen Ich seiner Zeit bekannt geben werde." — (W. Bl.) Heute Vormittag 11 Uhr hat die feierlich« Enthüllung de» Erzherzog-Karl-Mo- numea tö.stattgefunde». ES war eine großartige, pracht volle Feierlichkeit. Auf das Zeichen Sr. Majestät de» Kaiser» sauk die Hülle. Tausendstimmiges Hurrah, Ka- nonensalve», die Klänge der Volk-Hymne und da» Auf hissen einer Flagge auf dem Burgthor verkündeten hen außerhalb Harrenden den feierlichen Moment der Ent hüllung deS prächtigen Denkmal». S«. Majestät sieh durch den Eapitän der Garde-Gendarmerie den tüchtigen Meister Frrnkorw zu Sich entbieten, dankte ihm mit huldvollen Worten und warmem Händedruck und stellte ihn dem König Ludwig vor, dem edeln Schützer und Gönner der Künste. (Nähere- morgen.) — DaS Reuter'sche Büreau bringt eine' telegraphische Depchche au» Wien vom heutigen Tage, welcher zufolge da« österreichische Geschwader den Befehl erhalten hat, seine Thätigkeit vorlliufig darauf zu beschränken, im adrja- tischen Meere an der neapolitanischen Küste zu kreuzen und die Meerenge von Messina nicht zu überschreiten. — Die österreichische Regierung hat die Gewißheit er langt, daß keine Zusammenziehung russischer Truppen am Pruth statztgeswutzen hat. tt Berlin, 22. Mai. DaS Herrenhaus erledigte heute die noch rückständigen Budgctberichte durch Grneh migung sämmtlicher Positionen und Commission-anträge. Einige Debatte erhebt sich bei Gelegenheit der Position für das CadettencorpS. Der Berichterstatter, v. Budden brock, bedauert di« Streichung der Mehrforderung durch da» andere Hau». DaS CadettencorpS sei die rechte Er ziehungSanstalt für das preußische Heer; eine Volksarmee, zu deren Gunsten das andere Haus plaidirt, sei eiu demo kratischer Widersinn; auf der Fahne solcher Heere stände - üben», ögalile, lralermls, die» tauge nicht für Preußen, und könne füglich „dem Räudcrhauptmann Garibaldi" überlassen bleiben. Da die Commission der «inen Summe wegen nicht daS ganze Budget umstoßen wollte, beschloß sie, dem Anträge de» andern Hause» zuzustimmen. Es folgt die Brrathung über dl« neueste Militärvorlagr: Bewilligung von 9 Millionen Thalcrn für dir HeerÄ- orgaussgttwe bl« z»M 1. Jrzli 1861 imtz»we Fm^erhabüng deS Zuschläge» zu den direkten Steuern. — Au» dem von l>r. Götze erstatteten CommisfionSberichte heben wir nur Folgendes hervor: In brr Sache selbst haf dieselbe nicht die Frage bet Vertrauens« Votum« zur Grundlage genommen; es sin» für sie „zwei Aeban, ken leitend" gewesen: „bat durch die ganze poiitischc Zeitlage her- brigeführte dringende Bedürfniß einer Verstärkung und mehrern Kräftigung de« stehenden Heere« und die Nothwendigkrit einer sorgsamen Bedachtnahmr darauf, daß die in Beziehung aus die Armee vorzugsweise wichtigen und unerläßlichen Prärogative de« Krieglherrn nicht etwa irgendwie durch eine gesetzliche Maßnahme beengt würden." Alle Mitglieder erklärten ihre volle Zustim mung zu dem Grundprineipe, auf welche« dir Hauptvorkage vom 9. Februar gebaut ist- In finanzieller Beziehung hat kie Com mission kein Bedenken gefunden. Dem Zusatz „einstweilig ' in §. l legt die Commission „kein Gewicht" bei, und „gerade weil der Zusatz den Sinn de« Paragraphen nicht a'.terirt, ist auch seine Beibehaltung nicht bedenklich". Die einzelnen Paragraphen und beide Gesetzentwürfe im Ganzen sind dann einstimmig geneh migt- Die Commission beantragt daher einstimmig folgende Re solution: „Da« Herrenhaut hat nur mit Befriedigung entnehmen kön nen, daß die kbnigl. Staat«reg:erung Entschließungen gefaßt hat, welche zur wesentlichen Kräftigung de« Heere« zu führen geeignet sind, und hofft mit Zuversicht, daß sie auf diesem Wege beharren und alle zur Reorganisation de« Heere« erforderlich n Maßregel» energisch in Au«führung bringen, zu diesem Bebufe auch insoweit, al« dieselben nicht schon kraft der Prärogative de« Kriegsherrn durchgesührk werden können, die erforderlichen gesetzlichen Bestimmungen seiner Zeit einbringen werden." Die heutige Debatte sicstaltete sich in folgender Weise: Der Berichterstatter l»r. Götze vertheidigt die Commisfion«- onträge unter Verlesung der auf die Heeresorganisation bezüg lichen Stell» der Thronrede, er empfiehlt die von dem Herren- mit gröblicher Zeichnung der Charaktere herauSgearbeitet zu werden. Effecte geschicktester und geistvoller Art sind genügend darin; e» kommt darauf an, sie durch eine feine und spirituelle Behandlung künstlerisch zu moti- viren, zu nüanciren, sie ergänzend zu individualisiren und durch ein leichtes, taktvolles und rasches Spiel die Schwächen diese- politischen HofspieleS zu verdecken. Durch einen zu starken und äußerlichen Farbenauftrag wird daS Lustspiel carikirt und aus seinem Terrain heruntergezogen. Auch da» Redetempo wurde oft — wie da» überhaupt eine übliche Freiheit auf unsrer Bühne geworden — zu tardirend. Mit Hilfe höchst gedehnter und die Theilnahme ermüdender Zwischenacte spielte das Stück eine halbe Stunde länger al» nöthig. C. Banck. Die K L n g u r u h-In se l. Von /riedrich Serstickwr. *) (Forts, au« Nr. 118.) „So, und nun kommt, Fremder — ich habe Euch noch nicht einmal nach Euerm Namen gefragt," sagte Rodwell, al» er mit leichtem Schritt an» Land sprang, e» dem Mattosen überlassend, das Boot auf der gewöhn lichen Stelle in Sicherheit zu bringen und Segel und Ruder zu bergen. „Barner heiße ich," sagte Tolmer, ihm etwa- lang samer folgend, denn er wollt« sich durch seine» ziemlich bekannten Namen nicht vor der Zeit verrathen. „Gut denn, Mr. Barner," sagte Rodwell freundlich, „dir Nacht müßt Ihr nun ohnehin mein Gast bleiben, da die Häuser in meiner Nachbarschaft noch gar spärlich *) Xu« deffen kürzlich erschien»«,,m N^sewerk» „Inselwelt", kripziß, Xrrwlb'sch» Buchhandlung. (Mit Genehmigung der Ber lag«tz«dlung abgchnukr.) gesäet sind, und morgen bleibt Euch Zeit genug, den Wanderstab zu setzen, wohin eS Euch beliebt." „Und ist hier Euer HauS?" frug Tolmer, der sich in der Dunkelheit nicht zurechtfand. „Gleich da drüben, hinter den einzelnen Bäumen, die Ihr dort gegen den Hellern Himmel könnt abstechen sehen. Eigentlich müßten wir von hier au» schon da» Licht im Innern erkennen können, aber meine Frau hat mich gewiß heute noch nicht erwartet." Er war, während er sprach, auf den bekannten Pfaden so rasch vorwärts geschritten, daß ihm Tolmer kaum zu folgen vermochte. Jetzt hatten sie die Gartenthür er reicht, aber auch diese war ungewohnterweise verschlossen. Rodwell hob indeß die leichte Gatterthür au» den Angeln und führte seinen Begleiter den breiten kiesigen Garten pfad entlang dem Hause zu, da» sie jetzt mit seinen dunkeln Umrissen dicht vor sich erkennen konnten. Hier hatten sie bald die HauSthür erreicht, an die Rodwell dreimal leise anklopfte. — Niemand antwortete ihm. Er klopfte stärker — Alle- blieb todtenstill im Hause; kein Licht erschien, kein Schritt wurde laut. „Eie kann doch noch nicht schlafen," murmelte Rod well vor sich hin, „eS ist kaum acht Uhr —" und lauter, krästigkd, schlug er gegen die Thür, daß eS durch da ganze HauS dröhnte. — Umsonst. Im Hause rührte und regte sich Nichts. Rodwell sprach kein Wort. Still und regungslo- stand er au seiner eignen Thür — an der Schwelle sei nes Paradieses, und wie die Ahnung etwa- Entsetzlichen griff es ihm in die Seele und machte sein Blut in den Adern stocken. Da knarrte im obern Stock, gerade über der Thür, rin Fenster, und eine ängstliche Frauenstimme ries von oben nieder:j „Wer ist da 7 — Sind Sie e», Master?" „Betsey!" rief Rodwell und holte tief Athcm — eS war ihm, als ob sich eine Centnerlast von seiner Seele wälze. „Oeffnet denn Niemand, und schläft mein Weib und Kind schon so fest, daß sie mich gar nicht hören?" „Ich komme gleich hinunter und mache die Thür auf," sagte das Mädchen und verschwand vom Fenster. Die beiden Männer wechselten indessen kein Wort mit einander. Mit fast krampfhaftem Griff hielt Rod well die Klinke fest in seiner Hand, bis sie im Hause die Schritte deS Mädchens hörten, da» langsam die Treppe herunter kam und jetzt innen die beiden Riegel von der Thür zurückschob. Jetzt steckte sie den Schlüssel ein und schloß auf, und im nächsten Augenblicke stand ihr Rodwell gegenüber. „Ach du mein lieber Gott!" rief da da» Mädchen, während ihr die Thränen auS den Augen stürzten, „ich kann ja Nichts dafür — ich bin ja wahrhaftig unschul dig, wenn ich eS mir auch gedacht habe, daß da» Un glück noch geschehen würde." - Rodwell war leichenblaß geworden. Er zitterte so, daß er sich an Tolmer halten mußte, nicht umzufinken. Nur sein stierer Blick bohrte sich an dem Mädchen fest, das ihr Antlitz in den Händen barg und laut und heftig schluchzte. „Was ist vorgrfallen, Betsey?" sagte er endlich mit leiser, vollkommen tonloser Stimme — „wo ist — mein Weib — mein Kind?" „Fort!" stöhnte da» Mädchen, „o du lieber Gott, fort — fort — Beide!" „Die Schlange!" hauchte Rodwell, und Tolmer sprang zu und hielt ihn, denn er sah, wie der starke Mann in dir Knie brach, und glaubte, daß er zu Boden stürzen würde. Aber der Unglückliche raffte sich mit fast über menschlicher Kraftanstrengung wieder empor, und Tolmer »
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